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Deutsche Esperanto-Bibliothek

Adresse. Stadtbibliothek Aalen, Gmünder Str. 9 (Torhaus), 73430 Aalen [Karte]
Telefon. (07361) 500-585
Telefax. (07361) 6 67 50
Bibliothekssigel. <M 136>

Unterhaltsträger. Deutscher Esperanto-Bund e. V.
Funktion. Öffentliche wissenschaftliche Spezialbibliothek für Plansprachen.
Sammelgebiete. Interlinguistica, vorrangig alles über Esperanto, Plansprachenprojekte.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. Öffnungszeiten der Stadtbücherei: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 13-18 Uhr, Mittwoch 9-18 Uhr, Samstag 9-12 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät, Arbeitskabinen mit Schreibmaschinen.
Gedruckte Informationen.
Benutzungsordnung (Faltblatt).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert.

Zugverbindung über Stuttgart, Ulm oder Nürnberg. Busverbindung vom Bahnhof (Linien 25-29, 40-49) bis Haltestelle Torplatz (Stadtmitte). Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). A 7, von Stuttgart B 29. Parkmöglichkeiten in der Rathaus-Tiefgarage (P1 oder P2).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Königlich-Sächsische Esperanto-Bibliothek gehörte zu dem am 12. November 1908 von Regierungsassessor Dr. Albert Schramm in Dresden gegründeten Sächsischen Esperanto-Institut. Als Schramm 1913 als Museumsdirektor nach Leipzig berufen wurde, kam auch die Bibliothek nach Leipzig. 1918 wurde sie im Zentrum von Leipzig mit ihren inzwischen 1200 Bdn der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Als finanzieller Förderer trat der Industrielle Dr. Albert Steche hervor. Als Abgeordneter der Sächsischen Ständekammer konnte er sich wiederholt erfolgreich für staatliche Zuschüsse einsetzen.

1.2 Internationale Bedeutung erlangte das Institut durch statistische Erhebungen über die Esperanto-Bewegung im In- und Ausland, so daß sich Anfang der zwanziger Jahre die Bezeichnung Esperanto-Institut für das Deutsche Reich durchsetzte. In der Weimarer Zeit bestand die Aufgabe des Esperanto-Institutes in der Materialsammlung zum Zwecke der Auskunftserteilung über Esperanto-Organisationen, Prüfungsanforderungen und -kommissionen, Unterrichtsmaterial, sprachliche Fragen und die weltweite Verbreitung der Sprache. Dazu gehörte die Sammlung von Quellen für wissenschaftliche Arbeiten und die Erfassung von wissenschaftlichen Arbeiten in und über Esperanto.

1.3 Am 15. Januar 1936 löste Heinrich Himmler den Deutschen Esperanto-Bund auf. Nachdem das Institut am 31. Dezember 1936 seine Tätigkeit eingestellt hatte, wurde der Bestand (über 3000 Bde) der Preußischen Staatsbibliothek (Berlin) einverleibt.

1.4 Nach dem Krieg konstituierte sich am 9. Januar 1948 in München das Deutsche Esperanto-Institut, dessen Direktor Dr. Siegfried Ziegler wurde. Da mit einer Rückgabe der Bücher aus Ostberlin nicht zu rechnen war, begann man mit dem Neuaufbau einer Bibliothek in bescheidenem Umfang aus Schenkungen von ausländischen Esperanto-Verbänden, Stiftungen deutscher Esperanto-Freunde, soweit sie ihre Bücher vor den Verbrennungen der Nazizeit hatten retten können, und vereinzelt Erwerbungen durch Kauf. Vollständig inkorporiert wurden die Bibliotheken von Dr. Siegfried Ziegler (München), Dr. Leo Blaas (Innsbruck), Felix Epstein (Hamburg) und Hans Rausch (Köln).

1.5 Alle Rechte des Münchner Instituts gingen auf das durch Beschluß der Bundesversammlung des Deutschen Esperanto-Bundes am 13. Mai 1967 gegründete Deutsche Esperanto-Institut über. Die Richtlinien nennen als erste Aufgabe die " Anlage einer Bibliothek und ihr laufender Betrieb".

1.6 Zur Neuordnung und Katalogisierung der Bücher wurden die Bestände von München in das Pfarrhaus von Pfarrer Adolf Burkhardt (*1929) in Gechingen im Schwarzwald überführt. Ein reger Austausch von Dubletten mit anderen Sammlungen begann, vor allem mit der Vanbiervliet-Stiftung in Kortriijk, Belgien, und dem Spanischen Esperanto- Museum in Sant Pau d'Ordal bei Barcelona. Durch Schenkungen konnte der Bestand trotz beschränkter Mittel stark vergrößert werden. Neuerscheinungen gelangten als Rezensionsexemplare in die Bibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt ca. 10.000 bibliographische Einheiten. Davon sind ca. 200 vor 1900, weitere ca. 1500 im ersten Drittel des 20. Jhs erschienen. Da die Esperanto-Bewegung erst seit 1887 existiert, sind auch die im frühen 20. Jh erschienenen Werke zum historischen Bestand zu zählen. Neben Werken in Esperanto sind auch zahlreiche in anderen Sprachen vorhanden.

2.2 Die Bestände sind nach der Internationalen Dezimalklassifikation aufgestellt, ergänzt durch die Untergliederung für Esperanto als Sprache und Bewegung nach Montagu C. Butler.

2.3 Von den Vorläufern des Esperanto sind 11 Bde vorhanden, darunter Johann Joachim Bechers Character pro notitia linguarum (1661), György Kalmßrs Regeln zur allgemeinen Sprache (1774), James B. Monboddos Vom Ursprung der Sprache (1785). Hildegard von Bingens Lingua ignota ist nur als Kopie vorhanden, ebenso die relevanten Titel von Descartes, Leibniz und Comenius. Das Volapük des badischen Prälaten Johann Martin Schleyer ist mit 21 Titeln vertreten (Wörterbücher, Lehrbücher, Polemik).

2.4 Aus der Anfangszeit des Esperanto besitzt die Bibliothek nur wenige Originale, so Ludwig Lazarus Zamenhof, Dua Libro (1888) und L. Einstein, La internacia lingvo (1888). Doch sind alle Schriften Zamenhofs und sämtliche bis 1896 erschienenen 118 Titel in und über Esperanto in der neuen japanischen originalgetreuen Gesamtausgabe von Ito Kanzi wieder zugänglich, von der bisher 36 Bde vorliegen.

2.5 Lehrbücher sind in vielen Sprachen vorhanden, u. a. in Deutsch (220 Bde). 46 verwenden nur Esperanto, 16 Englisch, 12 Französisch. Daneben stehen 63 Bde mit anderen Unterrichtssprachen (Niederländisch, Italienisch, Ungarisch, Türkisch, Tschechisch, Polnisch, Ladinisch, Latein, Finnisch, Japanisch, Lettisch, Litauisch, Armenisch, Griechisch, Spanisch, Rumänisch, Russisch, Hebräisch und Jüdisch-Spanisch). Dazu kommen 48 Grammatiken, die umfangreichsten nur auf Esperanto, ferner 27 Bde zu Etymologie und Orthographie.

2.6 Einsprachige Wörterbücher (12) stehen neben zwei- und mehrsprachigen (175), davon allein 69 deutsche, unter ihnen Deutsch-Esperanto von Paul Christaller (1923). Das einsprachige Plena Vortaro de Esperanto von Grosjean-Maupin ist in zahlreichen Auflagen vorhanden.

2.7 355 Bde befassen sich mit der Esperanto-Bewegung, den verschiedenen Organisationen, die zusammen mit den Nichtorganisierten das soziale Kollektiv darstellen, das die Sprache ohne eigentliches Territorium trägt.

2.8 Den theoretischen Grundlagen und Weiterentwicklungen widmet sich die Interlinguistik (40 Bde). Zu konkurrierenden Projekten und zur Kritik an sprachlichen Details liegen 169 Bde vor, darunter 65 über Ido und 24 über Occidental-Interlingue.

2.9 Im Unterschied zu den historischen Sprachen ist Esperanto nicht als mündliche Sprache, sondern auf der Basis von Texten entstanden. Schon das erste Buch enthielt neben Übersetzungsproben aus der Bibel und aus Heine-Gedichten auch Originalverse von Zamenhof. Gedichtsammlungen und Theaterstücke original verfaßt erschienen in beträchtlicher Zahl; die Bibliothek besitzt davon 71 Titel. Romane und Kurzgeschichten samt Reden und Briefsammlungen sind mit 136 Bdn vertreten.

2.10 Um die Leistungsfähigkeit der jungen Sprache zu erproben und zu erweitern, spielten literarische Übersetzungen eine große Rolle - z. B. Shakespeares Hamlet (1894), Homers Ilias (I-IV, 1897), Goethes Iphigenie (1907), das Neue Testament (1912) und die gesamte Bibel (1926). Vorhanden sind Übersetzungen aus folgenden Sprachen bzw. Sprachgruppen: Deutsch (117), Englisch (82), Niederländisch (41), Ungarisch (29), Finnisch, Estnisch, Lettisch, Litauisch, Jiddisch, Armenisch, Bengalisch, Sanskrit, Hebräisch (zusammen 21), Japanisch (18), Chinesisch (5), Französisch (86), andere romanische Sprachen ausschließlich Latein und Altgriechisch (41), skandinavische (33) sowie slawische Sprachen (138).

2.11 Bei den Sachbüchern wird nicht zwischen Übersetzungen oder Originalen unterschieden. Sie gliedern sich in Allgemeine Grundlagen und Bibliographien (36 Titel), darunter die Bibliografio de Esperanto von Petro Stojan (1929); Philosophie und Theologie (156 Titel), darunter Leibniz' Monadologio, Kants Al eterna paco, Luthers Kleiner Katechismus, Thomas a Kempis' Imitado de Kristo, päpstliche Enzykliken, die Bibel, Bhagavad-Gita, Abdúl Bahß; Politik und Gesellschaft (105), darunter Herzls La juda stato sowie Schriften von Bertha von Suttner, Kropotkin, Lenin und Henri Dunant.

2.12 Zu Mathematik, Physik und angewandten Na- turwissenschaften sind 102 Titel vorhanden, zu Musik und Kunst 72. Die populärwissenschaftliche Einführung in die Rundfunktechnik von E. Aisberg, original auf Esperanto verfaßt, wurde aus dem Esperanto in andere Sprachen übersetzt und erschien auch bulgarisch, estnisch, deutsch, französisch, griechisch, hebräisch, ungarisch, italienisch, lettisch, litauisch, portugiesisch, rumänisch, russisch, slowenisch, englisch, spanisch, niederländisch, norwegisch, polnisch, tschechisch und chinesisch.

2.13 Reiseführer und Beschreibungen von Städten und Regionen in aller Welt liegen in 140 Bdn vor, Biographien und Geschichtliches in 53, darunter die mehrbändige Weltgeschichte von Haefker, Jarmiloj pasas, 1930 original auf Esperanto erschienen.

2.14 Bei den Zeitschriften aus den frühen Jahren des Esperanto bestehen Lücken. Vorhanden sind 566 Titel, dazu 22 in Ido. Vollständig vorhanden sind Internacia scienca Revuo (1904-1922), La Revuo (Hachette, 1906-1913), Germana Esperantisto (1905-1935), Rund um die Welt (1911-1914), Dia Regno (ab 1908), Heroldo de Esperanto (ab 1925), Literatura Mondo (1922-1926, 1931-1938; das letzte Heft fehlt), La Bela Mondo (1908-1909), Kristana Revuo (1927-1939). Die älteste Esperanto-Zeitschrift La Esperantisto (Nürnberg 1889-1895) ist im Nachdruck (Hildesheim 1988) zugänglich

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog nach Hausregeln]

Katalog der Bibliothek des Deutschen Esperanto-Instituts. München 1989 [Systematischer Katalog mit Verfasser-Register, Sachtitel-Register, Serien-Register und Register der Klassifikationen; steht der Bibliothek in EDV-Form zur Verfügung]

Zeitschriftenkatalog [Alphabetischer Zettelkatalog, nach internationaler DK, erweitert von Montagu C. Butler]

Die Katalogisierung der Bestände ist noch nicht abgeschlossen. Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg nicht nachgewiesen.

3.2 Historischer Katalog

Verzeichnis der Königlich-Sächsischen Esperanto-Bücherei. Leipzig 1918

Korrespondenzen des Esp.Instituts Leipzig 1920-1935

Prüfungsunterlagen des Instituts 1930-1933

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Butler, Montagu C.: Klasifo de Esperantaj temoj. Bergen op Zoom 1950

Stojan, Pjotr E.: Bibliografio de Esperanto. Genf 1929 (Repr.: Hildesheim 1983)

Takács, József: Katalogo de la Esperanto-gazetaro. Jablonné 1934

Stand: Mai 1992

Adolf Burkhardt


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.