FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Föapátsági Könyvtár

Bibliothek der Erzabtei


Adresse. Vár 1, H-9090 Pannonhalma
Telefon. (096) 570-142, 570-100, 570-245
Telefax. (096) 470-011

Unterhaltsträger. Bencés Foapátság Pannonhalma [Benediktinerabtei Pannonhalma]
Funktionen. Wissenschaftliche Bibliothek, Klosterbibliothek, museale Schaubibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie und religiöse Literatur, Rechtswissenschaften, Philosophie und Geisteswissenschaften, besonders Geschichte und Kulturgeschichte des 18. und 19. Jhs (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). - 2. Besondere Sammelgebiete: Hungarica und Benedictina.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). - Benutzung nur für Forschungszwecke nach Voranmeldung und Terminabsprache. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-13 Uhr. Führungen finden täglich (außer Montag) statt. An kirchlichen und staatlichen Feiertagen sowie bei Ordensfeierlichkeiten ist die Bibliothek nur für Führungen geöffnet. Sommerpause im Juli oder August (variabel). Gegenwärtige Restaurierungsarbeiten machen kürzere Öffnungszeiten nötig. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Führer über die gesamte Erzabtei liegen in verschiedenen Fremdsprachen vor.
Hinweise für anreisende Benutzer. Voranmeldung unbedingt erforderlich. - Pannonhalma liegt 20 km südlich von Gyor [Raab]. Bahnverbindung ab Wien oder Budapest über Gyor. Vom Bahnhof Busverbindung bis Haltestelle Pannonhalma Piactér, von dort Fußwegnähe (15 Minuten), sowie viermal täglich bis Haltestelle Pannonhalma Vár. Busverbindung ab Budapest stündlich, ab Gyor mehrmals täglich bis zum Kloster oder bis Pannonhalma Piactér. - Autobahn M 1 (E 60) von Wien oder Budapest bis Ausfahrt Pannonhalma/Veszprém, von hier ca. 15 km auf der Hauptstraße 82. Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Über die erste Bibliothek der im Jahre 996 gegründeten Benediktinerabtei Martinsberg liegt im Archiv der Abtei eine Urkunde von König Ladislaus dem Heiligen (um 1090) vor, die ein Inventar enthält, das die vorhandenen Bücher nach Kurztiteln aufführt (80 Bde). Von diesem ersten Bücherbestand ist nichts erhalten geblieben, z. T. schon aufgrund des Kommenden-Systems des 15. Jhs, vor allem aber wegen der Türkenkriege und der Eroberung der Festung Martinsberg, durch die der Bestand vollständig vernichtet oder zerstreut wurde.

1.2 In der Zeit der Befreiungskriege gegen die Türken im 17. Jh wurden in Bandform die ersten handschriftlichen Kataloge angelegt, die heute noch im Besitz der Erzabtei sind (s. u. 3.2). Einer dieser Kataloge (1627) verzeichnet den in den zwanziger Jahren des 17. Jhs eingegangenen Nachlaß des Erzabtes Georg Himmelreich (1583-1637), der seine eigene Bibliothek und die seiner Familie umfaßte. Himmelreich, der in Wien, Prag und Rom studierte, wurde 1602 Erzabt und kämpfte vergeblich um die Restitution der Abtei. Sein Nachlaß umfaßt 425 Titel, darunter 177 kirchliche und 248 weltliche. Während der 1658 zusammengestellte Katalog der Abteibibliothek noch 2318 Bde in 21 Fachbereichen umfaßt, werden im Katalog des Jahres 1768 - heute im Besitz des Staatsarchivs in Budapest - nur noch 1801 Bde angeführt. Die türkische Belagerung von 1683 und die Freiheitskämpfe des Fürsten Ferenc II. Rákóczi am Anfang des 18. Jhs haben zu erheblichen Verlusten geführt. Als König Joseph II. 1786 das Kloster aufhob, wurde ein Verzeichnis der dort befindlichen Bücher angefertigt, das 4232 Titel umfaßt.

1.3 1802 durfte der Benediktinerorden nach königlichem Edikt seine Tätigkeit in Ungarn wieder aufnehmen. Er erhielt seinen gesamten ehemaligen Besitz zurück. Von den Büchern der ehemaligen Bibliothek kehrten jedoch nur jene nach Martinsberg zurück, die in der Zwischenzeit in der Universitätsbibliothek in Pest aufbewahrt worden waren (757 Drucke und 27 Hss.). Es begann eine neue Sammeltätigkeit von größerem Ausmaß, die nicht nur von der benediktinischen Bibliothekstradition geprägt war, sondern auch von der Tatsache, daß der Orden durch den Mittelschulunterricht eine neue Aufgabe erhielt und außerdem neben der theologischen Hochschule zur Lehrerausbildung 1802 eine selbständige Hochschule gründete. Diese hatte eine Theologische und bis 1950 auch eine Pädagogische Fakultät. Einen Katalog gab es zu dieser Zeit nicht. In den Jahren 1817 bis 1837 wurden lediglich die Neuerwerbungen auf losen Folioblättern erfaßt und nach Fachbereichen geordnet. 1838 wurden diese Bögen zu sechs großen Bänden zusammengebunden, die 36.000 Bde verzeichneten.

1.4 Einige Jahre zuvor war der bis heute benutzte Bibliothekssaal nach Entwürfen von Joseph Engel und Johann Baptist Packh im klassizistischen Stil erbaut worden. Der Aufstellungsordnung folgend, wurde um die Mitte der vierziger Jahre des 19. Jhs der neue Katalog bzw. das neue Repertorium angefertigt. Zu diesem Zeitpunkt besaß die Bibliothek bereits über 44.000 Bde. Im Jahre 1852 ergab eine Zählung durch das Nationalmuseum, daß der Bestand in kurzer Zeit weiter auf über 72.000 Bde angewachsen war. Erheblicher Zuwachs ist auch in den folgenden Jahrzehnten zu beobachten: 1856 waren bereits mehr als 80.000 Bde vorhanden, 1871 über 97.000. Zuwachsquellen waren neben den Neuanschaffungen in erheblichem Umfang auch die Nachlässe von Mönchen des Benediktinerordens. So vermachte Bonifác Maár (1788-1855) der Bibliothek 1337 Bde zu Theologie, Sprachwissenschaft, Naturwissenschaften und Numismatik. Ähnlichen Inhalts waren 110 Bde aus dem Besitz von Miklós Sárkány (1802-1891), Abt von Bakonybél. Béla Bresztyenszky (1786-1850), Abt von Tihany, hinterließ 378 Bde in ungarischer und lateinischer Sprache (Theologie, Liturgie, Schöne Literatur). Mehr als die Hälfte der 253 Bde aus dem Nachlaß von Bonaventura Hideghéty (1798-1850) war deutschsprachig (138 Titel), darunter Lexika, Sprachlehrbücher, Grammatiken, theologische und pädagogische Werke. Etwa 270 Bde gemischten Inhalts, darunter auch deutsche Titel, stammen aus der Sammlung von Fidél Beély (1807-1863) und 320 Bde aus der Sammlung von Kandid János Szkalka (1793-1875). Durch Ankäufe aus Antiquariaten kamen viele wertvolle Bücher in den Bestand. So wurden über Buchhandlungen und Antiquariate Bücher aus nicht näher bekannten deutschen Klöstern angekauft, die durch die Säkularisation auf den Markt kamen.

1.5 Zu Beginn seiner Amtszeit führte 1870 der Bibliothekar Leo Kuncze (1840-1886) auf Anordnung des Erzabtes anstelle der bisher in Bandform geführten Kataloge einen Zettelkatalog ein. Die Form und Ordnung des Katalogs bestimmte er selbst, wobei er die Kataloge ungarischer, österreichischer und bayerischer Bibliotheken zum Vorbild nahm. Die Fachordnung entnahm er dem Münchener System; entsprechend ersetzte er die bis dahin verwendeten Buchstabensignaturen durch Ziffern. Die Tabelle der Fächer mit Untergruppen entsprach der der Bibliothek des Nationalmuseums in Budapest und wurde nur geringfügig abgeändert. Für den größten Teil des Bestandes ist der Autorenkatalog in alphabetischer Ordnung auch heute noch in Gebrauch. Seither fand in allen Fachbereichen eine kontinuierliche Erwerbung statt; allerdings nach 1945, infolge der gesellschaftlichen Veränderungen, in geringerem Umfang. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Bibliothek weitgehend unbeschadet. In der Nachkriegszeit wurden jedoch mehrere tausend Bücher und Periodika als faschistische Presseprodukte konfisziert und verstreut. Nur ein geringer Teil konnte später von der Bibliothek zurückgekauft werden. Auch im 20. Jh blieben Nachlässe eine wichtige Quelle des Bestandszuwachses. Die 1100 Bde umfassende Sammlung von Engelbert Mázy (1865-1933) bereicherte die Bibliothek um Werke zu Psychologie und Pädagogik. Jákó Blazovich (1886-1952) vermachte der Bibliothek 143 Bde soziologischen Inhalts.

1.6 Im aktuellen Zettelkatalog umfaßt der ungarische Bestand 168 Kästen mit ca. 100.000 Werken, der fremdsprachige Bestand 299 Kästen. Seit 1970 werden die Neuerwerbungen auf normierten Katalogkarten aufgenommen. In 40 Kästen werden inzwischen ca. 20.000 ungarische Werke verzeichnet; der fremdsprachige Bestand - dessen normierte Katalogisierung erst ein Jahrzehnt später begonnen wurde - umfaßt in 6 Kästen ungefähr 5000 Werke. Der heutige Gesamtbestand der Bibliothek umfaßt schätzungsweise 325.000 bis 350.000 Titel. Die Bücher sind auf der Grundlage des mehrmals geänderten und verbesserten Münchener Systems im großen Saal der Bibliothek, in den an diesen angrenzenden kleineren Räumen, im Magazin unter der eigentlichen Bibliothek sowie in den theologischen Hörsälen untergebracht.

1.7 Das veraltete System, die Signaturen und der Katalog sowie der Platzmangel in der Bibliothek erschweren die Benutzung des Bestandes. Prinzipiell sind alle Titel im Katalog erfaßt; das bedeutet jedoch nicht, daß auch alle Bände erschlossen wären. Die Restaurierung des Gebäudes, der gerade fertiggestellte Magazinneubau sowie die für die nächste Zukunft geplante Einführung der elektronischen Datenverarbeitung werden es ermöglichen, die wertvollen Bestände der Klosterbibliothek adäquat darzustellen. Aufgrund dieser Situation ist eine detaillierte Bestandsbeschreibung zur Zeit nicht möglich.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand von 153.010 Titeln gliedert sich in 510 Inkunabeln, 2000 Titel aus dem 16. Jh, 17.300 aus dem 17. Jh, 64.100 aus dem 18. Jh und 69.100 aus dem 19. Jh.

2.2 Die Titel bis 1900 liegen überwiegend in ungarischer, lateinischer und deutscher Sprache, außerdem in französischer und zu geringeren Teilen in weiteren Sprachen vor (u. a. Griechisch, Arabisch). Die Zahl der deutschsprachigen Titel beträgt insgesamt ca. 39.200. Darunter sind 2 Inkunabeln, 300 Titel aus dem 16. Jh, 900 aus dem 17. Jh, 8200 aus dem 18. Jh und 29.800 aus dem 19. Jh.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bibliothek besitzt 13 Kodizes aus dem Mittelalter, die aber nicht zum ursprünglichen Bestand der Bibliothek gehören. Die deutschsprachigen Kodizes sind in András Vizkeletys Handschriftenverzeichnis beschrieben (s. u. 5). Vorhanden sind u. a. ein Arzneibuch (um 1500), das Gebetbuch der Frau Julianna Scheuermann (1514) und ein Andachtsbuch aus dem 14. Jh.

2.4 Bei den deutschsprachigen Inkunabeln handelt es sich um Ortolff von Bayerlandt, Arzneibuch (Augsburg 1477) und Jacobus de Voragine, Legenda aurea Sanctorum (Augsburg 1482). Von den Inkunabeln in lateinischer Sprache sind 140 Bde im deutschem Sprachgebiet erschienen, davon 36 in Straßburg, 25 in Nürnberg, 22 in Basel, 19 in Augsburg, 10 in Leipzig, 5 in Köln, je drei in Hagenau, Heidelberg, Speyer und Ulm, je zwei in Wien, Freiburg, Memmingen, Passau und Reutlingen und je eine in Brünn, Mainz und Tübingen. Dieser Bestand umfaßt zu 80 Prozent religiöses und zu 20 Prozent weltliches Schrifttum. Erwähnenswert sind Wenzel Faber von Budweis, Tabulae solis et lunae coniunctionum (Leipzig 1494-1495), Gesta Romanorum (Nürnberg 1494) sowie Jacobus Sprenger und Henricus Institoris, Malleus maleficarum (Speyer 1490-1491).

2.5 Der Bestand aus dem 16. Jh ist überwiegend lateinisch. Daneben liegen auch deutschsprachige Titel aus den Bereichen Theologie (Bibelübersetzungen, Streitschriften, Predigten), Kirchenrecht, Ethik und Geschichte (außer Werken griechischer und lateinischer Klassiker), Kirchenväter und Erbauungsschriften vor. Die Sammlung der deutschsprachigen Luther-Ausgaben ist für ungarische Verhältnisse bedeutend (um 45 Titel), darunter u. a. Von der Freyheyt eynis Christen menschen (Wittenberg 1520), Acht Sermon (Wittenberg 1523) und Warum die Kirch vier Evangelisten hat (Schwarzenberg 1524). Seine Opera omnia (Wittenberg 1541-1561) sind in 7 Bdn vorhanden. Weitere Beispiele für deutsche Drucke des 16. Jhs sind Jakob Röbel, Von Feldtmessen (Frankfurt 1550) und Hieronymus Bock, Kreuterbuch (Straßburg 1546). Unter den lateinischen Drucken sind auch Unika. Neben theologischen Drucken und Streitschriften der Reformation handelt es sich dabei um naturwissenschaftliche Werke wie Joannes Regiomontanus, De triangulis omnimodis (Nürnberg 1533) und Ptolemäus, Nova transactio ...geographiae (Nürnberg 1514).

2.6 Die Sammlung ungarischer Alter Drucke umfaßt 635 Titel. Die beiden deutschsprachigen Titel dieser Sammlung wurden in Tyrnau gedruckt: Antonius Alphonsus de Sarasa, Unbestürzte Freude (1679) und Martinus Szentiványi, Fünffzig Ursachen ... (1702).

2.7 Werke ab dem 17. Jh sind im allgemeinen Bestand der Bibliothek nach Fächern geordnet. Es steht ein Standortverzeichnis zur Verfügung, das zu einem gewissen Grad als Systematischer Katalog benutzt werden kann. Unter den 160 Fachgruppen sind 103, die ausschließlich oder teilweise fremdsprachige Bücher enthalten. Im folgenden werden nur die Fächer beschrieben, die Germanica enthalten.

2.8 Die Gruppe Moraltheologie beinhaltet Werke, die sich auf die Beichte und die Sittenlehre beziehen. Von 1300 Titeln sind ca. 7 Prozent aus dem 18. und 17 Prozent aus dem 19. Jh in deutscher Sprache. Erwähnenswerte Titel sind Alessandro Diotallevi, Abriss eines wahrhaftig büssenden Sünders (Erlau 1762), Terentian Buberlee, Das Altertum der Ohrenbeicht (Ofen 1789) und Jacob Danzer, Anleitung zur Christlichen Moral (Frankfurt und Leipzig 1787-1792). Der umfangreiche Bestand zur Askesis umfaßt Gebetbücher und Andachtsbücher. Unter den mehr als 6500 Titeln sind wenige deutsche aus dem 16. bis 18. Jh. Aus dem 19. Jh machen die deutschen Titel 30 Prozent aus. Beispiele sind Betkammer (Nürnberg 1660), Heinrich Sander, Über Natur und Religion (Karlsruhe 1781) und Ludwig Steiner, Dreitägige Geistesübungen (Regensburg 1882).

2.9 Unter den Werken der Pastoraltheologie (621 Titel) finden sich Agenden, pastorale Briefe, Kirchenagenden und -ordnungen u. a. Auch hier sind deutsche Werke aus dem 19. Jh (32 Prozent) zahlreicher als aus den übrigen Jahrhunderten. Hervorzuheben sind Matthias Kayser, Geistliche Arzney (Augsburg und Innsbruck 1764) sowie Alois Melcher, Neunundneunzig Pastoralbriefe (Regensburg 1880). Die Gruppe Katechetica umfaßt Glaubenslehrbücher und Katechismen (insgesamt 800 Titel). Die Drucke des 17. und 18. Jhs liegen lateinisch vor, die des 19. Jhs sind zu 7 Prozent deutschsprachig, darunter Theodor Drehers Katholische Elementarkatechesen (Freiburg 1894-1898). Die Gruppe Kirchenrhetorik umfaßt Homilien, Gelegenheitspredigten, Lob- und Trauerreden sowie Leichenpredigten (zusammen ca. 2300 Titel). Der Prozentsatz der deutschsprachigen Titel beträgt im 18. Jh 65 Prozent und im 19. Jh 27 Prozent. Unter den Germanica sind Blasius Hiller, Predigten 1-4 (Augsburg 1791-1793) und Gottlieb Ackermann, Volkspredigten und Homilien (Grätz 1824).

2.10 Die Sammelwerke der Theologen bilden eine weitere Gruppe mit etwa 2200 Titeln. Der Anteil der deutschsprachigen Titel ist im 18. Jh niedriger (9 Prozent) als im 19. Jh (20 Prozent). Hervorzuheben sind Alban Stolz, Erziehungskunst (Freiburg 1875) und Friedrich Hurter-Amman, Geburt und Wiedergeburt I-III (Schaffhausen 1845-1847). Die Gruppe Heiligenviten, Märtyrerviten und Schriften über Kanonisationsprozesse umfaßt 1766 Titel, darunter 11 Prozent deutschsprachige Titel im 18. Jh und 24 Prozent im 19. Jh. Einige Beispiele sind Quirinus a S. Trinitate, Spanische Heldin ...Siegreiches Leben der ...Theresia von Jesu (Regensburg 1762) und Johann Pyrker, Legenden der Heiligen (Wien 1844). In der Gruppe Dogmatik sind ca. 2200 Titel eingereiht. Die Schriften über Gespenster und Hexen wurden hier eingeordnet. Im Bestand des 18. Jhs sind 15 Prozent deutschsprachige Drucke, im 19. Jh sind es 12 Prozent (so Wilhelm A. Feller, Lehrbuch des christlichen Glaubens, Helmstedt 1764; Heinrich Planck, Über Offenbarung und Inspiration, Göttingen 1817). Die Zahl der Glaubensstreitschriften und allgemeiner polemischer Werke beträgt mehr als 1700 Titel. Deutschsprachige sind zu 17 Prozent im 18. Jh und zu 39 Prozent im 19. Jh vertreten, darunter auch ungarische Drucke wie Joseph Valentin Eybel, Was ist der Pabst? (Preßburg 1782), Gottfried Hannenberg, Vertheidigung der ...Maria wider die Kezereyen (Tyrnau 1791), Aloysius Merz, Systematische Methode die Protestanten von der Wahrheit der katholischen Religion zu überzeugen (Kaschau 1793) und Heinrich Chiolich, Der Oelbaum des Herrn (Preßburg 1844). Eine umfangreiche Gruppe bilden die Werke zum Kirchenrecht (mehr als 1720 Titel). Der Anteil der deutschsprachigen Titel aus dem 18. Jh ist hier mit 70 Prozent sehr hoch. Hervorzuheben sind Titel wie Was ist der Erzbischoff? (Klagenfurt 1785) und Aemilian Janitsch, Abhandlungen über Cölibat-Gesetz (Wien 1829).

2.11 Unter Allgemeine Bücherkunde und Bibliographie wurden auch die Bibliothekskataloge und -indices in fremden Sprachen eingereiht. Von diesem, meist aus der zweiten Hälfte des 19. und aus dem 20. Jh stammenden Material (650 Titel) sind ca. 17 Prozent deutschsprachig. Darunter sind das Gutenbergsalbum (Ulm 1840) und die Bibliotheca Zrinyiana. Die Bibliothek des Dichters Nikolaus Z[rinyi] (Wien 1893).

2.12 Der Bestand an deutscher Schöner Literatur umfaßt ca. 4400 Titel, die zu 29 Prozent aus dem 18. und zu 30 Prozent aus dem 19. Jh stammen. Darunter sind auch ungarische Drucke deutscher Literatur des vorigen Jahrhunderts, wie Theodor Bokody, Traumbilder (Pest 1846). Die Gruppe der ins Deutsche übersetzten Schönen Literatur zählt etwa 1200 Titel. Sie entstammen meist dem 19. und 20. Jh (zu 47 und 50 Prozent). Die wichtigsten Werke der englischen, italienischen, französischen und ungarischen Literatur sind hier vorhanden. Hervorzuheben sind John Milton, Verlorenes Paradies ... übersetzt von Johann Jacob Bodmer (Zürich 1769), Miklós Jósika, Der letzte Bátori ...aus dem Ungarischen übersetzt von B. Schwarz (Pest 1839), Mór Jókai, Zoltán Kárpáthy ...übersetzt von Eduard Glatz (Budapest 1878) und Mihály Vörösmarty, Ausgewählte Gedichte. Deutsch von Paul Hoffmann (Wien, Pest und Leipzig 1895).

2.13 Das Fach Miscellanea enthält über 8000 Titel des 17. bis 20. Jhs. Gedichte, Reden, Gelegenheitsreden, Trauerreden und -gedichte, Kalender u. a. sind hier zu finden. Mehr als die Hälfte dieses Bestandes ist deutschsprachig; darunter sind Titel wie Türckisches Post- und Wächterhorn (o. O. 1620), Franz Spech, Rede auf das hohe Fest der göttlichen Dreyeinigkeit (Preßburg 1781) und ein Allgemeiner deutscher Volkskalender (Schmalkalden 1824).

2.14 Im Fach Chemie sind ca. 350 Titel verzeichnet. Deutschsprachige Titel sind im 19. Jh besser vertreten als im 18. Jh (47 zu 9 Prozent). Interessante Beispiele sind Philipp Alois von Holger, Chemie für Damen (Pest 1859) und George Starkey, Chymie (Nürnberg 1722). Die Gruppe Physik enthält ca. 2000 Titel. Der deutschsprachige Anteil liegt im 19. Jh bei 70 Prozent und bei ca. 13 Prozent im 18. Jh. Erwähnenswerte Titel sind Gottlieb C. Bohnenberger, Beschreibung einer Elektrisir-Maschine (Stuttgart 1784), Johann Horváth, Mechanische Abhandlungen (Pest 1785) und Joseph Franz Domin, Beschreibung der besten Art elektrischer Lampen (Pest 1800). Relativ umfangreich ist das Fach Mathematik mit mehr als 2500 Titeln. Die Zahl der Werke in deutscher Sprache ist mit 8 bis 9 Prozent im 18. und 19. Jh niedrig. In Preßburg erschien 1788 Frans Rauschs Praktische Mathematik. Sehr reich ist das Fach Astronomie mit 2758 Titeln. Unter den wenigen deutschsprachigen Titeln aus dem 18. Jh ist Christoph Friedrich Goldbach, Neuester Himmels-Atlas (Weimar 1799). Die Zahl der deutschsprachigen Titel aus dem 19. Jh ist höher (27 Prozent); hier finden sich Menyhárt Fényi, Meteorologische Beobachtungen (Kalocsa 1895) und Victor Theodor Homén, Der tägliche Wärmeumsatz im Boden (Leipzig 1897).

Sondersammlungen

Sammlung Paintner (Jesuitica)

2.15 Der ehemalige Jesuit und spätere Propst Mihály Paintner (1753-1826) besaß eine umfangreiche Sammlung von Jesuitica (ca. 800 Bde). Im Hinblick auf die Geschichte des österreichisch-ungarischen Zweigs des Jesuitenordens ist die Sammlung einzigartig. Als Sondersammlung wurden 630 Hss. aufgestellt, die Drucke seiner Sammlung wurden den entsprechenden Gruppen des allgemeinen Bestandes zugeordnet.

Sammlung Lónyay

2.16 Herzog Elemér Lónyay (1863-1946) und seine Frau Stefanie (1864-1945), die Witwe des Kronprinzen Rudolf, besaßen in Rusovce [Karlsburg, Oroszvár] eine Schloßbibliothek, die sie dem Benediktinerorden vermachten. Die Sammlung ist in ihrer Gesamtheit (3300 Titel, 4500 Bde) ein Beispiel für eine Bibliothek des ungarischen Hochadels aus der Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jh. Vergleichbare Sammlungen sind in Ungarn nur in Keszthely (Sammlung Festetics in der Helikon-Bibliothek des Schloßmuseums [Helikon Kastélymúzeum Könyvtára]) und in Budapest (Sammlung Podmaniczky, heute Teil der Evangelisch-lutherischen Zentralbibliothek [Evangélikus Országos Könyvtár]) erhalten geblieben (s. Einträge dort). Die Bücher stammen überwiegend von der Jahrhundertwende und aus dem 20. Jh, abgesehen von französischen Büchern zwischen 1770 und 1820 und einer Flugschriftensammlung in ungarischer und deutscher Sprache, die aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Besitz der Familie Lónyay stammt. Die Bibliothek ist nach Fächern aufgestellt. Die wichtigsten Gruppen sind Geschichte, Deutsche und Französische Literatur, Geographie, Kunstgeschichte, Religiöse Literatur und Zeitschriften. Interessant sind mehrere Biographien großer Frauengestalten der Geschichte, von denen einige der Herzogin Stefanie gewidmet sind. Die Bibliothek ist reich an Baedekern (156 Titel), Regimentsgeschichten und Beschreibungen wissenschaftlicher Expeditionen. Erwähnenswerte deutschsprachige Titel sind Albert Richter, Deutsche Frauen (Leipzig 1896), Malwida von Meysenburg, Der Lebensabend einer Idealistin (Berlin und Leipzig 1898), Theodore Martin, Das Leben des Prinzen Albert (Gotha 1876-1881) und Die Kunst unserer Zeit (München 1890-1897).

Handschriftensammlung der Benediktiner

2.17 Der handschriftliche Nachlaß verstorbener Mitglieder des Benediktinerordens seit dem 18. Jh (4332 Einheiten) kann in manchen Fällen als Quelle für die historische Forschung dienen. So beinhalten beispielsweise die Aufzeichnungen von Remig Sztachovics die Texte der Mysterienspiele vom Anfang des 19. Jhs, die von den deutschen Einwohnern Westungarns aufgeführt wurden.

Schematismen-Sammlung

2.18 Obwohl diese Sammlung nicht vollständig ist, beinhaltet sie doch zahlreiche Jahrbücher, die die kirchlichen und staatlichen Würdenträger des historischen Ungarn verzeichnen. Die ca. 1500 Bde des 18. bis 20. Jhs betreffen 30 Orden und 20 Diözesen und liegen ausschließlich in lateinischer Sprache vor.

Periodika

2.19 Die fremdsprachigen Zeitschriften und Zeitungen (ca. 1500 Bde), die nur z. T. vollständig gesammelt sind, sind zu 90 Prozent deutschsprachig. Die Publikationen des 18. und 19. Jhs betreffen ein breites inhaltliches Spektrum. Über lange Zeiträume gesammelt wurden die Allgemeine Literatur-Zeitung (Jena und Leipzig 1785-1842), die Annalen der Physik (Leipzig 1799-1942), die Zeitschrift für Deutsche Philologie (Berlin, Stuttgart und Leipzig 1869-1894, 1894-1941), das Philosophische Jahrbuch (Fulda 1888-1942) und die Neuen Jahrbücher für Philologie und Paedagogik (Leipzig 1845-1898). Zu den Titeln, die über kürzere Zeit gesammelt wurden oder nur in wenigen Jahrgängen vertreten sind, gehören: Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien 1810-1812), Geist der Zeit (Brünn, London und Wien 1811-1826), Historisch-politische Blätter (München 1850-1852), Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie (Göttingen 1884-1888), Meteorologische Zeitschrift (Berlin 1886-1908), Numismatische Blätter (Wien 1879-1880), Photographische Notizen (Wien 1891-1917) und Polytechnisches Journal (Stuttgart 1820-1846).

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Alphabetischer Katalog

[hschr., in Zettelform; geordnet nach Verfassern; 1870 aufgelegt von Leo Kuncze (s. o. 1.5), noch in Gebrauch]

Ein Verzeichnis der nach Wissensgebieten geordneten Bücherschränke und Regale kann mit Einschränkungen als Systematischer Katalog benutzt werden.

3.2 Historische Kataloge

Urkunde von König Ladislaus dem Heiligen

[um 1090; enthält ein Inventar, das die vorhandenen Bücher nach Kurztiteln aufführt]

Verzeichnis der Sammlung Georg Himmelreich

[hschr., in Bandform; aus dem Jahr 1627; verzeichnet 425 Bde, geordnet nach Formaten und Fächern]

Sachkatalog von 1658

[hschr., in Bandform; verzeichnet 2318 Bde]

Sachkatalog aus dem Jahr 1768

[hschr., in Bandform; verzeichnet 1801 Bde, im Besitz des Staatsarchivs Budapest]

Bestandsverzeichnis von 1786

[hschr., in Bandform; erstellt aus Anlaß der Klosteraufhebung durch Joseph II.; verzeichnet 4252 Titel]

Systematischer Katalog von 1838

[6 Bde; entstand durch Zusammenbinden der in den Jahren 1817 bis 1837 geführten Neuerwerbungslisten auf Folioblättern; verzeichnet 36.000 Bde]

Systematischer Katalog

[hschr., in Bandform; erstellt etwa 1845; verzeichnet ca. 40.000 Bde]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Im Archiv der Erzabtei sind Urkunden und sonstige Schriften zur Geschichte der Bibliothek seit dem Mittelalter vorhanden. In der Bibliothek selbst sind historische tagebuchartige Aufzeichnungen der Bibliothekare und anderer Mitglieder des Ordens zu finden.

4.2 Darstellungen

A Pannonhalmi Szent Benedek-rend története [Die Geschichte des Benediktinerordens von Pannonhalma]. 12 Bde. Budapest 1906-1912

Csóka, J. Lajos (OSB): Geschichte des benediktinischen Mönchtums in Ungarn. St. Ottilien 1980 (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige, 24. Ergänzungsband)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Mons Sacer 996-1996. Pannonhalma 1000 éve [Tausend Jahre Pannonhalma]. Imre Takács (Red.). 3 Bde. Pannonhalma 1996 [zur Bibliothek Bd 3, S. 191-232]

Récsey, Viktor: Osnyomtatványok és régi magyar könyvek a Pannonhalmi Könyvtárban [Inkunabeln und ungarische Alte Drucke in der Bibliothek von Pannonhalma]. 2 Bde. Budapest 1904

Vizkelety, András: Beschreibendes Verzeichnis der altdeutschen Handschriften in ungarischen Bibliotheken. 2 Bde. Wiesbaden und Budapest 1969-1973 [beschreibt die deutschsprachigen Handschriften der Bibliothek, S. 221-235]

Stand: Dezember 1996

Ilona Ásványi


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.