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Bibliothek der Sammlungen der Stadtgemeinde Baden - Archiv und Rollett-Museum

Adresse. Weikersdorfer Platz 1, 2500 Baden [Karte] (Eingang: Elisabethstr. 61)
Telefon. (02252) 482 55

Unterhaltsträger. Stadtgemeinde Baden
Funktionen. Museumsbibliothek zur Geschichte Badens; Bibliothek der Städtischen Sammlungen im Rahmen des Rollett-Erbes.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Geschichte Badens, seiner Umgebung und Niederösterreichs, Austriaca. - 2. Besondere Sammelgebiete: Balneologie, Geschichte der Textilindustrie, Gallsche Schädelsammlung, Numismatik und Glyptik.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nach vorheriger Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät, PC.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erforderlich. - Badner-Bahn ab Wien, Staatsoper, oder S-Bahn ab Bahnhof Wien-Mitte, 10 Minuten Fußweg vom Stadtzentrum Baden; Südbahn bis Baden. - A 2 bis Baden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Alle Bestände des Rollettmuseums, einschließlich die der Bibliothek, gehen im Grundstock auf die private Sammeltätigkeit Anton Franz Rolletts (1778-1842) zurück. Die Familie Rollet (so die ältere Schreibweise) war seit dem frühen 17. Jh in Baden ansässig, die Vorfahren waren Gerber und Müller. Anton Franz Rollett lebte als Arzt in Baden, nachdem er seine Ausbildung in den Fachdisziplinen Chirurgie, Geburtsheilkunde und Tierheilkunde abgeschlossen hatte. Er betrieb weiterhin naturwissenschaftliche Studien auf vielen Gebieten und vor allem eine umfassende Sammeltätigkeit.

1.2 Zur Dokumentation der Fauna und Flora Niederösterreichs richtete er in privaten Räumlichkeiten ein damals weithin bekanntes und von Zeitgenossen mehrfach beschriebenes naturwissenschaftliches Museum ein (Graeffer, s. u. 4). Mit seiner Sammlung von Frauen-Handarbeiten und anderer Textilproben, die von den Erben bis 1900 erweitert wurde, führte er dem Publikum die industrielle Tätigkeit seiner Zeit an Beispielen der Textiltechnologie vor Augen. Er sammelte außerdem Münzen und Medaillen, Autographe, Kupferstiche und Bilder und interessierte sich für die berühmte Schädelsammlung des umstrittenen Phrenologen Johann Joseph Gall (1758-1828). Als Gall nach einem kaiserlichen Schreibverbot nach Paris übersiedelte, übernahm Rollett einen Teil dieser Sammlung. In seiner Bibliothek versammelte er angeblich rund 5000 Bde (laut Hermann Rollett, s. u. 4), die das breitgestreute Interesse an den geistes- und naturwissenschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit und die vielseitigen Aktivitäten dieses Gelehrten widerspiegeln. Ein von Rollett geschriebener Katalog, von meinen Büchern, ist noch erhalten, er verzeichnet im Jahre 1833 ca. 2150 Titel.

1.3 Noch zu Lebzeiten Rolletts, um 1820, wurde diesen Sammlungen ein Teil des berühmten Privatmuseums des Johann Ferdinand Ritter von Schönfeld (1750-1821), großteils Gemälde und einige wertvolle Einzelstücke, hinzugefügt. Nach Rolletts Tod blieben die Bestände vorerst in der Rollett-Villa, Marchetstraße 37. Im Mai 1867 entschlossen sich die Erben Anton Rolletts, der Stadt Baden beträchtliche Teile der Sammlungen als Schenkung zur Einrichtung eines Museums für Unterrichts- und öffentliche Zwecke mit der Auflage zu übergeben, daß es für alle Zeiten den Namen Rollett-Museum führen müsse (Frühwald, s. u. 4). Antons Sohn Hermann Rollett (1819-1904), bekannt durch eigene literarische Werke und seine Kontakte mit einigen der wichtigen Künstler seiner Zeit (z. B. Lenau und Richard Wagner), wirkte von 1876 bis zu seinem Tode als Kustos und Stadtarchivar am Museum. Sammlungen der Stadtgemeinde Baden

1.4 Von 1869 bis 1885 befanden sich die Sammlungen in Räumen des säkularisierten Augustinerklosters, dann bis 1908 in den Sälen des Redoutengebäudes. Nach einigen Jahren im ehemaligen Armenhaus der Boldrinistiftung übersiedelten sie um 1912, zusammen mit Stadtarchiv und Bibliothek, ins Rathaus von Weikersdorf, das nach der Vereinigung der Ortschaft mit der Stadtgemeinde Baden funktionslos geworden war. Wenige Wochen nach der feierlichen Eröffnung am 29. Juni 1914 wurde das Gebäude jedoch für kriegswirtschaftliche Zwecke herangezogen, das Museum blieb 12 Jahre geschlossen. Der Zweite Weltkrieg brachte ab 1943 eine erneute Schließung, 1945 bis 1955 wurde das Museum von der Besatzungsmacht in Beschlag genommen. Die Folgen bestanden im Verlust einzelner Sammlungsobjekte und einiger Aufzeichnungen, vor allem aber in der Auflösung jeglicher Bestandsordnung.

1.5 Nach der Wiedereröffnung 1957 mußte schrittweise eine sorgfältige und fachgerechte Neuaufstellung und seit 1974 auch Neukatalogisierung der inzwischen durch zahlreiche Schenkungen vermehrten Bestände durchgeführt werden. Unter ihnen seien nur die Sammlung des aus dem Kreis der Familie Rollett stammenden Reinhold Aigner (* 1919), die Nachlässe des Schriftstellers und Weltreisenden Josef Freiherr von Doblhoff (1844-1928) und seines Sohnes, des Malers Robert Doblhoff (1880-1960), sowie des Badner Heimatforschers Karl Klose (1890-1977) genannt. Die Bibliothek, die neben Badensia auch Publikationen diverser anderer Wissensgebiete und historische Quellenwerke enthält, bildet mit den anderen Objekten der Rollett-Sammlungen und den Beständen des Stadtarchivs heute die Städtischen Sammlungen zur Dokumentation der Geschichte Badens und seiner Umgebung.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Vom Gesamtbestand an derzeit 9030 Titeln sind 38 Prozent, 3310 Titel, vor 1900 erschienen. Davon entfallen auf das 16. Jh 5, auf das 17. Jh 36, auf das 18. Jh 305 (79 aus der ersten, 226 aus der zweiten Hälfte). Von 2964 Titeln des 19. Jhs sind 923 aus der Zeit zwischen 1800 und 1850. 744 Werke erschienen zwischen 1850 und 1879, 1297 zwischen 1880 und 1900. Mehr als 200 Titel sind ohne Jahresangabe. Es handelt sich, mit wenigen Ausnahmen, um einen deutschsprachigen Bestand, lediglich einige Titel aus dem 16. und 17. Jh sind in Latein, wenige historische Abhandlungen und 14 numismatische Bücher liegen in Französisch vor. Die Zahlen wurden durch Auszählen der Sachgruppenkataloge ermittelt.

Systematische Übersicht

2.2 Die Bücher sind in 4 Sektoren - Badensia, Literatur zu Niederösterreich, Austriaca und Allgemeinbildende Einzelabhandlungen - mit insgesamt 28 Untergruppen aufgestellt. Die auf Baden Bezug nehmenden Abschnitte werden im folgenden ausführlicher behandelt.

2.3 Von insgesamt 6000 Titeln über Stadt und Bezirk Baden sind 1507 (25 Prozent) vor 1900 gedruckt. Davon entfallen 220 Titel auf Geschichte und Heimatkunde Badens. Mit Ausnahme des handschriftlichen Gedenckbuchs bey der Stadt Baden (1683-1798) beginnt die lokalgeschichtliche Sammlung mit der franziszeischen Epoche. Die erste Hälfte des 19. Jhs ist mit 45 Titeln vertreten, darunter Werke zum Brand Badens 1812, zu patriotischen Veranstaltungen in Zusammenhang mit den Koalitionskriegen, Beschreibungen der Ritterburgen des Helenentales (z. B. Friedrich Otto Lebers Die Ritterburgen Rauheneck, Scharfeneck und Rauhenstein, 1844) und des dort beheimateten Sagenschatzes sowie zum Bau des Badner Rathauses. Unter den ersten historischen Darstellungen der Zeit ist Caspar Helferstorfers Geschichte der Stadt Baden (o. J.) zu erwähnen. Unter den ab 1880 erschienenen Titeln sind die für die Erforschung der Stadtgeschichte grundlegenden Beiträge zur Chronik der Stadt Baden von Hermann Rollett (s. u. 4) und die Publikationen der Brüder Gustav und Karl Calliano, u. a. ihre prähistorischen Untersuchungen (z. B. Gustav Callianos Höhlen um Baden, 1886). Einen weiteren regionalen Schwerpunkt bilden Werke über Heiligenkreuz und das Zisterzienserkloster, z. B. Johann N. Weis' Urkunden des Cistercienserstiftes Heiligenkreuz im Wiener Walde (1856-1859).

2.4 277 Titel der Badensia sind der Topographie und Geologie zugeordnet. Das älteste Werk ist M. Fuhrmanns Oesterreichische Chorographie Oder Lands-Beschreibung der Alten Zeiten (1736). Mit 70 Titeln sind die Drucke der Biedermeierzeit gut vertreten: Um 1800 erschienen erstmals Publikationen, die Badegästen und Ausflugstouristen die Einrichtungen des Kurortes und den Besuch von Sehenswürdigkeiten empfehlen, z. B. Anton von Geusaus Historisch-topographische Beschreibung der landesfürstlichen Stadt Baaden (1802), das Taschenbuch für Badegaeste des Badearztes Karl Schenk (1805) u. a. Hier ist auch Anton Rolletts Hygieia. Ein in jeder Rücksicht belehrendes Handbuch für Badens Curgaeste (1816) und sein Schematismus der Landesfürstlichen Stadt Baden in Nieder-Oesterreich (1805) verzeichnet, den Rolletts Sohn Carl 1838 in erweiterter Form noch einmal herausgab. Dem ersten Häuserschematismus Badens von 1805 folgten Neuausgaben 1835 und 1859, später in kürzeren Abständen.

2.5 Die Balneologie ist unter den Badensia mit 187 Titeln vertreten. Diesem Sachgebiet schenkte der Arzt Rollett besonderes Interesse. 24 Werke sind vor 1800 erschienen, darunter die ältesten Titel der Bibliothek, Anemorinus' (d. i. Wolfgang Wintperger) De thermis et earum origine ac natura (Wien 1511) und Ein Tractat der Badefahrt, ebenfalls von Wolfgang Wintperger (lateinisch und deutsch, Straßburg 1512). Bemerkenswert ist auch Petrus Leonardus Monquetins Thermologia Badavino-Austriaca, die in 2 deutschsprachigen Ausgaben vorliegt (Regensburg 1651 und Wien 1686). Aus dem 18. Jh sind u. a. 3 Titel des Carl Joachim Festa, Jacob Martinys Abhandlung über die innerliche Anwendung der Thermalwässer Baden's in Österreich (1723), Johannes Maximilianus Dietmayrs Examen thermarum (lateinisch 1732, deutsch 1734), Jasanders Angenehmer Zeitvertreib und Ergoetzlichkeiten (1747), Francisco Xaverio De-Mares Chemischer Versuch (1763) und Johann Seraphin Voltas Chemisch-mineralogischer Versuch über die Bäder (o. J.) zu nennen. Ferner sind Sammelwerke, wie Johann Friedrich Zueckerts Systematische Beschreibung aller Gesundbrunnen und Baeder Deutschlands (1776) und Heinrich Johann Crantz' Gesundbrunnen der Oesterreichischen Monarchie (1777) vorhanden, aber auch humorvolle balneologische Betrachtungen aus der josephinischen Zeit, wie Meine Launen zu Baden (Wien 1781). Aus der ersten Hälfte des 19. Jhs stammen 59 Titel. Aufgenommen in diese Gruppe sind auch die Jahrgänge der Kurliste, eines handschriftlichen Verzeichnisses der Kurgäste, die sich seit 1806 in Baden aufhielten.

2.6 106 Titel liegen zur Verwaltung Badens vor (2 vor 1800, 9 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs). Ein Ayd Buech Bey der Landtsfürstl. Statt Baaden (1716) enthält Dienstvorschriften für die in Gemeinde und Badebetrieb beschäftigten Personen. Häufiger behandelte Sachthemen sind die Kleinkinderbewahranstalt (seit 1841) und ab 1868 die Frage der Vereinigung von Baden und Weikersdorf zu einer Ortsgemeinde. Zu Wirtschaft und Verkehr sind nur 63 Titel vorhanden, alle aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Sie behandeln vor allem die Gründung von Banken und der Sparkasse Baden.

2.7 Literatur- und Theaterwissenschaft sind mit 162 Titeln vertreten, wozu auch die unten angeführten Zeitungsbestände (s. u. 2.21) gezählt werden. Die Sammlung gedruckter und handschriftlicher theatergeschichtlicher Unterlagen zur Entwicklung des Stadttheaters Baden reicht ins frühe 18. Jh zurück und ist, beginnend mit dem Jahr 1716, in 7 Kartons geordnet. Darüber hinaus sind, mit Ausnahme der 4 Bändchen Lettres de deux amies (Paris 1806), einem empfindsamen Briefwechsel zweier weiblicher Badegäste zwischen Evian und Baden, lediglich einige Festgedichte und populäre Kalender aus der Biedermeierzeit sowie eine handschriftliche Liste von in Wien verbotenen Theaterstücken erhalten.

2.8 Auf Gesundheitswesen und Medizin entfallen 122 Titel aus der Sammlung der Ärztefamilie Rollett. Der älteste Druck ist Dr. Heisters Chirurgie (Nürnberg 1718), aus der josephinischen Zeit stammt das Magazin der Erfahrungsseelenkunde (Berlin 1783). Aus den Jahren 1791 bis etwa 1810 sind 8 Schriften zur Gallschen Schädellehre (im besonderen zur im Museum befindlichen Sammlung) vorhanden, die meisten sind von Gall selbst verfaßt. Gegen Ende des 19. Jhs erwachte das Interesse daran wieder, einige Publikationen kamen hinzu. Ein weiterer Schwerpunkt wird durch die Pharmakologie (z. B. Pharmacopoea universalis, Weimar 1832) und die von den Rolletts zumeist handschriftlich angefertigten Arzneibücher und medizinischen Abhandlungen gesetzt. Andere kleinere Themenschwerpunkte sind Kinderfürsorge, Krankenhäuser sowie die Fürsorgetätigkeit der Patriotischen Hilfsvereine.

2.9 Nur 11 Titel sind der Musikwissenschaft zuzuzählen, da das Interesse an der Rolle Badens in der Musikgeschichte erst spät erwachte. Hermann Rolletts Abhandlungen Beethoven in Baden (1870) und Mozart in Baden (1883) sind vertreten. Von Carl Millöcker (1899), dessen Nachlaß sich hier befindet, führt der Katalog die handschriftlichen Originalbriefe von 1882-1884 an.

2.10 Zu den 51 Titeln der Kunstwissenschaft gehören auch die Werke über Textilkunde, eines der Sammelgebiete Anton Rolletts, z. B. der Dorothea Susanne Rieglin (geb. Schützin) Neue Anweisung zur zierlichen Strickkunst (1756). M. R. Tomas Der Mensch und sein Beruf oder Allgemeines Wörterbuch über sämtliche Stände (Wien 1837-1841) ist als erklärender Text zur Sammlung von 118 teilweise aquarellierten Lithographien entstanden, die aus dem Nachlaß des Badner Rechtsanwalts und Reichsratsabgeordneten Heinrich Perger von Pergenau (1810-1878) ans Museum kamen. Unter den anderen Publikationen sind einige Almanache, z. B. das Jahrbuch für Damen, Erstes Toilette-Geschenk (1805), und Beschreibungen des 1811 eröffneten Gemählde- und Kupferstich-Cabinets der vaterländischen Kunst. Aus den späteren Jahren seien die Veröffentlichungen von heimat- und landeskundlichen Vereinen genannt, z. B. der Gesellschaft zur Verbreitung Wissenschaftlicher Kenntnisse in Baden bei Wien (1888 ff.) und des Kunstgewerbe-Vereins.

2.11 Ein Großteil des Bestandes zu Kultus und Unterricht (201 Titel, davon 12 vor 1800) enthält Andachtsliteratur, u. a. auch eine kurze Beschreibung des Badner Kalvarienberges von 1844. Hier sind auch einige handschriftliche Dokumente aus dem Schulbetrieb (Visitationen, Gründungsdokumente, Unterlagen über Schulfonds und Lehrergehälter, Schulzeugnisse) eingeordnet sowie die ab 1863 vorliegenden Jahresberichte des Landes-Realgymnasiums (später Gymnasium). Von 107 Titeln zum Vereinswesen sind nur 3 vor 1850, 90 nach 1880 erschienen. Die einschlägigen, zahlreichen Vereinsunterlagen (vor 1850 nur zur Badner Verschönerungsanstalt und zur Schützengesellschaft) sind in Sammelmappen geordnet.

2.12 Die zweite Großgruppe enthält 733 Titel zu Geschichte und Topographie Niederösterreichs, darunter 30 Prozent (244 Titel) vor 1900. Der Katalog führt hier regionalgeschichtliche Titel aus und über Niederösterreich, jedoch ausschließlich des Bezirkes Baden, an. Die ältesten Werke sind das Erzherzogtum Österreich unter der Enns betreffende Rechtstexte, die Neue peinliche Landesordnung (1657), die Neue Satz- und Ordnung (1687), die Newe Gerhabschaffts-Ordnung (1687) und die Constitutio Criminalis Theresiana (1769). Aus der Biedermeierzeit sind allen voran die Standardwerke der damaligen Landeskunde zu nennen, z. B. Franz Ritter von Schweickhardts Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns (Wien 1831-1841), sodann W. C. W. Blumenbachs Neueste Landeskunde von Oesterreich unter der Ens (1834-1835) und Gochnats Nieder-Oesterreichischer Dominien-Schematismus (1840-1846). Die wissenschaftliche Fortsetzung dieser Forschungen fand in der zweiten Hälfte des 19. Jhs vor allem in den Blättern für Landeskunde (ab 1865) statt.

2.13 Im Sektor der 1352 auf Österreich bezogenen Titel dominiert der Altbestand mit 872 Titeln (65 Prozent), davon 11 des 17. Jhs und 111 des 18. Jhs. Sie gehen auf die umfassende Rollettsche Sammeltätigkeit zurück, die erst im letzten Drittel des 19. Jhs rein lokalhistorischen und lokaladministrativen Interessen weichen mußte. Zur Geschichte sind 237 Titel (33 aus dem 17. und 18. Jh) zu finden, z. B. Michael Sachsens Newe Kayser Chronica (Magdeburg 1643) und Philibertus Heubers Austria ex archivis Melicensis (Leipzig 1722) sowie einige französische Werke, u. a. Joseph Barres Histoire générale d'Allemagne (1748). Leich- und Lobreden sind z. B. auf Kaiserin Eleonora (1720), Karl VI. (1740), Wilhelmine Amalia (1742) und Franz I. (1765) vorhanden.

2.14 155 Titel liegen zur Topographie Österreichs vor, darunter Philippus Cluverius' Germanis antiqua (Braunschweig 1663) als ältester Titel sowie einige Ortschaftsregister und Staats-Schematismen der Monarchie. Von 42 Titeln zu Wirtschaft und Staatsökonomie stammen 9 aus dem 18. Jh, darunter auch einige Publikationen zur Landwirtschaft (M. B. Sprengers Anfangsgründe des Feldbaus, 1772).

2.15 213 Titel dieses Sektors entfallen auf Literatur und Literaturwissenschaft. Unter den 9 Titeln des 18. Jhs ist die Partitur eines Schäferspiels, die anonyme Abend-Musik Das Urthel Paridis (1738, in italienischer und deutscher Ausgabe). Weiters finden sich josephinische und vormärzliche Almanache und Kalender, z. B. die Blumenlese der Musen (1790) und der bekannte Krackauer Schreibkalender (1801 ff.). Auch ca. 20 Zeitschriftentitel der Biedermeierzeit mit mehreren, jedoch selten lückenlos erhaltenen Jahrgängen sind hier verzeichnet, neben vielen anderen z. B. die Briefe des neu angekommenen Eipeldauers (1813-1819) und die Allgemeine Theater-Zeitung (1824-1833). Zur Musikwissenschaft liegen 27 Titel vor, zur Kunstwissenschaft 37.

2.16 Kultus und Unterricht sind bei den Austriaca mit 94 Titeln (davon 7 vor 1700, 32 vor 1800) vertreten. Das älteste Werk der religiösen und juridischen Literatur sind lateinische Reden und Briefe des Christophorius Longolius, Orationes duae pro defensione sua in crimen laese majestatis (Venedig 1539). Aus dem 17. Jh stammen Ludovicus Molinus' De iustitia et iure (1614) und einige deutsche Bibeldrucke (darunter eine Bibelübersetzung von Martin Luther, 1719) sowie lateinische Missalien. Neben zahlreichen Andachtsbüchern finden sich auch handschriftliche Kochbücher der Jahre 1779, 1782 und 1814. Weitere 67 Titel (32 vor 1800) sind Gesetzessammlungen und -kommentare, etwa eine Vectigal- und Mauth-Ordnung (1726) und das Theatrum Iurisdictiones Austriaca (Wien 1752).

2.17 Im Sektor Allgemeinbildende Einzelabhandlungen ist der Anteil des Altbestandes am größten. Von 945 Titeln sind 734 aus der Zeit vor 1900 (12 bis 1700, 163 des 18. Jhs, 274 der ersten und 285 der zweiten Hälfte des 19. Jhs). Davon entfallen 142 Titel auf Geschichte (46 vor 1800), zumeist Gesamtdarstellungen universalhistorischer und außer-österreichischer Geschichte, wie der Historische Bildersaal (Nürnberg 1735), Claude F. X. Millots Universal-Historie (1793-1794) und einige Nationalgeschichten Frankreichs und Englands in deutschen Übersetzungen. Unter den lexikalischen Werken ist das Genealogisch-Historische Adels-Lexicon von Johann Friedrich Gauhe (Leipzig 1719).

2.18 Literaturwissenschaft ist in diesem Sektor mit 129 Titeln (davon 19 vor 1800) vertreten. Das älteste Werk ist Johannes Sturmius' Ciceronis Epistolae (1568). U. a. stehen hier etwa 40 Bde Sekundärliteratur über Goethe, die Hermann Rollett sammelte. Auf Topographie entfallen 150 Titel (davon 16 aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs), meist landeskundliche Werke verschiedener Länder, z. B. Böhmens und Mährens, sowie einige zyklopädische Beschreibungen, wie Johann Gottfried Sommers Gemälde der physischen Welt (1819-1826). Von Josef Freiherr von Doblhoff (1844-1928), dessen Familie bis 1848 die Herrschaft Weikersdorf innehatte, sind die Tagebuchaufzeichnungen seiner Reise um die Erde (1873-1874) und die darauf basierenden Druckwerke vorhanden. Der Kunstwissenschaft sind 28 Titel zuzurechnen (9 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs), darunter G. C. Lichtenbergs Erklärung der Hogarthschen Kupferstiche (1818-1823).

2.19 Zu den Naturwissenschaften gibt es 108 Titel (39 vor 1800, 51 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs), vor allem systematische und enzyklopädische Werke naturgeschichtlichen Inhalts, z. B. Gasparus Schotts Physica (Nürnberg 1667) und Conrad Gesners Vollkommenes Thier-Buch (1669-1672). Linnés Werke liegen in mehreren Editionen seit 1773 vor. 61 weitere Titel behandeln Physik, Chemie und verwandte Wissensgebiete, zumeist Grundlagenwerke, aber auch Curiosa, wie Johann Samuel Halles Magie oder die Zauberkräfte der Natur (Wien 1787-1803).

2.20 Zur Philosophie gehören 66 Titel (17 des 18. Jhs). Der älteste Druck ist die Philosophia Naturalis (Straßburg 1520) des Albertus Magnus. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf der Pädagogik. So ist z. B. Carl Philipp Funkes Neues Real-Schullexicon (1805-1807) vorhanden, aber auch ein handschriftliches Lehrbuch der mathematischen Wissenschaften für Joseph II., Récréations mathématiques de Monseigneur l'Archiduc Ioseph (Mitte 18. Jh). Schließlich sind Numismatik und Glyptik, Lieblingsgebiete von Hermann Rollett, mit 54 Titeln vertreten (37 vor 1850, davon 14 französische und 6 lateinische), darunter Leonardo Agostini Seneses Annotationi sopra le gemme antiche (1657 und 1669) und Laurentius Begers Thesaurus Brandenburgicus selectus (1696 ff.).

Sondersammlungen

2.21 Regionale Zeitungen (getrennt vom Bestand aufgestellt, jedoch im Katalog unter Sektor I, Baden-Literaturgeschichte, verzeichnet) sind von besonderem Interesse für die Geschichte der Stadt Baden. Wöchentlich erschienene Blätter liegen in Jahrgangsbänden vor, so der Badner Bote (1868-1910), das Badner Bezirksblatt (1880-1896), die noch bestehende Badner Zeitung (seit 1897), der Bote aus dem Wienerwald (1892-1900) und einige andere. Zu den Badner Lokalblättern wurde ein schlagwortartiges Inhaltsverzeichnis für den Zeitraum 1867 bis 1965 angelegt.

2.22 Ein Biographisches Archiv enthält in 343 Bdn (handschriftliches Zettelarchiv in verschnürbaren Mappen) ungefähr 15.000 alphabetisch geordnete Personen- und Familienbiographien, die von Karl Calliano (1857-1934) gesammelt worden sind und zum Großteil Personen aus dem 19. Jh betreffen.

2.23 Die Musikaliensammlung enthält insgesamt über 600 zumeist undatierte Notendrucke (rund 20 Prozent liegen in Kopien vor), von denen nur wenige nicht aus der Zeit vor 1900 stammen. Vorhanden sind Erst- und Frühdrucke von Werken Beethovens, Joseph Lanners, Franz Schuberts, der Strauß-Familie und Rossinis. Von Joseph Haydn ist der undatierte Druck einer Klavierversion der Jahreszeiten erhalten, der bei Hoboken zwar genannt, aber dort nicht nachgewiesen werden kann. Neben einigen auf Baden bezogenen Musikstücken sind noch 274 Hss. (65 aus dem Nachlaß Karl Millöcker, Autographe der Komponistenfamilie Karl Komzák) zu erwähnen.

2.24 Karten. Besondere Hervorhebung verdient eine Sammlung von ca. 250 inventarisierten historischen Karten. Die bedeutendsten sind die Tiroler Adlerkarte (1620) von Burgklehner und Spaengler und die ältesten Karten Niederösterreichs, die 1630 in Amsterdam nach Wolfgang Lazius gedruckte sowie die 1670 von Georg Matthäus Vischer neuaufgenommene Archiducatus Austriae inferioris geographica descriptio. Aus dem 18. Jh stammen Karten von Michael Seutter (1730) sowie etwa 80 Blätter von Guillaume De l' Isle und Johann Baptist Homann (1701 ff.), die zu Atlanten gebunden sind. Eine 1990 abgeschlossene Theaterplakatesammlung weist 11.741 Stück, vor allem zum reichen Theaterleben Badens mit Schwerpunkt im Zeitraum 1784 bis 1945, auf.

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Sachgruppenkartei

[Zettelkatalog nach hauseigenen Regeln, verzeichnet Bestand in 4 Sektoren und 28 Gruppen nach Numerus currens]

EDV-Katalog

3.2 Historische Kataloge

Anton Rollett: Von meinen Büchern.

[hschr. Bandkatalog der Privatbibliothek Rolletts, führt 1833 etwa 2000 Titel an]

Inventar

[hschr. Bestandsliste, 1886 von Hermann Rollett angelegt, unvollständig]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Bersch, Joseph: Das Anton-Rollett-Museum. In: Jahres-Bericht des niederösterreichischen Landes-Realgymnasiums. Baden 1868, S. 1-5

Der alte Rollett. In: Blätter für Landeskunde für Niederösterreich 9 (1865) S. 131-134

Frühwald, Alfred: Die Sammlungen der Stadt Baden. In: Humanes und Urbanes. Festschrift für den Bürgermeister der Stadt Baden, Hofrat Prof. Viktor Wallner. St. Pölten 1982, S. 306-312

Frühwald, Alfred: Anton Rollett (1778-1842). Arzt, Schriftsteller, Naturforscher, Kunstfreund. In: Johann Kräftner (Hrsg.): Im Schatten der Weilburg. Baden im Biedermeier. Baden 1988, S. 37-39

Frühwald, Alfred: Die Sammlungen der Stadtgemeinde Baden - Archiv/Rollett-Museum. Kurzdarstellung über die Gründung und Entwicklung des Städtischen Rollettmuseums und des Archivs der Stadtgemeinde Baden von 1867 bis 1990. Baden 1990 (Neue Badener Blätter, 1)

Graeffer, Franz: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. 5 Bde. Wien 1918 [Bd 1, S. 121 ff. und 438-440 erwähnt das Rollett-Museum und seinen Gründer in Erinnerungen der Zeitgenossen]

Hermann, Walter: Die städtischen Sammlungen von Baden bei Wien. Kurze Chronik des Stadtarchivs im Rollett-Museum. Baden 1927

Rollett, Hermann: Die Familie Rollett. In: Beiträge zur Chronik der Stadt Baden bei Wien 1 (1880) S. 169-180

Rollett, Hermann: Begegnungen, Erinnerungsblätter (1819-1899). Wien 1903

Rollett, Hermann: Mein Lebensabriß (1862). Hrsg. von Paul Tausig. Baden 1905 [Autobiographie des Sohnes von Anton Rollett, später Museumskustos]

Wurzbach, Constantin von: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Bd 26. Wien 1874 [erwähnt Museumsgründer Rollett, dort weitere ältere Literaturangaben]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Kräftner, Johann (Hrsg.): Im Schatten der Weilburg. Baden im Biedermeier. Katalog zur Ausstellung der Stadtgemeinde Baden im Frauenbad. Baden 1988 [führt zahlreiche Exponate des Museums an]

Tausig, Paul: Aus dem Gedenkbuch des Badner Rollett-Museums. In: Österreichische Illustrierte Zeitung 15 (1905/1906) S. 796

Stand: März 1992

Hans Meissner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.