FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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 [[Bibliotheca Albertina2]]: Bestandsbeschreibung 2.92 - 2.192
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 [[Bibliotheca Albertina6]]: Bestandsbeschreibung 2.513 - 2.644
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 [[Bibliotheca Albertina8]]: Kataloge; Quellen; Veröffentlichungen

Universitätsbibliothek Bibliotheca Albertina - Hauptbibliothek


Adresse. Beethovenstr. 6, 04107 Leipzig
Telefon. (0341) 9730-500 (Sekretariat), 9730-531 (Ausleihe), 9730-577 (Kataloge, Auskunft), 9730-528 (Lesesaal)
Bibliothekssigel. <15>

Unterhaltsträger. Freistaat Sachsen, Universität Leipzig
Funktionen. Wissenschaftliche Universalbibliothek, Bibliothek der Universität Leipzig, Bibliothek der Sächsischen Akademie der Wissenschaften.
Sammelgebiete. Alle Wissensgebiete der Geistes- und Sozialwissenschaften, der Naturwissenschaften und Medizin; Ingenieurwissenschaften nur im Überblick.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek, für ältere Literatur und ungebundene Zeitschriften Präsenzbenutzung im Lesesaal, Vorbestellung möglich. - Öffnungszeiten der Hauptbibliothek: Lesesaal Montag bis Freitag 9-19 Uhr, Samstag 9-12 Uhr; Kataloge Montag bis Freitag 9-18 Uhr, Samstag 9-12 Uhr; Ausleihe Montag bis Freitag 9-18 Uhr, Samstag 9-12 Uhr. - Die Alphabetischen Kataloge der Hauptbibliothek weisen den Gesamtbestand der Universitätsbibliothek, die der Zweigstellen den Bestand der jeweiligen Zweigstelle nach. Die Bestände der Zweigstellen Erziehungswissenschaft, Comenius-Bücherei, Sportwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft bis Erwerbungsjahr 1992 sind nur in diesen Zweigstellen nachgewiesen. In allen Zweigstellen sind Auskünfte zum Bestand und zu den Benutzungsmodalitäten zu erhalten. Im Katalogsaal der Hauptbibliothek stehen Bibliographien und Nachschlagewerke zur Verfügung. Die in der Universtätsbibliothek verfügbaren Datenbanken auf CD-ROM können im Katalogsaal der Hauptbibliothek und in einigen Zweigstellen für selbständige Literaturrecherchen genutzt werden. Bei Bedarf erfolgt eine Einweisung in die PC-Benutzung durch die Auskunftsmitarbeiter. - Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Reader-Printer, Fotostelle Informationsvermittlungsstelle für Online-Recherchen in Datenbanken.
Gedruckte Informationen.
Benutzungsführer 1989. - Bibliotheken und Informationsstellen im Bezirk Leipzig 1989. - Informationsblatt ABC der Benutzung: Stand: Januar 1997.
Hinweise für anreisende Benutzer. Zur Hauptbibliothek ab Hauptbahnhof Straßenbahnverbindung (Linien 10, 11, 28) nach Süden bis Haltestelle Hohe Straße, von dort 10 Minuten Fußweg. - Parkmöglichkeiten in begrenztem Umfang in der Nähe des Gebäudes.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.0 Die Bibliotheca Paulina 1.1 Die Bibliotheca Albertina 1.24 Bibliotheken der Institute 1.44 Bestandsbeschreibung 2.0 Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen 2.6 Systematische Übersicht 2.8 Naturwissenschaften und Medizin 2.11 Geistes- und Sozialwissenschaften 2.122 - Philologie 2.211 - Recht 2.327 - Geschichte und Geographie 2.399 - Theologie 2.622 - Sondersammlungen 2.693 Kataloge 3.0 Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Bibliothek 4.0 Veröffentlichungen zu den Beständen 5.0 _inhalt

Die Bibliotheca Paulina 1.1 Die Einführung der Reformation mit ihren weitreichenden Folgen im Aufbau der Kirche und der damit verbundenen Säkularisierung des Kirchen- und Klosterbesitzes erfolgte im albertinischen Herzogtum Sachsen erst nach dem Tode des altgläubigen Herzogs Georg des Bärtigen (1539) durch seinen Bruder und Nachfolger Heinrich den Frommen. So beschlossen die sächsischen Landstände, ab 1541 das aus geistlichem Besitz stammende Büchergut an der seit 1409 bestehenden Landesuniversität Leipzig zu sammeln. Der mehrmalige Rektor der Universität, Caspar Borner (1492-1547), Humanist und Reformator der Universität auf vielen Gebieten, unterstützte diesen Plan und erreichte 1543 bei dem seit 1541 regierenden Herzog Moritz die Übereignung des Leipziger Dominikaner-(Pauliner-)Klosters, auch mit seiner seit der Gründung 1229 gesammelten Bibliothek von knapp 1200 Druck- und Handschriften. Dazu kamen am 28. Juni 1543 die kleineren Bibliotheken aus dem Kloster der Leipziger Augustiner (gegr. 1212) mit etwa 375 Bdn und der Franziskaner (gegr. im 13. Jh) mit etwa 300 Bdn, so daß jenes Datum seit dem 19. Jh als Gründungstag einer eigenen Universitätsbibliothek gilt. Sie ist damit neben der Ratsschulbibliothek Zwickau die älteste, ununterbrochen tätige öffentliche Bibliothek Sachsens.

1.2 Leipzig war zu dieser Zeit nicht arm an Büchern. Es gab private Sammlungen bei den Professoren der Universität, bei den Bürgern und beim Rat der Stadt. An der Universität verfügten über eigene Bibliotheken: das Große Fürstenkolleg, an das Schenkungen seit 1431 festgestellt sind und das 1459 auf Grund einer testamentarischen Verfügung die Bibliothek des Mediziners Pauliko (med. bacc. 1431) aus Dresden erhielt; das Kleine Fürstenkolleg; die Nationen - der bayerischen Nation wurden 1504 von Andreas Frisner (1449-1504), 1474 Gesellschafter und Korrektor der Offizin von Johann Sensenschmidt in Nürnberg, mehrere Bücher testamentarisch vermacht -; und die Philosophische Fakultät. Die Bestandsentwicklung der Büchersammlung der Philosophischen Fakultät ist nach den angelegten Katalogen von 1480 und ca. 1560 nachvollziehbar. Das erste Zeugnis über den Kauf von 2 Bdn mit Seneca-Texten stammt aus dem Jahre 1437, der erste für 6 Gulden angekaufte Druck, die Practica nova iudicialis des Johannes Petrus de Ferraris (Straßburg: Eggestein 1472) ist für 1472, und die erste nachweisliche Schenkung eines Buches durch den Verfasser, nämlich Johannes Regiomontanus' Dialogus inter Viennensem et Cracoviensem, ist für 1475 zu belegen. Schließlich besaß die Bibliothek um 1546 insgesamt 265 Bde. Borner verteilte nun die 1543 übernommenen Klosterbibliotheken nicht an die bestehenden Sammlungen, sondern vereinigte sie zu einer selbständigen Universitätsbibliothek, der nach ihrer Unterkunft im Paulinerkloster so genannten Bibliotheca Paulina. Universitätsbibliothek - Hauptbibliothek

1.3 Bis zum Jahre 1547 kamen weitere Bibliotheken aus sächsischen Klöstern nach Leipzig. Wertvolle Bestände erhielt die Universität aus dem 1162 gestifteten Zisterzienserkloster Altzelle bei Nossen (1543), dem um 1190 gegründeten Zisterzienserkloster Buch (1547), dem seit 1100 bestehenden Benediktinerkloster St. Jakob in Pegau (1543), dem im 12. Jh gegründeten Benediktinerkloster in Chemnitz (1544), dem Augustinerkloster vom Lauterberg (Petersberg) bei Halle (1543), dem Franziskanerkloster zu Langensalza (1544) und dem um 1300 gestifteten Dominikanerkloster zu Pirna (1545). Borner selbst hinterließ der Universitätsbibliothek 1547 seine eigene, etwa 250 Bde umfassende Büchersammlung. Um 1550 war der Bestand bereits auf mehr als 5000 Druckschriften und etwa 750 Hss. angewachsen. Die Bibliotheca Paulina hatte sich damit innerhalb eines halben Jahrzehnts zur größten Bibliothek Sachsens entwickelt, deren Bestand die Sammlungen an den Fakultäten und Kollegien wirksam ergänzte.

1.4 Diese Ergänzungsfunktion gegenüber den schon bestehenden und laufend weiter ausgebauten Sammlungen an der Universität und in der Stadt prägte den Bestandsaufbau und die Aufgaben der Universitätsbibliothek wesentlich. Zwar ließ der Rektor schon 1550 im Semester 10 Gulden aus der Universitätskasse zum Kauf von Büchern zahlen (bei halbjährlichem Rektorwechsel mußten also 20 Gulden anfallen), doch reichte dieser Betrag natürlich nicht für einen systematischen Bestandsaufbau aus, zumal bei schlechtem Kassenstand der Universität von 1565 bis 1671 nur 1150 Gulden zur Verfügung standen, knapp 11 Gulden pro Jahr. Tatsächlich betrugen die nachgewiesenen Ausgaben für die Jahre 1580 bis 1618 insgesamt 879 Gulden, ein Jahresdurchschnitt von knapp 23 Gulden. Im Visitationsdekret der Universität Leipzig des Kurfürsten Johann Georg I. von 1616 werden die 20 Gulden zur Anschaffung von nützlichen Büchern noch einmal ausdrücklich erwähnt, doch wurden die Zahlungen durch den Dreißigjährgen Krieg nicht regelmäßig geleistet. Trotzdem konnten von 1671 bis 1687 112 Werke gekauft werden.

1.5 Die Leitung der Bibliothek oblag seit 1548 einem Magister der Universität, der dem Rektor rechenschaftspflichtig war. Nur er oder der Rektor konnten Bücher erwerben. Trotzdem wurden nur wenige Bücher gekauft, in manchem Jahr blieb das dafür vorgesehene Geld in der Kasse. Meist beschränkte man sich auf den Erwerb seltener oder umfangreicher Werke. Unter diesen Bedingungen blieb der Bestandszuwachs im 16. Jh und der ersten Hälfte des 17. Jhs relativ gering. Erwähnenswert sind lediglich die Vermächtnisse der Professoren Moritz Steinmetz (ag1584) aus dem Jahre 1584 mit etwa 800-1000 Bdn und des mehrfachen Rektors der Universität Jena Johannes von Schröter (1513-1593) aus dem Jahre 1593.

1.6 Mit Johann Friedrich (1563-1629) übernahm 1599 erstmals ein Professor die Verwaltung der Bibliothek. Für ihn und seine Nachfolger bis zum Jahre 1832 bedeutete dieses Amt eine Lebensstellung. Für die Professorenbibliothekare war die Betreuung der Bibliotheksbelange jedoch immer nur eine Nebenaufgabe, der sie wöchentlich lediglich einige Stunden opfern konnten. Daß unter diesen Umständen und mit so geringem Etat eine Weiterentwicklung der Sammlung nur sporadisch erfolgen konnte, verwundert nicht. So taten sich denn auch im ersten Jahrhundert des Bestehens der Bibliothek lediglich Lorenz Rülich (1523-1570), Bibliothekar von 1559 bis 1570, mit einer eigenen Bibliothek von 651 Titeln in 714 Bdn, Wolfgang Trübenbach (ag1598), Bibliothekar von 1578 bis 1598, und Johann Friedrich (1563-1629), Bibliothekar von 1599 bis 1629, mit Arbeiten am Katalog hervor.

1.7 Über das Schicksal der Bibliothek während des Dreißgjährigen Krieges schweigen die archivalischen Quellen. Der Universitätsbibliothekar in den Jahren 1630 bis 1640, Heinrich Höpfner (1582-1642), hinterließ seine Büchersammlung der Leipziger Thomaskirche und förderte damit deren Ausbau. Im Jahre 1662 gelang es dem Rektor Johann Adam Schertzer (1628- 1683), der selbst eine Privatbibliothek von knapp 3000 Titeln hinterließ, die theologische Bibliothek von dem Superintendenten Prof. Johann Hülsemann (1602-1662) für 1650 Gulden zu erwerben, nachdem der Jurist Johann Heintze seine etwa 500 Bde umfassende Sammlung 1657 der Bibliothek geschenkt hatte und im Jahre 1666 auch Hss. von Prof. theol. Daniel Heinrici (1615-1666) übernommen werden konnten. Schertzer ist auch die Festlegung zu verdanken, daß seit 1671 jeder neueingeschriebene Student entsprechend seiner Vermögenslage der Universitätsbibliothek einen Geldbetrag zukommen lassen mußte. Die durchschnittlich 67 Gulden, die daraufhin bis 1693 regelmäßig jährlich in die Bibliothekskasse flossen, ermöglichten bis 1684 den Ankauf von 25 Werken in 64 Bdn, und aus dem Ertrag bis 1711 konnten fast 1150 Taler für den Ankauf von 130 Werken in 213 Bdn ausgegeben werden, einschließlich von 36 Talern für Bindekosten.

1.8 Im letzten Viertel des 17. Jhs wurde die Wirksamkeit der Bibliothek von Joachim Feller (1638-1691) geprägt, dem 1675 die Bibliotheksleitung übertragen wurde. Feller revidierte die Sammlung, ließ mit Abschaffung der Pultbibliothek Ketten und Beschläge von den Büchern entfernen und ordnete den Bestand neu in verschließbaren Kabinetten. Vor allem muß seine Initiative zur Übernahme der Bibliotheken des Kleinen und Großen Fürstenkollegs (1682) und ein Jahr später der Philosophischen Fakultät in die Räume der Universitätsbibliothek hervorgehoben werden. Damit erweiterte er die Sammlung erheblich und wies ihr eine größere Bedeutung innerhalb der Universität zu. Hinzu kamen die Bearbeitung und Drucklegung eines ersten Handschriftenkataloges der Bibliothek im Jahre 1686. Einen geplanten Katalog der Druckschriften konnte Feller nicht mehr herausbringen, da er bereits 1691 verstarb.

1.9 In den Jahren 1711 bis 1738 verwaltete Christian Friedrich Börner (1683-1753) die Bibliothek. Er setzte die von Feller begonnene Modernisierung fort, indem er ein Zugangsbuch für Neuerwerbungen einführte, die seit 1682 übernommenen Bibliotheken mit dem älteren Bestand vereinigte und einen der beiden Bibliothekssäle renovieren ließ. Besonders wirksam erwies sich 1711 die Einstellung eines Kustoden und eines Gehilfen sowie die zweimalige Öffnung der Bibliothek in der Woche. Ferner ließ Börner nach der Neuordnung der Buchbestände Sachkataloge mit alphabetischem Register für den Gesamtbestand anfertigen. Mit Hilfe der neueingestellten Mitarbeiter entstanden zuerst die Kataloge für Theologie, Recht, Medizin und Philosophie, später folgten Verzeichnisse für Kirchengeschichte und orientalische Literatur, alle mit einem Verfasserregister versehen. Damit verfügte die Bibliothek im zweiten Drittel des 18. Jhs über heute noch erhaltene vollständige Sachkataloge ihres gesamten Bestandes. Als letzter Schritt der Bestandserschließung wurde 1751 ein aphabetischer Gesamtkatalog, nach Verfassern geordnet, vollendet - ein dicker Band von fast 1000 Blättern Umfang.

1.10 Die laufenden finanziellen Quellen konnten verbessert werden durch Einnahmen aus den Erlösen Leipziger Auktionen (8 bis 12 Groschen pro 100 Talern Erlös), den Verkauf von Dubletten (so 1711 für die Versteigerung von 623 Dubletten ein Gewinn von 158 Talern) und einer vom sächsischen König 1717 der Bibliothek geschenkten Münze, deren Verkaufserlös man als Kapital anlegte und damit jährlich 8 Taler Zinsen erwirtschaftete. Nach dem erhaltenen Zugangsbuch für die Jahre 1711 bis 1752 standen den Einnahmen von 4525 Talern Ausgaben von 4125 Talern gegenüber, für die der Bestand um 1350 Werke erweitert wurde, darunter 1718 für 100 Taler eine Sammlung von 165 Streitschriften der Reformierten und Römisch-Katholischen Kirche von Frankreich aus dem Nachlaß von Gottfried Olearius (1672-1715). Mit dem Zuwachs an Geschenken (so 1712 von Thomas Fritsch 19 Bde und von dem Buchhändler Gleditsch, *1663, 53 Bde); den 1726 übernommenen Nachlässen von Prof. Johann Heinrich von Bobbart (ag1716, ca. 400 Bde) und von Prof. iur. Lüder Menken (1658-1726); den 1729 geschenkten Schriften von Samuel Schröer (1669-1716) und den insgesamt 2900 Werken und 300 Werken weiterer Ankäufe aus den Zinsen des Bornschen Legats betrug der Bestandszuwachs in vier Jahrzehnten 4550 Werke in 5260 Bdn. Wolfenbüttel erwarb im gleichen Zeitraum 7618 Bücher. Nach dem Anfangsbestand um das Jahr 1547 mit 6000 Titeln in 4500 Bdn besaß die Bibliothek 1752 wenigstens 13.500 Titel in 13.000 Bdn. Der Bestand hatte sich in rund zwei Jahrhunderten mit den ca. 15.000 Bdn fast verdreifacht, bei den ca. 14.000 Titeln mehr als verdoppelt. Nach wie vor blieb die Bibliothek jedoch eine Arbeitsbibliothek der Professoren und Magister.

1.11 Im 18. Jh konnten sich in Leipzig, gestützt auf das wirtschaftliche Wachstum der Stadt und vom Gedankengut der Aufklärung geprägt, Buchhandel und Pressewesen in einem nie zuvor erlebten Maße entwickeln. Bei solchen Arbeitsmöglichkeiten konnten in dieser Zeit einige Bibliothekare der Universität wissenschaftspublizistisch in Erscheinung treten. Ihre Namen sind noch heute im allgemeinen Bewußtsein: Christian Gottlieb Jöcher (1694-1758), Bibliothekar von 1742 bis 1758, in den Jahren 1720 bis 1739 Herausgeber der Zeitschrift Deutsche Acta Eruditorum und eines berühmt gewordenen Gelehrten-Lexikons (Leipzig 1750-1751); Johann Joachim Schwabe (1711-1784), Gehilfe von 1750 bis 1784, Herausgeber mehrerer wissenschaftlicher Zeitschriften, u. a. der Neuen Zeitungen für Gelehrte Sachen (1741-1745) und des Leipziger Meßkatalogs; Karl Andreas Bél (1717-1782), Bibliothekar von 1758 bis 1782, Herausgeber der Acta Eruditorum (seit 1754) und der Neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen (1754-1781). Jöcher stellte 1751 endlich den Alphabetischen Katalog der Bibliothek fertig. Er erhielt als erster Bibliothekar für seine Amtszeit vom Rektor Arbeitsinstruktionen, nach denen er für Bestandsaufbau und Katalogführung verantwortlich war und als einziger einen Bibliotheksschlüssel besaß.

1.12 In diese Zeit fiel eine Reihe von Schenkungen und Vermächtnissen, die den Bestand inhaltlich bereicherten: 1734 von Michael Heinrich Griebner (1682-1734) 529 Bde; 1741 ein Teil der Schloßbibliothek Weißenfels durch Friedrich August II. von Sachsen; 1746 von Friedrich August Walther 410 Bde, 1747 die metallurgische und bergbauwissenschaftliche Sammlung des Freiberger Professors Karl Christian von Tettau (539 meist Sammelbände); 1748 Teile der Bibliothek des Herzogs Johann Adolph von Sachsen-Weißenfels (330 Bde); 1762 die von Gottfried Ludwig Menken (1712-1762), Professor der Rechte in Helmstedt, hinterlassenen Schriften; 1766 die an Johann Christoph Gottsched (1700-1766) in den Jahren 1722 bis 1756 gerichteten ca. 4700 Briefe, eine fast unerschöpfliche Quelle der Gelehrtengeschichte seiner Zeit; 1774 Samuel Kretzschmars (1709-1774) Münzkabinett mit einer Sammlung von 3700 Münzen und Medaillen sowie die dazugehörenden Bücher; 1781 die historische Sammlung von Johann Gottlob Böhme (1717-1780) mit 6513 Bdn, darunter seine Sleidanus-Sammlung von über 130 Werken, die Böhme für eine geplante kritische Ausgabe von Sleidanus Commentaria de statu religionis et reipublicae Carlo Quinto Caesare zusammengetragen hatte; und 1790 die Camerarius-Sammlung von August Wilhelm Ernesti (1733-1801). Insgesamt wurden zwischen 1711 und 1752 der Bibliothek mindestens 2900 Werke geschenkt. Vergleichsweise erhielt die Universitätsbibliothek Wittenberg durch zwei private Büchersammlungen 1721 und 1742 über 5000 Bde als Geschenk. Zugleich begannnen Professoren und Studenten, unter Bezug auf das Vorbild der Universitätsbibliothek Göttingen, eine durch Bestandserweiterung und tägliche Öffnung gesteigerte Nutzbarkeit zu verlangen. Beides scheiterte jedoch, da ausreichende finanzielle Mittel fehlten: Ende des 18. Jhs standen im Halbjahr nur ca. 200 Taler zur Verfügung. Der Bibliothekar und die beiden Kustoden arbeiteten nebenamtlich und waren meist nur während der wenigen Öffnungsstunden in der Bibliothek zu finden.

1.13 Die Amtszeit (1790-1832) des letzten Professorenbibliothekars, Christian Daniel Beck (1757-1832), zeichnete sich durch eine stürmische Entwicklung der Bibliothek aus. Die Übernahme weiterer größerer Sammlungen aus Privatbesitz führte zu einer Erweiterung des Bestandes, der im Jahre 1831 auf ca. 50.000 Bde, 8000 Dissertationen und 2000 Hss. angewachsen war. Zu diesen Zugängen gehörten: 1796 die juristische Bibliothek von Josias Ludwig Ernst Püttmann (1730-1796) mit 2100 Bdn; 1806 die Bibliothek von Carl Gottlob Rössig (1752-1806) mit ca. 600 Bdn ökonomischen und staatswissenschaftlichen Inhalts; 1809 der aus Anlaß des 400. Jahrestages ihrer Gründung der Universität als Schenkung von Friederike Louise Reich übergebene (überwiegende) Teil der Porträtsammlung des Leipziger Verlegers und Buchhändlers Philipp Erasmus Reich (1717-1787), bei der viele der von ihm in Auftrag gegebenen Bildnisse aus der Hand von Anton Graff d. J. stammen; 1813 die medizinische Bibliothek von Johann Carl Gehler (1732-1813) mit 13.000 Bdn und 6000 bis 8000 Dissertationen als Vermächtnis unter der Bedingung eigener Aufstellung, eigener Kataloge und Aufsicht durch einen eigenen Kustoden; 1817 die philologische Sammlung von Gottfried Heinrich Schäfer (1764-1840) mit 6700 Bdn; und 1831 die 4000 Bde der juristischen Bibliothek von Karl August Hennicke (1769-1831).

1.14 Die Einnahmen blieben bis 1789 im zehnjährigen Durchschnitt bei jährlich 125 Talern und gelegentlichen Zuschüssen. 1774 kamen von Dr. Samuel Kretzschmar aus Dresden 200 Taler und eine Kiste Bücher mit numismatischen Werken, nachdem er bereits 1773 der Bibliothek seine Münz- und Naturaliensammlung vermacht hatte; 1788 von dem Protonotar Heinrich K. Reinhard 100 Taler; und 1789 durch den Landkammerrat Karl Friedrich Kregel von Sternbach (1717-1789) 1000 Taler. Erst im letzten Jahrzehnt erreichte der Etat jährlich 400 bis 500 Taler für Bücheranschaffungen. Bei der erheblichen Steigerung der deutschen Buchproduktion und der gestiegenen Leistungsfähigkeit der Leipziger Buchhändler bei Lieferung auch ausländischer Literatur reichte er natürlich nicht aus. Anträge an das Geheime Kabinett um einen jährlichen Zuschuß von 400 Talern, da nach einstimmiger Versicherung aller dortigen Gelehrten und nach Ausweiß des ...Catalogi, in jeder Art von Wissenschaften sehr viele und zum Theil unentbehrliche Wercke fehlten, blieben bey dermaliger bekannter Lage der öffentlichen Umstände immer erfolglos. Auch in der Folgezeit blieben staatliche finanzielle Zuwendungen unzureichend, es wurde vielmehr auf eigene Einnahmen der Universität verwiesen.

1.15 Von Michaelis 1812 an wurde die Sitte der Geldabgabe von Professoren an die Bibliothek bei ihrem Amtsantritt erneuert: ordentliche Professoren alter Stiftung zahlten 10 Taler, ordentliche Professoren neuer Stiftung mit Gehalt 6 Taler, solche ohne Gehalt oder außerordentliche Professoren 3 Taler. Fünf Taler mußte zahlen, wer in den beiden Fürstenkollegien eine Kollegiatur erhielt oder wer erstmals das Rektoramt versah, 2 Taler waren bei der Magisterhabilitation in jeder Fakultät zu entrichten. Auch aus den Einschreibungen der Studenten gewann die Bibliothek wieder Geldmittel: Bürgerliche Studenten zahlten 8 Groschen, solche von Adel 16 Groschen, Freiherren und Grafen einen Taler, 8 Groschen. Diese Gebühr konnte um die Hälfte verringert werden, wenn nicht wegen Armut die Einschreibung unentgeltlich war. Erst 1821 stellten die Stände in Dresden für die Buchbeschaffung 400 Taler jährlich zur Verfügung. Die Bibliothek erhielt damit zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine laufende staatliche Geldunterstützung, die allerdings gegenüber Halle mit 2000 Talern oder Göttingen mit 4000 Talern bescheiden ausfiel. Erst die Universitätsreform schuf hier einen grundsätzlichen Wandel.

1.16 Der Zuwachs bewirkte jedoch, daß der zur Verfügung stehende Raum nicht mehr ausreichte: Unübersichtlichkeit und Enge behinderten die Erfüllung zunehmender Leserwünsche. Dazu kamen Katalogprobleme. Einige der übernommenen privaten Sammlungen hatten Alphabetische Kataloge, die man weiterbenutzte. Erst zwischen 1813 und 1829 fertigte man einen nach Verfassern geordneten Zettelkatalog des Gesamtbestandes an, doch blieb dieser Katalog Manuskript und wurde nicht als Reinschrift den Benutzern zugänglich gemacht.

1.17 Seit dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jhs vollzogen sich an der Universität Reformen nach dem Vorbild der Berliner Universität. Im Zuge des Ausbaus staatlicher Machtbefugnisse konnte die Universität ihre seit 1409 als mittelalterliche Korporation behauptete rechtliche und finanzielle Selbständigkeit nicht mehr aufrechterhalten. Die Verpflichtung von Universitätslehrern auf die Konkordienformel aus dem Jahre 1580 entfiel 1812. Im Jahre 1824 wurde die Universität unter die Aufsicht eines königlichen Kommissars gestellt, 1829 das Universitätsgericht und ein Jahr später die alte Universitätsverfassung aufgehoben. 1831 erfolgte die Unterstellung der Universität unter das neugeschaffene Ministerium für Kultus und öffentlichen Unterricht.

1.18 Die Bibliothek blieb von diesem Wandel nicht unberührt; so mußte sie nach einer ministeriellen Weisung von 1831 an jedem Werktag für mehrere Stunden geöffnet sein. Außerdem sollte nun, nach Becks Tod im Jahre 1832, kein an der Universität lehrender Professor zugleich als Bibliothekar eingesetzt werden. Der neueinzusetzende Oberbibliothekar wurde zugleich dem Ministerium für Kultus und öffentlichen Unterricht direkt unterstellt, das seine Aufgaben exakt festlegte. Ihm wurde eine beratende Kommission aus Professoren aller Fakultäten zur Seite gestellt.

1.19 So wurde 1833 der Theologe Ernst Gotthelf Gersdorf (1804-1874) zum Oberbibliothekar berufen, ohne eine Professur an der Universität innezuhaben. Die Bibliothek erhielt damit als erste deutsche Universitätsbibliothek einen hauptamtlichen Vorsteher, dessen Aufgabe ausschließlich die Leitung der Bibliothek war. Dadurch erhöhte sich nicht nur das Ansehen seines Amtes, sondern es nahm auch bei einer straffen Aufsichtsführung der staatliche Einfluß auf die Geschicke der Bibliothek zu. Gersdorf hatte zuvor an der Königlichen Bibliothek in Dresden gewirkt und war mit seinen bibliothekarischen Aufgaben gut vertraut. In seiner Amtszeit (1833-1869) erfolgte die Reorganisation der Bibliothek nach wissenschaftlichen Grundsätzen. Er begann 1833 eine Neukatalogisierung des Gesamtbestandes und schuf neue Sachkataloge, schließlich einen nach Autoren geordneten Gesamtkatalog. Da die Katalogarbeiten nur langsam vorankamen, setzte das Ministerium nach mehrfacher Überprüfung der Arbeiten 1848 den amtierenden Rektor Gustav Hartenstein als Ephorus ein; hinzu kamen zwei Kustoden und zwei Diener als Hilfskräfte für die Katalogarbeiten. Ende 1858 lagen endlich die Kataloge abgeschlossen vor, 1859 schied Hartenstein aus dem Bibliotheksdienst aus.

1.20 Mangelnde Räumlichkeiten, fehlendes Personal und sprunghaftes Anwachsen der Bestände erschwerten die Arbeit erheblich und machten eine innere Neugestaltung der Bibliothek notwendig. Um das Raumproblem zu lösen, war die Bibliothek 1835 in das benachbarte, neuerbaute Augusteum umgezogen, kehrte aber nach Aufstockung ihres alten Gebäudes 1846 wieder ins Paulinum zurück. Hauptursache für die Verzögerung der Reorganisation blieben reicher Bestandszuwachs und steigende Benutzerzahlen. Hatte die Bibliothek 1821 nur 400 Taler zur Erweiterung ihres Bestandes aus Dresden erhalten, so stieg die Summe 1834 auf 2500 Taler und erreichte 1870 sogar 6000 Taler. Damit konnten zwar nicht alle Neuerscheinungen gekauft werden, die Zusammensetzung des Bestandes wurde jedoch den Lehrgebieten der Universität besser angepaßt und durch das Sammeln von Bildnissen, Münzen, Karten und Autographen zunehmend universeller.

1.21 Große Steigerungen gelangen durch Ankäufe und Geschenke bei den Hand- und Druckschriften. Besaß die Universitätsbibliothek 1831 ca. 60.000 Bde und 2000 Hss., so stieg ihr Besitz von 110.000 Bdn im Jahre 1846 und 200.000 Bdn 1858 auf 350.000 Bde im Jahre 1875. Er versechsfachte sich also innerhalb von knapp fünfzig Jahren. Dabei wurden mehrmals Tausende von Dubletten ausgesondert und versteigert. Besonderen Anteil an diesem sprunghaften Bestandszuwachs hatten - neben Wahrnehmung von Bibliotheksaufgaben für die Königlich Sächsische Akademie der Wissenschaften und der Fürstlich Jablonowskischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig - Geschenke des Königlich Sächsischen Ministeriums des Innern. Hinzu kamen die Übernahme der Bibliothek des Leipziger Schöppenstuhls 1835 (ca. 5000 Bde) und der Bibliotheken von Christian Daniel Beck 1835 (24.850 Bde einer universalen Sammlung), des Freiherren Johann Jakob von Uckermann (1762-1836) im Jahre 1837 (7850 Bde, vor allem Astronomie, Mathematik und Philosophie) und der Sammlung des Freiherrn Thomas von Fritsch (um 1700-1775) mit 2723 Schriften zur sächsischen Geschichte.

1.22 Im Jahre 1840 folgten Teile der hinterlassenen Bibliothek des Professors Dr. Ernst Friedrich Rosenmüller (1766-1835) mit 3947 Drucken und 37 Hss. Orientalia und Theologie und Teile des historischen Apparats von Prof. Dr. Karl Gustav Kühn (1754-1840) zu griechischen und römischen Ärzten; 1845 eine Anzahl der von Konstantin Tischendorf (1815-1874) im Orient erworbenen Hss., 1850 die reichhaltige Sammlung juristischer Dissertationen des Stadtrats P. Leplay, 1850 die Bibliothek des Privatdozenten Dr. Theodor Wilhelm Danzel (1818-1850), 1851 eine Sammlung von ca. 2400 Bdn zur Botanik und Entomologie von Gustav Kunze (1793-1851), der von 1822 bis 1848 das Kustodenamt der Gehlerschen Büchersammlung wahrgenommen hatte. Im Jahre 1852 kamen die 1800 Bde der theologischen Sammlung Otto Moritz Stübels (ag1849), 1853 die Bibliothek der Naturforschenden Gesellschaft in Leipzig mit 1200 Bdn Botanik und Zoologie und 1854 der Ankauf von 487 arabischen Hss. der vormaligen Fideikommißbibliothek der Familie Refaiya in Damaskus hinzu. 1857 konnte die Bibliothek mit einer Sonderzuwendung des Kultusministeriums die besonders an sprachwissenschaftlicher und orientalischer Literatur reiche Bibliothek mit 9700 Bdn des Freiherrn Joseph von Hammer-Purgstall (1774-1856) erwerben.

1.23 Im Jahre 1858 gelangte der Nachlaß des Geheimen Finanzrats Ferdinand von Reiboldt aus Dresden mit 26.500 Münzen und Medaillen, 1500 Karten, Plänen, Porträts, Kunstblättern und numismatischen Werken in die Bibliothek. Die Münzsammlung der Universität, von Anfang an in direkter institutioneller Verbindung mit der Bibliothek und heute eine ihrer Abteilungen, gewann, besonders nach dem Erwerb (1851) der 45.000 Münzen umfassenden Sammlung des Leipziger Kaufmanns und Stadtrats Carl Friedrich von Posern-Klett (1798-1848) so an Bedeutung, daß sie trotz erheblicher Verluste im Zweiten Weltkrieg noch heute mit rund 80.000 Münzen und Medaillen die größte deutsche Universitäts-Münzsammlung ist. Zwei Jahre später erfolgte die Übernahme der Bibliothek des ehemaligen Hochstiftes Meißen, die seit dessen Auflösung im 16. Jh in Wurzen die Zeitläufte überdauert hatte und eine wertvolle Ergänzung der aus den Klöstern des albertinischen Sachsens bei Gründung der Bibliothek zusammengeführten Bestände darstellte. Ferner kamen 1861 die juristische Bibliothek des Justizrats Friedrich August Biener (1787-1861) hinzu sowie 1862 Teile der hebräischen Bibliothek von Dr. Bernhard Beer (ag1861) aus Dresden und 1869 die Sammlung der Leipziger Medizinischen Gesellschaft sowie die Sammlung neugriechischer Bücher von Dr. Theodor Kind (ag1868). Die Bibliotheca Albertina 1.24 Jahrhundertelang führte die Bibliothek ein Schattendasein. Jüngere, viel später gegründete Universitätsbibliotheken überflügelten sie sowohl hinsichtlich des Bestandszuwachses als auch hinsichtlich der Bibliotheksorganisation. Umso erstaunlicher gestaltete sich ihre Entwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Von 1822 bis 1853 stand Göttingen beim Mittelwert des Zuwachses an deutschen Universitätsbibliotheken mit 4840 Bdn an der Spitze, gefolgt von Tübingen, Landshut, Heidelberg und Bonn. Erst danach kam Leipzig mit 2260 Bdn. Mit dem Amtsantritt von Gersdorf und in der Periode von 1853 bis 1875 bot sich ein vollkommen anderes Bild. Leipzig rückte mit einem Mittelwert von 10.460 Bdn an die erste Stelle, gefolgt von Heidelberg, Göttingen, München, Tübingen und Bonn. 1809 besaß eine der ältesten deutschen Universitätsbibliotheken ganze 25.000 Druckschriften. 1858 war die Sammlung bereits auf 200.000 Bde angewachsen, 1875 auf 350.000 Bde, und 1891 beim Bezug des Neubaues war die Zahl von einer halben Million erreicht. Der Durchschnittsetat der deutschen Universitätsbibliotheken betrug im Jahre 1893 21.500 Mark und erhöhte sich bis zum Jahre 1908 auf 32.300 Mark. Im Vergleich dazu betrug der Etat der Universitätsbibliothek Leipzig 1891 knapp 40.000 Mark und lag im Jahre 1908 bei 60.000 Mark.

1.25 Die Bibliothek partizipierte an der wachsenden Bedeutung der Leipziger Universität, die sich nach Berlin und München zur drittgrößten Universität Deutschlands entwickelt hatte. Nicht unbeträchtlichen Anteil hatte daran die Stellung Leipzigs als Mittelpunkt des deutschen Buchhandels und Verlagswesens. Großherzige Stiftungen Leipziger Verleger und günstige Angebote auf dem Leipziger Antiquariatsmarkt trugen wesentlich zur Bereicherung der Leipziger Bestände bei. So verdankt die Bibliothek 1877 dem Verleger Salomon Hirzel (1804-1874) seine einmalige Goethe-Sammlung von knapp 600 Hss. und über 900 Druckwerken sowie zahlreichen Bildern, Medaillen, Silhouetten, Zeichnungen und Radierungen, die den Bestand literarischer Dokumente ergänzten und die später durch Schenkungen der Hirzelschen Familie erweitert wurden. Unter den Autographen treten als besonders wertvoll 295 von Goethe selbst oder nach seinem Diktat geschriebene Briefe hervor. Auch Material aus dem Umfeld des Dichters, beispielsweise Briefe und das 1768/69 in französischer Sprache geschriebene Tagebuch der Schwester Cornelia, nahm Hirzel in seine Sammlung auf. Nahezu vollständig trug er die zu des Dichters Lebzeiten erschienenen Goethe-Drucke zusammen. Schon 1871 waren Teile der botanischen Bibliothek Rudolf Benno von Römer auf Neumark und Löthain (1803-1870) zum Bestand gekommen; 1873 wurde durch den Leipziger Professor für Ägyptologie Georg Ebers ein (später nach ihm benannter), altägyptischer medizinischer Papyrus erworben. Weitere größere Gelehrtenbibliotheken ergänzten den Bestand: 1878 die umfangreiche juristische Bibliothek von Prof. Dr. Gustav Hänel (1792-1878) mit Drucken, Hss. und einer großen Briefsammlung, 1885 der größte Teil der Bibliotheken von Prof. Dr. med. Justus Wilhelm Martin Radius (1797-1884) und Dr. med. Hermann Ploß (1819-1885), 1886 die physiologische Bibliothek von Prof. Dr. Johann Nepomuk Czermak (1828-1873) und 1890 die romanistische Sammlung von Dr. Adolf Ebert (1820-1890).

1.26 Die kontinuierliche Erhöhung des Etats nach jahrhundertelangen meist nur sporadischen Zuwendungen und die reichlich zuströmenden Geschenke führten zu einer Überfüllung des mit einer kurzen Unterbrechung seit 1543 als Bibliothek genutzten Paulinums. Die Forderung des seit 1874 an der Spitze der Bibliothek stehenden Orientalisten Ludolf Krehl (1825-1901) an das Kultusministerium in Dresden nach einem neuen geräumigen Bibliotheksgebäude wurde deshalb immer dringender. Die Vorstellungen, diesen neuen Bau in der Nähe der Universität am Augustusplatz und den neuen Instituten im Gebiet der Liebigstraße zu errichten, konnten nicht verwirklicht werden. So begann man 1887 in der Beethovenstraße nach Plänen des damals in Leipzig hoch angesehenen Architekten Arwed Roßbach, abseits von den Hauptgebäuden der Universität, mit dem Bau eines monumentalen Bibliotheksgebäudes, dessen Gesamtkosten sich auf 2,23 Millionen Mark beliefen und das zunächst ausreichend Platz für Mitarbeiter und Benutzer und natürlich für die Bestände mit einer Stellfläche für 800.000 Bde bot. Am 24. Oktober 1891 erfolgte die Einweihung des neuen Hauses unter Teilnahme des sächsischen Königs Albert. Ihm zu Ehren wurde die Bibliothek in Bibliotheca Albertina umbenannt. Der Umzug aus dem alten Gebäude erfolgte unter maßgeblicher Leitung des zweiten Oberbibliothekars Joseph Förstemann (1841-1900). In nur zwanzig Arbeitstagen organisierte er die Umsetzung von ca. 500.000 Bdn.

1.27 Das prunkvolle Äußere des Gebäudes konnte jedoch nicht über beschämende Bestandslücken hinwegtäuschen. Der Erwerb großer Büchersammlungen im 19. Jh war kein ausreichender Ersatz für eine kontinuierliche und gezielte Erwerbungspolitik. So wurde kurz nach der Eröffnung immer wieder Kritik an der räumlichen Entfernung zum Hauptgebäude der Universität und an ihren Bestandslücken geübt. Darüber hinaus wurden das Fehlen für den Benutzer zugänglicher Kataloge, die veralteten Bestände der Handbibliothek des Lesesaals und nicht durchgängige Öffnungszeiten bemängelt. Die Bestandslücken waren selbst Gegenstand von Landtagsdebatten.

1.28 Immerhin konnte, auch nach Übernahme des Direktorats durch Oskar von Gebhardt (1844-1906) in den Jahren von 1893 bis 1906 die Tradition des Erwerbs bedeutender Bibliotheken fortgesetzt werden. So kamen 1892 die Autographensammlung des Enkels von Charlotte Buff (verehelichte Kestner, Goethes Lotte in Wetzlar), Georg Kestner (1805-1892), mit etwa 60.000 Briefen in die Bibliothek; 1893 durch Prof. Rudolph Seydel (*1835) die Schriften von Christian Hermann Weiße (1801-1866), 70 Bde von Reichsgerichtsrat Thewalt, 90 kleinere Schriften vom Buchhändler Bernhard Liebisch; 1897 die Sammlung von Prof. Dr. med. Karl Hagen (ag1868) mit 700 Bdn und mehreren hundert Broschüren meist medizinischen Inhalts; 1897 die aus 400 Nummern bestehende Bibliothek der Gesellschaft für Geburtshilfe, eine Sammlung von 15 Bdn und 238 Broschüren über Tabes und weitere 83 Bde von Dr. Paul Julius Möbius (*1853) sowie das auf Kosten des Duc de Loubat in Paris hergestellte Faksimile einer alten illustrierten mexikanischen Handschrift und 173 Bde italienischer und französischer Literatur des 16. bis 18. Jhs nach letztwilliger Verfügung des Buchhändlers Felix Liebeskind (1837-1898); 1899 eine über 100 Nummern umfassende Sammlung von Büchern, Plänen und Bildern des Geh. Hofrats Prof. Dr. Richard Wülker (*1845), die sich auf Goethe und Frankfurt beziehen, sowie eine Anzahl wertvoller Werke aus verschiedenen Literaturgebieten durch Franz Liebeskind-Platzmann und ein umfangreicher Bestand an amerikanischer Literatur durch Prof. Caspar René Gregory (1846-1917).

1.29 In den folgenden Jahren kamen hinzu: 1900 eine Zuwendung von 180 Bdn vorwiegend deutscher Literatur durch Fräulein Lilly Wüstefeld; 1901 von Dr. Robert Abendroth 800 wichtige, meist ältere Werke aus mehreren Wissensgebieten, darunter die Krünitzsche Enzyklopädie, sowie von Dr. Otto Günther (1861-1922) 60 wertvolle Bücher; 1902 vom Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Albin Hoffmann mehr als 100 Nummern balneologischer Werke und von Dr. Paul Kühn (ag1866) ca. 300 Schriften meist neuerer Literatur, ferner von Franz Liebeskind-Platzmann etwa 550 z. T. seltene Autographen von Fürsten, Staatsmännern, Dichtern und Schriftstellern; 1903 hinterlassene Aufzeichnungen des Geh. Hofrats Prof. Dr. Otto Ribbeck (1827-1898) zur Klassischen Philologie und von Prof. Dr. Gustav Weigand (1860-1930) 46 Hefte der Abhandlungen der Rumänischen Akademie; 1904 vom Armenisch-akademischen Verein 85 Bde armenischer Bücher und Zeitschriften, von dem Verlagsbuchhändler Johann Jacob Weber (1803-1880) 60 politische Broschüren und Einblattdrucke, größtenteils aus dem Jahre 1848, von dem Privatdozenten Dr. Fehr in Leipzig eine größere Reihe von Stücken der badischen Gesetzessammlung und andere Rechtsliteratur; endlich im gleichen und den folgenden drei Jahren vom Verlags- und Antiquariatsbuchhändler Karl W. Hiersemann (1854-1928) ca. 2000 Werke unterschiedlichen Inhalts; 1905 Otto Dürrs Schillerbibliothek, 451 Werke in 635 Bdn, besonders Originaldrucke von Schillers Werken, nach letztwilliger Bestimmung des Verlagsbuchhändlers Otto Dürr (1832-1905; Bestand heute nach der kriegsbedingten Auslagerung vermißt).

1.30 An weiteren Zugängen sind zu verzeichnen: 1905 von der Forstakademie zu Tharandt 1269 Bde, darunter mehrere Zeitschriftenreihen; 1906 Schenkungen vom Verein für innere Mission (262 Bde), von Prof. Dr. Seeliger (36 Bde) und von Fräulein Grüne (50 Bde medizinischer Handbücher); 1907 Publikationen der Verlagsbuchhandlungen Winter und Haessel, 766 Bde neurologischer Werke aus dem Nachlaß des Dr. Paul Julius Möbius, die sämtlichen Veröffentlichungen des Deutsch-nationalen Handlungsgehilfen-Verbandes in Hamburg (44 Bde) von diesem Verbande; 1908 zahlreiche Werke aus ihren Verlagen von den Verlagsbuchhändlern Karl Baedeker, Johann Friedrich Dürr, Wilhelm Engelmann, Hermann Adolph Haessel und Otto Harrassowitz; 1909 die reichhaltige sinologische Bibliothek des verstorbenen Prof. W. Grube in Berlin und das Breviarium Grimani hrsg. von S. de Vries und S. Morpurgo, durch Herrn E. Platky in Leipzig.

1.31 Ebenfalls 1909 erhielt die Bibliothek aus Anlaß des 500-jährigen Jubiläums der Universität große Schenkungen der Verleger Johann Ambrosius Barth, Breitkopf & Härtel, Deichertsche Verlagsbuchhandlung, Dieterichsche Verlagsbuchhandlung (Theodor Weicher), Dürrsche Buchhandlung, Duncker & Humblot, Wilhelm Engelmann, H. Haessel, Otto Harrassowitz, K. W. Hiersemann, J. C. Hinrichssche Buchhandlung, C. L. Hirschfeld, S. Hirzel, Alfred Kroener, Geh. Hofrat Prof. Dr. Hans Meyer (Bibliographisches Institut), O. R. Reisland, B. G. Teubner, Veit & Co., C. F. W. Vogel und E. Wiest Nachf. Sämtliche Schenkungen wurden fortan mit einem Exlibris versehen. Die namentlich nach 1900 zunehmenden Zuwendungen der Leipziger Verleger bildeten eine Art Gegengewicht gegen den für die Bibliothek verhängnisvollen Umstand, daß die Bestimmungen der Preßgesetze von 1844 und 1851, nach der die Bibliothek Anspruch auf ein Exemplar aller in Sachsen gedruckten oder verlegten Bücher besaß, 1870 wieder aufgehoben wurde.

1.32 Von einzelnen Käufen in neuester Zeit verdient der preiswerte aus dem Nachlaß des Antiquars Jost (vermutlich Eduard Jost, *1837) in Leipzig im Jahre 1907 erwähnt zu werden, der der Bibliothek 1750 Werke aus dem Gebiet der Geschichte, namentlich der sächsischen und der Napoleon-Literatur, wie eine Reihe alter Kalender zuführte. 1909 wurde das große Tafelwerk von Giovanni Battista Piranesi mit Ansichten des alten Italien von K. W. Hiersemann erworben, ebenfalls sehr preiswert. So konnte Karl Boysen (1852-1922), 24. Direktor der Bibliothek (1906-1921), zum 500-jährigen Jubiläum der Universität im Jubiläumskatalog feststellen: Der Bücherbestand wird auf rund 550.000 Bände geschätzt, der Handschriftenbestand ist auf 5000 angewachsen. Die Spuren der alten zufälligen Zusammensetzung sind allmählich durch Ausfüllung der Lücken verwischt, wenn immerhin noch viel zu tun bleibt. Zahlreiche Schätze enthalten die Bücher im Handschriftenlesesaale, der 3500 Jahre alte Papyrus Ebers, die Septuaginta Tischendorfs vom Sinai, die Kestnersche Autographensammlung, Piranesis sämtliche Werke und neuesten Zugangs das Breviarium Grimani seien beispielshalber genannt, neben den alten Pergamenten aus Altzelle und Pegau, neben dem reichen Schatz an Inkunabeldrucken, an deren Spitze die beiden Gutenbergbibeln stehen.

1.33 Die Blütezeit der Bibliothek, die sie zu einer der bedeutenden Universitätsbibliotheken Deutschlands machte, ist mit dem Direktorat von Otto Glauning (1876-1941) verbunden. Er leitete die Bibliothek von 1921 bis 1937. Was er in Leipzig bei seinem Dienstantritt vorfand und was er bei der Neuorganisation geleistet hat, geht aus dem sachlichen Bericht über seine Tätigkeit hervor, der 1942, ein Jahr nach seinem Tode, im Zentralblatt für Bibliothekswesen erschien. Nicht nur, daß er die durch Inflation und Wirtschaftskrise von außen herandrängenden Probleme zu bewältigen hatte; er versuchte vor allem, die von seinen Vorgängern hinterlassenen Mängel zu beheben.

1.34 Beeindruckend ist in seinem Bericht der Überblick über die trotz der schwierigen Finanzsituation getätigten Erwerbungen. So wurden in den zwanziger Jahren systematisch orientalische Hss. in der Türkei erworben, außerdem das umfangreiche Briefarchiv des Literarischen Zentralblatts und die wertvolle Erbauungsliteratur-Sammlung von Paul Althaus (seit der kriegsbedingten Auslagerung vermißt). Als größere Geschenke kamen 1923 die Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule Dresden hinzu, die nach ihren Anfängen 1817 als Tierarzneischule bis 1856 der Direktion der chirurgisch-medizinischen Akademie, dann der Kommission für Veterinärwesen unterstellt war; ihr Bestand von 3200 Werken in 4000 Bdn, durch Prof. Dr. Merbach systematisch neu geordnet, umfaßte 1912 6200 Werke mit 25.000 Bdn. Im Jahre 1928 wurde die ca. 1000 Bde umfassende Ibsen-Sammlung von Henry Lewis Mencken erworben. Der Bestand der Handschriftenabteilung konnte bereichert werden durch 30 teilweise umfangreiche Nachlässe bedeutender Leipziger Gelehrter, u. a. 1925 von dem Germanisten Albert Koester (1862-1924), dem Neutestamentler Konstantin von Tischendorf (1815-1874) und dem Botaniker August Schenk (1815-1891), 1927 von dem Statistiker Ferdinand Schmid (ag1927), 1928 von dem Physiker Otto Wiener (1862-1927), dem Oberbibliothekar Victor Gardthausen (1843-1925), 1932 von dem Semitisten Heinrich Zimmern (1862-1931), dem Sprachwissenschaftler Wilhelm Streitberg (1864-1925), dem Germanisten Eduard Sievers (1850-1932), dem Geographen Hans Meyer (1858-1929), dem Germanisten Rudolf Hildebrand (1824-1894), dem Ökonomen Karl Bücher (1847-1930) und schließlich 1934 von dem Kirchenhistoriker Heinrich Böhmer (1869-1927). 1930 gelangten die bis ins 16. Jh zurückreichenden und mit der Geschichte der Stadt Leipzig eng verbundenen Kirchenbibliotheken der beiden Hauptkirchen der Stadt, St. Thomas (gegr. 1580) und St. Nicolai (gegr. 1596) als Dauerleihgabe an die Bibliothek.

1.35 Nach Glaunings plötzlichem Ausscheiden im Jahre 1937 blieb das Direktorenamt für zwei Jahre unbesetzt, bis Fritz Prinzhorn (1893-1967) als neuer Direktor (für 1939-1945) berufen werden konnte. Bei seinem Amtsantritt zeigten sich erste Vorboten des Zweiten Weltkrieges. Zu Beginn des Krieges verzichtete man zunächst darauf, die wertvollen Bestände auszulagern. Man setzte sogar die steckengebliebene, in den dreißiger Jahren begonnene Katalogreform ab Erwerbungsjahr 1940 mit Schließung des systematischen Bandkataloges und seiner standortgebundenen Aufstellung und den Aufbau eines systematischen Zettelkataloges fort. Zugleich wurde die Numerus-currens-Aufstellung im Magazin eingeführt, nachdem man schon 1930 die Preußischen Instruktionen übernommen hatte.

1.36 Anfang 1943 begannen die Sicherstellung der Kataloge und die Planungen für die Auslagerung der Bestände. Doch erst nach dem verheerenden Angriff vom 4. Dezember 1943 auf Leipzig, der auch das Hauptgebäude der Universität vernichtete, das Bibliotheksgebäude aber verschonte, kam die Auslagerung in Gang. Auf acht verschiedene Orte in der näheren und weiteren Umgebung Leipzigs verteilte man die ca. 1.400.000 Bde der Bibliothek, darunter 2826 Inkunabeln und 7448 Hss. Die Hauptmasse der Bücher, ca. 500.000 Bde, kam in das Kalibergwerk Plömnitz bei Bernburg. 146 Kisten mit den wertvollsten Beständen, Inkunabeln, Hss. und andere Sondersammlungen, darunter die Münzsammlung, wurden nach Mutzschen ausgelagert. Andere Auslagerungsorte waren Oberlödla, Collm, Leisnig, Frohburg, Rochlitz und Mügeln. Ein stattlicher Rest an Büchern und Katalogen fand benutzungsfähig in den Gewölben des Völkerschlachtdenkmals Unterkunft. In das leergeräumte Bibliotheksgebäude zog die Universitätsverwaltung ein. Der Bombenangriff vom 6. April 1945 zerstörte die Hoffnung, das Bibliotheksgebäude unbeschadet über den Krieg retten zu können. Dreiviertel des Gebäudes wurden zerstört. Der Rest befand sich in einem chaotischen Zustand. Trotz alledem mußte schon 1945 an die Rückführung der in den Wirren der Nachkriegszeit stark gefährdeten Bestände gedacht werden. Bis Ende 1945 waren die fünf kleinen Auslagerungsorte Oberlödla, Collm, Leisnig, Frohburg und Mügeln geräumt.

1.37 Nach Beginn der vordringlichen Baumaßnahmen am Bibliotheksgebäude wurden mit 65 Lastzügen vom 26. Februar bis 30. April 1946 aus Plömnitz und Rochlitz 56.090 Kisten zurückgebracht, die größtenteils in den Kellern der zerstörten Bibliothek zwischengelagert werden mußten. Bereits im letzten Quartal 1946 waren ca. 600.000 Bde ausleihfähig. Als Lesesaal diente der ehemalige Zeitschriftenlesesaal. Eine Bilanz der Verluste zeigt, daß die Bibliothek keine Bestandsverluste durch Bombenangriffe aufzuweisen hatte, daß aber nach Abschluß der Rückführungsaktion 42.000 Bde (ca. 3 Prozent) als Verlust angesehen werden mußten. Viele Bücher waren durch die jahrelange Lagerung in Kisten und die folgende unzureichende Magazinsituation in einem bedenklichen Zustand. Die in Mutzschen ausgelagerten wertvollsten Sammlungen wurden durch die sowjetische Besatzungsmacht, ungeachtet der Einsprüche des Rektors und der Bibliotheksleitung, abtransportiert. 1958 erfolgte zwar die Rückführung des Hauptteils dieser Bestände, doch fehlten dabei ca. 250 Inkunabeln, darunter das Papierexemplar der Gutenbergbibel und ein Ablaßbrief Gutenbergs, die Schiller-Bibliothek Dürr, Teile der Hirzel-Bibliothek, 16 Kisten der Kartensammlung und Teile der Münzsammlung.

1.38 Vorrangiges Bestreben der Bibliotheksleitung in den Nachkriegsjahren war es, die Bibliothek schnell wieder benutzbar zu machen, zumal viele Institutsbibliotheken z. T. gänzlich vernichtet worden waren. Dies geschah unter Verzicht auf dringend notwendige Revisionsarbeiten. Anfang der fünfziger Jahre, unter der Leitung von Helmut Mogk (1896-1973), amtierender Direktor von 1950 bis 1958, normalisierte sich die bibliothekarische Arbeit wieder. Der sukzessive Wiederaufbau konnte bis 1955, als die Rundgänge um den zerstörten großen Lesesaal als Magazinfläche ausgebaut werden konnten, weitergeführt werden. Danach hörten jedoch an der erst zu zwei Dritteln wiederaufgebauten Bibliothek alle weiteren Bauarbeiten auf. Erst nach der Wiedervereinigung konnte 1992 erneut mit dem Aufbau des Ruinenteils begonnen und der Ausbau zu einer modernen, leistungsfähigen Bibliothek in Angriff genommen werden.

1.39 Die Literaturerwerbung lief in den ersten Nachkriegsjahren sehr zögerlich an. 1945/46 konnten ganze 719 Bde beschafft werden, bis 1955 122.857 Bde, davon 32 Prozent durch Tausch, 22 Prozent als Geschenk und 15 Prozent als Pflichtexemplare, gekauft waren lediglich 31 Prozent. Seit 1938 besaß die Bibliothek das Recht auf Pflichtexemplare aus der Verlagsproduktion des Landes Sachsen, wie schon in der Mitte des 19. Jhs. Dessen Wegfall im Jahre 1955 bedeutete für die Bibliothek bei einem Anteil von 15 Prozent des Gesamtzuganges eine starke Belastung des Erwerbungsetats. Durch starke Veränderungen in der Bibliotheksstruktur der Stadt und des Landes blieb fortlaufend mit Übernahme ganzer Bestände aufgelöster Bibliotheken der Zuwachs an Geschenken annähernd bei 25 Prozent und brachte auch für den historischen Bestand vor 1900 eine Erweiterung um ca. 20.000 Bde. Auf dem Gebiet der Literaturerschließung lag der Schwerpunkt der Arbeit auf der Weiterführung der 1940 begonnenen Sachkatalogreform. Grundlage dafür war ein nun wieder vorhandener differenzierter Fachreferentenstab. Die Wissenschaftsentwicklung und die veränderte politische Situation fanden in dem neuen Sachkatalogsystem ihren Niederschlag. In der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre erfolgte der Aufbau eines zentralen Institutskataloges mit dem Ziel, die Bestände der weit über hundert Institutsbibliotheken der Universität zentral nachzuweisen. Er wurde später um Bestandsnachweise aus weiteren Bibliotheken des Bezirkes Leipzig vermehrt, bis 1991 als Leipziger Zentralkatalog geführt und danach an den Zentralkatalog der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden abgegeben.

1.40 Im Jahre 1962 gelangte der wertvolle Handschriften- und Inkunabelbestand der Leipziger Stadtbibliothek, der als einziger Teil der Bestände ausgelagert worden war und so der vollständigen Zerstörung der Bibliothek im Dezember 1943 entgehen konnte, als Dauerleihgabe der Stadt in die Obhut der Universitätsbibliothek. Mit ca. 1800 Hss., 690 Inkunabeln, ca. 14.000 Autographen, einer Sammlung Leipziger Drucke des frühen 16. Jhs und der Bibliothek der Deutschen Gesellschaft, eines im 18. Jh besonders unter Gottsched zusammengetragenen literarischen und literaturwissenschaftlichen Bestandes, bildete diese Büchersammlung eine wertvolle Bereicherung und Ergänzung der Bestände. Schon 1959 konnte als kleiner Ersatz für die nicht zurückgegebene Schiller-Bibliothek von Otto Dürr die Bibliothek des Leipziger Schiller-Vereins mit wertvollen Erst- und Frühausgaben übernommen werden. Aber auch die Tradition der Bewahrung literarischer Nachlässe und Privatbibliotheken bedeutender Leipziger Gelehrter konnte fortgesetzt werden. So übernahm die Bibliothek die Nachlässe von dem Historiker Erich Brandenburg (1869-1946), dem Altphilologen Franz Dornseiff (1888-1960), dem Historiker Felix Heinrich Gentzen (1914-1969), dem Historiker und Direktor der Münzsammlung Julius Benno Hilliger (1863-1944), der Germanistin Elisabeth Karg-Gasterstädt (1886-1964) und von den Erben den Nachlaß des Komponisten und ersten Cellisten des Leipziger Gewandhauses, Julius Klengel (1859-1933).

1.41 Einschneidend für die Bibliothek und ihre Stellung innerhalb der Universität waren die im Zuge der dritten Hochschulreform eingeleiteten Maßnahmen zur Durchführung einer Bibliotheksreform. Ziel war die Schaffung eines einschichtigen Bibliothekssystems, um den rationellsten und effektivsten Einsatz der verfügbaren Mittel und Fonds zur Entwicklung eines wissenschaftlichen Potentials zu sichern. Als Grundlage für die Umstrukturierung diente die Bibliotheksverordnung der DDR vom 31. Mai 1968. Danach wurde an der damaligen Karl-Marx-Universität die Universitätsbibliothek als einheitliche Institution betrachtet, die den gesamten Buchbestand der Universität, unabhängig vom Standort einzelner Teile, umfaßt und eigenverantwortlich verwaltet. Erreicht werden sollte eine Konzentration aller bibliothekarischen Leistungen und der optimale Einsatz der personellen, materiellen und finanziellen Mittel. In Leipzig mußte ein großer Teil der 150 bestehenden Institutsbibliotheken im Zusammenhang mit dem Bezug eines neuen Universitätsgebäudes am alten Standort der Universität zusammengeführt werden. Der positive Ansatz der Bibliotheksreform war allerdings bei den meist unzulänglichen räumlichen, materiellen und personellen Bedingungen zum Scheitern verurteilt. Jahrelang waren danach die Bestände der seit 1945 mit großem Engagement wieder aufgebauten Institutsbibliotheken eingelagert. Erst mit der Eröffnung einer Zweigstelle für Gesellschaftswissenschaften im Jahre 1979, der heutigen Zweigstelle für Geistes- und Sozialwissenschaften am Augustusplatz, mit ca. 500 Lesesaalplätzen und einem Bestand von 400.000 Bdn, verbesserte sich die Situation. Die Einarbeitung der ehemaligen Institutsbestände, vorwiegend der geisteswissenschaftlichen Disziplinen, erstreckte sich jedoch aus personellen Gründen und wegen der begrenzten Aufnahmekapazität der Hauptbibliothek über Jahre.

1.42 Im Jahre 1993 konnte die Universitätsbibliothek ihr 450jähriges Bestehen feiern: in einer Zeit, die, nach der Wiedervereinigung Deutschlands, durch einen Reformprozeß bestimmt ist. Er setzte im Herbst 1990 ein und brachte zunächst die Veränderung an der Spitze der Bibliothek. Bis Mai 1992 leitete Dr. Dietmar Debes (*1925), bis dahin Leiter der Abteilung Sondersammlungen (Handschriften, Inkunabeln und Alte Drucke), die Bibliothek. Sein besonderes Verdienst in dieser Zeit bestand darin, die Planung für den Wiederaufbau der Bibliotheca Albertina soweit voran getrieben zu haben, daß seit Herbst 1992 die Bausubstanz gesichert und der Wiederaufbau bereits 1997 in einem ersten wesentlichen Abschnitt abgeschlossen werden kann. Bis zum Jahre 2000 wird die Bibliotheca Albertina architektonisch wieder ein Zentrum der Literatur- und Informationsversorgung in Leipzig sein.

1.43 Ein seit der Wiedervereinigung reichlicher Mittelzufluß aus unterschiedlichen Quellen wird die Bibliothek in die Lage versetzen, Bestandslücken nach und nach zu schließen. Wieder aufgenommen werden konnte die Tradition der Übernahme großer Gelehrtenbibliotheken: so 1993 die Sammlung der Leipziger Germanistin Lieselotte Blumenthal (1906-1992) mit 2000 Bdn, des Münchner Buchhistorikers Bernhard Bischoff (1906-1991) mit 6000 Bdn; 1994 die Sammlung des Leipziger Historikers Ernst Werner (1920-1993) mit 1000 Bdn, des Leipziger Musikwissenschaftlers Eberhard Klemm (1929-1991) mit 4000 Bdn Musikalien, des langjährigen Leiters der Ravensburger Verlagsanstalt Christian Stottele (*1930) mit 5000 Bdn Kinderliteratur, des emeritierten Direktors des Deutschen Archäologischen Instituts Wilhelm Grünhagen (1915-1993) mit 700 Bdn; 1995 die Sammlung des Marburger Afrikanisten Ernst Dammann (*1904) mit 2000 Bdn, des Münchner Archäologen Joachim Werner (1908-1994) mit 8000 Bdn, des Rechtswissenschaftlers Guido Kisch (1889-1985) mit 1400 Bdn, des Hamburger Osteuropa-Historikers Klaus-Detlev Grothusen (1928-1994) mit 3000 Bdn; 1996 die Sammlung des Münchner Historikers Herbert Grundmann (1902-1970) mit 2400 Bdn, des Münchner Althistorikers Siegfried Lauffer (1911-1987) mit 2000 Bdn. Die enormen Steigerungsraten (1988 erwarb die Bibliothek 36.860 Medieneinheiten oder 36.870 Bde, 1992 82.625 Einheiten oder 70.564 Bde) forderten die Einführung moderner computergestützter Technologien mit dem Anschluß an nationale und internationale Datensysteme. Seit 1991 arbeitet die Bibliothek online im Südwestdeutschen Bibliotheksverbund mit und erschließt seit Ende 1992 neben dem Gros der Neuerwerbungen auch ihre historischen Bestände, unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bibliotheken der Institute 1.44 Die räumliche Trennung von der Universität durch den Neubau der Bibliothek und die gewandelte Wissenschaftsorganisation führte in den letzten Jahrzehnten des 19. Jhs zum Aufbau eigener Institutsbibliotheken. Ihre Anzahl und ihr Buchbestand beim 500-jährigen Jubiläum der Universität (1909) ist dem Leipziger Bibliothekenführer von Eduard Zarncke zu entnehmen. Diese Buchbestände wurden zum größten Teil im letzten Weltkrieg vernichtet. Die nach 1945 neu aufgebauten Institute enthielten kaum noch Werke vor 1900; vorhandene Bestände wurden im Zuge der Bibliotheksreform 1968 an die Universitätsbibliothek abgegeben.

1.45 Die Theologische Fakultät besaß einen historischen Buchbestand, der, soweit er nicht vernichtet worden ist, heute als Bestand der Zweigstelle Theologie der Universitätsbibliothek in Sonderaufstellung und mit eigenen Katalogen geführt wird (s. Eintrag dort). Dazu gehören die ehemaligen Bibliotheken des Kirchengeschichtlichen Seminars mit 2500 Bdn, des Neutestamentlichen Seminars mit 800 Bdn, der Kirchlich-archäologischen Sammlung mit 510 Bdn, des Seminars für Systematische Theologie I mit 500 Bdn, des Seminars für Systematische Theologie II mit 300 Bdn, des Alttestamentlich-exegetischen Seminars mit 1000 Bdn, des Prediger-Kollegiums mit 2500 Bdn und die Theologische Studenten-Bibliothek mit 3200 Bdn.

1.46 Zur Philosophischen Fakultät I. Sektion gehörten die Bibliotheken des Indogermanischen Instituts mit 900 Bdn, des Philologischen Seminars mit 6900 Bdn, des Archäologischen Instituts mit 1400 Bdn, des Semitistischen Instituts mit 470 Bdn, des Ägyptologischen Instituts mit 190 Bdn, des Englischen Seminars mit 2800 Bdn, des Romanischen Seminars mit 2100 Bdn, des Germanistischen Instituts mit 11.000 Bdn. Zur II. Sektion gehörten die Bibliotheken des Philosophischen Seminars mit 1500 Bdn, des Seminars für Alte Geschichte (Historisches Institut) mit 2500 Bdn, des Historischen Instituts (Seminare für historische Hilfswissenschaften, Mittlere und Neuere Geschichte) mit 17.000 Bdn, des Instituts für Kultur- und Universalgeschichte mit 17.000 Bdn und 4000 Broschüren, des Seminars für Landesgeschichte und Siedlungskunde mit 1850 Bdn, des Geographischen Seminars mit 7500 Bdn sowie 5200 Karten, der Münzsammlung (deren Bestand im wesentlichen erhalten ist) mit 300 Bdn, des Kunsthistorischen Instituts mit 1400 Bdn, des Collegium musicum mit 600 Bdn, des Philosophisch-pädagogischen Seminars mit 2000 Bdn, der Vereinigten staatswissenschaftlichen Seminare mit 19.000 Bdn, des Volkswirtschaftlichen Seminars mit 3000 Bdn, des Landwirtschaftlichen Instituts mit 7000 Bdn, des Veterinärinstituts mit 3000 Bdn. Zur III. Sektion gehörten die Bibliotheken des Mathematischen Instituts mit 21 deutschen und 32 ausländischen Zeitschriften und 2000 Bdn, der Sternwarte mit 12.000 Bdn, des Physikalischen Instituts mit 2500 Bdn, des Chemischen Laboratoriums mit 1800 Bdn, des Physikalisch-chemischen Instituts mit 500 Bdn und 33 Zeitschriften, des Laboratoriums für angewandte Chemie mit 3000 Bdn, des Zoologischen Instituts mit 4400 Bdn und 21 laufenden Zeitschriften, des Botanischen Instituts mit 2800 Bdn und des Mineralogischen Instituts mit 780 Bdn. Die 1883 gegründete Bibliothek des Seminars der Juristenfakultät besaß 10.000 Bde.

1.47 Zur Medizinischen Fakultät gehörten die Bibliotheken des Instituts für Geschichte der Medizin mit 3000 Bdn (heute Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften, s. Eintrag dort), des Anatomischen Instituts mit 49 Zeitschriften und 1000 Bdn, des Physiologischen Instituts mit 2700 Bdn, des Pathologischen Instituts mit 1700 Bdn, des Instituts für gerichtliche Medizin mit 900 Bdn, des Pharmakologischen Instituts mit 2300 Bdn, der Medizinischen Universitätsklinik mit 1900 Bdn, der Medizinischen Universitäts-Poliklinik mit 200 Bdn, der Chirurgischen Klinik mit 1650 Bdn, der Chirurgischen Universitäts-Poliklinik mit 870 Bdn, der Klinik für Syphilis und Hautkrankheiten mit 1400 Bdn, der Universitätsklinik für Ohren-, Nasen- und Halskrankheiten mit 350 Bdn und 14 Zeitschriften, der Universitäts-Frauenklinik mit 210 Bdn, der Psychiatrischen und Nervenklinik mit 2000 Bdn, des Hygienischen Instituts mit 1000 Bdn, der Heilanstalt für Augenkranke mit 600 Bdn und 26 laufenden Zeitschriften, des Zahnärztlichen Instituts mit 500 Bdn und 15 Zeitschriften, des Kinderkrankenhauses und der Universitätskinderklinik mit 300 Bdn.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem ausgewiesenen Bestand von 500.000 Bdn und ca. 5000 Hss. im ersten Jahrbuch der deutschen Bibliotheken (1902), von 550.000 Bdn im Leipziger Bibliothekenführer von Eduard Zarncke (1906) und der Bibliotheksstatistik im 55. Jahrgang des Jahrbuchs der deutschen Bibliotheken für 1993 mit 4.226.712 Bdn, 801.544 Hochschulschriften, 8724 Hss. und 2721 Buchbinderbänden Inkunabeln wurde der historische Bestand nach Titeln ausgezählt. Grundlage der Auszählung war der in den Jahren 1833 bis 1865 von Ernst Gotthelf Gersdorf (1804-1874) und in den philosophischen Disziplinen von Gustav Hartenstein (1808-1890) angelegte Bandkatalog der Druckschriften, der für die Naturgeschichte und Medizin durch Robert Abendroth (1842-1917) überarbeitet und ergänzt wurde. Der Katalog orientiert sich an traditionellen Auffassungen der Wissenschaftseinteilung, denen in der Bestandsbeschreibung gefolgt wurde. Die Mathematik und Astronomie sind beispielsweise so den Geisteswissenschaften zugeordnet worden. Bis zum Erwerbungsjahr 1940 als Systematischer Katalog weitergeführt, erschließt der Katalog in 120 Sachgruppen mit 245 Bdn in Großfolioformat die standortgebundene systematische Aufstellung in 185 Signaturgruppen. Gezählt wurden alle Titel, auch verschiedene Auflagen eines Werkes, nicht aber Mehrfachexemplare desselben Titels, wohl aber gelegentliche Mehrfacheintragungen, damit sich für jede Systemgruppe ein vollständiges Bild der vorhandenen Literatur ergibt.

2.2 Periodika sind nur als ein Titel gezählt worden, wenn nicht, wie bei Akademieschriften, bibliographisch selbständige Werke in den Katalog aufgenommen worden sind. Titel ohne Erscheinungsjahr sind, soweit erkennbar, dem historischen Buchbestand des jeweiligen Jahrhunderts zugewiesen worden. Der Systematische Katalog enthält gelegentlich auch in sich geschlossene, bibliographisch nicht selbständige Originaltexte in jüngeren Sammelausgaben; sie sind unter dem Erscheinungsjahr der späteren Ausgabe erfaßt worden. Bis 1894 war es Leipziger Praxis, Dissertationen wie Bücher einzeln zu katalogisieren. In allen Katalogen war damit das Katalogisieren der Dissertationen anfangs Vorschrift und später die Regel, bis mit Einführung des Druckzwanges und der Hochflut von Dissertationen jede Eintragung unterblieb. Die unter einer Signatur stehenden Schulprogramme (Paed. 76) werden nur bei Beschreibung des Bandes 4 (Paedagogik) differenziert aufgeführt.

2.3 Die Zählung ergänzt den historischen Buchbestand um die im neuen systematischen Zettelkatalog ab Erwerbungsjahr 1940 in nicht unerheblicher Zahl aus Bibliothekszusammenlegungen und Bestandsübernahmen noch angeschafften Titel von Drucken vor 1900. Sie waren der alten Systematik zuzuordnen. Trotz berechtigter Einwände gegen die Verwendung einer im 19. Jh entstandenen Wissenschaftssystematik konnte die systematische Übersicht nur nach dieser Gliederung erfolgen. Die in den Katalogen angesetzte Namensform der Verfasser (oft latinisiert) und die Schreibweise der Titel ist für die systematische Bestandsbeschreibung weitgehend übernommen worden.

2.4 Der Inkunabelbestand wird als Sonderbestand beschrieben, bei den statistischen Angaben zu den einzelnen Systemgruppen zusätzlich gesondert angegeben und für den einzelnen Druck im abhandelnden Text mit der Nummer des Kataloges von Otto Günther, Die Wiegendrucke der Leipziger Sammlungen (Leipzig 1909), bibliographisch eindeutig gekennzeichnet (G ...).

2.5 Obwohl seit der Bibliotheksreform in der DDR (1968) der gesamte Bibliotheksbestand der Universität, mit Ausnahme des Bereiches Medizin, einheitlich durch die Universitätsbibliothek verwaltet und repräsentiert wird, ist in die Bestandsbeschreibung die Bibliothek der Theologischen Fakultät, der einzigen Institutsbibliothek mit erwähnenswertem Altbestand, ebensowenig aufgenommen worden wie die Bibliothek der ehemaligen Deutschen Hochschule für Körperkultur, die 1990 der Universität als Fakultät für Sportwissenschaft eingegliedert, jetzt als Zweigstelle Sportwissenschaft der Universitätsbibliothek geführt wird. Gleiches gilt für die 1991 der Universitätsbibliothek zugeordnete Comenius-Bücherei. Diese Bibliotheken haben einen eigenen Eintrag. In den Sondersammlungen sind jedoch die Kirchenbibliotheken St. Thomas und St. Nicolai und die Bibliothek der Kirchlichen Hochschule beschrieben. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen 2.6 Der historische Buchbestand umfaßt 500.038 Titel. Chronologisch gliedert sich der Bestand in 3623 Inkunabeln (0,7 Prozent, in 2721 Bdn), 27.767 Titel des 16. Jhs (5,5 Prozent), 43.966 Titel des 17. Jhs (8,8 Prozent), 102.318 Titel des 18. Jhs (20,5 Prozent) und 323.364 Titel des 19. Jhs (64,5 Prozent). Nach Sprachen geordnet handelt es sich um 240.816 (48 Prozent) deutsche Titel, 153.839 (30,7 Prozent) lateinische, 42.781 (8,5 Prozent) französische, 24.685 (5 Prozent) englische und 38.917 (7,8 Prozent) Titel in sonstigen Sprachen. Davon ist in den Sprach- und Geschichtskatalogen in größerem Umfang Literatur vorhanden in Altgriechisch (3807 Titel, 16. Jh 662, 17. Jh 455, 18. Jh 730, 19. Jh 1960); Italienisch (4835 Titel, 16. Jh 258, 17. Jh 481, 18. Jh 846, 19. Jh 3250); Spanisch (1893 Titel, 16. Jh 24, 17. Jh 94, 18. Jh 284, 19. Jh 1491); Slawische Sprachen (996 Titel, 16. Jh 2, 17. Jh 3, 18. Jh 30, 19. Jh 961); Russisch (1427 Titel, 18. Jh 21, 19. Jh 1406) und in Orientalischen Sprachen (1215 Titel des 19. Jhs).

2.7 Die Inkunabeln sind ausschließlich in lateinischer Sprache (3518 Titel), bis auf 91 deutsche, 8 italienische, 2 spanische, eine französische und 3 griechische (Aldinen). Im 16. Jh gliedert sich der Bestand in sprachlicher Hinsicht in 6245 (22,5 Prozent) deutsche, 19.337 (69,5 Prozent) lateinische, 355 französische, 99 englische und 1431 Titel in sonstigen Sprachen. Für das 17. Jh sind 11.142 (26,2 Prozent) deutsche, 27.717 (62,2 Prozent) lateinische, 2063 französische, 471 englische und 2573 Titel in sonstigen Sprachen vorhanden. Die Aufteilung im 18. Jh weist 34.350 (33,5 Prozent) deutsche, 52.048 (51 Prozent) lateinische, 7676 französische, 2645 englische und 5680 Titel in sonstigen Sprachen auf. Im 19. Jh dominiert Deutsch mit 188.438 (58,5 Prozent) vor Latein mit 50.919 (15,7 Prozent), Französisch mit 32.687 Titeln, Englisch mit 21.551 Titeln und 29.219 Titeln in sonstigen Sprachen. Ein zunehmender Anteil der Erwerbungen innerhalb der einzelnen Jahrhunderte von deutschsprachiger Literatur von 22,8 Prozent über 25,3 Prozent, 33,5 Prozent auf 58,5 Prozent steht neben dem Rückgang lateinischer Titel von 72 Prozent über 63 Prozent, 51 Prozent auf 15,7 Prozent und der deutlichen Zunahme fremdsprachiger Titel von 2,5 Prozent über 10,8 Prozent, 15,5 Prozent auf 25,8 Prozent. Systematische Übersicht 2.8 In dieser Übersicht sind die Bestandszahlen jeweils auf das halbe Hundert abgerundet. Die Bandkataloge Naturwissenschaften (rote Zählung) umfassen (1-2) Ökonomie und Technologie 9500 Titel; (3) Allgemeine Naturwissenschaft 2400; (4) Geologie und Mineralogie 4200; (5-6) Botanik 7300; (7-8) Zoologie 6550; (9) Physik 3700; (10) Chemie 2250; (11-12) Organische Chemie 5200; (13) Allgemeine medizinische Literatur 2950; (14-17) Anatomie und Physiologie 8700; (18-20) Materia medica 5300; (21) Balneologie 3100; (22) Hygiene 2400; (23) Staatsarzneikunde 2250; (24-27) Allgemeine Pathologie und Therapie 6350; (28-32) Spezielle Pathologie 17.550; (33-36) Chirurgie 9550; (37-39) Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Kinderheilkunde 6150.

2.9 Die Bandkataloge Geisteswissenschaften (in schwarzer Zählung) umfassen (1) Literaturgeschichte und Enzyklopädie 2350 Titel; (2) Bibliographie 3800; (3) Typographie 600; (4) Paedagogik 4350; (5) Universitäten 3500; (6) Vitae eruditorum singulorum 12.300; (7) Numismatik 3000; (8) Gesammelte Werke 1900; (9) Historia philosophiae 3000; (10-11) Philosophie 7800; (12) Aesthetik und Kunstgeschichte 6500; (13) Mathematik 5850; (14) Astronomie 2600; (15,1) Gesellschaftsschriften 1450; (15,2) Zeitschriften 1300; (16,1) Klassische Altertumswissenschaften und Klassische Archäologie 1500 und 2300; (16,2) Klassische Mythologie 1400; (17) Graphik 3100. - (18,1) Historia literaturae classicae 1000; (18,2-21) Scriptores graeci 18.650; (22-23) Scriptores latini (12.000); (24) Grammaticae graeci et latini recentiores 5700; (25) Poetae graeci et latini recentiores 5000; (26) Orientalische Literatur 6900; (27) Literatura judaica 2400; (28) Literatura germanica 18.250; (29,1-2) Literatura gallica 8150; (29,3-5) Literatura italica 3100; (29,6) Literatura hispanica 1450; (30,1) Literatura britannica 6700; (30,2) Shakespeare 750; (30,3) Literatura scandinavica (1450); (30,4) Literatura slavica 1100; (30,5) Literatura rossica 950; (30,6) Literatura neograeca 250; (31) Grammaticae linguarum recentium 7550; (31,6) Linguistik 1200; (31,7) Kunstsprachen 70. - (32) Praecognita juris 900; (33) Fontes juris 1650; (34) Commentaria et systemata juris 1450; (35) Tractatus juris civilis 5500; (36) Jus canonicum 2900; (37) Deutsches Privatrecht (3500); (38) Jus feudale 950; (39) Ordo judicorum 2850; (40) Jus criminale 2350; (41,1) Collectiones juridicae 250; (41,2) Tractatus varii juridici 1200; (42) Rechtsphilosophie und Staatswissenschaften 5200; (43,1-3) Staats- und Völkerrecht 1600; (43,4) Parlamentsverhandlungen 150; (44) Jus publicum imperii germanici 1950; (45,1) Neues deutsches Staatsrecht 1900; (45,2) Deutsches Staatsrecht nach der Revolution; (45,3) Jus territoriale 2300; (45,4) Österreichisches Staatsrecht 150; (46) Jus saxonicum 1500. - (47) Historische Hilfswissenschaften und Kulturgeschichte 4550; (48,1) Länder- und Völkerkunde 1900; (48,2) Allgemeine Geschichte 1100; (49) Karten und Atlanten; (50-51) Alte Geschichte 4900; (52) Geschichte des Mittelalters und Neuere Geschichte 2700; (53) Historia Hispaniae 1750; (54) Historia Galliae 8400; (55) Weltkrieg; (56) Historia Italiae 4400; (57) Historia Britanniae 5800; (58) Historia Belgicae 2450; (59) Deutsche Geschichte 7750; (60) Historia Austriae 3750; (61) Schwäbische Geschichte 2250; (62) Historia Borussiae 6150; (63) Historia Bavariae 3000; (64-68) Historia Saxoniae 9150; (69) Historia Saxoniae inferioris 5650; (70) Historia rhenana 3000; (71) Historia Helvetiae 2750; (72) Historia septentrionalis 2450; (73,1) Historia Rossiae 2350; (73,2) Historia Poloniae 750; (73,3) Historia neograeca et Turciae 1600; (74,1) Historia Asiae 3900; (74,2) Historia Africae (1900); (75) Historia Americae 3200; (76) Familiae nobiles 2050; (77) Familiae civiles 2650; (78) Militaria 850. - (79) Kirchengeschichte 8800; (80) Theologische Enzyklopaedie und Theologische Zeitschriften 1450; (81) Biblia 2800; (82) Exegese 8350; (83-85) Exegetischer Apparat 7200; (86-87) Scriptores ecclesiastici 12.400; (88) Symbolik 2300; (89-93) Systematische Theologie 9650; (94-95) Apologetik, Irenik, Polemik 3900; (96) Praktische Theologie 4350; (97) Predigten und Erbauungsliteratur 5500.

2.10 Die Sondersammlungen umfassen die Editiones veteres (Inkunabelsammlung, 3623 Titel); Aldinen (240); Leipziger Drucke des 16. Jhs (485); Sammlung Camerarius (366); Sammlung Sleidanus (125); Bibliotheca Societatis Teutonicae (1726); Ana (224); Kirchenbibliothek St. Nicolai (1650); Kirchenbibliothek St. Thomas (4000); Kirchliche Hochschule Leipzig (3023). Naturwissenschaften und Medizin 2.11 Die Gliederung innerhalb der Systemgruppen erfolgt immer unter Voranstellung formaler Gruppen wie Einleitung, Geschichte, Literatur (d. i. Bibliographie zum Fach), Propädeutik, Unterrichtsanstalten in regionaler Folge, Zeit- und Gesellschaftsschriften, Lexika und Terminologie, Vermischte Schriften und Allgemeine Darstellungen. Diese sind in der Beschreibung unter allgemeine Gruppen zusammengefaßt. Jede Systemgruppe ist durch ein ausführliches alphabetisches Register der Autoren und Anonyma erschlossen.

Ökonomie und Technologie (1, 2)

2.12 Die Systemgruppe umfaßt in traditionellem Sinne neben allgemein einführenden und umfassenden Darstellungen zur Wirtschaftswissenschaft (relevante Titel aus dem Zettelkatalog sind hier mit eingeordnet) die Bereiche der Landwirtschaft, im Anschluß die Tierarzneikunde mit der Veterinärmedizin, die Haushaltungskunst (Betriebsökonomie vorwiegend der Landwirtschaft) und die technologischen Wissenschaften vom Handwerk bis zur Industrie; insgesamt 9505 Titel: 6 Inkunabeln, 67 Titel des 16. Jhs (27 deutsch, 33 lateinisch, 3 französisch, 4 in sonstigen Sprachen), 227 des 17. Jhs (94 deutsch, 92 lateinisch, 15 französisch, 16 englisch, 10 in sonstigen Sprachen), 1652 des 18. Jhs (1182 deutsch, 159 lateinisch, 211 französisch, 61 englisch, 39 in sonstigen Sprachen), 7559 des 19. Jhs (6291 deutsch, 130 lateinisch, 576 französisch, 290 englisch, 272 in sonstigen Sprachen).

2.13 Die Literatur zur Allgemeinen Wirtschaftswissenschaft ist auch durch Autoren des Merkantilismus und Kameralismus bestimmt (umfassender bei Rechtsphilosophie und Staatswissenschaften eingeordnet), wie Georg Heinrich Zincke, Cameralistenbibliothek (1753), Johann Heinrich Ludwig Bergius, Cameralistenbibliothek (1762) und Johann Joachim Becher (6 Titel), Johann Heinrich Gottlieb Justi (12) und Joseph von Sonnenfels (10). Sie umfaßt 520 Titel (22 Titel des 17. Jhs, 126 des 18. Jhs und 372 des 19. Jhs). Hinzuweisen ist auf die Statuten, Anzeigen und Schriften der Leipziger ökonomischen Societät (1764-1814) und die Schriften und Verhandlungen der Ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen (1818-1844).

2.14 Die Fachgruppe Landwirtschaft (Ackerbau, Gartenbau, Forst- und Jagdwesen, Tierhaltung und Tierzucht) mit 6565 Titeln (6 Inkunabeln, 37 Titel des 16. Jhs, 74 des 17. Jhs, 558 des 18. Jhs und 2896 des 19. Jhs) beginnt mit Petrus de Crescentiis Liber ruralium commodorum in 4 lateinischen Ausgaben (G 91, 2665, 1640, 2603) und deren deutscher Übersetzung (G 2584) und reicht bis zu grundlegenden Lehrbüchern zur modernen Landwirtschaft, so Albrecht Thaer, Grundzüge der rationellen Landwirthschaft (1833) oder Johann Georg Schwarz, Die bäuerlichen Musterwirtschaften (1851). Vier deutsche und eine französische Zeitschrift des 18. Jhs sowie 65 deutsche, 4 französische, 2 englische und 5 in sonstigen Sprachen des 19. Jhs sind ebenso vorhanden wie wichtige Werke zur Entwicklung der Agrikulturphysik, Agrikulturchemie, Landwirtschaftlichen Bakteriologie, Ökonomischen Technologie, Landwirtschaftlichen Geographie und Geologie, zur Bodenkunde, Düngung, Be- und Entwässerung und zur ökonomischen Botanik (Kulturpflanzen, Pflanzenkultur, Pflanzenschutz). Der kleine Abschnitt Ackerbau faßt Literatur zu Bodenbearbeitung, Ackerbausystemen, Fruchtwechselwirtschaft, Ackerbaugeräten, Einfriedungen, Getreide-, Kartoffel- und Rübenanbau, Fruchtmagazinen und Wiesenbau in 283 Titeln zusammen (16. Jh einer, 18. Jh 56, 19. Jh 226 Titel).

2.15 Umfangreicher mit 714 Titeln (8 des 16. Jhs, 22 des 17. Jhs, 127 des 18. Jhs und 557 des 19. Jhs) ist der Gartenbau vertreten. Neben allgemeinen Schriften, darunter ein Gartenbüchlein von 1598 oder Peter Gabriel, Der allgemeine Gärtner (Stuttgart 1671), stehen Werke zum Gemüsebau, zu Garten-, Küchen- und Handelsgewächsen, Baumzucht, Obstbau und Obstarten, so Johann Christian Volkamer, Nürnbergische Hesperides (Nürnberg 1708), aber auch zum Weinbau, so der Tractatus de vino et eius proprietate (Rom: Besicken o. J., G 2385) und Arnoldus de Villanova, Von bewarung und beraitung der Wein (Eßlingen: Fyner 1478, G 1030).

2.16 Die folgende Abteilung Forst- und Jagdwesen mit 575 Titeln (16. Jh 4, 17. Jh 14, 18. Jh 83, 19. Jh 474; überwiegend deutsch) ist in 20 Sachgruppen aufgeteilt und enthält neben allgemeinen Übersichten, Lehr- und Handbüchern, so auch von Heinrich Cotta (1763-1844), dem Begründer der modernen Forstwirtschaft (20 Titel), Schriften zu den naturwissenschaftlichen Hilfsfächern: Waldbau (40 Titel), Forstverwaltung, Forstrecht und Forstpolitik. Die kleine Gruppe Jagdwesen weist als älteste Zeitschrift die Diana oder Gesellschaftsschrift zur Erweiterung und Besichtigug der Natur-, Forst- und Jagdkunde (Waltershausen 1797-Kassel 1816) und frühe Literatur zur Falknerei auf, so Kaiser Friedrich II., De arte venandi cum avibus (Straßburg 1596) und deren Neuausgabe durch Johann Gottlob Schneider (Leipzig 1788-1789). Die allgemeine Jagd behandeln Heinrich Wilhelm Döbels Neueröffnete Jäger-Practica (Leipzig 1754) und Dietrich aus dem Winckells Handbuch für Jäger (1820-1822). Unter den 40 Titeln zur Fischerei wäre auf D. de Jong, H. Kobel und M. Salieth, Nieuwe beschryving der walvisvangst en haringsvischery (Amsterdam 1791) hinzuweisen.

2.17 Der Bestand zur Tierhaltung (Ökonomische Zoologie) mit 1319 Titeln (13 des 16. Jhs, 31 des 17. Jhs, 218 des 18. Jhs und 1057 Titel des 19. Jhs) geht zur Hälfte auf die Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule Dresden (s. u. 2.18) zurück. Neben den allgemeinen Gruppen werden die Naturgeschichte der Haustiere, Grundlagen zur Zucht (120 Titel), Pflege, Fütterung, Vermehrung und Veredelung, dann einzelne Haustiere abgehandelt. Besonders umfangreich ist die Literatur zum Pferd (Zucht und Gestütskunde, Pferdekenntnis und Extérieur, Reitkunst, Pferdewissenschaften überhaupt) mit 395 Titeln, beginnend mit Hans Sebald Beham, Maß oder proporcion der Roß (Nürnberg 1528) und 8 weiteren Titeln des 16. Jhs, 16 des 17. Jhs und 81 des 18. Jhs. Kleinere Abschnitte sind den übrigen Haustieren (165) sowie der Bienen- (13) und Seidenraupenzucht (18 Titel) gewidmet.

2.18 Von den 3484 Titeln zur Tierarzneikunde stammen 2883 aus der Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden (1817 als Tierarzneischule der chirurgisch-medizinischen Akademie zu Dresden gegründet), die 1856 mit einem Bestand von 3200 Werken der Kommission für Veterinärwesen zugewiesen wurden. 1912 war die Bibliothek auf 6200 Werke angewachsen und wurde 1923 von der Universitätsbibliothek übernommen. Der Bestand des Faches gliedert sich in 9 Titel des 16. Jhs, 41 des 17. Jhs, 541 des 18. Jhs und 2893 des 19. Jhs.

2.19 Den allgemeinen Gruppen (u. a. 120 tierärztliche Zeitschriften) folgen als Untergruppen Allgemeine Pathologie mit Mykologie und Serumtherapie (220 Titel); Spezielle Pathologie und Therapie einzelner Haustiere: Allgemeine Grundlagen (160), Pferde (230), Rinder, Schafe, Ziegen (140), Hunde und Katzen (120), Schweine (30); Arzneimittellehre (150, darunter Samuel Hahnemanns Apothekerlexikon, Leipzig 1793-1799); Seuchenlehre (320, u. a. ein Recept für die jetzt grassierende Vieh-Krankheit, publiciert durch Ihro Churfl. D. in Bayern, 1682); Chirurgie und Operationslehre, einschießlich der Augenheilkunde (130); Geburtshilfe (20); Hufbeschlagkunde (100); Staatstierheilkunde, einschließlich Veterinärpolizei, Fleisch- und Milchkunde, gerichtlicher Tierarzneikunde (220 Titel).

2.20 Die Haushaltungskunst mit 223 Titeln (davon 140 des 19. Jhs) wird neben den allgemeinen Gruppen durch Landwirtschaftskalender und den Untergruppen Hausmittel, landwirtschaftliche Rechnung und Buchführung, Schutz vor Dieben, vor Feuersgefahr (Löschwesen), Taxieren von Häusern und Grundstücken, Gutsverwaltung, Gesinde, Güterzusammenlegung, Güterteilung, Güterkauf, -verkauf, -pacht, Meiereiwirtschaft, ökonomischer Handel, Wohnung, Nahrungsmittel sowie durch Kochbücher bestimmt. Typische Vertreter der Hausväterliteratur sind Johannes Colerus, Oeconomia naturalis et domestica, darinnen das gantze Ampt aller treuen Haus-Vätter und Haus-Mütter ... begriffen (Mainz 1645 und Frankfurt a. M. 1692), sowie die 10 Ausgaben des weit verbreiteten Noth- und Hülfsbüchlein für Bauerleute von Rudolf Zacharias Becker (1788 bis 1815).

2.21 Die Technologie mit 1031 Titeln (16. Jh 3, 17. Jh 11, 18. Jh 157, 19. Jh 860) vereint neben den allgemeinen Gruppen, darunter vollständig Dingler's Polytechnisches Journal (1820-1931), Literatur zur physikalischen Technologie (Wasser, Luft, Kälte, Wärme); zu den Materialien (Pflanzen und Tiere); zu den Maschinen (Kraftmaschinen, Verkehr) und zur chemischen Industrie (anorganische und organische Fabrikationsprodukte), zum Gährungsgewerbe und Nahrungs- und Genußmitteln (Mehl, Brot, Obst, Brauerei, Bier, Brennerei, Tabak). Weitere Gebiete sind: Fette und Öle; Beleuchtungswesen (Gas, Acetylen, Elektrizität); Harze und Lacke; Steinarbeiten; Metallgewerbe (u. a. Gold, Silber; Schlosser, Nadler, Zinngießer); Textilindustrie (u. a. Spinnerei, Weberei, Färberei, Bleicherei, Wäscherei; Seide, Pelze; Schneiderei); Holzbearbeitung (u. a. Böttcher, Drechsler, Tischler; Möbel, Spielwaren); Silikatindustrie (u. a. Glas, Ton, Porzellan); Lederindustrie; Druckgewerbe, Buchbinderei; Musikinstrumente und Uhrmacherkunst.

2.22 Ein Abschnitt Bauwesen (Ingenieurbau, Wasserbau, Verkehrsbau) mit 154 Titeln enthält Literatur des 19. Jhs, aber auch Andreas Albrecht, Instrument zur Architectur (Nürnberg 1522), und Andreas Böckler, Architectura curiosa nova ... Das ist: Neue ergötzliche Bau- und Wasserkunst (Nürnberg 1664).

2.23 Die Literatur zum Bergbau (Lithurgik, d. h. Angewandte Mineralogie, Berg- und Hüttenkunde) mit 376 Titeln (16. Jh 16, 17. Jh 59, 18. Jh 140, 19. Jh 161) beginnt mit Georgius Agricolas De re metallica in 5 Ausgaben (1566 bis 1621) und dem Bergwerck und Probirbüchlein (Frankfurt a. M. 1535) und gibt in der chronologischen Zusammensetzung einen guten Überblick zur Entwicklung des Wissensstandes.

2.24 Trotz eines breiten Themenspektrums mit Literatur zu Warenkunde, Contorwissenschaft, Handelsbriefwechsel, Handelsgegenständen (u. a. Seeprodukte, Kautschuk, Seide, Rauchwaren, Wolle), Kompagnie- und Proprehandel, merkantilischem Verkehr, Handelsgeographie und Seehandel umfaßt der Abschnitt Handelswissenschaft nur 152 Titel. Der Messestadt dienlich war Der allzeitfertige Meß- und Markt Helffer, von einem Liebhaber der Kauffmannschaft (Leipzig und Halle 1738).

Allgemeine Naturwissenschaft (3)

2.25 Die Systemgruppe umfaßt sechs Abschnitte mit 2376 Titeln, davon 11 des 16. Jhs (einer deutsch, 10 lateinisch), 76 des 17. Jh (4 deutsch, 54 lateinisch, 2 französisch, 7 englisch, 9 in sonstigen Sprachen), 384 des 18. Jhs (177 deutsch, 137 lateinisch, 39 französisch, 16 englisch, 15 in sonstigen Sprachen) und 1905 des 19. Jhs (1237 deutsch, 87 lateinisch, 218 französisch, 213 englisch und 150 in sonstigen Sprachen). Sie wurde erst in wachsender Abgrenzung zur Naturphilosophie gebildet, weshalb die ältere Literatur, etwa Bartholomäus Anglicus, De proprietate rerum (5 Ausgaben 1482 bis 1492), hier eingeordnet ist.

2.26 Die allgemeinen Gruppen (1155 Titel) enthalten vorwiegend deutschsprachige Literatur des 19. Jhs. Umfassend vertreten sind die Veröffentlichungen deutscher und ausländischer naturforschender Gesellschaften, so die vollständigen Reihen der Miscellanea curiosa ...medico-physicarum Germanicarum Academiae naturae (1670-1706), der Ephemerides Academiae Caesareae-Leopoldino ... (1727-1754) sowie Nova Acta und Verhandlungen der Leopoldinisch-Carolingischen Akademie der Naturforscher (1757 ff.). Unter den 120 Zeitschriften sind das American Journal of science (1819 ff.), Kosmos (Stuttgart 1877-1886), das Leipziger Magazin für Naturkunde (1781-1788), das Magazine of Natural History (London 1829-1848), Natur (Halle 1852-1899), Nature (London 1869 ff.) und La Nature (Paris 1813 ff.).

2.27 Die Kosmologie mit 108 Titeln des 19. Jhs wird bestimmt durch Alexander von Humboldts Kosmos (Stuttgart 1845-1862 und Philadelphia 1869), in dem er bestrebt war, die Natur als ein durch innere Kräfte bewegtes und belebtes Ganzes aufzufassen. In diesem Sinne ist auch die Abteilung Naturgeschichte mit 50 Titeln des 18. Jhs und 138 Titeln des 19. Jhs abgegrenzt; der einzige Titel vor 1700 ist Conrad von Megenberg, Naturbuch (1536). Bestimmt wird die Gruppe durch Carl von Linné, Systema naturae in 11 Ausgaben (1735 bis 1767) und Lorenz Oken, Lehrbuch der Naturgeschichte (1813-1826), sowie 14 weiteren populären Titeln.

2.28 Es folgt die Biologie mit 549 Titeln, überwiegend deutschsprachige Literatur des 19. Jhs, als übergreifende und grundlegende Disziplin der Botanik und Zoologie vorgeordnet. Hier finden sich Arbeiten wie Paolo Boccone, Recherches et observations naturelles (Amsterdam 1674) und erwartungsgemäß Schriften von Charles Darwin (28 Titel), August Weismann (14), Thomas Henry Huxley (8), Ernst Haeckel (34) und Alfred Russel Wallace (5); der Abschnitt Selektionstheorie (Darwinismus) verzeichnet insgesamt 150 Titel. Ein Abschnitt Ökologie der Organismen umfaßt 122 Titel (16. Jh 5, 17. Jh 22, 18. Jh 30, 19. Jh 65) zu den Lebensbedingungen der Organismen in der Atmosphäre und im Wasser.

2.29 Ein letzter Abschnitt mit 253 Titeln überwiegend des 18. und 19. Jhs weist die Literatur zu naturwissenschaftlichen Reisen und Länderbeschreibungen nach. Hervorzuheben wären die großen Expeditionen des 19. Jhs, darunter Adolf Erik Nordenskiöld, Vega-Expeditiones vetenskapliga iakttagelter 1878/79 (Stockholm 1882-1887), Expéditions scientifiques du Travailleur et du Talisman pendant les années 1880-1883 (Paris 1888 ff.) und Ergebnisse der in den Atlantischen Ozean ... 1889 ausgeführten Plankton-Expedition der Humboldt-Stiftung (Leipzig 1892 ff.).

Geologie und Mineralogie (4)

2.30 Der Gesamtumfang des Bestandes zu den beiden Wissenschaften beträgt 4240 Titel (eine Inkunabel, 16. Jh 41, 17. Jh 144, 18. Jh 352 und 19. Jh 3702 Titel). Die Geologie behandelt hier den Erdkörper in seiner gegenwärtigen Erscheinung und allmählichen Entwicklung, unter Einschluß der Paläontologie und dem auf ihr beruhenden System des Pflanzen- und Tierreiches; die Mineralogie umfaßt die Gesamtheit der Erdkruste. Leipzig 2 Universitätsbibliothek - Hauptbibliothek 2.25

2.31 Nach den allgemeinen Gruppen (330 Titel des 19. Jhs) folgt die Paläontologie (984 Titel: 16. Jh einer, 17. Jh 17, 18. Jh 50, 19. Jh 916) mit den Arbeiten von Johann Jacob Scheuchzer (20 Titel) und Georg Leopold Cuvier (45 Titel, darunter Recherches sur les ossements fossiles, 1834-1835), aber auch von Johann Bartholomäus Beringer (1726). Für die Fachsystematik dienten Henry Potonié, Lehrbuch der Pflanzenpaläontologie (Berlin 1899), und Karl Alfred von Zittel, Grundzüge der Zoopaläontologie (Leipzig 1895), als Grundlage.

2.32 Der Abschnitt Geologie umfaßt 2084 Titel: 7 des 16. Jhs (2 deutsch, 4 lateinisch, einer französisch), 52 des 17. Jhs (5 deutsch, 45 lateinisch, 2 in sonstigen Sprachen), 163 des 18. Jhs (88 deutsch, 54 lateinisch, 9 französisch, 12 in sonstigen Sprachen) und 1862 des 19. Jhs (1298 deutsch, 49 lateinisch, 167 französisch, 215 englisch, 133 in sonstigen Sprachen). Er verzeichnet Untersuchungen zu Hydrographie, Dynamischer und Topographischer Geologie, so mit Arbeiten von Charles Lyell, Principles of Geology (London 1830) und Leonce Elie de Beaumont, Lehrbuch der Geologie (Braunschweig 1846-1847).

2.33 Die Mineralogie zählt 847 Titel: 13 lateinische des 16. Jhs, 63 lateinische des 17. Jhs, 106 des 18. Jhs (45 deutsch, 52 lateinisch, 7 französisch, einer englisch, ein anderssprachiger) und 648 Titel des 19. Jhs (462 deutsch, 59 lateinisch, 43 französisch, 41 englisch, 43 in sonstigen Sprachen). Sie umfaßt Arbeiten zur Kristallographie, Physikalisch-chemischen Mineralogie und in einer umfassenden Gruppe Arbeiten zur Deskriptiven Mineralogie. Beispiele sind Werke von dem Professor der ältesten deutschen Bergakademie in Freiberg (Sachsen) Abraham Gottlob Werner, wie Kurze Classification und Beschreibung der verschiedenen Gesteinsarten (Dresden 1787) und René Hauys Traité de minéralogie (Paris 1804-1810).

Botanik (5, 6)

2.34 Der gesamte Bestand der Systemgruppe umfaßt 7284 Titel, davon 3 Inkunabeln, 51 Titel des 16. Jhs (3 deutsch, 47 lateinisch, ein anderssprachiger), 174 des 17. Jhs (17 deutsch, 144 lateinisch, einer französisch, 5 englisch, 7 in sonstigen Sprachen), 914 des 18. Jhs (153 deutsch, 680 lateinisch, 54 französisch, 16 englisch, 11 in sonstigen Sprachen) und 6142 Titel des 19. Jhs (3142 deutsch, 1261 lateinisch, 806 französisch, 468 englisch und 465 in sonstigen Sprachen).

2.35 In den allgemeinen Gruppen mit 1662 Titeln sind 88 Zeitschriften nachgewiesen, u. a. die Annalen der Botanik (Zürich 1791-1800), die Annals of botany (London 1887 ff.), das Archiv für Botanik (Leipzig 1795-1805), die Flora oder botanische Zeitung (Regensburg 1818-1842, neue Reihe 1843 ff.), die Linnaea (Berlin 1826 ff.) und Curtis's Botanical Magazine (London 1790 ff.). Zu den folgenden Abteilungen gehören Etymologie und Taxonomie, bestimmt durch Carl von Linné, Philosophia botanica (Stockholm 1751 bis 1809), Classes plantarum (Leiden 1738, 1747) und Genera plantarum (1737 bis 1830) sowie für natürliche Systeme etwa durch Antoine Laurent Jussieu, Genera plantarum ... (Paris 1789 u. ö.) und John Lindley, An introduction to the natural system of Botany (London 1830, deutsch Weimar 1883). Der Bestand zur Phytographie belegt den durch genauere Naturbeobachtung fortschreitenden Stand botanischer Kenntnisse bis hin zur Wissenschaft im modernen Sinne. Beginnend mit Frühdrucken, den unter medizinischen Aspekten entstandenen Kräuterbüchern, wie Johannes de Cubas Herbarius (Mainz 1484, G 1877, deutsch 1485, G 1878) und dem Hortus sanitatis (Mainz: Meydenbach 1491, G 1821) folgen alle namhaften Autoren des 16. und 17. Jhs, oft in mehreren Ausgaben, so u. a. Otto Brunfels (1530, 1539), Leonhart Fuchs, der eigentliche Begründer einer wissenschaftlichen Botanik, mit De historia stirpium ... (Basel 1542 u. ö.), New Kreuterbuch (Basel 1543), Adam Lonitzer (1679), Hieronymus Bock (Tragus; 1592), Valerius Cordes (1561), Pietro Andrea Mattioli (1571, 1586), Conrad Gesner, Opera botanica (Nürnberg 1754-1759), Ulysses Aldrovandus (1668); auch die durch den Verleger Christoph Plantin in Antwerpen geförderten bedeutendsten Botaniker seiner Zeit sind vertreten.

2.36 Der Ikonographie mit 49 Titeln, darunter August Quirin Rivius, Icones plantarum (Leipzig 1690), folgt der Bestand an Literatur zu Herbarien (25 Titel) und Botanischen Gärten mit 275 Titeln. Nach Darstellung ihrer Geschichte, so Jean Saint Lager, Histoire des herbiers (Paris 1805), wird die Sammlung durch Beschreibung und Kataloge einzelner Gärten bestimmt; sie enthält auch das bedeutendste Werk dieser Gattung, den Hortus Eystettensis von Basilius Besler (Eichstätt und Nürnberg 1613).

2.37 Die systematische Pflanzenbeschreibung nach Klassen, Ordnungen und Familien umfaßt 2821 Titel, die fast ausschließlich im 18. und 19. Jh entstanden sind. Bei immer noch starkem Anteil lateinischer (716 Titel) und wachsendem Anteil fremdsprachiger Literatur (französisch 453, englisch 231, in sonstigen Sprachen 237) dominieren, wie auch in den folgenden Abschnitten, deutschsprachige Ausgaben (1212 Titel).

2.38 Der jeweilige Stand der Wissenschaft bestimmt auch den Bestand zu Morphologie und Physiologie. Von 15 Titeln des 16. und 17. Jhs wächst die Zahl der Arbeiten auf 115 Titel im 18. Jh und 1078 im 19. Jh. Einsetzend etwa mit Henri Louis Duhamels Traité des arbres (Paris 1775 und 1768), in deutscher Ausgabe Naturgeschichte der Bäume (Nürnberg 1764-1765), finden sich Arbeiten von Joseph Jakob Plenck (1), Nikolaus Josef Jacquin (27), Fritz Unger (56), Hermann Schacht (14), Theodor Hartig (12), Leopold Dippel (7), Augustin Pyramus de Candolle (58) und Alphons de Candolle (24). Für das ausgehende 19. Jh sind Überblickswerke charakteristisch, so Julius Sachs, Lehrbuch der Botanik (Leipzig 1870), Karl Goebel, Grundzüge der Systematik und vergleichenden Pflanzenmorphologie (Leipzig 1882) und das Lehrbuch der Botanik von Eduard Straßburger, Wilhelm Schimper, Fritz Noll und Heinrich Schenk (Jena 1894, 33. Auflage 1994).

2.39 Auch die Pflanzengeographie mit 1593 Titeln wird durch Literatur des 18. Jhs (233 Titel) und 19. Jhs (1325 Titel) bestimmt. Nach einleitenden Schriften wie Alexander von Humboldt und Aimé Jacques Alexander Bonpland, Ideen zu einer Geographie der Pflanzen (Stuttgart 1807) und Augustin Pyramus de Candolle, Géographie botanique (Paris 1855) ist Literatur zu allen Erdzonen und Ländern gesammelt worden, so z. B. für Europa (Nicolaus Jean Baptiste Deville, Boissieu), für Deutschland (Heinrich Gottlieb Reichenbach, Wilhelm Daniel Josef Koch, Christian Schkuhr, Johann Christoph Röhling, Jacob Sturm) und Sachsen (Friedrich Holl und Gustav Heynhold, Flora von Sachsen, Dresden 1842; Heinrich Reichenbach, Flora Saxonica, Dresden 1842), für Frankreich (Jean Saint-Lager, Jean Baptiste Lamarck, Jean Louis Auguste Loiseleur-Deslongchamps, Jean Baptiste Henri Joseph Desmazières), für Italien (Paulo und Silvio Boccone, Antonio Bertolini, Michaelo Tenore), für Indien (William Griffith, Wilhelm Heinrich Vriese, Karl Ludwig Blume, Robert Wright), für China (Robert Brown), für Japan (Philipp Friedrich Siebold), für Australien (Heinrich Friedrich Meyer), für Brasilien (Augustin de Saint Hilaire, Karl Friedrich Martius) und für Chile (Eduard Pöppig, Georg Forster).

Zoologie (7, 8)

2.40 Die Systemgruppe umfaßt insgesamt 6556 Titel: 30 des 16. Jhs (3 deutsch, 25 lateinisch, 2 französisch), 130 Titel des 17. Jhs (3 deutsch, 117 lateinisch, 5 französisch, einer englisch, 4 in sonstigen Sprachen), 600 Titel des 18. Jhs (260 deutsch, 259 lateinisch, 43 französisch, 16 englisch, 22 in sonstigen Sprachen) und 5796 Titel des 19. Jhs (3172 deutsch, 739 lateinisch, 797 französisch, 631 englisch und 457 in sonstigen Sprachen).

2.41 Die allgemeinen Gruppen (385 Titel) enthalten 14 deutschsprachige und 15 ausländische Zeitschriften, allgemeine Darstellungen, u. a. Conrad Gesner, Historiae animalium (Zürich 1551, deutsch als Thierbuch, Zürich 1563), John Jonston, Historiae naturalis (Amsterdam 1657), Carl von Linné, Animalium specierum in classes, ordines, genera (Leiden 1759), Georges de Cuvier, Tableaux élémentaires de l'histoire naturelle des animaux (Paris 1798 u. ö.) bis hin zu Alfred Edmund Brehm, Thierleben (Leipzig 1876 u. ö.); Miszellaneen; Literatur zu Museen, Menagerien, Zoologischen Gärten, Zoologischen Stationen, Terrarien und Aquarien und abschließend eine Abteilung Taxidermie mit der ältesten vorhandenen Darstellung Gründliche Anweisung Vögel auszustopfen (Leipzig 1788).

2.42 Die Spezielle Zoologie gliedert sich in Evertebrata und Vertebrata. Die Abteilung der wirbellosen Tiere umfaßt 2801 Titel (16. Jh 3, 17. Jh 30, 18. Jh 236, 19. Jh 2532 Titel). Nach Darstellungen zur Systematik, darunter Ulysses Aldrovandus, De reliquis Animalibus (Bologna 1606 und Frankfurt 1623), Jean Baptiste Lamarck, Système des Animaux (Paris 1801) und dessen Histoire naturelle (Paris 1815-1822) folgen Werke zu Anatomie und Physiologie, etwa Carl Gustav Carus, Von den äußeren Lebensbedingungen der weiß- und kaltblütigen Thiere (Leipzig 1824) sowie Vermischte Schriften, Faunen und Literatur einzelner Tierklassen. Daraus hervorgehoben sei beispielhaft Literatur zu Entomologie, gegliedert in Einleitung, Methodologie, Geschichte, Gesellschafts- und Zeitschriften mit 17 Titeln, u. a. Annales de la Société entomologique (Paris 1832 ff.) und Transactions of the Entomological Society (London 1836 ff.). Hinzu kommen Allgemeine Darstellungen mit Werken von Hermann Burmeister (4), Johann Christian Fabricius (7), Ernst Friedrich Germar (3) und Carl von Linné, Entomologia (Leiden 1789); gefolgt von Terminologie, Anatomie und Physiologie sowie Vermischten Schriften mit 104 Titeln, darunter Ulysses Aldrovandus, De animalibus insectis (Frankfurt 1623 und Bologna 1638), John Jonston, Theatrum ...insectorum (Frankfurt 1650), Joannes Swammerdam, Historia insectorum (Utrecht 1661), ferner die Bibel der Natur, worinnen die Insecten beschrieben (Leipzig 1752), Johann Rösel von Rosenhof, Monatliche Insecten-Belustigung (Nürnberg 1746-1767) sowie Werke von René Antoine de Réaumur, Johann Goedart (3), William Kirby (4) und Carl von Linné (10). Der folgenden Literatur zu den einzelnen Unterklassen, Ordnungen, Familien und Genera ist ein umfangreicher Bestand allgemeiner Insektenfaunen angeschlossen, darunter Johann Leonhard Frisch, Beschreibung von allerley Insecten in Deutschland (Berlin 1730-1738, in neuer Auflage Berlin 1766-1779), Eleazar Albin, English Insects (London 1720) sowie Edward Donovan mit 9 Titeln, u. a. zur Insektenfauna Indiens und Chinas.

2.43 Die Abteilung Wirbeltiere umfaßt 2285 Titel (16. Jh 16, 17. Jh 51, 18. Jh 139, 19. Jh 2079 Titel). Nach den Abschnitten Anatomie und Physiologie, Miszellanea, Geographische Verbreitung und Faunen ist die Literatur zu den einzelnen Tierklassen verzeichnet, so u. a. der Fische mit Arbeiten von Ulysses Aldrovandus (3), Marcus Eliser Bloch (5), Albert Günther (2), Guilelmus Rondelet (3, darunter Libri de piscibus matinis, Leiden 1534). Die Klasse der Vögel umfaßt 16 Zeitschriften, z. B. Ibis (1861 ff.), Journal für Ornithologie (1853 ff.), Allgemeine Darstellungen, hier auch George Buffon (5), Anatomie und Physiologie, Schriften zur Vogelwanderung, so Johannes Praetorius' Storchs und Schwalben Winterquartier (Frankfurt 1676) und Miszellaneen, etwa Alfred Edmund Brehm, Das Leben der Vögel (Glogau 1861). 140 Titel zu den Faunen schließen sich an, so Christian Ludwig Brehm, Handbuch der Naturgeschichte aller Vögel (Ilmenau 1831), Johann Leonhard Frisch, Vorstellung der Vögel Deutschlands (Berlin 1734-1763) und John James Audubon, Birds of America (New York 1870). In gleicher Gliederung findet sich die Literatur zu den Säugetieren. Unter den Allgemeinen Darstellungen sind Ulysses Aldrovandus, De quadrupedibus (Frankfurt 1623), Georges Buffon, Histoire naturelle des quadrupèdes (Paris 1780, deutsch Naturgeschichte der vierfüßigen Thiere, Berlin 1773-1796), unter den Faunen als älteste Untersuchung Eberhard August Wilhelm Zimmermann, Specimen zoologiae geographicae (Leiden 1777, deutsch Geographische Geschichte des Menschen und der allgemein verbreiteten vierfüßigen Thiere, Leipzig 1778-1783). Es folgen schließlich die einzelnen Ordnungen, Familien, Genera und Species von Alces bis Ursus.

2.44 Ein letzter Abschnitt verzeichnet Literatur zur Allgemeinen Zoologie mit 1085 Titeln: 4 lateinische Titel des 16. Jhs, 43 Titel des 17. Jhs (39 lateinisch, 4 französisch), 179 des 18. Jhs (83 deutsch, 74 lateinisch, 12 französisch, 7 englisch, 3 in sonstigen Sprachen) und 859 des 19. Jhs (508 deutsch, 98 lateinisch, 140 französisch, 68 englisch, 45 in sonstigen Sprachen). Hier stehen Arbeiten zur Tierökologie, als älteste wohl Georgius Agricola, De animantibus subterraneis (Basel 1549, 1566, 1657), und zur Tiergeographie, so für Deutschland z. B. Jacob Sturm, Deutschlands Faunen (Nürnberg 1797-1853), für die Schweiz Friedrich von Tschudi, Das Thierleben der Alpenwelt (Leipzig 1853, 1854, 1860), für England John Fleming, A history of British Animals (Edinburgh 1828), für Skandinavien Georg Ossian Sars (4 Titel), Carl von Linné (3), für Rußland Peter Simon Pallas (2), für Japan Philipp Franz von Siebold, für Indien Johann Reinhold Forster, für Afrika Eduard Rüppel, für Brasilien Maximilian Prinz zu Wied und für die großen Forschungsreisen Charles Darwins The Zoology of the voyage of HMS Beagle 1832-1836 (London 1840-1869). Vom Bestand zur Zootomie und Zoophysiologie sei auf Carl Gustav Carus' Lehrbuch der Zootomie (Leipzig 1818, 2. Aufl. 1834), Georges Cuviers Leçons d'Anatomie compar‚e (Paris 1805) und Johann Friedrich Blumenbachs Specimen physiologiae comparatae (Göttingen 1787) hingewiesen. Die verhältnismäßig kleine Gruppe Tierpsychologie weist als älteste Arbeit Thomas Willis' De anima Brutorum (London 1672 und Amsterdam 1674) auf.

Physik und Chemie (9, 10)

2.45 Die nach standortgebundener Aufstellung in einer Signatur vereinte Systemgruppe beider Fachgebiete verzeichnet gemeinsam die allgemeinen Gruppen mit 183 Titeln (17. Jh 11, 18. Jh 46, 19. Jh 126) und das Gesamtregister, trennt aber in Band 9 die Physik und in Band 10 die allgemeine und anorganische Chemie. Die allgemeinen Gruppen weisen 70 Zeitschriften aus, u. a. den Almanach oder Taschenbuch für Scheidekünstler (1780-1805). Es folgen Lexika, gesammelte und vermischte Schriften auch mit Werken älterer Autoren, so von Franz Karl Achard (1780), Johann Christian Polycarp Erxleben (1776), Johann Claude Adrian Helvetius (1754), Johann Samuel Halle (1787), Wolfgang Hildebrand (1650), Johann Stephan Kestler (1680), Antoine Laurent Lavoisier (1862), Georg Christoph Lichtenberg (1803), Johann Rudolf Meyer (1806), Johann Wilhelm Ritter (1806) und Emmanuel Swedenborg (1727); schließlich Allgemeine Darstellungen sowie Literatur zu Meß- und Berechnungsmethoden, absoluten Maßen und Naturkonstanten.

2.46 Das Fachgebiet Physik umfaßt 3503 Titel: 18 des 16. Jhs (einer deutsch, 17 lateinisch), 104 des 17. Jhs (5 deutsch, 94 lateinisch, 2 französisch, 3 englisch), 329 des 18. Jhs (193 deutsch, 175 lateinisch, 31 französisch, 2 englisch, 18 in sonstigen Sprachen) und 3052 des 19. Jhs (2143 deutsch, 159 lateinisch, 353 französisch, 207 englisch und 190 in sonstigen Sprachen). Die allgemeinen Schriften mit Propädeutik, Geschichte, Literatur, Lexika und vermischten Schriften, darunter 5 Ausgaben von Leonhard Euler, Briefe an eine deutsche Prinzessin (1770 u. ö.), enthalten auch 180 allgemeine Darstellungen, u. a. von Autoren des 18. Jhs wie Mathurin Jacques Brisson (1797), John Theophilus Desaguliers (1745), Johann Christian Polycarp Erxleben (1787), Adam Wilhelm Hauch (1795), Pieter van Musschenbroek (1747, 1762, 1769), Jean Antoine Nollet (1745), Gabriel Emil Du Chastellet (1742), Wilhelm Jacob s'Gravesande (1742), Tobias Taut (1723) und Franz Ferdinand Wolff (1791). Hier finden sich auch Schriften zur kosmischen Physik, zur physikalischen Technik, zu Instrumenten und zu den Grundbegriffen Energie und Materie, so Hermann Helmholtz, Über die Erhaltung der Kraft (Berlin 1847) und Edward Peart, Versuch über die Urstoffe der Natur (Leipzig 1791). Es folgt Literatur zur physikalischen Atomistik, Molekularphysik, zu Aggregatzuständen, zur Kohäsion, Festigkeit, Härte, Porösität, Elastizität, Torsion, Reibung, Gravitation, so Johann Christian Sturm, Primaria gravium (Altdorf 1685), zum spezifischen Gewicht, zum Fall, zur Waage, so Jacob Leupold, Theatrum staticum, d. i. Schau-Platz der Gewichts-Kunst-Waagen (Leipzig 1726), zum Pendel, zur Luftpumpe, so Jacob Leupold, Deutliche Beschreibung der sogenannten Lufft-Pumpe (Leipzig um 1720) und sein Theatrum machinarum generale (Leipzig 1724-1739), sowie zum Vakuum, darunter Otto von Guericke, Experimenta nova Magdeburgica (Amsterdam 1672).

2.47 Der Abschnitt zur Wärme verzeichnet 316 Titel (274 aus dem 19. Jh). Den vorangestellten Arbeiten zu Allgemeinem und Vermischtem mit 40 Autoren vor 1800 und 90 Autoren des 19. Jhs, u. a. Rudolf Clausius, Sari Carnot, Jean Baptiste Josef Fourier, Hermann Helmholtz, James Prescott Joule, Ernst Mach, John Clark Maxwell, Julius Robert Meyer und Max Planck, folgen Untersuchungen zu Einzelproblemen, so Gustav Wiedemann, Über die spezifische Wärme der Gase (Berlin 1875).

2.48 Die Optik umfaßt 497 Titel (16. Jh 11, 17. Jh 17, 18. Jh 62, 19. Jh 407 Titel), gegliedert in einleitende Werke, darunter Josef Priestley, Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Optik (London 1772, deutsch Leipzig 1776); Allgemeines, mit Athanasius Kircher, Ars magna lucis (Rom 1646), Christian Huygens (1678), Isaac Newton (5 Titel); Vermischtes, auch mit Schriften von Jean Baptiste Biot (1814), Josef von Fraunhofer (1878), Georg Caspar Kirchmaier (1659, 1676), Lorenz Oken (1808) und Johann Christoph Sturm (1698). Es folgen Abhandlungen zu Licht und Wärme, darunter Johannes Kepler, Dioptrice (Augsburg 1611) und Carl Friedrich Gauss, Dioptrische Untersuchungen (Göttingen 1841), zu Farben, so Anton Thylesius, De coloribus libellus (Wittenberg 1588) und Johann Wolfgang von Goethe, Beyträge zur Optik (Weimar 1791-1792), und zu optischen Instrumenten, z. B. Wilhelm Herschel, Beschreibung des vierfüßigen reflektierenden Teleskops (Leipzig 1799).

2.49 Die Akustik umfaßt 87 überwiegend deutschsprachige Titel, fast ausschließlich des 19. Jhs. Zu den allgemeinen und vermischten Schriften gehören Athanasius Kircher, Phonurgia nova (Kempten 1673), Leonhard Euler, De sono (Basel 1727), Ernst Chladni, Die Akustik (Leipzig 1802), John Tyndall, Der Schall (Braunschweig 1869) und Hermann Helmholtz, Vorlesungen zur Akustik (Leipig 1898). Es folgen Untersuchungen zu Tonerregung, Schall und Tonstärke, Reflexion und Beugung des Schalls, Schall- und Tonschwingungen, Resonanz, Ton- und Klangverhältnissen, Schallgeschwindigkeit und Ausbreitung sowie zu Akustischen Instrumenten.

2.50 Wesentlich umfangreicher ist der Bestand zu Magnetismus und Elektrizität mit 813 Titeln (17. Jh 23, 18. Jh 46, 19. Jh 744 Titel). Eine kleine Gruppe enthält Arbeiten zu beiden Fachbereichen, wie Jeremias Bunsen, Erklärung der elektrischen und magnetischen Kräfte (Leipzig 1752) oder Antoine César Becquerel, Traité expérimental d'électricité et du magnétisme (Paris 1834-1840). Von den Texten zum Magnetismus sind unter den allgemeinen Darstellungen William Gilbert, De magnete (London 1600), Athanasius Kircher, Ars magnesia (Landsberg 1631) und Johann Jacob Spener, De magnete (Leipzig 1688) zu nennen.

2.51 Bei der Elektrizität umfassen die allgemeinen Gruppen Arbeiten von Joseph Priestley (1772), Georg Matthias Bose (1744), Johann Georg Krünitz (1709) und George Adams (1785). Es folgt Literatur zu den Theorien der Elektrizität, Elektrostatik, Elektrisiermaschinen, z. B Johann Christian Hofmann, Praktische Anweisung auf eine leichte und wohlfeile Art gute Elektrisiermaschinen zu bauen (Leipzig 1798) und 6 Untersuchungen von Alexandro Graf Volta, ferner zum Elektromagnetismus (25 Titel), darunter Wilhelm Konrad Röntgen, Eine neue Art von Strahlen (Würzburg 1895).

2.52 Die Meteorologie ist mit 817 Titeln (16. Jh 5, 17. Jh 26, 18. Jh 82, 19. Jh 704) recht umfangreich. In den allgemeinen Gruppen sind 13 Gesellschafts- und Zeitschriften verzeichnet, unter den allgemeinen Darstellungen Ludwig Friedrich Känitz, Lehrbuch der Meteorologie (Halle 1831), Johannes Lonitzer, De meteoris (Frankfurt 1548), Jean André de Luc, Neue Ideen über Meteorologie (Berlin 1787) sowie Max Volta, Meteorologische Briefe (Leipzig 1793). Es folgt Literatur zu Beobachtungs- und Rechnungsmethoden, Instrumenten, zur Praktischen Meteorologie und Meteorologischen Beobachtungen, hier auch Heinrich Wilhelm Dove mit 11 Arbeiten, zur Klimatologie, zur Atmosphäre, z. B. de Lucs Untersuchungen über die Atmosphäre (Leipzig 1776-1778), zu Temperatur und Strahlung, zu Luftströmungen, wie Rudolf Jacob Camerarius, De Etesiis (Tübingen 1705), zur Feuchtigkeit, zu Optischen Erscheinungen, Elektrischen Erscheinungen und zu Meteoriten.

2.53 Das Fachgebiet der Allgemeinen und Anorganischen Chemie umfaßt 2254 Titel: 21 des 16. Jhs (3 deutsch, 18 lateinisch), 189 des 17. Jhs (47 deutsch, 138 lateinisch, einer englisch, 3 in sonstigen Sprachen), 409 des 18. Jhs (178 deutsch, 208 lateinisch, 18 französisch, 3 englisch, 2 in sonstigen Sprachen) und 1635 des 19. Jhs (1227 deutsch, 123 lateinisch, 149 französisch, 57 englisch und 79 in sonstigen Sprachen).

2.54 Davon verzeichnet die Allgemeine Chemie 1166 Titel (16. Jh 6, 17. Jh 49, 18. Jh 217, 19. Jh 894). Sie beginnt mit Propädeutik, Literatur und Geschichte der Chemie, darunter Tobern Bergman, Geschichte des Wachsthums und der Erfindungen in der Chemie (lateinisch Uppsala 1779, deutsch Berlin 1792) und Johann Friedrich Gmelin, Geschichte der Chemie (Göttingen 1797-1799). Es folgen vermischte Abhandlungen wie Johann Friedrich August Göttling, Beitrag zur Berichtigung der antiphlogistischen Chemie (Weimar 1792), Beiträge zur Nomenklatur wie Johannes Andreas Scherer, Versuch einer Nomenclatur für deutsche Chemisten (Wien 1792) und Lexika, u. a. das Handwörterbuch der Chemie, hrsg. von Albert Ladenburg (1802-1895), das Handwörterbuch der reinen und angewandten Chemie, hrsg. von Justus Liebig, Johann Christian Poggendorff und Friedrich Wöhler (Braunschweig 1842-1864), und Pierre Joseph Macquers Dictionnaire de Chymie (Paris 1798, deutsch Leipzig 1788-1791 und 1896-1899).

2.55 Zu den gesammelten und vermischten Werken gehören u. a. Johannes Andreas Becher, Oedipus Chymiens (Frankfurt 1664, 1755), Robert Boyle, Chymista scepticus (Rotterdam 1668), Johann Wolfgang Döbereiner, Die neuesten und wichtigsten physikalisch-chemischen Entdeckungen (Jena 1823) und Arbeiten von Johann Rudolf Glauber (9), James Johnston (3), Antoine Laurent Lavoisier (2), Justus von Liebig (4), Johann Heinrich Pott (4), Karl Wilhelm Scheele und Johann Friedrich Westrumb (4). Unter den allgemeinen Darstellungen finden sich z. T. in mehreren Ausgaben Abhandlungen von Johann Conrad Barchusen (1698), Jacob Berzelius (1825), Herman Boerhaave (1732), Johann Christian Polycarp Erxleben (1784), Antoine François Fourcroy (1786), Karl Remigius Fresenius (1847), Christoph Girtanner (1795, 1801), Johann Friedrich Gmelin (1780), Leopold Gmelin (1817), Eugen Franz von Gorup-Besanez (1860), Otto Graham (1857), Antoine Laurent Lavoisier (1793), Justus Liebig (1843), Dimitri Mendelejew (1892), Walther Nernst (1893), Wilhelm Ostwald (1885), Henry Enfield Roscoe (1877), Adolph Strecker (1865) und Johann Gottschalk Wallerius (1780).

2.56 Weitere Bestände finden sich zur analytischen Chemie, u. a. Karl Remigius Fresenius, Anleitung zur quantitativen chemischen Analyse (Braunschweig 1854 und 5 weitere Auflagen) oder Heinrich Will, Anleitung zur chemischen Analyse (Heidelberg 1854 und 5 weitere Auflagen), zu einzelnen Analyseverfahren, zur synthetischen Chemie, zur praktischen Chemie (Laboratorien, Apparate und Instrumente), zu den chemischen Elementen, so Lothar Meyer und Dimitri Mendelejew, Das natürliche System der chemischen Elemente (1870), zu chemischen Theorien mit Arbeiten u. a. von John Dalton (1842), Jean Baptiste Dumas, Antoine François Fourcroy (1792), Lothar Meyer (1883), Alexander Nicolaus Scherer (1795-1796) und schließlich zu Stöchiometrie, Isomerie, Stereochemie, Thermochemie, Elektrochemie, Chemischer Verwandschaft (Affinität), Chemischer Mechanik und Katalyse.

2.57 Die Anorganische Chemie verzeichnet 1088 Titel (16. Jh 3, 17. Jh 140, 18. Jh 192, 19. Jh 741). Nach Propädeutik und Lexika ist in den allgemeinen Darstellungen auf Friedrich Wöhlers Grundriß der anorganischen Chemie (Berlin 1845, 1873) zu verweisen. Der umfangreiche Bestand enthält teilweise sehr spezielle Untersuchungen zur Pneumatischen Chemie, zu Halogenen, zur Schwefelgruppe, zum Phosphor, zum Bor, zu den Metallen (Magnesium, Zink, Mangan, Zinn, Blei, Kupfer-Silbergruppe, Arsen-Antimongruppe, Chromgruppe). Eine eigene Kataloggruppe bildet mit 196 Titeln die Alchemie. Hier finden sich u. a. Valentinus Basilius, De occulta philosophia (Leipzig 1611) und 6 weitere Texte des Verfassers, 4 Titel von Johann Joachim Becher (1680), Cabala. Spiegel der Kunst und Natur in Alchymie (Leipzig 1704), 9 Titel von Johann Rudolf Glauber, 6 von Andreas Libavius und 8 von Samuel Norton, ferner das Rosarium philosophorum (Frankfurt 1550) sowie das Theatrum chemicum (Straßburg 1613).

Organische Chemie (11, 12)

2.58 Die wegen ihres großen Umfanges aus der Chemie ausgegliederte Systemgruppe verzeichnet 5172 Titel: 3 lateinische Titel des 17. Jhs, 49 des 18. Jhs (5 deutsch, 44 lateinisch) und 5120 des 19. Jhs (4617 deutsch, 85 lateinisch, 262 französisch, 63 englisch und 93 in sonstigen Sprachen). Es handelt sich fast ausschließlich um Dissertationen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, vorwiegend deutsche aber auch fremdsprachige Arbeiten. Aus der fachlichen Gliederung ist zu erwähnen für die allgemeine Literatur Ernst Theodor Wolff, Quellenliteratur der theoretisch-organischen Chemie (Halle 1845); für die Zeitschriften Repertorium der neuen Entdeckungen in der organischen Chemie, hrsg. von Gustav Theodor Fechner (Leipzig 1830); für die allgemeinen Darstellungen Arbeiten von Friedrich Conrad Beilstein, Marcellin Bertholet, Leopold Gmelin, Eugen Franz von Gorup-Besanez, Friedrich Krafft, François Vincent Raspail, Victor von Richter, Henry Enfield Roscoe, Victor Strecker und Friedrich Wöhler.

2.59 Die Physiologische und Pathologische Chemie enthält als einleitendes Werk u. a. Anton Rüdiger, Chemiae universalis usus in Physiologia medica (Leipzig 1762); an Zeitschriften u. a. Archiv für die thierische Chemie (Halle 1800-1801), Jahresbericht über die Fortschritte der Thierchemie (1871 ff.), Zeitschrift für physiologische Chemie (1877 ff.); an allgemeinen Darstellungen Arbeiten von Gustav Bunge (1887), Olof Hammarsten (1895), Felix Hoppe-Seyler (1881), Carl Gotthelf Lehmann (1842), Justus von Liebig (1842), Johann Eugen Schlossberger (1856) und an vermischten Schriften Arbeiten von Jöns Jacob von Berzelius (1814) und Jakob Andreas Weber (1780).

2.60 Im Abschnitt Phytochemie finden sich allgemeine Werke von Friedrich Rochleder (1854) und Thomas Thomsen (1838); Arbeiten zur Analyse von Gustav Theodor Fechner (1829) und Ferdinand Runge (1820), ferner Abhandlungen nach Stoffen, Klassen, Familien und Gattungen des Pflanzenreiches.

Allgemeine medizinische Literatur (13)

2.61 Die Systemgruppe vereint zusammenfassende Darstellungen von zwei oder mehr Disziplinen der Medizin sowie die bibliographischen und einleitenden Schriften. Sie verzeichnet 2948 Titel: 2 lateinische Inkunabeln, 115 Titel des 16. Jhs (3 deutsch, 108 lateinisch, 4 in sonstigen Sprachen), 233 des 17. Jhs (14 deutsch, 215 lateinisch, 4 in sonstigen Sprachen), 1089 des 18. Jhs (286 deutsch, 696 lateinisch, 44 französisch, 42 englisch, 21 in sonstigen Sprachen) und 1509 des 19. Jhs (783 deutsch, 241 lateinisch, 258 französisch, 121 englisch und 106 in sonstigen Sprachen). Als erste Gruppe steht hier die Geschichte der Medizin mit 452 Titeln, darunter die beiden Inkunabeln (Nicolaus Falentinus und Gabriel Zerbus in venezianischen Drucken aus dem letzten Jahrzehnt des 15. Jhs); ferner 10 Titel des 16. Jhs, 32 des 17. Jhs, 125 18. Jhs und 283 des 19. Jhs. Die Schriften der griechischen Ärzte (8 Inkunabeln, u. a. römische Kommentare zu Hippokrates und Galen) und der römischen Ärzte (13 Inkunabeln, u. a. Celsus in zwei Ausgaben und Plinius' Historia naturalis in 8 Ausgaben) nebst den Kommentaren wurden bei den Scriptores graeci und latini eingeordnet, die der arabischen Ärzte (43 Inkunabeln, u. a. Avicenna in 8 Ausgaben, Rhazes in 4 Ausgaben) bei der Orientalischen Literatur. Die biblische und talmudische Medizin findet sich im Exegetischen Apparat, die Pastoralmedizin in der Praktischen Theologie, die Medizin in ihrem Zusammenhang mit der Gelehrtengeschichte in der Allgemeinen Literaturgeschichte. Besondere Lebensbeschreibungen von Ärzten wurden im Katalog Vitae eruditorum singulorum getrennt von der Medizin verzeichnet.

2.62 Der Einleitung folgen 8 Zeitschriften, darunter das Archiv für die Geschichte der Arzneykunde (Nürnberg 1790) und die allgemeinen Darstellungen zur Geschichte der Medizin mit Arbeiten von Johann Christian Gottlieb Ackermann (1792), Johann Hermann Baas (1876), William Black (1782), Johann Friedrich Blumenbach (1785), Charles Daremberg (1865), Ludwig Hermann Friedländer (1839), August Friedrich Hecker (1790 u. ö.), Immanuel Gottlieb Knebel (1799), Daniel Le Clerk (1723), Michael Benedikt Lessing (1838), Eduard Morwitz (1848), Johannes Neander (1623), Kurt Sprengel (1793 u. ö.) und Etienne Tourtelle (1804). Unter den vermischten Beiträgen ist Otto Brunfels, Catalogus illustrium medicorum (Straßburg 1530) die älteste Arbeit.

2.63 Von den Abhandlungen zur Geschichte der alten Medizin seien erwähnt Ludwig Choulant, Geschichte und Literatur der älteren Medizin (Leipzig 1841), John Forbes Royle, Versuch über das Altertum der indischen Medizin (Kassel 1839), Prosper Alpinus, Medicina Aegyptiorum (Leiden 1719), Christoph Melchior Schmidbauer, De re medica veterum graecorum (Altdorf 1746) und Ludwig Friedländer, De medicorum apud Romanos conditione (Augsburg 1865).

2.64 Die Geschichte der Medizin im Altertum und der neueren Zeit enthält 60 allgemeine Titel sowie 85 Titel zu den einzelnen Ländern, darunter Samuel Wilhelm Oetter, Der Arzt in Deutschland in den älteren und mittleren Zeiten (Nürnberg 1777), Matthias Josef Bluff, Die Leistungen und Fortschritte der Medizin in Deutschland (Leipzig 1833-1837), Johann Ludwig Casper, Charakteristik der französischen Medicin mit vergleichenden Einblicken auf die englische (Leipzig 1822) und Wilhelm Michael von Richter, Geschichte der Medicin in Rußland (Moskau 1813-1817). Weiter sind 85 Titel zu den einzelnen Systemen vorhanden, so etwa zu Paracelsus Andreas Libanus, Neoparacelsia (Frankfurt 1594).

2.65 Die folgenden Formalgruppen umfassen die Bibliographie im allgemeinen, so Albrecht von Haller, Bibliotheca medicinae (Basel 1776-1778), sowie Literatur zu einzelnen Perioden und Ländern; weiter zur medizinischen Terminologie, Synonymik, Prosodie und Etymologie. Hinzu kommen Wörterbücher und Lexika, z. B. Dictionnaire des sciences médicales (Paris 1812-1822) und die deutsche Ausgabe Encyclopädie der medizinischen Wissenschaften nach dem Dictionnaire de médecine (Leipzig 1830-1834); ferner Arbeiten zur Methodologie u. a. von Herman Boerhaave (1751), Karl Friedrich Burdach (1800), Hermann Conring (1654, 1726), Georg Wilhelm Consbruch (1807), Adolph Herzog (1805), Johann Christoph Kemme (1771), Johannes Linden (1639), William Rowley (1794), Samuel Gottlieb Vogel (1791) und auch zu Einzelproblemen: Erkenntnisquellen (135 Titel), Medizinischer Aberglaube, Bildung des Mediziners (120 Titel, darunter die älteste Arbeit des Johannes Placotomus alias Bretschneider, Oratio de ratione discendi ac praecipue medicinam, Leipzig 1552), populäre Medizin und Naturheilkunde.

2.66 Die vermischten Beiträge zur Medizin allgemein enthalten neben Gesellschaftsschriften und Schriften einzelner Universitäten vor allem mit 290 Titeln die gesammelten Werke einzelner Verfasser, alphabetisch geordnet von David Abercrombie (1687), dann u. a. über Giorgio Baglivi (1751, 1827), Thomas Bartholin (1668), Leonhard Fuchs (1604), Nicolaus Florentinus (1490), Johann Baptist Helmont (1667), Friedrich Hoffmann (1761), Christoph Wilhelm Hufeland (1822), Marcello Malpighi (1700, 1743), Paracelsus (1658), Thomas Sydenham (1711), Andreas Vesalius (1725), Arnoldus de Villanova (1504, 1509, 1520, 1585) bis zu August Zwierlein (1788).

2.67 Der letzte Abschnitt weist 261 deutsche medizinische Zeitschriften aus, die in großem Umfang seit den beiden letzten Jahrzehnten des 18. Jhs erschienen und erworben worden sind. Nur wenige Titel liegen vor diesem Zeitpunkt, so etwa ein Commercium literarium ad rei medicae (Nürnberg 1731-1745), die Berliner medicinischen und chirurgischen wöchentlichen Nachrichten (1738-1740), die Fränkischen Sammlungen von Bemerkungen aus der Naturlehr (Nürnberg 1756-1768), Der Arzt (Hamburg 1761-1764, 1767), die Artzeneien, eine physikalische medicinische Wochenschrift (Langensalza 1766-1767) und deren Fortsetzung Neue Arzeneien wider die medicinischen Vorurtheile (1768-1769). Es folgen 35 französische, 36 englische und 29 Zeitschriftentitel in sonstigen Sprachen.

Anatomie und Physiologie (14-17)

2.68 Die Anatomie und Physiologie sind zusammengefaßt zu einem Bestand von 8711 Titeln: 8 lateinische Inkunabeln, 132 Titel des 16. Jhs (8 deutsch, 118 lateinisch, 4 französisch, 2 in sonstigen Sprachen), 749 Titel des 17. Jhs (15 deutsch, 708 lateinisch, 13 französisch, 6 englisch, 7 in sonstigen Sprachen), 3062 Titel des 18. Jhs (353 deutsch, 2400 lateinisch, 178 französisch, 78 englisch, 53 in sonstigen Sprachen) und 4768 Titel des 19. Jhs (2631 deutsch, 1467 lateinisch, 306 französisch, 167 englisch und 197 in sonstigen Sprachen).

2.69 Die allgemeinen Gruppen mit 2331 Titeln verzeichnen Texte zur Propädeutik, Bibliographien wie Albrecht von Hallers Bibliotheca anatomica (Zürich 1774-1777), Schriften zur Fachgeschichte, 27 Zeitschriften sowie Lexika und gesammelte und vermischte Schriften für beide Disziplinen u. a. von Caspar Bauhin (1614), Johann Friedrich Blumenbach (1804), Matthaeus Dresser (ab 1581), Martinus Galeotus (1490), Albrecht von Haller (1762) und Karl Asmund Rudolphi (1802, 1812). Zur Anatomie liegen 200 Titel vor, u. a. von Thomas Bartholin (1654, 1661), Albrecht von Haller (1740, 1751), Wilhelm His (1872), Marcello Malpighi (1687, 1688), Friedrich Ruysch (ab 1697) und Andreas Vesalius (1564, 1609); zur Physiologie 220 Titel, u. a. von Laurentius Bellini (1699), Walter Charleton (ab 1680), William Harvey (1766), Magnus Hundt (1501), Johann Friedrich de Pre (1719), Georg Ernst Stahl (1707, 1711), Carl Wilhelm Struve (1713, 1754) und Johann Heinrich Varnhagen (1794, 1796).

2.70 Die allgemeinen Schriften zur Anatomie beginnen mit allgemeinen Darstellungen, u. a. der Autoren Thomas Bartholin (1651), Caspar Bauhin (1590), John Bell (1797), Gerhard Leonhard Blasius (1666), Carl Ernst Bock (1838), Hieronymus Brunschwig (um 1500), Georg Wilhelm Consbruch (1806), Leonhard Fuchs (1551), Friedrich Hildbrandt (1798), Josef Hyrtl (1853), Andreas Laurentius (1600), Joseph Lieutand (1742) und Johann Christoph Andreas Mayer (1783). Von Mundinus' Anatomia liegen 3 Inkunabeln vor (G 490, 3836 und 1448) sowie 6 weitere Ausgaben des 16. Jhs. Zu nennen sind weiter Johann Christian Rosenmüller (1808 bis 1840), Walter Hermann Ryff (1541), Samuel Thomas Soemmering (ab 1796), Charles Estienne (1545, 1546) sowie Andreas Vesalius' De humani corporis (Basel 1543 u. ö.). Es folgen anatomische Lexika, anatomische Tafelwerke, so auch Caspar Bauhin (Frankfurt 1620), William Cowper (1698 u. ö.), Josef Hyrtl (1853 bis 1882); ferner Beschreibungen einzelner Körperregionen, Anleitungen zum Sezieren und Kataloge anatomischer Sammlungen.

2.71 Den allgemeinen Darstellungen zur Physiologie, auch mit Arbeiten von James Adair (1787, 1788), Johann Friedrich Ferdinand Autenrieth (1801), Karl Friedrich Burdach (ab 1810), Carl Ludwig Dumas (1807), Albrecht von Haller (1747 bis 1795), Johann Christian Gottfried Jörg (1815), Georg Prochaska (ab 1797), Rudolf Wagner (ab 1842), folgen Texte zum Organismus im allgemeinen und zum Verhältnis seiner Teile sowie 140 Titel zum Leben überhaupt (Vita, Vis vitalis, Spiritus animales, Sensus interni, usw.). Zu den chemischen Beziehungen mit Themen wie Stoffwechsel, Sekretion, Regeneration, kosmische Einflüsse, Elektrophysiologie, animalischer Magnetismus (Mesmerismus) liegen 115 Titel vor, darunter das Archiv für den thierischen Magnetismus (Altenburg 1817-1824), die Jahrbücher für den Lebens-Magnetismus (Leipzig 1818-1823) und Arbeiten von Joseph Ennemoser (1819), Friedrich Hufeland (1811, 1822), Friedrich Anton Mesmer (ab 1781) und Christoph Heinrich Pfaff (1817).

2.72 Weitere Abschnitte der speziellen Anatomie und Physiologie mit 2583 Titeln (16. Jh 6, 17. Jh 203, 18. Jh 1078, 19. Jh 1296 Titel) verzeichnen Literatur zur Histologie und Histochemie mit etwa 150 Arbeiten; zur Osteologie mit 150 Titeln in vermischten Beiträgen und allgemeinen Darstellungen, so auch Clopton Havers, Osteologia nova (Frankfurt 1692, Amsterdam 1731) und Texte von Bernhard Siegfried Albinus (1741), Gottfried Wilhelm Müller (1749), Johann Gottlieb Walter (1763), Johann Friedrich Blumenbach (1786), Samuel Thomas Soemmering (1797) und August Schaarschmidt (1749). Weitere Spezialgebiete sind die Syndesmologie, die Myologie sowie die Angiologie mit 60 Titeln zum Herz, etwa Conrad Victor Schneider, De cordis structura (Wittenberg 1642). Es folgen 200 Titel zum Blut, darunter Raymund Vieussens' Epistola de sanguinis humani (Leipzig 1698), und zum Blutkreislauf, darunter William Harveys Exercitationes anatomicae de motu cordis et sanguinis circulatione (Rotterdam 1609) und Exercitatio de motu cordis et sanguinis (Leiden 1736). Zur Splanchnologie, u. a. zu Stimme und Sprache, ist Wolfgang von Kempelens Mechanismus der menschlichen Sprache (Wien 1791) zu nennen, zur Respiration (80 Titel) Daniel Bernoullis De respiratione (Basel 1721) oder Jan Swammerdams De respiratione (Leiden 1667).

2.73 2522 Titel (16. Jh 24, 17. Jh 195, 18. Jh 768, 19. Jh 1535) verteilen sich auf die Gebiete Verdauung (44), darunter Iwan Petrowitsch Pawlow, Die Arbeit der Verdauungsorgane (Wiesbaden 1898), Ernährung (60, u. a. Johann Jacob Pavisius, De accretione, Passau 1559, oder Anton Deusing, De nutritione, Groningen 1660), Harnorgane, Generationsorgane, Sexualität, Entwicklung (Ontogenie, Embryologie) und Teratologie (Mißbildungen) mit etwa 300 Titeln. Darunter finden sich die Wahrhaftige Abbildung und Beschreibung einer erschröcklichen Mißgeburt (1631) und Albrecht von Hallers De monstris (1735). Weitere Gebiete dieser Gruppe sind Dermatologie, Neurologie und Histologie, das Nervensystem im allgemeinen, das Gehirn mit 60 allgemeinen Schriften, so Nicolaus Steno, De cerebri anatome (Leiden 1671), Samuel Thomas Soemmering, Über das Organ der Seele (Königsberg 1766), Paul Flechsig, Plan des menschlichen Gehirns (Leipzig 1883) und das peripherische Nervensystem.

2.74 Zur Physiologie des Nervensystems, den Sinnen, der Physiologie des Gesichtssinnes finden sich 1238 Titel (16. Jh 12, 17.Jh 66, 18. Jh 302, 19. Jh 858), darunter zum Auge 400 Titel, u. a. Vopiscus Fortunatus Plempius, Ophthalmographia (Louvain 1559), Hermann Johann Ferdinand Helmholtz, Über das Sehen des Menschen (Leipzig 1855) und dessen Handbuch der physiologischen Optik (Leipzig 1867). Zum Ohr liegen 130 Titel vor, etwa Joseph Guichard Du Verney, Traité de l'organe de l'ouie (Paris 1683, Leiden 1731), sowie zur Nase 40 Titel. Zu physiologischen Zuständen, periodischen Erscheinungen und zum Ablauf des Lebens (Lebensalter, Lebensdauer, Tod) sowie zur Psychophysiologie liegen etwa 250 Titel vor, bestimmt durch Gustav Theodor Fechner, Elemente der Psychophysik (Leipzig 1860) und Arbeiten zur Cranioskopie mit Franz Joseph Gall, Vollständige Geisteskunde (Nürnberg 1829), Carl Gustav Carus, Atlas der Cranioscopie (Leipzig 1843) oder Johann Caspar Lavater, Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe (Leipzig 1755-1778). Hier findet sich auch Charles Darwin, Ausdruck der Gemütsbewegungen (Stuttgart 1872).

Materia medica (18-20)

2.75 Unter ihrer älteren Bezeichnung umfaßt die Systemgruppe die Pharmakognosie als Lehre von den aus den drei Naturreichen stammenden Arzneimitteln, die Pharmakochemie als Lehre von den Drogenbestandteilen und chemisch erzeugten Arzneimitteln, die Pharmazie und die Toxikologie. Sie verzeichnet insgesamt 5326 Titel: 20 Inkunabeln, 195 Titel des 16. Jhs (34 deutsch, 159 lateinisch, einer englisch, ein anderssprachiger), 367 Titel des 17. Jhs (55 deutsch, 305 lateinisch, 4 französisch, 3 in sonstigen Sprachen), 1801 Titel des 18. Jhs (299 deutsch, 1372 lateinisch, 50 französisch, 49 englisch, 22 in sonstigen Sprachen) und 2943 Titel des 19. Jhs (2113 deutsch, 886 lateinisch, 197 französisch, 68 englisch und 67 in sonstigen Sprachen).

2.76 Der erste Abschnitt mit 3991 Titeln (16. Jh 130, 17. Jh 268, 18. Jh 1494, 19. Jh 2099 Titel) gliedert den Bestand in Einleitung, Geschichte, so Karl Friedrich Burdach, Handbuch der neuesten Entdeckungen in der Heilmittellehre (Leipzig 1806), Literatur, Terminologie und Wörterbücher, darunter Saladinus Asculanus, Compendium aromatariorum (Venedig 1502 u. ö.) und Samuel Hahnemann, Apothekerlexikon (Leipzig 1793-1798).

2.77 Es folgen 38 Zeitschriften, u. a. die Annalen der Arzneimittellehre (Leipzig 1795-1798), das Pharmazeutische, später Chemische Centralblatt (Leipzig 1830 ff.), das Berlinische Jahrbuch der Pharmacie (1795-1835), das Journal der Pharmacie (Leipzig 1794-1816) und die gesammelten Werke und vermischten Schriften mit 185 Titeln, darunter Christofero Acosta (1585), Justus Arnemann (1791 ff.), Karl Friedrich Burdach (1807), William Cullen (ab 1773), Stephan François Geoffroy (ab 1741), Johann Friedrich Gmelin (1795), Samuel Hahnemann, Reine Arzneimittellehre (Dresden 1811-1821), Friedrich Jahn (ab 1807), Joseph Lieutand (1796), François Magendie (11 Titel ab 1824), John Andrew Murray (ab 1776), Ortolff von Bayerlandt, Arzneibuch (1477 und 1479, G 1996 und 107), Jonas Pereira (ab 1838), Caspar Schwenckfeld (1587), Wilhelm Adolf Scribonus (1695) und Ferdinand Wurzer (1808).

2.78 Auf die Einteilung der Heilmittel in Simplicia, Composita und Surrogata mit Texten u. a. von Bartholomäus Maranta (1559), Georg Valla (1528) und Conrad Gesner (1540) folgen unter den allgemeinen pharmakognostischen Schriften die frühen Kräuterbücher: Herbarius (Mainz 1484, G 1877), Johannes de Cuba, Hortus sanitatis (Straßburg o. J., G 2936; Mainz 1491, G 1821; u. ö.), auch in deutscher Übersetzung (Mainz 1485, G 1878) und als Gart der Gesundheit (Straßburg 1515, Frankfurt 1556), ferner Johann Gottfried Wendelin, Hortulus corporis (Frankfurt 1596). Zur Warenkunde gehören Titel von Johann Bartholomäus Trommsdorf (1799, 1822) oder Friedemann Göbel (1827-1834). Umfangreich sind die vermischten Schriften (190 Titel), darunter Albertus Magnus, Liber aggregationis seu secretorum de virtutibus herbarium, lapidum (Köln 1485, G 1821), Alessio Piemontese, Secreta opera (Venedig 1553, Basel 1559 und englisch London 1562), Ludwig Christoph Althof (1791), Catalogus oder Register aller Apoteckischen Simplicien und Compositen (Frankfurt 1582), Friedrich Hoffmann (1732), Paracelsus' Archidoxa (München 1570), Martin Pansa (1619), Johann Karl Rosenberger (1624), Walter Hermann Ryff (1607) und Johann Wittich (1601).

2.79 Von den Heilmitteln aus dem Naturreich sind nur pflanzliche Arzneien mit 190 Titeln umfangreicher vertreten, so etwa Johann Agricola, Medicinae herbariae (Basel 1539), Johann Heinrich Dierbach (1819, 1831), Johann Gottfried Gleditsch (1759), John Lindley (1838), Antonius Mizaldus (1525, 1575, 1592), Johann Christian Schäffer (1770), Leonhard Thurneysser (1578), Eduard Winkler (1834, 1841) und Johann Tallat von Wochenberg, Ein gut Ertzeneybüchlein (Augsburg 1502 und 1530). Die Literatur zur speziellen Materia medica ist in alphabetischer Ordnung der verwendeten Substanzen von Absinthium über Aqua bis Zingiber (300 Titel) verzeichnet.

2.80 Wesentlich geringer ist mit 681 Titeln (16. Jh 19, 17. Jh 65, 18. Jh 211, 19. Jh 356 Titel) der Bestand zur Pharmazie, der nach den Abschnitten Einleitung, Geschichte und Literatur 60 Titel allgemeine Darstellungen enthält. 110 Titel umfaßt die Literatur zu pharmazeutischen Operationen, etwa von Johann Conrad Barkhausen (1690), Hieronymus Brunschwig, Liber de arte destillandi (Straßburg 1500, G 2825), Leonhard Fuchs (1555), Johann Rudolf Glauber (1655-1657), Thomas Keßler (1641), Johann Jacob Manlius (1528), Georg Heinrich Piepenbring (1789 und 1795) sowie von Hermann Walther Ryff Reformierte deutsche Apoteck (Straßburg 1573) und das New groß Distillierbuch (Frankfurt 1556 und 1567). Der Prüfung und Verfälschung von Arzneimitteln sind 32 Titel gewidmet, so Johann Christoph Ebermaier, Tabellarische Übersicht der Kennzeichen der Aechtheit und Güte der Arzneymittel (Leipzig 1810). Unter der Literatur zum Apothekenwesen steht eine Gruppe Apothekenordnungen, etwa die Taxa aller Materialien, so in der Apotheken zu Wittenberg verkauft werden (1599 und 1632), Fürstlich Sächsische & Apotheken-Ordnung (Meiningen 1689) oder die E. E. und Hochweisen Raths der Stadt Leipzig vor die Apotheken daselbst auffgerichtete und confirmirte Ordnung und Taxa (Leipzig 1685 und 1689). Die Dispensatorien und Pharmakopöen umfassen 42 Sammlungen, u. a. Valerius Cordus (1598), Johann Daniel Horst (1651), Johann Helfried Jungken (1711 und 1732), Nicolaus Salernitanus, Dispensarium ad aromatarios (Lyon 1505 und 1512), und 185 Titel zu einzelnen Ländern und Städten, so auch einen Codex der Pharmacopöen (Leipzig 1844).

2.81 Die Toxikologie ist mit 582 Titeln vertreten (16. Jh 15, 17. Jh 20, 18. Jh 86, 19. Jh 461 Titel). In der Einleitung finden sich Nicolaus Salernitanus, Antidotarium medicinalis (G 2938) und 60 Titel allgemeine Darstellungen, u. a. Petrus de Abano, De remediis venenorum (G 2483), Ardoynis de Pesauro, Liber de venenis (1492, G 3643) sowie Werke von Andreas Baccius (1586), Johann Friedrich Gmelin (1776), Richard Mead (1708) und Matthias Josef Bonaventura Orfila (ab 1819). 60 Titel vermischter Beiträge enthalten Schriften von Bernhard Albinus (1682), Cornelius Cocq (1774), George Logan (1783) und Arnoldus de Villanova, De arte cognoscendi veneni (1475, G 1787). Der Gruppeneinteilung nach mineralischen, pflanzlichen und tierischen Giften folgen die Abhandlungen zu einzelnen Giften, darunter Abrin, Arsen (37 Titel), Curare (11), Morphium (16), Nicotin (6), Phosphor (50), Plumbum (17), Strychnin (11), Vipera (12) und Zincum.

Balneologie (21)

2.82 Die Systemgruppe behandelt die Bäder überhaupt wie die von der Natur gebotenen Heilquellen mit Einschluß der Seebäder unter besonderer Beachtung der spezifischen Eigenschaften der Heilquellen und ihrer lokalen Verhältnisse. Der reiche Bestand verzeichnet 3094 Titel: 2 Inkunabeln, 60 Titel des 16. Jhs (24 deutsch, 35 lateinisch, ein anderssprachiger), 293 Titel des 17. Jhs (197 deutsch, 82 lateinisch, 3 französisch, 7 englisch, 4 in sonstigen Sprachen), 792 Titel des 18. Jhs (480 deutsch, 180 lateinisch, 64 französisch, 27 englisch, 41 in sonstigen Sprachen) und 1947 Titel des 19. Jhs (1754 deutsch, 66 lateinisch, 78 französisch, 23 englisch und 26 in sonstigen Sprachen). Nach den Abschnitten Einleitung, Geschichte und Literatur finden sich 9 Zeitschriften, Abhandlungen zur Entstehung und Analyse der Mineralwässer, darunter Johann Wolfgang Döbereiner, Über die chemische Constitution der Mineralwässer (Jena 1821), zu künstlichen Mineralwässern, so Arbeiten von Alexander Struve (1824) und die Annalen der Struve'schen Brunnenanstalten (Berlin 1841-1843), ferner zum Gebrauch und der Wirkungsart, der Einrichtung der Bäder und Arten der Heilquellen, u. a. von Robert Boyle (1684), Rudolf Jacob Camerarius (1716), Gabriel Fallopius (1564), Karl Christian Hille (1837), Martin Pansa (1618). Von Paracelsus liegt das Schreiben von warmen oder Wildbädern (Basel 1576) vor; weiterhin sind hier zu nennen Walther Heinrich Rivinus (1549), Michael Savonarola, Liber de balnis et thermis naturalibus (1493, G 473; 1511), das Taschenbuch für Gesundbrunnen und Bäder (Darmstadt 1816-1818), Leonhard Thurneysser (1572, 1612) und Conrad Anton Zwierlein (ab 1798). Nach 27 Schriften über das Verhalten des Kurgastes, so Friedrich August von Ammons Brunnendiätetik (Dresden 1825 bis 1880), bilden die Schriften zu den 295 aufgeführten einzelnen Heilquellen die umfangreichste Gruppe. Sie reichen u. a. von Aachen über Baden bei Wien (16 Titel), Baden-Baden (21), Bath (9), Bad Elster (27), Bad Ems (37), Franzensbad (73), Hofgeismar (21), Hornhausen (30), Karlsbad (151), Kissingen (31), Lauchstädt (20), Marienbad (68), Pyrmont (52), Spa (31), Teplitz (63, auch Caspar Schwenckfeld, Thermae Teplicensis, Görlitz 1607) bis Wiesbaden (47) und Wildungen (18).

Hygiene und medizinische Topographie (22)

2.83 Die Systemgruppe umfaßt die Privathygiene und die hygienischen Verhältnisse einzelner Länder und Städte mit insgesamt 2379 Titeln: 14 Inkunabeln, 131 Titel des 16. Jhs (6 deutsch, 122 lateinisch, 2 französisch, ein anderssprachiger), 168 des 17. Jhs (21 deutsch, 27 lateinisch, 6 französisch, 2 englisch, 12 in sonstigen Sprachen), 982 des 18. Jhs (212 deutsch, 665 lateinisch, 37 französisch, 40 englisch, 28 in sonstigen Sprachen) und 1084 des 19. Jhs (730 deutsch, 127 lateinisch, 115 französisch, 60 englisch und 52 in sonstigen Sprachen).

2.84 Die private Hygiene mit 1810 Titeln (14 Inkunabeln, 16. Jh 129, 17. Jh 144, 18. Jh 764, 19. Jh 759 Titel) verzeichnet nach den Abschnitten Einleitung, Literatur und Geschichte einen umfangreichen Bestand allgemeiner Werke über die Erhaltung der Gesundheit und Verlängerung des Lebens, u. a. von Johann von Beverwyck, Schatz der Gesundheit (ab 1636), Karl Ernst Bock (1868), auch Das Buch von gesunden und kranken Menschen (Leipzig 1855 bis 1898) sowie Schriften von George Cheyne (ab 1725), Ludwig Cornaro (ab 1690), Castor Durante (ab 1611), Eobanus Hessus (22 Titel ab 1550), die Illustrirten Gesundheitsbücher (Leipzig 1869-1893) und Christoph Wilhelm Hufeland, Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern (Jena 1797-1798), ferner Anton Niger (ab 1554), Martin Pansa (ab 1615), Alexander Petronius (ab 1582), Ulrich Pinder (um 1505), Heinrich von Ranzow (ab 1573) und mit 101 Ausgaben das aus dem 12. Jh stammende Regimen sanitatis Salernitanum (8 Inkunabeln, 39 Ausgaben des 16. Jhs, 20 des 17. Jhs). Die 125 vermischten Schriften behandeln das gleiche Thema, darunter 6 Titel von Johann Michael Alberti (1722), Karl Gustav Carus' Über Lebenskunst (Wurzen 1856), das Gesundheits-Taschenbuch (Wien 1801-1803), 12 Titel von Friedrich Hoffmann (1704), Rabbi Moses' Tractatus de regimine sanitatis (ab 1514), Heinrich Mundinus (1685), Anton Niger (ab 1551), Paracelsus (1560, 1583) sowie Guillelmus de Saliceto, De salute corporis (1495, G 1151) und Arnoldus de Villanova, De conservanda juventute (Leipzig 1511).

2.85 Kleinere Sachgruppen bilden die allgemeinen Verschiedenheiten der Menschen, das Geschlecht, so Auserlesene Frauenzimmer-Medicin (1742), die Lebensalter, etwa Joseph Raulin, Von Erhaltung der Kinder (Leipzig 1769-1770) oder Christian August Struve, Der Gesundheitsfreund des Alters (Hannover 1824), das Temperament sowie Konstitution, Rasse und Stand. Bei den von der Natur ausgehenden Einflüssen finden sich Schriften zu Atmosphäre, Gewässer, Erdboden und Klima.

2.86 Eine fast 500 Titel große Gruppe bildet die Nahrung (Diätetik). Sie enthält allgemeine Darstellungen u. a. von John Arbuthnot (1732), Ugo Benzo (1620), Stephan Blancard (Speise- und Tischbüchlin, Frankfurt 1705), Johann Sigismund Elsholz (1682), Anne Charles Lorry (Paris 1757 und Leipzig 1785) und Joseph Jacob Plenck (1784). Zu Verfälschungen ist zu nennen Josef Wilhelm Knoblauch, Von den Mitteln und Wegen, die mannigfachen Verfälschungen sämmtlicher Lebensmittel zu erkennen und zu verhüten (Leipzig 1810). Unter den vermischten Schriften stammt der älteste Text von Baptista Fiera, Coena seu de herbarium virtutibus (Rom o. J., G 2509). 90 Titel liegen zu Speisen vor, 220 Titel zu Getränken, u. a. Drey neue curieuse Tractätgen, von dem Trancke Cafe, Sienesischen The und der Chocolata (Bautzen 1686) oder Johann Mendlein, Kurze Anleitung Wein und Bier zu machen, durch welche der Mensch in langwieriger Gesundheit erhalten werden mag (o. J.), aber auch Johann Anton Friedrich Baudri, Die bitteren Früchte des Branntwein-Trinkens (Elberfeld 1832). Kleinere Fachgruppen bilden 30 Titel zur Wohnung, etwa Johann Peter Xaver Fauken, Anmerkungen über die Lebensart der Einwohner in großen Städten (1779), 40 Titel zur Kleidung, 65 zu Hautpflege und Kosmetik, so Christoph Wilhelm Hufeland, Nöthige Erinnerung an die Bäder (Weimar 1801) oder Neuentdeckte Geheimnisse von der Schönheit der Damen, wie solche durch bewährte Mittel zu erlangen und beständig zu erhalten (Leipzig 1704). Weitere Literatur findet sich zum Geschlechtsverkehr, zu Willkürlichen Tätigkeiten (Mäßigkeit, Bewegung, Gebrauch der Sprach- und Sinnesorgane, Ruhe und Schlaf, Genüssen, als ältester Text Johannes Chrysostomus Magnenus, Exercitationes de tabaco, Zürich 1648), zu Berufsarten und Gewerbe sowie zum geistig-sittlichen Leben.

2.87 Der Abschnitt Medizinische Topographie mit 569 Titeln fast ausschließlich des 18. und 19. Jhs (225 deutsch und 180 lateinisch) verzeichnet im wesentlichen die hygienischen Verhältnisse einzelner Länder und Städte, so Jacob Friedrich Ludwig Lentin, Medicinische Bemerkungen auf einer literärischen Reise durch Deutschland (Berlin 1800). Unter den 20 Titeln für Leipzig ist Conrad Josef Kilian, Anleitung zur Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit in Leipzig (Leipzig 1800).

Staatsarzneikunde (23)

2.88 Zur Staatsarzneikunde gehören die öffentliche Gesundheitspflege (Medizinalpolizei, Medicina politica) und die gerichtliche Medizin (Medicina forensis) mit einem Gesamtbestand von 2252 Titeln: 4 Titel des 16. Jhs (3 deutsch, einer lateinisch), 75 des 17. Jhs (30 deutsch, 45 lateinisch), 626 des 18. Jhs (181 deutsch, 401 lateinisch, 30 französisch, 10 englisch, 4 in sonstigen Sprachen) und 1547 des 19. Jhs (1182 deutsch, 163 lateinisch, 97 französisch, 59 englisch und 46 in sonstigen Sprachen).

2.89 Die öffentliche Gesundheitspflege verzeichnet mit 1468 Titeln (16. Jh 3, 17. Jh 42, 18. Jh 309, 19. Jh 1114 Titel) Schriften in den Abschnitten Einleitung, Geschichte und Literatur zum Fach sowie 50 Zeitschriften, darunter als älteste das Archiv der medicinischen Polizey (Leipzig 1783-1787), die Medizinische gerichtliche Bibliothek (Königsberg 1786-1787) und das Magazin für die gerichtliche Arzneikunde (Stendal 1782-1784). Nach Wörterbüchern, Sammlungen von Fällen und Gutachten, so Paul Amann, Medicina critica (Erfurt 1670), findet sich eine Gruppe von 50 Miszellaneen, u. a. von Josef Bernt (1818), Johann Peter Frank (1794), Adolf Henke (1822-1834), Johann Daniel Metzger (1798) und Christian Friedrich Ludwig Wildberg (1822), gefolgt von Literatur zu Untersuchungsmethoden und Medizinischer Statistik. Unter den allgemeinen Darstellungen und vermischten Schriften mit 80 Titeln sind Carl Flügges Grundriß der Hygiene (Leipzig 1889), Johann Peter Franks System einer vollständigen medicinischen Polizey (Mannheim 1779-1819, Supplement Leipzig 1812-1827) und das umfassende Handbuch der Hygiene, hrsg. von Theodor Weyl (Jena 1893-1901), ferner Schriften von Ernst Benjamin Gottlieb Hebenstreit (1731), Christian Rickmann (1771), Max Rubner (1892) und Rudolf Virchow (1879). Nach Arbeiten zu Medizinalverfassung, medizinisch-polizeilichen Einrichtungen, Medizinalkollegien und Medizinalbeamten, z. B. Ernst Schwabe, Anweisung zu den Pflichten und Geschäften eines Stadt- oder Land-Physicus (Erfurt 1786-1787), folgen Anweisungen zu ärztlichen Gutachten und Abhandlungen zur Medizinalverfassung einzelner Länder. Für Sachsen liegen 45 Titel vor, darunter Ludwig Choulant, Neue Sammlung sächsischer Medicinalgesetze (Leipzig 1834) und das Verzeichnis aller im Königreich Sachsen zur Praxis berechtigten Ärzte und Wundärzte (Dresden 1842).

2.90 Abgehandelt werden weiter einzelne Gegenstände der öffentlichen Gesundheitspflege wie Boden, Wasser, und Luft; Bau- und Wohnungshygiene sowie Schulhygiene. Von Daniel Georg Moritz Schreber, dem Begründer der Schrebergärten, findet sich hier Ein ärztlicher Blick in das Schulwesen (Leipzig 1858). Weitere Gebiete sind Gewerbehygiene, Nahrungs- und Genußmittelhygiene (u. a. für Bier, Wein, Milch, Fleisch, Trinkwasser) und Städtereinigung. Unter den 47 Titeln zur Prostitution sind Georg Frank, De lupanaria (Heidelberg 1674) sowie Nicolas Anne Edmé Restif de la Bretone, Le pornographe ou un projet pour les prostituées (London 1770). Der Literatur zu Findelhäusern und zur Gefängnishygiene folgen Schriften zur Abwehr und Bekämpfung von Seuchen (50 Titel) und zur Pest, beginnend mit Johannes Bökels Pestordnung der Stadt Hamburg (1597) und den Ordnungen des Leipziger Rats für 1607, 1616, 1680 und 1681. Etwa ab Mitte des 19. Jhs wird das Militärsanitätswesen zum Thema mit Kriegschirurgie, Kriegskrankenpflege und Sanitätsgeschichte der Kriege; früher erschienen ist nur Johann Nepomuk Isfordink, Militärische Gesundheitspolizei (Wien 1827). Unter den Schriften zur Rettung aus Lebensgefahr und zu den Todesarten findet sich ein umfangreicher Bestand zum Scheintod (150 Titel), etwa Christian August Struve, Versuch über die Kunst, Scheintote zu beleben (Hannover 1797); den Schluß bilden die Themen Totenschau und Beerdigung.

2.91 Die Gerichtliche Medizin mit 784 Titeln (16. Jh einer, 17. Jh 33, 18. Jh 317, 19. Jh 433 Titel) enthält in den allgemeinen Gruppen ältere Darstellungen u. a. von Christian Ehrenfried Eschenbach (1775), Samuel Farr (1788), Albrecht von Haller (1782), Gottlieb Heinrich Kannegießer (1777), Christian Gottlieb Ludwig (1765, 1774), Johann Daniel Metzger (ab 1793), Peter Orfila (ab 1821) und Paul Zacchias (ab 1621). Es folgen Untersuchungen zu den körperlichen Zuständen, so zu Morbi simulati etwa Heinrich Daniel, Über die wegen Befreiung vom Militärdienste vorgeschützten Krankheiten (Kassel 1857), zu geschlechtlichen Verhältnissen, Schwangerschaft, Geburt, Fehlgeburt, Abtreibung, hier Immanuel Gottlieb Knebel, Grundriß der polizeilich-gerichtlichen Entbindungskunde (Breslau 1801-1803), 48 Titel zum Kindesmord und 45 Titel zur Lungenprobe; weitere zur Geschlechtsreife, Jungfrauschaft, Unzucht, Notzucht, Inzest, Ehe, Ehescheidung, Scheidungsgründe. Gering ist der Bestand zur Gerichtlichen Psychiatrie mit Arbeiten zu Irrenrecht, Zurechnungsfähigkeit, Kriminalpsychologie, so Johann Christoph Gottlieb Schaumann, Ideen zu einer Kriminalpsychologie (Halle 1792), und zur Kriminalanthropologie mit Cesare Lombroso, L'uomo deliquente (Torino 1889, deutsch 1891, 1894). Unter der Literatur zur Unfallbegutachtung und zur Tötung sind nur die Untersuchungen zu Verwundungen mit 100 Titeln, so Johann Nicolaus Pfizer, Vernünfftiges Wunden Urtheil (Nürnberg 1674), zur Selbstverbrennung, Vergiftung mit 27, Behexung mit 9 und zum Selbstmord mit 30 Titeln stärker vertreten.


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.