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Kirchen-Ministerial-Bibliothek

Adresse. Berlinstraße 4, 29223 Celle [Karte]
Telefon. (05141) 530-11
Telefax. (05141) 530-13
Bibliothekssigel. <Ce 5>

Unterhaltsträger. Kirchenkreis Celle (Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover)
Funktion. Ephoralbibliothek für die Pastoren des Kirchenkreises Celle.
Sammelgebiete. Theologische Neuerscheinungen in Ergänzung der Bibliothek des Predigerseminars Celle; Niedersächsische und Celler Kirchengeschichte; Celler Ortsgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-12.30 Uhr und 13.30-16.30 Uhr, Freitag 9-12.30 Uhr. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Predigerseminar Celle (im Haus).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erwünscht. Busverbindung ab Bahnhof (Linie 3) bis Haltestelle Berlinstraße. A 7, Ausfahrt Schwarmstedt, B 214, oder Ausfahrt Kreuz Hannover/Kirchhorst, A 37, B 3. A 2, Ausfahrt Braunschweig-West, B 214. Das Predigerseminar Celle liegt im Stadtteil Klein Hehlen-Ost und ist über den Wilhelm-Heinichen-Ring zu finden. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Ursprünge der Kirchen-Ministerial-Bibliothek (KMB) gehen bis in die Reformationszeit zurück. Die Kirche zu Celle besaß vermutlich bereits in vorreformatorischer Zeit Bücher. Als Gründer der Bibliothek muß Herzog Ernst der Bekenner (1497-1546) angesehen werden, der von Friedrich dem Weisen erzogen worden war und in Wittenberg studiert hatte. Es waren Bücher mit seinen Eigentumsvermerken vorhanden. Auch die zu seinen Lebzeiten erschienenen Drucke der Reformatoren und ihrer Gegner schaffte er wahrscheinlich an. Seine Söhne und Nachfolger im Fürstentum Lüneburg, vor allem Wilhelm d. J. (1535-1592), vermehrten die Bibliothek. Erwähnenswert ist eine Folio-Bibel, die Wilhelm d. J. von Kurfürst August von Sachsen geschenkt worden war.

1.2 Im Jahre 1582 erwarb Wilhelm d. J. die Bibliothek des 1569 gestorbenen zweiten Generalsuperintendenten des Fürstentums Lüneburg, Martin Ondermark. 1586 ließ er durch einen Geistlichen seines Konsistoriums, Henning Meyer, einen Katalog dieser mit seiner Bibliothek vereinigten Büchersammlung herstellen ( s. u. 3.2). Sie befand sich in einem quadratischen Raum (im Schloß oder in der Kirche), wobei Jurisprudenz, Medizin, Philosophie und Theologie nach den verschiedenen Himmelsrichtungen aufgestellt waren. Aus diesem Katalog geht ebenfalls hervor, daß Wilhelm d. J. eine bestimmte Summe zur Vermehrung der Bibliothek ausgesetzt und diese der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Sein ältester Sohn und Nachfolger, Ernst II. (1564-1611) betrachtete die Bibliothek als sein Eigentum, erwarb vieles, z. T. durch Supralibros gekennzeichnet, verschenkte aber auch freigiebig Bücher. Zur finanziellen Absicherung trug eine Dotation von 400 Talern bei. Unter seinen ihm folgenden Brüdern Christian, August und Friedrich sie regierten von 1611 bis 1648 wurden weiterhin Bücher erworben und mit herzoglichen Eigentumsvermerken versehen. Die Bibliothek ihrer Mutter, Herzogin Dorothea (1546-1617), wurde ebenfalls integriert. Die letzten vereinzelten Eintragungen stammen aus der Zeit Christian Ludwigs (reg. in Celle 1648-1665).

1.3 Konrad Buno hob in Merians Topographie der Braunschweig-Lüneburgischen Lande (1656) als Cel- ler Besonderheit hervor, " bei der Pfarrkirche befindet sich eine feine Bibliothek". Damit konnte nur die herzogliche Büchersammlung, die " Fürstliche Liberey bei der Stadtkirche" gemeint sein. Das in der Lüneburger Kirchenordnung von 1564 vorgesehene Konsistorium wurde aus den Pfarrern der Celler Stadtkirche und dem Hofprediger gebildet. Es ist möglich, daß ihnen die Verwaltung der herzoglichen Bibliothek übertragen worden war. Dafür spricht, daß einer von ihnen, Henning Meyer, 1586 den ersten Bibliothekskatalog erstellte ( s. u. 3.2). Durch das mangelnde Interesse Christian Ludwigs geriet die Bibliothek als herzogliche Einrichtung in Vergessenheit, zumal sie sich offenbar nicht im Schloß befand. Als Johann Friedrich 1665 nach nur kurzer Regierungszeit in Celle nach Hannover übersiedelte, wußte er wohl nichts von fürstlichen Rechten an dieser Bibliothek. Er nahm bei seinem Umzug nur die Bücher mit, die sich im Schloß befanden. Sie bildeten den Grundstock der Niedersächsischen Landesbibliothek. Von Georg Wilhelm (1665-1705) rühren keine Bücher mehr her. In seiner Regierungszeit tauchten Besitzvermerke neuer Art auf, nachdem längere Zeit offenbar keine Eintragungen gemacht wurden. Es sind Bezeichnungen wie " Bibliotheca Cellensis" oder " Bibliotheca Ecclesia Cellensis". So ist es zu erklären, daß die Bibliothek 1705 bei der Auflösung der Celler Hofhaltung und der Verlegung der Regierung des Fürstentums Lüneburg nach Hannover in Celle in Vergessenheit geriet.

1.4 Neben den erwähnten Besitzeintragungen gab es auch solche, die dem Öffentlichkeitscharakter der Bibliothek entsprachen wie " Pro Bibliotheca Publica Cellensis". Obwohl alle diese Eintragungen von einer Hand stammten, zeugt ihre Uneinheitlichkeit von der rechtlichen Unsicherheit. Da die Celler Stadtgeistlichen, das sogenannte " Geistliche Ministerium der Stadt Celle", offenbar schon zu Zeiten der Herzöge die Bibliothek betreuten, wurden kontinuierlich Bücher angeschafft, wobei theologische Werke den Vorrang hatten. Das Geistliche Ministerium trat sogar nach dem Wegfall der fürstlichen Förderung an deren Stelle. So vermachte 1707 der Archidiakon Conrad Henning Bohnstedt (1661-1707) der Bibliothek 1000 Taler. 1735 hinterließ sein Nachfolger, Archidiakon Christian Julius Bockelmann (1655-1735), seine kostbare Agendensammlung, zu der 1726 ein Katalog erstellt worden war (mit 405 Titeln in 345 Bdn, s. u. 3.3), ein beträchtliches Kapitalvermögen und eine Wiese, deren Pachterlös der Bibliothek zukommen sollte. Archidiakon Johann Andreas Gottfried Schetelig (1729-1807, Bearbeiter des Auktionskatalogs der Bibliothek von Hermann Samuel Reimarus, 1769-1770) vermachte ihr 1807 100 Taler in Gold mit der Auflage, bei der Versteigerung seiner umfangreichen Bibliothek Bücher dafür zu erwerben. Demzufolge kaufte sein Nachfolger, Archidiakon Samuel Thörl, von den 6405 Nummern des Auktionskatalogs 1133 Titel mit 1496 Bdn. Die Bibliothek erhielt ferner seine auf 28 Goldtaler geschätzte Münzen- und Medaillensammlung.

1.5 Die Förderung der Bibliothek durch die Archidiakone erklärt sich daraus, daß das Geistliche Ministerium sich als Eigentümer der Bibliothek betrachtete. Dieser Standpunkt setzte sich im 18. Jh durch. 1740 wurde ein erster Versuch unternommen, einen Katalog der Bibliothek zu erstellen. Archidiakon Bernhard Heinrich Cobergs Zellischer Ministerial-Bibliothec Catalogus oder Bücher-Verzeichniß besteht allerdings nur aus einem Band ( s. u. 3.2). Das Vorwort nennt die Herzöge in gleichem Sinn wie die erwähnten Archidiakone als " Verehrer" der Bibliothek und spricht von Büchern, die Ernst II. " geschenkt" habe. Diese " Schenkungsthese" sollte verhindern, daß die neugegründete Göttinger Universitätsbibliothek, die als Grundlage die Bibliothek des letzten Celler Kanzlers von Bülow erworben hatte, ebenfalls Zugriff auf die Celler Bibliothek nahm. Der Katalogisierungsversuch erfolgte, nachdem 1737 die Bibliothek aus dem Raum über der Sakristei der Stadtkirche Celle in das 1736/37 neu errichtete Archidiakonatshaus verlegt worden war. Zu den Baukosten steuerte die Bibliothek aus ihrem Vermögen ein Drittel in Höhe von 1400 Talern bei. Zu dieser Zeit trat der 1736 geschlossene Rezeß in Kraft, demzufolge die Bibliothek " wöchentlich zweymal ad usum publicum geöffnet sein möge". Die Kirchen-Ministerial-Bibliothek übernahm die Funktion einer Öffentlichen Bibliothek der Stadt Celle.

1.6 Bereits nach 50 Jahren erwies sich die Unterbringung im Archidiakonatshaus als zu beengt und die Bücherlast als zu schwer. 1844 wurde der Rezeß von 1736 erneuert, 1846 konnte ein Umzug in das frei werdende Gymnasialgebäude in der Kalendgasse erfolgen, wobei die Bibliothek sich wiederum an den Kosten der Einrichtung mit 500 Talern beteiligte. In diesem Gebäude blieb die Bibliothek bis 1962. 1848 stellte der Archidiakon Heinrich Christian Heimbürger einen gedruckten Alphabetischen Katalog zusammen ( s. u. 3.2). Nach seinem Tode (1860) setzte der Niedergang der Bibliothek ein. Der Rezeß von 1844 geriet in Vergessenheit. Die vier Mitglieder des " Geistlichen Ministeriums der Stadt Celle" betrachteten die Bibliothek als ihre " Privatbibliothek". Es existiert noch ein Exemplar des Katalogs von 1848 mit Nachträgen von der Hand des Archidiakons Dr. Christoph Ernst Greiling, dem Nachfolger Heimbürgers.

1.7 Insgesamt war die Bibliothek im 19. Jh durch eine gewisse Diskontinuität in Anschaffung und Verwaltung gekennzeichnet. Sie war eine unselbständige Stiftung mit eigenem Vermögen. Schon Wilhelm d. J. hatte eine gewisse Summe ausgesetzt. Erwähnt wurde bereits das " Legatum" von 400 Talern durch Ernst II. im Jahre 1608. Schenkungen und Vermächtnisse (Bohnstedt, Bockelmann, Schetelig, Spiel u. a.) ließen ein Vermögen entstehen, das von einer Quelle mit 6100 Talern zu Beginn des 19. Jhs angegeben wird. Von den Zinsen dieses Vermögens und der Pacht der Bockelmannschen Wiese wurden die Anschaffungen bestritten. Im Laufe der Zeit war das Bibliotheksvermögen durch folgende Stiftungen gewachsen: Thörl 7331 Taler, Knauer 7560 Taler, Heimbürger 6855 Taler (1856), Knoop 27.000 Mark (1891).

1.8 1840 traf die Bibliothek eine Übereinkunft mit dem seit 1815 bestehenden Historischen Leseverein Celle. Für 300 Taler Courant " werden die bis dahin gesammelten Schriften des genannten Vereins angekauft, und für ein Viertel des Ladenpreises erhält unsere Bibliothek ... die von dem Verein angeschafften Schriften" (zum Bestand und Katalog s. u. 2.23 ff. und 3.3). Es handelte sich um etwa 1800 Bde. Da in der Folgezeit noch Anschaffungen gemacht wurden, kann der Gesamtbestand auf etwa 3000 Bde geschätzt werden. 1890 wurde Georg Hartwig Generalsuperintendent in Celle. Er wußte von dem Vorhandensein einer wertvollen Bibliothek, konnte sie aber mangels eines Kataloges nicht benutzen. Er berief Dr. Georg Kampffmeyer als Bibliothekar nach Celle, der die Bibliothek katalogisieren sollte. Dieser schied jedoch nach vier Jahren aus. Kandidaten führten die Arbeiten zu Ende, ohne Kampffmeyer zu nennen ( s. u. 3.2). Das Gehalt für den Bibliothekar und der Druck des Katalogs zehrten das Vermögen auf, so daß keine Anschaffungen mehr möglich waren.

1.9 1894 fragte der Nachkomme der Celler Herzöge, Ernst August von Cumberland, ohne Erfolg beim Kirchenvorstand der Stadtkirche an, ob der ältere Teil der Bibliothek, die herzoglichen Bestände vor 1665, an ihn verkauft werden könne. 1904 und 1905 wurde der Gedanke erneut aufgegriffen, in der Absicht, den Erlös für den Bau des Kirchturmes zu verwenden. 1905 bot der Herzog von Cumberland für 3511 vor 1665 erschienene Bde 65.000 Mark. Parallel liefen Verhandlungen mit dem Preußischen Staat, die schließlich zu einem Vertrag über den Verkauf des älteren Teils der Bibliothek an den Preußischen Staat führten. Dabei war eine Aufteilung zwischen den Bibliotheken in Berlin und Göttingen beabsichtigt. Als Kaufpreis waren 90.000 Mark vorgesehen, wovon 25.000 Mark vom Hannoverschen Klosterfond zu leisten waren. 4628 bibliographische Einheiten gingen 1909 als Hauptmasse an die Königliche Bibliothek in Berlin, darunter 39 Inkunabeln und 2347 Stücke aus dem 16. Jh ( s. u. 4.2 Fick). Göttingen erhielt neben 198 Bdn 723 zusätzlich im Nebenmanual von 1917 eingetragene Bde. Weitere Dubletten der Staatsbibliothek sollen nach Greifswald und Halle gegangen sein. Andere Dubletten erhielt der Herzog von Cumberland. Sie tauchten 1970 und 1971 in den Versteigerungskatalogen Nr. 174 und 177 der Firma Hauswedell bei der Zerschlagung der Königlichen Ernst August Fideikommiß-Bibliothek wieder auf. Es handelte sich um 229 bzw. 74 Bde. Weitere ehemalige Celler Bücher (89 Titel) konnte der Direktor des Bomann-Museums, Dr. Albert Neukirch, 1940 anläßlich einer Gutenberg-Ausstellung entleihen; diese Titel wurden 1958 an die Bibliothek zurückgegeben. Diesen Zahlen mit einer Summe von 5941 steht eine Zählung von ca. 5900 Einheiten im Jahr 1982 gegenüber.

1.10 Nach dem Verkauf wurde es still um die Bibliothek. Anschaffungen wurden nicht mehr gemacht, weil das Vermögen aufgebraucht oder in der Inflation verlorengegangen war. Seit 1965 wird die Bibliothek hauptamtlich von einem Bibliothekar der Theologischen Akademie (in Personalunion) betreut, wohin sie 1963 verlegt worden war. Es konnten einige Nachlässe erworben werden sowie die theologische Literatur der Kreisbücherei des Landkreises Celle. Außerdem wurden große Teile der Bibliothek des Predigerseminars auf der Erichsburg überwiesen. Im Gegensatz zu den Beständen des Lesevereins, die im Laufe des 19. Jhs in den Gesamtbestand der Bibliothek eingegliedert wurden, sind diese Erwerbungen gesondert aufgestellt.

1.11 Die Bibliothek hat einen kleinen Etat, mit dem wichtige theologische Literatur in Abstimmung mit der 1958 gegründeten Bibliothek der Theologischen Akademie angeschafft werden kann. Die Lücke aber, die für die Jahre von 1900 bis 1960 klafft, konnte nicht mehr geschlossen werden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Auszählung des Systematischen Katalogs ( s. u. 3.1) ergab bei einem Gesamtbestand von ca. 25.000 Bdn einen historischen Bestand von 11.409 bis 1900 erworbenen Titeln. Hinzu kommen 5736 nach 1900 durch Kauf oder Schenkung erworbene Werke, so daß sich die vor 1900 erschienene Literatur auf insgesamt rund 17.150 Titel beläuft. Die Aufstellung in der Bibliothek ist systematisch, wobei die nach 1900 erworbenen Altbestände jeweils getrennt geführt werden. Die tatsächliche Zahl der Titel des historischen Bestandes dürfte durch eine große Zahl von Sammelbänden höher liegen. Deren einzelne Titel konnten bei der Beschreibung nicht immer berücksichtigt werden. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bestände des 16. bis 17. Jhs stellen einschließlich Nachdrucken und Photokopien 173 Titel; Inkunabeln sind nicht mehr vorhanden. Für das 18. Jh wurden insgesamt 2661 Titel ermittelt. Der Sammelschwerpunkt liegt im 19. Jh, auf das 8575 Titel entfallen. Die seit 1900 erworbenen historischen Bestände konnten nicht in die chronologische Übersicht einbezogen werden. Sie dürften aber überwiegend aus dem 19. Jh stammen. Die Zahl der Titel für das 19. Jh dürfte damit bei etwa 14.000 liegen.

2.3 Es handelt sich überwiegend um Werke in deutscher Sprache; 602 Titel liegen in lateinischer, 188 in griechischer und 269 in modernen Sprachen vor, wobei Niederdeutsch und Englisch überwiegen. Systematische Übersicht

2.4 Die Beschreibung des Bestandes erfolgt anhand der Systematik des 1901 gedruckten Katalogs ( s. u. 3.2). Von 22 Hauptabteilungen mit 108 Untergruppen sind 10 Hauptabteilungen mit 43 Untergruppen der Theologie einschließlich Religionsgeschichte und religiöser Dichtung zuzurechnen. Die Systematik wurde in Anlehnung an Otto Hartwigs Schema des Realkatalogs der Universitätsbibliothek Halle geschaffen und hat große Ähnlichkeit mit der Systematik der Marktkirchen-Bibliothek in Goslar. Im folgenden werden nur die wichtigsten Untergruppen näher beschrieben.

2.5 In der Kategorie Bücherkunde und allgemeine Schriften (1074 Titel) finden sich Werke zur Bibliotheksliteratur, Kataloge von Celler und auswärtigen Bibliotheken sowie einige Auktionskataloge des 18. Jhs (73 Titel). Hervorzuheben sind die Kataloge der Sammlungen von Molan und Reimarus. Die Untergruppen Archivkunde, Buch, Schrift, Druck, Buchhandel, Allgemeine Wissenschaftskunde, Literaturgeschichte enthalten 63 Titel, von denen nur wenige aus dem 18. Jh stammen, darunter Predigten aus Anlaß des Gutenberg-Jubiläums 1740 und Schriften von Fichte, Schelling, Lessing und Friedrich Nicolai. Unter den 124 Gelehrtenbiographien finden sich Lebensbeschreibungen des 18. und 19. Jhs, die von Ernst Moritz Arndt über Alexander von Humboldt bis zu Johann Georg Schlosser und Christian Thomasius reichen, wobei Theologen ausgenommen sind ( s. u. 2.9). Es folgen 82 Bibliographien, hauptsächlich theologischen Inhalts. An literaturkritischen und gelehrten Zeitschriften finden sich u. a. die Acta eruditorum (Bde 1-50), Nova acta eruditorum, die Curieuse Bibliothec (1704-1706), Deutsche Acta eruditorum (Bde 1-49, 61-71) mit Folgezeitschriften, die Göttinger gelehrte Zeitung (1739-1747) und das Literarische Centralblatt für Deutschland (1853-1889) sowie die Allgemeine Deutsche Bibliothek (Bde 1-118).

2.6 Die klassische griechische und lateinische Literatur stellt mit 514 Titeln eine umfangreiche Untergruppe dar. Werke der griechischen Kirchenväter und theologischen Schriftsteller sind ebenso vorhanden wie Schriften der griechischen Klassiker. Die Ausgaben von Aesop, Aristoteles, Lukian und Plato sind hier zu erwähnen. Es folgen die lateinischen Klassiker bis etwa 1000 n. Chr. Während bei den Kirchenvätern nur noch wenige Titel verblieben sind, ist der Bestand an profanen Schriftstellern reicher. Die Allgemeinen Schriften (173 Titel) sind in einer weiteren Gruppe zusammengefaßt. Hier sind vor allem Zeitschriften und Zeitungen anzuführen, so z. B. der Europäische Staats-Secretarius, Le Moniteur Westphalien, die Deutschen Blätter von Brockhaus, das Journal für Deutschland sowie die Hannoversche Zeitung mit 20 Jahrgängen. Es folgen die Enzyklopädien des 18. und 19. Jhs. Sammlungen von Schriften verschiedener Verfasser zu allen oder mehreren Wissenschaften schließen sich an. Es handelt sich um Reihen wie Allgemeines Labyrinth der Staats- und gelehrten Beredsamkeit, Symbolae literae oder Holtzendorffs Deutsche Zeit- und Streitfragen. Bei den gesammelten Schriften einzelner Verfasser sind u. a. Werke von Friedrich dem Großen, Hamann, Herder, Leibniz, Justus Möser, Napoleon III., Friedrich von Raumer, Karl August Varnhagen von Ense und Johann Heinrich Voss zu finden.

2.7 Die Gruppe Philologie (576 Titel) wurde besonders in der Zeit gepflegt, als die Bibliothek die Aufgaben einer Öffentlichen Bibliothek wahrnahm. In den ersten fünf Untergruppen finden sich Werke über orientalisch-semitische und nicht-semitische Sprachen, hebräische und aramäische Lexika des 18. und 19. Jhs sowie lateinische Wörterbücher (insgesamt 155 Titel). Die Neuere Philologie umfaßt 362 Titel, vor allem Wörterbücher und allgemeine Schriften zur deutschen Philologie und Literaturgeschichte. Es folgen Biographien und Werkausgaben, wobei die Weimarer Klassik den größten Teil ausmacht. Neben deutscher Literatur findet sich englische, mit Autoren wie Shakespeare, Ann Radcliffe und Laurence Sterne. Bei den romanischen Sprachen sind vor allem Sprachlehren, Wörterbücher und Texte anzuführen (59 Titel).

2.8 Mit der Sachgruppe Religionswissenschaft, Magie, Aberglaube (214 Titel) beginnen die theologisch relevanten Bestände. In der Untergruppe Allgemeines sind 194 Titel zur Religionswissenschaft von Alexander Gottlieb Baumgarten bis Wilhelm Usener zu finden. Es folgen Werke über das Judentum und den Islam sowie über die Griechen, Römer und Germanen. Die Untergruppe Magie und Aberglaube ist durch den Verkauf stark gelichtet; geblieben sind einige Teufels- und Orakelbücher, darunter die Bibliotheca Acta et Scripta Magica (insgesamt ca. 20 Titel).

2.9 Die Allgemeinen Theologischen Schriften (insgesamt 914 Titel) beginnen mit der Untergruppe Literaturgeschichte und Biographie (370 Titel). Neben Biographien von Abraham a Sancta Clara, Carl Friedrich Bahrdt, Johann Melchior Goeze, Johann Friedrich W. Jerusalem, Herder, Lavater, Friedrich Schleiermacher, Johann Salomo Semler, David Friedrich Strauß und Wilhelm Martin L. de Wette findet sich auch Literatur zu Celler Geistlichen. 23 theologische Zeitungen und Literaturzeitungen sind vorhanden. In einer weiteren Gruppe finden sich Titel zur Methodologie und Geschichte der Theologie (77 Werke), darunter Darstellungen der Tübinger Schule. Theologische Realenzyklopädien und Zeitschriften sowie Kirchenzeitungen bilden den Bestand der nächsten Untergruppe (151 Titel), darunter Für Christenthum und Gottesgelahrtheit, Petris Zeitblatt, die Neue Evangelische Zeitung und die Christliche Welt. Den Abschluß bilden einige Protokolle der ersten Kirchen- und Protestantentage aus den Jahren 1849 bis 1867 sowie 1873 bis 1876. Die Untergruppe Gesammelte Schriften zur gesamten Theologie (293 Titel) enthält Werke von Luther bis Karl Barth, erstere in der Altenburger, der Walchschen, der Erlanger und der Weimarer Ausgabe. Des weiteren finden sich hier Schriften von Baumgarten, Hamann und Urbanus Rhegius, Schleiermacher, Strauß und Zwingli.

2.10 Bei der Exegetischen Theologie (1462 Titel) umfassen die Allgemeinen Schriften, sprachliche und reale Hilfsmittel 83 Titel. Darunter sind frühe Hermeneutiken (Wolfgang Franzius, Johann Jacob Rambach, Johann August Ernesti) sowie Konkordanzen und Lexika (Wilhelm Abraham Teller, Gottfried Büchner, Daniel Schneider, Georg Benedict Winer und Daniel Schenkel). In der Untergruppe Textausgaben und Übersetzungen der Bibel liegt eine Bibelsammlung von 308 Titeln vor. Die älteste stammt aus dem Jahr 1652, die größte ist eine Altarbibel und die kleinste eine Taschenbibel. Es handelt sich um Ausgaben in hebräischer, griechischer, (nieder)deutscher, englischer, französischer, italienischer, portugiesischer sowie rätoromanischer und sorbischer Sprache. Hier findet sich auch Literatur zur Textgeschichte und zur Geschichte der Lutherschen Bibelübersetzung. Die Auslegungen und Kommentare zur ganzen Bibel sind mit 350 Titeln ebenfalls zahlreich vertreten. Viele relevante Autoren des 18. Jhs sind vorhanden (von Ernst Friedrich C. Rosenmüller über Heinrich Wilhelm J. Thiersch und Friedrich Heinrich W. Gesenius zu Friedrich Delitzsch und H. Graetz). Auch die exegetische Literatur zum Neuen Testament ist mit Werken des 18. und 19. Jhs angemessen vertreten (554 Titel), darunter Johann Albrecht Bengels Gnomon (1742, 1850 und 1860), Johann Georg Rosenmüllers Scholia (1791-1829) und Heinrich August Wilhelm Meyers Kritisch-exegetischer Kommentar (1844-1845). Ein besonderer Bestand ist dem Leben Jesu gewidmet.

2.11 Zur apokryphen und pseudo-epigraphischen Literatur zum Alten und Neuen Testament sind 64 Titel vorhanden. Dazu gehören Schriften von Johann Albert Fabricius, Adolf Hilgenfeld und Lobgott Friedrich C. Tischendorff, aber auch Untersuchungen von A. von Harnack. Einige Textausgaben der Apostolischen Väter bilden den Abschluß dieser Abteilung. Zu den Historischen Theologischen Wissenschaften liegen 139 Titel vor, davon 92 zur Geschichte Israels, z. B. Rosenmüllers Das alte und neue Morgenland (1818-1820) und Keils Handbuch der Archäologie (1875). Die Neutestamentliche Zeitgeschichte ist mit 47 Titeln vertreten, ausschließlich aus dem 19. Jh.

2.12 Die Kirchengeschichte umfaßt 1754 Titel, davon 94 zu den Untergruppen Allgemeines, Quellensammlungen und Geschichte der Disziplin. Die Gesamtdarstellungen beginnen mit Louis Ellies Du Pins Kurzer Begriff der gantzen Kirchen-Historie (Regensburg 1713-1717) und führen über Gottfried Arnolds Ketzerhistorie (1740-1742) und Sigmund Jacob Baumgarten zu Johann August W. Neander, Carl August von Hase, Johann Jacob Herzog, Rudolph Sohm und Wilhelm Möller. Einige Lexika und Tabellen schließen sich an. 71 Titel liegen zur Geschichte des Papsttums und der Konzilien vor, darunter Darstellungen von Ranke und Johann Heinrich Heidegger (1698); Literatur zu einzelnen Päpsten ist ebenfalls vorhanden. Christian Wilhelm F. Walchs Kirchenversammlungen (1759) sind in der Konzilsgeschichte zu nennen. Einzelne Konzile werden von Hermann von der Hardt (1700) und Joannes Gallemart (1776) dargestellt. Zum Vaticanum I finden sich Streitschriften für und gegen dieses Konzil. Die folgende Untergruppe beinhaltet 90 Darstellungen zur Geschichte der Mönchs- und Ritterorden und der Bruderschaften, z. T. als Polemiken. Hier ist auch Literatur zu den Jesuiten zu finden. Demgegenüber ist der Bestand zu den Häresien und Sekten sowie an Heiligenlegenden und Märtyrergeschichten gering.

2.13 Die Geschichte einzelner Perioden der Kirchengeschichte folgt in der nächsten Untergruppe (134 Titel). Schwerpunkte sind die Acta historico-ecclesiastica, die Nova Acta historico-ecclesiastica sowie diverse Religionsgeschichten. Eine zentrale Untergruppe ist die Geschichte des Protestantismus mit der Reformationsgeschichte. 1219 Titel sind von den ehemals reichen Beständen an Reformationsdrucken übriggeblieben: Von den im Katalog von 1901 verzeichneten 344 Flugschriften sind nur noch 6 vorhanden. Sekundärquellen sowie die Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte mit allgemeinen Darstellungen der Reformation aus dem 18. und 19. Jh liegen dagegen vor. Erwähnenswert sind Biographien der Vorreformatoren und Reformatoren, jedoch nur aus dem 18. und 19. Jh. Da aber viele Nachträge in den historischen Bestand eingegangen sind und einiges an Festschriften des 18. und 19. Jhs hinzukam, ergibt sich dennoch ein reicher Bestand. Schriften zur Allgemeinen Geschichte des Protestantismus von 1555 bis 1901 sind erwähnenswert wie auch die Literatur zu den Beziehungen zum Katholizismus und den Unionsbestrebungen der damaligen Zeit. Schließlich finden sich hier Werke zur Geschichte der griechischen und der katholischen Kirche und zur Kirchengeschichte einzelner Länder (146 Titel) sowie zum Altkatholizismus und zum Kulturkampf.

2.14 Die Literatur zur Systematischen Theologie umfaßt insgesamt 2363 Titel, davon 81 Titel Allgemeines mit Werken von Johann Friedrich Bahrdt, Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem und Wilhelm Herrmann. Erwähnenswert sind Darstellungen und Polemiken zur Mystik und zum Pietismus. Die Gruppe Christliche Dogmengeschichte ist mit 45 Titeln vertreten, darunter die Dogmengeschichte von Wilhelm Münscher (1797). Zur Christlichen Symbolik, Dogmatischen Polemik und Irenik liegen 615 Titel vor. Hier sind Ausgaben des Concordienbuches von 1750 bis 1880 gesammelt worden. Die älteste Ausgabe des Augsburger Bekenntnisses stammt von 1781. Schriften dazu liegen ab 1713 vor. Ältere Ausgaben wurden verkauft. Auch bei den Konkordienformeln fehlen die Werke des 16. und 17. Jhs, allerdings ist zwischen den Hss. der Bibliothek ein Exemplar von 1621 erhalten mit Unterschriften der Geistlichen des Fürstentums Lüneburg.

2.15 Darstellungen zur Symbolik einzelner Konfessionen leiten über zur Polemik. Die Geschichte beginnt mit Valentin Ernst Löschers ausführlicher Historia Motuum (1707-1708) und führt über Walch und Baumgarten zu Hase und Paul Tschackert (1888). Die eigentliche protestantische Polemik ist nicht mehr vorhanden, die älteste Streitschrift stammt von 1690. Außerdem liegen Schriften gegen die Brüdergemeine vor. An Polemiken innerhalb der lutherischen Kirche sind die gegen Christian Römeling (1710 ff.) sowie der Harmsische Thesenstreit von 1817 (40 Titel) zu nennen. Von den Polemiken über einzelne Dogmen sind die durch Leonhard Christoph Sturm 1714 angeregten Auseinandersetzungen über das Abendmahl erhalten geblieben. Die Irenik ist geprägt von der preußischen Unionsbildung 1817.

2.16 Mit 1352 Werken bildet die Christliche Dogmatik die größte Untergruppe der Systematischen Theologie. Schleiermachers Reden über die Religion (1831 und 1879) seien als Beispiel genannt. In der Gruppe Apologetik sind u. a. Johann Friedrich Jacobi, Lavater und F. V. Reinhard vertreten. Erste Auseinandersetzungen mit den Naturwissenschaften sind ebenfalls vorhanden sowie Werke zur Apologetik gegen die Juden. Einen großen Abschnitt in dem Bereich Apologetik der christlichen Erkenntnis bildet der Wolfenbütteler Fragmentenstreit (ab 1774). Dogmatiken nehmen einen breiten Raum in dieser Untergruppe ein. Urbanus Rhegius' Loci (1545) wurden zurückgekauft, Martin Chemnitz' Loci (1690) kamen vom Bomann-Museum Celle zurück. Auf die Untergruppe Christliche Ethik entfallen 230 Titel. Um Schleiermachers Sittenlehre gruppiert sich die gängige Literatur des 18. und 19. Jhs (Johann Lorenz von Mosheim, Johann Peter Miller, F. V. Reinhard, Wilhelm Martin L. de Wette, Richard Rothe, Hans L. Martensen, Isaac August Dorner).

2.17 Die Praktische Theologie (3643 Titel) enthält 154 Titel zur Pastoraltheologie und Seelsorge, darunter Philipp Jakob Speners Theologische Bedenken (1700). Zur Kirchlichen Archäologie, " Kybernetik" und Liturgik liegen 364 Titel vor. Auf die Archäologie entfallen 10 Titel des 19. Jhs. Die Kybernetik umfaßt vor allem protestantische Kirchenordnungen. Von den ehemals fast 700 vor allem aus der Bockelmannschen Stiftung ( s. o. 1.4) stammenden Werken sind bis auf die Celler Kirchenordnungen (158 Titel) alle verkauft worden. Zu erwähnen sind das Artikelbuch von 1527, die Kirchenordnung Wilhelms d. J. von 1564 sowie Nachdrucke von 1619 und 1643. Über das Celler Bomann-Museum sind 4 Kirchenordnungen des 16. und 2 des 17. Jhs zurückgekommen. Die Liturgik umfaßt Lehrbücher und Darstellungen zum Gottesdienst und seinen Teilen, hauptsächlich aus dem 19. Jh. In der Untergruppe Hymnologie stehen 346 Gesangbücher vornehmlich aus Celle, Lüneburg und Hannover.

2.18 Predigten in großer Auswahl (1404 Titel in 1454 Bdn) enthält die Homiletik. Daneben finden sich in zahlreichen Sammelbänden weitere Predigten, die nicht gesondert nachgewiesen sind. Darstellungen zur Predigtlehre liegen erst seit dem späten 18. Jh vor. Das Kirchenrecht umfaßt 269 Titel. Quellen, Bearbeitungen und Lehrbücher aus dem 18. und 19. Jh stehen neben Schriften über das Kirchenverfassungsrecht und über das Verhältnis von Staat und Kirche wie Hugo Grotius' De imperio suum (1690) und Justus Henning Boehmers Principia iuris canonici (1797). Darstellungen zum Eherecht schließen sich an.

2.19 Bei der Katechetik (281 Titel) ist der Einfluß von Luthers Katechismus erkennbar, dessen Erstdruck allerdings verkauft worden ist. Darstellungen und Anleitungen zur Katechetik stehen neben Katechismuspredigten und Konfirmations-Entwürfen. Der Katechismus des Urbanus Rhegius (1543) ist das wichtigste Stück. Eine weitere Untergruppe umfaßt 405 Erbauungsschriften. Um Johann Arndts Bücher vom wahren Christentum in 15 verschiedenen Ausgaben des 18. und 19. Jhs gruppieren sich Bet-, Andachts- und Trostbücher dieser Zeit. Zur Äußeren Mission liegen 420 Titel vor, darunter viele Zeitschriften. Die Nähe des Hermannsburger Missionswerks ist nicht zu verkennen. Großen Raum nimmt außerdem die Literatur zur Judenmission des 18. Jhs ein.

2.20 Die moralisch-religiöse Literatur und die christliche Dichtung bilden eine eigene Gruppe mit 140 Titeln. Werke von Lavater, Carl Gerok, Georg Spitta, Ludwig Harms und dem Celler M. Frommel sind hier zu nennen. Die Philosophie (425 Titel) ist in drei Untergruppen gegliedert. 83 Titel umfassen die Geschichte der Philosophie, Biographien von Philosophen (z. B. zu Christian Garve) sowie Zeitschriften der vorkantischen Zeit. 132 Titel dokumentieren den Bestand des 18. Jhs. Christian Wolff, Kant, Friedrich Heinrich Jacobi, Spinoza und Fichte sind mit vielen Werken vertreten. Zusätzlich sind umfangreiche Gesamtausgaben - z. B. von Hegel, Schelling und Herbart vorhanden. Einzelne philosophische Disziplinen umfassen 210 Titel, darunter Logik, Psychologie, Naturphilosophie (z. B. Hermann Samuel Reimarus' Betrachtungen über die Triebe der Tiere, 1790), Religionsphilosophie, Ästhetik und Geschichtsphilosophie, letztere mit Werken von Herder.

2.21 Die Abteilung Pädagogik enthält 173 Titel sowie 79 Schulbücher. Neben Periodika des 19. Jhs liegen die Schriften der großen Pädagogen des 18. und 19. Jhs vor, so von Johann Bernhard Basedow, Christian Gotthilf Salzmann, August Hermann Niemeyer, Theodor Heinsius und Kant. Die Schwerpunkte bei den Lehrbüchern liegen auf der Didaktik und dem Schulwesen. Bei den Schulbüchern sind besonders Religionsbücher und biblische Historien gesammelt worden.

2.22 Im Bereich Rechtswissenschaft finden sich 129 Titel, in der Hauptsache Ausgaben und Bearbeitungen des Corpus iuris civilis. Demgegenüber sind die Staatswissenschaften mit 616 Titeln relativ umfangreich. Den Schwerpunkt bilden 507 Titel zu den Allgemeinen Sozialwissenschaften und zur Inneren Mission, zur beginnenden Auseinandersetzung mit der Sozialdemokratie und zum Armenwesen, darunter fast 200 Kleinschriften und Traktate in Sammelbänden. Autoren wie Basedow, Ferdinand August Bebel, Wilhelm Baur und Clara Zetkin sind hier zu nennen. Ergänzungen hierzu sind die Untergruppen Nationalökonomie, Volkswirtschaftspolitik, Finanzwissenschaft, Polizei, Politik mit insgesamt 109 Titeln, u. a. mit Autoren wie Friedrich II., Adam Smith, David Hansemann, Gerhard Uhlhorn und Proudhon.

2.23 Die Abteilung Allgemeine Kulturgeschichte und Historische Hilfswissenschaften (126 Titel) leitet zu den historischen Beständen über. Sie stammen aus dem Historischen Leseverein zu Celle, der in der ersten Hälfte des 19. Jhs von Celler Bürgern getragen wurde und dessen Sammlungen geschlossen in den Bestand übergingen ( s. o. 1.8). Neben Schriften zur Archäologie Deutschlands stehen z. B. mehrere Werke zum Wartburgfest und zur Freimaurerei.

2.24 In der Abteilung Geschichte wurden 1142 Titel gezählt. In der Untergruppe Allgemeines und Universalgeschichte stehen Werke von Benjamin Hederich (1709), J. G. A. Galetti, Friedrich von Raumer, Arnold Hermann L. Heeren, F. A. Ukert und Ranke. Neben Darstellungen zur Geschichte der Alten Welt liegen Werke zum Mittelalter und der Neuzeit vor, meist in Ausgaben des 19. Jhs. Das Schwergewicht liegt auf der Napoleonischen Zeit und auf Schriften aus der Zeit danach. Es folgen die Gruppen Allgemeine Deutsche Geschichte, Preußen, die übrigen deutschen Staaten (in alphabetischer Reihenfolge) und Darstellungen zur österreichischen Geschichte, sämtlich aus dem 19. Jh. Die anderen europäischen Staaten werden in getrennten Untergruppen geführt, auch hier handelt es sich hauptsächlich um Literatur des 19. Jhs.

2.25 Darstellungen zur außereuropäischen Welt und ihrer Geschichte finden sich in der Geographischen Abteilung, die nahezu gänzlich aus der Bibliothek des Lesevereins stammt (592 Titel; s. o. 1.8). Es handelt sich um Einzeldarstellungen, Lexika, Zeitschriften, Karten und Atlanten. Erwähnung verdienen die Beschreibungen, die zu Reisen in Deutschland, Europa, Sibirien, China, Südafrika, Mittel- und Südamerika oder Australien vorliegen (43 Titel, davon ein Titel aus dem 16. Jh, 7 aus dem 17. Jh und 9 aus dem 18. Jh). An frühen Werken vorhanden sind Hieronymus Turlerus, De peregrinatione et agro Neapolitano (Straßburg 1574), Hieronymus Megiserus, Septentrio Novantiquus, Oder die newe Nort Welt (1613), Michael Heberer, Aegyptiaca servitus (1610) oder Adam Olearius, Newe Beschreibung der Muscowitischen und Persischen Reyse (1656). Standardwerke wie die Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande (1747-1759) sowie von Hawkesworth, Phips, Ross und Parry liegen ebenfalls in deutschen Übersetzungen vor.

2.26 Die Abteilung Niedersachsen umfaßt 1017 Titel. Auf Zeitschriften und Bibliographien folgt die Gruppe Geschichte, Kulturgeschichte und Biographien, insbesondere des Herrscherhauses Hannover und Braunschweig. Der Okkupation des Jahres 1803 und ihren Folgen ist eine Reihe von 104 Flugschriften gewidmet, z. T. in mehreren Auflagen. Auch die Auseinandersetzungen um die Einführung einer neuen Verfassung im Königreich Hannover in der Zeit von 1833 bis 1837 sind mit Literatur belegt. Die Geschichte einzelner Landesteile und Biographien runden den Bestand ab. Titel zur Verfassung und zum Recht Hannovers wurden in einer eigenen Untergruppe gesammelt, darunter mehrere Ausgaben des Code Napoléon. Es sind auch Untersuchungen zum Celler Stadtrecht zu finden. 276 Titeln liegen zur niedersächsischen Kirchengeschichte im allgemeinen und zur hannoverschen und cellischen im besonderen vor. Breiten Raum nimmt der Katechismusstreit von 1724 ein (ca. 65 Titel). Polemiken und Streitschriften liegen zu verschiedenen Themen vor, so zur Diskussion über die Freikirchen. Die Gruppe Gewerbe, Industrie, Handel, Landwirtschaft ist mit 24 Titeln im wesentlichen auf zwei Themen beschränkt: die Diskussion zur Schrift von S. P. Gans Über die Verarmung der Städte und des Landmanns (1831) und den Anschluß an den Zollverein.

2.27 Insgesamt 132 Titel liegen zu den Schönen Künsten vor, davon 74 zu den Bildenden Künsten und 58 zur Musik. Eine größere Anzahl von Musikzeitschriften des 19. Jhs bildet einen Schwerpunkt.

2.28 Die Literatur zu Naturwissenschaften, Medizin, Technologie, Land- und Forstwissenschaft ist mit ca. 150 Titeln schwach vertreten. Nennenswert sind Werke von Christian Wolff, Alexander von Humboldt, Johann Wilhelm Weinmann, Ernst Haeckel und Linné. Von der medizinischen Literatur, fast ausschließlich Werke des 16. Jhs, ist nichts mehr vorhanden. Mathematik und Kriegswissenschaft, Astronomie und Astrologie sowie Technologie weisen unbedeutende Bestände auf, wohingegen die Land- und Forstwirtschaft 32 Titel des 18. und 19. Jhs stellt.

2.29 Den Abschluß bilden 221 Sammelbände mit Traktaten und Kleinschriften. Sie gehören sachlich in alle Abteilungen und wurden soweit möglich bei der Beschreibung in den entsprechenden Systematikgruppen berücksichtigt.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach PI, seit 1993 nach RAK; basiert auf zerschnittenen und aufgeklebten Titelaufnahmen aus dem gedruckten Katalog von 1901; erstellt von Fritz Krecher; zunächst hschr. weitergeführt, seit 1965 mschr.]

Systematischer Katalog

[basiert auf einer 1959 erworbenen Reproduktion nach dem Mikrofilm des Zentralkatalogs in Göttingen; enthält den historischen Bestand mit 2000 Nachträgen; die nach 1900 erworbenen Altbestände sind unter der Signatur " X" katalogisiert und bilden ein eigenes, paralleles System]

Die Titel sind im Niedersächsischen Zentralkatalog, nicht aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische allgemeine Kataloge

Katalog von 1586

[von Henning (Heinrich) Meyer für Wilhelm d. J. angefertigt, als er die Bibliothek Wilhelm Ondermarcks mit der herzoglichen Büchersammlung vereinte; nur noch in der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz vorhanden]

Zellischer Ministerial-Bibliothec Catalogus oder Bücher-Verzeichniß. Celle 1740

[bearb. von Bernhard Heinrich Coberg; 1 Bd; unvollständig; enthält 671 Titel; ein durchschossenes Exemplar mit hschr. Fortsetzungen ist mit verkauft worden; durch einen Additionsfehler bei den Octav-Bänden muß deren Zahl nicht 560, sondern 671 heißen.]

Alphabetischer Katalog

[6 Folio-Bde; erstellt von Samuel Thörl 1805-1811]

Realkatalog

[6 Folio-Bde; erstellt von Samuel Thörl 1818-1822, bis 1889 weitergeführt]

Nachtrag zum Alphabetischen Katalog

[erstellt von Samuel Thörl ca. 1822-1830]

Heimbürger, Heinrich Christian (Hrsg.): Die Kirchen-Ministerial-Bibliothek zu Celle, eine kurze Darstellung der Geschichte und Nachweisung des Bestandes derselben. Celle 1848

[Ein Exemplar enthält auf ca. 30 eingefügten Seiten Nachträge bis 1858 von Archidiakon Dr. Christoph Ernst Greiling, dem Nachfolger Heimbürgers.]

Katalog der Kirchen-Ministerial-Bibliothek zu Celle. Celle 1901 [gedruckter Systematischer Katalog mit alphabetischem Index; bearb. von Georg Kampffmeyer; entstand in Anlehnung an Otto Hartwigs Schema des Realkatalogs für die Universitätsbibliothek Halle 1891-1895; der dem Druck zugrundeliegende Zettelkatalog ist nicht mehr vorhanden; umfaßt ca. 14.700 bibliographische Einheiten; die Werke werden jeweils nur mit Kurztitel aufgeführt; bis 1960 nachgetragen; in der Bibliothek befindet sich ein Exemplar, das die Verkäufe von 1909 verzeichnet.]

3.3 Historische Sonderkataloge

König, Hermann Caspar: Bibliotheca Agendorum. Celle 1726 [zur Bockelmannschen Stiftung]

Katalog des Lesevereins von 1840 ff.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Einige Nachrichten, die sich auf unsere Ministerial-Bibliothek beziehen [hschr. Ausarbeitung von Samuel Thörl, auf 14 Blatt im Tomus quintus des Catalogus Librorum Bibliothecae Min. Cell. Eccl. ... Cellis 1822]

Einige vorläufige Bemerkungen über unsere Ministerial und Kirchen-Bibliothec [hschr.; im Band Z 30 (Bibliotheksrechnungen 1826-1856); vermutlich 1828 von Samuel Thörl]

Knauer, A. W.: Geschichte der Stadt-Kirchen-Bibliothek 1840 [hschr. Ausarbeitung; lose in einem der Rechnungsbände]

Daneben befinden sich zahlreiche Zeitungsartikel der örtlichen und überregionalen Presse in der KMB.

4.2 Darstellungen

Fick, Richard: Der Ankauf der Celler Kirchenministerialbibliothek durch den Preußischen Staat. In: Festschrift Georg Leyh. Aufsätze zum Bibliothekswe- sen ..., dargebracht ... von Freunden und Fachgenossen. Leipzig 1937, S. 149-158 [detaillierte Schilderung der Verkaufsverhandlungen]

Frerichs, Heiko; Rüggeberg, Uwe: Juden und Christen im Spiegel einer Bibliothek. In: Festschrift zur Wiederherstellung der Synagoge. Hrsg. von der Stadt Celle. Celle 1974, S. 79-94 Heimbürger, H[einrich]

Ch[ristian] (Hrsg.): Ministerial-Bibliothek zu Celle, eine kurze Darstellung ihrer Geschichte und Nachweisung des Bestandes derselben. Celle 1848 [enthält auf den Seiten 1-25 eine Geschichte der KMB und den Abdruck des Reglements für Benutzung der Kirchen-Ministerial-Bibliothek in Celle]

Kampffmeyer, Georg: Zur Geschichte der Bibliothek in Celle. Berlin 1895 [erste, wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Darstellung, die mit der These der Schenkung durch die Herzöge Schluß macht; z. T. polemisch]

Kindervater, J. W.: Das Bibliotheksleben in Celle. Göttingen 1931 [Anläßlich der Gründung der Celler Stadtbücherei 1930 veröffentlichte Kindervater eine Reihe von Artikeln über die Celler Bibliotheken in der Celleschen Zeitung. Diese Artikel wurden in dieser Schrift zusammengefaßt.]

Meyer-Rasch, Carla: Kleine Chronik der Kalandgasse. Celle 1951 [im 2. Teil eine Geschichte der KMB sowie eine auf Ficks Darstellung und auf eigenem Aktenstudium beruhende Verkaufsgeschichte unter dem Titel Der Schwarze Tag der Kalandgasse: 13. Oktober 1909]

Neukirch, Albert: Von herrlichen Bücherschätzen. In: Carla Meyer-Rasch: Kleine Chronik der Kalandgasse. Celle 1951, S. 141-158 Rüggeberg, Uwe: Bücher- und Bibliotheksverluste in Celle seit 300 Jahren. In: Museumsverein Celle. Jahresbericht 1976. Celle 1976, S. 21-26

ders.: Die Geschichte der KMB in Celle und ihre Beziehung zu anderen Bibliotheken in Celle [unveröffentlichtes MS. von 1959] ders.: Die Jubiläen der Übergabe der Augsburger Confession aus der Sicht der Kirchen-Ministerial-Bibliothek Celle. Eine Bibliographie. In: Reformation im Fürstentum Lüneburg. 450 Jahre Augsburger Bekenntnis. Ausstellung vom 2. Juni bis 15. Juli 1980 im Bomann-Museum, Celle. Celle 1980, S. 50-64 [durch einen Druckfehler im Inhaltsverzeichnis nicht nachgewiesen]

ders.: Die Kirchen-Ministerial-Bibliothek. In: 700 Jahre junges Celle. Hrsg. von der Stadt Celle. Celle 1991, S. 73-77 Zellischer Ministerial-Bibliothec Catalogus oder Bücher-Verzeichniß. Celle 1740, S. 3-10 [erste Darstellung der Geschichte der Bibliothek]

Stand: September 1996

Uwe Rüggeberg


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.