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Bibliothek des Kostümforschungsinstituts von Parish

Adresse. Kemnatenstr. 50, 80639 München [Karte]
Telefon. (089) 17 77 17

Unterhaltsträger. Münchner Stadtmuseum
Funktion. Spezialbibliothek zur Kostümforschung und Kostümgeschichte. Sammelgebiet. Literatur zu allen Bereichen der Kostümforschung und Kostümgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek, Benutzung nur nach schriftlicher Anmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät. Anfertigung von Fotografien auf Bestellung möglich.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung unter genauer Angabe des Forschungsthemas oder Forschungsgegenstandes unbedingt erforderlich. - S-Bahnverbindung (Linien S1-6) ab Hauptbahnhof bis Laimer Bahnhof, Busverbindung (Linie 41 oder 68) bis Haltestelle Kemnatenstraße. - Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Den Grundstock einer Sammlung zur Kostümforschung und -geschichte legte Mitte des 19. Jhs der Urgroßvater der heutigen Leiterin des Instituts Hermine von Parish, Rudolph Marggraff (1805-1880), ein Berater König Ludwigs I. von Bayern, mit seiner Sammlung von Kostümdarstellungen. Diese war Hermine Elisabeth von Parish, der Mutter von Hermine von Parish, bekannt und weckte ihr Interesse für Kostüme. Die Sammlung hatte aber über die Jahre keinen Fortbestand. Auf Reisen durch ganz Europa begründete Hermine Elisabeth von Parish zu Beginn des 20. Jhs eine eigene Sammlung. Nach Verlusten des wertvollsten Teils im Zweiten Weltkrieg wurde die verbliebene Sammlung als Familienbibliothek und privates Archiv weitergeführt. 1970 wurde das Kostümforschungsinstitut von Parish dem Münchner Stadtmuseum als selbständige Abteilung angeschlossen. Seither wird der Bibliotheksbestand systematisch und möglichst umfassend unter besonderer Berücksichtigung von ethnographischen und ethnologischen Aspekten ausgebaut. In den letzten Jahren betrug der jährliche Zugang ca. 250 Titel.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 11.000 Büchern und 13.000 Zeitschrifteneinheiten umfaßt der Anteil an historischem Bestand etwa 400 Buch- und 100 Zeitschriftentitel. Die Zahl der Bände ist weit größer. Die Zahlenangaben zum Buchbestand enthalten gedruckte Bücher und z. T. handkoloriert Tafelwerke, Holzschnitt- und Kupferstichbände. Unter Zeitschrifteneinheiten sind gebundene Zeitschriften und Einzelhefte zu verstehen. Zur chronologischen und sprachlichen Aufteilung können nur geschätzte Angaben gemacht werden. Die Zahlen wurden teils aus den im Aufbau begriffenen Katalogen ermittelt, teils wurde am Fach ausgezählt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek besitzt ca. 100 Titel aus der Zeit vor 1800, ca. 300 Titel aus dem Zeitraum 1800 bis 1900. Aus dem 16. Jh stammen 4 Titel, aus dem 17. Jh 22, aus dem 18. Jh 65. Etwa die Hälfte des Bestandes vor 1900 umfaßt deutschsprachiges Schrifttum (ca. 200 Titel), ein Viertel (100 Titel) ist französischsprachig, ein Zehntel (50 Titel) in englischer Sprache. Lateinische, italienische und niederländische Werke sind in geringer Zahl vertreten, nur wenige Werke aus entlegeneren Sprachen.

Systematische Übersicht

2.3 Der Bestand vor 1900 ist getrennt von neueren Beständen - sachlich gegliedert in Hauptgruppen aufgestellt. Als Hauptgruppen wurden definiert: " Historie", " Ethnographie", " Folklore", " Beruf", " Zutaten". Die inhaltliche Aufgliederung der Hauptgruppen zeigt, daß der Begriff Kostüm auch das Umfeld von Tracht und Kostüm einbezieht: neben der Volkstracht Amts- und Berufstrachten, Uniformen, Trachten für besondere Gelegenheiten wie Staatszeremonien, Festzüge, Volksfeste etc.; Herstellungstechniken und Accessoires sind ebenfalls berücksichtigt. " Historie" beinhaltet ähnliches wie im heutigen Sprachgebrauch Mode. Hier findet sich ko stüm-, kunst- und kulturgeschichtliche Literatur zur Geschichte der Oberbekleidung im Sinne von äußerlich sichtbarer Kleidung von den Anfängen bis 1920. Mit ca. 150 Titeln ist dies die größte systematische Gruppe. Etwa 100 Titel stammen aus dem 19. Jh, 14 aus dem 17. und 4 aus dem 16. Jh.

2.4 " Folklore" und " Ethnographie" bieten kostümkundliche Darstellungen, unterteilt nach Ländern oder Volksgruppen. Die Kleidung europäischer Länder und Völker findet sich bei " Folklore", die Kleidung außereuropäischer Länder unter " Ethnographie". Europa, besonders Deutschland, ist nach historischen Gebietsaufteilungen und Ländergrenzen feiner aufgegliedert als die außereuropäischen Länder. Zusammen zählen die beiden Gruppen etwa 100 Titel, meist aus dem 19. Jh.

2.5 Die Literatur zu " Berufe" umfaßt allgemeine Werke sowie Literatur zu bestimmten Berufsgruppen und Ständen: geistige Berufe (Gelehrte, Professoren, Studenten, Ärzte etc.), Kaufleute (Händler, Ausrufer, fahrendes Volk), Handwerker, Arbeiter, Bauern und Dienstpersonal. Unterschieden werden auch Berufsuniformen (Post, Polizei, Feuerwehr etc.) oder Typen (z. B. einfaches Volk, Bettler). In eigenen Gruppen werden, unterteilt nach Gebieten oder Ländern, Werke zu Militär und Herrschaftshäusern aufgestellt (Amts- und Hoftracht, Kloster- und Ritterorden). Brauchtum und Festzüge bilden weitere systematische Untergruppen. Von den ca. 50 Titeln dieser Gruppe stammen jeweils 20 aus dem 18. und 19. Jh.

2.6 Unter " Zutaten" wird das Beiwerk der Mode zusammengefaßt: Literatur zur Haar- und Barttracht gibt es ebenso wie zur Kopfbedeckung. Hand- und Beinbekleidung, Unterkleidung, Accessoires wie Taschen, Uhren, Schmuck oder Knöpfe und ihre Entwicklungsgeschichte werden über entsprechende Literatur nachgewiesen. Bücher zu Pelz und Leder fehlen ebensowenig wie solche mit Stoffproben oder Handarbeitsbücher. Die Gruppe hat ca. 40 Titel.

2.7 Wertvolle Werke aus dem 16. Jh finden sich mit 2 Titeln von Jost Amman (Teatrum mulierum, 1586, Staend und orden, 1585), einem unvollständigen Exemplar von Hans Weigels Trachtenbuch von 1577 mit zeitgenössischer Kolorierung und einem Holzschnittband von Hans Scheufelein. Wichtige trachtenkundliche Quellenwerke des 17. Jhs sind Ausgaben deutscher Volkstrachtenbücher einzelner Landschaften oder Städte, Ordenstrachtenbücher (z. B. Adriaan Schoonebeek, Johann Braun) oder Darstellungen zu Ritterorden (z. B. Bernardo Giustinian). Beispiele aus dem 18. Jh sind u. a. Werke von Christoph Weigel, Jeremias Wolff oder Jean-Michel Moreau le Jeune. Etwa 15 Almanache in deutscher, englischer oder französischer Sprache, überwiegend mit Erscheinungsbeginn vor 1800, sind mit unterschiedlichen Folgen vertreten. Auch Einzelbände der Oeconomischen Encyclopädie von Johann Georg Krünitz sind vorhanden.

2.8 Für das 19. Jh liegen umfassende Werke zur Trachtenkunde (z. B. von Hermann Weiss, Friedrich Hottenroth) vor. Literatur zu Ländertrachten, zum bürgerlichen Leben und zum Leben bei Hofe sind ebenso vorhanden wie illustrierte Reisebeschreibungen, Stoff- und Handarbeitsbücher. Werke mit Modekupfern sowie Modezeitschriften, z. T. mit Erscheinungsbeginn im 18. Jh, stellen einen Schwerpunkt dar. In unterschiedlicher Vollständigkeit sind das Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode, mit Modekupfern und Stoffproben ausgestattet, vorhanden, das Journal des Luxus und der Moden und das Journal des Dames et des Modes. In Einzelexemplaren gibt es Leporello-Bücher, Mappenwerke und Münchner Bilderbogen. Eine Handbibliothek umfaßt ca. 50 allgemein-wissenschaftliche oder kunstgeschichtliche Nachschlagewerke.

2.9 Unikate ergänzen den Bestand an Druckschriften, z. B. handgemalte Kostümbücher, darunter ein 12bändiges handgeschriebenes Werk zur französischen Armee mit ca. 3000 gemalten und ausgeschnittenen Figuren (1845-1870). Außerdem gibt es Einzelstücke wie eine Guckkastenbühne oder chinesische Kostümdarstellungen auf Reispapier oder Seide aus dem 19. Jh.

Sondersammlungen

2.10 Neben der Bibliothek gibt es eine Bilddokumentation und Grafiksammlung zu Kostümforschung und Kostümgeschichte, die z. Z. nach Sachthemen geordnet werden. Die Graphiksammlung umfaßt ca. 50.000 Blatt, einschließlich 4000-5000 Handzeichnungen und Originalphotographien. Von den 2,5 Millionen Abbildungen der Bilddokumentation sind bisher ca. 500.000 thematisch geordnet und zugänglich.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[nach PI, im Aufbau; erschließt mit derzeit ca. 3500 Eintragungen ein Drittel des Bestandes, d. h. die systematischen Gruppen " Folklore", " Ethnographie", " Zutaten" und einen Teil aus " Historie"]

Systematischer Katalog

[im Aufbau; umfaßt bisher die Bestände zu " Folklore", " Ethnographie" und " Berufe"]

Stecher- und Schlagwortkartei der Graphiksammlung

[im Aufbau]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Grasser, Walter: Hermine von Parish: Vom Wandel der Kostüme. In: München Mosaik 4 (1978) Heft 12, S. 24-25

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Parish, Hermine von: Heimatgebunden und konservativ: Münchner Mode in den 20er Jahren. In: München Mosaik 6 (1980) Heft 4, S. 56-59

Allongeperücke und Schleppenkleid 1670 bis 1730: Kostüme aus der Zeit des Max Emanuel. Ausstellung im Münchner Stadtmuseum vom 5. August bis 3. Oktober 1976. München 1976 (Schriften des Münchner Stadtmuseums 4)

Stand: März 1990

Irmtrud Zech


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.