FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Hofbibliothek

Adresse. Schloßplatz 4, 63739 Aschaffenburg [Karte]
Telefon. (06021) 44 63 99-0
Telefax. (06021) 44 63 99-15
E-mail. [Hofbibliothek Aschaffenburg]
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Bibliothekssigel. <128>

Unterhaltsträger. Freistaat Bayern
Funktion. Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek für die Stadt Aschaffenburg und die Region Bayerischer Untermain.
Sammelgebiete. Alle Wissensgebiete mit Schwerpunkt Geisteswissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). - Öffnungszeiten: Mo, Mi, Do 10-17 Uhr; Di 10-18 Uhr; Frei 10-16 Uhr.
Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Scanner; Mikrofiche-Lesegerät; Digitalisierung durch Reprostelle.
Gedruckte Informationen. Faltblatt. S. u. 4.2, Gönna, S. von der und Leskien, H.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof (10 Minuten). A 3, Ausfahrt Aschaffenburg-Ost. Parkmöglichkeiten auf dem Schlossplatz, im Parkhaus Luitpoldstrasse bzw. in der Tiefgarage Stadthalle.
Aktualisiert: 9.2022/KK

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Gründer der Hofbibliothek ist Friedrich Karl Joseph von Erthal, Kurfürst und Erzbischof von Mainz (1774-1802). Um 1780 begann er den planmäßigen Aufbau seiner Privatbibliothek in der Hauptresidenz Mainz. Sammelschwerpunkte waren kostspielige Werke wie Inkunabeln und Frühdrucke, vornehmlich der Mainzer Offizinen, sonstige Meisterwerke der Typographie und Buchkunst, illustrierte Prachtwerke der Naturgeschichte und Reiseliteratur sowie die besten Textausgaben.

1.2 Der Dichter Wilhelm Heinse (1746-1803) war hauptamtlicher Bibliothekar von 1787 bis 1803. Trotz der politisch unruhigen Zeit erfolgte der Bestandsaufbau kontinuierlich. Neben dem laufenden Kauf von Neuerscheinungen bei Buchhändlern kamen Inkunabeln aus Mainzer Kloster- und Stiftsbibliotheken als Geschenk, z. T. auch auf dem Tauschweg, in die Bibliothek. Ein Teil der Inkunabeln stammt aus der ca. 42.000 Bde umfassenden sogenannten Vallièreschen Bibliothek des Louis César la Beaume Duc de la Vallière (1708-1780), die 1784 in Paris versteigert wurde. Heinse legte auch eine 529 Titel umfassende Sammlung von Reformations-Flugschriften an, darunter 302 Luther-Schriften und 249 Wittenberger Drucke.

1.3 Kleinere Verluste erlitt die Bibliothek während der französischen Besetzung 1792/93 (Umfang 1792 max. 5000 Bde). In die Zweitresidenz Aschaffenburg wurde die Hofbibliothek 1794 vor der französischen Revolutionsarmee in Sicherheit gebracht, wo sie, bis auf eine Auslagerung von September bis Dezember 1795 nach Hanau, endgültig blieb.

1.4 Der dem Kurstaat im Jahre 1802 übereigneten Bibliothek (2718 Titel) sicherte Erthals Nachfolger Karl Theodor von Dalberg (1744-1817) einen regelmäßigen Etat aus dem " Friederizianischen Fond", den er aus dem hinterlassenen Privatvermögen Erthals gestiftet hatte. Er bereicherte die Bibliothek im Laufe der Jahre außerdem durch beträchtliche Bücherschenkungen, darunter zahlreiche Widmungsbände, aus seiner eigenen wertvollen Sammlung sowie durch Anschaffungen mit Mitteln seiner Privatschatulle.

1.5 Im Jahre 1805 kam durch Vermächtnis die Bibliothek des Lothar Franz von Erthal (1717-1805), des Bruders des Kurfürsten, dazu (1472 Titel). Seit Heinses Tod 1803 verwalteten nebenamtliche Professoren-Bibliothekare die Sammlung, u. a. der Geschichtsprofessor Niklas Vogt (1756-1836), dessen Interesse der Sammlung klassischer Schriften " von allen Hauptzeiten und Hauptvölkern", insbesondere auch der deutschen Schriftsteller, galt. Dank ausreichender Mittelzuweisungen konnte der Hofgerichtsrat und Philosophieprofessor Johann Michael Engel (1755-1813) zwischen 1807 und 1813 den Bestandsaufbau im Sinne Vogts fortführen.

1.6 Dalbergs Fürstentum Aschaffenburg und mit ihm die Hofbibliothek (15.400 Bde) ging 1814 an das Königreich Bayern über. Mit dieser Zäsur wurde die fürstliche Bibliothek zu einer Gebrauchsbibliothek provinziellen Zuschnitts. Die Zimelien blieben glücklicherweise sämtlich in Aschaffenburg und wurden trotz Anforderung nicht der Hof- und Staatsbibliothek in München einverleibt. Auch Übernahmewünsche aus Frankfurt und Würzburg wurden abgewehrt.

1.7 Der Hofmedikus und Professor der Geschichte und Philosophie, Karl Joseph Hieronymus Windiscnn (1775-1839, Amtszeit 1814-1818), begann mit einer Neuordnung der Buchaufstellung, die mit der Signaturvergabe allerdings erst von Joseph Merkel vollendet wurde. Er verfaßte eine Bibliotheksordnung, in der auch allgemeine Erwerbungsgrundsätze festgehalten waren, wie etwa die Weiterführung von Fortsetzungswerken, Ergänzung fehlender aktueller Literatur, insbesondere in den Fächern Medizin, Naturwissenschaft und Klassische Literatur.

1.8 Bibliothekar Joseph Merkel (1788-1866) prägte die Hofbibliothek im 19. Jh. Er wirkte von 1810 bis 1866, wobei er bis 1817 nur Helfer des Bibliothekars war. Durch den regelmäßigen Etat von rund 1000 Gulden war eine kontinuierliche Erwerbung möglich, auch wenn davon die Sach- und Personalkosten mitbezahlt werden mußten. Merkel vollendete die Neukatalogisierung und -aufstellung nach 20 Fachgruppen. Dadurch konnten die Bestände der Öffentlichkeit besser zugänglich gemacht werden. Angeschafft wurde Gebrauchsliteratur mit zunehmender Beschränkung auf die deutsche Verlagsproduktion. Auf kostspielige Prachtwerke und teure Einbände mußte verzichtet werden, eine Entwicklung, die auch unter Merkels Nachfolgern anhielt. 1853 betrug der Umfang der Bibliothek ca. 26.000 Bde. Merkel hinterließ der Bibliothek seine ca. 100 Bde umfassende Sammlung neulateinischer Dichter.

1.9 Die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg zerstörte die finanziellen Grundlagen, so daß bis zu den fünfziger Jahren des 20. Jhs kaum Neuerwerbungen möglich waren. Zwischen 1926 und 1945 wuchs der Bestand von ca. 31.000 Bdn auf ca. 33.000 Bde. Die Auslagerung 1945, bei der die Hss. nach Amorbach, die Drucke nach Burg Rothenfels a. M. kamen, bewahrte den Bestand vor der Zerstörung. Trotzdem gingen bis zum Wiedereinzug in das Schloß 1960 1027 Bde verloren. Der erste hauptamtliche Diplombibliothekar kam 1959 an die Hofbibliothek, seit 1970 wird sie nebenamtlich durch einen wissenschaftlichen Bibliothekar der Universitätsbibliothek Würzburg geleitet.

1.10 Im Jahre 1962 wurde der historische Bestand des Humanistischen Kronberg-Gymnasiums übernommen ( s. u. 2.47-2.50), wobei ca. 600 Titel (758 Bde) Texte und Kommentare von lateinischen und griechischen Klassikern als Dauerleihgabe beim Gymnasium verblieben. 59 Titel kamen vom Gymnasium in Miltenberg hinzu, 58 vom Gymnasium in Lohr. Das Kronberg-Gymnasium wurde 1620 vom Mainzer Kurfürsten Johann Schweikard von Kronberg gegründet. Eine eigene Gymnasialbibliothek entwickelte sich erst im 19. Jh, nachdem die Bibliothek des ehemaligen Jesuitenkollegs in die Stiftsbibliothek gekommen war ( s. u. 1.12). Für 1823 und die folgenden Jahre läßt sich ein kleiner Erwerbungsetat von 50 Gulden nachweisen (Hofbibliothek 700 Gulden), der durch Verwaltungseinnahmen (Taxgebühren) erhöht wurde. Schenkungen und Nachlässe von Professoren ( u. a. Johann Joseph Ignaz Hoffmann, 1777-1866, 58 Jahre lang Mathematik- und Physiklehrer am hiesigen Lyzeum) waren für den Bestandsaufbau wichtig. Zwei Namen lassen sich durch handschriftliche Besitzeinträge nachweisen: Rektor Jakob Joseph Reissing (1751-1828, ca. 30 Titel) und Rektor Joseph Holzner (1806-1871, ca. 100 Titel, vor allem Philosophie).

1.11 Im Jahre 1967 kamen 7000 Bde von den Jesuitenkonventen Aschaffenburg und Ravensburg als Geschenk dazu, wodurch die Theologie vor der Geschichte zum umfangreichsten Fach wurde. Die Aschaffenburger Neugründung von 1918 wurde 1967 wieder aufgelöst. Die Hofbibliothek erhielt als Geschenk ca. 2000 Bde damals nicht mehr aktueller Literatur ( d. h. nicht die komplette Bibliothek). Der Bibliothekar wurde nach Ravensburg versetzt und schenkte von dort aus noch einmal ca. 5000 Bde " veraltete" Literatur ( d. h. nicht die komplette Ravensburger Bibliothek des 1923 neu gegründeten Alphonsushauses). Ca. 500 Bde stammen aus der Bibliothek des dortigen Stadtpfarrers und Dekans Adolf Remmele (*1881).

1.12 Seit 1962 verwaltet die Hofbibliothek als Dauerleihgabe die Stiftsbibliothek (Eigentümer Allgemeiner Schul- und Studienfonds Aschaffenburg), deren Bestand auf drei Bibliotheken zurückgeht: (1) die Stiftsbibliothek im engeren Sinne, die 1803 säkularisierte Bibliothek des bereits im 10. Jh gegründeten Stiftes St. Peter und Alexander in Aschaffenburg (ca. 4700 Bde). Das relativ arme Stift konnte keine aktive Erwerbungspolitik betreiben, sondern mußte sich auf Erwerbung durch Übernahme von Nachlässen und Geschenken beschränken. Folgende Kleriker-Bibliotheken lassen sich nachweisen: Andreas Drucka († 1622); Erasmus Garten († 1610); Melchior Ranelius (Stiftskapitular 1591); Heinrich Sotirias (Pfarrer in Großheubach, † 1607); Johannes Dominikus Vitensis (Pfarrer in Großostheim, † 1622); Thilmann Will (Stiftsprediger ab 1510); Kollegiatstift der Brüder vom Gemeinsamen Leben, Königstein/Taunus (aufgelöst 1540); Hofkaplan Heinrich Günther († 1814). Dalberg bestimmte diese säkularisierte Bibliothek zusammen mit einem Teil der Frankschen Bibliothek ( s. u. 1.12) zur Universitätsbibliothek der kurzlebigen Aschaffenburger Universität (1808-1814) mit den drei Fakultäten Theologie, Philosophie und Jurisprudenz. (2) Die Bibliothek des ehemaligen Jesuitenkollegs, das 1620 gegründet worden war und die Unterhaltung eines Gymnasiums zu seinen Aufgaben zählte. Nach Auflösung des Ordens 1773 blieben die 15.000 Bde beim Gymnasium und kamen erst 1818 zur Stiftsbibliothek. Auch hier spielten Schenkungen für die Bestandsvermehrung eine wichtige Rolle. (3) Die Bibliothek des Freiherrn Georg Adam von Kieningen (Präsident des Kreisgerichts, † 1816). Sie kam 1838 als Teil der Bibliothek des aufgelösten Priesterseminars dazu (2293 Bde, ca. 4200 Titel). Nach 1814 geriet die Stiftsbibliothek in Stagnation und fiel der völligen Vergessenheit anheim. Ein ehemaliger Bestandteil, die sogenannte Franksche Bibliothek des Geistlichen Rates Franz Philipp Frank (1749-1810) mit 6437 Bdn, kam 1932 ins Priesterseminar Würzburg und verbrannte dort 1945.

1.13 Seit 1980 wird als weitere Dauerleihgabe die Bibliothek der Hugo-Dingler-Stiftung (3690 Titel) verwaltet. Der Philosoph Hugo Dingler (1881-1954) entstammte einer Aschaffenburger Familie und studierte Physik, Mathematik und Philosophie.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Zur Auszählung wurde der alphabetische Verfasserkatalog (Dienstkatalog) in fünf Kataloge nach Jahrhunderten aufgeteilt. Für die systematische Beschreibung wurde der 1818 begonnene alphabetische Fachgruppenkatalog zugrunde gelegt. Der Bestand war unter Bibliothekar Merkel erstmals nach Fachgruppen katalogisiert und mit Signaturen versehen worden. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von 81.196 Bdn umfaßt der historische Bestand 16.568 Titel (ohne Stiftsbibliothek, s. u. 2.5; 2.67-2.88, und Dingler-Bibliothek, s. u. 2.56). Davon sind 169 Inkunabeln, 884 Titel entstammen dem 16. Jh, 994 dem 17. Jh, 5126 dem 18. Jh und 9399 dem 19. Jh.

2.3 Von den 169 Inkunabeln sind 163 in lateinischer und 6 in deutscher Sprache. Aus dem 16. Jh sind 548 Titel in deutscher Sprache (viele Flugschriften) und 295 in lateinischer Sprache. 41 Titel entfallen auf sonstige Sprachen (Griechisch, Hebräisch, Französisch, Italienisch). Von den Titeln des 17. Jhs sind 614 in lateinischer, 205 in französischer, 100 in deutscher, 29 in italienischer, 15 in griechischer und 12 in englischer Sprache. Aus dem 18. Jh sind 2235 Titel in französischer, 1512 in deutscher, 1095 in lateinischer, 103 in englischer, 98 in italienischer, 58 in griechischer und 13 in niederländischer Sprache vorhanden. Beim 19. Jh wurde die sprachliche Gliederung von einem Viertel des Bestandes erfaßt und hochgerechnet. 6414 Titel sind in deutscher, 1370 in französischer, 500 in lateinischer, 331 in englischer, 323 in griechischer, 315 in italienischer und 77 in spanischer Sprache.

2.4 Bei der Stiftsbibliothek wurde die Zahl der Bände genau ausgezählt, die Zahl der Titel (25.500) aus dem Umfang des Standortkatalogs näherungsweise errechnet. Es ist kein Sachkatalog vorhanden, die Gruppenaufstellung richtet sich nach Formaten. Für die Beschreibung wurde eine repräsentative Auswahl ausgewertet, fünf Fächer (H, I, K, L, P) mit 3031 Titeln. Diese Zahlen wurden auf den Bestand von 25.000 Titeln (ohne Inkunabeln) hochgerechnet.

2.5 Der historische Bestand umfaßt 25.500 Titel. Davon sind 470 Inkunabeln, 5683 Titel stammen aus dem 16. Jh, 6112 aus dem 17. Jh, 12.785 aus dem 18. Jh und 346 aus dem 19. Jh. Von den 470 Inkunabeln sind 459 in lateinischer und 11 in deutscher Sprache. Für den Zeitraum 1501 bis 1900 sind vorhanden 14.368 Titel in Latein, 6574 in Deutsch, 3720 in Französisch, 181 in Griechisch, 91 in Italienisch, 58 in Niederländisch und 8 Titel in Spanisch. Systematische Übersicht

2.6 110 Titel sind in der Gruppe Kataloge, Bibliographien (Signatur Cat) vorhanden. Es finden sich die Werke von Heinsius, Brunet, Lipenius und die Erstausgabe von Gesners Bibliotheca universalis (Zürich 1545). Neben den Katalogen großer Stadtbibliotheken wie z. B. Bern und Nürnberg sind auch Bestandsverzeichnisse französischer und italienischer Adelsbibliotheken, z. T. als Versteigerungskataloge, vorhanden. Genannt sei Angelo Maria Bandinis Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Mediceae Laurentianae (Florenz 1764-1778).

2.7 Die Gruppe Wörterbücher, Lexika und Enzyklopädien (Signatur Dict) umfaßt 90 Titel aus dem 18. und 19. Jh, darunter die Oeconomische Encyclopädie von Krünitz (Berlin 1773-1830) und die Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste von Ersch und Gruber (Leipzig 1818-1889).

2.8 Das Fach Geographie, Reisebeschreibungen (Signatur A) enthält 860 Titel, darunter auch Ortschroniken, die geographische oder topographische Aspekte behandeln. Schwerpunkte sind Deutschland, insbesondere Franken und Kurmainz, sowie Europa. Alle übrigen Länder und Erdteile sind ausgewogen vertreten. Am Anfang des Faches stehen 18 Atlanten, u. a. von Blaeu, Homann, Ortelius (Theatrum oder Schawplatz des Erdbodens, Antwerpen 1572, mit Kupferstichen von F. Hogenberg) und Thomas Jefferys (The American Atlas, London 1776).

2.9 Breiten Raum nehmen vielbändige Erd- und Reisebeschreibungen ein, so Joseph de LaPorte, Le voyageur françois (Paris 1765-1795), Jean François de Laharpe, Abrégé de l'histoire générale des voyages (Paris 1780-1801), Adam Christian Gaspari, Vollständiges Handbuch der neuesten Erdbeschreibung (Weimar 1819-1825) und Reisen und Länderbeschreibungen der älteren und neuesten Zeit (Stuttgart 1835-1856). Anton Friedrich Büschings Erdbeschreibung liegt in zwei Ausgaben des 18. Jhs vor. Unter den Reisenden des 18. Jhs seien genannt Karsten Niebuhr (3 Titel), Peter Simon Pallas (3), Georg Forster, der auch in mainzischen Diensten war (4), und James Cook (4, davon 3 französisch). Aus dem 19. Jh stammen Werke der Geographen Carl Ritter (3) und Friedrich Ratzel (3), der Afrikaforscher Georg Schweinfurth und Henry Morton Stanley, des Völkerkundlers Adolf Bastian sowie von Alexander von Humboldt (3, sein Hauptwerk in der Gruppe K, s. u. 2.53). Mit 7 Titeln vertreten ist der Reiseschriftsteller Heinrich Noe, der in Aschaffenburg das Gymnasium besuchte.

2.10 Die 2100 Titel im Fach Geschichte (Signatur B) sind nicht sachlich, sondern chronologisch nach Zugang aufgestellt. Ca. 800 Titel behandeln deutsche Geschichte, ca. 600 die Geschichte Frankreichs, das restliche Drittel verteilt sich auf eine Vielzahl von Nationen und Sachgebieten. Zur Weltgeschichte liegen zahlreiche Darstellungen vor, u. a. von Jacques Bénigne Bossuet (Paris 1681), Augustin Calmet (Straßburg 1735-1763), Isaak Iselin (Basel 1786), Louis Philippe de Ségur (Paris 1821-1822), Karl von Rotteck (Freiburg 1824-1827), Johann Baptist Weiß ( Wien 1859-1921) und Leopold von Ranke (Leipzig 1881-1888).

2.11 Die Geschichte des Kurfürstentums Mainz, das bis 1803 existierte, ist ein wichtiges Sammelgebiet. Hier finden sich u. a. Valentin Ferdinand von Gudenus, Codex diplomaticus (Göttingen 1743-1768), Stephan Alexander Würdtwein, Dioecesis Moguntina (Mannheim 1769-1777), der Denkwürdige und nützliche Rheinische Antiquarius (Koblenz 1851-1871), Johann Friedrich Böhmer, Regesten zur Geschichte der Mainzer Erzbischöfe (Innsbruck 1877-1886) und die Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst (Trier 1882-1913). Der Kurmainzische Hof- und Staatskalender (1740-1797, z. T. in Kopie) steht bei den Historischen Hilfswissenschaften (P). Eine Sondersammlung bildet das Schrifttum zur Mainzer Revolution (s. u. 2.54).

2.12 Literatur zur Geschichte Frankens und Bayerns wurde vor 1800 kaum gekauft (bis auf die Monumenta Boica, München 1763-1916); erst nachdem Aschaffenburg 1814 zu Bayern gehörte, wurde sie neben der kurmainzer Geschichte gepflegt. Genannt seien Karl Heinrich von Lang, Regesta sive rerum boicarum autographa (München 1822-1854), die Monumenta Wittelsbacensia (München 1857-1861) und Siegmund Riezler, Geschichte Baierns (Gotha 1874-1914). Das Archiv des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg ist von 1832 bis 1938 vorhanden.

2.13 Zu Geschichte und Geschichtsschreibung Deutschlands finden sich an allgemeinen Werken ein Neu vermehrtes historisch- und geographisches allgemeines Lexicon (Basel 1726-1727) und Burkhard Gotthelf Struves Bibliotheca historica (Leipzig 1782-1804). Die Historischen Hilfswissenschaften, die z. T. auch separat aufgestellt sind (Fach P, s. u. 2.20), enthalten vor allem genealogische Werke, darunter Johann Christoph Gatterer, Abriß der Genealogie (Göttingen 1788), Johann Hübner, 333 genealogische Tabellen (Leipzig 1712-1728) und Johann Maximilian Humbracht, Die höchste Zierde Teutsch-Landes ... Stamm-Taffeln und Wapen (Frankfurt 1707).

2.14 Zu den frühesten Titeln zählen Beatus Rhenanus, Rerum germanicarum libri tres (Basel 1531) und Johannes Aventinus, Annales Boiorum (Basel 1580), aus dem 17. Jh stammen das Theatrum Europaeum (Frankfurt 1618-1651) und Werke von Samuel Pufendorf. Für das 18. Jh (bis 1814) seien erwähnt Friedrich der Große (Anti-Machiavel, Amsterdam 1741), Johannes Müller, der in mainzischen Diensten stand (5 Titel), und Hofbibliothekar Niklas Vogt (10 Titel). Das 19. Jh weist die Klassiker der deutschen Geschichtsschreibung auf wie Leopold von Ranke (7 Titel), Wilhelm Giesebrecht, Heinrich von Sybel, Heinrich von Treitschke, die Vertreter des deutschen Liberalismus Friedrich Christoph Dahlmann und Georg Gottfried Gervinus, Helmuth von Moltke, Barthold Georg Niebuhr, Johann Gustav Droysen und Theodor Mommsen.

2.15 Die Monumenta Germaniae Historica sind vorhanden, die Chroniken der deutschen Städte (Leipzig 1862-1928), die Deutschen Reichstagsakten (München 1867-1896) und der Stenographische Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituierenden Nationalversammlung (Frankfurt 1848-1849). An historischen Zeitschriften liegen vor Der Rheinische Bund (1806-1812), die Forschungen zur deutschen Geschichte (1860-1886), die Historische Zeitschrift (1877-1920) und das Historische Jahrbuch (1880-1921).

2.16 Geschichte und Geschichtsschreibung Frankreichs (600 Titel) haben ihren Schwerpunkt im 16. bis 18. Jh, Anschaffungen des 19. Jhs liegen wegen der damaligen Etatknappheit kaum vor. Neben den großen Lexika von Pierre Bayle (Amsterdam 1740) und Louis Moréri (Paris 1759) finden sich grundlegende Werke und Textsammlungen, so die Collection universelle des mémoires particuliers rélatifs à l'histoire de France (London und Paris 1785-1790), Recueil des historiens des Gaules et de la France (Paris 1738-1808, die nachfolgenden Bände des 19. und 20. Jhs wurden nicht mehr erworben), das Corps universel diplomatique (Amsterdam 1726-1731) und Etienne Baluze, Capitularia regum francorum (Paris 1677). Philippe de Comines' Mémoires (Paris 1747) liegen vor, ebenso Jean Bodin, De republica libri sex ( Lyon 1586) und 4 Titel von Montesquieu sowie 3 von Voltaire. Aus dem 19. Jh seien erwähnt Adolph Thiers (4 Titel), Ernest Renan und Charles Maurice de Talleyrand.

2.17 Darstellungen der Provinzialgeschichte sind vorhanden für die Provence (Honoré Bouche, Aix 1664), die Auvergne (Etienne Baluze, 1708), Béarn (Pierre de Marca, 1640), das Burgund (Amable Guillaume Prosper de Barante, 1839), das Elsaß (Philippe André Grandidier, 1787), Lothringen (Augustin Calmet, 1728), Roussillon (Pierre de Marca, 1683) und Savoyen (Samuel Guichenon, 1778-1780).

2.18 Zur englischen Geschichte liegen vor die Darstellungen von William Camden, Britannia (London 1607), Isaac de Larrey, Histoire d'Angleterre, d'Ecosse et d'Irlande (Rotterdam 1707-1713, Prachtausgabe mit Kupferstichporträts), William Robertson, Geschichte von Schottland (Braunschweig 1762) und 8 weitere Titel, David Hume, Geschichte von England (Breslau 1767-1771) und 7 weitere Titel, Thomas Babington Macaulay, The history of England (Leipzig 1849-1861), Henry Thomas Buckle, Geschichte der Zivilisation in England (Leipzig 1870) und John Lingard, Geschichte von England (Frankfurt 1827-1847).

2.19 Zur Geschichte und Geschichtsschreibung Italiens finden sich 5 Werke von Lodovico Antonio Muratori, darunter die Erstausgabe der Rerum Italicarum scriptores (Mailand 1723-1751) und seine Antiquitates Italicae medii aevi (Mailand 1738-1742). Francesco Guicciardinis Historiae sui temporis (Basel 1567) zählen zu den frühesten Werken. Erwähnt seien ferner Papst Pius II., Historia rerum Friderici III. (Straßburg 1685) sowie von Machiavelli eine italienische (o. O. 1650) und eine französische Gesamtausgabe (Paris 1793). Die Geschichte Roms behandeln Werke von Ferdinand Gregorovius (Stuttgart 1859-1872) und Alfred von Reumont (Berlin 1867-1870).

2.20 Die Historischen Hilfswissenschaften, insbesondere Genealogie, Heraldik und Numismatik, die klassische und die indogermanische Altertumskunde sowie Antiquitäten (P) umfassen 410 Titel. Zahlenmäßig überwiegt das deutschsprachige Schrifttum aus dem 19. Jh, an Bedeutung das französische des 18. Jhs mit Arbeiten zur Archäologie der klassischen Antike von Anne Claude de Caylus, Pierre Sylvain Maréchal, Bernard de Montfaucon und Bonaventure Overbeke. Neben Ausgrabungsberichten, z. B. Le Antichita di Ercolano esposte (Neapel 1757-1792), finden sich auch Museumsinventare, u. a. Antonio Francesco Goris Museum Florentinum (Florenz 1731-1762). Die Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen liegen von 1876 bis 1899 vor. Zu den ältesten Titeln des Fachs zählt das die Metrologie begründende Werk von Guillaume Budé, De asse et partibus eius libri V (Basel 1556).

2.21 Die Gruppe Kunstgeschichte und Musikgeschichte (Signatur Art) umfaßt 610 Titel, letztere davon weniger als 10 Prozent. Antike, italienische, französische und deutsche Kunst werden vorwiegend behandelt. Hauptepoche ist die Zeit vom Barock bis zum Klassizismus, der unter Kurfürst Erthal herrschenden Kunstrichtung. Die kunsthistorischen Disziplinen Malerei, Architektur, Plastik und Kunsthandwerk sind gleichmäßig berücksichtigt. Häufigster Autor ist Johann Joachim Winckelmann mit 17 Titeln, darunter die Erstausgabe der Geschichte der Kunst des Altertums (Dresden 1764). Von Wilhelm Lübke sind 7 Titel vorhanden. An umfangreichen Werken und Lexika seien genannt Adam Bartsch, Le peintre graveur ( Wien 1802-1821), Johann Rudolf Füßli, Allgemeines Künstlerlexikon (Zürich 1806-1821), Naglers Neues allgemeines Künstler-Lexicon (1835-1852), das Conversationslexikon für bildende Kunst (Leipzig 1843-1857), Oskar Mothes, Illustriertes Bau-Lexikon (Leipzig 1863-1868) und Pietro Zani, Enciclopedia metodica critico-ragionata delle belle arti (Parma 1819-1822). 200 Titel, vor allem des 19. Jhs, mit Schwerpunkten bei Literatur zu Malerei, Plastik, Kunsthandwerk und Kunstzeitschriften stammen aus dem Nachlaß des Aschaffenburger Malers Adalbert Hock (1866-1949). Erwähnt seien die Kunst für Alle (München 1887-1889) und die Zeitschrift für christliche Kunst (Düsseldorf 1888-1918).

2.22 Die 430 Titel der Gruppe Philologie (Signatur Phil) setzen sich zusammen aus Wörterbüchern, Grammatiken, Lehrbüchern und Monographien zu den klassischen und neueren Philologien, vorwiegend der französischen, zur Indogermanistik sowie zur Hebraistik. Drei Viertel des Bestandes stammen aus dem 19. Jh, der Rest fast ausschließlich aus dem 18. Jh, darunter Le grand vocabulaire françois (Paris 1767-1774) und der Thesaurus linguae latinae (Basel 1740-1743) von Robert Estienne. Aus dem 19. Jh seien erwähnt Johann Christoph Adelungs Mithridates (Berlin 1806-1817), die Wörterbücher von Grimm, Johann Heinrich Campe und Johann Andreas Schmeller sowie 8 Titel von Franz Bopp (1791-1867), dem Begründer der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen, der in Aschaffenburg aufwuchs und von Bibliothekar Windiscnn gefördert wurde. Für die Romanistik sind zwei Erstausgaben von Friedrich Diez zu nennen, für die griechische Sprache ein Corpus inscriptionum graecarum (Berlin 1827-1828) und Henri Estiennes Thesaurus graecae linguae (Paris 1831-1856). Die Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung (Berlin 1852-1874) rundet dieses Fach ab.

2.23 680 Titel umfaßt die Gruppe Literaturgeschichte, Buch- und Wissenschaftskunde (Signatur Lit). Im 19. Jh liegt der Schwerpunkt auf deutscher Literatur, im 18. Jh auf französischer. Es finden sich Enzyklopädien, u. a. von Diderot und d'Alembert, französische Akademieschriften (Mémoires de l'Académie, Paris 1686-1790), französische Zeitschriften (Journal des Sçavans, Paris 1665-1788), die Histoire littéraire de la France (Paris 1733-1763), hrsg. von der Mauriner-Kongregation, sowie als große Textsammlung die Bibliothek des Literarischen Vereins Stuttgart (1842 bis heute). Als Auswahlhilfe für die Bucherwerbung dienten die Göttingischen gelehrten Anzeigen (1806-1832), das Literarische Zentralblatt für Deutschland (Leipzig 1866-1919) und der Literarische Handweiser, zunächst für das katholische Deutschland (Münster 1878-1918).

2.24 Die Gruppen Griechische Literatur (Signatur I, 360 Titel) und Römische Literatur (Signatur L, 360 Titel) enthalten fast nur Textausgaben in Originalsprache und Übersetzungen, teilweise mit ausführlichem Kommentar. Herausragende Beispiele der Druckkunst des 18. Jhs sind von Bodoni (Parma), Baskerville (Birmingham) und Didot (Paris) vorhanden. In mehreren Ausgaben liegen vor Aeschylus (11 griechische Ausgaben, 5 deutsche), Aristoteles (15 griechische, 5 deutsche, 2 französische), Demosthenes (7, 4, 3), Platon (8, 7, 3), Plutarch (5, 3, 3), Sophokles (13, 10, eine) und Homer mit 7 griechischen Titeln sowie 11 deutschen, darunter die Werkausgabe in der Übersetzung von Johann Heinrich Voss (Altona 1793), und einem italienischen, La Iliade d'Omero (Turin 1790-1795). Auch seltenere Schriftsteller wie Aelian, Nonnus und Heliodor sind vertreten, ebenso Sammlungen von Textfragmenten griechischer Historiker und Rhetoriker.

2.25 Bei den römischen Autoren dominiert Cicero (30 lateinische Ausgaben, 9 deutsche, 5 französische) vor Horaz (25, 8, eine), Livius (6, 4, je eine französische, spanische, Antwerpen 1553, und italienische, Venedig 1575), Ovid (7, eine, 3 französische), Vergil (13, 2, 2) sowie Tacitus mit 9 lateinischen Titeln, darunter die von Justus Lipsius herausgegebenen Opera (Antwerpen 1627), 5 deutschen, 4 französischen und einem italienischen (Paris 1760). Auch Martianus Capella, Pomponius Mela und Marcus Manilius sind vertreten. Letzterer wurde erstmals von Bibliothekar Joseph Merkel ins Deutsche übersetzt, unter dem Titel Himmelskugel (Aschaffenburg 1844, mit handschriftlicher Widmung Merkels an die Bibliothek). Lukrez' De rerum natura liegt in der Edition von Karl Lachmann (Berlin 1850) vor. Römische Literaturgeschichte, römische Altertumskunde, römische Geschichte und Untersuchungen zur lateinischen Sprache sind den jeweiligen Fachgruppen zugeordnet.

2.26 Als Geschenk Joseph Merkels erhielt die Bibliothek 130 Textausgaben neulateinischer Literatur (Signatur N), darunter 6 Ausgaben der Fabeln Aesops, 6 Titel von Jakob Balde ( z. B. die Opera poetica, München 1729) sowie je 3 von Nicodemus Frischlin und Julius Caesar Scaliger.

2.27 Im Fach Deutsche Literatur, das nur Texte sowie deutsche Übersetzungen der neusprachlichen Literatur enthält (Signatur D, 1150 Titel), liegt der Schwerpunkt im 19. Jh, da Bibliotheksgründer Kurfürst Erthal die französische Literatur bevorzugte. Für das 16. Jh sei der Theuerdank (Augsburg 1519) genannt, im 18. Jh ist Lessing (18 Titel) am besten vertreten, u. a. mit Erstausgaben der Hamburgischen Dramaturgie (Hamburg 1767) und des Anti-Goeze (Braunschweig 1778). Goethe ist mit 7 zu Lebzeiten erschienenen Titeln repräsentiert, davon 2 Werkausgaben, Schiller mit 3, u. a. das dem befreundeten Kurfürsten Dalberg gewidmete Über Anmut und Würde (Leipzig 1793), Wieland mit 4 Titeln (2 Werkausgaben), Herder mit 3 und Jean Paul mit 7 Titeln. Zehn Werke (einschließlich Übersetzungen) sind von dem Dichter-Bibliothekar Wilhelm Heinse vorhanden, ferner die erste Gesamtausgabe (Frankfurt 1852-1855) des in Aschaffenburg verstorbenen Clemens Brentano, an der Bibliothekar Joseph Merkel mitgearbeitet hatte. Zu den Aschaffenburger Autoren zählt auch Bürgermeister Adalbert Herrlein (Die Sagen des Spessarts, Aschaffenburg 1851). Übersetzungen, vorwiegend der französischen, italienischen, englischen und spanischen Literatur, machen etwa 15 Prozent des Bestandes aus.

2.28 Französische, italienische, neulateinische und englische Literatur, nur Textausgaben, umfassen 760 Titel (Signatur C). Englische Literatur ist überwiegend in wohlfeilen Ausgaben des 19. Jhs (Tauchnitz) vorhanden, aus dem 18. Jh finden sich nur wenige Titel, u. a. von Milton. Schwerpunkt sind bibliophile Ausgaben der französischen Literatur des 18. Jhs, u. a. die Bibliothèque universelle des romans (1775-1787). Erwähnenswert ist auch die Kehler Voltaire-Ausgabe (1785-1789). Bei der italienischen Literatur überwiegen ebenfalls Ausgaben des 18. Jhs, darunter 3 hervorragend illustrierte von Lodovico Ariosts Orlando furioso (Birmingham 1773) und Torquato Tassos La Gerusalemme liberata (Paris 1771 und 1795), das auch in zwei französischen Übersetzungen (Paris 1724 und 1774) vorliegt, ferner Pietro Metastasios Poesie (Turin 1757-1788) und 4 Titel des 19. Jhs von Ugo Foscolo. In einer eigenen Gruppe (Signatur It, 110 Titel) stehen die Anfang des 19. Jhs von der Società Tipografica de Classici Italiani in Mailand herausgegebenen Werke der italienischen Literatur.

2.29 Theologie (ohne Kirchenrecht) und Religionswissenschaften bilden mit 2960 Titeln das umfangreichste Fach (Signatur Th); die Literatur steht chronologisch nach Zugang. Im Gegensatz zur Stiftsbibliothek wurde der Bestand der Hofbibliothek nicht für die Praxis gesammelt, sondern zum Zwecke der fürstlichen Repräsentation. Für das 16. bis 18. Jh liegt der Schwerpunkt bei der Historischen Theologie vor der Systematischen Theologie und der Bibelwissenschaft, für das 19. Jh, bedingt durch die Übernahme der Jesuitenbibliotheken Aschaffenburg und Ravensburg, bei der Praktischen Theologie. Es handelt sich fast ausschließlich um katholische Theologie. Das Fach enthält außerdem eine größere Zahl an Kleinschriften, u. a. aus der Reformationszeit, aber auch aus Randgebieten (Brauchtum, Soziales).

2.30 Als Nachschlagewerke finden sich u. a. Wetzer und Welte, Kirchenlexikon oder Encyklopädie der katholischen Theologie (Freiburg 1882-1901) und Charles Louis Richard, Dictionnaire universel, dogmatique, canonique (Paris 1760-1765), bei den Zeitschriften sei genannt Natur und Offenbarung (Münster 1855-1910). An Bibelausgaben finden sich 47 lateinische, 38 deutsche, 14 griechische und 11 hebräische sowie einzelne arabische (Rom 1619 und 1671), gotische, niederländische, polnische, russische und polyglotte Titel ( z. B. Biblia polyglotta, Antwerpen 1569-1572), ferner deutsche und griechische Ausgaben der Apokryphen. Erwähnt sei Luthers " Septemberbibel" (Wittenberg 1522) mit Holzschnitten von Lucas Cranach, außerdem eine Erstausgabe der Vulgata (Rom 1592).

2.31 Bei der bibelwissenschaftlichen Literatur stehen Richard Simon, Historia critica Veteris Testamenti (Amsterdam 1685), Augustin Calmet, Dictionnaire historique, critique, chronologique, géographique et littéral de la bible (Paris 1730), Johann Gottfried Eichhorn, Einleitung in das Neue Testament (Leipzig 1804-1814) und Blasius Ugolinus, Thesaurus antiquitatum sacrarum (Venedig 1744-1769) für die hebräische Archäologie.

2.32 Bei der Systematischen Theologie (Apologetik, Dogmatik, Scholastik, Moraltheologie) seien erwähnt die Opera omnia von Thomas von Aquin (Rom 1882-1906) sowie 7 weitere Titel von ihm, Jacques Bénigne Bossuet, OEuvres (Paris 1772-1778) sowie 7 weitere Titel und Alfons Maria von Liguori, Sämmtliche Werke (Regensburg 1842-1856). Ferner sind vorhanden Jean Pontas, Dictionnaire de cas de conscience (Paris 1736), Johann Michael Sailer, Handbuch der christlichen Moral (München 1817) und 8 weitere Titel von ihm, Werke von Matthias Joseph Scheeben, Johann Baptist Heinrich, Karl Werner (5 Titel) und 10 Titel des aus Aschaffenburg stammenden Professors an der Universität Würzburg, Franz Hettinger, u. a. Apologie des Christentums (Freiburg 1895-1898).

2.33 Gut vertreten sind Patristik und Kirchengeschichte. Von Augustinus liegen 30 Titel vor (davon 20 französische), von Johannes Chrysostomus 14 (10 französische). Zahlreiche Kirchenlehrer sind in den Editionen der Mauriner-Kongregation erschienen (1660-1740), ebenso die Acta primorum martyrum von Thierry Ruinart (Paris 1689). Vom bekanntesten Mauriner, Jean Mabillon, besitzt die Hofbibliothek u. a. die Annales Ordinis Sancti Benedicti (Paris 1703-1739).

2.34 Das 16. Jh weist je eine deutsche und lateinische Werkausgabe Luthers auf, das 17. Jh Ferdinando Ughellis Italia sacra (Rom 1644-1662, 2. Aufl. Venedig 1717-1722) und Gottfried Arnolds Unparteyische Kirchen- und Ketzer-Historie (Frankfurt 1700), die einen pietistischen Standpunkt vertritt. Aus dem 18. Jh seien erwähnt Edmond Martène, Thesaurus novus anecdotorum (Paris 1717) sowie seine Veterum scriptorum et monumentorum ... collectio (Paris 1724-1733), ferner die Gallia christiana (Paris 1715-1785) und André Galland, Bibliotheca veterum patrum (Venedig 1765-1781). Claude Fleury ist mit 14 Titeln vertreten, darunter seine Histoire ecclésiastique (Paris 1722-1743). Ab dem Ende des 18. Jhs überwiegen die deutschsprachigen Autoren, so Johann Lorenz von Mosheim, Vollständige Kirchengeschichte des Neuen Testaments (Heilbronn 1772-1788), Friedrich Leopold von Stolberg, Geschichte der Religion Jesu Christi (Hamburg 1806-1864) und Karl Joseph von Hefele, Conciliengeschichte (Freiburg 1855-1890). Von Johann Adam Möhler sind 7 Titel vorhanden, u. a. zur Konfessionskunde, von Johann Joseph Ignaz Döllinger, der von 1823 bis 1826 Professor am Aschaffenburger Lyzeum war, 11 Titel.

2.35 Bei der Praktischen Theologie steht Literatur zu Homiletik, Katechetik, Liturgik, Missionswissenschaften und Katholischer Soziallehre. Die Exercitia des Ignatius von Loyola sind in 6 Ausgaben vorhanden (3 französische, 2 lateinische, eine deutsche). Aus dem 18. Jh stammen Giuseppe Aloisio Assemani, Codex liturgicus ecclesiae universae (Rom 1749-1766) und seine Kalendaria ecclesiae universae (Rom 1755), Edmond Martène, De antiquis ecclesiae ritibus (Rouen 1700-1702), die Cérémonies et coutumes religieuses de tous les peuples du monde (Amsterdam 1723-1743) und Martin Gerberts De cantu et musica sacra (St. Blasien 1774).

2.36 Aus dem 19. Jh seien erwähnt die Bibliothek für Prediger, hrsg. von Augustin Scherer (Freiburg 1888-1893), Johann Brischar, Die katholischen Kanzelredner Deutschlands (Schaffhausen 1867-1871) und Paolo Segneri, Sämtliche Werke (Regensburg 1852-1880). Auch Clemens von Brentano ist vertreten mit Die Barmherzigen Schwestern in Bezug auf Armen- und Krankenpflege (Koblenz 1831). Von Wilhelm Emanuel Ketteler, Bischof von Mainz zwischen 1850 und 1877, sind 22 Titel vorhanden, darunter die Erstausgabe von Die Arbeiterfrage und das Christentum (Mainz 1864).

2.37 Die 200 Titel des Faches Kanonistik (Signatur Can) sind überwiegend im 18. Jh erschienen und behandeln Kirchenrecht und Konziliengeschichte. Umfangreichstes Werk mit 55 Bdn ist der Procès-Verbal de l'Assemblée générale du clergé de France (1614-1770).

2.38 800 Titel umfaßt die Gruppe Philosophie mit Pädagogik und Psychologie (Signatur E). Englische Philosophen (Bacon, Hume, Locke) sind überwiegend in französischen Übersetzungen des 18. Jhs vorhanden, von John Stuart Mill liegt eine deutsche Gesamtausgabe (Leipzig 1869-1880) vor. Im 18. Jh sind deutsche und französische Philosophen etwa gleich stark repräsentiert, im 19. Jh überwiegen die deutschen bei weitem. Kant ist mit 9 Titeln vertreten, Herder u. a. mit der Erstausgabe der Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (Riga 1784-1791). Genannt seien auch der letzte Kurfürst Karl Theodor von Dalberg mit 7 Titeln und Franz Brentano, der das Gymnasium in Aschaffenburg besuchte.

2.39 Das Fach Pädagogik enthält vorwiegend Literatur des 19. Jhs. Ausnahmen bilden Werke von Rousseau und Locke (De l'éducation des enfants, Amsterdam 1733). Es überwiegt die theoretische Pädagogik (Herbart, Pestalozzi), Literatur für die Unterrichtspraxis und Didaktiken einzelner Fächer stehen in der Gruppe H ( s. u. 2.47-2.50). Aus der Psychologie (nur Werke des 19. Jhs) seien erwähnt Johann Friedrich Herbart, Lehrbuch zur Psychologie, Wilhelm Wundt, Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele (Leipzig 1863) sowie die Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft (1860-1890).

2.40 Das Fach Jurisprudenz (Signatur Jur) enthält 520 Titel aus allen Bereichen des Rechts, ausgenommen Kirchenrecht ( s. o. 2.37). Ein verhältnismäßig hoher Anteil stammt aus der Dalberg-Ära (1802-1813), der Zeit der Rezeption des französischen Rechts. 151 Titel kommen aus der Bibliothek des Staatsrats des Großherzogtums Frankfurt (1810-1813). Der Code Civil (Code Napoléon) liegt in 16 teilweise französisch-deutschen Ausgaben vor, die zwischen 1807 und 1812 erschienen sind, der Code de commerce (Handelsgesetzbuch) in 9 Ausgaben (1808-1813). Friedrich Karl von Savigny ist mit 4 Erstausgaben des 19. Jhs vertreten. Ein Unikat ist Friedrich Ludwig von Grolmans Actenmäßige Geschichte der Vogelsberger und Wetterauer Räuberbanden (Gießen 1813). An größeren Zeitschriften seien erwähnt das Bulletin des lois de la République Française (1793-1813) und die Kritische Vierteljahrsschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft (1859-1894).

2.41 960 Titel vorwiegend naturwissenschaftlicher Literatur bilden eine eigene Gruppe (Signatur F). Zur Mathematik liegen 180 Titel vor, u. a. von Archimedes, Euklid ( z. B. London 1659), Joseph Louis Lagrange (7 französische Werke, 1788-1813), Karl Friedrich Gauss (Werke, Göttingen 1870-1871), Ludwig Hoffmann (Mathematisches Wörterbuch, Berlin 1858-1867) und Johann Peter Süßmilch, dem Begründer der Bevölkerungsstatistik (Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, Berlin 1798). Die 80 Titel zur Astronomie stammen überwiegend aus dem 18. und 19. Jh, so Pierre Simon de LaPlace, Traité de mécanique céleste (Paris 1799-1805), Karl Friedrich Gauss, Theoria motus corporum coelestium (Hamburg 1809, mit eigenhändiger Widmung an Karl Theodor von Dalberg) und Johannes Kepler, Opera omnia (1858-1871). An älteren Titeln seien erwähnt Kepler, Ad Vitellionem (Frankfurt 1604) und Newton, Philosophiae naturalis principia mathematica (London 1687).

2.42 Physik und Technik sind mit 120 Titeln vor allem des 18. und 19. Jhs vertreten, darunter Gaspar Schott, Technica curiosa (Nürnberg 1664), die Zeitschrift Observations sur la physique, sur l'histoire naturelle (Paris 1773-1791), Goethes Farbenlehre (Tübingen 1810, Erstausgabe), August Wilhelm Zachariä, Die Elemente der Luftschwimmkunst (Wittenberg 1807), Hermann Helmholtz, Handbuch der physiologischen Optik (Leipzig 1867) und ein Handbuch für specielle Eisenbahntechnik (Leipzig 1871-1878). Die 50 Titel zur Chemie sind überwiegend zwischen 1780 und 1900 erschienen, alchimistische Literatur befindet sich nicht darunter. Neben den Fundamenta chymiae (Nürnberg 1782) von Georg Ernst Stahl, dem Begründer der Phlogiston-Theorie, sind Werke von Antoine Laurent de Lavoisier und Justus von Liebig vorhanden.

2.43 Zur Human- und Veterinärmedizin sowie zur Pharmazie liegen 250 Titel vor, darunter 10 von Samuel Thomas Soemmering (erschienen 1784-1809), Professor der Medizin in Mainz und befreundet mit Bibliothekar Heinse, ferner Samuel Hahnemanns die Homöopathie begründendes Werk Organon der rationellen Heilkunde (Dresden 1810), Christoph Wilhelm Hufelands Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern ( Jena 1798) und Louis Laforgues Die Zahnarzneikunst (Leipzig 1803-1806). Johann Caspar Lavaters Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe (Leipzig 1775-1778) stehen ebenfalls in dieser Gruppe. An Zeitschriften seien genannt das Archiv für die Physiologie (1796-1807), das Magazin für theoretische und praktische Tierheilkunde (Karlsruhe 1813) und Schmidt's Jahrbücher der in- und ausländischen gesamten Medicin (1873-1910).

2.44 Ebenfalls dem Fach Naturwissenschaften (Signatur F) zugeordnet sind 280 Titel zu Ökonomie (Haus- und Landwirtschaft, Jagd) sowie zu Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Politik, Sozialismus und Sozialer Frage. Erwähnt seien Johann Heinrich von Justi, Staatswirtschaft (Leipzig 1755), 3 Titel von Bernhard Sebastian Nau, Professor und Hofrat in Mainz und Aschaffenburg ( u. a. Erste Linien der Kameralwissenschaft, Frankfurt 1791), ferner aus dem 19. Jh Wilhelm Georg Roscher und Albert Eberhard Schäffle (je 3 Titel), der aus Aschaffenburg stammende Lujo Brentano (2), Marx, Ferdinand Lassalle und Charles Babbage. Zur Hauswirtschaft findet sich ein Hauslexikon: Encyclopädie praktischer Lebenskenntnisse für alle Stände (Leipzig 1858-1863).

2.45 Die zweite naturwissenschaftliche Fachgruppe (Signatur G) umfaßt 370 Titel zu Naturgeschichte, Botanik, Zoologie, Geologie und Mineralogie. Es dominieren prachtvolle Pflanzenbücher von Elizabeth Blackwell, Pierre Bulliard, Johann Wilhelm Weinmann und Georg Christian Oeder (Flora Danica, Kopenhagen 1766-1782) sowie Tierbücher von Markus Elieser Bloch, Buffon (Histoire naturelle des oiseaux, Paris 1770-1786), Pieter Cramer, George Edwards, Marie Dominique Joseph Engramelle und Conrad Gesner. Maria Sibylla Merian ist mit 4 Werken vertreten (1726-1730), Johann August Rösel von Rosenhof mit seiner Insecten-Belustigung (Nürnberg 1746-1761).

2.46 Die 550 Titel der Gruppe Miscellanea (Signatur M) stammen überwiegend aus der Bibliothek Lothar Franz von Erthals und behandeln Philosophie, Philologie, Literatur, Kunst, Geschichte und Pädagogik. Schwerpunkt ist mit ca. 90 Prozent die französischsprachige Literatur der Aufklärung, die überwiegend in den Niederlanden gedruckt wurde. Typische Titel sind Le spectateur ou le Socrate moderne (1754-1755), La manière de bien penser (1756), De l'amitié (1764), De l'éducation (1728) u. a. Genannt seien auch die Mémoires de Trevoux (1701-1775).

2.47 Ein eigenes Fach wurde für den Altbestand des Kronberg-Gymnasiums eingerichtet (Signatur H). Von den 1430 Titeln stammen 2 aus dem 16. Jh, 8 aus dem 17. Jh, 212 aus dem 18. Jh und 1208 aus dem 19. Jh, fast ausschließlich in deutscher Sprache. Es sind alle am Gymnasium gelehrten Fächer vertreten (außer den lateinischen und griechischen Klassikern, s. o. 2.24-2.25), großenteils Schul- und Lehrbücher. Auffällig sind zahlreiche, an einem humanistischen Gymnasium nicht unbedingt zu erwartende mathematische und naturwissenschaftliche Werke, u. a. von Johannes Regiomontanus (De triangulis omni modis libri quinque, Nürnberg 1533), Johann Bernoulli, Leonhard Euler, Ernst Florens Friedrich Chladni (Die Akustik, Leipzig 1802), 7 Titel von Euklid, 7 Titel (von 1821 bis 1846) des Astronomen Josef Johann von Littrow und 27 Titel von Johann Joseph Ignaz Hoffmann. Vorhanden ist auch ein Physikalisches Wörterbuch, herausgegeben von Johann Samuel Traugott Gehler (Leipzig 1825-1845). Zur Luftfahrtgeschichte sei erwähnt Barthélemy Faujas de Saint-Fond, Description des expériences de la machine aerostatique de MM. de Montgolfier (Paris 1784).

2.48 Zur Geschichte und Geographie liegen vor David Humes Geschichte von Großbritannien (Frankenthal 1787), Werke von Franz Joseph Schneidawind, Karl Heßler und Karl Ritter (Die Erdkunde von Asien, Berlin 1822-1859); zur Pädagogik u. a. von Karl Traugott Thieme, Über den sittlichen Ton in öffentlichen Schulen (Leipzig 1789). Mehrere Titel von Johann Christoph GutsMuths und Friedrich Ludwig Jahn betreffen die Leibeserziehung.

2.49 Theologische Werke sind von Friedrich Leopold zu Stolberg, Alban Butler und Ferdinand Christian Baur vorhanden, zur Philosophie finden sich Titel von Voltaire und Schopenhauer. Aus dem Nachlaß Josef Holzners stammen 10 Titel von Christian Wolff, 11 Titel von Kant, darunter 2 Erstausgaben (Kritik der Urteilskraft, Berlin und Libau 1790 und Kritik der praktischen Vernunft, Riga 1788) sowie 2 Titel von Fichte, darunter die Erstausgabe der Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre (Leipzig 1794).

2.50 Deutsche Philologie ist u. a. durch Friedrich August Pischon (Denkmäler der deutschen Sprache, Berlin 1838) und Friedrich Heinrich von der Hagen (Minnesinger, Leipzig 1838-1856) vertreten. Neben dem Lexikon von Ersch und Gruber (unvollständig) ist die Deutsche Encyclopädie oder allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften (Frankfurt 1778-1804) vorhanden. An Zeitschriften seien erwähnt die Annalen der Physik (1820-1872), der Jahresbericht über die Fortschritte der physischen Wissenschaften (1832-1851), die Zeitschrift für mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht (1870-1930) und das Archiv für lateinische Lexikographie und Grammatik (1884-1908). Sondersammlungen

2.51 Die Inkunabeln (169 Titel) sind eine kleine, aber wertvolle Sammlung. Es sind 52 Mainzer Drucke vorhanden, davon 36 von Johann Fust und Peter Schöffer d. Ä. oder von Peter Schöffer d. Ä. allein. Erwähnenswert sind die aus der Mainzer Kartause stammende Gutenberg-Bibel (ca. 1454/55) und das Catholicon (1460, Pergament), ferner der Gart der Gesundheit, herausgegeben von Johannes de Cuba (Mainz 1485), der mit 1066 Holzschnitten illustrierte Hortus sanitatis (Mainz 1491), Bernhard von Breidenbachs Peregrinatio in terram sanctam (Mainz 1486), auch in Deutsch, Die heyligen reyssen gen Jherusalem (1486) sowie die Schedelsche Weltchronik (Nürnberg 1493). 25 Bde stammen aus Mainzer Klöstern, eine Inkunabel, das Decretum Gratiani (Mainz 1472), hatte als Vorbesitzer Jean Baptiste Colbert (1619-1683). Sie wurde in Paris für Kurfürst Erthal ersteigert. Fünf Titel sind Pergamentdrucke. Bei Neubindungen des 18. Jhs (Buchbinder Tobias Sartorius und Jakob Veit Zech) sind viele Provenienzangaben verlorengegangen. 103 Titel stammen aus dem deutschen Sprachgebiet, 51 aus Italien, 12 aus den Niederlanden, 2 aus Frankreich und einer aus Spanien. Nicht direkt zu den Inkunabeln zählt ein Blockbuch, ein Canticum Canticorum (ca. 1460), das Erthal für 500 Dukaten erworben hatte.

2.52 Mit 529 Titeln besitzt die Bibliothek einen umfangreichen Bestand an Reformations-Flugschriften, darunter 302 Schriften Luthers, 26 von Melanchthon und 249 Wittenberger Drucke. Häufigste Drucker sind Hans Lufft mit 52 und Johann Rhau-Grunenberg mit 40 Titeln. Es sind 5 Unika enthalten, z. B. Johann Spangenberg, Des kleinen Catechismi kurtzer begrieff (Halle 1542). Die Provenienz dieser Sammlung ist ungeklärt. Als Vorbesitzer denkbar wäre Luthers Gegner, der Mainzer Kurfürst Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490-1545), doch wurden die Druckschriften aus Albrechts Privatbibliothek 1793 beim Mainzer Dombrand vernichtet.

2.53 Ein Sammelfach mit 450 Titeln (Signatur K) wurde eingerichtet für Literatur zu Kunst, Geschichte, Naturgeschichte sowie Reisebeschreibungen (Alexander von Humboldt, Voyage aux régions équinoxiales, Paris 1810-1828). Es handelt sich zumeist um großformatige Kupferstich-Tafelbände und gebundene Graphikwerke des 17. bis 19. Jhs, darunter viele Rara (s. auch u. 2.57-2.66). Die Bücher waren früher in Schränken untergebracht und hatten Lokalsignaturen. Ein Teil kommt aus der Kupferstichsammlung des Lothar Franz von Erthal. Erwähnt seien Joachim von Sandrart, Teutsche Academie der edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste (Nürnberg 1675), Albrecht Dürer, Vier Bücher von menschlicher Proportion (Nürnberg 1528), Georg Agricola, Vom Bergwerk (Basel 1557), Samuel Buck, Antiquities, or venerable remains of ... castles, monasteries, palaces in England and Wales (London 1774), Sir William Hamilton, Campi Phlegraei (Neapel 1776-1779) und Jakob H. von Hefner-Alteneck, Trachten des christlichen Mittelalters (Frankfurt 1840-1854). Hefner-Alteneck (1811-1903), geboren in Aschaffenburg, Gründer des Bayerischen Nationalmuseums, ist mit 5 kunstgeschichtlichen Werken vertreten.

2.54 Zur Mainzer Revolution von 1792 bis 1797 sind 92 einheitlich gebundene Sammelbände mit 507 Titeln vorhanden. Sie wurden wahrscheinlich im Auftrag des nach Aschaffenburg geflohenen Kurfürsten Erthal gesammelt. Die Sammlung enthält Flugschriften, Zeitschriften ( z. B. Der Bürgerfreund, Mainz 1792-1793) und Zeitungen. Von Georg Forster, dem kurfürstlichen Bibliothekar und führenden Kopf der deutschen Jakobiner, sind 5 Titel enthalten. Beispiele für die vielen Rara sind Abbildungen der Guillotine oder neuen Köpfmaschine, vom Verfasser des Leben Ludwigs des 16ten (Halle 1793) und Gegengift wider den französischen Freiheitsschwindel ( o. O. 1793).

2.55 82 gedruckte Karten und Pläne des 17. und 18. Jhs werden in der Hofbibliothek aufbewahrt, darunter 14 Stadt- und Festungspläne sowie 17 Schlachten- und Belagerungspläne. 14 Titel Musikdrucke (Noten) aus den Jahren 1780 bis 1812 sind vorhanden und im RISM verzeichnet. An Aschaffenburger Drucken der Jahre 1622 bis 1900 finden sich 203 Titel. Die wichtigsten Verlage sind Michael Ignaz Wailandt mit 83, Alexander Kauffmann mit 27 und Karl Krebs mit 26 Drucken. Der Bestand des 17. und 18. Jhs umfaßt zur Hälfte theologische Literatur, der des 19. Jhs ist sachlich ausgeglichener.

2.56 Die Bibliothek der Hugo-Dingler-Stiftung umfaßt 3690 Titel, von denen 418 vor 1901 erschienen sind. Es handelt sich fast ausschließlich um deutschsprachiges Schrifttum des 19. Jhs aus den Fächern Philosophie und Naturwissenschaft, z. B. John Stuart Mill, Die inductive Logik (Braunschweig 1849), ferner 3 Titel von Felix Klein, bei dem Dingler in Göttingen studiert hatte, u. a. Über Riemanns Theorie der algebraischen Funktionen und ihrer Integrale (Leipzig 1882), und Adolph Wüllners Lehrbuch der Experimentalphysik (Leipzig 1895-1899).

Otto Hartleitner

    Graphische Sammlung: Druckgraphik

2.57 Die Sammlung der Druckgraphik ist im Anschluß an den wesentlich kleineren Bestand von ca. 500 Zeichnungen, Aquarellen und Gouachen erst während der letzten Jahre zusammengefügt worden, zum kleineren Teil aus bisher unerfaßtem und ungeordnetem Material (Sammelklebebänden, losen Blättern u. a.), zum größeren Teil aus Bänden, die in den katalogisierten Bücherbestand integriert waren. Insgesamt wurden dabei 313 Buchsignaturen aufgelöst, um welche die beim Bücher-Altbestand genannten Zahlen zu vermindern sind (272 Signaturen aus der Gruppe K, 28 aus der Gruppe P, 4 aus der Gruppe Art, 3 aus der Gruppe M und je 2 aus den Gruppen A, B und Th). Die jüngst abgeschlossene Bearbeitung erbrachte überraschende Ergebnisse hinsichtlich Umfang, inhaltlicher Vielfalt und Provenienzen.

2.58 Der Bestand enthält ca. 27.000 Drucke (Radierungen, Kupferstiche, Holzschnitte und Lithographien) auf ca. 22.900 Blättern, dazu etwa 1050 Dubletten und 220 Varianten (Abzüge anderer Zustände, Zweitexemplare in anderer Technik, koloriert u. ä.), zusammen ca. 28.270 Drucke auf 23.850 Blättern. Der Hauptanteil geht auf Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal zurück, in dessen Besitz ein derartiger Reichtum an Graphik, auch in Sammel- und Sammelklebebänden, neben den bekannten zahlreichen illustrierten Prachtwerken seiner Bibliothek nicht vermutet worden war. Als Graphiksammler großen Stils bekannt war nur sein älterer Bruder, der kurmainzische Obersthofmeister Lothar Franz von Erthal. Dessen Sammlung, 1805 als Legat an die damalige Fürstliche Bibliothek des Dalberg-Staates gekommen, war jedoch in den zwanziger Jahren des 20. Jhs vermeintlich in ihrer Gesamtheit aus der Hofbibliothek ausgegliedert und als eigenständige " Staatliche Graphische Sammlung Aschaffenburg" mit ca. 20.000 Blättern (aus 132 aufgelösten Klebebänden) der Staatlichen Graphischen Sammlung München unterstellt worden. Die rund 7400 Blätter Druckgraphik (deutscher und englischer Meister sowie ca. 70 Rembrandt-Radierungen), die davon, zusammen mit 140 Zeichnungen, den Zweiten Weltkrieg überdauert haben, werden seit den ersten Nachkriegsjahren vom Städtischen Schloßmuseum Aschaffenburg verwaltet. Daß ansehnliche Reste aus der Sammlung des Lothar Franz aber bei der Bibliothek verblieben sind, war die zweite Überraschung. Es handelt sich dabei um ca. 5530 Drucke auf ca. 3660 Blättern (dazu um ca. 500 Dubletten und Abzüge anderer Zustände). Dieser Provenienz-Bestand wird in der neugebildeten Druckgraphik-Sammlung vermehrt um weitere 740 Drucke auf 720 Blättern, enthalten in 5 Bdn aus der Erthalschen Familienbibliothek, welche Lothar Franz als ältester der Brüder ererbt hatte. Der Graphik-Bestand aus der Provenienz von Lothar Franz umfaßt demnach ca. 6270 Drucke auf 4380 Blättern, dazu ca. 500 Dubletten und Abzüge anderer Zustände, insgesamt also 6770 Drucke.

2.59 Den Nachweis für die Herkunft aus der Graphischen Sammlung des Lothar Franz liefert das Nachlaß- und Übernahme-Inventar dieser Sammlung von 1806/07, dessen Nummern (14.213, z. T. Sammelnummern) meist, aber nicht immer, auf den graphischen Blättern oder auf den Bänden selbst aufgetragen sind. Die Vollständigkeit dieses Inventars vorausgesetzt, muß alle übrige Graphik dem Kurfürsten Erthal zugewiesen werden, soweit sie bis zu dessen Tod im Jahre 1802 erschienen ist. Nur der kleinere Teil davon ist in dem vom Dichter-Bibliothekar Wilhelm Heinse 1799 angelegten alphabetischen Katalog der kurfürstlichen Bibliothek verzeichnet; was damals als Graphische Sammlung des Kurfürsten galt nach anscheinend nicht konsequent angewandten Kriterien -, wurde offensichtlich nicht in den Bibliothekskatalog aufgenommen. Dazu zählen selbst zahlreiche illustrierte Werke, die bei der jetzigen Abgrenzung der Graphischen Sammlung ausgeschlossen und beim Bücherbestand belassen wurden. Die Grenze zwischen Graphischer Sammlung und Bibliothek verlief ähnlich unscharf wie bei Lothar Franz von Erthal.

2.60 Kaum inhaltlich, aber formal lassen die Graphischen Sammlungen der Erthal-Brüder gewisse Unterschiede erkennen: Die Sammlung des Lothar Franz bestand, wie das Inventar belegt, vorwiegend aus losen Blättern; die Mehrzahl davon bilden das Material der Klebebände, die unter Dalberg für die Bibliothek angelegt wurden und in diesem Zustand zumeist in die Staatliche Graphische Sammlung Aschaffenburg übergingen. Daneben gab es eine kleinere Zahl von Sammel- und Sammelklebebänden, von gebundenen und ungebundenen Stichfolgen, aber nur wenige größere Galeriewerke, meist in einfacheren Einbänden. Auch der Kurfürst besaß Sammel- und Sammelklebebände sowie kleinere gebundene Stichfolgen, daneben aber mehrere große Editionen und Galeriewerke, und die Einbände sind überwiegend entweder braune goldgeprägte Kalbledereinbände vom Typus seiner Bibliothekseinbände oder prächtigere Ledereinbände mit den Merkmalen fremden, oft ausländischen und fürstlichen Vorbesitzes.

2.61 Ein kleinerer Zuwachs an Graphik ist auf Erthals Nachfolger Karl Theodor von Dalberg persönlich oder auf Bibliothekserwerbungen unter seiner Regierung (1802-1813) sowie auf Erwerbungen der Kgl. Bayerischen Hofbibliothek bis 1888 zurückzuführen, darunter auch einige lithographische Inkunabeln. Die Sammlung besteht aus europäischer Original- und Reproduktionsgraphik vom 16. Jh bis zur Mitte des 19. Jhs, von Albrecht Dürer bis zu Ludwig Richter, in nahezu allen Techniken, auch Mischtechniken, vom frühen Holzschnitt bis zur Lithographie, und in allen Bildgattungen. Vorhanden sind Porträts, Veduten und Architekturbilder, Landschaften und Marinen, Darstellungen biblischen und sonstigen christlichen Inhalts, mythologischer und literarischer Stoffe, Allegorien, Historien-, Ereignis- und Schlachtenbilder, Figuren-, Tier- und Jagddarstellungen, Zeichenbücher ( d. h. Anleitungen zur Zeichenkunst), Genre- und Hirtenszenen, Stilleben, Buchillustrationen, Ornamentstiche (einschließlich Mustersammlungen für Möbel und Innenarchitektur) sowie Architekturpläne. Die Reproduktionsgraphik gibt nicht nur Tafelgemälde und Skulpturen wieder, sondern besonders zahlreich auch Fresken und Teppichkartons vor allem italienischer und französischer Renaissance- und Barockmaler (am meisten Raffaels) sowie Zeichnungen großer Meister (Faksimile-Stiche und -Schnitte des 18. Jhs, darunter die Prestel-Drucke). Zeitlich dominieren das 17. und 18. Jh, technisch dementsprechend die Radierung und der Kupferstich.

2.62 Unter den nationalen Schulen nimmt die französische Graphik die erste Stelle ein, sowohl im Gesamtbestand (ca. 7900 Drucke, ohne Dubletten und Varianten) wie auch in der Sammlung des Lothar Franz (ca. 2470 Drucke). Mit geringeren Abständen und in unterschiedlichem Anteil am Gesamtbestand und an der Sammlung des Lothar Franz folgen die deutsche und die italienische Graphik mit je ca. 5100 Drucken insgesamt (mit ca. 980 deutschen und ca. 850 italienischen Drucken von Lothar Franz), sodann die niederländisch-flämische (mit ca. 4200 Drucken insgesamt, ca. 450 von Lothar Franz) und die englische Graphik (mit ca. 3800 Drucken insgesamt, ca. 800 von Lothar Franz). Die Kriegsverluste aller französischer, italienischer und niederländischer Graphik (außer den Rembrandt-Radierungen) bei der verselbständigten Staatlichen Graphischen Sammlung Aschaffenburg werden dadurch wenigstens etwas ausgeglichen. Die Abteilung " Vermischtes", die keiner Nationalität zugeordnet werden kann und außerdem wenige Blätter spanischer und russischer Graphik enthält, besteht aus ca. 840 Drucken insgesamt, darunter ca. 700 Drucken von Lothar Franz.

2.63 Von den herausragenden Werken aus der kurfürstlichen Sammlung seien nur zwei seltene genannt: die 16teilige Radierungsfolge Victoires et Conquêtes de l'Empereur de la Chine von 1768-1774, von der nur wenige Abzüge für die französische königliche Familie und die Kgl. Bibliothek hergestellt wurden, in einem Prachteinband mit dem Bourbonen-Wappensupralibros (Signatur F III/27), sowie die in nur 30 Exemplaren erschienene Sammlung des Conte Antonio Maria Zanetti von 1749 mit Faksimile-Schnitten (Clair-obscur) und -Stichen nach Zeichnungen aus seinem eigenen Besitz und mit den 10 Originalradierungen der Vari Capricci von Giovanni Battista Tiepolo in der Erstausgabe (Signatur It IV/11). Aus der Sammlung des Lothar Franz von Erthal verdienen Erwähnung insbesondere Albrecht Dürers Kleine Holzschnitt-Passion von 1511 (als Postinkunabel auf Signatur Inc.159 belassen), das Galeriewerk Cabinet Reynst von ca. 1658-1660 mit den hochgeschätzten Abzügen des ersten Zustandes vor aller Schrift, in 2 Exemplaren (Signatur N III/6 und 6a), sowie die prächtigen großformatigen kolorierten Umrißradierungen von Giovanni Volpato und Giovanni Ottaviani nach Raffaels Fresken in den vatikanischen Loggien (1772-1777; Signatur It III/25).

2.64 Unter den Stechern und Holzschneidern sind neben berühmten oder doch bekannten Meistern wie Albrecht Dürer, Hans Holbein d. J., Hendrik Goltzius, Jacques Callot, Sébastien Le Clerc, Giovanni Battista Tiepolo, Giovanni Battista Piranesi, Antonio Canal, Bernardo Bellotto gen. Canaletto, Richard Earlom, Francesco Bartolozzi auch mehrere adlige und bürgerliche Amateur-Stecher des 18. Jhs vertreten, deren Werke teilweise nicht über den Kunsthandel vertrieben wurden und deshalb wohl nicht weit verbreitet sind (Antoine de Marcenay de Ghuy, Ange Laurent de La Live de Jully, Claude-Henri Watelet und Marguerite Le Comte, Captain William Baillie und Pauline Fürstin Schwarzenberg).

2.65 Geordnet ist die Sammlung zunächst in 6 Abteilungen: 5 Abteilungen nach den Nationalitäten Deutsch (Signatur D), Englisch (E), Französisch (F), Italienisch (It), Niederländisch-Flämisch (N) und eine abschließende Abteilung " Vermischtes" (V) für lose Blätter unbekannter Stecher, stark gemischte Bände sowie die wenigen Blätter spanischer und russischer Graphik. Die weitere Gliederung erfolgt in 4 Gruppen nach den überkommenen Sammlungsformen, die unverändert beibehalten wurden: (I) lose Blätter (Einzelblätter und Folgen; neue Verwahrung in Mappen entsprechend den 6 Abteilungen mit inliegenden Papierumschlägen für die weitere Gliederung); (II) Sammelbände und -mappen sowie Sammelklebebände (gewidmet einzelnen Stechern wie z. B. Jacques Callot, der Reproduktionsgraphik nach einzelnen Meistern wie Nicolas Poussin, einem Motivkreis wie der Passion Christi oder einer Bildgattung wie dem Porträt von Persönlichkeiten des 15. und 16. Jhs); (III) einzelne geschlossene Einheiten verschiedener Art (Folgen oder gemischte Editionen wie Verleger-Sammlungen und Galeriewerke) ohne Titel oder mit gestochenem Titelblatt oder Frontispiz, ohne gedruckten Text, gebunden, in Kassette, Schuber oder Mappe.

2.66 Die abschließende Gruppe (IV) enthält Buchausgaben (Folgen, Werkausgaben, Verleger-Sammlungen, Galeriewerke) mit typographischem Titelblatt und/oder gedrucktem Text (vom bloßen Vorwort oder Tafelverzeichnis bis zum eindeutig untergeordneten erläuternden, d. h. auf die einzelnen Tafeln bezogenen, nicht fortlaufenden Text) und mit primär künstlerischer, nicht wissenschaftlicher oder theoretischer Zielsetzung, sei sie kunsthistorischer, archäologischer, länder- und völkerkundlicher, naturkundlicher oder sonstiger informativer Art. Ausgeschlossen sind somit selbst reich illustrierte Werke jeder Richtung wie Tier- und Pflanzenbücher und fast alle Reiseliteratur vom Typus des " Voyage pittoresque", viele archäologische Tafelwerke und umfangreiche Galeriewerke mit gelehrtem Textbeiwerk sowie architekturtheoretische Werke, z. B. von Andrea Palladio. Die vier Gruppen sind grob chronologisch gegliedert, unter Berücksichtigung personeller oder inhaltlicher Zusammenhänge, wobei in der ersten Gruppe noch eine Ordnung nach Bildgattungen vorgeschaltet ist.

Sigrid von der Gönna

    Stiftsbibliothek

2.67 Die Gruppe Allgemeines, Enzyklopädie, Buch und Schrift ist mit 693 Titeln vertreten. Umfangreiche Enzyklopädien sind, im Gegensatz zur Hofbibliothek, nicht vorhanden. Im Bestand sind die bekannten biographischen Nachschlagewerke von Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexicon (Leipzig 1701) und Hamberger, Das gelehrte Teutschland (Lemgo 1796-1806). An Zeitschriften sind vorhanden die Allgemeine deutsche Bibliothek (Berlin 1779-1790), Neue Zeitungen von gelehrten Sachen (Leipzig 1717-1770), außerdem die Frankfurter Meßrelation (18. Jh, lückenhaft).

2.68 Bei Geographie (363 Titel) überwiegen Werke des 18. Jhs in deutscher Sprache über Deutschland, Italien und Frankreich. Bemerkenswert sind zwei seltene Erstausgaben von Sebastian Münster, Mappa Europae (Frankfurt 1536) und Henricus Glareanus, De geographia liber unus (Basel 1527). Zu nennen wäre auch die Reisebeschreibung des habsburgischen Diplomaten Sigismund von Herberstein, Rerum Moscoviticarum commentarii (Basel 1556) und die des Jesuitenmissionars Matteo Ricci, Histoire de l'expedition chrestienne au royaume de la Chine ( Lyon 1616). Aus dem 16. Jh stammt die Cosmographia des Petrus Apianus (Antwerpen 1584). Der Verleger Merian ist vertreten mit Martin Zeiller, Itinerarium Italiae ... oder Raiß-Beschreibung durch Italien (Frankfurt 1640). Erwähnenswert sind das Nachschlagewerk Dictionnaire géographique portatif (Paris 1749) und die Schrift des englischen Gesandten in Neapel, Sir William Hamilton, Bericht vom gegenwärtigen Zustande des Vesuvs (Dresden 1787).

2.69 Zur Geschichte liegen 1773 Titel vor; davon sind ca. 800 Flugschriften zum Thema Josephinismus, ca. 100 Titel befassen sich mit der Geschichte des Kurfürstentums Mainz. Die deutsche Geschichte überwiegt. An Nachschlagewerken sind zu nennen Anton Faber, Europäische Staats-Cantzley (o. O. 1697-1760), Jean Baptiste Ladvocat, Dizionario storico (Venedig 1759) und Allgemeines historisches Lexikon (Leipzig 1722). Eine Zeitschrift ist nachweisbar, die Allgemeine historische Bibliothek (Halle 1767-1771), hrsg. von Johann Christoph Gatterer. Von Burkhard Gotthelf Struve (1671-1738) sind 23 Werke vorhanden. Bemerkenswert sind die Erstausgabe von Konrad Peutinger, Sermones convivales de mirandis Germaniae antiquitatibus (Straßburg 1506) und das bei Merian verlegte Theatrum Europaeum (Frankfurt 1662-1738). An umfangreichen Werken sind anzuführen William Guthrie, Allgemeine Weltgeschichte von der Schöpfung an bis auf gegenwärtige Zeit (Leipzig 1765-1788) und Übersetzung der Allgemeinen Welthistorie, die in Engeland durch eine Gesellschaft von Gelehrten ausgefertiget worden, hrsg. von Jakob Baumgarten (Halle 1745-1765). Ein großer Teil der Flugschriften zum Josephinismus ist anonym oder ohne Ort und Verlag erschienen, z. B. Aufsätze betreffend die ungegründeten Rechte der christlichen Geistlichkeit (London i. e. Rostock: Bödner 1782) und Josephs des Grossen Toleranz (o. O. 1784).

2.70 In der Gruppe Kunst, Archäologie, Musik stehen 124 Titel. An Lexika sind vorhanden das Dictionnaire iconologique (Paris 1777) und Johann Georg Meusel, Teutsches Künstler-Lexikon (Lemgo 1778). Erwähnt seien Friedrich Creuzers Symbolik und Mythologie der alten Völker (Leipzig 1810-1812), ferner Jean Baptiste Descamps, La vie des peintres flamands, allemands et hollandois (Paris 1753-1764). Zur klassischen Archäologie zählen die Bücher von Jean Barbault, Recueil de divers monuments anciens, répandus en plusieurs endroits de l'Italie (Rom 1770) und Bernard de Montfaucon, L'antiquité expliquée (Paris 1719-1724). Der älteste Musikdruck ist Nikolaus Wollicks Opus aureum (Köln 1501).

2.71 Die Philologie ist mit ca. 2600 Titeln repräsentiert, davon 371 Titel zur allgemeinen Philologie wie Karl Philipp Moritz, Vorlesungen über den Stil (Braunschweig 1794-1800) und die Poetik von Julius Caesar Scaliger, Poetices libri septem (Heidelberg 1671). Den größten Anteil mit 1897 Titeln hat die Klassische und neulateinische Philologie mit Ausgaben der klassischen Autoren (Homer, Vergil, Ovid), lateinischen Grammatiken und Wörterbüchern für den Schulgebrauch, viele abgenützt und mit " Interlinearversionen". Zu den Nachschlagewerken gehören Johann Matthias Gesner, Novus linguae et eruditionis Romanae thesaurus (Leipzig 1749), Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexicon (Leipzig 1770) und Neues Real-Schullexikon, enthaltend die zur Erklärung der alten Klassiker notwendigen Hilfswissenschaften (Braunschweig 1800-1805). 111 Bde der berühmten Zweibrücker Klassikerausgaben (Editiones Bipontinae, seit 1778) stehen in diesem Fach. Von dem niederländischen Philologen Justus Lipsius sind 43 Titel vorhanden. Erwähnenswert sind sechs Ausgaben von Melanchthons Grammatica latina, ferner Ausgaben von Lorenzo Valla (In Latinae linguae elegantias, Antwerpen 1526) und Thomas Linacre, dem Leibarzt Heinrichs VIII. (De emendata structura Latini sermonis, Basel 1543). Bei den lateinischen Schriftstellern ist Cicero mit 101 Titeln führend, es folgen Vergil (25) und Horaz (19). Bei Cicero erwähnenswert ist die berühmte Werkausgabe von Denis Lambin, Opera omnia (Paris 1566), bei Horaz sind es die Übersetzungen von Christoph Martin Wieland, Satiren (Leipzig 1794) und Briefe (Leipzig 1801).

2.72 140 Titel zählen zur Deutschen Philologie. Nennenswert sind zwei Nachschlagewerke, das erste etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache von Johann Georg Wachter, Glossarium Germanicum (Leipzig 1737) und Johann Christoph Adelung, Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart (Leipzig 1774-1786), außerdem Samuel Johann Stosch, Kritische Anmerkungen über die gleichbedeutenden Wörter der deutschen Sprache (Frankfurt/Oder 1775). Es sind nur wenige Texte von deutschen Schriftstellern vorhanden, z. B. von dem Jesuiten und Professor der Rhetorik Michael Denis, Die Lieder Sineds des Barden ( Wien 1772). Bezeichnend ist, daß von Goethe nur die Positiones juris (Straßburg 1771) vertreten sind. Nur von Klopstock und Wieland sind mehrere Werke nachweisbar (7 und 5).

2.73 190 Titel stehen bei den übrigen Philologien. Erwähnt seien Sebastian Münster, Grammatica hebraea (Basel 1552), Claude Pierre Goujet, Bibliothèque françoise ou histoire de la littérature françoise (Paris 1741-1756) und eine der typischen Kleinschriften, Über den Wert der französischen Sprache (Mainz 1783).

2.74 Die umfangreichste Sachgruppe ist mit 11.514 Titeln die Theologie. Die durchschnittliche zeitliche und sprachliche Gliederung entspricht der des Gesamtbestandes. Der Schwerpunkt liegt klar bei der Praktischen Theologie, darauf folgen die beiden Gruppen Systematische und Historische Theologie (beide etwa gleich groß), den Schluß bildet die Bibelwissenschaft. Alle bedeutenden Humanisten sind vertreten, so Erasmus mit 82 Titeln des 16. Jhs, ferner Philipp Melanchthon und Jakob Wimpheling. Zum Bestand gehören auch ca. 3500 Dissertationen.

2.75 Zur Bibelwissenschaft zählt das Lexikon von Augustin Calmet, Dictionarium historicum, criticum, chronologicum, geographicum et literale Sacrae Scripturae (Augsburg 1759). An der Spitze der Bibelausgaben liegen die lateinischen (121), gefolgt von den griechischen (14), deutschen (13), hebräischen (9), französischen (5), syrischen und polyglotten (je 2). Bei den Polyglotten sind vorhanden die Antwerpener (1569-1572) und die Londoner Ausgabe (1653-1657). Letztere, herausgegeben von Brian Walton, ist die reichhaltigste und kritisch wertvollste. Bemerkenswert bei den griechischen Bibelausgaben ist das Neue Testament des Erasmus (Basel 1519), das Luther als Grundlage für seine Übersetzung von 1522 diente. Die Gruppe enthält auch den großen Kommentar des Gefährten des Ignatius von Loyola, Alfonso Salmeron, Commentarii in Evangelicam historiam (Köln 1602-1604).

2.76 Bei der Systematischen Theologie befindet sich die Zeitschrift Theologische Berichte von neuen Büchern und Schriften (Danzig 1764-1773) und der älteste, von dem Drucker Balthasar Lipp besorgte Aschaffenburger Druck der Bibliothek, Thomas Stapletons Promptuarium catholicum (Aschaffenburg 1622). Umfangreiche Monographien sind Benjamin Elbel, Theologia moralis (Augsburg 1744-1746) und Louis Habert, Theologia dogmatica et moralis (Paris 1731-1736). Zahlreiche Werke liegen vor von Johann Wild und Georg Witzel, beide Exegeten in Mainz (48 bzw. 43 Titel), Robert Bellarmin (41), Jakob Gretser (35) und Thomas von Aquin (17).

2.77 Die Historische Theologie umfaßt auch die Schriften der Kirchenväter, z. B. Augustinus (59 Titel), Johannes Chrysostomus (25), Hieronymus (19) und Ambrosius (14). Luther ist mit 44 Werken vertreten. Erwähnenswert sind die erste Gesamtausgabe der lateinischen Werke von John Fisher, Opera omnia (Würzburg 1597), die Erstausgabe der Opera omnia des Eusebius Hieronymus durch Erasmus (Basel 1516) und die Acta sanctorum (Antwerpen 1643-1770). Standardwerke der Kirchengeschichte sind Caesar Baronius, Annales ecclesiastici (Antwerpen 1597-1609), David Wilkins, Concilia Magnae Britanniae et Hiberniae (London 1737) und Louis-Sébastien LeNain de Tillemont, Mémoires pour servir à l'histoire ecclesiastique (Paris 1701-1712). Zu nennen ist ferner Gabriel-Martin Ducreux, Die christlichen Jahrhunderte oder Geschichte des Christentums ( Wien 1777-1779).

2.78 Die Praktische Theologie enthält ca. 200 Gebet- und Erbauungsbücher, z. B. Mission-Büchlein zu grösserer Ehr Gottes und Hülff der Seelen (Mainz 1730) und Pugna spiritualis (Mainz 1625). Vom Catechismus Romanus sind 11 Ausgaben nachweisbar. Umfangreiche Werke sind Vincent Houdry, La bibliothèque des predicateurs ( Lyon 1716-1717), Franz Hunolt, Christliche Sitten-Lehr in Predigen (Augsburg 1753-1762) und Jean-Baptiste Massillon, Gesamte Schriften (Dresden 1754-1764). Alle gebräuchlichen liturgischen Schriften sind vorhanden, so 27 Missalia (davon 5 Inkunabeln), 36 Breviere (davon 4 Inkunabeln) und 15 Agenden (davon 4 Inkunabeln). Mit zahlreichen Werken vertreten sind Franz von Sales (33 Titel), Ignatius von Loyola (24, davon 21 Exercitia), Petrus Canisius (38, davon 19 Ausgaben seines Catechismus), Luis de Granada (40), Paolo Segneri (27), Giovanni Bona (21) und Franz Neumayr (60).

2.79 Bei der Philosophie (1080 Titel) sind die großen Namen nur spärlich vertreten oder fehlen ganz. Gut repräsentiert ist die spanische Scholastik des 16. Jhs ( u. a. Francisco Toledo, Introductio in dialecticam Aristotelis, Köln 1574; Francisco Suarez, Metaphysicarum disputationum tomi II, Mainz 1600, ferner Gregorio de Valencia) und die über ganz Europa verbreitete Schulphilosophie des 17. Jhs. Bei den Inkunabeln ist anzuführen die lateinische Übersetzung der Werke Platons von Marsilio Ficino (Venedig 1491). Erwähnenswert sind außerdem Pico della Mirandola, Opera (Basel 1509) und Nicolaus Cusanus, Opera (Paris 1514), die erste vollständige Werkausgabe, sowie Juan Luis Vives, Ad veram sapientiam introductio (Köln 1542). Genannt seien noch Philipp Melanchthon, Philosophia moralis (Straßburg 1542) und Montaigne, Les essais (Leiden 1602).

2.80 Die kleine Gruppe Pädagogik enthält 124 Titel. Bemerkenswert ist die Erstausgabe von Jakob Wimpheling, Diatriba de proba institutione puerorum (Hagenau 1514). Ein Buch für die Praxis ist das Methodenbuch für Lehrer (Frankfurt 1777). Unter Dalbergs aufgeklärter Regierung wurde das Unterrichtswesen reformiert und ausgebaut. Aus dieser Epoche stammen Christian Gotthilf Salzmann, Erster Unterricht in der Sittenlehre (Schnepfenthal 1803), August Hermann Niemeyer, Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts (Halle 1805-1806) sowie Folgen unrichtiger und verwahrloster Erziehung (München 1805). Eine Seltenheit ist das Werk von Peter Franz Miller, Warnungen für die unerfahrene Jugend oder Sammlung von 257 Unglücksgeschichten aus dem Buche der Erfahrung (Prag 1804). Zwei Zeitschriften befinden sich im Bestand, Der deutsche Schulfreund (Berlin 1801-1807) und das Archiv für die ausübende Erziehungskunst (Gießen 1777-1784).

2.81 5411 Werke befinden sich in der Gruppe Recht und Wirtschaft, wobei etwa die Hälfte der juristischen Titel auf das kanonische Recht entfällt. Als Nachschlagewerk ist zu nennen Francisco Antonio Begnudelli Basso, Bibliotheca juris canonico-civilis practica (Freising 1712). Mit zahlreichen Titeln vertreten sind Johann Georg Estor (35), Johann Jakob Moser (25), Christian Thomasius (24), Benedikt Carpzov (19), Johann Stephan Pütter (18), Bartolus de Saxoferrato (16) und Samuel Pufendorf (14). Das Corpus iuris civilis liegt in 45 Ausgaben vor. Erwähnenswert sind Ulrich Zasius, Opera omnia ( Lyon 1550), Johannes Althusius, Aphorismi (Aschaffenburg 1630), herausgegeben vom Aschaffenburger Stiftsdekan Wolfgang Sigismund von Vorburg, und Hugo Grotius, De jure belli ac pacis (Amsterdam 1712).

2.82 Die Standardwerke des Kirchenrechts sind sämtlich vorhanden, z. B. Gregor IX., Decretales (9 Ausgaben des 16. Jhs), Bonifaz VIII., Liber Sextus Decretalium (9 Ausgaben des 16. Jhs) und das Decretum Gratiani (6 Ausgaben des 16. Jhs). Ferner liegen vor 4 Ausgaben des Index librorum prohibitorum (zwischen 1568 und 1667), die Decisiones Sacrae Rotae Romanae (5 Ausgaben), Ferdinand Krimer, Quaestiones canonicae (Augsburg 1606-1609) und 8 Ausgaben des Nicolaus de Tudeschis.

2.83 Zu Wirtschaft gehört als Rarum ein Kochbuch des 16. Jhs, Von Speisen, natürlichen und Kreuter Wein aller verstandt (Frankfurt 1531). Des weiteren finden sich ein frühes Werk zum Münzwesen, Renerus Budelius' De monetis (Köln 1591), sowie Wilhelm von Schröder, Fürstlich Schatz- und Rent-Cammer, nebst seinem Tractat vom Goldmachen (Leipzig 1721) und Veit Ludwig von Seckendorff, Teutscher Fürsten-Staat (Frankfurt 1654).

2.84 Zur Mathematik sind 331 Titel vorhanden. Erwähnenswert sind Euklids Elementorum geometricorum libri XV (Basel 1537), die in 4 Drucken des 16. Jhs vorliegen, und Sebastian Münsters Rudimenta mathematica (Basel 1551). Als Überblicksdarstellung des 18. Jhs ist Wenceslaus Johann Karsten, Lehrbegriff der gesamten Mathematik (Greifswald 1767-1785) zu nennen.

2.85 652 Titel stehen in der Gruppe Naturwissenschaft, Naturgeschichte, Astronomie und Physik. Zu den beiden letztgenannten Fächern sind auffällig viele Drucke von Kopernikus, Kepler, Tycho Brahe, Gaspar Schott, Athanasius Kircher, Johannes Regiomontanus und Georg Peuerbach aus der Bibliothek des ehemaligen Jesuitenkollegs vorhanden. Genannt sei von Kopernikus De revolutionibus orbium celestium (Nürnberg 1543) und von Georg Rheticus De libris revolutionum (Basel 1541). Das Fach enthält auch William Gilberts De magnete (London 1600, Erstausgabe), mit dem die Wissenschaft des Magnetismus begründet wurde. Zu den bekannten Nürnberger naturwissenschaftlichen Drucken des 18. Jhs zählen Georg Wolfgang Knorr, Les delices des yeux et de l'esprit, ou collection ... de coquillages (1768-1773) und Johann Ernst Walch, Die Naturgeschichte der Versteinerungen (1768-1773). Weitere wichtige Titel sind auch Johann Jakob Scheuchzer, Naturgeschichte des Schweitzerlandes (Zürich 1746), René Antoine Réaumur, Mémoires pour servir à l'histoire des insectes (Paris 1734-1742) und Jean Antoine Nollet, Vorlesungen über die Experimental-Natur-Lehre (Erfurt 1749-1752).

2.86 Das Fach Medizin und Pharmazie umfaßt 355 Titel, darunter zwei wertvolle Kräuterbücher von Dioskurides, De materia medica (Basel 1539) und Leonhard Fuchs, De historia stirpium (Basel 1542), das berühmteste und schönste Pflanzenbuch des 16. Jhs. Ebenfalls von Fuchs ist das Werk Institutionum medicinae libri quinque ( Lyon 1560). Die Opera omnia des Hippokrates sind in der Basler Ausgabe von 1546 vorhanden. Aus dem 17. Jh stammt Theodor Zwingers Der sichere und geschwinde Artzt, oder neues Artzney-Buch (Basel 1686). Aus dem 18. Jh sind nennenswert Lorenz Heister, Compendium anatomicum (Nürnberg 1732), Johann Jakob Bräuner, Thesaurus sanitatis, oder Schatz menschlicher Gesundheit (Frankfurt 1713) und Gottfried Albert Kohlreif, Abhandlung von der Beschaffenheit und dem Einfluß der Luft ... auf Leben und Gesundheit der Menschen (Weißenfels 1794).

2.87 Drei Viertel der ca. 7500 Dissertationen sind aus den Fachgebieten Theologie und Rechtswissenschaft. Der zeitliche Schwerpunkt liegt zwischen 1650 und 1800. Es sind alle Universitäten von Tübingen bis Rostock vertreten, auch kleinere wie Helmstedt und Altdorf. Besonders zahlreich sind mitteldeutsche Druckorte wie Jena, Halle, Wittenberg und Leipzig.

2.88 Die Inkunabeln der Stiftsbibliothek bieten textlich keine Besonderheiten, es handelt sich überwiegend um theologische Gebrauchsliteratur ( z. B. Thomas von Aquin mit 16 Titeln, Bonaventura, Petrus Lombardus). Ein Unicum ist vorhanden, das erste gedruckte deutsche Beichtbüchlein (Mainz: Peter Schöffer ca. 1469, GW 3769). Von den 470 Titeln kann man etwa 40 als selten bezeichnen. Dazu gehören Thomas Bricot, Textus abbreviatus in cursum totius logices Aristotelis (Paris um 1495), Historie von den sieben weisen Meistern (Augsburg 1490), Jacobus Publicius, Ars epistolandi (Leipzig o. J.), Thomas von Aquin, Summa de articulis fidei et ecclesiae sacramentis (Mainz: Gutenberg? ca. 1460) und Johannes Widman, Behende und hübsche Rechnung auf alle Kaufmannschaft (Leipzig 1489). Die seltenen Inkunabeln lassen sich in drei Gruppen einteilen, (1) liturgische Drucke (3 Agenden, ein Beichtbüchlein, ein Diurnale, 2 Mainzer Breviere und ein Mainzer Missale), (2) einige Drucke aus mitteldeutschen Offizinen (Erfurt, Leipzig, Magdeburg), (3) einige Drucke aus kleineren italienischen Offizinen (Bologna, Brescia, Cremona, Padua, Pavia, Reggio Emilia, Siena, Vicenza). 59 Titel sind nicht in der Bayerischen Staatsbibliothek und 114 nicht in der British Library vorhanden. Die häufigsten Druckorte sind Venedig, Straßburg, Basel und Köln, der häufigste Drucker ist Amerbach aus Basel.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Hofbibliothek:

Zwei Alphabetische Verfasserkataloge

[in Zettelform, ab Erscheinungsjahr 1501; nach der Münchener Katalogisierungsordnung (MKO); Dienstkatalog, nach Jahrhunderten getrennt]

Schlagwortkatalog [in Zettelform, ab 1950]

Standortkatalog [in Zettelform]

Gönna, Sigrid von der: Sonderbestände der Hofbibliothek Aschaffenburg.

1. Karten, Zeichnungen, Kleinkunst. 1988 [Typoskript]

2. Neuzeitliche Handschriften, Autographen, Musikalien. 1990

Katalog der Graphischen Sammlung

[mschr. Bandkatalog; mit Registern der Stecher, der Künstler von Vorlagen sowie der Umzeichner bei Reproduktionsgraphik, der Standorte von Vorlagen (Kunstsammlungen und Bauten, die mit Fresken und anderen Kunstwerken ausgestattet sind), der Herausgeber und Textautoren von Ausgaben sowie mit einem Register zur Ikonographie]

Stiftsbibliothek:

Alphabetischer Verfasserkatalog ab Erscheinungsjahr 1501 [nach MKO]

Alphabetischer Katalog für das 16. Jh

[mit Register nach Orten und Druckern]

Alphabetischer Katalog für Mainzer Drucke ab Erscheinungsjahr 1601 [1221 Titel]

Standortkatalog

Leskien, Hermann: Die Inkunabeln der Stiftsbibliothek. 1975

[alle Kataloge in Zettelform]

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen, Titel ab Erscheinungsjahr 1950 im Bayerischen Verbundkatalog (BVB-KAT). Zeitungen sind bei Hagelweide verzeichnet, Drucke des 16. Jhs im VD 16. Die Musikalien sind im Répertoire international des sources musicales (RISM) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge (Bandkataloge)

Hofbibliothek:

Alphabetische Kataloge, 1793 und 1799-1802

Alphabetischer Fachgruppenkatalog der Bibliothek Lothar Franz von Erthals, 1810-1813

Alphabetische Fachgruppenkataloge, 1818-1945

[von Joseph Merkel 1818 begonnen]

Standortkataloge

Nachlaß- und Übernahme-Inventar der Graphischen Sammlung des Lothar Franz von Erthal (1806/07) mit dem nach der Eingliederung in die Bibliothek eingetragenen Titel: " Inventarium der von Lothar Franz Freiherrn von Erthal (am) 1ten Mai 1803 dem Kurstaate vermachten, der damaligen Kurfürstlich Mainzischen, jetzt Königl. Bayerischen Hofbibliothek einverleibten u. damit verbundenen Kupferstiche" [brauner Halbfranzband, doppelseitig beschrieben, mit 14.213 Nummern (z. T. Sammelnummern) Druckgraphik und Zeichnungen und anschließenden 57 Nummern Landkarten; Archiv der Hofbibliothek]

Stiftsbibliothek:

Alphabetischer Katalog [2 Bde]

Standortkatalog [7 Bde]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

(Auswahl) Akten-Konvolute der Hofbibliothek

Konv. 1: Alte Bücher-Rechnungen 1745-1801

Konv. 3: Ältere Regierungsreskripte 1814-1875 Konv. 4: Ältere Akten 1814-1874

Konv. 6: Regierungsreskripte 1876-1896 Konv. 8: Akten 1879-1881

Konv. 15: Akten 1876-1906

Konv. 19: Verschiedenes Bibliotheks-Rechnungen (jährlich) 1803-1919

Ausleihbücher, 1811-1817 und 1868-1881

Besucherbuch, 1804-

Die Archivalien sind vollständig verzeichnet bei von der Gönna 1982 ( s. u. 4.2 ) S. 291-293.

Die Archivalien zur Geschichte der Stiftsbibliothek werden im Stiftungsamt Aschaffenburg und im Staatsarchiv Würzburg aufbewahrt.

Dazu s. auch Renate Decke-Cornill, Repertorium bibliotheksgeschichtlicher Quellen. Wiesbaden 1992, S. 22-23

4.2 Darstellungen

Fuchs, Albert: Zur Geschichte des Aschaffenburger höheren Unterrichtswesens. 3. Das Aschaffenburger Gymnasium 1814-1830. Aschaffenburg 1907

Leitz, Judith: Stiftsbibliothek Aschaffenburg : ihre Geschichte und die Bestände - unscheinbare Kostbarkeiten. Aschaffenburg 2017

Leskien, Hermann: Die Stiftsbibliothek in Aschaffenburg seit dem Anschluß der Stadt an Bayern (1814). In: Bibliotheksforum Bayern 5 (1977) S. 83-107

Gönna, Sigrid von der: Die Hofbibliothek Aschaffenburg in neuen Räumen. In: Bibliotheksforum Bayern 7 (1979) S. 149-153

Gönna, Sigrid von der: Hofbibliothek Aschaffenburg. Ihre Geschichte in der Tradition der Kurfürstlich Mainzischen Bibliothek. Eine Ausstellung. Wiesbaden 1982

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Benzing, Josef: Die Frühdrucke der Hofbibliothek Aschaffenburg bis zum Jahre 1550. Aschaffenburg 1968 (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg 11)

Bezzel, Irmgard: Zwei neu entdeckte Erfurter Drucke des Jahres 1501: zur Tätigkeit des Paul Mercatoris aus Hachenburg. In: Gutenberg-Jahrbuch 63 (1988) S. 117-121

Gönna, Sigrid von der: Der Humanismus und die Wissenschaften der Renaissance. Ausstellung im Schloß Johannisburg. Aschaffenburg 1976

Gönna, Sigrid von der: Die neuzeitlichen Handschriften, Autographen und Musikalien der Hofbibliothek Aschaffenburg. In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 13 (1990) S. 89-197

Gönna, Sigrid von der: Sonderbestände der Hofbibliothek Aschaffenburg. Karten, Zeichungen, Kleinkunst eine Übersicht. In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 11/12 (1988) S. 287-358 [vollständiges Verzeichnis s. o. 3.1, von der Gönna]

Gott, die Welt und Bayern : 100 Kostbarkeiten aus den regionalen Staatlichen Bibliotheken Bayerns. München 2018

Halm, Peter: Die Graphische Sammlung in Aschaffenburg. In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 1 (1952) S. 232-235

Hubay, Ilona: Zwei Gutenberg-Bibeln im Untermaingebiet. In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 7 (1981) S. 95-107

Leitz, Judith: Stiftsbibliothek Aschaffenburg : ihre Geschichte und die Bestände - unscheinbare Kostbarkeiten. Aschaffenburg 2017

Lorenz, Sigismund: Die Inkunabeln der Stiftsarchiv-Bibliothek zu Aschaffenburg. In: Aschaffenburger Geschichtsblätter 2 (1908) S. 30-32

Merkel, Joseph: Kritisches Verzeichnis höchst seltener Inkunabeln und alter Drucke, welche in der ehemals kurfürstlichen Mainzischen jetzt Kgl. Bayer. Hofbibliothek in Aschaffenburg aufbewahrt werden. Nebst Bemerkungen aus einem von W. Heinse hinterlassenen Manuskripte. Aschaffenburg 1832

Reifenberg, Hermann: Die Mainzer Inkunabel-Agende von 1480 in der Stiftsbibliothek zu Aschaffenburg. In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 5 (1972) S. 315-331

Renz, Wendelin: Die Inkunabeln der Stiftsarchivbibliothek zu Aschaffenburg. Aschaffenburg 1908 (Programm des humanistischen Gymnasiums zu Aschaffenburg 1907/08 und 1908/09)

Die Schriften der Mainzer Jakobiner und ihrer Gegner (1792-1802). München u. a. 1993 [enthält ca. 40 Drucke (Unikate) der Hofbibliothek]

Wolters, Gereon; Schroeder, Peter: Der wissenschaftliche Nachlaß von Hugo Dingler (1881-1954). Verzeichnis. Mit einer Bibliographie der Schriften Dinglers. Konstanz 1979

Stand: September 2022

Otto Hartleitner, Karin Kuhn


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.