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Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek - Zweigbibliothek Kunstgeschichte

Adresse. Ernst-Abbe-Platz 3, 07743 Jena [Karte]
Telefon. (03641) 94 04 44
Bibliothekssigel. <J 21>

Unterhaltsträger. Freistaat Thüringen
Funktion. . Zweigbibliothek im universitären Bibliothekssystem ThULB, Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Moderne und zeitgenössische Kunst.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-20 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Westbahnhof oder Saalbahnhof Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Jena-Lobeda oder -Göschwitz. Parkmöglichkeit am Eichplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Kunstgeschichte als Wissenschaftszweig ist an der Universität Jena seit den dreißiger Jahren des 19. Jhs vertreten. Zusammen mit der Archäologie wurde dieses Fach durch einen Lehrauftrag abgedeckt, der von einem Extraordinarius wahrgenommen wurde. Seit dem Wintersemester 1848/49 ist eine kontinuierliche Lehrtätigkeit zur Kunstgeschichte an der Jenaer Universität nachweisbar. Mit Friedrich Klopfleisch (1831-1898) habilitierte sich im Jahre 1859 erstmals ein Fachvertreter für Kunstgeschichte in Jena. Auf seine Initiative geht u. a. die Neuaufzeichnung der Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens zurück, die ab 1888 vom Architekten Paul Lehfeldt herausgegeben wurden (Jena 1888-1928).

1.2 Im Jahre 1917 wurden die Lehrgebiete Archäologie und Kunstgeschichte getrennt. Im Oktober wurde das Extraordinariat für Neuere Kunstgeschichte gegründet und Paul Weber (1868-1930), der seit 1896 in Jena lehrte und seit 1901 Direktor des von ihm begründeten Stadtmuseums war, mit der außerordentlichen Professur betraut. Nach seiner Rückkehr aus Litauen im Jahre 1919 nahm er die Tätigkeit am Kunsthistorischen Seminar wieder auf und wurde später Professor für mittlere und neuere Kunstgeschichte und Vorstand des Kunstwissenschaftlichen Seminars. Ab 1968 ging das Kunsthistorische Seminar als Bereich Kunstwissenschaft in der Sektion Literatur- und Kunstwissenschaft auf.

1.3 Die wechselvolle Geschichte der kunsthistorischen Disziplin und der langwierige Prozeß ihrer Verselbständigung an der Universität Jena ist bis heute an den unterschiedlichen Eigentumsstempeln in den Beständen der Bibliothek ablesbar, wie Germanisches Museum Jena, Sammlung für spätantike Kunst Jena, Großherzogliches archäologisches Museum und Institut Jena / Abteilung für neuere Kunstgeschichte, Anstalt für Neuere Kunstgeschichte Universität Jena, Kunstgeschichtliches Seminar Jena.

1.4 Die kunstgeschichtliche Seminar-Bücherei wurde im Jahre 1860 als Privatbücherei Friedrich Klopfleischs für die prähistorische und mittelalterliche Sammlung gegründet. Seit 1896 bestand sie als Anhängsel des Archäologischen Museums. Zum Grundstock aus der Zeit Klopfleischs kamen bis 1919 nur gelegentliche Anschaffungen hinzu. 1919 erlangte die Bibliothek den Status einer selbständigen Seminarbücherei. Seit dieser Zeit wurde sie gezielt ausgebaut, in den zwanziger Jahren " unterstützt durch eine einmalige größere Zuwendung der Zeiss-Stiftung, einige Sonderbewilligungen des Staates und zahlreiche Bücherschenkungen". Im Jahre 1929 zählte die Seminarbücherei, die seit 1911 zusammen mit der Sammlung für neuere Kunst in dem neuerbauten Universitätsgebäude untergebracht war, 2700 Bde. Gesondert bestand eine Sammlung von mehreren Tausend Diapositiven und Photographien. Angegliedert war das Thüringische Denkmal-Archiv, das u. a. eine Sonderbibliothek zur thüringischen Geschichte besaß.

1.5 Ein Teil der Literatur des 19. Jhs stammt aus der Stiftung von der Gabelentz. Hans von der Gabelentz (1872-1946) vermachte in seinem Testament vom 1. März 1946 die kunstwissenschaftliche Abteilung seiner Bibliothek (428 Nummern aus dem 19. und 20. Jh) nebst Abbildungsmaterial dem Kunsthistorischen Institut der Universität Jena, darunter die Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschland und den vereinigten Niederlanden (Hannover 1815-1820) von Johann Dominicus Fiorillo, die Geschichte des Barockstils ... (Stuttgart 1887-1889) von Cornelius Gurlitt und der Ornamentstich der deutschen Frührenaissance (Berlin 1888) von Alfred Lichtwark. 1946 umfaßte die Institutsbibliothek ca. 8000 Bde.

1.6 Für 1958 wird der Buch- und Zeitschriftenbestand der Bibliothek sicher unzutreffend mit 30.000 Bdn angegeben (Behling, S. 4; s. u. 4.2). Hinzu kamen (nach der gleichen Quelle) die Lichtbildersammlung (ca. 30.000 Stück) und die Photothek (ca. 8000 Photographien). Die Bestandsangabe im Thüringer Bibliothekenführer (Jena 1963, S. 79 unter Nr. 252) erscheint mit 13.000 Bdn realistischer.

1.7 Seit der Wiederbegründung des Kunsthistorischen Seminars im Jahre 1993 wird die Zweigbibliothek systematisch ausgebaut. Sie enthält Grundlagenliteratur zu allen sechs Gegenstandsbereichen der Kunstgeschichte (Architektur, Gartenkunst, Skulptur, Malerei und Buclerei, Graphik sowie Kunsthandwerk) und ihren Epochen Kunstgeschichte des Mittelalters, Neuere und Neueste Kunstgeschichte. Die heutigen Sammlungsschwerpunkte liegen im Bereich der Künstlermonographien. 1995 wurde die in mehr als 30 Jahren entstandene, annähernd 700 Titel umfassende Privatbibliothek zu Paul Klee des Buchsammlers Rolf Sauerwein (Moos-Weiler am Bodensee) erworben. Im gleichen Jahr kam die Bibliothek des aus Hamburg gebürtigen und 1932 nach Frankreich, 1941 in die USA emigrierten Kunsthistorikers John (eigentlich Gustav) Rewald (1912-1994) vom Museum of Modern Art in New York hinzu, sie enthält im wesentlichen Literatur des 20. Jhs zum Impressionismus.

1.8 Der 26 Hauptgruppen umfassende, systematisch aufgestellte Freihandbestand wird durch ein CD-ROM-Angebot ergänzt. Außerdem stehen 15.915 Microfiches (darunter der Marburger Index) zur Verfügung. Neben der Bibliothek können die Diathek und die Photothek, beides selbständige Einrichtungen des Seminars, benutzt werden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek zählt 42.380 Bde. Davon gehören 1091 Bde (2,6 Prozent) zum historischen Bestand (17. Jh einer, 18. Jh 8 und 19. Jh 1082; 99,2 Prozent). Hinzu kommt die Rewald-Bibliothek mit ca. 5600 Bdn des 20. Jhs. Sprachlich dominiert im historischen Bestand mit 961 Bdn (88,2 Prozent) Deutsch vor 111 Bdn (10,2 Prozent) in Französisch, 16 in Englisch, 2 in Italienisch sowie einem in Spanisch.

Systematische Übersicht

2.2 Die Gruppen Allgemeines (A), Kunsttheorie (B) und Epochendarstellungen, Weltkunst (T) enthalten 63 Bde (5,7 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 2, 19. Jh 60), darunter Carl Schnaase, Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter (Düsseldorf 1843-1864 und 1866-1879), Franz Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte (Stuttgart 1856-1859) sowie Edmond und Jules Goncourt, L'art du dix-huitième siècle (Paris 1873-1874). Ferner liegen vor Paul Lacroix, XVIIIme siècle (Paris 1878), Les chefs-d'oeuvres de l'art au XIXe siècle (Paris o. J.) sowie Adolf Rosenberg, Geschichte der modernen Kunst (Leipzig 1884-1889).

2.3 Die Gruppe Autobiographien und Biographien von Kunsthistorikern, Ästhetikern und Sammlern (D) enthält 27 Bde (2,5 Prozent; 19. Jh), u. a. Théophile Gautier, Les Beaux-Arts en Europe (Paris 1856-1857) und Georges Lafenestre, Artistes et amateurs (Paris o. J.). In der Gruppe Ikonographie (E) sind 14 Bde enthalten (18. Jh einer, 19. Jh 13). Die Gruppen Geschichte der Architektur (F), Epochen der Architektur (G) und Gartenkunst (H) umfassen 23 Bde (2,1 Prozent, 19. Jh). Erwähnung verdient z. B. Simon Thomassius' Fürstellung Der jenigen Statuen, Groupen, Bäder ..., welche dermahlen in dem unvergleichlichen Königl. Schloß ... zu Versailles zu sehen seyn (Augsburg 1720), hrsg. von Joseph Friedrich Leopold. Die Gruppe Epochen der Skulptur (K) zählt 8 Bde des 19. Jhs.

2.4 Die Sachgrupppen Kunst nach Ländern und Landschaften (L) und Kunst nach Städten und Orten (M) umfassen zusammen 317 Bde (29,1 Prozent; 18. Jh 4, 19. Jh 313), darunter Autoren wie Jacob Burckhardt, Ernst Förster, Hermann Grimm, Cornelius Gurlitt, Franz Kugler, Paul Lehfeldt, Alois Riegl, Carl Schnaase und Paul Weber. Unter den Titeln zu einzelnen Ländern und Landschaften seien erwähnt u. a. Athanasius Graf Raczynski, Geschichte der neueren deutschen Kunst (Berlin 1836-1841; signiert vom Verfasser), Gustav Friedrich Waagen, Kunstwerke und Künstler in Deutschland (Leipzig 1843-1845), Ernst August Hagen, Die Deutsche Kunst in unserem Jahrhundert (Berlin 1857), Jacob Burckhardt, Beiträge zur Kunstgeschichte von Italien (Basel 1898), Hermann Ehrenberg, Die Kunst am Hofe der Herzöge von Preußen (Leipzig und Berlin 1899), die von Matthäus Merian herausgegebene Topographia Superioris Saxoniae, Thüringiae, Misniae, Lusatiae etc. (Frankfurt 1650) von Martin Zeiller, Ludwig Puttrichs und Gottlieb Wilhelm Geysers Denkmale der Baukunst des Mittelalters in Sachsen (Leipzig 1836-1850; unvollständig) sowie Paul Lehfeldts Einführung in die Kunstgeschichte der Thüringischen Staaten (Jena 1900).

2.5 Zu einzelnen Orten und Städten liegen u. a. vor Maso Finguerra und Sidney Colvin, A Florentine Picture-Chronicle (London 1898), Heinrich Schliemann, Ilios, Stadt und Land der Trojaner (Leipzig 1881), die vom Architekten- und Ingenieur-Verein für Elsaß-Lothringen herausgegebene Arbeit über Strassburg und seine Bauten (Straßburg 1894) sowie die Ausführliche und gründliche Specification (Weimar 1729) der Gemälde des Hofmalers und " Kunst-Cammeriers" von Herzog Ernst August zu Sachsen, Johann Anton Klyher, die auf der " Schilderey-Cammer" in der Wilhelmsburg zu Weimar vorhanden sind.

2.6 Die Gruppen Geschichte der Malerei (N), Epochen der Malerei (O) und Geschichte der Graphik (P) enthalten 50 Bde (4,6 Prozent; 19. Jh), darunter Friedrich Klopfleisch, Drei Denkmäler mittelalterlicher Malerei aus den obersächsischen Landen (Jena 1860), Richard Muther, Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (München 1893-1894), Joseph Heller, Geschichte der Holzschneidekunst (Bamberg 1823) sowie Goethes Reineke Fuchs (München 1846; illustriert von Wilhelm von Kaulbach). Unter den 16 Bdn des 19. Jhs der Fachgruppe Geschichte des Kunsthandwerks (R) sind u. a. nennenswert Jacob von Falke, Kunst im Hause ( Wien 1882), Bruno Bacher, Real-Lexikon der Kunstgewerbe ( Wien 1884) sowie Otto Mühlbrecht, Die Bücherliebhaberei (Bielefeld und Leipzig 1898).

2.7 Die Gruppen Bestandskataloge (V) und Ausstellungskataloge (W) umfassen 115 Bde. Die Ausstellungskataloge zum Pariser " Salon" stammen größtenteils aus der Rewald-Bibliothek. Vorhanden sind z. B. Charles Paul Landon, Salon de 1810 (Paris 1810), Jules Robert, Album de Salon de 1840 (Paris 1840), Kataloge zu den Jahren 1847, 1853, 1882 bis 1885 sowie die Monographie von Jules Antoine Castagnary, Salons, 1857-1870 (Paris 1892). Über deutsche Ausstellungen informieren u. a. Internationale Kunst-Ausstellung (Berlin 1891), Grosse Berliner Kunst-Ausstellung 1895 (Berlin 1895), Katalog der deutschen Kunstausstellung der " Berliner Secession" (Berlin 1899), Offizieller Katalog der Internationalen Kunst-Ausstellung Dresden 1897 (Dresden-Blasewitz 1897), Illustrirter Katalog der Münchener Jahresausstellung 1893 (München 1893) sowie Offizieller Katalog Kunst-Halle der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung (Leipzig 1897).

2.8 Am umfangreichsten ist mit 177 Bdn (16,2 Prozent; 19. Jh) die Gruppe Künstlermonographien (Y). Vorhanden sind z. B. die Festschrift zum 70sten Geburtstag von Arnold Böcklin (München 1897), Carl Ludwig Fernow, Über den Bildhauer Canova und dessen Werke (Zürich 1806), Henri de Latouche, Die Werke Canovas (Stuttgart 1823), Joseph Heller, Versuch über das Leben und die Werke Lucas Cranach's (Bamberg 1821), Edmund Ollier, The Doré Gallery (London und New York 1870), Friedrich Lippmann, Zeichnungen von Albrecht Dürer in Nachbildungen (Berlin 1883-1929) sowie Henri Delaborde, Ingres, sa vie, ses travaux, sa doctrine (Paris 1870). Des weiteren finden sich Max Klinger, Brahms-Phantasie (Berlin 1894), Anton Raphael Mengs' Sämmtliche hinterlassene Schriften (Bonn 1843-1844), Alexandre Piedagnel, J.-F. Millet (Paris 1876), M. O. Gréard, Jean-Louis-Ernest Meissonier (Paris 1897), die Rubensbriefe (Leipzig 1881), gesammelt und erläutert von Adolf Rosenberg sowie Julius Schnorr von Carolsfeld, Die Bibel in Bildern (Leipzig 1852-1860).

2.9 Die Gruppe Zeitschriften (Z) umfaßt 281 Bde (25,8 Prozent; 19. Jh), darunter viele vollständige Reihen wie das Bulletin monumental (vol. 1, 1834 ff.), die Zeitschrift für Bildende Kunst (Bd 1, 1866 ff.), das Repertorium für Kunstwissenschaft (Bd 1, 1875 ff.), Die Graphischen Künste (1879-1998), das Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen (Bd 1, 1880 ff.), das Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (Bd 1, 1883 ff.) sowie das Kunstgewerbeblatt (Jg. 1, 1885).

3. KATALOGE

OPAC [seit 1991]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; hauseigenes System, 26 Sachgruppen; bis 1996]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Universitätsarchiv Jena: Bestand S, Abt. XVIII: Kunsthistorisches Institut; Bestand Kuratelakten (1896-1952), C 506, Bd 2 (enthält Gabelentz-Testament), C 810 (enthält Verzeichnis der Bücher, die das Kunsthistorische Institut der Universität Jena von der Gabelentz-Stiftung übernommen hat); Bestand Fakultäten, M 704: Die UB, Seminare und Anstalten betreffend

4.2 Darstellungen

Kunstgeschichtliche Seminar-Bücherei der Universität Jena. In: Hans Praesent [Hrsg.]: Minerva-Handbücher. Abt. 1. Die Bibliotheken. Bd 1. Deutsches Reich. Berlin und Leipzig 1929, S. 378

Behling, Lottlisa: Das Kunstgeschichtliche Institut zu Jena. 1946-1958. Erlangen 1958 [mschr.] Boettcher, Ines: Zur Geschichte des Kunsthistorischen Seminars in Jena. Von seinen Anfängen bis 1931. Magisterarbeit. Jena 1996 [mschr.]

Stand: Dezember 1998

Silke Grob

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.