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Universitätsbibliothek


Adresse. Universitätsplatz 5, 18051 Rostock
Telefon. (0381) 498-2309 (Sekretariat); 498-2265 (Auskunft)
Telefax. (0381) 498-2270
Bibliothekssigel. <28>

Unterhaltsträger. Land Mecklenburg-Vorpommern
Funktion. Universalbibliothek für Hochschullehrer und Studenten der Universität Rostock und für 250.000 Bewohner der umliegenden Region.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: alle Wissensgebiete. - 2. Besondere Sammelgebiete: Mecklenburgica; Rostochiensia; niederdeutsche Drucke.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Benutzung gebührenfrei. - Öffnungszeiten: Kataloge, Information, Ausleihe: Montag bis Freitag 9-18 Uhr, Samstag 8-12 Uhr; Lesesaal: Montag bis Freitag 8-20 Uhr, Samstag 8-12 Uhr. - Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lese- und Rückvergrößerungsgeräte, Reader-Printer, Datenbanken.
Gedruckte Informationen. Merkblätter.
Hinweise für anreisende Besucher. Schriftliche Anmeldung erwünscht bei beabsichtigter Benutzung von Hss. und Sondersammlungen. - Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 11 oder 12) bis Haltestelle Lange Straße, von dort 2 Minuten Fußweg oder Fußweg vom Hauptbahnhof (ca. 20 Minuten). - Parkhaus Rostocker Hof.

Inhalt

 Bestandsgeschichte ................................... [1.0]
 Kurzer Abriß der Geschichte der Bibliothek ........... [1.1]
 Bestandsentwicklung .................................. [1.7]
 Die Collectio Bibliothecae Facultatis 
 Philosophicae (1569-1614) ............................ [1.9]
 Die Akademische Bibliothek - Bibliotheca 
 Academica (1614-1759) ................................ [1.17]
 Zwei Akademische Bibliotheken 
 in Rostock (1760-1789) ............................... [1.44]
 Die öffentliche Universitätsbibliothek 
 (1789-1827) .......................................... [1.47]
 Die Großherzogliche Universitätsbibliothek
 (1827-1918) .......................................... [1.55]
 Die Universitätsbibliothek Rostock 
 (1918-1945) .......................................... [1.67]
 Die Universitätsbibliothek Rostock 
 nach 1945 ............................................ [1.74]
 Bestandsbeschreibung ................................. [2.0]
 Chronologische Übersicht 
 und Übersicht nach Sprachen .......................... [2.3]
 Systematische Übersicht .............................. [2.6]
 Enzyklopädische, gesammelte und 
 vermischte Schriften ................................. [2.7]
 Allgemeine Literatur- und 
 Gelehrtengeschichte, Bibliothekswesen ................ [2.13]
 Philologie ........................................... [2.18] 
 Orientalische und außereuropäische Philologie ........ [2.42]
 Kunst ................................................ [2.48] 
 Philosophie .......................................... [2.59] 
 Christliche Theologie ................................ [2.66]
 Allgemeine Religionswissenschaft und 
 nichtchristliche Theologie ........................... [2.96]
 UniRostock2:
 Pädagogik ............................................ [2.103]
 Rechtswissenschaft ................................... [2.114]
 Staats- und Wirtschafts- wissenschaften .............. [2.122]
 Bibliotheca Kaemmeriana .............................. [2.137]
 Mathematik ........................................... [2.147]
 Kriegswissenschaft ................................... [2.151]
 Medizin .............................................. [2.152]
 Mecklenburgica ....................................... [2.166]
 Naturwissenschaften .................................. [2.181]
 Physik ............................................... [2.193]
 Chemie ............................................... [2.208]
 Geographie ........................................... [2.214]
 Geschichte ........................................... [2.224]
 Historische Hilfswissenschaften ...................... [2.243]
 Numismatik ........................................... [2.244]
 Landwirtschaft ....................................... [2.245]
 Handel, Gewerbe und Industrie ........................ [2.249]
 Sport und Spiele ..................................... [2.251]
 Sondersammlungen ..................................... [2.255]
 Kataloge ............................................. [3.0]
 Moderne allgemeine Kataloge .......................... [3.1]
 Moderne Sonderkataloge ............................... [3.2]
 Historische Kataloge ................................. [3.3]
 Historische Sonderkataloge ........................... [3.4]
 Quellen und Darstellungen zur
 Geschichte der Bibliothek ............................ [4.0]
 Archivalien und gedruckte Quellen .................... [4.1]
 Darstellungen ........................................ [4.2]
 Veröffentlichungen zu den Beständen .................. [5.0]

1. BESTANDSGESCHICHTE

Kurzer Abriß der Geschichte der Bibliothek

1.1 Die Geschichte der Bibliothek beginnt mit einer collectio bibliothecae, die die Mitglieder der Philosophischen Fakultät auf Initiative des Sommerdekans von 1569, des Professors der Poesie Nathan Chytraeus (1543-1598), anlegten. Am 13. Juli 1569 beschloß das Konzil auf Antrag von Chytraeus, der Philosophischen Fakultät einen Raum im Hauptgebäude der Universität, dem Weißen Collegium, für eine Bibliothek und zur Aufbewahrung der mathematischen Instrumente zur Verfügung zu stellen. Durch Schenkungen eigener Bücher der Fakultätsmitglieder und durch Buch- und Geldgeschenke der folgenden Dekane sowie von Promovierten und Rezipierten kam eine Sammlung zustande, die am Ende des 16. Jhs etwa 100 Bde umfaßte. Diese Bibliotheca Facultatis Philosophicae wurde im allgemeinen als Bibliotheca Universitatis betrachtet, weshalb weitere Schenkungen und Legate zur Vermehrung der Bibliothek häufig zugunsten der Universität gemacht wurden.

1.2 Als Legat des 1610 sehr jung gestorbenen Rostocker Patriziersohnes Paulus Calenius erhielt die Universität 1612 eine Summe von 2400 Gulden in Geld und Obligationen zum Kauf von Büchern für eine öffentliche Bibliothek. Auf Grund von Bestellungen der Fakultäten wurden von dem Rostocker Buchhändler Hallervord in den Jahren 1614 bis 1618 501 Titel aller Fachgebiete geliefert. Nach mißglücktem Versuch der Universität, diese Sammlung von einem hauptamtlichen Bibliothekar betreuen zu lassen, wurde 1650 die Aufsicht über die Akademische Bibliothek, die alle an der Universität existierenden Büchersammlungen vereinigte, zwei Professorenbibliothekaren für jeweils fünf Jahre übertragen und ein Ausleihbuch angelegt, in das bis 1783 alle Entleihungen eingetragen wurden. Viele namhafte Professoren aller Fakultäten haben sich im Laufe des folgenden Jahrhunderts als bibliothecarii oder inspectores bibliothecae um die Bibliothek verdient gemacht. Neben dem Kauf von Büchern mittels Einnahmen aus Promotions- und Immatrikulationsgebühren wurde die Bibliothek in der zweiten Hälfte des 17. Jhs durch zwei bemerkenswerte Sammlungen bereichert, so daß der 1709 angelegte erste alphabetische Bandkatalog bereits mehr als 2000 Titel nachweisen konnte. Auch in der ersten Hälfte des 18. Jhs konnte die Sammlung durch mehrere beachtliche Privatbibliotheken vermehrt werden. Mit einem Bestand von 4799 Bdn wurde sie nach der Wiederherstellung der Rostocker Universität mit der an der Universität Bützow 1772 eröffneten Akademischen Bibliothek vereinigt. Zur Aufnahme der vereinigten Sammlungen wurde das Weiße Collegium entsprechend umgebaut und eine Saalbibliothek geschaffen. Der vereinigte Bestand dieser Bibliothek mit insgesamt 18.833 Bdn wurde durch herzogliche und private Schenkungen, durch den Erwerb mehrerer Professorenbibliotheken und durch Kauf von Büchern auf der Grundlage eines vom Herzog 1793 genehmigten jährlichen Etats von 600 Reichstalern vermehrt und umfaßte am Ende des 18. Jhs etwa 25.000 Bde. Mit der Bewilligung des Etats von 1793 war ein Ratensystem eingeführt worden, wozu u. a. auch eine Rate Mecklenburgica gehörte. Damit wurde die Grundlage für den systematischen Aufbau dieser Sammlung gelegt.

1.3 Der Aufbau der Bützower Bibliothek und die Erneuerung der Rostocker Bibliothek nach 1789 ist untrennbar mit dem Namen des Orientalisten Prof. Oluf Gerhard Tychsen (1734-1815) verbunden, der bis zu seinem Tode unermüdlich für die Vermehrung der Bibliothek, insbesondere durch Geschenke, gesorgt hat. In den Jahren 1827 bis 1829 wurde ein Bibliotheksanbau für die gewachsene Sammlung errichtet. Ab 1838 wurde die Bibliothek reorganisiert und im Verlauf von 50 Jahren ein Systematischer Katalog und als Register dazu ein alphabetischer Zettelkatalog geschaffen. Nach der Aufhebung des Kompatronats im Jahre 1827 waren durch die Großherzogliche Regierung im Laufe der nächsten Jahrzehnte mehrere Regulative erlassen worden, mit denen die Grundlagen für eine kontinuierliche Erwerbungstätigkeit und für eine geregelte Benutzung der Bibliothek geschaffen wurden. Die Tätigkeit einer 1840 gegründeten Bibliothekskommission und die Fortführung des Ratensystems bestimmten die Erwerbungen der nächsten Jahrzehnte. Gleichzeitig wurde der Schriftentausch mit Dissertationen institutionalisiert und durch großherzogliche Verfügung die Abgabe der Schriften der Rostocker Professoren an die Bibliothek eingeführt. Im Jahre 1870 wurde im rechten Flügel des von 1866 bis 1869 erbauten neuen Hauptgebäudes eine Bibliothek eröffnet, die als erste in Deutschland nach dem Magazinsystem gebaut worden war. Durch den Ankauf und die Übernahme bedeutender Sammlungen sowie mehrerer Legate war der Bibliotheksbestand am Ende des 19. Jhs auf 200.000 Bde angewachsen.

1.4 Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der Bau einer neuen Universitätsbibliothek verhindert. Die Mecklenburgica-Bestände der 1924 angegliederten, seit 1918 in staatlichem Besitz befindlichen, ehemaligen Landesbibliothek - der Bibliothek der Mecklenburgischen Ritter- und Landschaft - und die Mecklenburgica-Sammlungen der Universitätsbibliothek und der Mecklenburgischen Landesbibliothek Schwerin waren in der Zwischenkriegszeit die Grundlagen für die Erarbeitung der Geschichtlichen Bibliographie für Mecklenburg durch Bibliothekare der Universitätsbibliothek, insbesondere Wilhelm Heeß. Der seit 1912 an der Bibliothek tätige und als Bibliograph niederdeutscher Drucke bekannt gewordene Dr. Bruno Claussen wurde 1934 der erste hauptamtliche Bibliotheksdirektor. Ab 1938 erhielt die Bibliothek ein gesetzliches Freiexemplar für Mecklenburg, das auch nach 1945 noch von Rostocker Verlegern und Druckern abgeliefert wurde. Im Jahre 1939 wurde der Bestand der Bibliothek mit etwa 480.000 Bdn in den 1937/38 erbauten Bücherspeicher - ein Magazingebäude am Universitätsplatz - überführt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden wertvolle Bestände der Bibliothek ausgelagert, die bereits 1945 fast verlustlos zurückgeführt werden konnten.

1.5 Die Schließung der Bibliothek nach dem Einmarsch der Roten Armee in Rostock am 1. Mai 1945 dauerte nur kurze Zeit. Nach vorläufiger Entnazifizierung der Bestände konnte die Bibliothek als erste deutsche wissenschaftliche Bibliothek am 15. Oktober 1945 wieder den Benutzungsdienst aufnehmen. In den folgenden Jahren wurden die Arbeitsräume der Universitätsbibliothek aus dem Hauptgebäude in zuletzt fünf verschiedene Gebäude am Universitätsplatz verlegt. Während dieser Zeit mußten die Bestände der Bibliothek mehrfach auf nationalsozialistische und militaristische, später auch auf sogenannte antisozialistische Literatur überprüft und diese Bestände an die Deutsche Staatsbibliothek Berlin abgegeben werden. 1949 wurde ein kleiner Lesesaal im Palaisgebäude und 1960 ein weiterer Lesesaal mit 75 Plätzen im ehemaligen Hotel Rostocker Hof eröffnet.

1.6 Durch die Eingliederung der Universitätsbibliothek in das Hochschulsystem der DDR wurden entsprechende zentrale Richtlinien für ihre Arbeit maßgebend. Mit der Verwaltungs- und der Benutzungsordnung für die Institutsbibliotheken wurden diese 1954 der Fachaufsicht der Universitätsbibliothek unterstellt. Ab 1963 sorgte eine Bibliothekskommission u. a. für die Verteilung der Devisenkontingente. 1964 wurde eine Bibliotheksordnung für die Universität erlassen, die im Zusammenhang mit der 3. Hochschulreform 1969 durch eine zentrale Regelung ersetzt wurde, nach der in den Jahren 1974/75 die Sektions-, Instituts- und Klinikbibliotheken als Zweigstellen der Universitätsbibliothek übernommen wurden. Im Zusammenhang mit der zentralen Erwerbung der ausländischen Literatur wurde der 1960 eingeführte alphabetische PI-Zettelkatalog 1974 durch einen Zettelkatalog nach RAK abgelöst. Raummangel in den Zweigstellen führte im Laufe der Jahre zur Abgabe umfangreicher Dublettenbestände an die Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände bei der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin oder an das Zentralantiquariat Leipzig. Der Mangel an Devisen für die Beschaffung ausländischer Literatur konnte nur bedingt mit der Anbahnung von 1800 Tauschbeziehungen ausgeglichen werden. Durch jährliche Erwerbungen von etwa 35.000 Bdn wuchsen die Bestände der Gesamtbibliothek auf fast 1,8 Millionen Bde im Jahre 1990.

Bestandsentwicklung

1.7 Die Bestandsentwicklung ist gut dokumentiert, da für die einzelnen Etappen fast lückenlos Unterlagen - für die ersten Jahrhunderte häufig nur als Listen mit äußerst kurzen Titeln - vorhanden sind. Da im Rahmen der Reorganisation ab 1838 auch alle bis etwa 1840 erworbenen Bestände neu katalogisiert und in einer sachlichen Aufstellung verschmolzen wurden, können die im Laufe der Geschichte der Bibliothek hinzugekommenen Sammlungen oder Neuerwerbungen nur aus diesen Unterlagen rekonstruiert werden. Deshalb sind seit einigen Jahren Provenienzforschungen im Gange und werden weiter fortgesetzt. Diese sehr zeitaufwendigen Forschungen haben bereits wichtige Ergebnisse erbracht, da es sich bei den verschiedenen Legaten und Schenkungen mit neuen Beständen um wertvolle Privatbibliotheken Rostocker Persönlichkeiten oder um Professorenbibliotheken handelt und die Buchhändlerlisten auch Angaben über die jeweiligen Preise enthalten. Wesentliche Ergebnisse der Provenienzforschungen sind genauere Daten über den Umfang der einzelnen Sammlungen nach Titeln, von denen zuvor in vielen Fällen nur Aussagen über die Anzahl der Bände vorlagen. Für die Beurteilung der Qualität einer Sammlung sind aber die Titel der in ihr enthaltenen Werke ausschlaggebend.

1.8 Bereits im Jahre 1719 beginnt die genaue Registrierung der eingenommenen und ausgegebenen Mittel, die bis 1759 korrekt geführt wird. Für die Jahre 1763 bis 1773 liegt eine Liste der gekauften Bücher vor. Nach einer Unterbrechung von 1773 bis 1789 wird die Verzeichnung fortgesetzt. Der Kauf von Büchern erfolgt ab 1793 im Rahmen der bereits 1791 vorgegebenen 14 Raten. Die entsprechenden Unterlagen liegen fast vollständig vor. Ab 1840 vermitteln die Akten der Bibliothekskommission mit den Protokollen der Sitzungen und den Entscheidungen zusätzliche Informationen über die gezielten, in der Regel teuren Erwerbungen. Auch die ab 1885 geführten Ratenbücher bieten eine genaue Übersicht über die von den Rateninhabern veranlaßten Bestellungen durch das Bibliothekariat. Die außerdem noch vorhandenen Rechnungsbücher enthalten darüber hinaus Liefertermine und Preise. Für die Zeit von 1789 bis 1837 und 1845 bis 1863 sowie für die Jahre 1892 bis 1945 existieren Geschenkbücher oder -journale. Außerdem gibt es umfangreiche Akten mit Korrespondenzen über Geschenke an die Bibliothek. Die ab 1836/37 vorliegenden Jahresberichte enthalten zahlenmäßige Angaben über die Vermehrung des Bücherbestandes nach Umfang und Erwerbungsarten. Ab 1886 werden auch die Lieferungen der mecklenburgischen Drucker und Verleger gesondert verzeichnet.

Die Collectio Bibliothecae Facultatis Philosophicae (1569-1614)

1.9 Der erste Hinweis auf die vermutliche Existenz einer Büchersammlung ist im Testament des Rostocker Professors der Artistenfakultät Balthasar Jenderick (immatrikuliert 1453) aus dem Jahre 1509 zu finden. Darin bestimmt Jenderick u. a., daß seine sämtlichen Bücher und Kleinodien der Artistenfakultät übergeben werden sollen. Außerdem gibt es in einigen Büchern und Hss., die erst im 19. Jh auf Umwegen in den Bestand der Bibliothek gelangt sind, frühere Schenkungsvermerke. So ist z. B. im Buchdeckel einer Ausgabe der Biblia vulgata zu lesen Arnoldus Boddensen ... legavit hunc librum ad librariam facultatis artium ....

1.10 Die Gründung einer collectio bibliothecae durch die Mitglieder der Philosophischen Fakultät unter dem Dekanat und auf Initiative des Professors der Poesie Nathan Chytraeus datiert vom August 1569. Er hat auch die ersten Geschenke für diese Sammlung in einem von ihm neu angelegten Quartband (Liber Facvltatis Philosophicae) verzeichnet, in dem die Dekane auch die Einnahmen und Ausgaben der Fakultät zu registrieren hatten. An erster Stelle der von ihm verzeichneten Geschenke steht die in Basel 1556 gedruckte griechische Platon-Ausgabe aus seiner eigenen Bibliothek mit einer Widmung auf dem Titelblatt. Dieses Werk wird deshalb als das erste Buch der Bibliothek betrachtet. Wie die folgenden Eintragungen im Liber ausweisen, bestand die erste Sammlung mit Ausnahme von zwei gekauften Büchern ausschließlich aus Geschenken von Mitgliedern der Philosophischen Fakultät sowie aus Geschenken von Promovierten und Rezipierten. Auf den ersten Blättern des Liber hatte Nathan Chytraeus die Pflichten der künftigen Dekane formuliert, die für die Vollständigkeit der Sammlung und deren Vermehrung durch gute Bücher verantwortlich gemacht wurden und auch künftig die Titel der Buchgeschenke und die Namen der Donatoren registrieren sollten. Bereits im Herbst 1569 hatte Nathan Chytraeus aus dem der Fakultät regulär zufallenden Anteil der Promotionsgebühren von zwei Gulden die neuesten Ausgaben des griechischen epischen Dichters Nonnos und des römischen Komödiendichters Terenz gekauft und einbinden lassen.

1.11 Auf Beschluß der Philosophischen Fakultät wurden ab Sommersemester 1573 die Gebühren für die Magisterpromotion von 10 auf 11 Gulden angehoben, wobei der zusätzliche Gulden für den Ankauf von Büchern verwendet werden sollte. Wegen dieses Bibliotheksguldens kam es im Jahre 1582 zu einer Kontroverse zwischen der Philosophischen Fakultät und dem Konzil, das diesen Gulden für sich beanspruchte. Immerhin hatte die Fakultät auf diese Weise bis 1582 eine zusätzliche Summe von 126 Gulden eingenommen. Sie rechtfertigte ihr Verfahren mit dem Hinweis auf die Bedeutung einer öffentlichen Bibliothek und die Möglichkeit ihrer Benutzung für Professoren und Studenten. Außerdem erklärten die Professoren der Philosophischen Fakultät, zu der auch Juristen und Theologen gehörten, daß sie bei ihren geringen Gehältern nicht in der Lage seien, sich selbst die erforderlichen teuren Bücher anzuschaffen, und deshalb die Einrichtung der Bibliothek beschlossen hatten. Aus den Akten über diesen Streit gehen weitere Einzelheiten über die Provenienzen der bis zu diesem Zeitpunkt geschenkten und gekauften Bücher hervor. Bedeutsam ist dabei, daß auch die Preise für die einzelnen Werke angegeben sind.

1.12 Über das Wachstum der Sammlung geben verschiedene Listen in den alten Fakultätsakten Auskunft. Offenbar wurden solche Listen immer dann angefertigt, wenn eine persönliche Übergabe der Sammlung beim Dekanatswechsel nicht möglich war. Das älteste Bestandsverzeichnis dieser Art ist eine undatierte Liste ohne innere Ordnung, vermutlich vom Wintersemester 1573/74, die 38 Titel aufführt. Bei seinem Weggang nach Bremen im Sommer 1593 hat Nathan Chytraeus, der trotz der prinzipiellen Verantwortlichkeit des jeweiligen Dekans für die Bibliothek als Quästor die Finanzen der Fakultät verwaltete, einen stattlichen Thesaurus librorum hinterlassen, wie ein Inventarium vom 9. Juli 1594 ausweist. Die Bibliothek - die in den Widmungen von Universitätsangehörigen schon zu diesem Zeitpunkt als bibliotheca universitatis bezeichnet wurde - umfaßte zu diesem Zeitpunkt außer der berühmten Weltkarte Nova et aucta orbis terrae descriptio ad usum navigantium (Duisburg 1569) des Gerhard Mercator (1512-1594) 72 wertvolle Werke, darunter fast alle Ausgaben des humanistischen Genfer Druckers, Verlegers und Philologen Henricus Stephanus (1528-1598). Neben philologischen und philosophischen waren auch historische und geographische, aber auch juristische und medizinische Werke vorhanden. Mit den Novella des Johannes Andreae (Venedig 1489) war 1576 die erste Inkunabel in die Sammlung gelangt, die aber in keiner der ersten Listen genannt wird. Bemerkenswert ist, daß außer der von Robert Stephanus gedruckten Prachtausgabe des Novum Testamentum (Paris 1550) keine theologischen Werke in der Sammlung enthalten waren. Auch der Bruder des Gründers, der lutherische Theologe und Historiker David Chytraeus (1531-1600), trat nie als Geschenkgeber in Erscheinung. Die Ursache dafür ist darin zu sehen, daß es schon seit etwa 1565 - wie die Provenienzforschung unlängst ergeben hat - eine umfangreiche Sammlung vorwiegend theologischer Drucke lutherischer Prägung, aber auch vorreformatorischer Drucke aller Wissensgebiete in der von David Chytraeus ab 1563/64 geleiteten Regentie Rubri Leonis (Roter Löwe) gab. Sie geriet nach dem Tod von David Chytraeus in Vergessenheit und wurde erst im Jahre 1657 offiziell registriert und 1661 in die Akademische Bibliothek aufgenommen. Nach dem Weggang von Nathan Chytraeus wurde das Amt des Quästors dem Senior der Philosophischen Fakultät, dem Professor der Physik Erasmus Stockmann (1544-1608) übertragen, dem die Dekane die während ihres jeweiligen Semesters für die Fakultät und die Bibliothek angefallenen Geldbeträge übergaben, wie der Liber und die Akten der Fakultät ausweisen, und der mit diesen Mitteln einige Bücher für die Bibliothek angeschafft hat.

1.13 Im Wintersemester 1593/94 war Magnus Pegel (1547-1615/18), Doktor der Medizin und Professor für Mathematik und Astronomie, gleichzeitig Rektor und Dekan der Philosophischen Fakultät. In letzterer Eigenschaft verzeichnete er eigenhändig seine wertvolle Schenkung an die Bibliothek im Liber. Neben einem großen Himmelsglobus und einem Sphärenzirkel bereicherte er die Sammlung durch 13 wertvolle, meist sehr alte Bücher mit insgesamt 23 Werken. Diese stammten z. T. aus der Bibliothek seines Vaters, des Professors der Artistenfakultät Konrad Pegel (1487-1567), wie an Schließenexlibris zu erkennen ist. Im Jahre 1596 wird von dem Dekan Martin Brasch (1565-1601) letztmalig ein Buchgeschenk offiziell registriert, obwohl weitere Geschenke gemacht wurden, wie aus den Eintragungen in einigen Büchern hervorgeht. So schenkte z. B. der spätere Rhetorikprofessor Johannes Simonius (1565-1627) anläßlich seiner Aufnahme in die Fakultät im Dezember 1594 ein historisches Werk aus seiner eigenen Bibliothek; weitere Geschenke stammen von Rostocker Bürgern und Buchhändlern. Im Jahre 1599 kaufte die Fakultät auf eigene Kosten die Cosmographia des Peter Appianus (Antwerpen 1584).

1.14 Im Jahre 1602 erhielt die Universität als Legat aus dem Testament der Gertrud Kirchring, der Witwe des Rechtsprofessors Laurentius Kirchovius [Kerkhof] (1528-1580), eine Summe von 200 Gulden in Form von Obligationen mit einer sechsprozentigen Verzinsung zum Kauf von necessarij libri pro augmenda bibliothecae philosophicae, die von Erasmus Stockmann als Quästor übernommen und verwaltet wurde. Nach den Unterlagen der Fakultät wurden erstmals im Jahre 1607 Zinsen eingenommen, aber erst im Jahre 1610 an den Quästor Johannes Kirchmann (1575-1643) abgeliefert. Kirchmann hat auch dieses Geld vor seinem Weggang nach Lübeck im Jahre 1614 für den Kauf von Büchern verwendet. So lautet der Bericht des Quästors Petrus Sassius (1571-1642) für die Jahre 1613 bis 1617: pro libris iussu Facultatis à M. Kirchmanno empti 50 fl 16 ß. Außerdem hat Kirchmann aus dem Legat Paselick eine Cicero-Ausgabe verkauft und das Geld an den Fiscus universitatis abgeliefert. Am 18. März 1609 hatten Vertreter der Universität von der Witwe des 1600 verstorbenen Rostocker Senators Wilichius Paselicus [Paselick] nach langen Erbstreitigkeiten die der Philosophischen Bibliothek legierten Bücher übernommen, von denen der Sekretär der Universität, Magister Johannes Holstenius [Holstein] jun. (ag 1629), einen Catalogus librorum aufgestellt hat. Der Katalog enthält 20 Titel im Folio-, 26 Titel im Quart- und 42 Titel im Oktav-Format. Es handelte sich vorwiegend um juristische Werke, auch in deutscher Sprache, aber auch um historische, medizinische und naturwissenschaftliche Bücher sowie um philosophische Werke. Griechische und römische Dichter sind mit einigen Ausgaben vertreten. Die der Bibliothek des geistlichen Ministeriums legierten Bücher aus der Bibliothek Paselicks waren bereits im Jahre 1600 übereignet worden. Sie gelangten 1842 mit dem Ankauf der Marienbibliothek in die Universitätsbibliothek und sind dadurch zu erkennen, daß sie alle eine entsprechende Eintragung enthalten. Auf diese Weise kam auch das Stammbuch von W. Paselick mit mehreren fürstlichen Eintragungen in die Bibliothek. Bereits im Jahr 1612 hatte Johannes Kirchmann, gegen den Willen einiger Mitglieder der Fakultät, Bücher im Werte von 200 Gulden aus der verpfändeten Bibliothek des Professors Johannes Simonius als Schuldenausgleich akzeptiert. Simonius hatte in den Jahren 1608/09 von dem Dekan Albert Willebrand Darlehen der Fakultät in Höhe von insgesamt 200 Gulden erhalten, weswegen seine Bibliothek 1609 als Darlehenspfand notariell registriert worden war. Von dieser Summe hat er 1610 auch die im Jahre 1607 während seines Dekanats in Empfang genommenen 12 Gulden Zinsen aus dem Legat Kirchring dem Quästor übergeben.

1.15 Bereits am 15. April 1606 hatte der Rostocker Patriziersohn Paulus Calenius [Callenius] während seiner Studien in Leiden sein Testament verfaßt und bei der Rostocker Universität hinterlegt. Darin wurde bestimmt, daß die Universität seine eigenen Bücher, gegebenenfalls - nachdem das geistliche Ministerium 65 Bde aus dem Nachlaß gekauft hatte - auch die noch verbliebenen Bücher seines Vaters, des Diakons an der Marienkirche, Lambertus Calenius (1546-1591), und außerdem eine Summe von 2400 Gulden erhalten sollte, die innerhalb von vier Jahren nach seinem Tode für den Kauf von Büchern verwendet werden sollten. Diese Bücher sollten zur Aufrichtung einer algemeinen Bibliothec nach dem Vorbild der Universitätsbibliothek in Leiden dienen. Paulus Calenius starb 1610 in Palermo während einer peregrinatio academica. Entsprechend den testamentarischen Bestimmungen wurden 161 Bücher übergeben, wie aus einer Aufstellung Ex Testamenti Caleniano in den Akten der Philosophischen Fakultät hervorgeht. Einige der Bücher wurden von Johannes Slekerus als Dekan und von Johannes Kirchmann als Quästor der Philosophischen Fakultät als Dubletten verkauft, wobei die Universität den Erlös erhielt. Die meisten der Ex testamenti Caleniano registrierten Bücher stammen wohl von Lambertus Calenius und gehören fast alle zur lutherischen Theologie; darunter sind Werke von Luther, Melanchthon und anderen Reformatoren, vielfach in deutscher Sprache. Auch das Stammbuch des Lambertus Calenius gehörte zum Legat. Die Bücher des Paulus Calenius enthalten neben dem Namen vielfach auch Eintragungen über Datum und Preis der Erwerbung. Mit der Übernahme dieses Legats hatte die Bibliothek erstmalig einen bedeutenden lutherisch-theologischen Bestand.

1.16 In einer Liste, die der Dekan des Wintersemesters 1613/14, Johannes Slekerus (ag1629), nach dem Weggang des Johannes Kirchmann als dessen Nachfolger mit seiner Abrechnung der Fakultät als Catalogus im Jahre 1614 vorlegte, werden insgesamt 493 Verfasser oder Titel verzeichnet. Dabei werden auch die Titel genannt, die Johannes Kirchmann aus Fakultätsmitteln angeschafft hatte (s. o. 1.14). In dieser Liste noch nicht enthalten ist ein wertvolles Geschenk, das der Rektor Eilhardus Lubinus (1565-1621) in der Matrikel des Sommersemesters von 1615 ausdrücklich erwähnt und dessen auch in einer Rostocker Dissertation des Jahres 1714 über die fürstlichen Rektoren in der Geschichte der Universität gedacht wird. Im Jahre 1615 hatte Philipp II., Fürst von Stettin, ein Exemplar des Herbarium [Hortus] Aichstedense im Werte von 100 Talern durch seinen Gesandten Henricus Swichelius in einem gut besuchten Konzil feierlich überreicht und gnädigst geschenkt. Das gilt auch für Geschenke des folgenden Jahres. August, Herzog von Braunschweig und Lüneburg - immatrikuliert und 350. Rektor im Sommersemester 1594 -, schenkte der Bibliothek seine pseudonym erschienenen Werke über das Schachspiel mit Widmung (s. u. 2.254).

Die Akademische Bibliothek - Bibliotheca Academica (1614-1759)

1.17 Das Legat des Paulus Calenius von 2400 Gulden wurde von dem Mediziner Prof. Johannes Bacmeister d. Ä. (1563-1631) als Testamentsvollstrecker im Auftrage der Universität ab 1612 verwaltet. Da das Legat nicht nur aus Bargeld, sondern hauptsächlich aus Obligationen bestand, aus denen nur die jährlichen Zinsen zur Verfügung standen, mußte Bacmeister zur Bezahlung der vertraglich vereinbarten Raten an den Buchhändler im Jahre 1621 für die Universität sogar ein Darlehen in Höhe von 200 Gulden aufnehmen. Über die Einnahmen und Ausgaben in den Jahren 1612 bis 1630, also bis zum Tode Bacmeisters, existieren Akten mit Angaben über die Verwendung des Legats für bauliche Maßnahmen zur räumlichen Unterbringung der Bibliothek, über Geschenke und Geschenkgeber und über die Verwendung des Legats für den Ankauf und das Einbinden von Büchern. Dazu gehören der Vertrag zwischen der Universität und dem Rostocker Buchhändler Johann Hallervord (1581-1645) aus dem Jahre 1613, der durch bestimmte Vertragsbedingungen zum Universitätsbuchhändler ernannt wurde, sowie die am 20. November 1644 von Hallervord erneut eingereichte Rechnung mit stark verkürzten Titeln der Bücher, die Hallervord gebunden oder ungebunden aus Frankfurt und Leipzig besorgt hat. Nach Hallervords Rechnung hatte er für 2001 Gulden 4 Schilling Bücher geliefert oder, da ihm der Gulden mit 28 Schilling berechnet werden sollte, für 2335 Gulden. Dafür hatte er an den in der Rechnung angegebenen Terminen von 1614 bis 1621 zusammen 1700 Gulden erhalten, so daß ihm noch 635 Gulden zustanden. Im Wintersemester 1644/45 war sein Schwager, Prof. Johannes Quistorp d. Ä. (1584-1648), Rektor, doch auch er konnte offensichtlich die Bezahlung der Schulden nicht bewirken, so daß Hallervord 1645 starb, ohne das restliche Geld bekommen zu haben. Aus den folgenden Jahren sind weitere Mahnungen der Erben bei den Akten. So mahnte am 21. Januar 1646 Hallervords Schwiegersohn Joachim Wilde nochmals, da er auf der Frankfurter Messe die Verbindlichkeiten seines verstorbenen Schwiegervaters begleichen müsse. Vom 11. Januar 1664 datiert eine Forderung Wildes auf Zahlung der Restforderung von 635 Gulden und Verzugszinsen für die Jahre 1619 bis 1655 in Höhe von insgesamt 1715 Gulden. Eine nicht datierte Quittung weist allerdings nur eine Zahlung von 635 Gulden oder 317 Reichsthaler und einen Gulden an Sämtliche Erben Sehl. H. Johan Hallervordts Buchendeler aus.

1.18 Hallervord hatte in den Jahren 1614 bis 1618 insgesamt 501 Titel geliefert. Die Bestellungen erfolgten auf der Grundlage von Listen der Fakultäten. Erhalten geblieben ist nur eine Liste mit den Libri comparandi der Medizinischen Fakultät, auf Grund derer insgesamt mehr als 75 medizinische Werke gekauft wurden, die bis zum Ende des ersten Jahrzehnts des 18. Jhs den Bestand an medizinischer Literatur ausmachten. Etwa 35 Werke davon stammen aus dem 16. Jh, die übrigen sind Neuerscheinungen, im wesentlichen aus den Jahren 1601 bis 1616. Das gilt auch für die 81 theologischen, 66 juristischen und 160 philologischen, philosophischen und historischen Werke. Das 16. Jh ist nach den bisherigen Ermittlungen mit insgesamt 70 Werken vertreten. Für etwa 90 Titel aus der Liste Hallervords war eine Zuordnung noch nicht möglich.

1.19 Mit Beginn der Buchbestellungen aus dem Calenianischen Legat hat die Philosophische Fakultät keine eigenen Mittel mehr für den Kauf von Büchern verwendet, wie aus den jährlichen Abrechnungen der Dekane ersichtlich ist. Die von Hallervord gelieferten Bücher wurden allerdings in dem mit Calenianischen Mitteln ausgebauten Raum der Philosophischen Bibliothek untergebracht, die ohnehin nach dem allgemeinen Verständnis der Universitätsangehörigen als Bibliothek der Universität betrachtet worden war. Neben der offiziellen Bezeichnung Bibliotheca Academica Rostochiensis wird sie in der Matrikel auch unsere Calenianische Bibliothek genannt.

1.20 Aus den folgenden Jahren sind verschiedene Maßnahmen der Universität bekannt, um finanzielle Mittel für den Kauf von Büchern zu erhalten. So beschloß das Konzil am 21. Oktober 1636, nachdem der Rektor, der Mediziner Jacobus Fabricius (1576-1652), 20 Gulden für die Bibliothek gegeben hatte, dass zu augirung der Universität Bibliothec hinfuhro alzeit ieglicher Rector bey Deponirung seines Magistrats etwas pro libitu und was er wolle conferiren und geben soll. Auch die Promotions- und Immatrikulationsgebühren sollten zum Kauf neuer Bücher dienen. Am 5. November 1636 wurde unter seinem Nachfolger, Johannes Quistorp d. Ä., außerdem beschlossen: Das Professoren und andere Academici, dafern Sie hinfuhro Studiosos, so alhie nicht eingeschrieben, bei sich endweder zu tisch und in Kost, oder auch in ihren heusern wohnend uber 8 tage behalten werden, der Universität für jeglichen derselben Einen Rthlr. Straff, welcher zu Augirung der Universität Bibliothec hiemitt vermacht, ohnfeilbahr erlegen und geben sollen.

1.21 Offenbar wurde die Verwaltung der Akademischen Bibliothek, in der nach 1614 die seit 1569 bestehende Bibliotheca Philosophica und die aus dem Calenianischen Legat gekauften Bestände sowie die zahlreichen neuen Geschenke vereinigt worden waren, nach dem Tode Bacmeisters im Jahre 1631 arg vernachlässigt. Erst mit der im Sommersemester 1647 durchgeführten Revision der Philosophischen Bibliothek durch die Theologen Prof. Casparus Mauritius (1615-1675) und Prof. Augustus Varenius (1620-1684) als Dekan der Philosophischen Fakultät, bei der erhebliche Lücken attestiert wurden, wurde die Reorganisation der vereinigten Akademischen Bibliothek eingeleitet. Das Ergebnis dieser Revision ist ein weiteres Bücherverzeichnis, das aus den Eintragungen im Liber sowie den Angaben aus früheren Katalogen und Bücherlisten zusammengestellt wurde und das zusammen mit der von Hallervord vorgelegten Lieferliste den Buchbestand um die Mitte des Jahrhunderts widerspiegelt. Varenius hat in den folgenden Jahren seine Amtsperioden als Dekan der Philosphischen Fakultät oder als Rektor der Universität zur Reorganisation der Bibliothek und zur Schaffung einer einheitlichen Universitätsbibliothek genutzt. Am 30. Oktober 1650 beschloß das Konzil unter dem Rektorat von Casparus Mauritius ein in lateinischer Sprache abgefaßtes Statut über die Betreuung und die Aufsicht über die Bibliothek der Universität Rostock. Demzufolge sollten immer zwei Bibliothekare für fünf Jahre wöchentlich abwechselnd die Betreuung und Aufsicht über die Bibliothek übernehmen; die Bücher, die zur Vermehrung der Bibliothek erforderlich waren, sollten nach Übereinstimmung beider gekauft werden, wenn entsprechende Geldmittel zur Verfügung stünden. Frühere Beschlüsse des Konzils zugunsten der Vermehrung der Bibliothek sollten ihre Gültigkeit behalten. Wenn nach der Rückgabe eines entliehenen Buches ein Schaden entdeckt würde, sollte dieser vom Entleiher durch Zahlung einer bestimmten Summe Geldes für die Vermehrung der Bibliothek wiedergutgemacht werden. Die ersten Betreuer der Bibliothek waren der Theologieprofessor Hermann Schuckmann (1616-1686) und der Professor der griechischen Sprache, Magister Bernhard Taddelius (1614-1656), deren Erwerbungstätigkeit allerdings nur aus den Eintragungen in den von ihnen erworbenen Büchern rekonstruiert werden kann. Im Jahre 1654 wurden die Beschlüsse des Konzils über die akademischen Gebühren und Strafen zur Vermehrung der Bibliothek von 1636 nochmals ausdrücklich bestätigt.

1.22 Am 14. Oktober 1657 wurde eine in der Regentie Rubri Leonis (Roter Löwe) gefundene Büchersammlung auf Beschluß des Konzils von Andreas Amsel (1641-1721), dem Sekretär der Universität, in Anwesenheit der beiden Bibliothekare Hermann Schuckmann und Bernhard Goesmann (ag1691) inventiret und beschrieben. Die Identifizierung der 123 registrierten Titel und die genaue Untersuchung der inzwischen fast vollständig rekonstruierten Bestände anhand dieses Inventars hat ergeben, daß es sich dabei um die Bibliothek des Predigers der Nikolaikirche, Magister Georg Reiche (1485-1565), handelt, der im Jahre 1563 den Wiederaufbau der verfallenen Regentie Rubri Leonis finanziert hatte, und der am 2. Oktober 1565 verstorben war. Seine Bibliothek umfaßte nach den Angaben des Amselschen Inventars insgesamt 19 Positionen im Folioformat, 52 Positionen im Quartformat sowie 52 Positionen im Oktavformat. Die Rekonstruktion dieser Sammlung ist noch nicht abgeschlossen; bisher konnten aber schon mehr als 90 Prozent der mehr als 600 Drucke identifiziert und in einer Datenbank erfaßt werden.

1.23 Bemerkenswert ist die große Anzahl der ursprünglichen Sammelbände, insbesondere mit Reformationsdrucken, die aber 1736 aufgelöst und in neu zusammengestellten Sammelbänden mit Lutherdrucken und Reformationsflugschriften anderer Provenienz vereinigt wurden und deren ursprünglicher Zustand nur mit Hilfe des ersten alphabetischen Bandkataloges von 1709 rekonstruiert werden konnte. Unter den mehr als 540 theologischen Drucken befinden sich zahlreiche apologetische, polemische und irenische Schriften der Reformationszeit, darunter viele sehr frühe Lutherschriften, aber auch Schriften von Melanchthon, Wigand, Osiander, Bugenhagen, Butzer, Brenz und anderen. Die Mehrzahl stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, in größerer Zahl Wittenberger und Leipziger Drucke. Die bisher identifizierten Titel sind 4 Inkunabeln aus den Jahren 1474 und 1475 sowie 1483 und 1499, 12 Drucke aus den Jahren 1501 bis 1510, 60 aus den Jahren 1511 bis 1520, 149 aus den Jahren 1521 bis 1530, 145 aus den Jahren 1531 bis 1540, 92 aus den Jahren 1541 bis 1550 und 79 aus den Jahren 1551 bis 1562. Viele Erstausgaben in Waltraud Wienkes noch ungedruckter Bibliographie von mehr als 700 Lutherdrucken in der Universitätsbibliothek stammen aus der Bibliothek Reiche, die somit den Grundstock der Sammlung bildet.

1.24 Der aus Sagan in Schlesien stammende Georg Reiche hatte ab 1524 in Wittenberg studiert und war später wegen der Osiandrischen Streitigkeiten von Königsberg nach Rostock gekommen. Dort war er zuerst Pastor in dem Kirchspiel Biestow bei Rostock, wurde 1551 in Rostock Magister und ab 1554 Pastor an der Nikolaikirche zu Rostock. Viele Drucke seiner Bibliothek tragen Widmungen der Verfasser und in großer Anzahl Marginalien und Paginierungen in Schwarz und Rot von Reiches Hand sowie Marginalien und Überschriften von David Chytraeus. Einige der erhalten gebliebenen Originaleinbände tragen auf dem Vorderdeckel neben Kurztiteln die Initialen G.R., später M.G.R., und das entsprechende Jahr, wie es auch von den Einbänden aus der Bibliothek des Herzogs Johann Albrecht bekannt ist. Außerdem hat Reiche bei fast allen Bänden Kurztitel auf den Schnitt geschrieben. Auf Beschluß des Konzils vom 12. Oktober 1661 wurden die Bücher aus der Regentie Rubri Leonis durch den Bibliothekar, Prof. Johannes Quistorp d. J. (1624-1669), am 12. November 1661 übernommen und in der Akademischen Bibliothek aufgestellt.

1.25 Bereits am 7. September 1659 war eine Revision der Akademischen Bibliothek durchgeführt worden und hatte ergeben, daß etwa ein Viertel der in den Jahren 1614 bis 1618 von Hallervord gelieferten Titel noch ungebunden war (s. o. 1.18). Durch ein umfangreiches gedrucktes Programm wurde am 14. März 1660 unter dem Rektorat von Johannes Quistorp d. J. der freie Zutritt zur Akademischen Bibliothek jeweils donnerstags nachmittags von 2 bis 4 Uhr bekanntgegeben. Am 20. März 1663 hat das Konzil der Universität beschlossen und damit frühere Entscheidungen bekräftigt, daß neue Magister 12 Solidos und neue Doktoren einen Gulden für die Bibliothek zu geben hatten. Am 24. Juli 1669 inspizierte und revidierte Augustus Varenius als Rektor des Sommersemesters 1669 die Bibliothek im Beisein von Hermann Becker, dem Nachfolger des verstorbenen Johannes Quistorp im Amt des Bibliothekars. Diese Revision wurde am 31. August und 1. September fortgesetzt und führte zu einem Statutum Rectoris de reddendis libris Bibliothecam Academicam vom 5. September 1669. Das Protokoll des Universitätssekretärs Andreas Amsel vom 25. Oktober 1669 über die Abrechnung des Rektors Varenius am Ende seines Rektorats enthält auch Aussagen zu einigen wichtigen Neuerwerbungen mit Angabe der Provenienzen und zu noch unerfüllten Zusagen von Zuwendungen früherer Rektoren für die Bibliothek. Neben der Erweiterung der Öffnungszeiten und des Zutritts zur Akademischen Bibliothek wurde 1683 durch das Konzil die Bestimmung von 1636 neu gefaßt (s. o. 1.20), daß kein Professor oder ein anderes Mitglied der Akademie jemanden, der der Studien halber hier lebt und noch keine Matrikel besitzt, an seinem Tisch und unter seinem Dach behält, bei Strafe von einem Reichstaler (Imperial) für jede Woche, der für die Vermehrung der Bibliothek verwendet werden soll.

1.26 Schon vor 1659 war ein Rechtsstreit zwischen der Universität und Johannes Joachim Stöver [Stever] (1622-1671) aus Rostock anhängig, der die 1646 hinterlassene und der Universität legierte Bibliothek des ehemaligen Rostocker Professors und von 1614 bis 1646 Pastors am Dom zu Schleswig Christian Schlee (Sledanus, 1579-1646) nach Rostock genommen und ihre Herausgabe an die Universität trotz der gegen ihn 1669 und 1671 ergangenen Urteile über Herausgabe zu seinen Lebzeiten verweigert hatte. Erst nachdem die Universität 1686 die hinterlassene Bibliothek des Theologieprofessors Michael Cobabus (um 1610-1686) mit Arrest belegt hatte, weil die Sledansche Bibliothek sich bei Cobabus befand, konnte diese von dem Juristen Christophorus Redeker (1652-1704) als Bibliothekar übernommen werden. Die Bücher wurden von ihm in einer Specificatio der Bücher so der Academie per sortem zugefallen (ohne Datum) verzeichnet und umfassen 33 Titel in Folio mit 40 Bdn, 75 Titel in Quarto mit 82 Bdn, 111 Titel in Octavo mit 130 Bdn und 47 Titel in Duodecimo mit 50 Bdn, insgesamt also 266 Titel mit 302 Bdn. Die Rekonstruktion dieser Sammlung ist noch nicht abgeschlossen. Es handelt sich neben einer geringen Zahl philosophischer, historisch-geographischer und philologischer Werke in der Mehrzahl um theologische Literatur aus dem Zeitraum von 1550 bis 1630. Dabei stammt die ältere Literatur aus der Bibliothek des Vaters, Oswald Sledanus (1553-1613), der als Archidiakon und Pastor an der Marienkirche sowie als Stadtsuperintendent in Rostock wirkte.

1.27 Auf Beschluß von Rektor und Konzil wurden Dubletten der Bibliothek auch in Anerkennung besonderer Verdienste um die Universität verschenkt. So geschehen am 2. September 1685, wie aus der lateinischen Eintragung in Andreas Vesalius' Humani corporis fabrica (Basel 1555) hervorgeht: Auf Beschluß von Rektor und Concilium der Universität übergeben die Bibliothekare Christophorus Redeker, IUD und Rektor der Akademie, und Gottlob Friedrich Seligmann [1654-1708], Prof. der Physik und Metaphysik sowie Archidiakon bei St. Jacob, an Johannes Backmeister [1624-1686], einen sehr gefeierten Doktor der Medizin sowie einen sehr verdienstvollen Professor der Höheren Mathematik, diesen Vesalius als Dublette zur Bibliothek wegen seiner Verdienste um die Mensa Communis über lange Jahre. Das Buch befindet sich heute in der Stadtbibliothek Szeged (Ungarn).

1.28 Über die gesamten Bestände am Ende des 17. Jhs informiert ein nach den vier Fakultäten plus Libri Historici gegliederter Katalog, der 1704 angelegt wurde und insgesamt 1192 Titel verzeichnet: 489 Libri Theologici, 88 Libri Juridici, 96 Libri Medici, 314 Libri Philosophici und 205 Libri Historici. In diesem Katalog wurde erstmals der Versuch unternommen, am Ende jedes Abschnittes mit den Libri Rostochiensi ... die literarische Produktion der Rostocker Professoren gesondert auszuweisen. Allerdings ist die sachliche Zuordnung vieler Titel willkürlich. In diesem Katalog sind auch die Bücher aus der Sledanusschen Bibliothek (s. o. 1.26) schon enthalten. Unter dem Rektorat des Theologen Johann Nikolaus Quistorp (1651-1715) im Wintersemester 1693/94 wurde festgelegt, daß die Inspektoren der Akademischen Bibliothek jeweils zu Pfingsten ihre Rechenschaftsberichte, insbesondere über die Revision der Bestände, vorzulegen haben. So durften unter dem Rektorat des Theologen Johannes Petrus Grünenberg (1668-1712) im Sommersemester 1700 die Professoren Johannes Fecht (1636-1716) und Matthias Stein (1660-1718) die Aufsicht über die Bibliothek nicht abgeben, weil eine Revision bis dahin nicht vorgenommen worden war. Durch den Rektor war allen, die Bücher aus der Bibliothek entliehen hatten, durch öffentlichen Anschlag deren Rückgabe auferlegt worden.

1.29 Große Bedeutung für den Bestandszuwachs an Rostochiensia und Drucken zur Universitätsgeschichte hatten die vom Rektor Johann Nikolaus Quistorp im Wintersemester 1700 hauptsächlich auf Veranlassung des Ersten Bibliothekars, des Theologen Johannes Fecht, in die Matrikel eingetragenen Statuten zum Nutzen der Akademischen Bibliothek, die strengstens eingehalten werden sollten: (1) Jeder neue Rector magnificus soll unter Androhung schwerster Strafen von den Pedellen fordern, daß sie von allen in der Universität ausgehängten Anschlägen und Einladungen, Programmen oder anderen Schriften, wie viele auch immer von ihnen verteilt werden, ein Exemplar dem verwaltenden Bibliothekar übergeben. Wenn ihnen diesbezüglich ein Versäumnis nachgewiesen werden kann, sollen sie 1 lüb. Mark entrichten, die von ihrem Gehalt oder von ihren Trinkgeldern abgezogen und der Kasse der Bibliothek übergeben werden soll. (2) Weil außer den Disputationen und Programmen auch andere Schriftstücke in jeder der beiden Druckereien gedruckt werden, die ebenfalls zur Erinnerung an die betreffende Angelegenheit und zur Ergänzung der Geschichte der Universität in der Bibliothek aufzubewahren sind, soll der Universitätsbuchdrucker von jedem Rektor beauftragt werden, jeweils ein Exemplar der Bibliothek zu übergeben. Im Versäumnisfall soll er als Strafe eine Mark bezahlen, die der Bibliothekskasse zu übergeben ist; dessenungeachtet muß er trotzdem ein Exemplar der Bibliothek übergeben. Die Bestimmungen über die Ablieferung von Belegexemplaren durch den akademischen Drucker sollen auch vom Rat der Stadt als Kompatron für den Ratsbuchdrucker erlassen werden. (3) Da es vorkommt, daß Rostocker Professoren oder auch andere Gelehrte ihre Schriften anderswo drucken lassen: so sollen alle Mitglieder der Universität verpflichtet und alle anderen Gelehrten ersucht werden, jeweils ein Exemplar der Bibliothek zu übergeben. (4) Für die Zukunft soll jeweils ein Tag bestimmt werden, an dem in Gegenwart des Rector magnificus und von Deputierten des Konzils die Bibliothek von den Bibliothekaren an ihre Nachfolger übergeben wird, wobei die Bücher, die in dem Universalkatalog registriert sind, auch vorgezeigt werden müssen.

1.30 Diese Bestimmungen wurden mit einigen Zusätzen über die akademischen Gebühren für Magisterpromotionen, für das Lizentiat und für den Doktorgrad im Jahre 1709 als Leges Bibliothecae Academiae Rostochiensis Ex Concluso Reuerendi Concilii Anno MDCCIX erneuert. Demzufolge steuern die abgehenden Rektoren und die Promotoren nach Belieben etwas aus ihren Einnahmen für die Vermehrung der Bibliothek bei. Magister zahlen nicht weniger als einen Reichstaler, Lizentiaten nicht unter drei Gulden und neue Doktoren mindestens zwei Reichstaler. Neue Professoren sollen der Bibliothek ein wertvolles Buch oder zwei Reichstaler geben. Außerdem wird das Pflichtexemplar für Publikationen von Universitätsangehörigen und die Ablieferungspflicht von Universitätspublikationen (Programmata, Disputationes, Carmina usw.) eingeführt.

1.31 1709 wurde der erste alphabetische Bandkatalog von dem Juristen Prof. Joachim Heinrich Sibrand (1670-1743) fertiggestellt. Er umfaßt insgesamt etwa 2000 Titel und verzeichnet auch eine größere Anzahl unselbständiger Quellen. In diesem Band haben die Professoren David Heinrich Koepken (1677-1731) und Carl Arnd (1673-1721) als Bibliothekare 87 Nachträge für die Jahre 1710 bis 1714 sowie 1718 und 1719 ergänzt. Es handelt sich dabei häufig um Werke Rostocker Professoren, die außerdem in einem zweiten Teil des Kataloges, dem ersten alphabetischen Verzeichnis Rostocker Professoren mit ihren Werken, eingetragen wurden. Im laufenden Alphabet nachgetragen wurden auch die vom Rektor des Sommersemesters 1720, David Heinrich Koepken, in der Matrikel erwähnten kostbaren Bücher, die Prinzessin Augusta zu Dargun (1674-1756), die Tochter des Herzogs Gustav Adolph, der Universität geschenkt und am 14. Juni 1720 von Güstrow nach Rostock geschickt hatte. Es handelt sich um 37 prächtige Großfoliobände mit der 1644 in Paris gedruckten Collectio regia Conciliorum sowie weitere 8 theologische Folianten, darunter das Lexicon Arabico-Latinum von Jacobus Golius, 11 juristische Werke, 6 medizinische Folianten, darunter Thurneissers Onomasticon (Berlin 1583), sowie 6 wertvolle historische und philosophische Werke, darunter ein Exemplar des Chronicon mundi von Hartmann Schedel (Nürnberg 1493).

1.32 Bis 1759 bestanden die Einnahmen der Bibliothek hauptsächlich aus den genannten akademischen Gebühren, worüber genau Buch geführt wurde in einem Pergamentband Rationes Bibliothecae Universitatis Rostochiensis, den Jacob Carmon, Professor der Jurisprudenz, im Sommer 1719 angelegt hat und in dem bis 1759 alle Einnahmen und Ausgaben mit Angabe der gekauften, aber auch der geschenkten Bücher und Hss. verzeichnet wurden. Zu den zufälligen Einkünfften, die am Ende der jeweiligen Amtsperioden eingetragen wurden, gehörten auch die bescheidenen Summen Ex Capsula Pauperum - die von armen Studenten anstelle der Immatrikulationsgebühr freiwillig für die Bibliothek gespendeten kleinen Beträge, aber auch z. B. 10 Reichstaler in der Abrechnung für 1723 bis 1725 Ex liberalitate Fisci mensae communis.

1.33 Nach den Leges Bibliothecae von 1709 konnte der jeweilige Bibliothekar nach eigenem Ermessen Bücher im Wert von 12 Reichstalern kaufen, ansonsten war die Zustimmung des Konzils erforderlich. Auf diese Weise waren unter dem ersten Bibliothekariat Carmons von 1719 bis 1720 die Acta Eruditorum Lipsiensia komplett ab 1682 in 37 Bdn für 32 Reichstaler gekauft und laufend ergänzt worden.

1.34 Im Jahre 1725 sollte eine Lotterie zugunsten der Universitätsbibliothek veranstaltet werden, wie aus einer Lotterieanzeige in der Rostocker Zeitung Curieuser Extract derer Neuesten Zeitungen vom 15. Dezember 1724, Nr. 100 hervorgeht. Außer den Originalbogen der Lotterie im Archiv der Bibliothek gibt es keinen Hinweis auf die Durchführung und etwaige Ergebnisse. In den kommenden Jahren wurden allerdings Beträge aus der Bibliothekskasse nach entsprechenden Beschlüssen des Konzils für Lose einer Stettiner, aber auch verschiedener Rostocker Lotterien ausgegeben.

1.35 Aus dem Jahre 1725 stammt ein Standortkatalog, der einen Überblick über Bestand und Aufstellung gibt. Der Gesamtbestand umfaßte in diesem Jahr 1981 Bde. Davon entfielen 709 Bde auf Theologie, 270 Bde auf Rechtswissenschaft, 171 Bde auf Medizin, 666 Bde auf Philosophie usw. sowie 219 Bde auf Rostochiensia, d. h. Schriften Rostocker Professoren. Auch dieser Katalog enthält Nachträge für die folgenden Jahre.

1.36 Unter den von Franciscus Albertus Aepinus (1673-1750), Doktor und Professor der Theologie, in den Jahren 1727 bis 1729 in seine Rationes eingetragenen Neuerwerbungen befindet sich eine Sammlung von 51 juristischen, vor allem aber theologischen Büchern, die der Rostocker Jurist Dr. Paul Ciese (1670-1746) als einen Außschuß von seiner Bibliothec verehrt hatte. Im Sommersemester 1732 waren die Bestände der Akademischen Bibliothek unter Leitung von F. A. Aepinus in die Butterkapelle der St.-Jakobi-Kirche gebracht und mit Hilfe von Studenten dort aufgestellt worden, nachdem ein entsprechender Mietvertrag mit den Kirchenvorstehern abgeschlossen worden war. Die Aufstellung erfolgte nach dem Standortkatalog von 1725.

1.37 In seiner Abrechnung für die Jahre 1737 bis 1740 verzeichnet Joannes Ludovicus Engel (1699-1758), herzoglicher Professor der Logik, 50 Reichstaler als Einnahme aus dem Legat der wolseel. Frau Doctorin Meiern, gebohrener Pauli, die für den Kauf von Büchern verwendet wurden. Allerdings betreffen die meisten Ausgaben seines Bibliothekariats die Übernahme der Scheffelschen Bibliothek. 1739 hatte die Universität das ihr bereits 1734 angekündigte Legat des Wismaraner Justizrates Dr. Heinrich Gustav Scheffel (1673-1738) übernommen: seine Bibliothek mit 518, überwiegend juristischen Werken, die die Sammlung zum allgemeinen und mecklenburgischen Recht in der Akademischen Bibliothek wesentlich erweiterten. Scheffel hatte seine Bücher selbst in einem Katalog erfaßt, dessen Bearbeitung im Rahmen der Provenienzforschung noch im Gange ist. Außer den Büchern hatte Scheffel zu seinem Andenken der Universität auch eine Anzahl Curiosa - u. a. ein Astrolabium, einen Oculus artificialis aus Elfenbein und einen mathematischen Quadranten - vermacht, die - soweit noch vorhanden - von Tychsen 1789 in das neue Museum gebracht wurden. In allen bisher ermittelten Büchern aus der Scheffelschen Bibliothek findet sich die Eintragung Ex testamento Scheffeliano. Neben der Scheffelschen Bibliothek registriert J. L. Engel unter den Entgegengenommenen Verehrungen auch, daß die Professoren Johannes Christian Burgmann (1697-1775) und Ernestus Johannes Fridericus Mantzel (1699-1768) den ersten gebundenen Jahrgang des von ihnen ab 1737 herausgegebenen Etwas von gelehrten Rostockschen Sachen der Bibliothek geschenkt haben. Die folgenden Jahrgänge lieferten sie ungebunden.

1.38 1742 erhielt die Universität als Geschenk eine Büchersammlung von besonderem Wert, wie aus einer Eintragung von F. A. Aepinus als Bibliothekar und Rektor des Sommersemesters 1742 in der Matrikel hervorgeht. Nach dem Tod seiner Mutter hatte der in Rostock ausgebildete Schweriner Justizrat und Vizedirektor der Herzoglichen Justizkanzlei, Martin Albert Willebrand (1684-1745), die in Rostock verbliebene wertvolle Büchersammlung seiner um die dortige Universität verdienstvollen Vorfahren Nicolaus, Albert I. und Albert II. Willebrand anderweitig unterbringen müssen und sie auf Empfehlung von Aepinus der Rostocker Universität geschenkt. Das von Aepinus selbst angefertigte Verzeichnis enthält 951 Titel aus allen Sachgebieten, großenteils aus dem 16. Jh. Nach dem Willen des Donators sollten diese Bücher verkauft werden, um neue Bücher kaufen zu können. Eine deshalb im Jahre 1748 durchgeführte Auktion erbrachte Einnahmen von fast 100 Reichstalern. In allen noch vorhandenen Büchern findet sich die Eintragung Ex donatione Willebrandiana.

1.39 Gleichzeitig mit der Schenkung der alten Willebrandschen Familienbibliothek hatte Willebrand beschlossen, auch seine eigene Bibliothek der Rostocker Universität testamentarisch zu vermachen. Deshalb wurde diese nach seinem Tod im Dezember 1745 im folgenden Jahr von Wismar nach Rostock transportiert, wodurch die Akademische Bibliothek weitere 1051, überwiegend juristische Titel erhielt, die ebenfalls von Aepinus mit Hilfe seines Sohnes Angelius Johann Daniel (1718-1784) in einem Katalog erfaßt wurden. In allen noch vorhandenen Büchern findet sich die Eintragung Ex legato Willebrandiano.

1.40 Im Jahre 1750 erhielt die Universität ein Legat des verstorbenen Rostocker Bürgermeisters Joachim Krauel (1674-1750) in Höhe von 100 Reichstalern, die auf Beschluß des Konzils vom 13. April 1750 als Hypothek mit einer fünfprozentigen Verzinsung ausgegeben wurden. Nur die jährlichen Zinsen in Höhe von fünf Reichstalern sollten für den Kauf von Büchern verwendet werden.

1.41 Nach dem Tode von F. A. Aepinus im Jahre 1750 übernahm sein Sohn A. I. D. Aepinus das Bibliothekariat, das er auf Beschluß des Konzils als ständiger Bibliothekar führte. Er war bis zum Jahre 1759 eifrig bemüht, vor allem Rostocker Drucke, insbesondere Dissertationen, aber auch die Schriften früherer Rostocker Professoren, für die Bibliothek zu beschaffen. Im Rahmen der vorhandenen Mittel hat er insbesondere auf Auktionen viele seltene Titel gekauft, darunter 1758/59 ein Exemplar des Rostocker Erstdrucks der Opera des Lactantius von 1476.

1.42 Auf Grund der kontinuierlichen Anschaffungen durch die Bibliothekare, insbesondere die Professoren F. A. und A. I. D. Aepinus, der zahlreichen Schenkungen, der abgelieferten Pflichtexemplare sowie der genannten Legate und Schenkungen Scheffels und Willebrands hatte die Akademische Bibliothek zum Zeitpunkt ihrer Spaltung durch die Gründung der Herzoglichen Universität Bützow im Jahre 1760 einen Bestand von etwa 4600 Bdn. Der Kassenbestand der Bibliothek umfaßte die beachtliche Summe von 246 Reichstalern 21 Schilling.

1.43 1760 sollte die Akademische Bibliothek auf Befehl des Herzogs als herzogliches Eigentum von A. I. D. Aepinus nach Bützow überführt werden. Dies scheiterte am Einspruch des Senats der Stadt Rostock, die als Mitbesitzerin des Universitätseigentums ihre Rechte anmeldete und bereits entsprechende rechtliche Schritte beim Reichskammergericht in Wetzlar eingeleitet hatte.

Zwei Akademische Bibliotheken in Rostock (1760-1789)

1.44 In den Jahren von 1760 bis zur Restitution der Universität Rostock und der Aufhebung der Universität Bützow im Jahre 1789 hatte sich eine kuriose Situation ergeben. Offiziell stand die Akademische Bibliothek nach 1760, wie auch das Universitätsarchiv und das übrige Inventar der alten Universität Rostock, während des schwebenden Rechtsstreits unter Amtssiegel. Auf Grund des Einspruchs der Stadt Rostock blieben die Bücher weiterhin in der Butterkapelle der Jakobi-Kirche. A. I. D. Aepinus - ab 1763 im Auftrag des Herzogs wieder in Rostock - besaß den Schlüssel zur Bibliothek und verwaltete diese im Auftrag des Herzogs. Allerdings bestand die Verwaltung nur in einigen seltenen Fällen in der Ausleihe von Beständen, auch an Bützower Professoren. Sofort nach dem Tod Aepinus' im Jahre 1784 wurde die Bibliothek versiegelt, und erst in Verbindung mit der Restitution der Rostocker Universität erhielt der Rektor 1788 den Schlüssel zur Bibliothek offiziell zurück. Die in Rostock verbliebenen Professoren hatten 1760 den Mediziner Prof. Christian Ehrenfried Eschenbach (1712-1788) zum Bibliothekar bestimmt, der auch bis zum Jahre 1773 aus den bis 1770 eingegangenen geringen akademischen Gebühren Bücherkäufe tätigte; darüber legte er dem Konzil 1776 Rechenschaft ab und bat um seine Entlastung vom Amt des Bibliothekars. Seinem Rechenschaftsbericht hatte er eine Liste beigefügt, aus der hervorgeht, daß er bis 1773 Bücher gekauft und in seiner Wohnung aufgestellt hatte: 35 medizinische, juristische und philologische Werke des 16. Jhs in Folio, darunter 7 Frühdrucke, ein handschriftliches Missale, einen Band Rostochiensia und einen französischen Seneca von 1623; 31 vorwiegend medizinische Quartbände mit 51 Werken sowie eine größere Zahl medizinischer Disputationen in 19 Pergamentbänden, ältere medizinische Disputationen in 4 Bdn; außerdem 6 Bde mit Rostocker Leichenreden und eine größere Anzahl Rostochiensia (alte Programme, Patente, akademische Verordnungen); 67 Bde mit 97 Werken, vorwiegend Medizin und Werke des 16. Jhs, sowie alte Rostocker Drucke. Nach seinem Tod im Jahre 1788 blieben diese Bücher, die von Eschenbach mit den Buchstaben A.B. auf dem Titelblatt gekennzeichnet worden waren, in der Eschenbachschen Wohnung und wurden erst ab 1807 von seinem Sohn, dem Juristen Johann Christian Eschenbach (1741-1823), an den Ersten Bibliothekar Tychsen ohne Hinweis auf die Provenienz übergeben.

1.45 Bereits 1769 waren an der Universität Bützow von dem Orientalisten Oluf Gerhard Tychsen Bemühungen unternommen worden, eine akademische Bibliothek zu gründen. Am 2. November 1772 wurde in Bützow eine Akademische Bibliothek eröffnet. Den Grundstock dieser Bützower Sammlung bildeten die aus Schwerin nach Bützow gegebenen alten herzoglichen Bibliotheken: die 1533 gegründete Bibliothek des Herzogs Johann Albrecht I. (1525-1576) mit etwa 6000 Titeln, wie ein Katalog aus dem Jahre 1599 ausweist, die Bibliothek des Herzogs Adolph Friedrich I. (1588-1658), deren Umfang nicht bekannt ist, aus der aber viele Titel theologischer Erbauungsliteratur stammen, und die Bibliothek des Herzogs Christian Ludwig (Louis) I. (1623-1692) mit einer nicht genau bekannten Anzahl vor allem französischer Werke, aber auch mit zahlreichen geographischen und kartographischen Werken. Besonders hervorzuheben ist der in Amsterdam zusammengestellte und gebundene sogenannte Rostocker Große Atlas aus dem Jahre 1664, in dem neben einer von dem Rostocker Professor Johannes Lauremberg (1590-1658) gezeichneten Karte von Mecklenburg auch 31, von holländischen Kupferstechern meisterhaft ausgeführte, gedruckte Wandkarten des Frühbarock vereinigt wurden.

1.46 Zum Zeitpunkt der Aufhebung der Universität Bützow im Jahre 1789 hatte die Bützowsche Bibliothek 14.134 Bde, die Rostocker Bibliothek 4699, zusammen 18.833 Bde, wie aus den im Jahre 1789 von Tychsen geschriebenen, sachlich geordneten Bandkatalogen hervorgeht. Von insgesamt 4604 Foliobänden besaß die Bützower Bibliothek 3005, die Rostocker Bibliothek 1599. Im Quartformat werden 4906 Bücher verzeichnet, davon 3569 in Bützow und 1337 in Rostock. Von 9323 katalogisierten Büchern in Oktav verzeichnet Tychsen 7560 für Bützow und 1763 für Rostock.

Die öffentliche Universitätsbibliothek (1789-1827)

1.47 Im Herbst 1789 wurde die Bützower Akademische Bibliothek nach Rostock überführt und mit der Rostocker vereinigt, in dem für Bibliothekszwecke umgestalteten Hauptgebäude der Universität, dem Weißen Collegium, aufgestellt und am 23. Dezember 1789 dem Konzil der Universität feierlich übergeben. Im Februar 1790 wurde sie auch für das Publikum eröffnet. Neben der Bibliothek wurde von Tychsen auch ein Naturalienkabinett eingerichtet. Außerdem befanden sich im Weißen Collegium auch das Konsistorial- und das Universitätsarchiv. Die Untersuchung der fachlichen und chronologischen Zusammensetzung der vereinigten Bibliothek ist im Gange.

1.48 Die Aktivitäten des 1790 vom Herzog auch für die Rostocker Universitätsbibliothek als verantwortlichem Ersten Bibliothekar bestätigten Oluf Tychsen um die Vereinigung, Aufstellung und die weitere Vermehrung der Rostocker Bibliothek leiteten eine neue Etappe in der Geschichte der Bibliothek ein. Zweiter Bibliothekar wurde der bisherige Sekretär der Rostocker Universität, Dr. iur. Johann Christian Koppe (1757-1827). Die bereits in Bützow begonnenen Bemühungen um den Ankauf der wertvollen Sammlung des Bützower Geschichtsprofessors Justizrat Eobald Toze (1715-1789) wurden von Tychsen nach dessen Tode weiter betrieben. Toze hatte unter Hinweis auf die zahlreichen Lücken in der Bützower Akademischen Bibliothek seine Sammlung, die - wie Tychsen später schrieb - an 6000 Bde steigende auserlesene historische Bibliothek des wailand berühmten Justizraths Toze, bereits 1786 angeboten und dafür 300 bzw. 250 Taler Leibrente und Zeit seines Lebens Zugang zur Sammlung verlangt. Tychsen gelang es erst nach dem Tod Tozes im Frühjahr 1789, die Bewilligung der von den Erben verlangten 2000 Reichstaler zu bewirken. Der Herzog genehmigte zur Bezahlung der Summe die Verwendung des Gewinns der 47. Schwerinschen Lotterie von 1790, der nach dem Rostocker Erbvertrag von 1788 der Universität zustand, so daß die Bibliothek Tozes im November 1790 übernommen werden konnte. Diese Sammlung war die erste umfangreiche Erwerbung für die vereinigte Rostocker Universitätsbibliothek. Der handschriftliche Katalog Tozes verzeichnet 5733 Nummern.

1.49 Im Jahre 1792 wurde von Rostocker Gelehrten eine Lesegesellschaft gegründet, die die Jenaische Literatur-Zeitung und die Göttingischen Anzeigen bezogen und nach dem Umlauf der Universitätsbibliothek übergeben hat. Auf diese Weise sind im Laufe der Jahre die zahlreich vorhandenen deutschen Literaturzeitungen in den Bestand der Bibliothek gekommen.

1.50 Nach der Restauration der Rostocker Universität war der bisherige Mangel an akademischen Hilfsmitteln Gegenstand der Beratungen des Konzils. Insbesondere die Ergänzung der Akademischen Bibliothek war das Anliegen aller Professoren, weil nach allgemeiner Auffassung in allen Fächern die Bücher fehlten, die der Gelehrte in einer öffentlichen Bibliothek erwartet. Da aus den für die Bibliothek bestimmten Einnahmen (Promotionsgebühren usw.) nur eine Summe von jährlich etwa 150 Reichstalern zu erwarten war, entschloß sich das Konzil in der Überzeugung von der unbedingten Notwendigkeit einer brauchbaren öffentlichen Bibliothek, um die Anweisung einer jährlichen Summe von 1200 Reichstalern zu bitten. Obwohl die Universität diese Summe als unterste Grenze des Erforderlichen betrachtete, was zum nothdürftigen Gebrauch der Professoren erforderlich seyn mögte, wurde in Verhandlungen mit der Herzoglichen Kammer lediglich erreicht, daß von den aufkommenden Zinsen des academischen Fiscus jährlich 600 Reichstaler für die Vermehrung der Bibliothek verwendet werden durften, was durch ein Reskript des Herzogs Friedrich Franz I. (1756-1837) vom 11. November 1793 bestätigt wurde. Auf der Grundlage einer von Tychsen im Auftrag des Konzils vorgelegten Ordnung über die Verteilung des Geldes auf die einzelnen Fächer und die Auswahlgrundsätze wurde ein Ratensystem eingeführt. Über die Verwendung dieser Mittel kam es in den Folgejahren wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Tychsen und dem Konzil, das seine Mitentscheidungskompetenz einforderte. Durch Geschenke aus herzoglichen Bibliotheken und verschiedene Legate hatte die Bibliothek einschließlich der gekauften Bibliothek Toze Ende 1790 bereits einen Umfang von mehr als 25.000 Bdn. Sowohl für die Tätigkeit Tychsens in Bützow als auch für die in Rostock gilt, daß die Abrechnungen über Ankäufe von ihm mustergültig geführt wurden. Dies bietet die Möglichkeit zu weiteren umfangreichen Provenienzforschungen. Erwähnenswert sind auch die Bemühungen Tychsens im Jahre 1794, mit dem Konzil ein Einvernehmen über den Ankauf von Büchern aus der Homskioldschen Bibliothek zu Kopenhagen zu erzielen.

1.51 Im Jahre 1795 wurde durch die Herzogliche Regierung die Bereicherung der Universitätsbibliothek durch Doubletten der Regierungsbibliothek veranlaßt. Die Auswertung der Akten ist noch nicht erfolgt. Für die folgenden Jahre kann neben dem Ankauf neuer Bücher aus den Jahresetats eine weitere umfangreiche Vermehrung der Bibliothek durch Geschenke nachgewiesen werden. Für den Nachweis der Geschenke hatte Tychsen bereits 1789 ein Geschenkbuch angelegt, das in chronologischer Folge Geschenke mit Angabe des Geschenkgebers enthält und dessen Eintragungen für die Jahre 1790 und 1791 bereits von Tychsen in seiner Geschichte der Universitätsbibliothek veröffentlicht wurden, um damit zur Nachahmung anzuregen. Tatsächlich läßt sich so bis zum Jahre 1837 nachweisen, daß mehr als 300 patriotisch gesinnte Persönlichkeiten Rostocks und Mecklenburgs mehr als 5500 Bücher, darunter Inkunabeln, Rara und Rarissima sowie Curiosa, aber auch Hss. und Manuskripte, geschenkt haben. Tychsen erwähnt als wertvolle Geschenke des regierenden Herzogs Friedrich Franz I. 382 Bde aus der Bibliothek des 1785 verstorbenen Herzogs Friedrich sowie 224 Bde gedruckter Bücher und 192 Bde Hss. aus dessen eigener Bibliothek. Dazu kommen noch 310 Bde, die der ehemalige Amtsrat Johann Albert Ranft dem Herzog Friedrich testamentarisch vermacht hatte. Außerdem registriert Tychsen Buchgeschenke der verwitweten Herzogin Louise Friederike (1722-1791) und der Herzogin Charlotta Sophia, Mutter der Herzogin Luise (1756-1808).

1.52 Anfang Juli 1799 wurde auf Befehl Herzogs Friedrich Franz I. die auf dem Palais in Rostock befindliche Bibliothek der 1791 verstorbenen Herzogin Louise Friederike von dem Rostocker Kastellan Nagel an Tychsen übergeben, nachdem Hofbeamte für die Bibliothek des Erbprinzen von den insgesamt mehr als 3000 Titeln bereits etwa ein Drittel, in der Mehrzahl französische Werke aus fast allen Fachgebieten und alle Karten, ausgewählt hatten. 1796 hatte der Herzog ein Gesuch der Universität um Überlassung dieser Bibliothek noch abgelehnt. Die Bibliothek der Herzogin enthielt mehr als 300 Titel Erbauungsliteratur und Gesangbücher verschiedener deutscher Länder, vornehmlich des 18. Jhs, 182 Titel philosophische und satirische Theaterwerke sowie belletristische Werke, Trivialromane und Gedichtbände des 18. Jhs, meist in Oktav und Duodez, überwiegend in französischer Sprache. Unter den Vermischten Schriften befinden sich auch Strickmusterbücher des 18. Jhs. Außerdem gehören zur Bibliothek 50 Sammelbände mit Funeralia (Leichen- und Trauerreden) hoher oder berühmter Persönlichkeiten sowie eine umfangreiche Sammlung von Musikalien des 17. und 18. Jhs (Notenhandschriften und Musikdrucke). Viele Bände dieser Sammlung sind ledergebunden und mit drei verschiedenen Supralibros geschmückt. Fast alle übrigen Bände der Sammlung enthalten das persönliche Kupferstich-Exlibris der Herzogin.

1.53 Zu den bedeutendsten Geschenken am Beginn des 19. Jhs zählt mit mehr als 1000 Werken u. a. die Bibliothek des durch seine in Rostock erschienene Anatomische Beschreibung des Menschlichen Körpers (1750) berühmt gewordenen Mediziners Christian Ehrenfried Eschenbach, die ab 1807 von seinem Sohn, dem Rechtsprofessor Johann Christian Eschenbach, in mehreren Lieferungen an Tychsen übergeben wurde. Darunter waren ohne Provenienzangabe auch die Werke, die Christian Eschenbach als Bibliothekar von 1760 bis 1770 für die Akademische Bibliothek der Rostocker Universität erworben hatte (s. o. 1.44). Außerdem übergab J. Ch. Eschenbach, der bereits ab 1789 laufend mit Buchgeschenken hervorgetreten war, im Jahre 1807 und später mehrere hundert Werke aus seiner eigenen Bibliothek. Infolge der umfangreichen Korrespondenz Tychsens mit Gelehrten des In- und Auslandes kamen auch auf diesem Weg viele seltene alte Bücher und Hss. nach Rostock. Die im Jahre 1807 beabsichtigte Vermehrung der Bibliothek durch abgesonderte Bücher und Duplikate der Ritter- und Landschaftsbibliothek war nach den entsprechenden Aktenvermerken von Tychsen offenbar nicht sehr erfolgreich.

1.54 Nach dem Tode Tychsens im Jahre 1815 sollte seine Bibliothek auf der Grundlage eines gedruckten Kataloges verauktioniert werden, wie das allgemein üblich war. Es gelang aber, vom Großherzog die erforderliche Summe von 5000 Talern zu erhalten, um den Großteil der Bibliothek für die Universitätsbibliothek zu erwerben, nämlich mehr als 5750 Titel, vornehmlich Rabbinica, Orientalia und Theologica (s. u. 2.265 ff.). Ab 1817 nahm auch die Universität Rostock am Austausch der academischen Schriften mit anderen Universitäten teil, wodurch die Sammlung der Hochschulschriften auf eine solide Basis gestellt wurde. Im November 1846 hat das Bibliothekariat dann den Versand der akademischen Schriften vom Universitätssekretär übernommen und damit den Schriftentausch für die Bibliothek offiziell begonnen. Nach kritischer Auswahl durch die Vertreter der Juristischen Fakultät als Verwalter der Mecklenburgica-Rate (s. u. 1.56), die Professoren Eschenbach und Kämmerer, wurden im Jahre 1818 aus der nachgelassenen Bibliothek des Güstrower Bürgermeisters Joachim Heinrich Spalding (1740-1807) für 100 Reichstaler 439 Bde erworben, davon 51 Sammelbände mit fast 2000 amtlichen Drucken des 16. bis 18. Jhs. Ein Verzeichnis der übernommenen Titel befindet sich bei den Akten. Nach dem Tod des Rostocker Mathematikprofessors Gustav Schadeloock (1732-1819) erhielt die Universitätsbibliothek laut testamentarischer Verfügung 100 Reichstaler zum Kauf von Büchern und 4 Titel aus seiner Bibliothek. Wie schon unter Tychsen kamen auch unter seinen Nachfolgern viele Buchgeschenke aus dem Ausland. So vermittelte 1825/26 der in London lebende Pastor J. C. C. Uebele ( um 1798) die Schenkung von zwei Werken des berühmten Londoner Auktionators James Christie (1783-1831) an die Bibliothek, die zum Dank von Prof. Immanuel Gottlieb Huschke (1761-1828) als Erstem Bibliothekar rezensiert wurden.

Die Großherzogliche Universitätsbibliothek (1827-1918)

1.55 Die Bemühungen um die Schaffung fester finanzieller Grundlagen für die Anschaffung von Büchern kommen in mehreren Regelungen der Großherzoglichen Regierung zum Ausdruck. Das Neue Reglement über die Anschaffung der Bücher für die Universitäts-Bibliothek zu Rostock (vom 18. und 29. Dezember 1832) fixiert einen jährlichen Etat von 700 Talern mit Raten für die einzelnen Wissenschaftsfächer. In Verbindung mit der 1834 eingeleiteten Reorganisation waren damit alle Voraussetzungen für eine kontinuierliche Entwicklung des Bestandsaufbaus in den folgenden Jahrzehnten gegeben.

1.56 Mit dem Regulativ über die Vermehrung der Universitäts-Bibliothek zu Rostock (vom 21. September 1840) standen bereits 2000 Reichstaler für Buchanschaffungen zur Verfügung. Zu deren ordnungsgemäßer Verwaltung und Verteilung wurde eine Bibliothekskommission geschaffen, die aus je einem gewählten Deputierten der Theologischen, Juristischen und Medizinischen Fakultät, zwei gewählten Deputierten der Philosophischen Fakultät und den beiden Bibliothekaren bestand. In Verbindung mit dem 13 Fächer umfassenden Ratensystem war somit ein wirksames Gremium vorhanden, mit dem die Mitglieder der Fakultäten oder die Lehrstuhlinhaber direkten Einfluß auf den Ankauf neuer, aber auch wichtiger alter, im Bestand der Bibliothek fehlender Bücher nehmen konnten. Allerdings sollten die Raten vorzugsweise, wenn auch keineswegs ausschließlich, für Neuerscheinungen verwendet werden. 500 Reichstaler waren für Nebenausgaben, wie Bindelohn für neue und alte Bücher usw., vorgesehen, weitere 550 Reichstaler sollten von der Bibliothekskommission verwaltet werden und der Schließung von Lücken dienen, also auch dem Ankauf älterer Werke aus Auktionen usw. Auch die Einnahmen aus dem Verkauf von Dubletten sollten von der Bibliothekskommission verwaltet werden. Die vollständig bis zur Aufhebung der Bibliothekskommission im Jahre 1906 vorhandenen Ratenbücher geben mit den ebenfalls vorhandenen Rechnungsbüchern einen vollständigen Überblick über alle gekauften Neuerwerbungen hinsichtlich des Bestellers (Rateninhabers), des Datums der Bestellung und der Lieferung sowie des Preises. Die Auswertung der Unterlagen über die antiquarischen Erwerbungen steht noch aus.

1.57 Die der Universitätsbibliothek testamentarisch vermachte Privatbibliothek des Rostocker Juristen Prof. Ferdinand Kämmerer (1784-1841), die in den Jahren 1841 bis 1843 übernommen wurde, war die bedeutendste Erwerbung des 19. Jhs. Diese aus geerbten, vorwiegend aber gezielt erworbenen Werken bestehende Bibliothek umfaßte rund 18.000 Titel Rechtswissenschaft, Mecklenburgica, Schriften griechischer, römischer und neulateinischer Dichter und Schriftsteller, deutsche Literatur der Klassik und Romantik, Sammlungen und Werke der ausländischen Nationalliteraturen sowie historische, erd- und völkerkundliche Werke einschließlich Reisebeschreibungen, aber auch theologische, philosophische sowie naturwissenschaftliche und allgemeine Werke, wie Lexika und Wörterbücher. Sie ist durch einen gedruckten Katalog erschlossen und im Zuge der 1838 begonnenen Reorganisation der Bibliothek zwar in das System des Realkataloges unter der Signaturengruppe K eingeordnet worden, entsprechend den testamentarischen Bestimmungen jedoch als Sondersammlung separat und geschlossen aufgestellt geblieben. Für die Beschreibung wurden die 180 Sammelbände mit juristischen Dissertationen in Quart (Gruppe Kk 3) - die im gedruckten Katalog nicht einzeln verzeichnet wurden und deshalb überhaupt noch nicht erschlossen sind - erstmals ausgezählt und dabei 2137 Titel erfaßt. Der gedruckte Katalog wurde nach der letztwilligen Verfügung Kämmerers in 100 Exemplaren an Rostocker und Mecklenburgische Gelehrte versandt (s. u. 2.137 ff.).

1.58 Im Jahre 1842 wurde von der Gemeinde der Marienkirche in Rostock die sogenannte Bibliotheca Mariana - Marienbibliothek - für 150 Taler gekauft. Unter den 1087 Bdn sind Inkunabeln aus den alten Rostocker Klosterbibliotheken, überwiegend theologische Werke, sowie die 1600 und 1604 übernommenen Bücher aus der Bibliothek Paselick (Paselicus) und der Bibliothek Albert Möllers.

1.59 Mit einem Schreiben vom 26. September 1842 an die Bibliothekskommission hat deren Mitglied, der Historiker Prof. Carl Türk (1800-1887), seine Sammlung zur Geschichte und Landeskunde der Vereinigten Staaten der Universitätsbibliothek zum Geschenk gemacht und damit den Grundstock für einen Bestand gelegt, der bis heute nicht an Bedeutung verloren hat. Auch vor dieser Schenkung gab es mit dem handschriftlichen Kolumbus-Brief von 1502 und der 1551 in Venedig gedruckten italienischen Ausgabe der Historie del S. D. Fernando Colombo aus der Johann-Albrecht-Bibliothek schon einige seltene Stücke auf diesem Fachgebiet. Daneben waren schon der interessante Band mit 9 American tracts, von R. Bell in Philadelphia 1776 gedruckte politisch brisante Flugschriften, sowie die prächtige, 1828 in New Haven erschienene Ausgabe der Political and Civil History of the United States of America von Timothy Pitkin, einige wenige europäische Werke zur Geschichte der nordamerikanischen Revolution und der Vereinigten Staaten, aber auch einige sehr seltene Stücke vorhanden, wie das einzige erschienene Heft von Carl Neidhards Amerikanischem Magazin (Altona 1835). Türks Sammlung mit 104 älteren und neueren Werken (129 Bde) enthielt neben der Amsterdamer Ausgabe von L'amérique angloise (1688) weitere Werke zur Vorgeschichte und Geschichte der englischen Kolonien in Nordamerika, insbesondere aber zeitgenössische Schriften über die nordamerikanische Revolution und mehrere der berühmten Briefe-Bücher über Nordamerika (4 für die Zeit von 1703 bis 1776 und 10 nach 1776) sowie auch einige in Weimar herausgegebene Spezialkarten von Nordamerika.

1.60 Im Jahre 1854 wurde die Bibliothek des Gartenbau-Vereins für Rostock in der Universitätsbibliothek aufgestellt und konnte hier entsprechend dem Reglement zur Benutzung der Bibliothek des Gartenbau-Vereins für Rostock benutzt werden. Im Verlauf der Fortsetzung der Reorganisation und der Neuaufstellung der Bibliotheksbestände in der zweiten Hälfte des 19. Jhs wurden auch die Bestände dieser Bibliothek integriert. Wann und wie die Übereignung erfolgte, ist noch nicht bekannt. Die Bibliothek kann deshalb nur auf Grund eines gedruckten Katalogs von 1856 rekonstruiert werden, der mehr als 1254 Titel gartenbaukundlicher Spezialliteratur in 553 Bdn enthält. Dabei ist das 16. Jh mit 7 Titeln in deutscher und einem Titel in niederdeutscher Sprache, das 17. Jh nur durch ein deutsches Manuskript zum Blumenbau (1652) vertreten. 98 deutsche und 7 lateinische Buchtitel des 18. Jhs sowie 6 lateinische, 2 englische und 8 französische Buchtitel des 19. Jhs bilden mit den fast 400 deutschen Buchtiteln sowie 35 Fachzeitschriften, davon 2 deutsche und eine englische des 18. Jhs, eine Fundgrube für die Geschichte des Garten-, Obst- und Blumenbaus in der zweiten Hälfte des 18. Jhs und der ersten Hälfte des 19. Jhs. Hervorzuheben sind unter den Zeitschriften zahlreiche seltene regionale deutsche Fachzeitschriften. Von besonderem Wert sind Lexika und Handbücher sowie Gartenkalender und Statuten von Gartenbau-Vereinen sowie wertvolle Tafelwerke mit Kupfern oder Lithographien.

1.61 Am 1. August 1874 hat der um die Universität und ihre Bibliothek sehr verdiente Vizekanzler Karl Friedrich von Both (1789-1875) seine ursprünglich als Legat gedachte, dann aber in eine donatio inter vivos verwandelte Spezialsammlung zu Goethe, Schiller und Weimar den Vertretern der Universitätsbibliothek angeboten, die diese nach entsprechendem Beschluß des Konzils und der Genehmigung durch die Großherzogliche Regierung im Frühjahr 1875 übernommen haben. Die Sammlung umfaßt 900 Titel und ist unter der Sondersignatur v.B. aufgestellt (s. u. 2.276).

1.62 Mit der Übernahme der Verwaltung der Bibliothek des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg im Jahre 1885 wurde die Büchersammlung des ältesten naturwissenschaftlichen Vereins in Mecklenburg in der Universitätsbibliothek unter der besonderen Hauptsignatur NV aufgestellt. Seit 1847 hatte der Verein eine eigene Zeitschrift unter dem Titel Archiv des Vereins ... herausgegeben und diese erfolgreich im internationalen Schriftentausch eingesetzt, wie der von Gustav Kohfeldt zusammengestellte gedruckte Katalog von 1896 ausweist. In etwa 3050 Bdn sind Publikationen von meist naturwissenschaftlichen Vereinen und Instituten vereinigt. Neuerwerbungen wurden jeweils in den Heften des Archivs angezeigt.

1.63 Nach dem Regulativ über die Vermehrung der Universitäts-Bibliothek von 1890 standen zum Ankauf von Büchern 16.200 M jährlich zur Verfügung, davon sollten 12.000 M von den Rateninhabern und 4200 M von der Bibliothekskommission verwaltet werden. Die Gesamtsumme wurde auf 19 Fächer verteilt. Auf Grund testamentarischer Verfügung erhielt die Universitätsbibliothek im Jahre 1894 Teile der Bibliothek des Grafen Adolf Friedrich von Schack im Umfang von 3071 Bdn Orientalia und neuerer italienischer, französischer, englischer und spanischer Literatur. Die Titel wurden in einem besonderen Zugangsbuch erfaßt und alle Bücher mit dem Exlibris Ex Legato Schackiano versehen. Im gleichen Jahr waren als Geschenke 155 Titel in 300 Bdn aus dem Nachlaß des Rostocker Ingenieurs W. Susemihl in die Bibliothek gelangt. In den Jahren zwischen 1890 und 1920 stammt ein wesentlicher Teil der Buchgeschenke, die etwa 30 bis 40 Prozent der Neuerwerbungen ausmachen, von mecklenburgischen und auswärtigen Gelehrten, die der Bibliothek ihre eigenen Werke - häufig mit entsprechender Widmung - übergeben haben. Als Beispiel ist der Rostocker Dichter und Literaturhistoriker Adolf Wilbrand (1837-1911) zu nennen, der im Juli 1905 13 Bde seiner Schriften geschenkt hat.

1.64 Mit den Bestimmungen über die Vermehrung der Universitätsbibliothek vom Jahre 1904 wurden die Mittel für Buchanschaffungen auf 17.200 M erhöht. Gleichzeitig wurde das Regulativ von 1840 nebst Zusatzbestimmungen von 1871 außer Kraft gesetzt. Nach der Aufhebung des Regulativs von 1840 war der Bibliotheksdirektor alleinverantwortlich für Buchanschaffungen. Hinsichtlich der Grundsätze, welche bei der Anschaffung der Bücher zu befolgen waren, stand jedoch die Erwerbungstätigkeit der Bibliothek nach Maßgabe besonderer Vorschriften unter der Aufsicht des Konzils. Auf Grund der mit Wirkung vom 1. Januar 1904 in Kraft getretenen Satzungen für die Landesuniversität zu Rostock waren alle Professoren verpflichtet, von jedem Buch, welches sie zum Druck brachten, der Universitätsbibliothek und der Regierungsbibliothek in Schwerin je einen Abdruck zu überweisen. In den folgenden Jahren war die Vermehrung durch Kauf relativ gering und betrug jährlich zwischen 1500 und 2000 Bdn bliographische Einheiten). Wesentlich umfangreicher waren die Zugänge durch Tausch, die sich auf jährlich 8000 bis 10.000 Bde beliefen.

1.65 Im Jahre 1911 erhielt die Bibliothek als besonders wertvolle Schenkung 213 z. T. äußerst seltene Reformationsstreitschriften von dem Hamburger Theologen Prof. Wilhelm Sillem, die einzeln gebunden und mit einem Exlibris des Geschenkgebers versehen sind.

1.66 Ab 1907 war der seit 1895 in Rostock lehrende Germanist und Literaturhistoriker Prof. Wolfgang Golther (1863-1945) als Direktor der Universitätsbibliothek tätig. Dieser hatte sich sofort nach seiner Amtsübernahme unter Berufung auf die von der Universitätsbibliothek Greifswald begonnene Sammlung der niederdeutschen Literatur auch für die Schaffung einer Abteilung für plattdeutsche Literatur in Rostock eingesetzt und einen gemeinsamen Schweriner und Rostocker Katalog der plattdeutschen Literatur initiiert, der unter Mitwirkung verschiedener Bibliothekare 1917 fertiggestellt werden konnte. Dieser Katalog war in Rostock von Gustav Kohfeldt und dann von Dr. jur. Bruno Claussen (1882-1958) bearbeitet worden, der 1912 als Bibliothekar eingetreten war. Bereits 1910 hatte Golther die plattdeutschen Vereine Mecklenburgs um Unterstützung der Sammelstelle für plattdeutsche Literatur, insbesondere der plattdeutschen Schriftsteller Mecklenburgs gebeten. Im Ergebnis dieser Bemühungen wurden nicht nur die Publikationen dieser Vereine abgeliefert, sondern es gelangten auch mehrere Nachlässe plattdeutscher Dichter in die Bibliothek; so der Nachlaß von Adolf Brandt alias Felix Stillfried (1851-1910) sowie der handschriftliche Nachlaß John Brinckmans (1814-1870), der mit Zustimmung des Konsuls Brinckman (Hamburg-Harburg) vom Altertums-Museum Rostock übergeben wurde. Einige hundert Briefe Helmuth Schröders (1842-1909) schenkte Friedrich Cammin-Lantow (1860-ca.1930), während 1916 die Sammlung niederdeutscher Dichtungen und Briefe in Handschrift von Friedrich Cammin-Lantow und der handschriftliche Nachlaß des Dichters Helmut Schröder vom Vorstand des Plattdeutschen Landes-Verbandes Mecklenburg an die Universitätsbibliothek vermittelt wurden. Ein weiteres Ergebnis der Bemühungen Golthers war die neue Ordnung über die Verwaltung der ordentlichen Mittel der Universitäts-Bibliothek vom 1. Juli 1913 mit einer jährlichen Summe von nunmehr 26.000 Mark.

Die Universitätsbibliothek Rostock (1918 bis 1945)

1.67 Durch ministerielle Verfügung vom 18. März 1924 wurde die Landesbibliothek (die 1740 gegründete Bibliothek der früheren Mecklenburgischen Ritter- und Landschaft), die nach dem Ersten Weltkrieg in Staatsbesitz gelangt war, mit Wirkung vom 1. April der Universitätsbibliothek angegliedert. Diese Bibliothek hatte nach zeitgenössischen Aussagen einen Umfang von etwa 100.000 Bdn und Dissertationen. Vorhanden sind nur noch die Mecklenburgica, die separat aufgestellt, aber nicht im alphabetischen Hauptkatalog verzeichnet sind. Vollständig erschlossen war die Sammlung durch einen sachlich geordneten, gedruckten Katalog von 1905. In einem Dienstexemplar sind die Individualsignaturen eingetragen. Die Mecklenburgica-Bestände der Landesbibliothek sind auch in der Bibliographie von Wilhelm Heeß (1940) erfaßt. Von 1932 bis 1953 wurden 5273 Titel, ab 1982 mehr als 100 Titel der Landesbibliothek, hauptsächlich Mecklenburgica, Inkunabeln und Drucke des 16. Jhs, zur Lückenergänzung in den Bestand der Universitätsbibliothek übernommen.

1.68 In den Jahren 1920 bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges erhielt die Bibliothek von der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft jährlich umfangreiche finanzielle Zuwendungen zum Kauf von Büchern und insbesondere von ausländischen Zeitschriften. 1935 wurde allerdings der Zuschuß der Notgemeinschaft auf 1500 Reichsmark herabgesetzt, weshalb die Abbestellung von 25 ausländischen Zeitschriften erforderlich wurde. Insgesamt sind aber 27.838 Einzelwerke, Zeitschriften und Dubletten von der Notgemeinschaft geschenkt worden.

1.69 Im Jahre 1931 wurde der Nachlaß von Dr. Käthe Schirmacher (1865-1930), einer deutschen Frauenrechtlerin, Politikerin und Schriftstellerin, als Dr.-Käthe-Schirmacher-Schenkung übernommen. Der Nachlaß umfaßt Bücher und Broschüren der Gebiete Philosophie, Geschichte, Literatur, Frauenbewegung, Volkswirtschaft und Politik sowie eine fast vollständige Sammlung ihrer eigenen, z. T. sehr seltenen Schriften. Besondere Bedeutung haben sowohl die Sammlungen biographisch-zeitgeschichtlichen Materials aus der Kinder- und Jugendzeit, den Studienjahren in der Schweiz, der Tätigkeit als Frauenrechtlerin, Schriftstellerin, Rednerin und Politikerin vor und nach dem Ersten Weltkrieg als auch der Komplex kulturgeschichtlichen Materials mit etwa 15.000 Briefen, mit Rechnungsbüchern und Tagebüchern Käthe Schirmachers sowie politischen Berichten und Kriegsbriefen. Außerdem gehört eine Sammlung biographisch-geschichtlichen Bildmaterials zum Nachlaß. In den Jahren 1931/32 wurde mit finanzieller Unterstützung der Mecklenburgischen Regierung die wertvolle Sammlung mecklenburgischer Personen- und Ortsbildnisse des Pastors Friedrich Bachmann-Pampow angekauft. Mit der Sammlung kamen 3000 neue Blätter und viele Doppelstücke in die Bibliothek. In den Jahren 1934/35 wurde der Nachlaß des schwedischen Lektors Dr. Viktor Björkman mit 3000 Bdn übernommen.

1.70 Vom 26. bis 29. August 1935 wurden die durch das Reichsministerium für Volksbildung und Unterricht angeordneten Zählungen und Messungen der Bestände durchgeführt. Durch die angeordnete Zählung nach Buchbinderbänden und nicht wie bisher nach selbständigen Einheiten ergab sich eine geringere Bandzahl als bisher in den amtlichen Statistiken angegeben worden war. Es wurden 401.011 Buchbinderbände gezählt bzw. zu den 328.238 Buchbinderbänden 363.863 Kleinschriften in 72.773 Buchbinderbände umgerechnet addiert, die sich bis zum 31. März 1936 auf 406.221 Buchbinderbände vermehrt hatten.

1.71 Mit dem Gesetz über die Abgabe von Freistücken der Druckwerke an die Universitätsbibliothek in Rostock und die Landesbibliothek in Schwerin (Regierungsblatt für Mecklenburg Nr. 30 vom 25. Juni 1938) wurden die Grundlagen für eine systematische Sammlung der Mecklenburgica gelegt und bis zum Jahre 1955 828 Titel inventarisiert. In den Jahren 1941/42 wurde der Ankauf der wertvollen Bibliothek des Rostocker Romanisten Prof. Rudolf Zenker (1862-1941) möglich durch Zuwendung von 5000 Reichsmark seitens des Staatsministeriums und 1000 Reichsmark seitens der Universitäts-Gesellschaft.

1.72 In den Jahren 1943 und 1944 waren etwa 9200 Bde des wertvollen Altbestandes, Akten und Schriftgut der Universitätsbibliothek in 100 Kisten auf mecklenburgische Güter in der Umgebung von Rostock und in die Villa Feodora des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg in Bad Doberan ausgelagert worden. Ohne große Verluste konnten diese Bestände in den Jahren 1945/46 nach Rostock zurückgeführt werden. Die wertvollen Hss. und seltenen Drucke befanden sich während des gesamten Zweiten Weltkrieges in einem Tresor im Hauptgebäude der Universität, wo sie vollständig erhalten geblieben sind.

1.73 In den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges erhielt die Universitätsbibliothek aus Privathand eine Anzahl wertvoller Hss., alter Drucke und Kuriosa, die aus Angst vor Kriegsverlusten in den Schutz der Bibliothek gegeben wurden.

Die Universitätsbibliothek Rostock nach 1945

1.74 Auf Grund des Befehls 356 der Sowjetischen Militäradministration vom 24. Dezember 1946 erhielt die Bibliothek ein Freiexemplar aller Druckerzeugnisse aus der Sowjetischen Besatzungszone, während sie nach 1949 auf Grund provisorischer Regelungen bis 1955 nur noch von wissenschaftlichen Verlagen der DDR Freiexemplare erhielt. Deshalb sind die Drucke der Rostocker und Mecklenburgischen Behörden und Verlage sowie das von den in Mecklenburg-Vorpommern tätigen Parteien, kulturellen und politischen Organisationen herausgegebene Schrifttum bis zur Verwaltungsreform 1952 ziemlich vollständig vorhanden und in die Sammlung Mecklenburgica eingegangen. Während dieser ersten Nachkriegsjahre wurden, außer dem Ankauf wertvoller Bücher und Zeitschriften von Privatpersonen, die im Buchhandel angebotenen Neuerscheinungen erworben, entsprechend den anfangs bescheidenen finanziellen Möglichkeiten. Zu den ersten Geschenksendungen aus dem Ausland gehörte 1948 eine Bücherspende des Schweizer Roten Kreuzes.

1.75 Im August 1950 wurde die bereits 1936, nach der Aufhebung des Freistaates Mecklenburg-Strelitz per 1. Januar 1934, eingeleitete Liquidierung der Landesbibliothek Neustrelitz (der ehemaligen Großherzoglichen Bibliothek) durch Landtagsbeschluß entschieden und die Bestände noch im gleichen Jahr auf die neuen Standorte in Greifswald, Schwerin, Berlin und Rostock verteilt. Von den für die Universitätsbibliothek Rostock bestimmten Teilsammlungen ist lediglich die 550 Titel umfassende Bibelsammlung des 1807 verstorbenen Superintendenten Andreas Gottlieb Masch erhalten geblieben, die als Sondersammlung aufgestellt wurde (s. u. 2.274 f.).

1.76 Im Jahre 1972 wurde von dem Rostocker Sammler Hans Eisold (1910-1988) die Sammlung Steindruckerei Tiedemann Rostock erworben. Diese Steindruckerei wurde 1828 von dem Rostocker Kaufmann Johann Gottfried Tiedemann (1803-1850) gegründet, nachdem Tiedemann bereits seit 1826 auch mit Lithographien gehandelt hatte. Die Sammlung besteht aus zwei Alben mit Photos und Dokumenten zur Firmengeschichte bis 1920, verschiedenen Akzidenz-Drucken, darunter sehr seltene handkolorierte Briefbögen mit lithographierten Rostocker Motiven, einem Rostocker Kartenspiel, zwei kolorierten Tableaus von Rostock sowie Prachtausgaben von Tiedemanns beiden bedeutendsten Werken, Mecklenburgisches Wappenbuch (Rostock 1838-1939) und Wappen-Almanach der souverainen Regenten Europas (Rostock 1840) mit Korrespondenzen Tiedemanns. Auch in der Bachmannschen Sammlung (s. o. 1.69) sind viele lithographierte Ansichten aus der Steindruckerei Tiedemann enthalten.

Karl-Heinz Jügelt

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestände sind einschließlich Erwerbungsjahr 1963 nach der aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs stammenden Systematik aufgestellt. Die Mehrzahl der als geschlossene Sammlungen in die Bibliothek gelangten Bestände wurden in dieses System eingegliedert, einige wurden aus formalen oder anderen Gründen gesondert aufgestellt (s. u. 2.255 ff.). Die Zählung der Titel erfolgte in zwei Arbeitsgängen, einmal durch die Fachreferenten ohne Berücksichtigung der Sprachen, später wurden durch Hilfskräfte zusätzlich für das 16. Jh alle Sachgruppen, für die übrigen Jahrhunderte nur eine Auswahl auch mit Untergruppen, nach Sprachen ausgezählt.

2.2 Für das 16. Jh werden auch die in die einzelnen Fachgebiete gehörenden niederdeutschen Drucke und die Rostocker Drucke angegeben. Umfang und Ergebnis der Zählungen werden bei jeder Sachgruppe detailliert angegeben. Die Zählung erfolgte anhand der Bandkataloge, die für die Zeit bis 1959 gleichzeitig Standortkataloge sind. Wenn die Angaben z. B. zum Erscheinungsjahr (häufig bei Sammelbänden und Kapselschriften) im Bandkatalog nicht ausreichten, wurden die Titel am Standort im Magazin überprüft und ihrem wahrscheinlichen Jahrhundert zugeordnet. Nicht gezählt wurden sachlich geordnete Kapseln mit Kleinschriften ohne Einzelsignaturen der medizinischen und naturwissenschaftlichen Literatur.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 Der Gesamtbestand der Bibliothek betrug 1990 fast 1,8 Millionen Bde. Danach wurden insgesamt 180.192 Titel historischer Bestand gezählt: 645 Inkunabeln (36 in niederdeutscher Sprache), 11.374 Titel des 16. Jhs, 18.099 des 17. Jhs, 42.209 des 18. Jhs und 100.711 des 19. Jhs. 521 Titel konnten zeitlich nicht bestimmt werden. In ihrer Verteilung nach Jahrhunderten ergeben diese Zahlen einen repräsentativen Überblick über die für Ende des 19. Jhs mit 200.000 Bdn angegebenen Bestände.

2.4 81.162 Titel, vorwiegend des 16. bis 18. Jhs (46 Prozent der gesamten Titel), wurden nach Sprachen ausgezählt. Demzufolge waren 16.368 Titel in lateinischer Sprache, 44.965 Titel in deutscher Sprache, davon 596 in Niederdeutsch, 6663 Titel in Französisch, 2517 Titel in Englisch, 2088 Titel in skandinavischen Sprachen, 1045 Titel in Griechisch, 2309 Titel in Hebräisch, 1052 Titel in Italienisch und weitere 4155 Titel in sonstigen Sprachen.

2.5 Zu diesem Bestand kommen 5283 Rostocker Universitätsschriften (Dissertationen, Disputationen, Thesen, Programme), davon 5257 in Latein und 26 in Deutsch. Darunter sind 217 lateinische und 6 deutsche Dissertationen der Universität Bützow (1760-1788).

Systematische Übersicht

2.6 Das in der zweiten Hälfte des 19. Jhs eingeführte Schema des Systematischen oder Realkataloges verwendet für die Bezeichnung der Sachgruppen die Großbuchstaben A bis Z, für die weitere Gliederung Kleinbuchstaben. Der Bestand gliedert sich in 32 Signaturengruppen: (A) Enzyklopädische, gesammelte und vermischte Schriften; (B) Allgemeine Literatur- und Gelehrtengeschichte, Bibliothekswesen; (C) Philologie; (CI) Philologie, orientalische und außereuropäische; (D) Kunst; (E) Philosophie; (F) Theologie; (G) Religionswissenschaft; (H) Pädagogik; (J) Recht; (JI) Staats- und Wirtschaftswissenschaft (Nationalökonomie); (K) Kämmerersche Bibliothek; (L) Reine Mathematik; (LII) Angewandte Mathematik; (LIII) Kriegswissenschaft; (M) Medizin; (MK) Mecklenburgica; (N) Naturwissenschaften; (Nsm) Numismatik (Bestandsbeschreibung nach T); (O) Physik; (P) Chemie; (Q) Geographie; (R) Geschichte; (S) Archäologie und Volkskunde; (T) Historische Hilfswissenschaften; (U) Landwirtschaft; (V) Handel, Gewerbe, Technik; (W) Sport; (X) Spiele; (v.B.) Goethe- und Schiller-Sammlung von Karl Friedrich von Both (s. u. 2.276); (NV) Bibliothek des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg (s. u. 2.277) und (RU) Rostocker und Bützower Universitätsschriften (s. u. 2.278).

Enzyklopädische, gesammelte und vermischte Schriften

2.7 Der Bestand Enzyklopädische, gesammelte und vermischte Schriften (Signatur A) umfaßt 2419 Titel, davon 10 aus dem 15. Jh, 203 aus dem 16. Jh, 507 aus dem 17. Jh, 841 aus dem 18. Jh, 858 aus dem 19. Jh. Die Systemgruppe Aa enthält enzyklopädische, alle Wissenschaften und Künste betreffende Werke sowie Schriften der gelehrten Gesellschaften, die mehrere oder alle Wissenschaften betreffen. Von 332 ausgezählten Titeln sind 11 aus dem 16. Jh, 40 aus dem 17. Jh, 101 aus dem 18. Jh, 180 aus dem 19. Jh. Die frühesten enzyklopädischen Werke, vor allem zu den artes liberales, stammen aus dem 15. Jh und frühen 16. Jh und sind vertreten durch Martianus Capella, De nuptiis mercurii et philologiae (1499 u. ö.), Isidorus von Sevilla, Etymologiarum sive originum libri XX (1489 u. ö.) sowie durch Vicentius Bellovacensis, Speculum universale (o. O. 1473); weitere erwähnenswerte Titel sind Giorgio Valla, De expetendis et fugiendis rebus (o. O. 1501; Ausg. o. O. 1532 unter dem Titel De expedita argumentandi ratio libellus), Johannes Balbus de Janua, Summa qua vocatur catholicon (Straßburg um 1470 bzw. 1475; Venedig 1487) sowie Raphael Maffei (Volaterranus), Commentarii rerum urbanarum (1511 u. ö.) und Bartholomaeus Anglicus, Liber de proprietatibus rerum (Straßburg 1505).

2.8 Neben der frühesten als solche bezeichneten Enzyklopädie, Paul Scaligers Encyclopaedia seu orbis disciplinarum epistemon (1599), liegen die Werke der Druckerfamilie Stephanus (1544 u. ö.) und Theodor Zwingers Theatrum humanae vitae (1571 u. ö.) vor. Auch die letzte große systematische Enzyklopädie in lateinischer Sprache, J. H. Alsteds Scientiarum omnium encyclopaedia (1630 und 1649), ist vorhanden. Francis Bacons Instauratio magna (1635 u. ö.) gehört ebenso zum Bestand wie die letzte systematisch geordnete Encyclopédie méthodique par ordre des matières (1782-1832). Die Gelehrten- und Literaturgeschichte ist durch den Polyhistor literarius philosophicus et practicus (posthum 1708 u. ö.) von Daniel Georg Morhof (1639-1691, Professor in Rostock und Kiel) repräsentiert wie auch durch Johann Georg Sulzers Kurzen Begriff der Wissenschaften (1745). Auch Enzyklopädien wie Comenius' Orbis sensualium pictus (1679 u. ö.) und Johann Christoph Wagenseils Pera librorum invenilium (1695) finden sich. Unter den zahlreichen, ab dem 17. Jh erschienenen Werken sind besonders die der folgenden Autoren erwähnenswert: J. J. Hof(f)mann (1677 und 1683), J. F. Buddeus (1709), J. Hübner (7 Ausgaben zwischen 1724 und 1789 sowie Ergänzungen in 5 Ausgaben zwischen 1741 und 1776), J. C. Iselin (1729 und 1742-1744), Zedler (1732-1751), J. G. Krünitz (1773-1858), G. Köster und J. F. Roos (1778-1807), J. S. Ersch und J. G. Gruber (1818-1889), J. F. Pierer und H. A. Pierer (1835-1836), H. Wagener (1859-1867); die englischen von E. Chambers in italienischer Übersetzung (1748-1749) und die Encyclopaedia Britannica (1874); die französischen von D. d'Ivigne (1656 und 1661), L. Moreri (4 Ausgaben 1674-1740), P. Bayle (5 Ausgaben 1697-1740) nebst Supplement von J. G. de Chauffepié (1750-1756) und die deutsche Übersetzung von J. C. Gottsched (1741-1744). Von Diderots und D'Alemberts Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers (1751-1780) sind nur wenige Bände vorhanden, vollständig vorhanden sind dagegen die Quartausgabe (Bern und Lausanne 1778-1781) und die italienische Übersetzung (1770) sowie die Encyclopédie méthodique (1782 ff.); schließlich die italienischen von D. Nanus Mirabellius (1507 u. ö.) und G. Pivati (1746-1751) sowie die russischen von F. A. Brockhaus und I. A. Efron (1890-1907) und die Encyclopedia Americana (1829-1833).

2.9 Von den für das 17. Jh typischen philologischen Sammelwerken sind Niccola Perottis Cornu copiae (Lyon 1501 u. ö.) sowie Leonardo Fioravantis Dello specchio di scientia universale (Venedig 1567) vorhanden, letzteres in einem 1571 erworbenen Exemplar aus der Bibliothek Johann Albrechts, Herzog zu Mecklenburg (1525-1576). In der Sachgruppe befinden sich auch die nicht immer vollständigen Schriften der gelehrten Gesellschaften, Akademien und wissenschaftlichen Vereine, Museen und Universitäten des In- und Auslands: Miscellanea Berolinensia ad incrementum scientiarum, ex scriptis Societati Regiae scientiarum exhibitis edita (Berlin 1710-1727), Nye Samling af det Kgl. Danske Videnskabers Selskabs Skrifter (Kopenhagen 1781-1799), Acta Academiae Electoralis Moguntinae scientiarum utilium quae Erfordiae est (Erfurt und Gotha 1757 und 1761), Commentationes Societatis regiae scientiarum Gottingensis (Göttingen 1778-1808) und Commentarii Academiae scientiarum Imperialis Petropolitanae (Petersburg 1728-1750).

2.10 Die Systemgruppe Ab enthält die verschiedene Wissenschaften und Künste umfassenden Werke, einschließlich Arbeiten über mehrere Disziplinen sowie verschiedenen Gebieten zuzuordnende Autoren und Miszellanschriften. Von den 816 ausgezählten Titeln sind 6 aus dem 15. Jh, 47 aus dem 16. Jh, 114 aus dem 17. Jh, 245 aus dem 18. Jh und 404 aus dem 19. Jh. Zu nennen sind gesammelte Werke u. a. von H. Bebel (1508), D. Chytraeus (1599), J. A. Comenius (1657), A. Condorcet (1804), H. Conring (1730), J. Lipsius (1616 und 1675), E. S. Piccolomini (1571), G. Pico della Mirandola (1517), G. F. Poggio Bracciolini (1513 und 1538), A. Poliziano (1498 und 1519), C. Sinogius (1732-1737) und G. J. Vossius (1701), ferner gesammelte Werke aus der Bibliothek von Johann Albrecht, Herzog zu Mecklenburg, wie beispielsweise die von G. Budaeus (1557), Nicolaus Cusanus (1565), M. C. Sabellicus (1502 und 1560) und J. L. Vives (1555).

2.11 Die Systemgruppe Ac umfaßt Briefe und Reden, insbesondere Sammlungen, auch Lehrbücher über Stillehre, Redeanleitungen und Briefsteller sowie Sammlungen von Sinn- und Wappensprüchen, Sprichwörtern usw. Von den 639 ausgezählten Titeln sind 4 aus dem 15. Jh, 127 aus dem 16. Jh, 190 aus dem 17. Jh, 199 aus dem 18. Jh und 119 aus dem 19. Jh. Neben zahlreichem Kleinschrifttum vermischten Inhalts finden sich die Emblembücher von A. Alciati (1550 und 1614) und J. Sambucus (1564).

2.12 Die Systemgruppe Ad enthält Werke ohne ausgesprochen wissenschaftlichen oder künstlerischen Charakter sowie Varia, die keinem anderen Fach zugeordnet wurden oder werden konnten. Von den 617 ausgezählten Titeln sind 18 aus dem 16. Jh, 162 aus dem 17. Jh, 295 aus dem 18. Jh und 142 aus dem 19. Jh. Zu nennen ist eine große Anzahl allgemeiner Literaturzeitschriften, auch allgemeiner gelehrter Zeitungen und Zeitschriften, einschließlich Rezensionszeitschriften. Sie waren oft kurzlebig und sind nicht immer vollständig vorhanden. Den größten Anteil haben die allgemeinen wissenschaftlichen Zeitschriften und die des Buchhandels (108) neben denen für Unterhaltung und Belehrung (61) und den literarisch-literaturwissenschaftlichen (38), gefolgt von moralischen Wochenschriften (23), historisch-politischen (12), wissenschaftlichen (10), pädagogischen (6) und anderen. Darunter sind Größte Denkwürdigkeiten der Welt, hrsg. von Eberhard Werner Happel (Hamburg 1683-1709), Lustige und ernsthafte Monatsgespräche, hrsg. von Christian Thomasius (Halle 1688), Monatliche Unterredungen einiger guter Freunde, hrsg. von Wilhelm Ernst Tentzel (Leipzig 1689-1706), Selecta observationes (Halle und Magdeburg 1700-1705), Gundlingiana (1715-1728) sowie Miscellanea Lipsiensia, hrsg. von C. F. Petzold (Leipzig 1716-1717). In der Gruppe Allgemeines ab Erscheinungsjahr 1953 finden sich zusätzlich 15 Titel, davon einer aus dem 17. Jh, einer aus dem 18. Jh und 13 aus dem 19. Jh.

Allgemeine Literatur- und Gelehrtengeschichte, Bibliothekswesen

2.13 Der Gesamtbestand Allgemeine Literatur- und Gelehrtengeschichte und Bibliothekswesen (Signatur B) umfaßt 1789 ausgezählte Titel, davon 13 aus dem 16. Jh, 137 aus dem 17. Jh, 621 aus dem 18. Jh und 1018 aus dem 19. Jh.

2.14 Die Systemgruppe Ba enthält Bibliographien, Literärgeschichte, Literatur- und kritische Zeitschriften sowie Literatur zum Zeitungswesen. Von den 477 ausgezählten Titeln sind 3 aus dem 16. Jh, 45 aus dem 17. Jh, 225 aus dem 18. Jh, 204 aus dem 19. Jh. Vorhanden sind die frühen allgemeinen internationalen Bibliographien von K. Gesner (1545-1655), J. Cless (1602), G. Draud (1611-1625), T. Georgi (1742-1758), J. C. Brunet (1838-1845 und 1860-1880), F. A. Ebert (1821-1830) und J. G. T. Graesse (1859-1869). Die nationalen Verzeichnisse liegen für die meisten europäischen Länder vor, ebenso wie Schul- und Hochschulschriftenverzeichnisse. Diese werden ergänzt durch Werke der Literärgeschichte, so Daniel Georg Morhofs Polyhistor (1718 u. ö.), Christoph August Heumanns Conspectus reipublicae literariae (1718 u. ö.), M. Denis' Einleitung in die Bücherkunde (1795-1796) sowie wichtige Werke des 19. Jhs.

2.15 An Richard de Burys Philobiblon (1703) schließen sich August Beyers Arcana sacra bibliothecarum Dresdensium (1734) und verwandte Werke von J. W. Blaufus (1753 und 1756), J. F. Bauer (1770-1774) und solche des 19. Jhs an; des weiteren finden sich im Bestand Inkunabelverzeichnisse von G. W. Panzer (1793-1803 und 1788-1855), G. B. Audiffredi (1794), L. Hain (1826-1838), E. Weller (1864), K. Burger (1891), F. A. G. Campbell (1874-1900) und W. A. Copinger (1895-1902). Neben einigen Titeln zum Pressewesen (aus dem 19. Jh) liegen kritische Zeitschriften vor, die nicht immer komplett gesammelt sind. Die früheste ist Menckes Acta eruditorum (Leipzig 1682-1782). Es folgen die Nouvelles de la république des lettres von Pierre Bayle (Amsterdam 1699-1710), die Bibliothèque universelle et historique (Amsterdam 1686-1693), fortgesetzt durch Bibliothèque choisie und Bibliothèque ancienne et moderne (1714-1718), und schließlich die Freymüthigen Lustigen und Ernsthafften ...Gedanken von Christian Thomasius (Halle 1689-1690). Unter den allgemeinen oder spezialisierten allgemeinen Zeitschriften sind z. B. die Jenaische philosophische Bibliothek (Jena 1759-1760) oder Neue philosophische Bibliothek (Leipzig 1774-1775), die Europäische Fama (Leipzig 1704-1756), die Pommersche Bibliothek von Johann Carl Dähnert (Greifswald 1752-1773), die Brem- und Verdische freiwillige Hebopfer ... (Stade 1751-1753), die Briefe, die neueste Literatur betreffend (Berlin 1759-1765), die Nova Litteraria maris Baltici et Septemtrionis, collecta Lubacae (Lübeck und Leipzig 1698-1708), Der Patriot (Hamburg 1724-1726) sowie Das Neueste aus der anmutigen Gelehrsamkeit von Johann Christoph Gottsched (Leipzig 1751-1762).

2.16 Die Systemgruppe Bb enthält allgemeine Biographien. Von 501 ausgezählten Titeln sind 8 aus dem 16. Jh, 49 aus dem 17. Jh, 180 aus dem 18. Jh und 264 aus dem 19. Jh. Es finden sich Lebensbeschreibungen, einschließlich Bildbänden, von Gelehrten und Künstlern, auch Frauen, deren Werke unterschiedlichen Sachgebieten zuzuordnen sind. Unter den fast ausschließlich im 19. Jh erschienenen Titeln sind auch Anonymen- und Pseudonymenverzeichnisse. Von den zahlreich vorhandenen biographischen Lexika sind die ältesten Johann Tritheim, Catalogus scriptorum ecclesiasticorum (Köln 1531), John Bale, Scriptorum illustrium maiores Brytanniae catalogus (Basel 1558 und Frankfurt a. M. 1567). Ihnen folgen internationale biographische Verzeichnisse von N. Reusner (1587 u. ö.), C. G. Jöcher (1750-1897), G. W. Götte (1735-1747), E. L. Rathleff (1740-1747), G. C. Hamberger (1756-1764), C. Saxe (1775-1803) und E. M. Oettinger (1866-1882). Auch die ersten Fachbibliographien sind hier eingestellt: J. A. Fabricius (1697-1736) für Philologie; A. von Haller (1771-1777) für Naturwissenschaften; J. Hallervord (1676) für theologische und klassische Literatur sowie 4 Verzeichnisse von M. Lipenius (1679-1685).

2.17 Die Systemgruppe Bc umfaßt Werke zum Buch- und Bibliothekswesen. Von den 801 ausgezählten Titeln sind 2 aus dem 16. Jh, 43 aus dem 17. Jh, 214 aus dem 18. Jh und 542 aus dem 19. Jh. Hier stehen nicht nur buchkundliche Werke im engeren Sinn, sondern auch gedruckte Kataloge einzelner Bibliotheken, Antiquariate, Sammler und Verleger. Unter den buchkundlichen Titeln sind Aloys Senefelders Vollständiges Lehrbuch der Steindruckerei (1827) und Ehrengedichte auf die edle freie Kunst Buchdruckerei (1739) ebenso wie Johann Gottlob Breitkopfs Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst (Leipzig 1779) und Friedrich Roth-Scholtzens Thesaurus symbolorum ac emblematum (Nürnberg 1730). Auktionskataloge der Bibliotheken von P. K. Ancher (1789), K. Aurivillius (1787-1788), J. C. Bartholomaeus (1778), L. Tieck (1849) und T. W. Weigel (1864) zählen ebenso zu diesem Bestand wie Bibliothekskataloge öffentlicher Bibliotheken aus Utrecht (1718 und 1834-1835) und Oxford (1738) sowie weitere aus dem 19. Jh und schließlich die Kataloge bedeutender Privatbibliotheken, so der des Grafen von Bünau (1750-1756) und des französischen Sammlers Duc de la Vallière (1783). Die Sachgruppe B enthält außerdem Literatur zum Buch- und Bibliothekswesen ab Erwerbungsjahr 1953. Darunter sind 2 Titel aus dem 18. Jh und 8 aus dem 19. Jh.

Waltraut Wienke

Philologie

2.18 Der Gesamtbestand Philologie (Signatur C) ohne Orientalische und außereuropäische Philologien (Signatur CI) weist 33.948 Titel auf und umfaßt 90 Inkunabeln, 1693 Titel aus dem 16. Jh, 1736 aus dem 17. Jh, 3612 aus dem 18. Jh sowie 26.817 aus dem 19. Jh. Unberücksichtigt bleiben die zumeist interessanten philologischen Titel in der Bibliotheca Kaemmereriana sowie auch in der von Bothschen Goethe- und Schiller-Bibliothek (s. u. 2.137 ff. und 2.276).

2.19 Von den 1693 Titeln des 16. Jhs sind 59 in deutscher Sprache, davon 10 in niederdeutscher, 1177 in lateinischer, 42 in französischer, 322 in griechischer, 76 in italienischer, 5 in niederländischer und 12 in spanischer oder portugiesischer Sprache. 37 Titel des 16. Jhs sind Rostocker Drucke. Von den 1736 Titeln des 17. Jhs sind 41 in deutscher Sprache, 687 in lateinischer, 526 in französischer, 176 in griechischer, 37 in englischer, 13 in italienischer, 105 in niederländischer, 143 in spanischer oder portugiesischer sowie 8 in anderen Sprachen. Von den 3612 Titeln des 18. Jhs sind 1120 in deutscher, 702 in lateinischer, 1196 in französischer, 130 in englischer, 139 in griechischer, 118 in italienischer, 45 in niederländischer, 91 in spanischer oder portugiesischer Sprache, 52 in skandinavischen sowie 19 in anderen Sprachen. Von den 26.817 Titeln des 19. Jhs sind 13.398 in deutscher Sprache, 7442 in lateinischer, 1615 in französischer, 1543 in englischer, 895 in griechischer, einer in hebräischer, 403 in italienischer, 117 in niederländischer, 189 in spanischer oder portugiesischer Sprache, 1097 in skandinavischen sowie 117 in anderen Sprachen.

2.20 Der Bestand zur Allgemeinen und vergleichenden Sprach- und Literaturwissenschaft (Signatur Ca) umfaßt 671 Titel, davon 14 aus dem 16. Jh, 34 aus dem 17. Jh, 85 aus dem 18. Jh und 538 aus dem 19. Jh. Er spiegelt im wesentlichen die Wissenschaftsgeschichte wider, wobei jedoch die Literaturwissenschaft in dieser Bestandsgruppe nur eine untergeordnete Rolle spielt und überwiegend auf das 19. Jh mit kleineren Werken zu einzelnen Motiven beschränkt bleibt. Das 16. Jh ist hauptsächlich durch mehrsprachige Wörterbücher und Grammatiken in lateinischer Sprache vertreten, während im 17. Jh die Abkehr von den kanonischen Sprachen deutlich wird. Manche aus heutiger Sicht bedeutende frühe Grammatik fehlt. Die Begründer der vergleichenden Sprachwissenschaft sind mit ihren Hauptwerken in Erstausgaben und frühen Auflagen vertreten, jedoch nicht immer dieser Systemstelle zugeordnet.

2.21 Die Gruppe Allgemeine Klassische Philologie (Signatur Cb) umfaßt 550 Titel, von denen 40 aus dem 16. Jh, 38 aus dem 17. Jh, 71 aus dem 18. Jh und 401 aus dem 19. Jh stammen. Es handelt sich überwiegend um einführende Werke in das gesamte Gebiet der Klassischen Philologie.

2.22 Zur Griechischen Philologie (Signatur Cc) gibt es 7492 Titel: 13 Inkunabeln, 573 Titel aus dem 16. Jh, 254 aus dem 17. Jh, 391 aus dem 18. Jh und 6261 aus dem 19. Jh. Die frühen Titel dienen zumeist dem Sprachunterricht; es sind überwiegend Wörterbücher, Grammatiken und Übungsbücher oder Ausgaben der Klassiker. Bis ins 18. Jh hinein wurden noch alle wissenschaftlichen Werke griechischer Provenienz dieser Gruppe zugeordnet, später sind sie nur noch mit einer Nebeneintragung hier vertreten.

2.23 Die Lateinische Philologie (Signatur Cd) umfaßt insgesamt 5385 Titel; davon sind 60 Inkunabeln, 592 Titel aus dem 16. Jh, 429 Titel aus dem 17. Jh, 553 Titel aus dem 18. Jh und 3751 Titel aus dem 19. Jh. Der Inkunabelbestand wird von einigen Grammatiken und Wörterbüchern, überwiegend jedoch von Klassikerausgaben gebildet, unter denen Seneca mit 6 Ausgaben dominiert. Die verschiedenen Wörterbücher nehmen breiten Raum ein, wobei die Palette der Komplementärsprachen groß und selbst ein lateinisch-polnisches Wörterbuch des 16. Jhs vorhanden ist (Josef Maczinsky, Lexicon Latino-Polonicum, Königsberg 1564). Die Sammlung von und zu den römischen Schriftstellern umfaßt etwa 80 Prozent des Bestands der Gruppe.

2.24 In den Neueren Sprachen allgemein (Signatur Ce) sind 215 Titel verzeichnet (4 aus dem 17. Jh, 2 aus dem 18. Jh und 209 aus dem 19. Jh). Von den 4 Titeln des 17. Jhs sind drei Huetius-Ausgaben. Außer allgemeinen neueren Literaturgeschichten finden sich Sammlungen zu Dichtern unterschiedlicher Provenienz.

2.25 In der Gruppe Germanisch und Deutsch (Signatur Cf) stammen von 7330 Titeln 2 aus dem 15. Jh (lateinische Ausgaben von Sebastian Brants Narrenschiff), 34 aus dem 16. Jh, 114 aus dem 17. Jh, 782 aus dem 18. Jh und 6398 aus dem 19. Jh. In diese Systemgruppe ist auch das Gotische eingeordnet. Die germanistische Sprachwissenschaft des 19. Jhs ist sehr geschlossen vertreten, aber auch der ältere Bestand ist umfangreich und reicht mit der Orthographia Deutsch des Fabian Frangk bis ins Erscheinungsjahr 1531 zurück. Aus der Sammlung überwiegend gängiger Literatur ragen eine bemerkenswerte zeitgenössische Goethe- und Schiller-Sammlung (s. u. 2.276) sowie ein umfangreicher Bestand zur niederdeutschen Literatur heraus.

2.26 Die Gruppe Niederländisch und Flämisch (Signatur Cg) verzeichnet 148 Titel, davon 15 aus dem 16. Jh, 23 aus dem 17. Jh, 32 aus dem 18. Jh und 78 aus dem 19. Jh. Den Schwerpunkt bilden alt- und mittelniederländische Dichtungen, wobei Reineke Voss mit 39 Ausgaben oder Fragmenten (12 aus dem 16. Jh, 9 aus dem 17. Jh, 2 aus dem 18. Jh und 16 aus dem 19. Jh) eine beherrschende Rolle spielt. Von den niederländischen Dichtern tritt Jacob Cats (1577-1660) mit 6 zu Lebzeiten erschienenen Ausgaben hervor.

2.27 Die Englische Sprach- und Literaturwissenschaft (Signatur Ch) umfaßt 2621 Titel, wovon 50 aus dem 17. Jh, 191 aus dem 18. Jh und 2380 aus dem 19. Jh stammen. Neuenglische Schriftsteller machen etwa zwei Drittel des Bestandes aus. Shakespeare ist mit insgesamt 26 Werkausgaben vertreten, darunter die zweite Folioausgabe der Comedies, histories and tragedies (London 1632) und zahlreiche Einzeltitel; von Byron finden sich hier 20, von Milton 13 Werkausgaben. Neben der üblichen, der Lehre dienenden sprachkundlichen Literatur gibt es einen beachtlichen Bestand an Titeln zu altenglischen Literaturdenkmälern.

2.28 Zu den Skandinavischen Sprachen (Signatur Ci) gibt es 1163 Titel: 9 aus dem 17. Jh, 75 aus dem 18. Jh und 1079 aus dem 19. Jh. Der neusprachliche Teil wird u. a. durch Schwedisch und Dänisch mit zahlreichen Grammatiken und Wörterbüchern gebildet. Der geringe Anteil zur norwegischen Sprache und Literatur ist in der Systematik mit dem Dänischen verquickt. Etwa ein Drittel des Bestands dieser Systemgruppe stellen Titel zum Altnordischen in einem ausgewogenen Verhältnis von Sprache und Literatur. Von 40 vorhandenen Edda-Ausgaben stammt die älteste aus dem Jahre 1665. Karin Schmidt

2.29 Der Bestand Romanische Sprachen und Literaturen im Allgemeinen (Signatur Ck I) umfaßt 187 Titel (Ck und Cl zusammen 945 Titel); davon sind 2 aus dem 17. Jh (Wörterbücher), einer aus dem 18. Jh und 184 aus dem 19. Jh. Die wichtigen deutschsprachigen Periodika und Schriftenreihen zur Romanistik sind meist seit ihrem ersten Jahrgang vorhanden. Mit 111 Titeln bildet die Literatur (bei den einzelnen Sprachen der Romania Primär- und Sekundärliteratur) den Schwerpunkt.

2.30 Die Italienische Sprache und Literatur (Signatur Ck II) ist mit 736 Titeln vertreten. Davon sind 59 Titel aus dem 16. Jh, 93 aus dem 17. Jh, 129 aus dem 18. Jh und 455 aus dem 19. Jh. Der Schwerpunkt liegt bei der Literatur mit 551 Titeln, darunter 49 aus dem 16. Jh und 71 aus dem 17. Jh. Erwähnung verdienen 4 Ausgaben von Ariostos L'Orlando Furioso aus dem 16. Jh und je 2 Übersetzungen des Werkes ins Französische und Niederländische. Einen zweiten Schwerpunkt bilden mehr als 100 Grammatiken und Wörterbücher.

2.31 444 Titel sind zur Spanischen (und Katalanischen) Sprache und Literatur (Signatur Cl) verzeichnet, davon 11 aus dem 16. Jh, 87 aus dem 17. Jh, 72 aus dem 18. Jh und 274 aus dem 19. Jh. 267 Titel sind für die Literatur ausgewiesen, davon 9 aus dem 16. Jh und 43 aus dem 17. Jh. Es finden sich Erstausgaben und frühe Ausgaben bedeutender Werke der spanischen Literatur von Mateo Alemßn bis Lope de Vega.

2.32 Die Portugiesische (und Brasilianische) Sprache und Literatur (Signatur Cm) ist mit 74 Titeln vertreten, davon einer aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh, 9 aus dem 18. Jh und 58 aus dem 19. Jh. Die Hälfte des Bestandes bildet die Literatur von und zu portugiesischen Schriftstellern; eine weitere größere Gruppe bilden Grammatiken und Wörterbücher mit 18 Titeln.

2.33 Die Gruppe Provenzalische Sprache und Literatur (Signatur Cn) umfaßt 163 Titel, darunter einer aus dem 16. Jh, einer aus dem 18. Jh und 161 aus dem 19. Jh. Den Schwerpunkt machen Schriften zur Provenzalischen Literatur mit 62 Titeln aus.

2.34 Der Bestand zur Französischen Sprache und Literatur (Signatur Co) umfaßt 4059 Titel: 27 aus dem 16. Jh, 232 aus dem 17. Jh, 1026 aus dem 18. Jh und 2774 aus dem 19. Jh. Die französischen Originalausgaben und deutschen Übersetzungen der Werke französischer Autoren sowie die Sekundärwerke zur französischen Literatur und Literaturgeschichte (darunter ein großer Anteil deutscher Dissertationen des 19. Jhs) bilden mit ca. 3000 Titeln den Schwerpunkt.

2.35 Für die Rumänische (Walachische) Sprache und Literatur sowie die Romanischen Sprachen und Dialekte (Signatur Cp) sind 61 Titel nachgewiesen, die alle aus dem 19. Jh stammen und in der Mehrzahl (42 Titel) Grammatiken sind. Michael Hexel

2.36 Bei der Neulateinischen Philologie (Signatur Cq) sind unter 2153 Titeln 10 Inkunabeln, 327 aus dem 16. Jh, 336 aus dem 17. Jh, 144 aus dem 18. Jh und 1336 aus dem 19. Jh. Die Systemstelle beinhaltet die lateinische Literatur des Mittelalters und zahlreiche Schriften der Humanisten.

2.37 Der Bestand Neugriechisch (Signatur Cr) umfaßt insgesamt 45 Titel, davon einen aus dem 17. Jh, 4 aus dem 18. Jh und 40 aus dem 19. Jh. Es handelt sich u. a. um einführende Werke zum Sprachgebrauch und um Volksdichtung.

2.38 Die Systemgruppe Keltisch (Signatur Cs) umfaßt 56 Titel, davon einen aus dem 17. Jh, 2 aus dem 18. Jh und 53 aus dem 19. Jh. Neben vor allem sprachvergleichenden Titeln findet sich hier eine Reihe von Ossian-Ausgaben.

2.39 In der Systemgruppe Slawische Sprachen und Literaturen (Signatur Ct) stammen von insgesamt 277 Titeln 6 aus dem 17. Jh, 29 aus dem 18. Jh und 242 aus dem 19. Jh. Zu dieser Gruppe gehören auch die baltischen Sprachen mit Grammatiken und Handbüchern zur lettischen und litauischen Sprache. Die ältesten Titel sind Grammatiken der polnischen, der tschechischen und sorbischen Sprache, wobei zum Sorbischen auffallend viele Grammatiken und Wörterbücher vorliegen. Bei der Literatur ist eine Bevorzugung der Volksdichtung zu beobachten; lediglich die russische Literatur ist mit größeren Ausgaben der klassischen Dichter vertreten.

2.40 Die Systemgruppe Finnischer Sprachstamm (Signatur Cu), insgesamt 90 Titel, enthält 10 aus dem 18. Jh und 80 aus dem 19. Jh. Für das Finnische sind vor allem einführende Werke und literarische Sammlungen vorhanden. Zu den anderen Sprachen dieser Systemgruppe ist kein systematisch gewachsener Bestand erkennbar.

2.41 In der Systemgruppe Baskisch und Iberisch (Signatur Cv) gibt es 7 Titel aus dem 19. Jh, in der Systemgruppe Albanesisch (Cw) 3 Titel zur allgemeinen Sprachbeschreibung aus dem 19. Jh. Zigeunersprachen (Cx) sind mit 11 Titeln repräsentiert (je einer aus dem 17. und 18. Jh und 9 aus dem 19. Jh), die inhaltlich überwiegend ethnologisch bestimmt sind. Die Systemgruppe Künstliche Sprachen (Cy) verzeichnet 7 Titel aus dem 19. Jh, darunter 3 zum Weltsprachenproblem und 2 zu Volapük. Zu Sonstigen Sprachen (Cz) liegen 5 Titel vor (2 aus dem 18. Jh und 3 aus dem 19. Jh), die sich ausschließlich mit Gaunersprachen befassen.

Orientalische und außereuropäische Philologie

2.42 Die Orientalische und außereuropäische Philologie (Signatur CI) mit 6120 Titeln umfaßt eine Inkunabel, 225 Titel aus dem 16. Jh, 772 aus dem 17. Jh, 1527 aus dem 18. Jh sowie 3595 aus dem 19. Jh. Diese Sachgruppe enthält Literatur zur Orientalistik im weitesten Sinne und ist nicht allein auf die Philologie beschränkt. Hervorzuheben sind neben den Hebraica und Judaica arabische Drucke und Werke in anderen orientalischen Sprachen, die in der Frühzeit des Buchdrucks im Orient entstanden sind. Wegen ihrer lateinischen Titelfassungen sind Werke in orientalischen Sprachen im Katalog nicht immer erkennbar.

2.43 Von den 225 Titeln des 16. Jhs sind 203 in hebräischer Sprache, 2 in deutscher, 18 in lateinischer und jeweils ein Titel in französischer und griechischer Sprache. Von den 772 Titeln des 17. Jhs sind 25 in deutscher Sprache, 232 in lateinischer, 6 in französischer, 2 in griechischer, 477 in hebräischer, 5 in italienischer, 8 in niederländischer sowie 17 in anderen Sprachen. Von den 1527 Titeln des 18. Jhs sind 188 in deutscher Sprache, 359 in lateinischer, 36 in französischer, 14 in englischer, 2 in griechischer, 862 in hebräischer, 15 in italienischer, 5 in niederländischer, 5 in spanischer oder portugiesischer Sprache, 3 in skandinavischen sowie 38 in anderen Sprachen. Von den 3595 Titeln des 19. Jhs sind 1399 in deutscher Sprache, 310 in lateinischer, 264 in französischer, 248 in englischer, 6 in griechischer, 888 in hebräischer, 25 in italienischer, 7 in niederländischer, 12 in spanischer oder portugiesischer Sprache, 50 in skandinavischen sowie 386 in anderen Sprachen. 2.36

2.44 Die Orientalische Philologie allgemein (Signatur CIa) umfaßt 254 Titel, davon 3 aus dem 16. Jh, 32 aus dem 17. Jh, 51 aus dem 18. Jh und 168 aus dem 19. Jh. Ein umfangreicher Zeitschriftenbestand (29 Titel), eine Vielzahl vergleichender Schriften sowie polyglotter Lexika bilden den Grundstock. Semitische Sprachen allgemein (CIb) belaufen sich auf 114 Titel (22 aus dem 17. Jh, 13 aus dem 18. Jh und 79 aus dem 19. Jh), die sich vor allem mit vergleichender Grammatik der semitischen Sprachen und im 19. Jh auch mit Etymologie befassen. Hebräisch (CIc) ist mit insgesamt 2651 Titeln die umfangreichste Gruppe innerhalb der Orientalischen und außereuropäischen Philologien. Sie umfaßt eine Inkunabel, 175 Titel aus dem 16. Jh, 534 aus dem 17. Jh, 1096 aus dem 18. Jh und 845 aus dem 19. Jh (vgl. dazu die Sammlung Hebraica und Judaica, 2.264 ff.). Zum Bestand Nord- und Mittelsemitisch (CId) gehören 581 Titel, davon 15 aus dem 16. Jh, 54 aus dem 17. Jh, 62 aus dem 18. Jh und 450 aus dem 19. Jh.

2.45 Zu den Südsemitischen Sprachen (Signatur CIe) liegen 1038 Titel vor, 31 aus dem 16. Jh, 87 aus dem 17. Jh, 187 aus dem 18. Jh und 733 aus dem 19. Jh. Neben der umfangreichen Sammlung zum Arabischen sind die anderen Sprachanteile gering. Außer einer fundierten Sammlung zur Sprachbeschreibung gibt es eine Vielzahl von Schriftdenkmälern.

2.46 Der Bestand Ägyptisch und Koptisch (Signatur CIf) verzeichnet 230 Titel, einen aus dem 16. Jh, 7 aus dem 17. Jh, 26 aus dem 18. Jh und 196 aus dem 19. Jh. Die Systemgruppe Indische Sprachen (CIg) umfaßt 607 Titel, davon einer aus dem 17. Jh, 20 aus dem 18. Jh und 586 aus dem 19. Jh. Die Iranischen Sprachen (CIh) weisen 327 Titel auf, davon 25 aus dem 17. Jh, 24 aus dem 18. Jh und 278 aus dem 19. Jh. Die Systemgruppe Kaukasische Sprachen (CIi) enthält 14 Titel, davon einen aus dem 17. Jh und 13 aus dem 19. Jh. Uralisch-altaische Sprachen (CIk) sind mit 118 Titeln vertreten, davon 3 aus dem 17. Jh, 15 aus dem 18. Jh und 100 aus dem 19. Jh. Die finno-ugrischen Sprachen sollten hier ausgenommen sein (s. o.), tauchen aber im allgemeinen Teil doch häufiger auf. Den größten Anteil haben Titel zur türkischen Sprache.

2.47 Zu Japanisch und Koreanisch (Signatur CIl) gibt es lediglich 12 Titel aus dem 19. Jh. Zu Dravidisch und Malaiisch (CIm) sind 30 Titel vorhanden, davon 2 aus dem 17. Jh, 19 aus dem 18. Jh und 9 aus dem 19. Jh. Das Tamilische und das Indonesische sind hier mit einigen Grammatiken und übersetzten Dichtungen repräsentiert. Chinesisch und andere einsilbige Sprachen (CIn) weisen 73 Titel auf, davon 4 aus dem 17. Jh, 13 aus dem 18. Jh und 56 aus dem 19. Jh. Die Mehrheit betrifft das Chinesische, wo neben Sprachlehren und literarischen Texten auch Titel zur Geschichte Chinas vorhanden sind. In der Systemgruppe Afrikanische, Amerikanische und Australische Sprachen (CIo) sind 71 Titel verzeichnet, einer aus dem 18. Jh und 70 aus dem 19. Jh. Die Sprachen sind alphabetisch geordnet, der Bestand setzt sich vorwiegend aus einer eher zufälligen Auswahl an Grammatiken und Wörterbüchern zusammen.

Karin Schmidt

Kunst

2.48 Der Gesamtbestand Kunst (Signatur D) von 2627 Titeln umfaßt 79 Titel aus dem 16. Jh, 137 aus dem 17. Jh, 433 aus dem 18. Jh sowie 1978 aus dem 19. Jh. In diesen Zahlen nicht enthalten sind Titel zur griechischen und römischen Kunst, die bei Archäologie und Volkskunde (Signatur Sc, s. u. 2.242) erfaßt sind.

2.49 Von den 79 Titeln des 16. Jhs sind in deutscher Sprache 11 Titel, in lateinischer 56, in französischer und griechischer Sprache je einer, in italienischer 6 und in niederländischer Sprache 4. Von den 115 Titeln des 17. Jhs sind 38 in deutscher Sprache, 27 in lateinischer, 35 in französischer, einer in griechischer, 6 in italienischer, 7 in niederländischer sowie einer in spanischer Sprache. Von den 433 Titeln des 18. Jhs sind 344 in deutscher Sprache, 12 in lateinischer, 52 in französischer, einer in englischer, 16 in italienischer, 3 in niederländischer, 4 in spanischer oder portugiesischer sowie einer in schwedischer Sprache.

2.50 Von den 1978 Titeln des 19. Jhs sind 1824 in deutscher Sprache, 6 in lateinischer, 81 in französischer, 22 in englischer, 21 in italienischer, 7 in niederländischer, 4 in spanischer oder portugiesischer sowie 13 in schwedischer Sprache.

2.51 Der Bestand gliedert sich in Allgemeines (Signatur Da) mit 462 Titeln, Dichtkunst (Db) mit 124, Beredsamkeit (Dc) mit 37, Musik (Dd) mit 1074, Schauspiel und Theater (De) mit 152, Malerei (Df) mit 359, Skulptur (Dg) mit 77, Baukunst (Dh) mit 305 sowie Kunstgewerbe (Di) mit 37 Titeln.

2.52 In der Systemgruppe Allgemeines überwiegen Schriften aus dem 19. Jh (ca. 80 Prozent). Unter den wenigen älteren Titeln (24 aus dem 16. Jh, 10 aus dem 17. Jh, 72 aus dem 18. Jh) sind u. a. Jan V. de Vries' Artis perspectivae (Antwerpen 1568) und Joachim von Sandrarts L'academia Tedesca della architectura, scultura e pittura. Oder: Teutsche Academie der edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste (Nürnberg 1675-1679). Erwähnenswert ist die Geschichte der Kunst des Altertums von Johann Joachim Winckelmann (Dresden 1764). Zu den 356 Titeln des 19. Jhs gehören 61 allgemeine Darstellungen, 83 kunstgeschichtliche und 41 theoretische Abhandlungen zur Kunst der einzelnen Länder, insbesondere Deutschlands, Italiens und Österreichs. Neben einigen Bibliographien, Biographien, Enzyklopädien und Handbüchern sind u. a. auch 25 Führer überwiegend durch deutsche Museen und Ausstellungen sowie 43 Sammlungen zu Kunstdenkmälern verzeichnet. Hervorzuheben ist Literatur zu Bau- und Kunstdenkmälern aller deutschen Länder wie Friedrich Schlies Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin (Schwerin 1896-1902). Werke namhafter Kunsthistoriker des 19. Jhs, wie Rudolf von Eitelberger, Karl von Rumohr, August Schmarsow und Gustav Friedrich Waapen, sind gut vertreten.

2.53 Die Literatur zur Dichtkunst besteht größtenteils aus theoretischen Abhandlungen zur Poetik oder zu einzelnen Formen und Gattungen (82 Prozent). Auch hier dominiert das 19. Jh (71 Titel) neben wenigen Titeln aus früheren Jahrhunderten (4 aus dem 16. Jh, 10 aus dem 17. Jh, 39 aus dem 18. Jh). Die beiden ältesten Drucke sind De poeta (Venedig 1559) von Antonio S. Minturno und Poetices libri septem (o. O. 1561) von Julius C. Scaliger. Erwähnenswert ist auch die Ausführliche Redekunst von Johann Christoph Gottsched (Leipzig 1736).

2.54 Zur Literatur der Beredsamkeit gehören 8 Titel aus dem 16. Jh, 7 aus dem 17. Jh, 14 aus dem 18. Jh und 8 aus dem 19. Jh mit überwiegend allgemeinen Darstellungen der Rhetorik. Der älteste Druck ist De ratione dicendi von Alonso Garcia y Matamoros (Toledo 1548).

2.55 In der Systemgruppe Musik, der umfangreichsten des Bestandes, machen Schriften des 19. Jhs 80 Prozent aus. Die Literatur der früheren Jahrhunderte ist mit 15 Titeln aus dem 16. Jh, 15 aus dem 17. Jh und 182 aus dem 18. Jh vertreten. Unter den Titeln des 16. Jhs befindet sich u. a. Martin Agricolas Musica instrumentalis deudsch (Wittenberg 1529). Erwähnenswert aus den nachfolgenden Jahrhunderten sind neben 3 Rostocker Drucken des 17. Jhs Athanasius Kirchers Musurgia universalis (Rom 1560), Jean Philippe Rameaus Démonstration du principe de l'harmonie servant de base à tout l'art musical théorique et pratique (Paris 1750) sowie Ernst Florens Chladnis Neue Entdeckungen über die Theorie des Klanges (Leipzig 1787) und Die Akustik (Leipzig 1802). Unter den Werken des 19. Jhs finden sich musikgeschichtliche Arbeiten, Abhandlungen zur musikalischen Formen- und Harmonielehre, Musiktheorie und Instrumentenkunde, Lehrbücher, Enzyklopädien sowie Schriften über einzelne Musiker. Die Literatur zur Kirchenmusik ist fast ausschließlich der Systemgruppe Praktische Theologie (Signatur Fk) zugeordnet.

2.56 Bei Schauspiel und Theater überwiegt die Literatur aus dem 19. Jh (78 Prozent). Vorhanden sind größtenteils Werke zur Theatergeschichte und Schauspielkunst. Zu den 33 Titeln aus dem 18. Jh gehört u. a. François Hédelin d' Aubignacs La pratique du théâtre (Amsterdam 1715).

2.57 In der Systemgruppe Malerei entfallen 70 Prozent der Titel auf das 19. Jh. 16 Titel stammen aus dem 16. Jh, je 46 aus dem 17. und dem 18. Jh. Es handelt sich vor allem um Schriften zur Geschichte und Theorie der Malerei, Abhandlungen zur Perspektive, Anleitungen zur Zeichenkunst, Künstlerbiographien sowie Abbildungen und Beschreibungen von Werken der Malerei und Graphik. Zu den ältesten Drucken gehören Hieronymus Cocks Operum antiquorum Romanorum hinc inde per diversas Europae regiones extructorum reliquias ac ruinas ...libellus hic nonus continet (o. O. 1562) sowie Abraham Bosses Traité des pratiques géométrales et perspectives enseignées dans l'Académie Royale de la Peinture et Sculpture (Paris 1665). Die kleine Systemgruppe Skulptur enthält mit Ausnahme eines Titels aus dem 18. Jh nur Literatur aus dem 19. Jh. Neben allgemeinen Darstellungen zur Plastik sind insbesondere Abhandlungen von und über Vertreter des Klassizismus vorhanden wie Christian Daniel Rauch, Johann Gottfried Schadow und Bertel Thorvaldsen.

2.58 In der Baukunst bilden Werke aus dem 19. Jh den Schwerpunkt (65 Prozent). Ältere Literatur ist mit 12 Titeln aus dem 16. Jh, 49 Titeln aus dem 17. Jh und 46 Titeln aus dem 18. Jh vertreten. Es finden sich vorrangig Darstellungen zur Zivilbaukunst, zur sakralen Baukunst sowie zur Geschichte und Theorie der Architektur. Erwähnenswert ist Marcus Vitruvius Pollios De architectura libri decem (Venedig 1497), das allerdings der Geschichte (Signatur R) zugeordnet ist. Bemerkenswerte ältere Titel sind weiterhin Leon Battista Albertis In dieci libri de l'architettura (Venedig 1546), Joseph Furttenbachs Architectura universalis (Ulm 1633) und Nicolaus Goldmanns Vollständige Anweisung zu der Civil-Baukunst (Wolfenbüttel 1696). Zur Systemgruppe Kunstgewerbe gehören nur wenige Titel (ausschließlich aus dem 19. Jh) zu Goldschmiede-, Keramik- und Porzellanarbeiten neben allgemeinen und geschichtlichen Darstellungen zum Kunstgewerbe.

Ursula Hannemann

Philosophie

2.59 Der Gesamtbestand Philosophie (Signatur E) von 2822 Titeln umfaßt 29 Inkunabeln, 171 Titel aus dem 16. Jh, 311 aus dem 17. Jh, 767 aus dem 18. Jh sowie 1544 aus dem 19. Jh. Von den 171 Titeln des 16. Jhs sind in lateinischer Sprache 163 Titel, in italienischer 5, in französischer 3. Von den 192 Titeln des 17. Jhs sind 9 in deutscher Sprache, 135 in lateinischer, 43 in französischer, 4 in englischer und einer in spanischer. Von den 767 Titeln des 18. Jhs sind 527 in deutscher Sprache, 131 in lateinischer, 84 in französischer, 23 in englischer und je einer in italienischer und spanischer Sprache. Von den 1544 Titeln des 19. Jhs sind 1431 in deutscher, 31 in lateinischer, 34 in französischer und 33 in englischer Sprache sowie 15 in skandinavischen Sprachen.

2.60 Der Bestand gliedert sich in Allgemeines (Ea) mit 203 Titeln, Altertum und Mittelalter (Eb) mit 557, Neuere Philosophie bis Kant (Ec) mit 768 sowie Philosophie von (einschließlich) Kant bis zur Gegenwart (Ed, Ee) mit 1294.

2.61 In der Systemgruppe Allgemeines ist neben wenigen enzyklopädischen Werken eine größere Anzahl von allgemeinen Einführungen, systematischen Überblicken und philosophiegeschichtlichen Darstellungen vorhanden, die überwiegend aus dem 19. Jh (163 Titel) stammen. Unter den 5 Titeln aus dem 17. Jh und 35 Titeln aus dem 18. Jh sind u. a. Johannes Micraelius' Lexicon philosophicum (Jena 1653) und Johann J. Bruckers Historia critica philosophiae (Leipzig 1742-1767).

2.62 In der Systemgruppe Altertum und Mittelalter (einschließlich des Übergangs zur Neuzeit) sind Werke der Philosophen des Altertums fast ausschließlich der Systemgruppe Klassische Philologie (Signatur Cb) zugeordnet. Hervorzuheben sind 29 Inkunabeln, u. a. Albertus Magnus' Philosophia naturalis (Venedig 1496). Bemerkenswert sind 168 Drucke aus dem 16. Jh, darunter 5 Rostocker Drucke sowie 25 Werke von Melanchthon. Weiterhin befinden sich 185 Titel aus dem 17. Jh, 47 aus dem 18. Jh sowie 128 aus dem 19. Jh in dieser Systemgruppe. Einen Schwerpunkt bildet die aristotelische Philosophie mit Werkausgaben, Kommentaren und Schriften späterer Autoren (244 Titel).

2.63 In der Systemgruppe Neuere Philosophie bis Kant sind unter 2 Titeln aus dem 16. Jh und 120 aus dem 17. Jh vor allem Francis Bacon, Thomas Hobbes und René Descartes vertreten. Beachtenswert sind 36 zeitgenössische Ausgaben von Descartes, u. a. die Principia philosophiae (Amsterdam 1644). Schriften von und über Spinoza sind zahlreich vertreten.

2.64 Die philosophische Literatur des 18. Jhs bildet mit 527 Titeln den Hauptteil dieser Systemgruppe. Die Werke der französischen Aufklärung sind gut belegt, allerdings fast ausschließlich der Französischen Philologie zugeordnet (Signatur Ck). Vorhanden ist u. a. Rousseaus Du contract social ou principes du droit politique (Amsterdam 1762). In geringerem Umfang ist auch die englische Aufklärung vertreten, vor allem mit Werken von und über George Berkeley, David Hume und John Locke. Vorrangig findet sich deutsche Philosophie des 18. Jhs (ca. 80 Prozent) mit Werken von Leibniz, Moses Mendelssohn und vor allem Christian Wolff in 68 zeitgenössischen Ausgaben, darunter Philosophia practica universalis (Frankfurt 1738-1739) sowie Jus gentium (Halle und Magdeburg 1749). Die Literatur des 19. Jhs (119 Titel) enthält Darstellungen zur neueren Geschichte der Philosophie und Schriften über bedeutende Philosophen der Neuzeit.

2.65 In der Systemgruppe Philosophie von Kant bis zur Gegenwart entfallen fast 90 Prozent auf Titel aus dem 19. Jh, größtenteils auf die deutsche Philosophie. Einen Schwerpunkt stellt die Sammlung von Werken Kants mit 78 Ausgaben dar, darunter 19 Erstausgaben, u. a. Kritik der reinen Vernunft (Riga 1781), sowie ca. 50 Arbeiten zu seiner Philosophie. Einen weiteren Komplex bilden die Schriften des deutschen Idealismus mit Werken von Fichte, Schelling und Hegel, wobei Fichte mit 41 Ausgaben vertreten ist, darunter Der geschlossene Handelsstaat (Tübingen 1800). Relativ schwach belegt sind der französische und der englische Positivismus; lediglich die Werke von Auguste Comte und John Stuart Mill sind hervorzuheben. Erwähnenswert sind Ludwig Feuerbach, Arthur Schopenhauer, Sören Kierkegaard und Friedrich Nietzsche in zeitgenössischen Ausgaben. Gut repräsentiert sind Autoren des 19. Jhs wie Friedrich Eduard Beneke, Gustav Theodor Fechner, Jakob Friedrich Fries, Eduard von Hartmann, Johann Friedrich Herbart, Rudolf Hermann Lotze, Johann Karl Friedrich Rosenkranz und Wilhelm Wundt. Schließlich enthält diese Gruppe kleinere Sammlungen von Schriften zur Ästhetik (53 Titel), Anthropologie (26), Erkenntnistheorie (37), Ethik (56), Logik (69), Metaphysik (59) und Religionsphilosophie (48).

Ursula Hannemann

Christliche Theologie

2.66 Von den ausgezählten 24.908 Titeln zur Christlichen Theologie (Signatur F) sind 347 Inkunabeln, 4569 stammen aus dem 16. Jh, 4782 aus dem 17. Jh, 6378 aus dem 18. Jh und 8832 aus dem 19. Jh. In der umfangreichen Sammlung zur Theologie sind damit alle Jahrhunderte gut vertreten. Der historisch gewachsene Fächerkomplex ist nach drei Kriterien geordnet: (1) Historische Theologie, gegliedert in Bibelwissenschaft, d. h. die Exegese des Alten und des Neuen Testaments sowie alttestamentliche und neutestamentliche Theologie, Kirchengeschichte, Theologiegeschichte, kanonistische Rechtsgeschichte (s. Recht, Signatur J) und Religionsgeschichte; (2) Systematische Theologie, d. h. Dogmatik, Ethik und Fundamentaltheologie; (3) Praktische Theologie, d. h. Pastoraltheologie, Kirchenrecht (vgl. 2.117), Liturgiewissenschaft und Religionspädagogik.

2.67 Von den 1009 ausgezählten Titeln der Generalia zur Theologie (Signatur Fa) sind 32 aus dem 15. Jh, 166 aus dem 16. Jh, 146 aus dem 17. Jh, 280 aus dem 18. Jh und 388 aus dem 19. Jh. Es finden sich neben Bibliographien, Katalogen und Literaturzeitschriften Literatur zur Geschichte der Theologie (aus dem 18. und 19. Jh), Literärgeschichte allgemein und zu einzelnen Ländern und Städten, zu Konfessionen und Jahrhunderten sowie Theologenlexika. Beispiele sind J. Tritheim, Catalogus scriptorum ecclesiasticorum (Köln 1531), Literatur über einzelne Theologen, Enzyklopädien und Methodologien von Protestanten und Katholiken, ferner Werke zum Studium, wie De recte reformando theologiae studio (Basel 1556) von Andreas Hyperius, dem Begründer der Praktischen Theologie als wissenschaftlicher Disziplin, oder auch David Chytraeus, De studio theologiae recte inchoando (Rostock 1572). Überdies liegen Werke vor zu allen oder mehreren Teilen der Theologie, darunter auch enzyklopädische und lexikalische Werke, wie D. Chytraeus, Onomasticon theologicum (Wittenberg 1560 u. ö.); des weiteren sind Rezensionsorgane aus dem 18. und 19. Jh vorhanden sowie Zeitschriften und auch Kirchenzeitungen, von denen die älteste Altes und Neues aus dem Schatz theologischer Wissenschaften (1701-1761) ist, hrsg. von Valentin Ernst Löscher. Aus der Fülle späterer Zeitschriften seien hervorgehoben J. C. Colers Acta historico-ecclesiastica (1734-1766), das kirchliche Nachrichtenblatt des 18. Jhs, oder Johann August Ernestis Neue theologische Bibliothek (1760-1777). Für die rationalistische Theologie ist u. a. bezeichnend das Neue kritische Journal der theologischen Literatur, hrsg. von G. B. Winer und V. Engelhardt (1824-1830). Auch Friedrich Schleiermachers Theologische Zeitschrift (1819-1822) liegt vor, ebenso die Theologischen Studien und Kritiken (1828-1920).

2.68 Politisch und kirchlich wirksam waren die Allgemeine Kirchenzeitung, hrsg. von E. Zimmermann (1822-1851), und mehr noch die Evangelische Kirchenzeitung, hrsg. von Ernst Wilhelm Hengstenberg (1827-1886). Von den katholisch-theologischen Zeitschriften sind vorhanden die Theologische Quartalschrift (1840-1893) und die Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland, hrsg. von Joseph Görres und Carl Ernst Jarcke (1854-1893). Schließlich stehen hier die Gesammelten Werke und Abhandlungen einzelner Autoren (ohne Kirchenväter und christliche Schriftsteller bis zur Reformation) sowie Festschriften und Varia, so von T. Beza (1573 u. ö.), J. Brenz (1576), Erasmus (1540), C. Contarini (1571), Georg III. von Anhalt (1555) wie auch von Thomas von Aquin (1508) und U. Zwingli (1581).

2.69 Von den 1224 ausgezählten Titeln der Systemgruppe Bibelausgaben (Signatur Fb) sind 35 aus dem 15. Jh, 280 aus dem 16. Jh, 217 aus dem 17. Jh, 327 aus dem 18. Jh, 376 aus dem 19. Jh. Die Sachgruppe wird eingeleitet durch allgemeine Literatur zur Auslegung und Erläuterung der Bibel. Die umfangreiche Sammlung von Bibelausgaben gliedert sich in Ausgaben der Bibel im Grundtext, das Alte Testament im ganzen und in einzelnen Teilen (s. auch Signatur CIc). Die ältesten Ausgaben sind die des Daniel Bomberg (5 Ausgaben zwischen 1518 und 1544, darunter die zweite von Jakob Ben Chajim, 1524-1525, sowie 3 weitere gedruckt bei Froben 1536, Stephanus 1539-1556 und Plantin 1566). Zu den späteren gehören die von D. E. Jablonski (1699), J. H. Michaelis (1720) und B. Kennicott (1776-1780). Auch Erläuterungsschriften zum Koran liegen vor, u. a. Theodor Biblianders Alcoranus Machumetis. Ex Arabica Lingua ... translatus (Basel 1543).

2.70 Die Biblia Graeca ist in einer Ausgabe von Aldus (1518) vorhanden (nach Brunet eine édition belle et rare), doch fehlt auch die von R. Holmes und J. Parson (1798-1827) nicht. Die nächste Gruppe umfaßt die Polyglotten, die zwischen 1539 und 1849 erschienen sind. Die älteste Ausgabe des Neuen Testaments ist Testamentum Novum. Ex Bibliotheca Regia (Paris 1550) von Robert Estienne, gefolgt von Ausgaben aus dem 18. und 19. Jh. Die Sammlung lateinischer Bibelausgaben beginnt mit einer Biblia latina (Nürnberg 1501), der viele andere folgen.

2.71 Bei den Bibelausgaben in orientalischen Sprachen gibt es chaldäische Ausgaben (ab 1535), samaritanische (18. und 19. Jh), syrische (17. bis 19. Jh), hebräische (von 1537 bis ins 19. Jh), arabische (18. und 19. Jh), äthiopische (17. bis 19. Jh), ägyptische (18. und 19. Jh), armenische (17. und 18. Jh), georgische (2 Ausgaben ohne weitere Angaben), persische (18. und 19. Jh), aber auch solche in Kalmückisch und Tamilisch. Die Bibelübersetzungen in germanische Sprachen beginnen mit einer Ausgabe des Ulfilas (Wulfila) durch J. C. Zahn (1805) und Literatur zum Codex argenteus und anderen gotischen Codices der Ambrosiana, alle aus dem 19. Jh.

2.72 Es folgen die deutschen Bibelübersetzungen, beginnend mit den vorlutherischen, die oberdeutschen (alle 19. Jh) und die niederdeutschen. Luthers Übersetzung ist in zahlreichen Ausgaben vorhanden, so Das Alt Testament zu teütsch (Zürich 1525), Das New Testamet grudtlich und recht verteütscht (Zürich 1525), Biblia, das ist Die gantze Heilige Schrifft Deudsch (Wittenberg 1544-1545) und die niederdeutschen Ausgaben Dat Olde Testament düdesch (Wittenberg 1525), Dat nye Testament düdesch (Wittenberg 1525) und De Biblie uth der uthlegginge Doctoris Martini Luthers yn dyth ddesche (Lübeck 1533-1534). Ferner liegen nachlutherische Übersetzungen vor, katholische, wie die von J. Dietenberger (1572), und protestantische, wie die von J. Piscator (1602).

2.73 Übersetzungen und Sekundärliteratur dazu sind vorhanden in Holländisch (1564-1812), Schwedisch (1541-1884), Dänisch (1633-1771), Englisch (1599-1900). Weitere Übersetzungen sind französische (1550-1811), italienische (1607-1893), spanische (1602-1726), portugiesische (1712-1840), kirchenslawische (1712), böhmische oder tschechische und slowakische (1577-1865), polnische (1563-1837) und russische (1579-1822) sowie solche in baltischen (1739-1817) und anderen europäischen Sprachen. Die Gruppen werden abgeschlossen durch polyglotte Übersetzungen und Literatur zu Bilderbibeln, Paraphrasen der Bücher des Alten und des Neuen Testaments, Summarien und Historienbibeln, die auch als Schulbücher gedacht waren (vertreten durch Petrus Comestors Historia scholastica, Paris 1518), und Biblische Geschichte für den Schulgebrauch, u. a. S. Castellios Dialogi sacri (Basel 1548 u. ö.).

2.74 Von den 4018 ausgezählten Titeln der Systemgruppe Bibel-Apparat (Signatur Fc) sind 15 aus dem 15. Jh, 250 aus dem 16. Jh, 648 aus dem 17. Jh, 1330 aus dem 18. Jh, 1774 aus dem 19. Jh. Die Systemgruppe beginnt mit Einleitungen in die Bibel, Schriften über den Kanon und über die Authentie der Bibel. Die Kritik des Bibeltextes umfaßt die Geschichte und Theorie der biblischen Kritik sowie Sammlungen und Untersuchungen zur Kritik des Alten und des Neuen Testaments. Die Sachgruppe Hermeneutik der Bibel umfaßt die Geschichte der Hermeneutik und die Hermeneutik des Alten und Neuen Testaments sowie spezielle Probleme der Hermeneutik. Die Sachgruppe Philologia Sacra beinhaltet propädeutische Schriften zur hebräischen Sprache, Lexika und analytische Schriften zum Alten Testament, zur chaldäischen Sprache, zur griechischen Sprache und zur biblischen Gräzität, ferner Wörterbücher und Glossarien, Konkordanzen und Indices in hebräischer, griechischer, lateinischer, deutscher und in mehreren anderen Sprachen. Als Beispiele für Autoren, deren Werke in dieser Systemgruppe zu finden sind, seien genannt Thomas von Aquin (1677), Nikolaus von Lyra (1502), J. Gerson (1502), H. Bullinger (1538), M. Flacius (1567), S. Glassius (1668), A. Rivetus (1627), A. H. Francke (1717), J. J. Rambach (1741), J. A. Turrettini (1728), G. T. Strobel (1773) und E. Nagel (1896).

2.75 Die Sachgruppe Biblische Archäologie beginnt mit der Literatur zur Geschichte, es folgt Literatur zu Sammlungen und Ausgrabungen. Der Teil Hebräische Altertümer enthält u. a. Carolus Sigonius, De republica Hebraeorum (Hannover 1608), Petrus Cunaeus, De republica Hebraeorum (Leiden 1617), Thomas Goodwin, Moses et Aaron (Bremen 1616) und Melchior Leydekker, De republica Haebraeorum libri XII. (Bremen 1704). Unter den Werken über gottesdienstliche Altertümer und die Symbolik des alttestamentlichen Kultus, heilige Orte, Personen, Handlungen und Zeiten sind Rudolfus Hospinianus' De festis Judaeorum et Ethnicorum (Gent 1611) und John Spencer, De legibus Hebraeorum ritualibus et earum rationibus (Cambridge 1685). Daran schließen sich die folgenden Sachgruppen an: Ungesetzliche Kulte (Götzendienst); Staatsrechtliche Altertümer wie Staatsverfassung, Gerichtsverfassung, Polizei und Finanzwesen, Kriegswesen; Häusliche Altertümer wie Familienleben mit Werken wie John Seldenus, Uxor Ebraica (London 1646) oder Martin Geier, De Ebraeorum luctu lugentiumque ritibus (Leipzig 1666); Beschäftigung und Gewerbe, Wissenschaft und Kunst; Biblische Geographie und Völkerkunde, darunter Palaestina ex monumentis veteribus illustrata (Utrecht 1714) und Antiquitates sacrae veterum Ebraeorum (Leipzig 1713) von Hadrian Reland. Die seit dem 16. Jh unternommenen Orientreisen der Europäer, deren Berichte indirekte Beiträge zur biblischen Archäologie darstellen, stehen bei Geographie (Signatur Q; vgl. 2.214 ff.). Biblische Mathematik und die Biblischen Naturwissenschaften sind repräsentiert durch Johann Heinrich Ursinus, Arboretum biblicum (Nürnberg 1663) oder Samuel Borchart, Hierozoicon (London 1663); die Biblische Medizin durch Christian Ehrenfried Eschenbach, Scripta medico-biblica (Rostock 1779); die Biblische Chronologie und Geschichte durch Quellenwerke des Josephus Flavius, z. B. Opera graeca (Basel 1544 u. ö.), sowie allgemeine Schriften über die Chronologie der Bibel.

2.76 Von den 1229 ausgezählten Titeln zur Bibelexegese (Signatur Fd) sind 22 Inkunabeln, 366 stammen aus dem 16. Jh, 209 aus dem 17. Jh, 147 aus dem 18. Jh und 487 aus dem 19. Jh. Die Systemgruppe beginnt mit Kommentaren zur ganzen Bibel, unterschieden nach Protestanten und Katholiken. Es folgen Erläuterungen über einzelne Stellen der Bibel und Kommentare zum Alten und Neuen Testament. Die umfangreiche Sammlung umfaßt aus den verschiedenen Jahrhunderten u. a. Werke von Hugo von St. Cher, Nikolaus von Lyra, Dionysius dem Karthäuser, Cajetan, K. Pellikan, V. Dietrich, J. Calvin, E. Sarcerius, J. Brenz, L. Osiander, Cornelius a Lapide, J. Piscator, L. de Dieu, H. Grotius, D. Paraeus, J. Quistorp d. Ä., A. Prückner, J. Coccejus, J. Olearius, A. Calmet und J. Lange. Die Literatur speziell zum Alten Testament ist u. a. repräsentiert durch T. Hackspan (1664), J. Thilo (1680), L. Cappelus (1680) und J. Clericus (1708-1731); die zum Neuen Testament durch L. Valla (1501), Erasmus (1522), A. Marloratus (1561), V. Strigel (1565), B. Aretius (1580), A. Salmeron (1597-1601), J. Drusius (1632), D. Heinsius (1639), F. Gomarus (1644), H. Hammond (1653), J. Crell (1656), J. Pricaeus (1660), I. de Beausobre (1718) und J. A. Bengel (1742). Das Schrifttum der Reformatoren ist umfassender vorhanden als das des Katholizismus und des Calvinismus. Auch im Bestand der nachreformatorischen Zeit sind keine nennenswerten Lücken zu erkennen.

2.77 Von den 639 ausgezählten Titeln der Systemgruppe Kirchenväter (Signatur Fe) sind 32 Inkunabeln, 150 entstammen dem 16. Jh, 90 dem 17. Jh, 68 dem 18. Jh und 303 dem 19. Jh. Hier stehen die Werke der Kirchenväter und Kirchenschriftsteller bis zum 19. Jh mit Erläuterungen und Kritiken. Ausgenommen sind diejenigen Schriften, die nicht der Patristik (Patrologie) angehören, sondern als gesonderte Bibelkommentare, Kirchengeschichte usw. diesen Abteilungen einverleibt sind. Die Gruppe beginnt mit den einleitenden Schriften der altchristlichen Literaturgeschichte. Es folgen die reichhaltigen Sammlungen von Schriften der Kirchenväter, wie Maxima bibliotheca patrum (1677), Andreas Gallandius, Bibliotheca patrum graeco-latina veterum patrum (1765-1781), Jacques Paul Migne, Cursus completus patrologiae (1844-1866) und der Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum (1866-1867) sowie Griechische christliche Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte (1897-1898). Weitere Erklärungsschriften zu Kirchenvätern und christlichen Schriftstellern der einzelnen Jahrhunderte schließen sich an.

2.78 Neben den Ausgaben des 16. Jhs finden sich die der Mauriner, insbesondere mit einer Reihe vortrefflicher Ausgaben der Kirchenväter. Von den griechischen Kirchenvätern finden sich Ausgaben von Athanasius (1564), Basilius (1551 u. ö.), Gregor von Nazianz (1550), Johannes Chrysostomus (1503) und die Maurinerausgaben (1718-1738); von den lateinischen Kirchenvätern sind u. a. die folgenden Ausgaben vorhanden: Hilarius von Poitiers, Lucubrationes (Basel 1523 u. ö.), Ambrosius episcopus Mediolanensis, Opera omnia (Basel 1492 u. ö.), Hieronymus Eusebius Stridonensis, Opera omnia (Basel 1516 u. ö) sowie die Opera omnia (Basel 1529) von Aurelius Augustinus und Opera (Paris 1518) von Gregor I. Neben den dogmatischen Lehrbüchern des 17. Jhs, die unter der Bezeichnung theologia patristica einen Abriß der Lehre der Kirchenväter geben, entwickelte sich im 18. Jh die Dogmengeschichte. Unter den zahlreich vorhandenen Werken zur Patristik sind die von A. von Harnack, F. Loofs, G. Krüger, L. Duchesne und P. Batiffol.

2.79 Von den 3294 ausgezählten Titeln zur Kirchengeschichte (Signatur Ff) sind 10 Inkunabeln, 218 sind aus dem 16. Jh, 494 aus dem 17. Jh, 733 aus dem 18. Jh, 1825 aus dem 19. Jh. Da die Darstellung der Geschichte der christlichen Kirche seit dem Mittelalter von der Weltgeschichte nicht mehr zu trennen ist, ist eine Reihe von Werken der Systemgruppe Geschichte zugeordnet (Signatur R, s. a. 2.224 ff.). Die ältesten Beispiele dieser Bestandsgruppe sind Sebastian Francks Chronica, oder Zeytbuch und geschijchtbibel von anbeginn biss inn diss gegenwertig MDXXXJ jar (Straßburg 1531), Gottfried Arnolds Unpartheyische Kirchen- und Ketzerhistorie (Frankfurt a. M. 1699-1700 u. ö.) und Erasmus' Bearbeitung von Johann Carions Chronica (Wittenberg 1549 u. ö.) sowie Chronicon Carionis latine expositum et auctum Philipp Melanchthon (Wittenberg 1558). Weitere kirchenhistorische Werke im Bestand sind Georg Maior, Vitae patrum in usum ministrorum verbi repurgatae (Wittenberg 1544), Heinrich Panthaleon, Chronographia ecclesiae christianae (1550) und Robert Barnes, Bapst trew Hadriani iiij (mit Luthers Vorrede; Wittenberg 1545). Die Reformatoren haben ebenfalls wesentlich zur Kirchengeschichtsschreibung beigetragen, beginnend mit Matthias Flacius' Catalogus testium veritatis (Basel 1556).

2.80 Der umfangreiche Bestand umfaßt einleitende Schriften, Geschichte und Literatur sowie Schriften zur Kirchengeschichte von Protestanten, wie K. Hedio, Chronica der alten christlichen Kirchen (1545 u. ö.) und Centuriatores Magdeburgici. Ecclesiastica historia (Basel 1559-1574). Ihnen stehen als katholisches Gegenstück Cäsar Baronius' Annales ecclesiastici (1601-1603 u. ö.) gegenüber. Für das geschichtliche Selbstverständnis der Reformation erschien im lutherischen Bereich David Chytraeus, Historia der Augsburgischen Confession (Rostock 1576). Das früheste evangelische Kompendium der Kirchengeschichte im Bestand verfaßte Johann Pappus (1584), während das früheste reformierte von Johann Heinrich Hottinger d. Ä. (1651-1657) stammt. Der römische Katholizismus hat neben Baronius noch weitere Werke der Gegenreformation hervorgebracht, die im Bestand sind. Dazu gehören Louis Maimbourg, Histoire du Luthéranisme (1630), Veit Ludwig von Seckendorf, Commentarius ...de Lutheranismo (1692) und die umfangreiche Materialsammlung Vollständige Reformations-Acta und Documenta, hrsg. von Valentin Ernst Löscher (1720-1729).

2.81 Das Schrifttum des Pietismus ist vertreten durch August Hermann Francke, Segensvolle Fußstapfen des noch lebenden und waltenden Gottes (1709), das der Aufklärung durch J. G. Walch, Historische und theologische Einleitung in die Religionsstreitigkeiten ... (1730-1736), durch Johann Matthias Schröckh, Christliche Kirchengeschichte (1768-1813) und Gottlieb Jacob Planck, Geschichte der christlich-kirchlichen Gesellschaftsverfassung (1803-1809); das Schrifttum des 19. Jhs ist durch Joseph und Isaac Milners History of the Church of Christ (deutsch 1804) und Johann August Neanders Allgemeine Geschichte der christlichen Kirche und Religion (1825-1852) vertreten, doch fehlen auch nicht Werke von J. K. L. Gieseler, K. von Hase, F. Böhringer, F. C. Baur, R. Rothe, P. K. Marheineke, A. Ritschl und A. von Harnack.

2.82 Es folgt eine größere Sammlung zur Geschichte der Konzilien und Synoden, die mit Literatur und einleitenden Schriften sowie allgemeiner Geschichte mit Aktensammlungen beginnt. Es schließen sich Abhandlungen und Aktensammlungen an über die ökumenischen Konzilien und über Provinzialkonzilien sowie die Sammlung über die einzelnen Konzilien und Synoden von Nicaea, Konstanz, Trient usw., wobei die Literatur zum Tridentischen Konzil (Gegenreformation) am umfangreichsten ausfällt. An Quellenwerken sind vorhanden: Epistolae genuinae pontificum Romanorum a sancto Clemente usque ad sanctum Leonem, hrsg. von Carl Schönemann (1796), Epistolae Romanorum pontificum genuinae a sancto Hilario usque ad Pelagium II., hrsg. von Andreas Thiel (1872), Magnum oecumenicum concilium Constantiense, hrsg. von Hermann von der Hardt (1700-1742), die Monumenta conciliorum generalium seculi XV concilium Basiliense, hrsg. von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien (1857), die Acta concilii Constanciensis, hrsg. von Heinrich Finke (1896-1897), Concilium Basiliense, hrsg. von Johannes Haller (1896-1897), sowie die Acta concilii Tridentini (1546) und Canones et decreta concilii Tridentini (1564). Von den Darstellungen und Kritiken sind besonders Johannes Calvins Acta synodi Tridentinae cum antidota (o. O. 1547) und Martin Chemnitz' Examen decretorum concilii Tridentini (Frankfurt 1585) zu nennen.

2.83 Die Sammlung zur Geschichte des Papsttums und der Päpste enthält neben einleitenden und allgemeinen Schriften auch Literatur zur Geschichte der weltlichen Herrschaft der Päpste und zur Geschichte des Kirchenstaates (vgl. auch Signatur Rl, Geschichte Italiens in neuerer Zeit). Zur Geschichte des Papsttums sind Briefe und Urkunden verzeichnet, wie Regesta pontificum Romanorum 1198-1304, hrsg. von August Potthast (1874-1875), und Regesta pontificum Romanorum ad annum 1198, hrsg. von Philipp Jaffé (1881-1886), neben Bullensammlungen wie Bullarium magnum Romanum (1727 f. und 1747) und Bullarium privilegiorum ac diplomatum Romanorum Pontificum, hrsg. von C. Coquelines (1738-1739). An Darstellungen finden sich aus älterer Zeit C. Baronius mit Fortsetzung von O. Rinaldi (1646-1647), Liber pontificalis, hrsg. von Louis Duchesne (1886-1892); neuere sind durch Ferdinand Gregorovius, Geschichte der Stadt Rom (1859-1872), Rudolph Baxmann, Die Politik der Päpste von Gregor I. bis Gregor VII. (1868-1869) und Ignaz von Döllinger, Der Papst und das Konzil (1869 und 1892) vertreten.

2.84 Die Sachgruppe Sekten enthält Literatur zur Geschichte der Sekten im allgemeinen, in den verschiedenen Jahrhunderten und Ländern. Der Geschichte der Inquisition, der Heiligen und Märtyrer, der geistlichen Orden und Brüderschaften, der kirchlichen Einrichtungen und gottesdienstlichen Gebräuche (Archäologie der christlichen Kirche) folgt die Kirchengeschichte einzelner Länder, Provinzen und Städte. Die Sachgruppe beginnt mit einleitenden Schriften und Lehrbüchern und leitet dann zur Geschichte der Glaubenslehre in einzelnen Ländern über, von der älteren Zeit über das Mittelalter (Scholastik und Mystik) bis in die neuere Zeit (Rationalismus, Supernaturalismus und Mystizismus). Zu erwähnen sind hier besonders Petrus de Natalibus, Catalogus sanctorum (Leiden 1514), Étienne Binet, Vie des principaux fondateurs des religions de l'église (Antwerpen 1634) sowie Philipp Bonanni, Ordinum religiosorum catalogus eorumque indumenta in iconibus expressa (Rom 1706-1707) in deutscher Ausgabe als Verzeichnis der geist- und weltlichen Ritterorden (Nürnberg 1720 und 1724).

2.85 Unter 5189 ausgezählten Symbolischen, apologetischen, polemischen und irenischen Schriften (Signatur Fg) sind 26 Inkunabeln, 1596 Titel stammen aus dem 16. Jh, 1624 aus dem 17. Jh, 940 aus dem 18. Jh und 1016 aus dem 19. Jh. Die Gruppe Symbolik umfaßt als Einleitung wieder allgemeine Literatur, propädeutische Schriften, Geschichte und Sammlungen älterer Bekenntnisse. Es folgen die ökumenischen Symbole mit Text, Geschichte und Erklärung. Den Hauptbestandteil bilden die Bekenntnisschriften der einzelnen christlichen Kirchen und Sekten, voran die der lutherischen Kirche mit den Sammlungen der Augsburgischen Konfession in verschiedenen Ausgaben und Sprachen, ihrer Geschichte und den Erklärungs- und Verteidigungsschriften; der Konkordienformel mit Text, Darstellungen, Geschichte, Erklärungs- und Verteidigungsschriften und den lutherischen Bekenntnisschriften, die keine allgemeine Geltung erlangt haben (Corpora doctrinae u. a.). Die nächste Gruppe umfaßt in ähnlicher Zusammensetzung die Bekenntnisschriften der reformierten Kirche, der römisch-katholischen Kirche, der griechisch-orthodoxen Kirche, der Sozinianer und anderer.

2.86 In der Sachgruppe Polemik (außer Geschichte der Lehrstreitigkeiten und der Reformationsflugschriften) folgen auf einen einleitenden Abschnitt die Schriften der Katholiken gegen die Protestanten, die Schriften der Lutheraner gegen die Katholiken und die Schriften der Reformierten gegen die Katholiken. Es schließen sich an Abschnitte über Streitigkeiten zwischen Lutheranern und Reformierten, Streitigkeiten beider mit der griechisch-orthodoxen Kirche und den Sekten sowie Schriften für und wider die Sozinianer und Literatur gegen die krankhaften Richtungen in der Kirche (Separatismus).

2.87 Die Sachgruppe Irenik enthält aus dem 16. bis 19. Jh Schriften über Union und Unionswissenschaft, über internationale Einheitsbestrebungen sowie die Schriften, die Angriffe gegen die christliche Offenbarung enthalten. Die Sachgruppe Apologetik umfaßt Verteidigungsschriften der christlichen Offenbarung gegen Naturalisten, Deisten und andere Ungläubige sowie Schrifttum zur Verteidigung der christlichen Offenbarung gegen die Juden, zu einzelnen Beweisarten und zur Akkomodation u. ä. Überdies findet sich hier Schrifttum über Religion im allgemeinen, ihre Formen und Quellen (Religionsphilosophie und Religionspsychologie), über philosophische Gotteslehre (natürliche Religion; vgl. auch Signatur G, 2.96 ff.), über Offenbarung, über das Recht und die Zulässigkeit der Vernunft in Bezug auf Glaubenssachen und Erkenntnis der göttlichen Dinge, über Rationalismus und Supranaturalismus, über Mystizismus und Pietismus, über die Auffassung der Offenbarung in der Kirche, schließlich Schrifttum zu mehreren Teilen der Systematischen Theologie (Dogmatik, Polemik, Symbolik) sowie vermischte Schriften über und gegen die vorzüglichsten Mystiker, Theosophen, Chiliasten und andere Schwärmer.

2.88 Von den 904 ausgezählten Titeln zur Kirchlichen Dogmatik und Ethik (Signatur Fh) sind 29 Inkunabeln, 92 Titel stammen aus dem 16. Jh, 67 aus dem 17. Jh, 136 aus dem 18. Jh und 582 aus dem 19. Jh. Die Sachgruppe beginnt mit Werken, in denen die Dogmatik und Moral zusammen dargestellt werden. Die Systematische Dogmatik umfaßt die Geschichte der Dogmatik mit allgemeinen und einleitenden Schriften. Es folgt die systematische Darstellung der Dogmatik nach lutherischem, reformiertem und römisch-katholischem Lehrbegriff, nach dem Lehrbegriff der griechisch-orthodoxen Kirche und dem der Sekten. Weiterhin findet sich monographische Literatur über einzelne Lehren der Dogmatik, über die Heilige Schrift, die Lehre von Gott, über das Verhältnis Gottes zur Welt, über Engel, über den Menschen, über die Christologie, über die Lehre von den Aneignungen des Heils, über Gnadenmittel, über Eschatologie und den Marienkult. In der Sachgruppe Moral folgen auf die propädeutischen Schriften systematische von protestantischen und katholischen Theologen sowie von solchen, die einer Sekte angehören. Schriften über Einzelprobleme der Morallehre sowie über Askese und Kasuistik beschließen diese Sachgruppe.

2.89 Von 420 ausgezählten Katechetischen Schriften (Signatur Fi) sind 114 aus dem 16. Jh, 57 aus dem 17. Jh, 92 aus dem 18. Jh, 157 aus dem 19. Jh. Die Systemgruppe enthält, nach einleitenden und theoretischen Schriften von Protestanten und Katholiken, eine größere Sammlung von Katechismen, von den vorreformatorischen (Nikolaus Marschalk, Tabula christiane religionis utilissima, Rostock 1517), den lutherischen (u. a. Caspar Schwenckfeld, Catechismus, Augsburg 1531; Urbanus Rhegius, Catechismus minor puerorum, Wittenberg 1535; Johann Spangenberg, Der groß Catechismus und Kinder Leere, Magdeburg 1543), über die reformierten, die katholischen, die griechisch-orthodoxen bis zu denen der Sekten. Es folgen lutherische, reformierte, katholische u. a. Erläuterungsschriften sowie Religionslehrbücher.

2.90 Die 897 ausgezählten Homiletischen und liturgischen Schriften (Signatur Fk) umfassen neben 38 Inkunabeln 134 Titel aus dem 16. Jh, 105 aus dem 17. Jh, 208 aus dem 18. Jh, 408 aus dem 19. Jh. Auf Literatur über Begriff und Einteilung der Praktischen Theologie und ihre Geschichte folgt die systematische Darstellung der Praktischen Theologie mit und ohne Einschluß des Kirchenrechts, geschrieben von Protestanten (so U. Zwingli und J. Draconites) und Katholiken. Die Sachstelle Pastoraltheologie enthält neben allgemeinen Schriften einige Titel über spezielle Gegenstände der geistlichen Amtsführung.

2.91 Die Sammlung zur Liturgik führt zuerst die literarischen und propädeutischen Schriften sowie Titel zur Geschichte der Liturgik und ihrer Theorie auf, die von Protestanten und Katholiken verfaßt sind. Es folgen Schriften über die einzelnen liturgischen Handlungen: von Protestanten über den öffentlichen Gottesdienst, die Verwaltung der Sakramente und die übrigen liturgischen Akte; von Katholiken über die Messe, die Beichte und die übrigen Sakramente. Weiterhin sind hier vertreten Werke zum liturgischen Gebrauch; autorisierte allgemeine Werke der katholischen und griechisch-orthodoxen Kirche; protestantische Kirchenagenden; liturgische Bücher der reformierten Kirche und der Sekten; Formulare und vermischte liturgische Sammlungen ohne öffentliche Autorität; alte kirchliche Hymnen, Sequenzen und andere ältere Kirchenlieder; protestantische und katholische Gesangbücher und Literatur darüber sowie Schrifttum über christliche Kunst und Kirchenbau.

2.92 Die Homiletik umfaßt die einleitenden Schriften und die Geschichte der Homiletik, homiletische Zeitschriften, allgemeine Hand- und Lehrbücher von Protestanten und Katholiken; Werke über Methodologie, Inhalt, Texte, Ausarbeitung, Vortrag und einzelne Arten der Homiletik; Hilfsmittel wie Perikopen- und Textsammlungen in verschiedenen Sprachen, Schriften für die Perikopen; Predigtentwürfe und Materialien über die Perikopen und andere Texte.

2.93 Von den 2920 ausgezählten Predigten und Predigtsammlungen (Signatur Fl) sind 82 Inkunabeln, 443 Werke stammen aus dem 16. Jh, 525 aus dem 17. Jh, 1057 aus dem 18. Jh und 820 aus dem 19. Jh. Die protestantische Predigtliteratur umfaßt vermischte Predigtsammlungen, Sonntags- und Festtagspredigten (Postillen), Bußpredigten, Sonntagspredigten durch das ganze Kirchenjahr, Predigten über biblische Bücher, über Glaubens- und Sittenlehren, über das gottesdienstliche Leben der Christen und über die Geschichte der christlichen Feste, Katechismuspredigten, polemische und apologetische Predigten, Kasual- und Gelegenheitspredigten und Predigten für bestimmte Gruppen. Die katholische Predigtliteratur enthält vermischte Predigtsammlungen, Sammlungen von Predigten über die Perikopen (Postillen), Fest- und Fastenpredigten, Predigten über Glaubenslehren, Katechismuspredigten, Kasual- und Gelegenheitspredigten. Des weiteren liegen Predigten aus der griechisch-orthodoxen Kirche und Schriften über einzelne Predigten vor.

2.94 Von den 3134 ausgezählten Titeln zur Erbauungsliteratur (Signatur Fm) sind 26 Inkunabeln, 759 Titel stammen aus dem 16. Jh, 599 aus dem 17. Jh, 1057 aus dem 18. Jh, 688 aus dem 19. Jh. Auf propädeutische Schriften folgen die gesammelten Schriften von Protestanten und Katholiken. Es schließen sich an Betrachtungen über die Natur, über Bücher, Abschnitte, Kapitel und Stellen der Bibel, praktische Auslegungen der Heiligen Schrift; Betrachtungen über die biblische Geschichte sowie über die Glaubens- und Sittenlehren; Betrachtungen für die Jugend, für Frauen, für Eheleute und Familien und für verschiedene Stände und Berufe; Betrachtungen bei Leiden und besonderen Zeitumständen sowie Jahreszeiten und anläßlich hoher Feste. Erbauliche Lebensbeschreibungen gehören ebenso zu dieser Systemgruppe wie protestantische und katholische Beicht- und Kommunionbücher, protestantische, katholische u. a. Gebetbücher und Literatur darüber, geistliche Lieder und poetische Betrachtungen in verschiedenen Sprachen, Literatur zur Geschichte des Kirchenliedes sowie Schriften über die Auslegung geistlicher Lieder.

2.95 Von den 13 ausgezählten Titeln der Systemgruppe Theologie ab Erwerbungsjahr 1953 (Signatur F) sind einer aus dem 16. Jh, einer aus dem 17. Jh, 3 aus dem 18. Jh, 8 aus dem 19. Jh.

Allgemeine Religionswissenschaft und nichtchristliche Theologie

2.96 Von den 639 gezählten Titeln zur Allgemeinen Religionswissenschaft und nichtchristlichen Theologie (Signatur G) sind 2 Inkunabeln, 37 Titel sind aus dem 16. Jh, 98 aus dem 17. Jh, 155 aus dem 18. Jh und 347 aus dem 19. Jh.

2.97 Von den 219 ausgezählten Titeln der Gruppe Allgemeines, Religionsphilosophie und Mythologie sind 3 aus dem 16. Jh, 14 aus dem 17. Jh, 44 aus dem 18. Jh, 158 aus dem 19. Jh. Hier finden sich u. a. Werke wie Adam Tribbechovs Historia naturalismi (1700), Alexander Ross' Religions du monde (1666) sowie Jean Chassanions Bericht von dem alten Riesen (Görlitz 1588), Benjamin Constant de Rebecques Die Religion nach ihren Quellen (Berlin 1824) und Johann Franz Buddaeus' Lehrsätze von der Atheisterey und dem Unglauben (Jena 1723).

2.98 Unter 16 Titeln zum Hebraismus (Signatur GI) finden sich eine Inkunabel, ein Titel aus dem 16. Jh, 2 aus dem 17. Jh, 7 aus dem 18. Jh und 5 aus dem 19. Jh. Die Gruppe ist eingegangen. Die meisten Schriften wurden zur Orientalistik (CI) und Theologie (F) gestellt. Schriften über semitische Religion sind hier vereinzelt zu finden, so u. a. Mischna, sive totius Hebraeorum juris, rituum, antiquitatum ac legum oralium systema ...latinitate donavit ac notis illustravit Guil. Surenhusius (Amsterdam 1698-1703).

2.99 Von 53 Titeln zum Islam (Signatur GII) sind einer aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh, 14 aus dem 18. Jh und 32 aus dem 19. Jh. Die Texte stehen (zumeist) bei der Orientalistik (CIe). Das betrifft auch den Koran und die Erläuterungsschriften dazu (s. auch 2.69; Signatur Fb). Hier findet sich z. B. Heinrich Cnustinus, Von geringem herkommen, schentlichem leben, schmehlichem ende des Türckischen Abgots Machomets und seiner verdamlichen und Gotlesterischen Ler (o. O. 1542).

2.100 Von 68 Titeln der Systemgruppe Religion des Orients (ohne Israelische und mohammedanische Religion, Signatur GIII) sind 6 aus dem 17. Jh, 8 aus dem 18. Jh und 54 aus dem 19. Jh. Auch hier ist die Sachgruppe Orientalistik (CI) heranzuziehen. Nennenswerte Titel sind M. Münter, Die Religion der Babylonier (1827), Thomas Hyde, Veterum Persarum et Parthorum et Medorum religionis historia (1760), Paulinus a Sancto Bartholomaeo, Systema brahmanicum liturgicum, mythologicum et civile, ex monumentis indicis musaei Borgiani, dissertationibus historicis et criticis illustravit (1791), Joseph Görres, Mythengeschichte der asiatischen Welt (1810) oder John Selden, Syntagmata II de Diis syris (Leipzig 1662).

2.101 Elf Titel zu den Religionen der altgermanischen und slawischen Völker sowie zu indogermanischer Religion und Religiosität (Signatur GIV) sind aus dem 19. Jh; ebenso 3 Titel zu den Religionen der afrikanischen, amerikanischen und australischen Völker (GV).

2.102 Unter 269 Titeln über den Okkultismus (Signatur GVI) ist eine Inkunabel, 32 Titel stammen aus dem 16. Jh, 70 aus dem 17. Jh, 82 aus dem 18. Jh und 84 aus dem 19. Jh. Hier findet sich Literatur über Magie, Zauber, Hexen und Hexenprozesse, Gespenster, Kabbalistik, Wahrsagerei, Geomantie, Chiromantie, Onomantie, Spiritismus, Geheime Gesellschaften auf religiöser Grundlage (vgl. Theologie), gelegentlich auch Theosophie und Anthroposophie. Beispiele sind Johannes de Indagine, Introductiones apotelesmaticae elegantes, in chyromantiam, physiognomiam, astrologiam naturalem, complexiones hominum, naturas planetarum (1522), Agrippa von Nettesheim, De occulta philosophia (1533), J. Weyer (Wier), De praestigiis daemonum (1586), Jean Bodin, De magorum daemonomania (1581), Procédure curieuse de l'inquisition de Portugal contre les Francs Macons pour découvrir leur secret (1745), Le comte de Gabalis, ou entretiens sur les sciences secrètes (1670), Johann Reuchlin, De arte cabalistica (1517) und Henricus Khunrath, Amphitheatrum sapientiae aeternae (1595 u. ö.).

Waltraut Wienke


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.