FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Universitätsbibliothek

Adresse. Universitätsstr. 22, 86159 Augsburg; [Karte]
Postanschrift: 86135 Augsburg
Telefon. (0821) 598-5300 (Direktion), 598-5353 (Referat Altes Buch)
Telefax. (0821) 598-5354 e-mail. info@bibliothek.uni-augsburg.de
Bibliothekssigel. <384>

Unterhaltsträger. Freistaat Bayern
Funktion. . Hochschulbibliothek, zugleich wissenschaftliche Allgemeinbibliothek für Stadt und Region.
Sammelgebiete. Literatur zu den an der Universität vertretenen Fächern.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.30-22 Uhr, Samstag 8.30-16 Uhr. Handschriftenleseraum (auch für ältere Druckschriften): Montag bis Freitag 8.30-12 Uhr, Montag bis Donnerstag 13-16 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Reader-Printer für Mikrofilm und Mikrofiche (Selbstbedienung), Fotolabor (voll farbfähig). Kopien aus älteren Büchern sind nur möglich, wenn der konservatorische Zustand dies erlaubt.
Gedruckte Informationen. Jährlich überarbeitete Informationsbroschüre, Faltblätter jeweils für Katalog, Ortsleihe und Fernleihe; Jahresberichte.
Hinweise für anreisende Benutzer. Busverbindung (Linie 44) ab Hauptbahnhof über Königsplatz im 5-Minutentakt bis Haltestelle Alter Postweg/Universität (ca. 15 Minuten). Die Universität und ihre Bibliothek liegen am Südrand der Stadt. Parkhaus der Universität an der Einfahrt Nord.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Obwohl die Universitätsbibliothek Augsburg erst auf eine vergleichsweise junge Geschichte zurückblickt, kann sie aufgrund ihres bemerkenswerten historischen Buchbestandes einen Platz unter den bedeutenden Sammlungen in Deutschland beanspruchen. Diesen Rang erwarb die 1970 für die Literaturversorgung der neugegründeten Universität eingerichtete Bibliothek, die heute insgesamt ca. 1,7 Millionen Bde sowie ca. 370.000 AV-Materialien und andere Medien umfaßt, nur bedingt durch den regulären Bestandsaufbau, in dessen Rahmen von Anfang an auch Drucke aus der Zeit vor 1900 einzeln oder durch Sammelkäufe erworben wurden (schätzungsweise 7500 Bde). Vielmehr erfuhr der historische Bestand im Laufe der folgenden zwölf Jahre durch die Übernahme mehrerer geschlossener Sammlungen einen immensen Zuwachs, sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht.

1.2 Im Jahre 1971 gelangte mit der Bibliothek der ehemaligen Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising ein historischer Bestand (Druckschriften vor 1900) von 35.000 Bdn in die Universitätsbibliothek, mit der 1972 eingegliederten Bibliothek der Pädagogischen Hochschule Augsburg kamen weitere 500 Bde hinzu.

1.3 Daneben wurden verschiedene Sammlungen von Mikroformen mit historischen Buchbeständen erworben, die 185.000 vor 1900 erschienene Titel enthalten, darunter drei französische Zeitungssammlungen mit zusammen 272 Titeln.

Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek

1.4 Im Jahre 1980 erwarb der Freistaat Bayern die Bibliothek der Fürsten von Oettingen-Wallerstein, die ca. 80.000 vor 1900 gedruckte Titel umfaßt, und wies sie der Universitätsbibliothek Augsburg zu (s. u. 2.6-2.23). Die Bibliothek der Grafen von Oettingen geht wenigstens bis auf das 15. Jh zurück. 1653 und 1655 erhielt sie einen bedeutenden Zuwachs von 1256 Titeln durch die Bibliothek Marquard Fuggers (1595-1655). Diese Bibliothek enthielt im wesentlichen die Sammlung des Augsburger Patriziers, Humanisten und Kaufmanns Markus Fugger (1529-1597), der seinen Neigungen entsprechend seit 1550 eine gelehrte Universalbibliothek aufgebaut hatte, die neben den klassischen Texten des 16. Jhs besonders für ihre Renaissanceeinbände (Groliermeister) bekannt ist.

1.5 Graf Ernst II. (1594-1670) vereinigte die bis dahin innerhalb der Familie Oettingen-Wallerstein verstreut vorhandenen Bibliotheken mit seiner eigenen und brachte sie in das Familienfideikommiß ein. 1761 wurden Bibliotheksbestände aus Wien nach Wallerstein (Landkreis Donau-Ries) überführt. Ihren Höhepunkt erlebte die Sammlung unter Fürst Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein (1748-1802), der während seiner Regierungszeit (1773-1802) die wissenschaftliche Literatur seiner Zeit umfassend sammelte und dabei etwa 10.000 Titel erwarb. Bei einem Gesamtbestand von ca. 20.000 Titeln (1795) enthielt die fürstliche Bibliothek Literatur aus allen Wissensgebieten.

1.6 Den größten Zugewinn brachte der Bibliothek 1802/03 die Säkularisation der Benediktinerklöster St. Mang in Füssen (25.000 Titel), Heilig Kreuz in Donauwörth (20.000 Titel) und Mönchsdeggingen (3500 Titel) sowie des Birgittenklosters Maihingen im Ries (später Franziskaner, 1750 Titel) und des Zisterzienserinnenklosters Kirchheim im Ries (750 Titel). Inhaltliche Schwerpunkte dieser Bestände bildeten vor allem Theologie und Kirchengeschichte, Geschichte und ältere Sprachen.

1.7 Darüber hinaus sind weitere Vorbesitzer zu nennen: Von Johann Leonhard Geisius (Ulm um 1660, Lizentiat der Rechte) stammt neben verschiedenen juristischen Standardwerken eine große Zahl von Flugschriften aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Außerdem sind zu erwähnen Johann Adam Weisshaupt († vor 1688, Jurist, Studium in Ingolstadt, 1628-1651 fuggerischer Amtmann in Babenhausen, Syndikus des Klosters Ursberg); Wilhelm Finckler (1626-1672, aus Nürnberg, Jurastudium in Altdorf, Oettingischer Rat und Kanzleidirektor); Johann Melchior Keller (1693-1771, aus Möttingen, Studium in Jena und Halle, 1723-1771 Pfarrer in Untermagerbein und Kleinsorheim); Franz Wilhelm von Oettingen-Baldern und Soetern (1725-1798, Dompropst in Köln und Großschatzmeister des Hochstifts Köln). Von ihm stammen neben juristischen Werken auch zahlreiche seltene Schriften zur Kölner und rheinischen Geschichte, darunter ein fast vollständiges Exemplar des Courrier du Bas Rhin.

1.8 Die fürstliche Bibliothek wurde seit 1816 in Wallerstein, seit 1840 in Maihingen aufbewahrt (dort wurde der Gesamtbestand neu katalogisiert; s. u. 2.6). Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs befand sie sich auf Schloß Harburg (Landkreis Donau-Ries). Sie war stets öffentlich zugänglich.

1.9 Verluste erlitt die Bibliothek durch Verkäufe des Hauses Oettingen-Wallerstein zwischen 1931 und 1938 (vgl. Karl & Faber, Auktionen 5, 7-16, 1933-1935), bei denen einige wertvolle Stücke veräußert wurden, bevorzugt Americana, vor 1700 erschienene illustrierte Werke sowie Erstausgaben der deutschen Literatur. Nicht in den Kauf durch den Freistaat Bayern (1980) eingeschlossen und somit auf Schloß Harburg verblieben ist die sogenannte Oettingische Bibliothek, d. h. das Schrifttum von und über Oettingen und sein fürstliches Haus, Drucke aus Oettingen und Wallerstein sowie die Widmungsexemplare an die Fürsten.

Paul B. Rupp

Bibliothek des Cassianeums

1.10 Im Jahre 1981 (mit Vertrag vom 18. Februar 1982) übernahm die Universitätsbibliothek Augsburg die Bibliothek der Pädagogischen Stiftung Cassianeum als Dauerleihgabe (s. u. 2.24-2.33). 1989 wurde die Bibliothek angekauft. Sie umfaßt, hochgerechnet auf der Basis eines Katalogabschnittes, 67.000 Titel in 85.765 Bdn.

1.11 Das Cassianeum (benannt nach Cassian von Imola, dem Schutzpatron der Lehrer) wurde 1875 von Ludwig Auer (1839-1914) gegründet und bezog 1876 mit der Bibliothek und der Verlagsbuchhandlung Auer die Gebäude des ehemaligen Benediktinerklosters Heilig Kreuz in Donauwörth. Die Bibliothek sollte der Literaturversorgung des geplanten katholischen Pädagogiums, einer wissenschaftlichen Bildungsstätte für Lehrer, dienen. Später existierte neben dem Verlag nur noch ein Institut mit Bürgerschule. Auers eigene Bibliothek bildete den Grundstock der weiteren Sammeltätigkeit, wobei das Interesse nicht nur auf Schulbüchern und pädagogischer Literatur im engeren Sinn lag, sondern sich relativ breit auf Jugendschriften, Erbauungsliteratur und wissenschaftliche Basisliteratur aus allen Disziplinen, aber auch Belletristik erstreckte. Antiquarische Käufe, besonders aber Schenkungen von Geistlichen und Lehrern, führten zu einem reichen Bestand an älteren Werken. Hinzu kamen die dem Zeitschriftenverlag Auer zugehenden Rezensionsexemplare pädagogischer Neuerscheinungen. Da die Idee des Pädagogiums nicht im geplanten Umfang realisiert und die Bibliothek für wissenschaftliche Zwecke nur wenig genutzt wurde, kam es zu keinem einheitlichen Sammelplan. Ausgeprägte historische Interessen hatte der Bibliothekar Johannes Traber.

1.12 Im Jahre 1897 umfaßte der Bestand ca. 50.000 Bde, 1910, als das Cassianeum in eine Stiftung umgewandelt wurde, ca. 70.000, um 1922 ca. 90.000 Bde. Die Benutzung blieb jedoch äußerst gering. Seit Anfang der zwanziger Jahre verringerte sich der Zugang merklich; manche Zeitschriften liefen noch bis um 1930. Danach wurde die Bibliothek nicht mehr genutzt. Im Zuge der Übernahme durch die Universitätsbibliothek Augsburg (1981) gelangte auch neuere Belletristik aus der Kriegsleihbücherei der Buchhandlung Auer und der Volksbücherei Donauwörth sowie ein inhaltlich heterogener, im Katalog ( s. u. 3.2) nicht nachgewiesener Bestand von Publikationen aus der Zeit nach 1920 in die Bibliothek.

1.13 Im Jahre 1989 erwarb der Freistaat Bayern die Bibliothek für die Universitätsbibliothek Augsburg. In Donauwörth verblieben die Veröffentlichungen des Verlages Auer, insbesondere die Zeitschriften, sowie sämtliche Werdensia (Werke über Donauwörth, Heilig Kreuz und das Cassianeum) und einzelne besonders wertvolle Werke (darunter Hss., von deren bedeutendsten die Universitätsbibliothek Augsburg Mikrofilme beschafft hat).

Gerhard Stumpf

Hymnologische Sammlungen

1.14 Zwischen 1986 und 1990 konnte die Bibliothek dank der Initiative Augsburger Wissenschaftler einige Gesangbuchsammlungen aus Privatbesitz erwerben (s. u. 2.34 ff.). Zu dem relativ sclen Bestand an derartiger Literatur innerhalb der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek, auf den aus systematischen Gründen an dieser Stelle hingewiesen sei, kamen Teile der ehemals berühmten Sammlung des Mitbegründers der ersten deutschsprachigen Zeitschrift für evangelische Kirchenmusik (Siona), des Theologen Max Herold (1840-1921), deren bedeutendste Bestände allerdings bereits früher veräußert worden waren. Weiter wurden erworben die Bibliothek Konrad Wölfels (1911-1982, Registrator bei der Bundesvermögensverwaltung in Nürnberg) und die Sammlungen zweier bedeutender Hymnologen, die beide maßgeblich an der Entstehung des Evangelischen Kirchengesangbuchs beteiligt waren, des auch als Musikwissenschaftler renommierten Walter Blankenburg (1903-1986) sowie insbesondere diejenige des Nestors der deutschsprachigen hymnologischen Forschung, Konrad Ameln (1899- 1994). Der Ankauf der Sammlung Ameln, die, seit den zwanziger Jahren systematisch aufgebaut, als eine der herausragenden, wenn nicht als die bedeutendste ihrer Art in Privathand galt, wurde durch die finanzielle Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglicht. Die Sammlung Wölfel stellt eine Dauerleihgabe an die Universitätsbibliothek Augsburg dar, die damit über insgesamt rund 2900 Bde hymnologischer Quellenliteratur des 16. bis 20. Jhs verfügt. Angesichts der eher ungünstigen Bibliothekssituation auf diesem Gebiet ist der Standort Augsburg hinsichtlich Quantität wie Qualität des Vorhandenen zu einem der wichtigen seiner Art in Deutschland geworden, zumal die einschlägigen Bestände der Universitätsbibliothek und der Stadt- und Staatsbibliothek (mehr als 1000 Texte vor allem des 16. bis 18. Jhs, darunter viele katholische Titel) einander gut ergänzen.

1.15 In diesem Zusammenhang ist auch eine im weiteren Sinne hymnologische Sammlung zu nennen, die im Jahre 1986 erworbene Notenbibliothek Marcel Lorands (1911-1988), die neben umfangreichem handschriftlichem Material auch rund 100 großenteils seltene Drucke synagogaler Musik des 19. und frühen 20. Jhs enthält (s. u. 2.40). Als Kantor an der Budapester und später an der Straßburger Synagoge hatte der Vorbesitzer als einer unter ganz wenigen nach dem Kriege die heute weitgehend vergessene orgelbegleitete Synagogalmusik der aschkenasischen Tradition weiter gepflegt. Der Ankauf stand in engem Zusammenhang mit der Gründung des mit der Universität Augsburg kooperierenden Europäischen Zentrums für Jüdische Musik (früher Augsburg, jetzt Hannover).

Günther Grünsteudel

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 1.700.000 Bdn umfaßt der historische Bestand mindestens 136.800 Bde, bei denen jedoch die Bestände der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising und Mikroformen nicht berücksichtigt wurden. Die historischen Bestände mit Ausnahme der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek sind oder werden in den regulären Bestand der Bibliothek eingearbeitet (systematische Aufstellung gemäß den Regensburger Aufstellungssystematiken). Angaben zur chronologischen und sprachlichen Schichtung können nur für die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek, die Bibliothek des Cassianeums und die hymnologischen Sammlungen gemacht werden.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Zu dem ca. 80.000 Titel umfassenden historischen Bestand der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek gehören knapp 1100 Inkunabeln (alte Katalogunterlagen liegen nicht vor); ca. 4000 Titel (ca. 5 Prozent) stammen aus dem 16. Jh und 8000 Titel (ca. 10 Prozent) aus dem 17. Jh. Von den 58.000 Titeln des 18. Jhs (ca. 75 Prozent) datieren etwa 8500 aus der Zeit zwischen 1700 und 1760. Damit umfaßt der Bestand vor 1800 ca. 70.000 Titel. Weitere 8500 Titel (ca. 10 Prozent) stammen aus dem 19. Jh. Die Bibliothek des Cassianeums enthält aus dem 17. Jh nicht mehr als 200 Titel (ca. 0,5 Prozent); aus dem 18. Jh 7000 Titel (ca. 10 Prozent); aus dem 19. Jh 49.000 Titel (ca. 73 Prozent) und aus dem 20. Jh 10.800 Titel (ca. 16 Prozent). - Von den 3017 gedruckten Hymnologica (eingerechnet sind auch der einschlägige Bestand der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek und die Sammlung Lorand) sind 2167 Bde (72 Prozent) vor 1900 erschienen. Davon entstammen 42 Bde (ca. 2 Prozent) dem 16. Jh, 149 Bde (ca. 7 Prozent) dem 17. Jh, 775 Bde (ca. 36 Prozent) dem 18. Jh und 1201 Bde (ca. 55 Prozent) dem 19. Jh.

2.3 Der Ausbau der alten gräflichen Sammlung zu einer großen, repräsentativen Bibliothek war ein wichtiges Anliegen des ersten Reichsfürsten der Linie Oettingen-Wallerstein, Kraft Ernst (s. o. 1.5). Ein besonderer Schwerpunkt der Sammlung liegt daher in der zweiten Hälfte des 18. Jhs. Entsprechend der Bedeutung des Französischen als Wissenschaftssprache dieser Zeit finden sich etwa 17.000 französischsprachige Werke oder Drucke des französischen Sprachraums (ca. 21 Prozent). Das Lateinische nimmt einen annähernd gleichen Umfang ein, im übrigen ist der Bestand weitgehend deutschsprachig. Weitere Sprachen sind kaum vertreten.

Die Bibliothek des Cassianeums enthält vorwiegend deutschsprachige Werke, die lateinischen nehmen einen Umfang von ca. 15 Prozent ein.

Auch bei den Hymnologica überwiegen die deutschsprachigen Werke deutlich. Für die Frühzeit ist eine Anzahl lateinischer und französischsprachiger Titel zu nennen. Besonders im Bereich der Titel des 19. und 20. Jhs kommen weitere Sprachen hinzu. Insgesamt dürfte der Anteil der fremdsprachigen Texte 20 Prozent nicht überschreiten. Systematische Übersicht

2.4 Durch die Übernahme der 35.000 Bde der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising erhielt die Bibliothek einen guten Fundus an Quellenwerken und älterer Standardliteratur in den Fächern Kirchengeschichte, Geschichte, Naturlehre mit Chemie und Biologie, Geographie und Landwirtschaft. Aus diesem Bestand stammen auch die fast lückenlos überlieferten Schulprogramme der kurpfalz-bayerischen Schulen aus dem Zeitraum 1826-1918.

2.5 Zur Ergänzung ihrer historischen Bestände hat die Bibliothek folgende Mikroformsammlungen mit Büchern vor 1900 erworben: American Fiction (15.571 Titel); American Poetry (8412); Archives de linguistique française (300); Bibliotheca Palatina; Bibliothek der deutschen Literatur (Taschen-Goedeke, ca. 25.000); Early British Fiction (506); Edition Corvey: deutsche Belletristik; Eighteenth Century, Series 5: Literature (ca. 50.000); English Linguistics 1500-1800 (365); Flugschriften des frühen 16. Jhs (ca. 5000); Flugschriftensammlung Gustav Freytag (6265); German and Austrian Drama of the 18th Century (3295); German Baroque Literature: Yale Collection (d. i. Sammlung Faber du Faur, 2414); Harold Jantz Collection of German Baroque Literature (3701); Maclure Collection of French Revolutionary Materials (ca. 40.000, einschließlich der französischen Parlamentaria dieser Zeit); Nineteenth Century: Primary Printed Sources in English / Section Linguistics (6000); Nineteenth Century English and American Drama (28.000); Popular Literature in 18th and 19th Century Britain (chapbooks, 1500); Pre-1900 Canadiana: English Language and Literature (1600); Reformed Protestantism (1200); Les Saint-Simoniens (650); Spanish Drama of the Golden Age (1800); Thomason Tracts (8000). An historischen Zeitungsbeständen wurden in Mikroform erworben: Journaux éphémères de la Révolution française (92 Titel); Journaux de la Révolution française (132 Titel, einschließlich Journal de Paris und Moniteur universel); Journaux de la période de la commune (24 Titel). Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek

2.6 Die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek wird als abgeschlossener Bestand geführt. Die ursprüngliche Aufstellungssystematik, die den Bestand in 13 Fächer mit entsprechenden Untergruppen gliedert, wurde beibehalten. Diese Systematik geht auf den fürstlichen Archivar und Bibliothekar Wilhelm Freiherr Löffelholz von Kolberg (1809-1891) zurück, der sie in der zweiten Hälfte des 19. Jhs anhand der Systematik der Münchener Hofbibliothek entwickelt hatte.

2.7 Die Gruppe Enzyklopädie (I; 2606 Titel) gliedert sich in: (1) Bibliographie, Diplomatik und Typographie, 777 Titel, einschließlich etwa 400 Kataloge von Privatbibliotheken, meist Auktionskataloge, überwiegend aus dem 18. Jh; (2) Enzyklopädie im engeren Sinn, 287 Titel, mit Diderots Encyclopédie, der Encyclopédie méthodique und den ersten 100 Bdn der Ökonomischen Encyclopädie von J. G. Krünitz; (3) Vermischte Schriften, 849 Titel; (4) Gelehrte Gesellschaftsschriften, 246 Titel, meist Abhandlungen von französischen Akademien; (5) Periodische Schriften vermischten Inhalts (solche mit speziellem Inhalt stehen bei dem entsprechenden Fach), 447 Titel, darunter auch Almanache.

2.8 Die Gruppe Philologie (II; 3353 Titel) gliedert sich in: (1) Allgemeine Sprachkunde, 129 Titel, vor allem Sprachwissenschaft und mehrsprachige Wörterbücher; (2) Außereuropäische Sprachen, 158 Titel, in erster Linie Grammatiken und Wörterbücher der orientalischen Sprachen; (3) Alte klassische Philologie, 476 Titel (Grammatiken, Wörterbücher, Rhetorik); (4) Die alten griechischen Schriftsteller bis zum Jahr 500, 736 Titel; (5) Die alten römischen Schriftsteller bis zum Jahr 500, 1292 Titel, darunter 103 (von 196) der Editiones Bipontinae und 12 Ausgaben " Ad usum Delphini"; (6) Kunde der neueren Sprachen, 562 Titel, darunter zahlreiche französische, italienische und englische Grammatiken und Sprachlehrbücher.

2.9 Die zwölf Unterabteilungen der Gruppe Schöne Wissenschaften und Künste (III) enthalten 11.888 Titel: (1) Schöne Wissenschaften im Allgemeinen und Redekunst, 545 Titel; hier finden sich auch Briefsteller, Poetiken und Titularbücher; (2) Schöne Künste, zeichnende und plastische Künste, 735 Titel; (3) Schöne Baukunst, Civilbaukunst, 307 Titel. Inhaltlich sind den beiden letzteren Untergruppen auch die in die Gruppe Geschichte (IV) eingereihten Itinerarien englischer und französischer Italienreisender des 18. Jhs zuzuordnen. In seiner Gesamtheit dürfte dieser Bestand an " Kunstliteratur" im weiteren Sinne allein durch gezielte Sammeltätigkeit des Fürstenhauses gewachsen sein. Die nicht zufällig, aber auch nicht streng systematisch zusammengeführten Quellen zur Kunstgeschichte, Vitensammlungen, Kunstlexika, kunsttheoretische und ästhetische Schriften, Akademieschriften, vor allem aber ein bemerkenswerter Bestand im Bereich der Architekturtheorie des 16. bis 18. Jhs reflektieren den Interessenshorizont des gebildeten Kenners im Geiste des Klassizismus. Während die Exklusivität der graphischen Tafelwerke aus Architektur und Archäologie vom sozialen Status ihres Besitzers zeugt, sprechen kleinere, preiswerte " pocket companions", gedacht für englische Bauhandwerker, eher für ein engagiertes persönliches Interesse am Fach. Der zeitgenössischen Antikenbegeisterung entsprechend enthält diese Adelsbibliothek neben den genannten Reiseberichten der " voyages pittoresques", die zu den italienischen Ausgrabungsstätten unternommen wurden, u. a. den französischen (1781-1789) und den deutschen Nachdruck (1793-1799) der originalen Prachtausgabe der Antichità di Ercolano (1757-1796). Die für das klassizistische Kunstgewerbe vorbildlichen Publikationen der berühmten Vasensammlung Sir William Hamiltons (Neapel: d'Hancarville, 1766-1767 mit handkolorierten Kupferstichen, und Neapel: Wilhelm Tischbein, 1791-1795) dokumentieren neben dem rein antiquarischen Aspekt der zeitgenössischen Antikenbegeisterung die gesccksbildende Intention der als Motiv- und Mustersammlungen für Künstler und Handwerker gedachten Tafelwerke.

Paul B. Rupp

2.10 Die Untergruppe (4) Musik enthält 141 Titel Musikschrifttum des 18. und 19. Jhs (vor allem Musiktheorie und Musikästhetik) und einen kleinen und inhaltlich heterogenen Bestand an Sekundärliteratur des 20. Jhs; (4a) die Musikdrucke, 604 Titel, die schwerpunktmäßig der zweiten Hälfte des 18. Jhs und dem frühen 19. Jh entstammen und großenteils den musikalischen Zeitgescck, aber auch die persönlichen Vorlieben des musikbegeisterten Fürsten Kraft Ernst ( s. o. 1.5) widerspiegeln. Er unterhielt in Wallerstein eine seinerzeit berühmte Hofkapelle, die nach seinem Tode (1802) in eingeschränktem Umfang noch bis 1821 fortbestand. Einblicke in deren Repertoire dürften die Musikdrucke allerdings nur bedingt gewähren; der Anteil der von Mitgliedern der Hofkapelle stammenden Werke ist, im Gegensatz zu den insgesamt 1787 Musikhandschriften, verschwindend gering. Enthalten sind neben zahlreichen Werken der Instrumentalmusik (Orchester- wie auch Kammermusik für alle Arten von Besetzungen) vor allem Partituren oder auch einzelne Teile (Ouvertüren, Arien, etc.) zumeist französischer und italienischer Opern. Daß der Musikalienbestand nach 1821 noch weiter vermehrt wurde, ist hauptsächlich der Initiative des damaligen Leiters der fürstlichen Sammlungen, Wilhelm Löffelholz von Kolberg ( s. o. 2.6), zu danken. Die Musikdrucke stehen auch als Mikrofichekopie zur Verfügung.

Günther Grünsteudel

2.11 Es folgen die Gruppen (5) Schauspielkunst, 108 Titel; (6) Gymnastik und Spiele, 67 Titel; (7) Neuere Schöne Literatur der griechischen und lateinischen Sprache nach 500, 1232 Titel; hier finden sich allerdings nur lateinische Werke, dazu etwa 500 Periochen, meist jesuitisches und benediktinisches Schuldrama Süddeutschlands; (8) Schöne Literatur der deutschen Sprache, 3434 Titel, darunter etwa 1200 deutsche Dramen aus der Zeit von 1750 bis 1790. Letztere Bestandsgruppe wurde größtenteils von Fürst Kraft Ernst erworben, wesentliche Teile, darunter mehrere Sammelreihen der bis 1770 in Wien aufgeführten Stücke, gelangten aus dem Besitz des Benediktinerklosters Heilig Kreuz in Donauwörth in die fürstliche Sammlung. Die Vielzahl seltener Sammelwerke bietet einen repräsentativen Querschnitt durch die zwischen 1750 und 1800 auf deutschen Bühnen gespielten Stücke und damit eine aufschlußreiche Quellensammlung für das bürgerliche Drama der Aufklärungszeit. Dem Gebrauchscharakter dieser seit etwa 1750 für ein adeliges und bürgerliches Lesepublikum in großer Menge gedruckten Dramenausgaben entsprechend, handelt es sich in der Regel um kleinformatige, schmucklose, meist broschierte Bände. Die Gruppe (9) Schöne Literatur der englischen Sprache, 817 Titel, enthält einen vor allem für die zweite Hälfte des 18. Jhs repräsentativen Bestand (zwischen 1760 und 1800 wurden etwa zwei Drittel der Sammlung erworben). Nahezu alle wesentlichen Autoren des 16. und 17. Jhs (häufig in späteren Ausgaben) sowie des 18. Jhs sind im Bestand vertreten, der somit einen guten Einblick in die Lesegewohnheiten der Zeit vermittelt. Mit etwa 500 Titeln ist der Roman die mit Abstand am häufigsten vertretene Gattung. Nur wenig mehr als 200 Titel liegen im englischen Original vor, den Rest bilden französische und deutsche Übersetzungen. Ähnliches gilt für Lyrik und Drama (jeweils etwa 80 Titel). Hervorzuheben sind eine große Anzahl von " sentimental" und " gothic novels" des späten 18. Jhs sowie viele der seit dem späteren 19. Jh im Leipziger Verlag Tauchnitz erschienenen originalsprachigen Editionen. Es folgen (10) Schöne Literatur der italienischen Sprache, 742 Titel; (11) Schöne Literatur der französischen Sprache, 2912 Titel, darunter etwa 1000 Romane des 18. Jhs, außerhalb Frankreichs nach der Bibliothèque du Chéteau d'Oron (Waadtland) die größte Sammlung; die Bestände wurden ausgewertet für die derzeit in Bearbeitung befindliche Neuauflage der Bibliographie du genre romanesque français; (12) Schöne Literatur der übrigen Sprachen, 244 Titel.

2.12 Die Gruppe Geschichte (IV; 20.891 Titel) ist das größte Einzelfach der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek. Sie gliedert sich in: (1) Einleitung in die Geschichte, 113 Titel; (2) Allgemeine und europäische Geographie mit Ethnographie und Statistik, 484 Titel; (3) Karten und Atlanten, 254 Titel, darunter das fünfbändige Theatrum orbis terrarum der Brüder W. und J. Blaeu. Die Untergruppe (4) Reiseliteratur enthält 1197 Titel, ganz überwiegend aus dem 18. Jh. Etwa die Hälfte des Bestandes behandelt Europa (Italien, die Britischen Inseln und Skandinavien sind unterrepräsentiert), die andere Hälfte Asien, Australien und den pazifischen Raum. Weitere Reiseliteratur findet sich in den Systematikgruppen IV.16 bis IV.25 (Europäische und außereuropäische Geschichte) und IV.28 (Kirchengeschichte, vor allem Jesuitenmission in Südamerika und Asien). Es folgen (5) Chronologie, 382 Titel, hier auch alle Kalender; (6) Genealogie und Heraldik, 260 Titel; (7) Numismatik, 323 Titel; (8) Epigraphik und Hieroglyphik, 79 Titel; (9) Allgemeine Biographik, 86 Titel; (10) Historische Miscellen und Zeitschriften, 321 Titel; (11) Allgemeine Geschichte, 405 Titel; (12) Alte Geschichte und Archäologie, 681 Titel; (13) Mittlere und neuere Geschichte, 2859 Titel, darunter etwa 1800 Flugschriften, überwiegend aus dem 17. Jh.

2.13 Weitere Untergruppen sind: (14) Allgemeine deutsche Geschichte, 1219 Titel, mit dem Schwerpunkt auf der deutschen Betrachtung der Französischen Revolution und der Revolutionskriege; (15) Geschichte der deutschen Staaten, 2067 Titel; (15a) Deutsche Biographik, 112 Titel; (16) Geschichte der Schweiz, 111 Titel; (17) Geschichte der Niederlande, 335 Titel; (18) Geschichte der skandinavischen Reiche, 212 Titel; (19) Geschichte der slawischen und finnischen Staaten, 420 Titel; (20) Geschichte der Türkei und Griechenlands, 135 Titel; (21) Geschichte Italiens, 344 Titel; (22) Geschichte der Pyrenäenhalbinsel, 164 Titel; (23) Geschichte Frankreichs, 2069 Titel, mit dem Schwerpunkt auf der Französischen Revolution, einschließlich 400 Flugschriften; (24) Geschichte Großbritanniens und Irlands, 356 Titel überwiegend des 18. Jhs; (25) Außereuropäische Geschichte, 539 Titel.

2.14 Der Geschichte angegliedert sind: (26) Kulturgeschichte, 322 Titel; aus diesem Bestand wurden bei Versteigerungen ( s. o. 1.9) etwa 80 Masonica veräußert; (27) Allgemeine Geschichte der Wissenschaften, 1065 Titel, mit den Gelehrten Anzeigen von gelehrten Sachen und der Allgemeinen Deutschen Bibliothek; (28) Kirchengeschichte mit den großen Quellensammlungen des 17. und 18. Jhs ( u. a. Acta Sanctorum, Baronius, Surius, Basnage, Hardouin, Schannat-Hartzheim). In diesem Einzelfach sammeln sich die einschlägigen Bestände der säkularisierten Benediktinerklöster mit Schwerpunkten bei der Hagiographie, Konzilien-, Ordens- und Klostergeschichte, insgesamt 3977 Titel. Bemerkenswert ist eine Sammlung von (nicht katalogisierbaren) Totenroteln der Bayerischen Benediktinerkongregation.

2.15 Die Gruppe Philosophie (V; 2948 Titel), deren Bestand dem einer alten Universitätsbibliothek durchaus vergleichbar ist, unterteilt sich in: (1) Gesamte Philosophie, 978 Titel; (2) Theoretische Philosophie, 959 Titel; (3) Praktische Philosophie, 1011 Titel. Vergleichsweise klein ist die Gruppe Pädagogik (VI; 1087 Titel) mit den Untergruppen: (1) Allgemeine Pädagogik, 492 Titel; (2) Besondere Pädagogik, 595 Titel, mit einigem Kleinschrifttum zu einzelnen Bildungsanstalten.

2.16 In der ebenfalls kleinen Gruppe Mathematik (VII; 588 Titel) finden sich überwiegend die Anschaffungen von Fürst Kraft Ernst aus den Jahren 1770 bis 1802, jedoch so gut wie keine Bestände aus den säkularisierten Klöstern. Der Bestand gliedert sich in: (1) Allgemeine Mathematik, 101 Titel; (2) Reine Mathematik, 332 Titel; (3) Angewandte Mathematik, 155 Titel.

2.17 Die Gruppe Naturwissenschaften (VIII; 2148 Titel) verteilt sich auf: (1) Allgemeine Naturkunde, 53 Titel; (2) Naturlehre, 976 Titel; (3) Astronomie, 313 Titel; (4) Naturgeschichte, 806 Titel, darunter auch Kräuter- und Tierbücher. Besonders erwähnenswert sind der Hortus Eystettensis, die Werke des italienischen Zoologen Ulisse Aldrovandi (1522-1605) und die prächtigen Tafelwerke des französischen Botanikers Pierre Joseph Buc'hoz (1731-1807).

2.18 Die Gruppe Polytechnik (IX; 2480 Titel) gliedert sich in: (1) Ökonomie, 1111 Titel, mit vielen Werken der Hausväterliteratur und zum Gartenbau; (2) Forst- und Jagdkunde, 214 Titel, mit ca. 150 deutschsprachigen Jagd-Titeln (davon etwa 10 Prozent seltene Stücke); (3) Berg- und Hüttenkunde, 116 Titel; (4) Technologie, 245 Titel; (5) Wasser-, Brücken- und Straßenbau, 84 Titel; (6) Handlungswissenschaft, 173 Titel; (7) Kriegswissenschaft, 537 Titel.

2.19 Die Gruppe Medizin (X; 2852 Titel) unterteilt sich in: (1) Gesamte Medizin, 626 Titel, darunter neben den allgemein-medizinischen Abhandlungen und Einführungen viele ältere, auch ausländische Zeitschriften; (2) Anatomie, Physiologie, 280 Titel; (3) Hygiene, populäre Medizin, 275 Titel; (4) Arzneimittellehre, 334 Titel, hierunter zahlreiche Pharmakopöen; (5) Pathologie, Therapie, Chirurgie, 1079 Titel; (6) Staatsarzneikunde, 128 Titel, worunter Medizingesetzgebung, Medizinal- und Hebammenordnungen und die forensische Medizin verstanden werden; (7) Tierarzneikunde, 130 Titel.

2.20 Die Gruppe Staatswissenschaften (XI; 2102 Titel) gliedert sich in: (1) Allgemeine Politik, 726 Titel des 16. bis 19. Jhs, davon 633 vor 1800. Hervorzuheben sind 103 Ausgaben von Fürstenspiegeln des 16. bis 18. Jhs, davon mehr als die Hälfte (55 Ausgaben) aus dem 17. Jh, in welchem die Gattung ihre Blütezeit erlebte. Es handelt sich nicht selten um spätere Ausgaben und Übersetzungen; einige Werke sind teilweise in mehreren Ausgaben und Übersetzungen vorhanden (insgesamt 79 verschiedene Titel). Es folgen (2) Kameralwissenschaft, Polizei, 768 Titel; (3) Staatswissenschaft der Völker, 608 Titel, darin Staatshandbücher (Schematismen) deutscher und ausländischer Staaten des ausgehenden 18. Jhs und Werke der französischen angewandten Staatslehre.

2.21 Die Gruppe Jurisprudenz (XII; 10.804 Titel), mit (geschätzt) 1500 alten Dissertationen, ist unterteilt in: (1) Gesamte Jurisprudenz, 1613 Titel; (2) Römisches Recht, 665 Titel; (3) Deutsches Recht, 408 Titel; (4) Völkerrecht, Allgemeines Staatsrecht, 142 Titel; (5) Deutsches Staatsrecht, 1787 Titel; (6) Regierungsrecht, 814 Titel; (7) Lehenrecht, 291 Titel; (8) Kirchenrecht, 1935 Titel; (9) Zivilrecht, 1247 Titel; (10) Deutsches Privatrecht, 1314 Titel; (11) Ausländisches Recht, 588 Titel.

2.22 Die Gruppe Theologie (XIII; 14.989 Titel), deren Bestände überwiegend aus den säkularisierten Klosterbibliotheken stammen und nahezu ausschließlich katholische Theologie beinhalten, gliedert sich in: (1) Heilige Schrift, 721 Titel; dabei handelt es sich ausschließlich um Bibelausgaben (auch Polyglotten) und Kommentare; (2) Patrologie und Patristik, 577 Titel; (3) Gesamte Theologie, 1189 Titel; der vergleichsweise geringe Bestand dieses Fachs zeigt deutlich, daß der Schwerpunkt der katholischen Theologie damals nicht auf diesem wissenschaftlichen Fach, sondern auf den im folgenden genannten Fächern lag: (4) Biblische Theologie und Exegese, 1075 Titel; (5) Dogmatik, 3839 Titel; (6) Moral, Aszetik, 2743 Titel; (7) Pastoralwissenschaft, 374 Titel; (8) Homiletik, 3532 Titel, darunter geschätzt 1200 Leichenpredigten überwiegend süddeutscher, katholischer Provenienz; (9) Katechetik, 316 Titel; (10) Liturgik, 623 Titel.

2.23 Die annähernd 1100 Inkunabeln der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek entstammen fast vollständig dem Säkularisationsgut. Überwiegend handelt es sich dabei um nach 1480 gedruckte Werke aus oberdeutschen Offizinen sowie aus Venedig, die über die Benediktinerklöster St. Mang in Füssen und Heilig Kreuz in Donauwörth in die fürstliche Bibliothek gelangten. Entsprechend überwiegen lateinisches theologisches Schrifttum und Juridica, während naturwissenschaftliche und humanistische Texte fast vollständig fehlen. Daneben finden sich knapp 100 volkssprachliche Drucke. Illustrierte Drucke der Inkunabelzeit sind aufgrund der Verkäufe in den dreißiger Jahren ( s. o. 1.9) nur mehr spärlich vertreten.

Paul B. Rupp

Bibliothek des Cassianeums

2.24 Die Bibliothek des Cassianeums ist seit 1981 provisorisch nach einer vor 1920 geschaffenen Ordnung aufgestellt. Diese trägt teilweise Züge einer Wissenschaftssystematik, orientiert am Kanon der Unterrichtsfächer und dominiert von der Pädagogik, stellt sich letztlich jedoch als Konglomerat unterschiedlicher alphanumerischer Signaturensysteme dar. Zudem sind durch mehrere Systematikänderungen die Signatureinträge im und am Buch nicht eindeutig. Einige Fächer sind auf mehrere Stellen verteilt. Eine Trennung nach Formaten gibt es ebensowenig wie chronologische Prinzipien in der Aufstellung. Später inkorporierte Teilbestände wurden ohne systematische Anbindung als Appendix aufgestellt.

2.25 Eine solche Anordnung erschwert die sachliche Literatursuche und ist auch für die künftige Erschließung nicht mehr verwendbar. Deshalb wird die Cassianeums-Bibliothek sukzessive (zunächst jeweils bei Benutzung einzelner Werke) neu katalogisiert und nach der Regensburger Aufstellungssystematik auf neue Standorte in der Universitätsbibliothek verteilt. Die Provenienz der Titel bleibt durch eine Codierung im EDV-Katalog erkennbar, der Gesamtbestand somit rekonstruierbar. Die alte Aufstellung wird allmählich aufgelöst, alte Signatureinträge in den Büchern werden jedoch nicht getilgt.

2.26 Bei den Bestandsangaben sind in der Regel nur Schätzungen aufgrund von Auszählungen kleiner Abschnitte möglich. Zur Ermittlung der Gesamttitelzahl wurde nach der Auszählung eines Katalogabschnittes hochgerechnet. Bei 85.765 vorhandenen Bänden ergeben sich 67.000 Titel, von denen 56.000 vor 1900 erschienen sind. Äußerst gering ist die Zahl der Sammelbände. Je nach dem Anteil mehrbändiger Werke erfolgte für jeden Aufstellungsabschnitt eine modifizierte Berechnung. Im folgenden sind stets die Titelzahlen angegeben.

2.27 Zu den hervorzuhebenden Teilbeständen der Bibliothek des Cassianeums gehört die Pädagogik (9500 Titel, davon 130 Zeitschriften in 1100 Bdn), einschließlich der Pädagogischen Psychologie, mit den Schwerpunkten auf dem katholischen Erziehungswesen, der deutschen Schulgeschichte und der Schulreform des 19. Jhs.

2.28 Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat für die deutschsprachigen Schulbücher und Lernmittel (9620 Titel) aus der Zeit von 1770 bis 1920 eine besondere Erschließungsmaßnahme gefördert, die 1989 abgeschlossen wurde. Ein gesonderter Katalog hierzu ist in Vorbereitung. Der Bestand gliedert sich in die Fächer Deutsch (2100 Titel), darin 400 Fibeln; Religion (1550 Titel), Mathematik (1500), Realienbücher (700), Naturkunde (800), Geschichte (400), Geographie (600), Altphilologie (550), Neuere Sprachen (500) und Sonstige (600 Titel). Dem Reichtum an Schulbüchern entspricht die relativ große Zahl von Werken zur Fachdidaktik (2000 Titel), deren größte Einzelgruppen die Katechese (1000) und der Deutschunterricht (700) sind.

2.29 Kultur-, Familien- und Unterhaltungszeitschriften vorwiegend katholischer Prägung aus dem Zeitraum von 1830 bis 1920 sind mit 150 Titeln in 2800 Bdn vertreten. Die Gruppe Erbauungsliteratur enthält 3500 Titel katholische Gebetbücher und Erbauungsschriften im engeren Sinn und 650 Titel dieser Literatur für Kinder und Jugendliche. Erstaunlich groß ist die Gruppe " Erbauliche und religiöse Lyrik des 19. Jhs" (1000 Titel), in der sich zahlreiche " poetae minores", vor allem Geistliche, finden. Dazu kommen noch 300 Titel Gelegenheitsdichtungen zu patriotischen oder kirchlichen Anlässen aus der Zeit von 1870 bis 1914.

2.30 Die Unterhaltungsliteratur mit dem Schwerpunkt im Zeitraum von 1850 bis 1920 beinhaltet viele zweitrangige und vergessene deutsche Autoren und Übersetzungen ausländischer Autoren mit 2500 Titeln Erzählliteratur und 1000 Titeln Dilettantendramatik (überwiegend aus der Kulturkampfzeit). Besonders hervorzuheben sind hier die Werke des Schriftstellers Alban Stolz (1808-1883, 113 Ausgaben in 148 Bdn).

2.31 Der Bestand an Kinder- und Jugendliteratur (ausgenommen Erbauungsliteratur, s. o. 2.29) gliedert sich in Kinderliteratur vor 1850 (300 Titel), Erzählungen, Märchen, Sagen, Mädchenbücher (meist in kompletten Reihen, 1900 Titel), Bilderbücher (180), Spiel- und Rätselbücher (120), Jugendzeitschriften (50 Titel in 1200 Bdn). Der Schwabe Christoph von Schmid (1768-1854), meist als Jugendbuchautor bekannt, ist hier mit 143 Titeln vertreten.

2.32 An Reiseführern und Reiseberichten sind 800 Titel vorhanden. Katholisches Geistesleben und Kirche sind der Schwerpunkt bei Biographien und Autobiographien (1400 Titel) sowie bei anderen Personalschriften (500). Zur Hagiographie zählen 850 Titel, zur bayerischen Geschichte und Ortsgeschichte je 900. Die Kalender, d. h. Lehrer-, Seminar-, religiöse und Volkskalender, sind in großer Zahl (1250 Bde) vertreten.

2.33 Die übrigen, nicht spezifizierbaren Bestände der Einzelfächer sind weniger bemerkenswert. Sie werden summarisch angegeben, wobei die oben erwähnten Bestände bereits abgezogen worden sind (Titelzahlen geschätzt): Enzyklopädien, Bibliothekswesen, Bibliographie und Buchwesen, 450 Titel; Theologie, 5500 (davon 50 Zeitschriften in 1000 Bdn); Belletristik, meist wohlfeile Klassikerausgaben, 300; Literaturgeschichte, 300; Kunst, 1100; Geschichte, 2000; Karten und Atlanten, 170; Geographie, 1200; Naturwissenschaften und Landwirtschaft, 2000 (davon 30 Zeitschriften in 450 Bdn); Mathematik, 800; Recht und Verwaltung, 360; Politik, Wirtschaft und Sozialwesen, 300; Medizin, Krankenpflege und Gesundheitslehre, 600 Titel.

Gerhard Stumpf

Hymnologische Sammlungen

2.34 Die Quellentexte zur Geschichte des protestantischen und katholischen Kirchenlieds, 2910 Bde, entstammen mehrheitlich dem deutschen Sprachgebiet mit gewissem Akzent auf dem mitteldeutschen und süddeutschen Raum (hier besonders Bayern) und qualitativem Schwergewicht auf dem 17. Jh, besonders auch dem 18. und frühen 19. Jh. Neben (überwiegend protestantischen) Gesangbüchern sind in geringerem Umfang auch Gebet- und Andachtsbücher, Agenden, Choralbücher sowie einzelne Kantatentexte und Liederblätter enthalten. Unter den 176 Einträgen im RISM (nur Werke mit Noten vor 1800; s. u. 3.1) finden sich 14 Unica und weitere 46 seltene Texte mit weltweit weniger als drei Besitznachweisen. Die individuelle Eigenart der einzelnen Sammlungen ist durch eine nach Vorbesitzern getrennte Aufstellung gewahrt. Innerhalb der einzelnen Provenienzen sind die Texte chronologisch geordnet.

2.35 Die Kirchenliedbestände der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek sind mehrheitlich dem Säkularisationszuwachs ( s. o. 1.6) zuzuordnen. Die 219 gedruckten Hymnologica (Gesangbücher, Agenden sowie einige frühe Druckschriften zur Hymnologie) des 16. bis frühen 19. Jhs, von denen ein knappes Drittel auch Melodien aufweist, finden sich innerhalb der Hauptklasse Theologie (XIII) vor allem in den beiden Untergruppen (6) Moral und Aszetik und (9) Liturgik. Daneben nennt Haberkamp (s. u. 5) im Anhang " Kurzverzeichnis der älteren Drucke" eine kleinere Anzahl meist mehrstimmiger Quellentexte des 17. und frühen 18. Jhs, die, nicht unter die Musikalien eingereiht, auf unterschiedliche Fächer verstreut sind.

2.36 Die Sammlung Blankenburg umfaßt 442 Bde des 16. bis 20. Jhs aus dem gesamten deutschen Sprachgebiet mit qualitativem Akzent auf dem mitteldeutschen Raum (besonders Hessen, Thüringen und Sachsen). Neben Gesangbüchern und Agenden gehören 42 Choralbücher sowie einige Kantatentexte zum Bestand. Ein Drittel der insgesamt 212 Drucke aus der Zeit bis etwa 1850 weist Noten auf.

2.37 Die 139 Bde Gesang- und Gebetbücher, Andachtsbücher und Agenden der Sammlung Herold entstammen großenteils dem bayerisch-fränkischen Raum. Die Sammlung enthält 13 Titel des 17. und 18. Jhs. Mit 83 und 43 Bdn gehört jedoch der weit überwiegende Teil ins 19. und 20. Jh.

2.38 Die Sammlung Ameln, das eigentliche Herzstück der Hymnologiebestände der Bibliothek, umfaßt ca. 2700 Bde Forschungsliteratur (davon schätzungsweise 500 Bde aus der Zeit vor 1900) und 622 Bde (Buchbindereinheiten) hymnologische Quellentexte. Letztere lassen sich, ohne daß besondere geographische Akzente erkennbar wären, einteilen in 206 gedruckte Gesangbücher, Choralbücher, Agenden etc. des 16. bis frühen 19. Jhs mit Noten ( z. T. beigebunden in insgesamt 186 Bdn) und 312 Gesangbücher, Gebetbücher, Agenden, Liederblätter u. ä. aus dem genannten Zeitraum ohne Noten (in 299 Bdn). Hinzu kommen etwa 80 Gesangbücher des späteren 19. und frühen 20. Jhs sowie 57 frühe Druckschriften zur Hymnologie (17. bis 19. Jh). Unter den im RISM ( s. u. 3.1) nachgewiesenen Texten mit Melodien (bis 1800) finden sich 8 Unica und weitere 30 seltene Stücke.

2.39 Den Kern der Sammlung Wölfel bilden 441 Bde (davon 297 aus der Zeit vor 1900) Gesangbücher, Agenden und Choralbücher aus den " vorbayerischen" Territorialkirchen ( z. B. den Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, den Freien Reichsstädten Dinkelsbühl, Nördlingen, Nürnberg einschließlich Altdorf -, Rothenburg, Schweinfurt, Windsheim und anderer Territorien) sowie der protestantischen Kirche in Bayern im 19. und 20. Jh. Darüber hinaus enthält die Sammlung ca. 1050 Gesangbücher (davon rund 600 vor 1900) aus dem übrigen deutschen Sprachraum, in geringerem Umfang auch aus anderen europäischen Ländern und aus Übersee (bis hin zu den evangelischen Missionsgebieten) sowie eine Anzahl Militärgesangbücher.

2.40 Der Druckschriftenbestand der Sammlung Lorand (die 107 Notendrucke, bis auf 17 Titel synagogaler Gesang, stehen auch als Mikrofilm-Kopie zur Verfügung) bietet einen Überblick über die liturgisch-musikalische Praxis vor allem des aschkenasischen Ritus in Europa und Nordamerika im 19. und frühen 20. Jh. Geographische Akzente liegen, entsprechend der Biographie des Sammlers, auf dem Gebiet des ehemaligen Österreich-Ungarn (besonders bei den Einzeldrucken) und Frankreich. Zu erwähnen sind etliche der seit der Mitte des 19. Jhs von berühmten Kantoren (wie Osias Abrass, Abraham Baer, Moritz Deutsch, Louis Lewandowski, Samuel Naumbourg, Salomon Sulzer etc.) herausgegebenen Sammelwerke, die außer Originalwerken vor allem das tradierte synagogale Überlieferungsgut erstmals schriftlich fixiert enthalten. Hervorzuheben sind auch die ersten drei (zusammen 28 Hefte mit jeweils mehrseitiger Notenbeilage) von insgesamt vier erschienenen Bänden der nur noch einmal in den USA (Hebrew Union College Cincinnati, Ohio) nachgewiesenen Liturgischen Zeitschrift zur Veredelung des Synagogengesangs (Berkach bei Meiningen, 1851-1859).

Günther Grünsteudel

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Katalog der UB Augsburg

[Katalogisierung durch Autopsie nach RAK-WB in den Bayerischen Verbundkatalog (BVB-KAT); alle Daten sind online recherchierbar]

Stand der Katalogisierung: Die Bestände der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek sind zu etwa 60 Prozent neu (durch Autopsie) katalogisiert; geplanter Abschluß der Arbeiten 1997; buchgeschichtliche Daten wie Vorbesitzer, Exlibris, Supralibros werden (ohne weitere Recherche) miterfaßt.

Im Bereich der Bibliothek des Cassianeums sind nur die der Benutzung zugeführten Werke katalogisiert; ansonsten zurückgestellt bis zum Abschluß der Erschließungsarbeiten an der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek; Erfassung von 9620 Schulbüchern (12.056 Bde) im Rahmen eines Projektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1987-1989; ein gesonderter Katalog (auf CD-ROM), der auch weitere 1500 alte Schulbücher der UB Augsburg, davon 700 aus der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek, enthalten wird, ist in Vorbereitung.

Die hymnologischen Sammlungen sind vollständig katalogisiert; für die Sammlungen Ameln und Wölfel verfügt die Bibliothek über die von den Vorbesitzern angelegten Kataloge.

Seit Anfang 1993 läuft in Zusammenarbeit (Softwareentwicklung) mit dem Bayerischen Forschungszentrum für Wissensbasierte Systeme (FORWISS) ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt, das die Einbindung bildlicher Darstellungen auf Titelblättern u. ä. in die Online-Katalogrecherche zum Ziel hat (Pilotprojekt zum VD 17, Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jhs). Die zu diesem Zweck errichtete Datenbank enthielt Anfang 1997 ca. 20.000 Bilder (gescannte Titelblätter, Frontispize, Besitzereinträge etc.) der komplett erfaßten Systematikgruppen III.8 (Schöne Literatur der deutschen Sprache), IV.13 (Mittlere und neuere Geschichte), VII (Mathematik) und VIII.3 (Astronomie) der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek. Diese Daten sind mit den konventionellen Katalogdaten verknüpft und somit online recherchierbar.

Zentrale Nachweise:

Die Katalogdaten der UB Augsburg sind im Bayerischen Verbundkatalog (BVB-KAT) online und darüber hinaus in allen deutschen Zentralkatalogen per Mikrofiche-Ausgabe (Bayerischer Verbundkatalog) recherchierbar. Die Zeitschriftenbestände sind daneben im Bayerischen Zeitschriftenverzeichnis (BZV) und künftig auch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Die vor 1800 erschienenen Notendrucke und hymnologischen Quellentexte sind, soweit sie auch Melodien enthalten, im Répertoire international des sources musicales (RISM) enthalten. Die
Bibliothekssigel der Vorbesitzer " FÜw" (Sammlung Wölfel, Fürth), " HR" (Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek, Schloß Harburg), " LÜDa" (Sammlung Ameln, Lüdenscheid) und " SLÜb" (Sammlung Blankenburg, Schlüchtern) verweisen auf den heutigen Bestand der UB Augsburg.

Bei ca. 25 Prozent des Bestandes der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek wurden bis 1997 die Titelseiten gescannt, dazu bei geeigneten Fällen Inhaltsverzeichnisse und -übersichten, Register und Abbildungslisten. Sie sind über die Homepage der Bibliothek zugänglich. Ab 1997 werden verstärkt Volltexte gescannt, insbesondere Werke zum Dreißigjährigen Krieg. Dieses Projekt wird vom Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität München wissenschaftlich begleitet. Die Volltexte selbst werden nicht online zur Verfügung gestellt, sondern auf Einzelanforderung, wobei auch die Übermittlungsart festgelegt wird.

3.2 Historische Kataloge

Kloster St. Mang in Füssen:

Catalogus librorum Bibliothecae Sanct-Mangensis 1628 [verzeichnet 106 Bde Hss. mit 508 Titeln und 3075 Druckschriften des Klosters St. Mang in Füssen. Standort: Harburg, Oe.B.VI.6.2°16]

Catalogus librorum omnium et authorum ad jus civile anno 1695 in bibliotheca monasterii S. Magni Fuessae repertorum [verzeichnet 370 Titel des Klosters St. Mang in Füssen. Standort: Harburg, Oe.B.VI.6.2°16]

Kloster Maihingen:

Bücherkatalog. Undatiert [Die Eintragungen reichen bis 1780. Verzeichnet sind 3688 Titel. Standort: Harburg, Oe.B.VI.6.2°18]

Bibliothek des Marquard Fugger:

Librorum omnium in bibliotheca Illustrissimi Domini Comitis Marquardi Fuggeri ... Augustae Vindelicorum anno 1653 [Standort: Fürstlich Oettingen-Wallersteinsches Archiv, Wallerstein]

Die genannten Kataloge sind als Mikrofilm vorhanden.

Sonstige Kataloge:

Katalog der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek [Standortkatalog nach der Löffelholzschen Systematik ( s. o. 2.6), um 1870; verzeichnet nicht die Beibände in Sammelbänden; als Erschließungsmittel dient ein unvollständiges alphabetisches Register, in dem Verfasserschriften (Name, Titel, ohne Ort und Jahr) nachgewiesen sind, jedoch keine Anonyma und Sachtitelschriften. Gut die Hälfte aller Titel entgeht so der Recherchierbarkeit]

Katalog der Bibliothek des Cassianeums

[von Johannes Traber nach hauseigenen Regeln, ähnlich der Münchener Katalogisierungsordnung, zwischen 1910 und 1920 angelegt; umfaßt neben 67.000 Titelaufnahmen guter Qualität auch 10.500 Verweisungen; unvollständig, da Zugänge etwa ab 1940 nicht mehr oder nur lückenhaft verzeichnet wurden; steht auf 56 Mikrofiches zur Verfügung]

Katalog der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising [in Zettelform, geführt bis 1970]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die Universitätsbibliothek Augsburg verfügt über Unterlagen ihrer eigenen Erwerbungen und veröffentlicht einen Jahresbericht, in dem wichtige Entwicklungen zum Bestand sowie Sammelkäufe und -schwerpunkte aufgelistet sind.

Für die Bibliothek der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising sind die Zugangsbücher in der Bibliothek erhalten. Für die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek und die Bibliothek des Cassianeums in Donauwörth besitzt sie keinerlei Unterlagen aus der Zeit vor dem Erwerb. Die Unterlagen zur Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek verblieben im fürstlichen Archiv auf Schloß Harburg. Unterlagen zur Bibliothek des Cassianeums befinden sich möglicherweise noch im Archiv der Stiftung beim Verlag Auer in Donauwörth.

4.2 Darstellungen

Traber, Johannes: Aus der Heimat des Pharus. Bibliothek und Museum im Cassianeum. In: Pharus 1 (1910) S. 276-279

Grupp, Georg: Fürst Ludwig von Oettingen-Wallerstein als Museumsgründer. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für Nördlingen 6 (1917) S. 73-109

Federhofer, Franz: Bibliothek des Cassianeums zu Donauwörth. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 48 (1931) S. 220-226

Zoepfl, Friedrich: Hundert Jahre Maihingen. In: Jahrbuch des Rieser Heimatvereins 22 (1940/41) S. 63-89

Lenn, Paul: Eine Geschichte der alten Fuggerbibliotheken. Bd 1. Tübingen 1956, S. 238-274 Festschrift Hundert Jahre Cassianeum: Verlag und Druckerei Ludwig Auer Donauwörth 1875-1975. Donauwörth 1975

Bayern kauft Fürstlich Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek. In: Bibliotheksforum Bayern 8 (1980) S. 3-11

Rupp, Paul B.: Die bibliothekarische Erschließung der ehemaligen Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek. In: Rieser Kulturtage 4, 1982 (1983) S. 412-426

Schneider, Anton: Die ehemalige Philosophisch-Theologische Hochschulbibliothek Freising. In: Bibliotheksforum Bayern 11 (1983) S. 303-312

Schromm, Arnold: Die Bibliothek des ehemaligen Benediktinerklosters Heilig Kreuz zu Donauwörth. Zulassungsarbeit. Augsburg 1984 [mschr.]

Frankenberger, Rudolf: Die Universitätsbibliothek Augsburg 1970-1985. In: Bibliotheksforum Bayern 13 (1985) S. 6-22

Kopp, Ferdinand: Ludwig Auer und die Gründung des Cassianeums. In: Werner Schiedermair (Hrsg.): Heilig Kreuz in Donauwörth. Donauwörth 1987, S. 30-32

Schiedermair, Werner: Die Pädagogische Stiftung Cassianeum und ihre Unternehmungen. In: ders. (Hrsg.): Heilig Kreuz in Donauwörth. Donauwörth 1987, S. 33-35

Schromm, Arnold: Bibliothekszeichen der ehemaligen Klosterbibliothek Heilig-Kreuz Donauwörth. Kunst als gesellschaftliches Zeugnis. In: Exlibriskunst und Graphik 1987, S. 11-17

Schromm, Arnold: Die Wissenschafts- und Geistesgeschichte des Benediktinerstifts Heilig-Kreuz Donauwörth im Spiegel der Oettingen-Wallerstein-Bibliothek. In: Rieser Kulturtage 6/1, 1986 (1987) S. 389-406

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Beck, Rudolf: Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek III.9: Schöne Literatur der Englischen Sprache. Eine Bibliographie. Augsburg 1989 (Augsburger I & I-Schriften 49)

Frankenberger, Rudolf: Junge Bibliothek alte Bestände. In: Der Bibliothekar zwischen Praxis und Wissenschaft. Festschrift für Bernhard Sinogowitz. Wiesbaden 1986, S. 119-128 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 24)

Frankenberger, Rudolf: Die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek, eine erste Bestandsaufnahme. In: Rieser Kulturtage 4, 1982 (1983) S. 399-411

Gier, Helmut: Deutsche Literatur im Druckschriftenbestand der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek. In: Bibliotheksforum Bayern 13 (1985) S. 87-97

Grünsteudel, Günther: Jüdische Musik in der Universitätsbibliothek Augsburg. Erscheint in: Schriftenreihe des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik Hannover

Grünsteudel, Günther: Die Musiksammlung der Universitätsbibliothek Augsburg. In: Bibliotheksforum Bayern 20 (1992) S. 179-191

Grünsteudel, Günther: Quellenbestände zur Geschichte des Kirchenliedes in Augsburger Sammlungen. In: Bibliotheksforum Bayern 20 (1992) S. 192-205 [erweiterte Fassung von: Hymnologische Quellen in Augsburger Bibliotheken. In: Musik und Kirche 61 (1991) S. 197-204]

Haberkamp, Gertraut: Die Musikalien. In: Wertvolle Handschriften und Einbände der ehemaligen Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek. Wiesbaden 1987, S. 15-19

Haberkamp, Gertraut: Thematischer Katalog der Musikhandschriften der Fürstlich Oettingen-Wallerstein'schen Bibliothek Schloß Harburg. Mit einer Geschichte des Musikalienbestandes von Volker von Volckamer [S. IX-XXXII]. München 1976 (Kataloge bayerischer Musiksammlungen 3) [enthält als Anhang: Kurzverzeichnis der älteren Drucke, S. 263-269]

Helmschrott, Joseph M.: Verzeichnis alter Druckdenkmale der Bibliothek des uralten Benediktiner-Stifts zum H. Mang in Füssen. Ulm 1790 Koopmann, Helmut (Hrsg.): Bürgerlichkeit im Umbruch. Studien zum deutschsprachigen Drama 1750-1800 mit einer Bibliographie der Dramen der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek zwischen 1750 und 1800. Tübingen 1993 (Studia Augustana 3)

Kruft, Hanno W.: Vom Schönen gerührt. Werke der Kunst und Architektur aus der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek der Universität Augsburg. In: Rieser Kulturtage 7, 1988 (1989) S. 556-563

Mühleisen, Hans-Otto; Stammen, Theo (Hrsg.): Politische Tugendlehre und Regierungskunst. Studien zum Fürstenspiegel der frühen Neuzeit. Tübingen 1990 (Studia Augustana 2)

Philipp, Michael: Der Fürstenspiegel in den Beständen der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek. Bereich XI.1. In: Hans-Otto Mühleisen et al. (Hrsg.): Politische Tugendlehre und Regierungskunst. Tübingen 1990, S. 287-311 (Studia Augustana 2)

Reinhard, Wolfgang: Reiseliteratur in der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek ein Beitrag zur Erschließung. In: Rieser Kulturtage 4, 1982 (1983) S. 443-457

Rupp, Paul B.: Die Druckschriften. In: Wertvolle Handschriften und Einbände der ehemaligen Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek. Wiesbaden 1987, S. 20-22

Rupp, Paul B.: Prachteinbände Pariser Meister aus der Bibliothek des Marcus Fugger (1529-1597). In: Bibliotheksforum Bayern 13 (1985) S. 77-86

Vogg, Elena: Bibliographie der Dramen der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek zwischen 1700 und 1800. In: Helmut Koopmann (Hrsg.): Bürgerlichkeit im Umbruch. Tübingen 1993, S. 129-342 (Studia Augustana 3)

Ausstellungskataloge (chronologisch): Knorring, Ekkehard von: Alte Jagdliteratur des 16.-19. Jahrhunderts in der Fürstlich Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek. Nördlingen 1986 " Vom Schönen gerührt ...". Kunstliteratur des 17. und 18. Jahrhunderts aus Beständen der Bibliothek Oettingen-Wallerstein, Universität Augsburg. Nördlingen 1988

Stumpf, Gerhard (Red.): Gelehrtes Schwaben. Wissenschaftler aus und in Bayerisch-Schwaben vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Augsburg 1990

Koopmann, Helmut; Frankenberger, Rudolf (Hrsg.): Der bessere Bürger. Schaubühne und Drama 1750-1800 im Spiegel der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek. Augsburg 1992

Burkhardt, Johannes; Ecker-Offenhäußer, Ute; Drexel, Thomas: Anfänge des ökonomischen Denkens in Augsburger Buchbeständen. Augsburg 1992

Hägele, Günter; Schneider, Anton: Vita Sancti Udalrici. Erlesene Handschriften und wertvolle Drucke aus zehn Jahrhunderten. Augsburg 1993

Stand: November 1994

Paul B. Rupp

(ergänzt 1997)

Gerhard Stumpf

Günther Grünsteudel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.