FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals (Cusanus-Stift)

Adresse. Cusanusstr. 2, 5550 Bernkastel-Kues [Karte]
Telefon. (06531) 2260

Unterhaltsträger. Stiftung des Kardinals Nikolaus von Kues (Cusanus-Stiftung)
Funktion. Verwaltung des Präsenzbestandes an Handschriften und Inkunabeln.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach vorheriger Rücksprache mit dem Verwalter des St. Nikolaus-Hospitals. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Verwaltungsbüro.
Gedruckte Informationen. S. u. 4.2.
Hinweise für anreisende Benutzer. Frühzeitige schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Bahnbusverbindung ab Trier Hauptbahnhof oder Wittlich. A 1, Ausfahrt Wittlich.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Den Grundstock der Bibliothek bildet der Hss.- und Inkunabelbestand, den Kardinal Nikolaus Kryfftz von Kues, gen. Cusanus (1401-1464), in seinem Testament dem von ihm 1458 gestifteten St. Nikolaus-Hospital zur Verwahrung überließ. Nach dem Willen seines Gründers sollte das Hospital 33 bedürftigen alten Männern Wohnung und Unterhalt bieten. Zur Nutzung der Bibliothek gab er keine besonderen Hinweise.

1.2 Die Hss.- und Buchbestände hatte der Kardinal auf seinen Reisen im Orient und in Italien ebenso wie in Nürnberg erworben; ein Teil ist ihm nachweislich von Päpsten und Freunden geschenkt worden. Diese Bestände wurden im heutigen Bibliotheksraum, einem spätgotischen Saal über der Sakristei der St. Nikolaus-Kapelle, aufbewahrt. Zu den ca. 270 Hss. aus dem Besitz des Kardinals zählen neben seinen eigenen Werken exegetische, juristische und philosophische Abhandlungen, naturwissenschaftliche Schriften sowie Werke zur arabischen Philosophie.

1.3 Zu den ursprünglichen Inkunabeln (u. a. dem 1460 in der Gutenbergschen Druckerei auf Pergament gedruckten Catholicon des Johannes Baldus aus dem Besitz des Kardinals) kamen um die Wende zum 16. Jh weitere Inkunabeln und Postinkunabeln, die von den ersten Rektoren (geistlichen Verwaltern) des Hospitals angeschafft wurden. Die Hospitalsleitung war schon sehr früh um eine Vergrößerung bemüht, wenngleich die finanzielle Situation der Bibliothek größtenteils vom Stiftungsvermögen abhängig noch einer genaueren Untersuchung bedarf.

1.4 In den folgenden drei Jahrhunderten hat die Bibliothek - abgesehen von unberechtigten Verkäufen verschiedener Hss. durch die Rektoren Johann H. Schaanen (1711-1721) und Heinrich Brechels (1721-1726) an bedeutende europäische Bibliotheken in Brüssel und London keine nennenswerten Verluste erlitten, auch nicht durch Kriegsereignisse. Vielmehr wuchs sie bis ins ausgehende 19. Jh kontinuierlich durch Schenkungen. Als Geschenkgeber zeichneten sich nach Provenienzvermerken namentlich Hospitalrektoren aus: Stephan Schoenes (1754-1783), der spätere Generalvikar von Trier Matthias Martini (1827-1842) und Nikolaus Ehlen (1892-1898).

1.5 Eine Anzahl von älteren Drucken des jetzigen Bestandes gelangte über Zwischenbesitzer aus benachbarten moselländischen Klosterbibliotheken in das St. Nikolaus-Hospital: die Provenienzvermerke nennen die Benediktiner-Abtei St. Matthias, die frühere benediktinische Reichsabtei St. Maximin, das Kartäuserkloster St. Alban, das Stift St. Simeon in Trier sowie die alte Benediktinerabtei Echternach in Luxemburg.

1.6 Im Jahre 1960 wurde die Cusanus-Gesellschaft gegründet, die die Mikroverfilmung des gesamten Handschriftenbestandes veranlaßte; auch der Urkundenbestand ist mittlerweile verfilmt. Eine Restaurierung des St. Nikolaus-Hospitals mit Schwerpunkt Bibliotheksbereich (u. a. Neuaufstellung älterer Drucke aus einem Nebenmagazin in dem spätgotischen Hauptraum) steht bevor.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestandsbeschreibung erfolgt nach Autopsie jedes Titels. Die systematische Beschreibung wurde jedoch erschwert, da der Bestand numerisch aufgestellt ist.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek besitzt einen historischen Bestand von 1841 Titeln. Davon sind 132 Inkunabeln. Auf das 16. Jh entfallen 153 Titel, auf das 17. Jh 323 Titel, auf das 18. Jh 550 Titel und auf das 19. Jh 683 Titel. Dieses relativ ausgewogene Verhältnis der historischen Buchbestände beweist einen konstanten Bestandszuwachs. Von den Titeln des 16. Jhs sind 118 in Latein, einer in Griechisch und 3 in Hebräisch, von denen des 17. Jhs sind 202 in Latein, einer in Griechisch und einer in Französisch. Von den Druckwerken des 18. Jhs sind 274 Titel in Latein, 4 in Griechisch, 5 in Französisch und einer in Italienisch. Bei denen des 19. Jhs lassen sich 55 lateinische, 11 griechische, 9 französische, ein englischer und ein spanischer Titel ausmachen. Der Rest ist in Deutsch. In Latein oder Griechisch sind vor allem Bibelausgaben, theologisch-philosophische Abhandlungen sowie Werkausgaben theologisch-philosophischer Schriftsteller.

Systematische Übersicht

2.3 Die größte Sachgruppe umfaßt die homiletische und katechetische Literatur (308 Titel). Dieser hohe Anteil ergibt sich daraus, daß im St. Nikolaus-Hospital auch pastorale Aufgaben zu erfüllen waren und die Leitung des Stiftes von Geistlichen wahrgenommen wurde. Die Sammlungen von Predigten und Hirtenbriefen (244) sowie Titeln zur Predigtlehre und -hilfe (18) umfassen die ganze Bandbreite homiletischer Themenstellungen, ohne daß sich inhaltliche Schwerpunkte ausmachen ließen. Hinzu kommen 30 Katechismen, überwiegend des 18. Jhs, und 16 katechetische Schriften.

2.4 Die aszetische und mystische Literatur beläuft sich auf 226 Titel. Davon sind 209 Titel aszetischen Inhalts, in der Regel Anleitungen zum gottgefälligen Leben, die teils in autobiographischer, teils in didaktischer Form verfaßt sind (vornehmlich 18. und 19. Jh). Weitere 159 Werke betreffen die Moral- und Pastoraltheologie (einschließlich der " casus conscientiae"). Relativ gut ausgebaut ist der Bestand an seelsorgerlich-praktischer Literatur, die zur pastoralen Betreuung der Hospitalsbewohner gebraucht wurde (76 Titel). Besonders hinzuweisen ist auf die 70 allgemeinen Handbücher der Moraltheologie (vornehmlich 18. Jh).

2.5 Im Bereich der Bibelwissenschaft und Exegese (128 Titel) finden sich neben Quellentexten und Werken zu den Hilfswissenschaften der Exegese vor allem Kommentarwerke allgemeineren Charakters, die über den Durchschnittsbestand einer theologischen Bibliothek nicht hinausgehen. Ein gewisser Schwerpunkt liegt auf der Exegese des Neuen Testaments (33 Titel). Die Werke zum profanen und kirchlichen Recht (118 Titel) umfassen Quellensammlungen und Kodifikationen (überwiegend 18. Jh) und Handbücher allgemeiner Art (66 Titel) sowie 5 kanonistische Dissertationen vor 1800 und 21 Titel zu juristischen Einzelfragen. Außerdem sind 6 Titel zum Febronianismus (einer von dem Trierer Weihbischof Johann Nikolaus von Hontheim, 1701-1790, aufgebrachten Sonderform des Episkopalismus) vorhanden.

2.6 Der liturgiewissenschaftliche Bestand (68 Titel) weist einen Schwerpunkt bei den offiziellen liturgischen Gebrauchstexten für die Gestaltung von Messe und Breviergebet auf: Ausgaben des Rituale Romanum, des Missale Romanum oder des Breviarium Romanum (41 Titel). Weitergehende theoretische Abhandlungen fehlen dagegen fast völlig. Der Dogmatik sind 64 Titel zuzuordnen. Auch hier überwiegt der Bestand an Grundlagenliteratur: 26 Werke sind Handbücher. Gering ist der Bestand an Patristika (31 Titel), der hauptsächlich aus Textausgaben der Kirchenväter besteht (20 Titel). Zur nachpatristischen Theologie finden sich nur 12 Titel, die Hälfte davon Werkausgaben. Konzilien, Synoden und päpstlichen Verlautbarungen sind 21 Titel zuzuordnen, die Hälfte davon Abhandlungen zum Tridentinum. Die Sachgruppe Biographie, Hagiographie und Wallfahrt weist 13 Titel auf.

2.7 Die zweitgrößte Sachgruppe in der Bibliothek umfaßt die historische Literatur (244 Titel). Der Bestand bietet eine breite Palette kirchen- und profangeschichtlicher Literatur, mit einem gewissen Schwerpunkt auf dem propädeutischen und allgemeinhistorischen Bereich: Werke aus dem Bereich der Hilfswissenschaften, Quellenwerke und Handbücher der Geschichtswissenschaft (112 Titel), zur Kirchen- und Profangeschichte Deutschlands und anderer Länder (16), Abhandlungen zur Ordens-, Religions- und Papstgeschichte (39), zu historischen Einzelfragen (54) und biographische Titel (23).

2.8 Die Schöne Literatur ist mit 91 Titeln vertreten, davon die antike Klassik mit 41 Ausgaben des 16. und 17. Jhs, Belletristik, Abhandlungen zur Literaturgeschichte und Grammatiken mit 50 Titeln. Literatur zur Kunstgeschichte ist nur sporadisch vorhanden (34 Titel). Auch das Gebiet der Philosophie (einschließlich Pädagogik und Psychologie) ist mit 30 Titeln nur schwach vertreten; es überwiegen Gesamtdarstellungen und Handbücher. Naturwissenschaften (einschließlich Geographie) umfassen 57 Titel mit einem Schwerpunkt auf der Kosmologie. Bei den Nachschlagewerken handelt es sich um 30 Sprachwörterbücher (überwiegend griechisch und lateinisch) und allgemeine Nachschlagewerke des 18. und 19. Jhs (25). Bei den Zeischriften beginnen lediglich 36 Titel im 18. oder 19. Jh, oft sind nur einzelne Jahrgänge vorhanden.

Sondersammlungen

2.9 Zu den Sonderbeständen der Bibliothek zählen vor allem zahlreiche Abhandlungen über Nikolaus von Kues sowie einige Werke über das St. Nikolaus-Hospital, die aber überwiegend dem 19. und 20. Jh angehören.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, um 1900 angelegt; unvollständig]

Eine Neukatalogisierung ist geplant.

Marx, Jakob: Verzeichnis der Handschriftensammlung des Hospitals zu Cues bei Bernkastel/Mosel. Trier 1905

[umfaßt auch Inkunabeln; grundlegend, aber revisionsbedürftig]

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalie

Krudewig, Johannes: Übersicht über den Inhalt der kleineren Archive der Rheinprovinz. Bd 4. Bonn 1915, S. 257-282

4.2 Darstellungen

Marx, Jakob: Geschichte des Armen-Hospitals zum hl. Nikolaus zu Cues. Trier 1907 (repr. Bernkastel-Kues 1976) Vogts, Hanns: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bernkastel. Düsseldorf 1935, S. 135-137

Stand: März 1991

Wolfgang-M. Hamm


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.