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Ratsbibliothek im Stadtarchiv

Adresse. Markt 1, 04600 Altenburg [Karte]
Telefon. (03447) 59 40-414
Telefax. (03447) 59 41 39

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Altenburg
Funktion. . Spezialbibliothek; Dienstbibliothek des Archivs.
Sammelgebiete. Literatur zur Stadtgeschichte Altenburgs, Leichenpredigten und Volkskalender.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-12 Uhr und 13-16 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung unbedingt erforderlich, da Büro und Aufbewahrungsort räumlich getrennt sind. Vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 20 Minuten) in Richtung Zentrum, das Stadtarchiv befindet sich im Rathaus. Stadtbus (Linie W) bis Haltestelle Johannisstraße. A 4 (E 40), Ausfahrt Ronneburg, B 7 über Schmölln. Parkplatz Anger, von dort Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) in Richtung Markt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 In einer Schenkungsurkunde an die Zeitzer Kirche wird Altenburg 976 erstmalig als civitas erwähnt. Seit dem 16. Jh ist die Geschichte Altenburgs eng mit der Reformation verknüpft, die 1522 eingeführt wurde. Luther, der häufig in Altenburg war, predigte 1522 am ersten Sonntag nach Ostern in der Stadt, nachdem er schon 1519 mit dem päpstlichen Gesandten Carl von Miltitz in der Wohnung seines Freundes, des Hofkaplans und Domherrn beim St. Georgenstift Georg Spalatin (1484-1545), zusammengetroffen war. 1525 wurde Spalatin durch den sächsischen Kurfürsten Johann den Beständigen (1468-1532, reg. seit 1525) zum Ortspfarrer und Superintendenten von Altenburg ernannt. Trotzdem hatte er weiterhin die Oberaufsicht über die Wittenberger kurfürstliche Schloßbibliothek inne, deren Bibliothekar er seit 1514 war. Spalatins Wirken und seine Bedeutung für die Stadt sind auch in dem stark dezimierten Bestand der heutigen Ratsbibliothek noch nachweisbar. Er hinterließ eine " für seine Zeit reiche und kostbare" Bibliothek, die theologische Werke u. a. eine vollständige Sammlung der Kirchenväter und römische und griechische " Profanscribenten, besonders Dichter" enthielt. Einzelne Werke gingen an Freunde und Verwandte. In der Ratsbibliothek befinden sich zwei Drucke aus seinem Besitz, eine lateinische Bibel von 1486 und die Erstausgabe des Theuerdank ( s. u. 2.12).

1.2 Im Jahre 1603 wurde mit der Teilung der sachsen-ernestinischen Linie das Herzogtum Altenburg geschaffen, die nunmehrige Haupt- und Residenzstadt übernahm neue Aufgaben. 1672 starb die Altenburger Linie aus und das Land kam an das Haus Sachsen-Gotha, bei dem es bis 1825 verblieb. Bei der letzten Landesteilung der Ernestiner 1826 wurde Altenburg wiederum Residenz einer neuen Linie Sachsen-Altenburg, die Regierung übernahm der bisherige Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1763-1834, reg. seit 1780).

1.3 Das Renaissance-Rathaus wurde zwischen 1562 und 1563 erbaut und 1564 vom Stadtrat bezogen. 1568/69 fand hier das Altenburger Religionsgespräch zwischen den kursächsischen (aus Wittenberg, Leipzig und Dresden) und herzoglich-sächsischen (aus Weimar, Jena und Altenburg) Theologen statt. Eine für die Belange der Stadtverwaltung heranzuziehende Bibliothek ist seit 1560 belegt. " In der Rathsstuben" wurden 1595 " An Büchern, In folië unter anderem die Jenaer Luther-Ausgabe (deutsch und lateinisch), ein Regentenbuch und eine Ausgabe des Sachsenspiegels aufbewahrt. " In Quartë werden eine Berg- und Steuerordnung, eine Konsistorial- und Visitatoren-Ordnung, eine Apotheken-Taxe, einige Lutherdrucke und eine Geschichte Thomas Müntzers aufgeführt.

1.4 Ein um 1603 erstelltes " Inventarium" ( s. u. 3.2) weist einen wesentlich erweiterten Bibliotheksbestand aus, denn der Rat brauchte eine leistungsfähige Bibliothek. Es war üblich, den Titeleinträgen die Bindeweise hinzuzufügen, vermutlich wurde der größte Teil der Bände durch Altenburger Buchbinder gefertigt. In der Regel wurden die Bücher in " weiß Pergament" gebunden, der Schnitt gefärbt und der Buchblock durch Schließen oder später durch (grüne) Bänder zusammengehalten. Auf den Buchdeckeln war das Altenburger Stadtwappen in Gold oder Blinddruck eingeprägt.

1.5 Der Katalog wurde 1657 angelegt und laufend ergänzt. 1690 kamen Bücher aus der Bibliothek des Historikers und neulateinischen Dichters Johann Christfried Sagittarius (1617-1689) hinzu. Er war ein Sohn von Thomas Sagittarius (1577-1621), der in Jena seit 1605 Professor für griechische Sprache und von 1610 bis 1616 für Logik und Metaphysik gewesen war, bevor er als Rektor nach Breslau ging. Sagittarius jun. hatte in Jena studiert, war 1643 Rektor der Jenaer Stadtschule geworden, von 1646 bis 1651 hatte er in Jena eine Professur für Geschichte und Dichtkunst inne, um dann in den höheren Kirchendienst nach Altenburg überzuwechseln.

1.6 Ein um 1663 geführter Katalog verzeichnet annähernd 300 Titel. Die umfangreichste Gruppe ist das juristische Schrifttum (110 Titel), es folgen philologische und historische Werke (90), " Exotica oder ausländische Sprachen" (60) und einige theologische (20) und medizinische Schriften (8). 1699 wurde die Bibliothek revidiert. Weil der Platz nicht mehr ausreichte, wurden die Bücher " nach ihrer Quantität rangiret" und die standortgebundenen Signaturen korrigiert.

1.7 Die Sammlung stadtgeschichtlicher Literatur geht auf den Arzt Johann Samuel Pilling (1736-1771) zurück. Wie aus der Vorbemerkung zum Katalog von 1787 hervorgeht, schenkte er kurz vor seinem Tod seine " mit unglaublicher Mühe" gesammelten Altenburgensien dem Stadtmagistrat, " damit sie sicher und unzerstreuet aufbehalten werden möchten". Die Systematik führt Materialien zum Pleißener Land, zur Stadt Altenburg, Diplomata, Literatur über die sächsischen Fürsten, den Altenburger Prinzenraub, zum Schulwesen, über die altenburgische Geistlichkeit, die Städte und Dorfschaften des Fürstentums, den Ronneburgischen Gesundbrunnen sowie Mandate und Verordnungen, Landkarten und Prospekte auf.

1.8 Die " Pillingiana" wurden laufend auf Kosten des Stadtrates ergänzt. Unter den " neuerlich dazugekommenen Sachen" befanden sich 4 Bde Altenburg betreffende Leichenpredigten und eine große Sammlung von Gelegenheitsgedichten, die sich meist auf Altenburger Persönlichkeiten bezogen. 1790 wurde auf einer Leipziger Auktion der Briefwechsel des Bürgermeisters, Arztes und Philologen Thomas Reinesius (1587-1667), der von 1627 bis 1657 herzoglicher Leibmedikus und Stadtphysikus in Altenburg gewesen war, durch den Magistrat erworben. Im August 1800 kamen die Altenburgensien aus dem Büchernachlaß des Generalsuperintendenten Gotthilf Friedemann Löber (1722-1799) hinzu. Der Stadtrat hatte sich entschlossen, sie auf der Auktion zu erstehen und dem " schon so ansehnlichen Vorrathe einzuverleiben". Als letztes sind in dem Katalog " 26 verschiedene altenburgische Addreß Calender" aufgeführt.

1.9 Im Jahre 1838 erhielt der herzoglich-sächsische Advokat und Notar Karl Friedrich August Hey (1790-1866) den Auftrag, gleichzeitig mit dem Archiv die Ratsbibliothek zu ordnen. Der Stadtrat beabsichtigte, die ihm " gehörige, zum Theil sehr interessante literarische Sammlung, welche, ... auf den Dielen einiger Bodenkammern des Rathhauses zerstreut umher lag, dem Untergange zu entreis[s]en ... (Vorwort zum Katalog, s. u. 3.2). Hey gliederte die Bibliothek in: (A) Schriften theologischen Inhalts, einschließlich der sogenannten Schulnachrichten, d. h. derjenigen Schriften, die das Gymnasium betrafen oder von dort tätigen Lehrern ausgingen, (B) Schriften rechtswissenschaftlichen Inhalts, (C) Schriften geschichtlichen, statistischen und geographischen Inhalts, (D) Schriften gemischten Inhalts (darunter die wenigen lateinischen und griechischen Klassiker und die italienische und französische Literatur), (E) Kalender und Zeitschriften und (F) Hss. Innerhalb der Gruppen waren die Bücher nach Formaten geordnet, so daß Werke eines Autors auf mehrere Standorte verteilt wurden.

1.10 Hey schied Schulschriften, die er für unbedeutend hielt, aus dem Bestand aus. Die " wenigen Schulprogramme" ließ er dagegen binden und sicherte sie vor dem Untergang, weil er einen engen Zusammenhang zwischen den theologischen Wissenschaften und dem Erziehungs- und Schulwesen sah und die zumeist geistlichen Verfasser für die Ortsgeschichte von Bedeutung waren.

1.11 Als " vorzüglich reichhaltig" bezeichnete Hey die Sammlung von Gedächtnispredigten, da " sie doch mitunter auch Personen, welche der Geschichte angehörten" betrafen. Fast durchgehend waren ihnen biographische Notizen beigefügt. Deshalb stellte er auch ein Verzeichnis sämtlicher Personen zusammen, denen Predigten gewidmet waren.

1.12 Hey hielt es für schwierig, beim Absondern des scheinbar Wertlosen vom Wertvollen " das richtige Maas zu halten". Er ließ dem Kleinschrifttum breiten Raum. So macht heute eine große Zahl ortsgebundener Gelegenheitsschriften ein Spezifikum der Ratsbibliothek aus. Es entstand der Catalog zur Raths-Bibliothek in Altenburg MDCCCXXXIX ( s. u. 3.2), die damals neu eingeführte Aufstellungssystematik ist noch in Gebrauch. Krüger bezeichnete die Benutzung der Ratsbibliothek zu dieser Zeit als " äußerst gering". Sie befand sich 1841 im zweiten Stock des Rathauses, wo auch das Stadtgericht seinen Sitz hatte.

1.13 Nach Petzholdt (Handbuch 1853 und Adressbuch 1875) besaß die Ratsbibliothek einige wichtige Manuskripte. Nach Schwenke (Adreßbuch 1893) enthielt sie ungefähr 600 Bde (darunter 10 Inkunabeln) und 34 Hss. Unter den Drucken befanden sich " mehrere werthvolle theologische und juristische Werke, desgleichen manches für die Geschichte Altenburgs Wichtige sowie Schulschriften betreffend das früher städtische Gymnasium". Unter den Handschriften führte er die " Collectanea zur Geschichte Altenburgs" (6 Bde) von Johann Tauchwitz (1558-1633), Pfarrer zu Monstab, und die " Annales Altenburgensis" (2 Bde, Berichtszeit 1618-1719) von Günther Friedrich Förster auf.

1.14 Die umfangreiche Volkskalender-Sammlung entstand vermutlich seit 1644 im Zusammenhang mit dem Vertrieb in der Stadt und in den angrenzenden Ortschaften, da von den Verlagen Belegexemplare beim Stadtrat zu hinterlegen waren. 1840 umfaßte der Kreis Altenburg drei Städte, zwei Flecken und 257 Dörfer, in denen hauptsächlich die Altenburger Bauern, ein Überrest eines wendischen Volksstammes, beheimatet waren. Sie verfügten über eine gute Bildung, Büchersammlungen waren bei den Wohlhabenderen keine Seltenheit (vgl. Pierer's Universal-Lexikon, 2. Aufl., Altenburg 1840, I, 420 f.). In den Akten findet sich kein Hinweis auf die Entstehung der Sammlung. Besonders das Altenburger Kalenderunternehmen stellt eine wichtige stadtgeschichtliche Quelle dar.

1.15 Von 1926 bis 1927 wurden unter der Aufsicht des Archivbeamten Karl Hoffmann (1862-1944) die Archivalien und die Bibliothek aufgrund des am 27. September 1926 zwischen dem Rat der Stadt Altenburg und dem Thüringischen Staatsarchiv Altenburg abgeschlossenen Hinterlegungsvertrages in das Schloß verlagert. Der Vertrag wurde am 5. Juni 1956 aufgehoben und die Verwaltung wieder im Rathaus eingerichtet, die Archivbestände blieben in den Schloßräumen.

1.16 Der Altenburger (später Weimarer) Musiklehrer Bernhard Klein (1897-1979) veranlaßte 1951 die Gründung des Altenburger Musikarchivs, das Bücher, Musikalien und Handschriften namhafter Komponisten, die in Altenburg geboren worden waren oder dort gewirkt hatten, im Original oder in Kopien überliefern sollte. Die erste Sitzung des Gremiums fand am 21. Februar 1952 in Altenburg statt. Als Komponisten kamen u. a. in Betracht: Christian Friedrich Witt (1665-1717), Gottfried Heinrich Stölzel (1690-1749), Johann Ludwig Krebs (1713-1780), Johann Friedrich Agricola (1720-1774), Johann Gottlieb Krebs (1743-1814), Friedrich August Belke (1795-1874), Christian Gottlieb Müller (1800-1863) und Friedrich Wilhelm Stade (1817-1902). Unter den gesammelten Materialien befinden sich keine originalen Noten-Handschriften oder -Drucke, aus dem 19. Jh sind einige Noten vorhanden. Die Sammlung wird nach Möglichkeit ergänzt.

1.17 Seit Anfang der fünfziger Jahre wurde der orts- und regionalkundliche Bestand wieder besonders gepflegt. 1976 umfaßte die Archivbibliothek nach Meckel ( s. u. 4.2) ca. 1000 Sammelbände, mit einer nicht spezifizierten Zahl von Einzelschriften.

1.18 Am 8. Dezember 1988 wurden unter bis heute nicht ganz geklärten Umständen mehrere hundert Bücher aus dem Stadtarchiv Altenburg abgeholt und ohne Kenntnis der Stadtverwaltung über den " Antik-Handel Pirna" gegen Devisen verkauft. Die " Liste der verkauften Bücher" führt, soweit ersichtlich, 316 Positionen mit 402 Bdn auf (15. Jh 7, 16. Jh 149, 17. Jh 203, 18. Jh 12, 19. Jh 3; ohne Jahresangabe 28, überwiegend wohl zwischen 1570 und 1680 erschienen). Abgegeben wurden fast sämtliche juristischen Werke, ein Sammelband mit Lutherdrucken, mehrere Sammelbände mit Schulprogrammen sowie mit deutschen, lateinischen und griechischen Gelegenheitsgedichten, gedruckte Stadt- und Landchroniken, illustrierte Länderbeschreibungen, auch wertvolle Drucke wie Georg Engelhard von Löhneysens Bericht vom Bergkwerck (Zellerfeld 1617) und das geht aus der Liste nicht eindeutig hervor wahrscheinlich einige Handschriften.

1.19 Das Stadtarchiv umfaßt 680 laufende Meter Akten. Der Altenburgica-Bestand der Ratsbibliothek wird laufend ergänzt. 1988 konnte der Nachlaß des Heimatforschers Wilhelm Ruhland (1899-1988) erworben werden, der die Bibliothek um etwa 250 Bde zur Stadt- und Landesgeschichte bereicherte.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Ratsbibliothek enthält etwa 6500 Bde. Zum historischen Bestand zählen 5366 Bde (82,6 Prozent), die am Standort ermittelt wurden (16. Jh 65, 17. Jh 1979, 18. Jh 2479, 19. Jh 843). Hinzu kommen 3 Inkunabeln. 4700 Bde (87,6 Prozent) sind deutschsprachig, 664 Bde (12,4 Prozent; überwiegend 16. und 17. Jh) in Latein und 2 in französischer Sprache.

2.2 Unter den 1988 verkauften Büchern befanden sich auch 7, in den Jahren 1477 (2), 1482 (2), 1483, 1484 und 1490 gedruckte Inkunabeln juristischen Inhalts. Vorhanden sind noch 3 Inkunabeln: Die Schwäbische Chronik von Thomas Lirer (Ulm: Cunrad Dinckmut, 1486; Hain 10118) mit 18 Holzschnitten (und 2 Initialen) eines unbekannten Meisters. Eine lateinische Biblia ([Speyer: Peter Drach] 1486; GW 4259), ursprünglich aus dem Besitz von Georg Spalatin, der sie 1507 in Erfurt gekauft hatte, ist mit zahlreichen Randbemerkungen aus seiner Hand versehen (s. u. 3.2, Hey, Katalog 1829). Der dritte Druck ist nur fragmentarisch erhalten.

Systematische Übersicht

2.3 Die Systematik von 1838 unterscheidet die Sachgebiete (A) Theologie, (B) Recht, (C) Geschichte, (D) Sonstiges und (E) Kalender.

2.4 Das theologische Schrifttum (etwa 12 Prozent) enthält mit den " zwölff Tomus Mart. Luth." die achtbändige deutsche Ausgabe der Bücher und Schrifften (Jena 1555-1558), die 1560 mit reichverziertem Schnitt und mit goldgeprägter Porträtplatte Johann Friedrichs I., des Großmütigen, auf dem Vorderdeckel gebunden wurden, und die vierbändige lateinische Werkausgabe (Opera omnia, Jena 1556-1558). Die im 17. Jh in der Fürstlich Sächsischen Offizin zu Altenburg gedruckten Bücher und Schriften Luthers (Altenburg 1661-1663) mit dem von Johann Christfried Sagittarius angefertigten Hauptregister (1664) haben auf den Einbänden Plattenprägungen mit den Bildnissen Augusts von Sachsen (1526-1586, Kurfürst seit 1553), Luthers und Melanchthons. Luthers Colloquia Oder Christliche, Nützliche Tischreden (Leipzig 1621) tragen das Ratswappen.

2.5 Das erste im Katalog von 1838 aufgeführte Werk ist eine " Ernestinische Bibel" mit einem Porträtkupfer, " die Königin Christine von Schweden darstellend" (Nürnberg: Wolfgang Endter, Kupfertitel 1641, Titelblatt 1649). Die Widmung des Verlegers an die Königin datiert vom 15. März 1649. Die Bibel war in der Ratsstube in Gebrauch. Die " Ufs Rathhauß Zu Altenburgk" gehörige, durch den Hofbuchdrucker Gottfried Richter und Samuel Adolph Müller 1676 gedruckte Biblia schenkte der Generalsuperintendent Johann Christfried Sagittarius der Ratsbibliothek (auf dem Einband: " D[er] R[at] Z[u] A[ltenburg] 1677"). Von Sagittarius sind über 30 Gedächtnispredigten vorhanden.

2.6 19 Reformationsdrucke sind im Bestand. Ein Sammelband enthält 15 Drucke, darunter Teütscher Nation notturfft (Zwickau: Jörg Gastel [1523]) von Kaiser Friedrich III. Vorhanden ist auch Ein schöne Christliche Sermon von de[m] außgang der kinder Gottes auß des Antichrists gefengknüß von Wentzeßlaus Linck (1483-1547), Geistlicher in Altenburg und Vorgänger Spalatins ([Zwickau: Jörg Gastel] 1524). Seine Trauung durch Luther am 15. April 1523 hatte großes Aufsehen erregt. Linck verließ 1525 Altenburg und ging nach Nürnberg zurück. Über Spalatin unterrichten Christian Schlegels Historia vitae Georgii Spalatini (mit Porträt, Jena 1693) und Julius Wagners Georg Spalatin und die Reformation der Kirchen und Schulen zu Altenburg (Altenburg 1830).

2.7 Vom 20. Oktober 1568 bis zum 9. März 1569 fand in dem neuerbauten Rathaus das Altenburger Religionsgespräch zwischen den kurfürstlichen und fürstlich-sächsischen Theologen statt. Vorhanden sind hierüber das Colloquium zu Altenburgk in Meißen (Jena 1569), Gantze und Unverfelschete Acta und handlung des Colloquij zwischen den Churfürstlichen und Fürstlichen zu Sachsen etc. Theologen vom Artickel der Gerechtigkeit des Menschen fur Gott und von guten Wercken (Wittenberg: Hans Lufft 1570), die Acta Colloquii Aldenburgensis, bona fide ... ex originali descripta (Leipzig 1570) aus der Bibliothek des Historikers und Bibliothekars Christian Gottlieb Jöcher und das Colloquium Altenburgense (Jena 1570). Dem Bekentnis Vom Freien Willen. So im Colloquio zu Altenburg hat sollen vorbracht werden, von Fürstlichen Sechsischen Theologen (Jena 1570) ist Nikolaus Selneccers Christliche unnd notwendige verantwortung auff der Flaccianer Lesterung (Leipzig 1570) angebunden.

2.8 Unter den 478 Leichenpredigten befinden sich die Wolverdiente Ehren-Seule, aufgerichtet zum Friedenstein (Gotha 1675) für Herzog Ernst I., den Frommen, von Sachsen-Gotha (1601-1675, reg. seit 1640) und ein Hochverdientes Ehren-Gedächtnis (Gotha 1732) für Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676-1732, reg. seit 1691). In Altenburg wurde die Predigtkultur besonders gepflegt. 1665 ließ Magister Michael Christian Ludewig (1635-1700), Konrektor in Altenburg, an seinem Studienort Jena die beiden Bändchen Altenburgische Myrten Oder Hochzeit-Abdanckungen und Altenburgische Cypressen Oder Leichen-Abdankungen drucken, die er der Residenzstadt widmete. Von dem Diakon und späteren Stiftsprediger Jacob Freießleben († 1657) sind 25 Predigten im Bestand.

2.9 Die Theologen-Familie Löber ist zahlreich vertreten. Von Christoph Heinrich Löber (1634-1705), dem Stammvater, Superintendent in Orlamünde und ein Gegner des Pietismus, sind 31 Predigten vorhanden. Sein Sohn Christian Löber (1683-1747), aus Orlamünde gebürtig, war von 1731 bis zu seinem Tod Generalsuperintendent in Altenburg. Er verfaßte außer Gedächtnispredigten und Programmen eine Umständliche Nachricht von denen Salzburgischen Emigranten, welche vom 10. bis 13. Juni durch Ronneburg zogen (Altenburg 1732) und eine Historie von Ronneburg (Altenburg 1722). Dessen Tochter Traugott(e) Christiane Dorothea Löber (um 1720-1787) erlangte den Ruhm einer kaiserlich gekrönten Poetin und war Mitglied der Jenaer und Göttinger Deutschen Gesellschaft. Die von ihr zusammengestellte Kleine Sammlung vermischter deutscher Gedichte erschien 1741 in Altenburg, ihr folgte noch eine Zweite Sammlung. Ihre Gedanken von der allgemeinen Sprache (Altenburg 1750) widmete sie der Deutschen Gesellschaft in Helmstedt. Ihr Bruder Gotthilf Friedemann Löber (1722-1799), seit 1768 Generalsuperintendent in Altenburg, bearbeitete das Altenburger Gesangbuch von 1775 in traditioneller Weise. Von ihm sind über 20 Abhandlungen, Oden und Predigten im Bestand, darunter Die gesegnete Hochachtung der Sitten und Rechte Gottes in dem Flor eines Stadtwesens (Altenburg 1768) und Gott in seiner Liebe zur friedsamen Ordnung (Altenburg 1792), gehalten bei der Eröffnung des Landtages am 21. August 1792.

2.10 An juristischen Schriften liegt nur noch ein Restbestand von 7 Bdn vor, etwa 180 Bde wurden 1988 abgegeben ( s. o. 1.18). Vorhanden sind noch ein Sachsenspiegel (Leipzig: Nicolaus Wolrab 1545) in der ersten Bestandsliste von 1595 wird bereits ein " Sachsenspiegel" an dritter Stelle genannt und das abschließende Werk Kurfürst Augusts von Sachsen in Kirchenangelegenheiten, die Ordnung, Wie es in seiner Churf. G. Landen bey den Kirchen mit der lehr und Ceremonien ... gehalten werden sol (Leipzig 1580), die den Tübinger Theologen Jakob Andreae (1528-1590) zum Hauptverfasser hatte. Das Altenburger Exemplar trägt auf dem Einband über einem Lutherporträt die Prägung " DER RAHD ZV ALDENB" und darunter die Jahreszahl " 1581". Von dem Corpus juris canonici academicum von Christoph Heinrich Freiesleben sind die Ausgaben 1721 (Altenburg), 1728 (Prag, Altenburg und Leipzig) und 1751 vorhanden.

2.11 Zu erwähnen sind noch die Fürstl. Sächß. Altenburgische Landes-Ordnung (Altenburg 1742), das Realrepertorium sämmtlicher Landes-Gesetze des Fürstenthums Altenburg (Kahla 1786), entworfen von dem Hofadvokaten und Stadtschreiber Friedrich Ernst Haberland und dem Altenburger Obersteuerschreiber und Advokaten Heinrich Wilhelm Schultes, sowie die vollständige Reihe der Gesetzsammlung für das Herzogthum Sachsen-Altenburg (1821 ff.).

2.12 Die Gruppe Geschichte und Geographie (ca. 6 Prozent des Bestandes) hat mit etwa 159 Bdn empfindliche Verluste zu verzeichnen. Ein großer Teil der abgegebenen Bücher stammte aus der Sagittariana ( s. o. 1.5). Erhalten blieben Die geverlicheiten und einsteils der geschichten des loblichen streytparen und hochberumbten helds und Ritters herr Tewr- dannckhs (Nürnberg [Augspurg]: Johann Schönsperger d. Ä. [1517]), die als Versepos von Kaiser Maximi lian I. selbst verfaßt und von dem Nürnberger Propst Melchior Pfinzing abschließend redigiert wurden. Das Altenburger Exemplar trägt den Namenszug Georg Spalatins, es wurde nach der eingeschriebenen Widmung von dem Diakon Magister Paul Martin Sagittarius (1645-1694), von 1669 bis 1679 Rektor des Gymnasiums, im November 1680 übereignet.

2.13 Die Historien Der Mittnachtigen Länder (Basel 1567) des schwedischen Bischofs Olaus Magnus, übersetzt von Johann Baptista Fickler in Salzburg und mit kleinformatigen Holzschnitten illustriert, schenkte Johann Elias Freiesleben (Freißleup) am 4. Dezember 1657 der Ratsbibliothek. Die Newe Sachssen Chronica Vom Jahr Christi 1500. Biß auffs XCVII. (Leipzig 1597-1598) von David Chytraeus und die Gülichische Chronic (Leipzig 1611) von Adelar Erich wurden 1657 aus dem Schöpsischen Legat gekauft. Auch das Chronicon portense (Leipzig 1612) von Justin Pertuchius (Bertuch; 1565-1626) aus Tennstädt, seit 1601 Rektor von Schulpforta, trägt den Vermerk " Diß Buch gehört in des Raths Liberey".

2.14 Die neuere regionalkundliche Literatur umfaßt etwa 160 Bde, darunter Was sollte der Adel jetzt thun? (Leipzig 1793) von Johann Ludwig Ewald, die Geschichte der Stadt Altenburg (Altenburg 1829) von Johann Ernst Huth, Der sächsische Prinzenraub nach älteren und neueren Quellen (Annaberg 1840) und Altenburgica (Altenburg 1878) von Ernst Conon Löbe.

2.15 Die Regententaffell (Leipzig 1583) enthält einen " wohlgegründeten christlichen Bericht Von der Obrigkeit Standt, Namen, Ampt, Glück, Tugenden, Lastern, Nutz, Schaden, Belohnung und Straffen", den Johann Schuwardt, Pfarrherr zu Dalzig, verfaßte. Das Werk wurde im Jahr seines Erscheinens für die Ratsbibliothek gekauft. Die Chronica carionis von Anfang der Welt bis off Keiser Carolum den Fünfften (Wittenberg 1573) von Melanchthon und Caspar Peucer wurde dagegen erst 1657 für die Ratsbibliothek erworben. Das Geschlecht-Register (Altenburg 1655), durch Gottfried Siegfried Megander für den Herzog Christian von Sachsen erstellt, wurde vom Autor der Bibliothek geschenkt.

2.16 In der Gruppe Sonstiges sind etwa 12 Prozent des Bestandes zusammengefaßt. Sie enthält u. a. Der Chur-Fürstlichen Sächsischen weitberuffenen Residentz- und Haupt-Vestung Dresden Beschreib[ung] und Vorstellung (Nürnberg 1679) durch den Archivar und Stadtchronisten Anton Weck mit zahlreichen Kupferstichen, Der vollständige und Zu allerhand vorfallenden Rechnungen geschickt und fertige Rechen-Knecht (Gotha 1694) von dem Berginspektor zu Gotha und Saalfeld Johann Wilhelm Vogel (1696 für die Ratsbibliothek gekauft) und ein Breviarium phraseologicum ex medulla ... Andreae Iosaei (Altenburg 1658) des Altenburger Konrektors Michael Listius.

2.17 Unter den Schulschriften (399 Bde) sind als Autoren die Rektoren des Altenburger Gymnasiums Christian Funck (1626-1695, Rektor 1661-1666; 59mal), Paul Martin Sagittarius (1645-1694, Rektor 1669-1679; 26mal), Johann Heinrich Acker (1680-1759, Rektor 1721-1726; 65mal) und Johann Gottfried Mörlin (1695-1775, Rektor 1730-1775; 106mal) besonders häufig vertreten. Johann Christoph Wentzel (1659-1723), der als Gymnasialdirektor zwischen 1695 und 1713 die Altenburger Schule zu hoher Blüte brachte, gab neben vielen Gymnasial- und Gelegenheitsschriften den Lorbeer-Hayn Oder Poetischer Vorraht Von Verschiedenen teutschen Poematibus (Jena 1700) heraus. Als erster Beitrag ist Das Bild Eines vollkommenen Regenten enthalten. Von Wentzel, inzwischen Rektor des Zittauer Gymnasiums, erschien 1719 in Bautzen noch ein Altenburgisches Rosen-Gebüsche.

2.18 Johann Heinrich Ackers Teutsche Schrifften Ungebundener und gebundener Art (Leipzig 1713) enthalten ein an Nicolaus Christoph von Lyncker gerichtetes Vorwort. Vorhanden sind auch mehrere Gelegenheitsschriften, die Johann Gottfried Mörlin (s. o. 2.17) der Fürstin Louise Dorothee (1710-1767) widmete, darunter Die Zufriedenheit des Gemüths bey dem rechten Gebrauche des Verstandes (Altenburg 1746), eine Kurze Abhandlung von dreyen Sachsen-Gotha-Altenburg und Meinungischen Orden (Altenburg 1750) und die Nachricht von der preiswürdigsten Stamm-Mutter ... des ernestinischen Hauses (Altenburg 1754). Mit über 100 Schriften ist Mörlin der am meisten vertretene Autor in der Bibliothek.

2.19 Von den Gelegenheitspoesien sind die Erzehlungen von altenburgischen Lieder-Freunden (Lübeck 1720) von Georg Heinrich Götze (1667-1728) und die 2 Bde Gedichte Bey Freuden- und Trauer-Begebenheiten (Dresden u. a. 1725) von dem Altenburger Hofadvokaten Johann George Brem zu erwähnen. Bezug zu Altenburg haben in dieser Gruppe weiterhin Bitumen & lignum fossile bituminorum (Altenburg 1674) von dem Arzt Matthias Zacharias Pilling, das Verzeichniß Unterschiedener sonderbaren Sachen und Curiositäten, So in dem Cabinet Eines gewissen Privati in Altenburg zu befinden (1705) und die Kurze Abhandlung von den Eigenschaften und Pflichten eines Patriotischen Kaufmanns, bey Anlegung Wollener Zeugfabriken in seinem Vaterlande (Altenburg 1756) von dem aus Lindau gebürtigen Kommerzienrat Conrad Stattmiller.

2.20 Der aus der Pillingiana stammende Sammelband Ronneburgischer Gesundbrunnen (CII, 27) eine jodhaltige Eisenquelle enthält 20 Drucke zu diesem Thema aus den Jahren 1766 und 1767. Die Kurze ... und wahrhafte Nachricht des am 8ten May dieses 1766sten Jahres bey Ronneburg entdeckten Gesund- und Heilbrunnens erschien ohne Nennung des Verfassers (Ronneburg 1766). Schon im 17. Jh hatte der Altenburger Arzt und Ronneburger Physicus Matthias Zacharias Pilling eine Kurtze Beschreibung des zu Ronneburg durch Gottes gnade entsprungenen Mineralischen Wassers (Altenburg 1667) gegeben, worauf Johann Friedrich Braun in seinem Kurtzen Bericht des Ronneburgischen Gesund-Brunnens (Leipzig [1766]) aufmerksam machte. Eine kurze Anweisung, was man bei dem Gebrauche des Ronneburgischen Gesundbrunnens zu beachten hat (Altenburg [1766]), gab der fürstlich-sächsische Hofmedikus Georg Heinrich Königsdörfer (1710-1788) heraus, er veröffentlichte außerdem eine Ronneburgische Krankengeschichte (2 Sammlungen, Altenburg 1767-1768).

2.21 Die meisten Zeitschriften (88 Bde) und Zeitungen (164 Bde) haben einen direkten Ortsbezug. Das Gnädigst privilegierte Altenburgische Wochenblatt ist von 1767 bis 1812 mit Lücken vorhanden, von dem Gnädigst privilegierten Altenburgischen Intelligenzblatt, ab 1823 unter dem Titel Herzogliches Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtenblatt, sind die Jahrgänge 1821 bis 1890 im Bestand, die Altenburger Blätter sind für 1830 und 1848, das Altenburger Volksblatt für 1848 bis 1849, und die (Altenburger) Zeitung für Stadt und Land ab 1854 mit Lücken und unter wechselndem Titel bis 1942 nachweisbar.

2.22 Die Gruppe Kalender (70 Prozent des Bestandes) enthält eine Sammlung von 3742 Volkskalendern. Sie beginnt mit einem Sammelband aus dem Jahr 1644, der Schreibkalender aus Nürnberg (Alter und Newer SchreibKalender, Newer Wurtz- unnd Kräuter Calender), Quedlinburg, Erfurt und Leipzig zusammenfaßt. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (1647) vereinigt ein Newer Astrologischer Post-Reutter-Kalender für 1648 die Prognostica von 16 Astrologen, u. a. von David Herlicius und Marco Freund.

2.23 Die Kalender wurden jahrgangsweise zusammengebunden. Für 1675 sind u. a. ein Alter und Newer Relations und KriegsCalender (Erfurt: Martha Hertzin), ein Frantzösischer KriegsCalender (Erfurt: Johann Bernhard Michael), ein Approbirter Haus-Medicus (Nürnberg: Endter) und ein Alter und Neuer Leicht-verständiger Kalender vor den gemeinen Mann, In Frag und Antwort fein deutlich gestellet durch Johann Melchior Bauer (Leipzig: Johann Bauer) vorhanden. Die gleiche Zielgruppe hatte der 1677 auch in Leipzig bei Bauer gedruckte Alte und Neue Gesprächs-Calender. Die " monatlichen Begebenheiten" wie auch " nachdenkliche Dinge" enthielt der Kunst- und Handwercks Calender (Nürnberg 1677).

2.24 Aufmerksamkeit erregten 1679 ein Alter und Neuer Afrikanischer Sitten, Trachten, Götzendienst, Grausamkeiten und Landschafften Calender (Nürnberg) und ein Europaeischer Tugend- und Laster-Calender (Nürnberg) von Abdiel Bavai, " dieser Zeit Astrologe zu Alexandria in Egypten". Für 1683 erschien in Annaberg Der Rechte Zuerst erfundene ZigeunerKalender von Sibylla Ptolomaein, " eine(r) Zigeunerin von Alexandria aus Egypten".

2.25 Für 1705 erschienen in Altenburg ein Verbesserter und Julianischer Altenburgischer Haußhaltungs- und Geschichts-Calender von Gottfried Günther, Der Rechte altenburgische Verbesserte und Alte Julianische Haußhaltungs- und Kunst-Kalender und ein Wohleingerichteter Gesprächs-Kalender. Ein Neu-erfundener Welt-Calender (Altenburg und Annaberg) richtete sich " Auf das 5712. Welt- und 1705. Christen-Jahr" und befaßte sich mit " den Ungewittern, wohin sie gehen". Der durch Privileg an die Hofbuchdruckerei gebundene, unter wechselndem Titel erscheinende Altenburger Kalender nahm nach fünfzigjähriger Pause 1992 (erster Jahrgang in neuer Folge) unter dem Titel Altenburger Geschichts- und Hauskalender die 1941 abgebrochene Tradition wieder auf. Der bisher älteste ermittelte Jahrgang dieser Reihe erschien 1644.

2.26 In Leipzig wurden für das Jahr 1705 gedruckt: ein Sächsischer Verbesserter Land- und Haus-Calender, ein Verbeßerter Historischer Hauß-, Kunst- und Wunder-Calender und ein Poetischer Türcken-, Kriegs- und Teutschen Sieges-Calender, den der Pfarrer und kaiserlich gekrönte Poet Johann Gottfried Taust verfaßt hatte. Ebenfalls für 1705 erschienen in Nürnberg ein Neuer und Verbesserter Lieblich- und anmuthiger Haus-, Artzney-, Ehe- und Geschichts-Calender von Johann Friederich Juhrmann und ein Verbesserter Haupt-Calender von Marco Freund mit einer Lebensbeschreibung Kaiser Josephs II. Gabriel Bardewick aus Holstein fügte dem Verbes sert- und Gregorianischen Außländisch-Deutschen Kriegs-, Siegs- und Friedens-Post-Reuters-Calender (Nürnberg) " Denck- und Leswürdigkeiten" bei. Im Verlauf des 18. Jh nahm der Anteil des Erzählerischen stetig zu, das Interesse an der Lektüre wuchs.

2.27 1737 wurden z. B. 36 Kalender " auffs Rathhauß zu Altenburgk" gegeben, 1739 waren es 32. Für das Jahr 1770 sind überliefert ein Verbesserter und Julianischer Calender vor das Fürstenthum Altenburg (Altenburg: Hofbuchdruckerei), ein Verbesserter und Neuer Kriegs-, Mord- und Tod-, Jammer- und Noth-Calender (Nürnberg), verfertigt von Philomon Adelsheim, ein Verbesserter und Neuer Zeit- und Wunder-Calender (Nürnberg) von Marco Freund, ein Leißniger Calender (Leipzig und Leisnig), ein Verbesserter Biblischer Geschichts-Calender (Leipzig und Zwickau) von Johann Grosse, Des Neustädtischen Creysses Verbesserter Historien-Calender (Leipzig und Neustadt/Orla) mit einer Stadtansicht von Neustadt an der Orla, ein Leipziger Verbesserter Calender und Der rechte Frauenzimmer- und Kunst-Calender (Leipzig und Neustadt/Orla). Erwähnenswert ist auch Frölich Klappermanns curiöser Glücks- und Schertz-Calender auf das Jahr 1770 (Leipzig und Lobenstein: Georg Friedrich Authenrieth). Bei Christian Heinrich Walther in Leipzig und Eisenberg erschienen für 1770 zwei Kalender mit eigenwilliger Titelfassung.

2.28 Im 19. Jh wurden vorwiegend Kalender aus dem thüringisch-sächsischen Raum vertrieben. 1841 werden für die Stadt Altenburg drei Buchbinder genannt, die Leihbibliotheken unterhielten und Kalender verkauften. Im Jahresband 1845 befinden sich ein Herzogl. Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender (Altenburg) mit der ansprechend gestalteten Zugabe der Gevattersmann, ein Volksbuch vom Verfasser der Schwarzwälder Dorfgeschichten (Berthold Auerbach), ein Kgl. Sächsischer concessionirter Ameisen-Kalender (Grimma), ein Verbesserter Kalender (Leipzig), die beiden in Pirna gedruckten Kalender, Pirnaischer Geschichts- und Volks-Kalender und Haus- und Wirthschafts-Kalender, und schließlich ein Spaßkalender (Neustadt/Orla) sowie ein Zwickauer Neuer verbesserter Historien- und Geschichts-Kalender. In ihrer Gesamtheit ist die Kalendersammlung ein Zeitdokument von hohem kulturgeschichtlichen Wert.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

PC-Katalog [im Aufbau]

Findbuch des Altenburger Musikarchivs

[in Bandform, seit 1961 geführt]

3.2 Historische Kataloge

[Bestandsliste von 1595]

Inventarium Oder Vorzeichnüß der Bücher, Welche Ufn Rathhause in der Cemmerarij zubefinden

[Bestandsliste, nach Sachgruppen, nach 1602]

VerZeichnüß Derer Jenigen Büchere, welche in E. E. Raths Liberey ufn Rath-Hauße Zubefinden.

Anno 1657

[in Bandform, nach Sachgruppen]

In die Cämmerey zum Belege gehöriges Verzeichnüs Derer in E. Ehrnw. Raths zu Altenburgk Bibliothec befindlicher und erkauffter Bücher

[in Bandform, nach Sachgruppen, um 1663]

[Bibliothekskatalog]. Altenburg, den 20. September 1699. [Angefertigt von] Christ. Poppig

[in Bandform, nach Sachgruppen]

Catalogus librorum Senatus Altenburgensis

[in Bandform, nach Sachgruppen, 1762]

[Bibliotheca Pillingiana]

[in Bandform, nach Sachgruppen, 1787]

Catalog zur Raths-Bibliothek in Altenburg. MDCCCXXXIX

[in Bandform, nach Sachgruppen, angelegt von Karl Friedrich August Hey]

Alphabetisches Verzeichniß aller Personen und Orte, von welchen und über welche Schriften oder sonst Nachrichten auf der Rathsbibliothek zu finden sind. Altenburg 1839 [in Bandform]

Liste der verkauften Bücher. 1988

[weitere historische Bestandsverzeichnisse s. u. 4.1]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Stadtarchiv Altenburg: XIV.3.3: Verzeichnisse über die beim Stadtrat vorhandenen Bücher, Dokumente und sonstigen Literalien. 1530-1732

XIV.3.5: Inventarium des Stadtrats. 1595 XIV.3.10: Verzeichnis der Bücher in der Rats-Bibliothek. 1657 XIV.3.11: In die Cämmerey zum Belege gehöriges Verzeichnüs ... [um 1663]

XIV.3.16: Catalog zur Raths-Bibliothek. 1839

Da I, 14: Bibliotheksatalog. 1691 Da I, 15: Catalogus librorum Senatus Altenburgensis. 1762 Da I, 16: Catalogus Pillingiana. 1787 9652: Verkaufsvorgang 1988.

4.2 Darstellungen

Löbe, Julius: Beschreibung der Residenzstadt Altenburg und ihrer Umgebung. Altenburg 1841 [S. 25-26 über das Ratsarchiv]

Krüger, Herman Anders: Altenburger Bibliothekswesen. Altenburg 1930 [S. 40-41 über die Ratsbibliothek]

Meckel, Alfred: Übersicht über die Bestände des Stadtarchives Altenburg 1256-1945. Altenburg 1976

Gleisberg, Ruth: Unersetzliches Kulturgut ins DM-Ausland verschachert! In: Leipziger Volkszeitung 96 (1990) Nr. 13 vom 16. Januar, S. 8

Staeubert, Klaus: Geschütztes Kulturgut wurde nicht ins Ausland verkauft. In: Leipziger Volkszeitung 96 (1990) Nr. 45 vom 22. Februar, S. 8

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Wolf, Gustav: Die Tradition der Altenburger Heimatkalender. In: Altenburger Geschichts- und Hauskalender N. F. 1 (1992) S. 50-51

Stand: Januar 1996

Felicitas Marwinski

Christine Schmidt


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.