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Knjiznica Franjevackog samostana

Bibliothek des Franziskanerklosters


Adresse. Franjevacki samostan, Potocna 4, 35000 Cernik
Telefon. (035) 369 043
Telefax. (035) 369 043

Unterhaltsträger. Hrvatska franjevacka provincija Sv. Cirila i Metoda [Kroatische Franziskanerprovinz der Hll. Kyrillus und Methodius]
Funktionen. Spezialbibliothek, Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Theologische und religiöse Literatur, daneben auch Geisteswissenschaften und Schöne Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbestand (im Lesesaal benutzbar). - Öffnungszeiten: nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erwünscht. - Von Zagreb Busverbindung über Nova Gradiška, oder Bahnverbindung über Novska bis Nova Gradiška und von dort Busverbindung bis Cernik. - Von Zagreb Autobahn 1 (E 70) bis Ausfahrt Nova Gradiška, dann Landstraße Richtung Pozega bis Cernik. Parkmöglichkeiten beim Kloster.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Ort Cernik war während der türkischen Besetzung im 16. Jh das bedeutende Zentrum des Sandschakats (Verwaltungsdistrikt im Osmanischen Reich). Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Belege über die Anwesenheit von Franziskanern in diesem Gebiet, bosnische Ordensbrüder, die Klöster in Kobaš und Drvišce gegründet hatten. Ab 1623 betreuten die Franziskaner den Kreis Cernik von ihrem Kloster in Velika aus. Noch im 17. Jh wurde in Cernik die Franziskanerresidenz des Hl. Leonard gegründet. An der Wende vom 17. zum 18. Jh bezogen die Franziskaner eine neue Residenz im Zentrum von Cernik, wo sie die St. Petrus-Kirche erbauten. Schließlich begannen sie 1728 mit der Errichtung eines Klosters, das 1750 fertiggestellt wurde und es nun den Mönchen ermöglichte, ihre pastoralen, kulturellen und Bildungsaufgaben im vollen Umfang wahrzunehmen. Schon 1739 wirkte im Kloster das sogenannte Professorium, eine Lehr- und Erziehungsanstalt für junge Franziskaner. 1757 wurde ein Philosophiestudium eingerichtet (bis 1765), und von 1770 bis 1783 trugen die Franziskaner ihrer Lehr- und Bildungsmission Rechnung, indem sie im Kloster ein Theologiestudium einrichteten. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm im Kloster ein Noviziat seine Tätigkeit auf.

1.2 Zur Wahrnehmung ihrer religiösen, pastoralen und kulturellen Aufgaben bedurften die Franziskaner einer Bibliothek, die, zusammen mit einem Archiv, Anfang des 18. Jhs gegründet wurde. Über Bestandsaufbau und Benutzung der Bibliothek sind nur wenige Angaben erhalten. In den Jahresberichten des Klosters werden z. B. Zahlen zum aktuellen Gesamtbestand der Bibliothek genannt. Ein Teil der Sammlungen stammt aus Vermächtnissen einzelner Franziskaner, darunter Antun Papušlic (1766), Petar Celestin Valešic (1789) und Marko Zlicar (1789).

1.3 Die vollständige Renovierung des Klosters (1993/94) kam auch der Bibliothek zugute. Ihre Räumlichkeiten erfuhren eine Erweiterung und wurden neu ausgestattet, selbst die Aufstellungsordnung wurde nach dem Prinzip der umgekehrten Chronologie neu gestaltet. Der älteste und wertvollste Bibliotheks- und Archivbestand wird im Tresor aufbewahrt und ist nicht frei zugänglich. Die erhaltenswerten Exemplare wurden einer Restauration unterzogen. All diese Bemühungen haben dazu beigetragen, daß diese Franziskanerbibliothek als eine der schönsten Klosterbibliotheken Slawoniens gilt. Sie wurde 1989 auf Beschluß des Regionalinstituts für Denkmalpflege in Osijek als bewegliches Kulturgut unter Schutz gestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt ca. 7500 Bde des 15. bis 20. Jhs. Den historischen Bestand (vor 1900) bilden 4455 Bde (5447 Titel). Die übrigen ca. 3000 Bde sind noch nicht inventarisiert. Der historische Bestand schließt 2 Inkunabeln ein, 17 Bde des 16. Jhs und 121 Bde des 17. Jhs. Auf das 18. Jh entfallen ca. 35 Prozent und auf das 19. Jh etwa 60 Prozent. In sprachlicher Hinsicht überwiegen Drucke in lateinischer und in kroatischer Sprache vor deutschen und italienischen Titeln. Der Anteil aller Germanica am historischen Bestand beträgt ca. 60 Prozent.

2.2 Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf religiösen und kirchlichen Inhalten (theologische und theologisch-philosophische Werke, Kirchengeschichte, pastorale Literatur, Kirchenrecht u. a.). Bedeutend ist aber auch der Bestand an Schöner Literatur und an Werken zu Philologie, Musik, Philosophie, Geschichte, Rechtswissenschaften und Schulwesen.

2.3 Bei den ältesten Exemplaren im Besitz der Bibliothek handelt es sich um 2 Inkunabeln: Augustinus' De Trinitate (Basel: Johannes Amerbach 1490) und Ciceros De inventione (Comm. C. Marinus Victorinus) (Venedig: Marinus Saracenus 18. IX. 1487). Die mit handgefertigten Initialen versehenen Werke sind neu eingebunden.

2.4 Das 16. Jh repräsentieren 30 Titel (17 Bde), gedruckt u. a. in Wittenberg, Nürnberg, Dillingen, Venedig, Paris und Lyon. Es dominieren Titel religiösen Inhalts, daneben finden sich aber auch solche zu Medizin, Philologie und Musik. Erwähnenswert sind Orlando di Lasso, Selectissimae cantiones... (Nürnberg: C. Gerlach 1587) und beigebunden Wendelin Kessler, Selectae ...cantiones (Wittenberg 1582), Brunus Quinus, Cantiones aliquot ... (Wittenberg 1575) ferner Melanchthon, Erotemata dialectices ... (Wittenberg: Joannis Lusse 1573) und Catechismus Romanus ex decreto ... (Dillingen: Sebaldus Mayer 1567).

2.5 Der seit dem 17. Jh erschienene Bestand ist noch nicht vollständig erschlossen. Bei der wissenschaftlichen Auswertung und fachlichen Bearbeitung liegt der Akzent zunächst auf alten und seltenen kroatischen Büchern, so daß Aussagen zum vorhandenen Germanica-Bestand z. Z. nicht möglich sind.

3. KATALOGE

Bestandsverzeichnis

[vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jhs angelegt]

Bestandsverzeichnis

[vermutlich in der ersten Hälfte des 20. Jhs angelegt]

[beide Verzeichnisse hschr., in Bandform; Kurzeinträge ohne Angabe von Verfasser und Erscheinungsjahr]

Frkin, Vatroslav; Holzleitner, Miljenko: Popis inkunabula i ostalih rijetkih knjiga Franjevackog samostana u Cerniku [Verzeichnis der Inkunabeln und anderer Rara des Franziskanerklosters in Cernik]. 1989

[mschr.; verzeichnet 2 Inkunabeln, 126 kroatischsprachige Rara vor 1850, 4 slowenische Titel vor 1850 sowie 31 seltene Alte Drucke in anderen Sprachen]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Protocollum Rerum Memorabilium Conventus Cernekensis

Liber introitus

Liber exitus

Klosterkorrespondenz

4.2 Darstellungen

Jancula, Julien: Franjevci u Cerniku [Die Franziskaner in Cernik]. Slavonska Pozega 1980 [Geschichte des Klosters und seiner Bibliothek]

Juric, Šime; Frkin, Vatroslav: Katalozi inkunabula crkvenih ustanova u Hrvatskoj. III: Zbirka inkunabula u knjiznicama Hrvatske franjevacke provincije Sv. Cirila i Metoda [Inkunabelkataloge kirchlicher Institutionen in Kroatien. III: Inkunabelsammlungen in den Bibliotheken der Kroatischen Franziskanerprovinz der Hll. Kyrillus und Methodius]. In: Croatica Christiana 20 (1987) S. 130-172 [zur Bibliothek in Cernik S. 136]

Franjevci Hrvatske provincije Sv. Cirila i Metoda [Die Franziskaner der Kroatischen Provinz der Hll. Kyrillus und Methodius]. Zagreb 1992, S. 60

Stand: Dezember 1999

Dragutin Katalenac


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.