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Bibliotheken in Schweden

Das mittelalterliche Schweden bis etwa 1520

Bereits im 11. Jahrhundert umfaßte das schwedische Königreich mit den Kernlandschaften Svea- und Götaland sowie dem nach und nach verwaltungstechnisch angegliederten Norrland im wesentlichen das heutige Staatsgebiet. Die heutigen südschwedischen Landschaften gehörten bis 1658 noch zu Dänemark, einige Gebiete im westlichen Schweden zu Norwegen. Mit Ausnahme der Reformationszeit und der Zeit der Nordischen Kriege im 18. Jahrhundert ist Schweden in der hier dargestellten Zeitspanne von Kriegen verschont geblieben. Lediglich durch Brände oder als Folge geringer Wertschätzung gingen historische Buchbestände verloren. [1] Daher hat sich Literatur, die in Deutschland zerstört worden ist, hier in gutem Zustand erhalten.

Die katholische Kirche etablierte sich in Schweden etwa um 1100. Neben den Bischofssitzen, die als Vereinigungen von Domkapitel, Verwaltung, Schule und Bibliothek zu den wichtigsten kulturellen und gesellschaftlichen Zentren zählten, existierten zahlreiche Klöster. Unter ihnen sind vor allem das von der Hl. Birgitta in Vadstena gegründete Kloster sowie die Gründungen der Franziskaner und Dominikaner hervorzuheben. Mit den Stifts- und Klosterbibliotheken des 12. Jahrhunderts beginnt die schwedische Bibliotheksgeschichte. [2]

Der einheimischen Bildungsschicht, lange Zeit gleichbedeutend mit dem Priesterstand, standen bis 1477 nur die Domschulen, die in den Stiftsstädten zwischen 1250 und 1350 eingerichtet wurden, als Ausbildungsstätten zur Verfügung. Höhere Studien konnten nur an ausländischen Universitäten, vor allem in Paris, aber auch in Italien, in Prag und Köln unternommen werden. [3] Nach einer Reihe von Krisenjahren zwischen etwa 1360 und 1430 konnten sich das Bildungswesen und das geistige Leben wieder erholen. Die Kloster- und Dombibliotheken füllten sich mit neuen Handschriften und seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit gedruckten Büchern, die von reisenden Studenten, Priestern und Mönchen aus dem Ausland mitgebracht wurden. Die erste schwedische Universität wurde 1477 in Uppsala gegründet, [4] doch übten die europäischen, vor allem die im 15. Jahrhundert neugegründeten deutschen Universitäten eine zunehmend größere Anziehungskraft auf schwedische Studenten aus. Die Lehrtätigkeit in Uppsala kam schon nach wenigen Jahrzehnten vollständig zum Erliegen.

In den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts erschienen in Schweden deutsche Buchführer, die mit den ersten gedruckten Büchern handelten. Norddeutsche, sich stets nur wenige Jahre in Stockholm oder den Stiftsstädten aufhaltende Drucker stellten die meisten der in der Frühzeit des schwedischen Buchdrucks verlegten Bücher her. [5] Vor allem umfangreiche theologische und liturgische Werke wurden im Auftrag von Klöstern und Stiften in Deutschland gedruckt, so die Revelationes der Hl. Birgitta im Auftrag des Klosters in Vadstena (Lübeck 1492) und das Breviarium Lincopense (Nürnberg 1493) für das Stift Linköping.

Die bedeutendsten Bibliotheken besaßen die Klöster (neben Vadstena auch die Klöster der Franziskaner in Stockholm und der Dominikaner in Sigtuna) und Stifte (Dom- und Schulbibliotheken, private bischöfliche und priesterliche Sammlungen). [6] Bei einem überwiegenden Anteil liturgischer, theologischer, religiöser und kirchenrechtlicher Literatur enthielten die meisten Sammlungen auch einen kleinen profanen Buchbestand an historischen und juristischen Arbeiten, Werken klassischer antiker Autoren und italienischer Humanisten. Am vielseitigsten und umfangreichsten waren die Bibliotheken der Franziskaner und Dominikaner. Wesentlich kleiner waren die Dombibliotheken, deren Pflege und Erweiterung oft vom Interesse der Bischöfe und den Schenkungen einzelner Priester abhängig waren. Von den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kloster- und Dombibliotheken sind in Öffentlichen Bibliotheken oder Archiven nur Reste erhalten. Von den meisten privaten Büchersammlungen dieser Zeit kennt man heute, mit wenigen Ausnahmen, wenig mehr als die Namen ihrer Besitzer und sporadische Angaben über ihren Umfang oder Inhalt. Das gleiche gilt für die wenigen privaten bischöflichen Sammlungen, die aus den erhaltenen Dombibliotheken nur z. T. rekonstruiert werden können. [7] Hinweise auf Büchersammlungen der in den bedeutenderen Handelsstädten eingerichteten bürgerlichen Stadt- und Schreiberschulen sind nicht überliefert, während die noch unbedeutenden Domschulbibliotheken in den Gymnasialbibliotheken des 17. Jahrhunderts einzelne Spuren hinterlassen haben.

Frühe Wasa-Zeit und Reformation (1521 bis 1611)

Die politischen und religiösen Umwälzungen nach dem Regierungsantritt des ersten Wasa-Königs Gustav (Regierungszeit 1521/23-1560) hatten einen Modernisierungsschub für Staat und Gesellschaft, Kirche und Kultur, Handel und Verwaltung zur Folge. Sie legten den Grund für die militärische Expansion und kulturelle Entwicklung Schwedens im 17. Jahrhundert. Gustav Wasa betrieb aus machtpolitischen und finanziellen Gründen im Zusammenhang mit der 1527 eingeleiteten Reformation die Zerschlagung der weltlichen Macht der katholischen Kirche und die Konfiszierung des Besitzes von Kirchen und Klöstern. Die evangelisch-lutherische Kirchenordnung und Lehre war in der zweiten Jahrhunderthälfte schon so fest verankert, daß Johann III. (Regierungszeit 1569-1592) mit seiner katholisch geprägten Kirchenpolitik am Widerstand der neuen lutherischen Hierarchie scheiterte. In der seit 1593 bestehenden lutherischen Staatskirche wurden Bischöfe und Priester sowie die in reduzierter Form fortbestehenden Domkapitel und Stifte zu Dienern der staatlichen Ordnung.

Den Aufstieg Schwedens zur stärksten Macht im Ostseeraum im 17. Jahrhundert leiteten Gustav Wasas Söhne Johann III. und Karl IX. (1600-1611) ein. Auf der Grundlage intensiver staatlicher Förderung von Bergbau und Eisenherstellung, Handwerk und Exporthandel schufen sie eine Kriegsflotte, die die Beherrschung der Ostsee und die Eroberung weiter Landgebiete im Baltikum und an der deutschen Ostseeküste möglich machte. Außenpolitisch nahm Schweden enge Kontakte mit den Niederlanden, England und den protestantischen Fürsten in Deutschland auf. Die Belebung der Wirtschaft sorgte für wachsenden Wohlstand bei Adel und Bürgertum sowie für zunehmendes Interesse an Kultur und Bildung.

Verfall und Auflösung der katholischen Kirche entzogen der Bildung und gelehrten Kultur in Schweden für Jahrzehnte den Nährboden. Die Reformation verstärkte zudem noch für lange Zeit Schwedens Stellung als eine ,,kulturelle Provinz`` Deutschlands. Im Gegensatz zu anderen reformierten Ländern, wie Dänemark, dauerte hier der Neuaufbau des Schul- und Studienwesens ungewöhnlich lange. Die Stifte wurden zwar verpflichtet, die Domschulen weiterzuführen, doch ohne staatliche Initiative verfielen sie wie überhaupt das Schulwesen. Vor allem in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren zukünftige Geistliche und weltliche Amtsträger auf ausländische, in erster Linie deutsche protestantische Universitäten angewiesen. Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden die Domschulen neu organisiert. Die an deutschen Vorbildern orientierten Schulordnungen von 1541, 1561 und 1571 schufen eine noch ganz in der Tradition der mittelalterlichen Lateinschulen stehende Schulform. Erst die Schulordnung von 1611 modernisierte das Unterrichts- und Ausbildungswesen und übertrug die zukünftige Priesterausbildung allein den Schulen, die zu diesem Zweck um eine höchste ,,theologische`` Klasse erweitert wurden. Zugleich hielt ein von Melanchthon geprägtes humanistisches Bildungsideal Einzug. Um 1576 richtete Johann III. im ehemaligen Franziskanerkloster in Stockholm ein katholisch geprägtes theologisches Kollegium ein. Nach dem Zusammenbruch seiner Kirchenpolitik wurde dieses zwischen 1583 und 1592 als lutherisches Kolleg weitergeführt. Hier wurden zum ersten Mal in Schweden humanistische Sprachstudien und naturwissenschaftliche Studien betrieben. Die 1593 in Uppsala als lutherische Anstalt wiederbelebte Universität beschäftigte viele der vorher am Kollegium Johanns III. tätigen Professoren. Sie und einige ihrer Schüler, die als Lehrer oder Bischöfe in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wirkten, prägten das kulturelle, wissenschaftliche und kirchliche Leben in Schweden.

Deutsches Schrifttum kam zum einen auf den traditionellen Handelswegen der Hanse über Nordostdeutschland oder Norddeutschland-Dänemark nach Schweden und konnte in Stockholm und Uppsala über die meist deutschen Buchhändler bezogen werden. Zum anderen erwarben schwedische Auslandsreisende große Mengen Bücher in Deutschland. Die schwedische Buchproduktion des 16. Jahrhunderts, die einzig in Stockholm und überwiegend durch deutsche Drucker erfolgte, war gering. Auch aus diesem Grund wurden weiterhin vor allem theologische und liturgische Werke in Wittenberg, in geringerem Umfang auch in Rostock und anderwärts, in schwedischer Sprache gedruckt.

Im Zuge der Reformation wurden die mittelalterlichen Bibliotheksbestände zerstört. Von der in Kloster-, Dom- und Schulbibliotheken gesammelten Literatur konnten oft nur Fragmente gerettet werden. Reste der bedeutendsten Klosterbibliotheken, die Johann III. in das ehemalige Franziskanerkloster in Stockholm überführen ließ, wurden 1621 der Universitätsbibliothek in Uppsala übergeben. Die einzigen nennenswerten Bibliotheken dieser Zeit wurden von den Königen und Mitgliedern des Hochadels aufgebaut. Beispiele sind die Büchersammlungen der gebildeten Söhne Gustav Wasas, deren Reste zum größten Teil ebenfalls in Uppsala aufbewahrt werden. Abgesehen von einem überraschend hohen Anteil an theologischer Literatur handelte es sich um ,,moderne`` Bibliotheken. Ähnliche Büchersammlungen von Adeligen, die oft an ausländischen Universitäten studiert hatten, waren von dem höfischen Ideal umfassender literarischer Bildung geprägt. Unter den wenigen erhaltenen Privatbibliotheken sind besonders die Sammlungen des Freiherrn und Reichsrates Hogenskild Bielke (1538-1605; heute in der Universitätsbibliothek Uppsala) und des Grafen Abraham Brahe (1569-1630; heute in Schloß Skokloster) zu nennen. [8]

Die schwedische Großmachtzeit

(1611 bis 1718)

Schwedens Kriegszüge und diplomatische Einflußnahme erstreckten sich im 17. Jahrhundert über ganz Europa. Um 1650 erreichte die schwedische Ostseeherrschaft ihren Höhepunkt. 1658 wurden die heutigen südschwedischen Provinzen erobert. Diese Machtentfaltung setzte eine durch neue Behörden und administrative Reformen sowie durch eine große Zahl gut ausgebildeter Beamter verbesserte öffentliche Verwaltung voraus. Neben weiträumigen Landgewinnen erbrachten die Kriege im Baltikum, gegen Rußland und Polen in den ersten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts auch zum ersten Mal nennenswerte Kriegsbeute in Form von Kirchenschätzen, Archiven und Bibliotheken (aus Riga, Preußen und dem Ermland). Durch das Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg erwarb Schweden langfristig Besitzungen an der deutschen Ost- und Nordseeküste. Zur literarischen Kriegsbeute gehörten neben zahlreichen Archiven einige der bedeutendsten kirchlichen und privaten Bibliotheken in Deutschland, Böhmen, Mähren und Österreich. Auch auf den Feldzügen gegen Dänemark zwischen 1643 und 1658 wurden umfangreiche Buchbestände erbeutet. Zuletzt kamen die in Polen in der zweiten Hälfte des 17. und am Anfang des 18. Jahrhunderts erbeuteten Bücher hinzu, u. a. die Bibliotheken der polnischen Wasa-Könige. Im Einzelfall ist heute allerdings schwer zu bestimmen, ob ein Buch zur damaligen Kriegsbeute zu zählen ist, wann und auf welche Weise ein Buch nach Schweden kam und wann es von einer Bibliothek erworben wurde. [9]

Das geistige Leben im 17. Jahrhundert konnte mit der politischen und militärischen Entwicklung Schwedens nicht Schritt halten. Das Bildungswesen blieb beim Übergang von der Reformations- zur Großmachtzeit weitgehend unverändert. Deutschland behielt eine starke Stellung als Vermittler europäischer Kultur und Literatur nach Schweden. Erst allmählich wurden Schulen und Universitäten von der allgemeinen Umgestaltung der schwedischen Gesellschaft erfaßt, die sich im Kontakt mit der schon viel weiter entwickelten kontinentalen Kultur vollzog. Besonders für König Gustav II. Adolf (1611-1632) und für Königin Christina (1644-1654) war die Förderung von Bildung und Ausbildung ein zentrales Anliegen. [10] Diese Politik setzten ihre Nachfolger fort: Eine neue Universität in Lund (1666) und neue Schulen wurden gegründet, bereits bestehende Einrichtungen wurden großzügig gefördert. [11] Die neuen Gymnasien entstanden nach deutschem Vorbild, auf älteren Dom- und Lateinschulen aufbauend, oft in engem Zusammenspiel mit bedeutenden Bischöfen. Die ersten Gründungen erfolgten in Västerås (1623), Strängnäs (1626) und Linköping (1628). In den Jahren zwischen 1640 und 1648 folgte eine zweite Gründungswelle (z. B. in Skara, Växjö, Göteborg, Härnösand und Visby). Alle Institute bildeten Priester aus und vermittelten höheren, auf der ,,Trivialskola`` aufbauenden Schulunterricht.

Im 17. Jahrhundert erreichte der sogenannte ,,Götizismus``, die Vorstellung vom Ursprung aller Völker bei den Goten in Schweden, seinen Höhepunkt mit der Institutionalisierung historisch-antiquarischer Forschung und der Publikation der Atlantica Olof Rudbecks d. Ä. (Uppsala: Henric Curio 1679-1702) Ende des 17. Jahrhunderts konnten sich die cartesianische Philosophie, Samuel von Pufendorfs Naturrechtslehre, die Experimentalphysik und neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse an den Universitäten etablieren. Sie prägten eine junge Generation von Wissenschaftlern, die mit ihren Schülern den Aufstieg der naturwissenschaftlichen Forschung in Schweden im 18. Jahrhundert bestimmen sollten.

Der Handel mit schwedischen und ausländischen Büchern lag seit der Reformation hauptsächlich in den Händen deutscher Kaufleute und deutschstämmiger Buchbinder. [12] Das Angebot an ausländischer Literatur war klein und für einen anspruchsvollen Leserkreis wenig attraktiv. Dieser erwarb viele Bücher über Verleger und Buchhändler, Gelehrte und Diplomaten auf dem Kontinent. Buchauktionen fanden erst gegen Ende des Jahrhunderts häufiger statt. Importierte Bücher wurden ebenso wie die einheimische Buchproduktion seit 1686 von einem staatlichen Beamten, dem Censor librorum, zensiert. Die von ihm zu kontrollierende schwedische Buchproduktion war auch am Ende des 17. Jahrhunderts noch wenig umfangreich. Angesichts des begrenzten einheimischen Publikums und der oft unzulänglichen technischen und finanziellen Voraussetzungen waren die Verfasser größerer wissenschaftlicher Werke bisweilen genötigt, mit ausländischen Verlegern zusammenzuarbeiten. Zahlreiche Bücher in deutscher, lateinischer und schwedischer Sprache erschienen in den deutschen Provinzen Schwedens. Auch in Schweden selbst wurde in deutscher Sprache publiziert: neben königlichen Verordnungen auch Schriften aus dem Umkreis der deutschen Kirchengemeinden, wie Predigten, Gesang- und Gebetbücher und personale Gelegenheitsschriften.

Im 17. Jahrhundert bildeten die in Mittel- und Osteuropa erbeuteten Bücher den Hauptanteil der in Schweden vorhandenen älteren gedruckten Literatur. [13] Einen großen Teil der Bücher behielt die Krone für sich selbst (vor allem unter der Regierung Christinas) oder gab sie an die Universitäten, Stifte - berühmt ist die Sammlung in der Dombibliothek in Strängnäs - und Gymnasien weiter (vor allem unter Gustav II. Adolf ab etwa 1616). Die Königliche Bibliothek wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts noch wie eine private Bibliothek geführt. Gustav II. Adolf hatte aus bildungspolitischen Erwägungen die Universität in Uppsala und die Gymnasien bei der Verteilung der erbeuteten Bücher bevorzugt. Die in den letzten Jahren des Dreißigjährigen Krieges erbeuteten Bücherschätze kamen dagegen vor allem der Königlichen Bibliothek zugute. Obwohl diese 1654 durch die von Christina nach Rom mitgeführten Bücher wertvolle Drucke und Handschriften verlor, galt sie doch weiterhin als so bedeutend, daß sie bereits 1661 in den Rang einer schwedischen Nationalbibliothek mit Pflichtexemplarrecht erhoben wurde. Einen weiteren Aderlaß erlitt die Königliche Bibliothek beim Brand des Schlosses 1697, dem mehr als zwei Drittel ihres damaligen Bestandes zum Opfer fielen.

Von den Beständen der älteren Domschulbibliotheken konnten nur Teile, darunter relativ viele Musikdrucke, [14] in den neuen Gymnasialbibliotheken die Stagnations- und Verfallsperiode nach 1527 überdauern. Diese Bibliotheken erhielten durch Schenkungen Gustavs II. Adolf und Christinas zwar Anteile der literarischen Kriegsbeute, blieben aber noch bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts wenig bedeutende Sammlungen, deren Inhalt nur in bescheidenem Maße - am ehesten noch auf theologischem Gebiet - den Bedürfnissen der Schulen genügte. [15] Die Bibliothek der Universität Uppsala entstand erst in dieser Zeit, wuchs dann aber durch zahlreiche Schenkungen schnell an. Die heute so wertvollen Bestände der Universitäts- und Gymnasialbibliotheken waren damals für die Allgemeinheit nicht und für Studenten kaum zugänglich und selbst von Professoren und Lehrern nur eingeschränkt zu benutzen.

Während der Großmachtzeit entstanden erstmals in größerem Umfang private Büchersammlungen. Neben der traditionellen gebildeten Sammlerschicht, wie Priestern, Lehrern oder Studenten, waren es vermehrt Adelige und wohlhabende Bürger, die unter dem Eindruck der Kultur des Kontinents zu Sammlern wurden. Die vielfältigen festen Verbindungen zu den deutschen Buchmessen, zu deutschen, französischen und niederländischen Verlagen sowie zu Kommissionären und literarischen Agenten in West- und Mitteleuropa ermöglichten ihnen die großzügige Erwerbung aktueller europäischer, überwiegend französischer, niederländischer und deutscher Publikationen. [16]

Im 17. wie auch im 18. Jahrhundert prägten die Privatbibliotheken zunehmend das Bild der schwedischen Bibliothekslandschaft. Die vielen adeligen und bürgerlichen Sammlungen enthielten aufgrund von Schenkungen aus der Königlichen Bibliothek inzwischen den größeren Teil der literarischen Kriegsbeute des 17. Jahrhunderts. Ergänzt wurden sie zunehmend durch zeitgenössische, besonders französische Literatur. Reichtum, Bildungsbewußtsein und vielfältige buchhändlerische und literarische Beziehungen ermöglichten es hohen Adeligen, wie etwa Magnus Gabriel De la Gardie (1622-1686) und Carl Gustaf Wrangel (1613-1676), [17] auf ihren Schlössern bedeutende Bibliotheken zu errichten. Die meisten Privatbibliotheken wurden schon zu Lebzeiten ihrer Begründer oder nach deren Tod aufgelöst. Während der sogenannten Reduktionen Karls XI. (Regierungszeit 1660-1697) wurden um 1680 neben Ländereien und anderen Besitztümern auch viele Bibliotheken adeliger Sammler von der Krone eingezogen und der Königlichen Bibliothek oder der Universitätsbibliothek Uppsala, zu geringen Anteilen auch anderen Bibliotheken einverleibt. Andere Sammlungen wurden auf Auktionen verkauft, durch Erbteilungen zersplittert und verstreut oder gingen in späteren Generationen verloren. Einige konnten noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Familienbesitz für die Königliche Bibliothek erworben werden. Eine der wenigen erhaltenen Adelsbibliotheken ist die von den Familien Wrangel, Brahe und Bielke im 17. und 18. Jahrhundert auf Schloß Skokloster zusammengetragene Bibliothek, die seit 1967 Eigentum des schwedischen Staates und Gegenstand intensiver bibliotheksgeschichtlicher Untersuchungen ist. [18]

Freiheitszeit und Gustavianische Epoche (1718 bis 1809)

In der sogenannten Freiheitszeit (1718-1772) übernahm der Reichstag die Leitung und damit den Wiederaufbau des durch die vorhergegangene lange Kriegszeit wirtschaftlich fast ruinierten Staates. Dem Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft verschrieben sich auch die Naturwissenschaften. Sie erlebten während des 18. Jahrhunderts eine Blütezeit, gefördert durch den Staat und Mäzene und getragen von einer breiten Schicht professioneller Forscher und interessierter Laien überall in Schweden. [19] 1739 wurde in Stockholm die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften [Kungliga svenska vetenskapsakademi] errichtet, zu deren vorrangigen Aufgaben bis zum Ende der Gustavianischen Epoche (Regierungszeit Gustavs III. und Gustavs IV., 1771-1809) die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse für Landwirtschaft und Nationalökonomie gehörte. Damit begann die schwedische Hauptstadt an der Seite Uppsalas zu einem Zentrum für die Wissenschaften zu werden, zum Standort für die meisten bedeutenden Akademien und wissenschaftlichen Vereinigungen.

Zu den während der Regierungszeit Gustavs III. (1771-1792) in Stockholm neugegründeten und bis heute fortbestehenden Akademien gehören die als Königliche Musikalische Akademie [Kungliga musikaliska akademien; 1771] gegründeten Nationalsammlungen für Musik, die Königliche Akademie der freien Künste/Kunstakademie [Kungliga akademien för de fria konsterna/Konstakademien; 1773] [20] und die Akademie für Schöne Literatur, Geschichte und Altertumskunde [Kungliga vitterhets-, historie- och antikvitetsakademien; 1786]. Nach Gustavs Tod entstand aus seinen Kunstsammlungen das Königliche Museum und spätere Nationale Kunstmuseum [Statens konstmuseer]. Gleichzeitig setzte sich der Prozeß der Institutionalisierung naturwissenschaftlicher Forschung fort, z. B. mit der Gründung der Apothekervereinigung [Apotekarsocieteten] in den siebziger Jahren. [21]

Neue wirtschaftlich und politisch einflußreiche Schichten trugen zum wirtschaftlichen Aufschwung wie zum gesellschaftlichen Umbruch bei. Französische Kultur, Sprache und Literatur genossen höchstes Ansehen. Für das Bildungs- und Universitätswesen hatten dagegen die deutschen Universitäten, vor allem Göttingen, weiterhin Vorbildfunktion. Am Ende der Regierungszeit Gustavs III., als der französische Einfluß seinen Höhepunkt erreichte, begann die Rezeption der Philosophie Kants, der deutschen klassischen Kultur und Literatur sowie der Romantik.

In der neuen, gebildeten Mittelschicht, bestehend aus Vertretern des niederen Adels, Priestern, Akademikern, Bürgern, Beamten und Kaufleuten, wuchs bei Männern wie Frauen das Leseinteresse. Entsprechend verbreitete sich auch das Sammeln von Büchern in immer weitere Bereiche der schwedischen Gesellschaft. [22] Im 18. Jahrhundert entstand auf Schlössern und Herrensitzen als ein neuer Bibliothekstyp die Gutsbibliothek [herrgårdsbibliotek]. [23] Viele Privatsammlungen bestanden nur kurze Zeit und wurden dann wieder verkauft, meistens versteigert. Auktionen stellten die Hauptquelle des Erwerbs älterer Bücher für Privatsammler wie für die Öffentlichen Bibliotheken im 18. Jahrhundert dar. [24]

In bürgerlichen Kreisen herrschte im 18. Jahrhundert große Nachfrage nach aktuellen politischen, literarischen und wissenschaftlichen Informationen, [25] vor allem nach ausländischen Zeitschriften, aber auch in hohem Maße nach der modernen französischen Literatur. Angesichts der hohen Bezugspreise bildeten sich bald nach 1750 um Buchhändler und Herausgeber literarischer Zeitschriften kommerzielle Leihbibliotheken, [26] deren Kundenkreis in Stockholm z. B. Mitglieder des Hochadels und des gehobenen Bürgertums einschloß, sowie wenig später private Zeitschriften-Lesegesellschaften. [27] Vor allem die Gründungen privater Lesegesellschaften in Uppsala und Lund entstanden aus dem Wunsch, das Angebot an neueren ausländischen Journalen in den Universitätsbibliotheken durch private Anschaffungen zu ergänzen und die Zeitschriften gleichzeitig breiteren gebildeten Schichten zugänglich zu machen. Das Interesse in akademischen Kreisen war erstaunlich gering. Erst auf Anregung einzelner Akademiker oder Universitätskanzler übernahmen Universitätskonsistorien und -bibliotheken zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Trägerschaft der Akademischen Lesegesellschaften in Uppsala [28] (gegründet 1797) und Lund [29] (gegründet 1812) und ihrer Zeitschriftenbestände. Leihbibliotheken fungierten in dieser Zeit, ähnlich wie einige Privat-, Akademie- und Vereinsbibliotheken, auch als Öffentliche Bibliotheken.

Die Universitäts- und Gymnasialbibliotheken wuchsen nach 1750 um große Mengen älterer und neuerer Bücher, die vor allem aus einer steigenden Zahl von Schenkungen stammten. Aufgrund geringer Erwerbungsmittel konnten sie aber kaum mit der wissenschaftlichen und literarischen Entwicklung Schritt halten. Gelehrte Bibliothekare nutzten Kontakte mit ausländischen Verlagen, Akademien und Forschern, um die Bibliotheksbestände zu modernisieren, unvollständige Bestände zu komplettieren und private Schenkungen anzuregen. [30] Der Erwerb moderner Belletristik begann erst am Ende des Jahrhunderts auf Initiative der leitenden Bibliothekare. Die Gymnasialbibliotheken waren meist veraltet, theologische Literatur dominierte die Bestände, Etats und Räumlichkeiten waren unzureichend und geregelte Öffnungszeiten die Ausnahme. Im Bewußtsein der kirchlichen, bürgerlichen und akademischen Kreise spielten diese Bibliotheken keine bedeutende Rolle. [31] Diese älteren Sammlungen profitierten aber ebenso wie die im Zuge der Schulordnung von 1724 neugegründeten Gymnasialbibliotheken [32] von der allgemeinen Entwicklung und dem Mäzenatentum privater Sammler.

Die Ausbildung des modernen Bibliothekswesens (1809 bis 1945)

Zwischen etwa 1800 und 1918 war der Einfluß Deutschlands auf Kultur und Wissenschaft in Schweden von besonderer Bedeutung. Bereits um 1795 erschienen in schwedischen Literaturzeitschriften Rezensionen der Werke Kants und Schellings sowie zu Werken der klassischen und frühromantischen Dichtung [33] und Ästhetik. Deutsche Verlage und Verlagsprojekte [34] ebenso wie das technische Ausbildungswesen [35] und die Naturwissenschaften prägten seit dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts schwedische Verhältnisse. Um 1900 übten auch die lateinische Philologie [36] und die historisch-exegetische theologische Forschung Deutschlands [37] großen Einfluß auf die wissenschaftliche Entwicklung in Schweden aus.

Stockholm und Göteborg entwickelten sich im 19. Jahrhundert mehr und mehr zu wissenschaftlichen Zentren. Eine Vielzahl neuer Institutionen entstand, vor allem im Bereich der angewandten Naturwissenschaften und der Medizin. Bereits 1808 war in Stockholm die Schwedische Ärztegesellschaft [Svenska läkaresällskapet] gegründet worden, in deren kleiner Bibliothek man bemerkenswerte medizinhistorische Literaturfunde gemacht hat. [38] Zwei Jahre später, 1810, schlossen sich das Collegium medicum (gegründet 1663 als Collegium medicorum) und die Societas chirurgica (gegründet 1686) zum Karolinischen Institut [Karolinska institutet], der heutigen Medizinischen Hochschule in Stockholm, zusammen. Andere Einrichtungen traten an die Stelle älterer Institute; so übernahm die 1811 in Stockholm gegründete Forst- und Landwirtschaftsakademie [Skogs- och lantbruksakademien] [39] bisherige Funktionen der Akademie der Wissenschaften. Weiter sind zu erwähnen die Veterinärmedizinische Anstalt [Veterinärinrättningen], die 1821 nach Auflösung des gleichnamigen Instituts in Skara zur alleinigen Ausbildungsanstalt für Tiermedizin avancierte, und das Technologische Institut [Teknologiska institutet, gegründet 1825; die heutige Technische Hochschule], in deren Bibliothek später die Buchbestände der Bergbauschule [Bergsskolan] in Falun (1822 bis 1869) inkorporiert wurden. 1829 entstand in Göteborg aus einer privaten Stiftung eine technische Ausbildungsstätte, die heutige Chalmers Technische Hochschule [Chalmers tekniska högskolan]. [40] Weitere neue Hochschulen wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Stockholm und Göteborg gegründet. In Göteborg wurde ferner die auf eine lokale wissenschaftliche Akademie des 18. Jahrhunderts zurückgehende Museumsbibliothek zur Stadtbibliothek mit den Funktionen einer Universitätsbibliothek ausgebaut. [41]

In Stockholm entstand eine große Zahl von Spezialbibliotheken, darunter die Bibliotheken des schwedischen Reichstags [Riksdagsbiblioteket; 1847/48], des Statistischen Zentralbüros [Statistiska centralbyråns bibliotek; 1858] und die Pädagogische Bibliothek [Pedagogiska biblioteket; 1885], die heutige Staatliche Psychologisch-pädagogische Bibliothek [Statens psykologisk-pedagogiska biblioteket]. [42] Eine der umfangreichsten und im Hinblick auf ältere deutsche Bestände interessanteren Bibliotheken entstand in dem 1805 eingerichteten militärischen Kriegsarchiv [Krigsarkivet]. [43]

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden nur noch wenige Spezialbibliotheken gegründet, die über bedeutende ältere Buchbestände verfügen. Nennenswert sind die Sammlungen an den Handelshochschulen in Stockholm (gegründet 1909) und Göteborg (gegründet 1923). 1918 entstand in Stockholm die Forsthochschule [Skogshögskolan], deren Bibliothek u. a. die Sammlungen des 1828 gegründeten Forstinstituts [Skogsinstitutet] sowie 1921 die Bibliothek der Akademie der Ingenieurwissenschaften [Ingenjörsvetenskapsakademien] einverleibt wurden. [44]

Durch die Herausgabe des Akzessionskatalogs ausländischer Literatur seit 1886 übernahm die Königliche Bibliothek erstmals offiziell die Katalogisierung für das wissenschaftliche Bibliothekswesen; [45] nationalbibliographische Vorhaben schlossen sich an. Einer möglichen Zersplitterung im wissenschaftlichen Bibliothekswesen wirkten kooperative bibliothekarische Projekte entgegen. Beispielsweise haben die wissenschaftlichen Bibliotheken seit 1880 ihre Erwerbungen zentral nachgewiesen und getauscht.

Die Lage der Universitätsbibliotheken verbesserte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend. Ihre Etats wurden stark angehoben und damit ein systematischer Aufbau der Bestände ermöglicht. Ein hoher Anteil der jährlichen Mittel wurde aber für Zeitschriftenabonnements gebraucht. Daher hatten Schenkungen und der Schriftentausch mit dem Ausland (u. a. mit dem Akademischen Tauschverein in Deutschland) weiterhin große Bedeutung für den Erwerb ausländischer wissenschaftlicher Literatur. Beim Kauf älterer Literatur wurden die Bibliotheken durch Mäzene sowie Stiftungen und besondere Fonds unterstützt. Der Erwerb umfangreicher und wissenschaftlich bedeutender Privatsammlungen erreichte an der Wende zum 20. Jahrhundert seinen Höhepunkt.

In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts legten in einigen Städten private Schenkungen den Grundstein für neue Schulbibliotheken, deren Bestände noch von der kulturellen und literarischen Entwicklung des 18. Jahrhunderts profitieren konnten. [46] Die 1816 in Östersund als private Stiftung ins Leben gerufene heutige Bibliothek der Provinz Jämtland [Jämtlands läns biblioteket] war zugleich als Regionalbibliothek konzipiert worden. Im Laufe des Jahrhunderts lösten sich auch die anderen Stifts- und Gymnasialbibliotheken allmählich aus ihren traditionellen Bindungen und übernahmen weiterreichende Funktionen.

Im 19. Jahrhundert sind überall in Schweden die Anfänge des Volksbibliothekswesens zu beobachten. [47] In den Städten etablierten sich immer mehr kommerzielle Leihbibliotheken, deren Bestände oft den dort später gegründeten Öffentlichen Bibliotheken zugute kamen. Auf dem Land gab es seit langem kleine kirchliche Bibliotheken als Schenkungen von Pfarrern, aber auch von philanthropischen Bürgern, aus denen sich selbständige Gemeindebüchereien entwickeln konnten. Ihre Sammlungen von moralischen und religiösen Schriften, erweitert durch teilweise veraltete ökonomische Literatur, wurden in der Öffentlichkeit kritisiert. Der Volksschulerlaß aus dem Jahre 1842 beauftragte die Pfarrer ausdrücklich mit der Bildung von Gemeindebüchereien. Um 1870 besaß daher fast jede zweite Gemeinde eine eigene Bücherei.

Die Volksbewegungen einschließlich der Arbeiterbewegung in der zweiten Jahrhunderthälfte führten ebenfalls zur Einrichtung neuer Büchereien, die ihre größte Verbreitung und Bedeutung in den Jahren zwischen etwa 1920 und 1940 erlangten. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten kommunalen Öffentlichen Bibliotheken gegründet, viele davon als private Stiftungen oder auf der Grundlage älterer Privatbibliotheken wie in Norrköping. [48] Sie übten jedoch keinen gestaltenden Einfluß auf das Volksbibliothekswesen aus. Der eigentliche Aufschwung der für alle Bevölkerungsschichten zugänglichen kommunalen Volksbibliotheken setzte erst mit der Übernahme der amerikanischen Public Library-Idee nach 1900 ein. Mit Hilfe staatlicher Förderung stieg die Zahl der kommunalen Volksbibliotheken stetig an, in großer Zahl eingerichtet auf der Grundlage der älteren kirchlichen Gemeindebibliotheken sowie der Bibliotheken der verschiedenen Volksbewegungen. So entstand die Stockholmer Stadtbibliothek [Stockholms stadsbibliotek] 1927 aus dem Zusammenschluß mehrerer älterer Gemeinde- und Arbeiterbibliotheken. Die meisten Vereinsbibliotheken wurden jedoch erst nach 1945 mit den kommunalen Öffentlichen Bibliotheken vereinigt. Große Bedeutung hatte das zwischen den Weltkriegen erlassene Gesetz über die Entwicklung des ländlichen Bibliothekswesens. Mit staatlicher Unterstützung sollten kommunale Provinz- oder ,,Läns``-Bibliotheken als regionale Zentren für das öffentliche Bibliothekswesen fungieren. Zwischen 1930 bis 1954 wurden in allen 24 Provinzen entsprechende Zentralbibliotheken eingerichtet.

Anfang der zwanziger Jahre beschloß der schwedische Reichstag den Ausbau der Stifts- und Gymnasialbibliotheken zu staatlichen Stifts- und Landesbibliotheken. Diese sollten zwischen den wissenschaftlichen Bibliotheken und den Volksbibliotheken auf regionaler Ebene als zentrale öffentliche Forschungsbibliotheken dienen. 1926 wurde die erste Stifts- und Landesbibliothek in Linköping eröffnet. Der Aufbau weiterer Landesbibliotheken wurde mit dem kommunalen ,,Läns``-Bibliothekssystem koordiniert. So unterblieb aufgrund der Einrichtung einer Zentralbibliothek in Eskilstuna zwischen 1930 und 1932 der Ausbau der Stifts- und Gymnasialbibliothek in Strängnäs zur Landesbibliothek. Bis 1954 entstanden nur noch in Skara, Västerås und Växjö Stifts- und Landesbibliotheken.

Entwicklungen seit 1945

Nach 1945 veränderten sich die institutionellen Grundlagen für viele ältere wissenschaftliche Bibliotheken. Darüber hinaus wurde in fast allen Bibliotheken die ältere von der neuen Literatur getrennt; in vielen Fällen wurden die Altbestände mit den Erwerbungen um 1955 abgeschlossen. Bei der Bibliothek der Abteilung für Technik- und Wissenschaftsgeschichte an der Technischen Hochschule in Stockholm handelt es sich um einen Altbestand, der zu einer eigenen Bibliothek wurde. 1997 entstand durch Vereinigung der Bibliothek der Schwedischen Gesellschaft für Medizin [Svenska läresällskapet] mit dem Altbestand der Bibliothek des Karolinischen Instituts eine medizinhistorische Bibliothek mit einem Bestand von ca. 15.000 Bänden. Kleinere historische Bestände entstanden bei der Zusammenlegung verschiedener älterer Sammlungen, z. B. in der Bibliothek der Landwirtschaftlichen Universität [Lantbruksuniversitetet] in Ultuna bei Uppsala [49] (mit Filialbibliotheken in Skara und Alnarp). Sie bildete sich 1977 aus der Veterinärmedizinischen Hochschule in Stockholm und Skara sowie älteren landwirtschaftlichen Forschungseinrichtungen, wie der 1846 in Ultuna gegründeten Landwirtschaftlichen Hochschule [Lantbrukshögskolan], dem Landwirtschafts-, Molkerei- und Garteninstitut [Lantbruks-, mejeri- och trädgårdsinstitutet] in Alnarp (gegründet 1862) und der Forsthochschule in Umeå.

Zwei weitere Universitäten entstanden aus den Hochschulen in Stockholm und Göteborg. Die Bibliothek der Universität Stockholm umfaßt nicht nur verschiedene Spezialbibliotheken der ehemaligen Hochschule, [50] sondern auch die ihr seit 1978 als Mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung angegliederte ehemalige Bibliothek der Akademie der Wissenschaften. Die Stadtbibliothek Göteborg wurde 1961 verstaatlicht und zur Zentralbibliothek der aus mehreren Spezialhochschulen gebildeten Universität. Ihre wertvollsten historischen Bestände finden sich in der ehemaligen Bibliothek des Hvitfeldtschen Gymnasiums [51] und der Bibliothek der Biomedizinischen Abteilung. Die 1948 gegründete Wissenschaftliche Bibliothek in Umeå [Vetenskapliga biblioteket i Umeå] wurde zur Vorgängerinstitution der Universitätsbibliothek Umeå (gegründet 1963). Die Universitätsbibliothek Umeå hat sich in Zusammenarbeit mit dem Bildermuseum [Bildmuseet] der Universität in den letzten Jahren besonders um die Präsentation ihrer älteren Literatur bemüht.

Eine retrospektive Konversion älterer Kataloge oder bibliographischer Verzeichnisse wird gegenwärtig nur in geringem Umfang betrieben. Einzige Beispiele sind die Ergänzung der älteren nationalbibliographischen Verzeichnisse durch die Datenbank ,,SB17`` (schwedische Literatur von 1700 bis 1829), [52] die Konversion der Jahrgänge 1921 bis 1955 der Nationalbibliographie (Königliche Bibliothek), die Bibliographie schwedischer Drucke aus den Jahren 1731 bis 1833 sowie kleinere lokale Projekte.

Im ganzen Land finden sich heute noch zahlreiche Privatbibliotheken, die wegen der literarischen und bibliophilen Qualität ihrer historischen Bestände von Bedeutung sind. Einige sind weiterhin in Familienbesitz, z. B. die Schloßbibliotheken von Lövstad und Tidö, andere werden von Universitätsbibliotheken verwaltet, z. B. die Schloßbibliothek Koberg von der Universitätsbibliothek Göteborg und die De la Gardiesche Bibliothek in Borrestad von der Universitätsbibliothek Lund. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand in Malmö eine Privatbibliothek als Beispielsammlung zur Geschichte des Buchdrucks, Bucheinbandes und der Buchillustration. Sie wurde dem 1986 durch eine private Stiftung errichteten Lehrstuhl für Buch- und Bibliotheksgeschichte an der Universität in Lund zugeordnet und dient gleichzeitig als Studienbibliothek. [53]

In Schweden gibt es zahlreiche leistungsfähige Firmenbibliotheken, doch enthalten diese meist keinen nennenswerten älteren Buchbestand. Eine Ausnahme bildet die Bibliothek der Stora Kopparbergs Bergslags Aktiengesellschaft in Falun, die bis in das 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann und einige tausend Bände geologischer, mineralogischer, chemischer und bergwissenschaftlicher Literatur seit dem 16. Jahrhundert enthält.

Die staatlichen schwedischen Gymnasien werden seit 1968 von kommunalen Trägern betrieben. Ihre Bibliotheken verblieben aber in staatlichem Besitz und wurden in großer Zahl den jeweiligen regionalen Bibliotheken übergeben. Bestände aus älteren Schulbibliotheken wurden auch Öffentlichen Bibliotheken übergeben, wie z. B. den kommunalen Zentralbibliotheken in Härnösand, Kalmar, Karlstad und Östersund. 1975 erreichte die Kommunalisierungswelle auch die vier staatlichen Stifts- und Landesbibliotheken. Die wenigen erhaltenen Sammlungen aus dem Besitz von Lesegesellschaften oder Leihbibliotheken des 19. Jahrhunderts finden sich heute ebenfalls in den Beständen Öffentlicher Bibliotheken, in Ausnahmefällen auch in modernen Schulbibliotheken. [54] Vor allem diese alten Sammlungen in kommunalem Besitz gleichen vielfach Büchermuseen, die durch eine intensivierte buch-, literatur- und bibliotheksgeschichtliche Forschung wieder zum Leben erweckt werden können.

Wolfgang Undorf

Anmerkungen


[1] Eine ausführliche Darstellung der Verminderung der auf dem Kontinent erbeuteten Büchersammlungen, u. a. durch Versteigerung von ,,Dubletten``, gibt Otto Walde in: Storhetstidens litterära krigsbyten. En kulturhistorisk-bibliografisk studie [Die literarische Kriegsbeute der Großmachtzeit. Eine kulturgeschichtlich-bibliographische Studie]. Bd 2. Uppsala und Stockholm 1920, S. 439-455
[2] Zur Bibliotheksgeschichte Schwedens vgl. die folgenden übergreifenden Darstellungen: Otto Walde: De svenska bibliotekens historia [Die Geschichte der schwedischen Bibliotheken]. In: Samuel E. Bring (Hrsg.): Svend Dahls bibliotekshandbok [Svend Dahls Bibliothekshandbuch]. Bd 2. Stockholm 1931, S. 36-252; auch in französischer Übersetzung: Histoire des bibliothèques Suédoises. Paris 1941; Krister Gierow: Sverige [Schweden]. In: Svend Dahl (Hrsg.): Nordisk handbok i bibliotekskunskap [Nordisches Handbuch der Bibliothekswissenschaft]. Bd 2. Kopenhagen 1951, S. 257-317; Christian Callmer: Schweden. In: Christian Callmer, Torben Nielsen (Hrsg.): Bibliotheken der nordischen Länder in Vergangenheit und Gegenwart. Wiesbaden 1983, S. 163-225 (Elemente des Buch- und Bibliothekswesens 9). Eine umfassende Übersicht über alle bekannten privaten und öffentlichen Bibliotheken in Schweden und ihre Exlibris bietet Carl Magnus Carlander: Svenska bibliotek och exlibris [Schwedische Bibliotheken und Exlibris]. 2., bearb. u. erw. Ausg. Stockholm 1902
[3] Die historischen wissenschaftlichen und literarischen Verbindungen Schwedens mit Europa beschreibt Sverker Sörlin: De lärdas republik. Om vetenskapens internationella tendenser [Die Gelehrten-Republik. Über die internationalen Tendenzen der Wissenschaften]. Malmö 1994
[4] Zur Geschichte der Universität Uppsala s. Sten Lindroth: Uppsala universitet 1477-1977 [Die Universität Uppsala 1477-1977]. Uppsala 1976; auch in englischer Übersetzung: A history of Uppsala university 1477-1977. Uppsala 1976
[5] Zur Geschichte des schwedischen Buchdrucks s. Sten G. Lindberg: 500 år svensk bokproduktion och biblioteken [500 Jahre schwedische Buchproduktion und die Bibliotheken]. In: Biblis (1983) S. 69-93
[6] Isak Collijn: Svenska boksamlingar under medeltiden och deras ägare [Schwedische Buchsammlungen des Mittelalters und ihre Besitzer]. Teile 1-4. In: Samlaren [Der Sammler] 23 (1902) S. 125-130; 24 (1903) S. 125-140; 25 (1904) S. 205-213; 27 (1906) S. 99-105. Kurze Hinweise auf die mittelalterlichen Dom- und Schulbibliotheken in den Stiftsstädten findet man in: Betänkande och förslag angående läroverks- och landsbibliotek [Gutachten und Vorschläge zu den Schul- und Landesbibliotheken]. Uppsala 1924 (Statens offentliga utredningar 7)
[7] Zur Sammlung von Kanutus Johannis, Guardian des Franziskanerklosters in Stockholm ( ag1496), s. Isak Collijn: Franciskanernas bibliotek på Gråmunkeholmen i Stockholm med särskild hänsyn till Kanutus Johannis' verksamhet [Die Bibliothek der Franziskaner auf Gråmunkeholmen (heute: Riddarholmen) in Stockholm unter besonderer Berücksichtigung des Wirkens von Kanutus Johannis]. In: Nordisk tidskrift för bok- och biblioteksväsen [Nordische Zeitschrift für Buch- und Bibliothekswesen] 4 (1917) S. 101-171. Zu Bischof Kordt Rogges Sammlung in der Dombibliothek Strängnäs s. Betänkande och förslag ..., S. 171-201 [insbesondere S. 174-175]
[8] Otto Walde: En svensk boksamlare från Vasatiden. Hogenskild Bielke och hans bibliotek [Ein schwedischer Buchsammler der Wasa-Zeit. Hogenskild Bielke und seine Bibliothek]. In: Uppsala Universitets biblioteks minnesskrift 1621-1921 [Festschrift der Universitätsbibliothek Uppsala 1621-1921]. Uppsala 1921, S. 193-267 (Acta Bibliothecae Regiae Universitatis Upsaliensis 1); Wolfgang Undorf: Hogenskild Bielke's Library: A Catalogue of the famous 16th Century Swedish Private Collection. Reconstructed and compiled. Uppsala 1995 (Acta Universitatis Upsaliensis 32); s. auch die Handbucheinträge Uppsala, Universitätsbibliothek und Skokloster, Schloßbibliothek
[9] Über die Schwierigkeiten bei der Bestimmung von Büchern aus Polen s. Józef Trypucko: Polska klosterbibliotek såsom svenska krigsbyten [Polnische Klosterbibliotheken als schwedische Kriegsbeute]. In: Sven Gustavsson und Lennart Lönngren (Hrsg.): Äldre svensk slavistik. Bidrag till ett symposium hållet i Uppsala 3-4 februari 1983 [Ältere schwedische Slawistik. Beiträge zum Symposium abgehalten in Uppsala vom 3. bis 4. Februar 1983]. Uppsala 1984, S. 36-47 (Uppsala Slavic Papers 9)
[10] Siehe hierzu Gustav II Adolf och Uppsala universitet [Gustav II. Adolf und die Universität Uppsala]. Uppsala 1982; Christian Callmer: Königin Christina, ihre Bibliothekare und ihre Handschriften. Beiträge zur europäischen Bibliotheksgeschichte. Stockholm 1977 (Acta Bibliothecae Regiae Stockholmiensis 30)
[11] Zur Stellung der Universität Greifswald als schwedische Universität s. Ivar Seth: Universitetet i Greifswald och dess ställning i svensk kulturpolitik 1637-1815 [Die Universität in Greifswald und ihre Stellung in der schwedischen Kulturpolitik von 1637 bis 1815]. Uppsala 1952; selbständig erschienen sind eine deutsche Zusammenfassung sowie statistische Beilagen zu dieser Untersuchung.
[12] Sten G. Lindberg: The Scandinavian Booktrade in the Eighteenth Century. In: Giles Barber und Bernhard Fabian (Hrsg.): Buch und Buchhandel in Europa im achtzehnten Jahrhundert. Hamburg 1981, S. 225-248 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 4)
[13] Vgl. Otto Waldes umfassende Darstellung der zwischen 1621 und 1706 als Kriegsbeute nach Schweden gelangten europäischen Büchersammlungen (s. o. Anm. 2). Eine der wenigen neueren Bestandsaufnahmen literarischer Kriegsbeute in einer schwedischen Bibliothek ist Lena Rangström: Krigsbyten på Skokloster [Kriegsbeute auf Schloß Skokloster]. Bålsta [1978] (Skokloster-studier 13)
[14] Åke Davidsson: The Collections of Early Music in Swedish Libraries. In: Fontis Artis Musicae 33 (1986) S. 135-145
[15] Vgl. die Übersicht zur Geschichte der schwedischen Schulbibliotheken in: Betänkande och förslag ..., S. 17-62 sowie das Gutachten von Lars Tynell: Läroverksbibliotekens äldre samlingar [Die älteren Sammlungen der Gymnasialbibliotheken]. Stockholm 1962 (Utredningar i skolfrågor 10). In neuerer Zeit wurde nur die Geschichte der Bibliothek in Skara umfassend dargestellt; s. Assar Larsson: Böcker och bibliotek i Skara från tidig medeltid till stormaktstidens slut [Bücher und Bibliotheken in Skara vom frühen Mittelalter bis zum Ende der Großmachtzeit]. In: Skara. Teil 1: Före 1700. Staden i stiftet [Vor 1700. Die Stadt im Bistum]. Arne Sträng (Red.). Skara 1986, S. 767-788; Bengt Stenberg: Stifts- och landsbibliotek i Skara 1700-1975 [Die Stifts- und Landesbibliothek in Skara 1700 bis 1975]. In: Skara. Teil 2: 1700-1970 Staden i länet [1700 bis 1970. Die Stadt im Regierungsbezirk]. Bo Andersson (Red.). Skara 1975, S. 529-544
[16] Am Beispiel des Heerführers, Politikers und Generalgouverneurs von Pommern, Carl Gustaf Wrangel, ausführlich dargestellt von Arne Losman: Carl Gustaf Wrangel och Europa. Studier i kulturförbindelser kring en 1600-talsmagnat [Carl Gustaf Wrangel und Europa. Studien zu den Kulturverbindungen eines Magnaten des 17. Jahrhunderts]. Mit deutscher Zusammenfassung. Stockholm 1980 (Lychnos-Bibliotek 33); vgl. auch ders.: Das Informationssystem und die deutschen kulturellen Verbindungen des schwedischen Magnaten Carl Gustav Wrangel. In: Leonard Forster (Hrsg.): Studien zur europäischen Rezeption deutscher Barockliteratur. Wiesbaden 1983, S. 119-128 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 11)
[17] Arne Losman: Drei schwedische Büchersammler des 17. Jahrhunderts. Per Brahe d. J., Carl Gustaf Wrangel, Magnus Gabriel De la Gardie. In: Dieter Lohmeier (Hrsg.): Arte et Marte. Studien zur Adelskultur des Barockzeitalters in Schweden, Dänemark und Schleswig-Holstein. Neumünster 1978, S. 159-172 (Kieler Studien zur deutschen Literaturgeschichte 13)
[18] Vgl. die Untersuchungen in der Reihe: Skokloster-studier (Stockholm 1969 ff.). Einen einführenden Überblick geben Sten G. Lindberg: Biblioteket på Skokloster [Die Bibliothek auf Schloß Skokloster]. In: Biblis (1976) S. 132-172 sowie für die ältesten Teile Arne Losman: Tre rekonstruerade 1600-tals bibliotek på Skokloster [Drei rekonstruierte Bibliotheken des 17. Jahrhunderts auf Schloß Skokloster]. In: Livrustkammaren/Journal of the Royal Armoury 11 (1968) Nr. 8, S. 227-240; auch abgedruckt in: Sten G. Lindberg und Arne Losman: Adelsböcker och stormansbibliotek [Bücher des Adels und Großmachtsbibliotheken]. Stockholm 1969 (Skokloster-studier 1). Einen Überblick in deutscher Sprache bietet der Ausstellungskatalog von Arne Losman, Elisabeth Westin und Sten G. Lindberg: Skokloster-böcker 1466-1840 [Skokloster-Bücher 1466 bis 1840]. Skokloster 1983 (Skokloster-studier 16); s. hierzu auch den Handbucheintrag Skokloster, Schloßbibliothek
[19] In dieser Zeit entwickelte sich u. a. in Skara eine lebendige provinzielle naturwissenschaftliche Kultur, umfassend beschrieben von Henrik Sandblad: 1700-talets lärda Skara [Das gelehrte Skara im 18. Jahrhundert]. In: Skara. Teil 2: 1700-1970 ..., S. 101-175. Deren Zentrum war die Veterinärmedizinische Anstalt [Veterinärinrättningen]; eine Beschreibung ihrer Bibliothek gibt Jörgen Elgström: En skattgömma för bokälskare [Eine versteckte Schatzkammer für Bücherliebhaber]. In: Bokvännen [Der Bücherfreund] 31 (1976) S. 31-36
[20] Der mit etwa 2000 Titeln nicht allzu umfangreiche historische Buchbestand der Kunstakademie ist aufgeteilt auf das Magazin, die Sondersammlungen und die Bibliothek des Jahres 1806 mit architektonischen, kunstgeschichtlichen und graphischen Publikationen vornehmlich aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
[21] Ihre Bibliothek enthält größere Bestände (12.000 Bände) älterer pharmakologischer, botanischer, medizinischer und chemischer Literatur seit dem 16. Jahrhundert, darunter etwa 40 Prozent Germanica.
[22] Vgl. Erik Hamberg: Olof Knös och 1700-talets lärda samlarkultur. Studier kring förmedling och samlande av böcker i Sverige under den gustavianska tiden [Olof Knös und die gelehrte Sammlerkultur des 18. Jahrhunderts. Studien zur Vermittlung und zum Sammeln von Büchern in Schweden während der gustavianischen Zeit]. Göteborg 1985 (Acta Universitatis Gothoburgensis. Gothenburg Studies in the History of Science and Ideas 7); Lars Lindholm: Johan Hinric Lidén. Lärd och resenär [Johan Hinric Lidén. Gelehrter und Reisender]. Uppsala 1978 (Acta Universitatis Upsaliensis. Studier i idé- och lärdomshistoria 1)
[23] Charakteristisch für die Bestände solcher Gutsbibliotheken sind französische Belletristik und Philosophie, naturwissenschaftliche Literatur und Suecana. Eines der besterhaltenen Beispiele ist die Bibliothek des Entomologen Charles De Geer auf Leufsta bruk (seit 1989 im Besitz der Universitätsbibliothek Uppsala; s. auch den Handbucheintrag).
[24] Vgl. das Verzeichnis von Auktionskatalogen bei Johan Axel Almquist: Sveriges bibliografiska litteratur [Schwedens bibliographische Literatur]. 3 Teile. Stockholm 1904-12; besonders Teil 2, S. 377-493, Nr. 4234-4951 (Privatbibliotheken). Die umfangreichste Studie über die Bücherauktionen des 18. Jahrhunderts ist Anita Ankarcrona: Bud på böcker: bokauktioner i Stockholm 1782-1801. Traditionen - böckerna - publiken [Das Bieten für Bücher: Buchauktionen in Stockholm 1782 bis 1801. Traditionen - Bücher - Publikum]. Stockholm 1989
[25] Am Beispiel Göteborgs untersucht von Gösta Lexta: Bok och samhälle i Göteborg 1720-1809 [Buch und Gesellschaft in Göteborg 1720 bis 1809]. Göteborg 1950
[26] Vgl. Gunnar Sahlin: 1700-talets lånebibliotek och den litterära publiken [Die Leihbibliotheken des 18. Jahrhunderts und das literarische Publikum]. In: Bibliotek. Tradition och utvecking. Festskrift till Lars-Erik Sanner [Bibliotheken. Tradition und Entwicklung. Festschrift für Lars-Erik Sanner]. Ingrid Cantwell (Red.). Stockholm 1991, S. 228-241; Margareta Björkman: Läsarnas nöje. Kommersiella lånebibliotek i Stockholm 1783-1809 [Zum Gefallen der Leser. Kommerzielle Leihbibliotheken in Stockholm 1783 bis 1809]. Uppsala 1992 (Skrifter utgivna av Avdelningen för litteratursociologi vid Litteraturvetenskapliga institutionen i Uppsala 29)
[27] Beispielhaft dargestellt von Bengt Utterström: Läsesällskap och lånebibliotek i Karlskrona 1794-1863. Idéströmningar och tidshändelser återspeglade i ett landsortsbibliotek [Lesegesellschaft und Leihbibliothek in Karlskrona 1794 bis 1863. Geistige Strömungen und Zeitgeschehen gespiegelt in einer Provinzbibliothek]. Karlskrona 1959 (Föreningen Gamla Karlskrona. Årsbok 1958/59)
[28] Albert Wiberg: Uppsala läsesällskap under dess första utvecklingsskede 1797-1824. Ett bidrag till Uppsala universitets historia [Die Lesegesellschaft in Uppsala während der ersten Entwicklungsphase 1797 bis 1824. Ein Beitrag zur Geschichte der Universität Uppsala]. Stockholm 1958 (Årsböcker i svensk undervisningshistoria 95/96); enthält auch Listen der zahlreichen angebotenen deutschen Zeitschriften.
[29] Albert Wiberg: Akademiska läsesällskapet i Lund 1812-1830 och dess föregngare [Die Akademische Lesegesellschaft in Lund 1812 bis 1830 und ihre Vorgänger]. Stockholm 1957 (Årsböcker i svensk undervisningshistoria 94)
[30] Axel Liljencrantz schildert die Versuche, vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern den Anschluß an die aktuellen Entwicklungen zu halten, am Beispiel von Eric Benzelius d. J., 1702 bis 1722 Universitätsbibliothekar in Uppsala: Eric Benzelius d. y:s naturvetenskapliga studier och biblioteksverksamhet [Die naturwissenschaftlichen Studien Eric Benzelius d. J. und seine Bibliotheksarbeit]. In: Corona amicorum. Studier tillägnade Tönnes Kleberg [Studien gewidmet Tönnes Kleberg]. Uppsala 1968, S. 139-152 (Acta Bibliothecae Regiae Universitatis Upsaliensis 15)
[31] Dieses Bild vermittelt z. B. Åke Åberg: Västerås mellan Kellgren och Onkel Adam. Studier i provinsens litterära villkor och system [Västerås zwischen Kellgren und Onkel Adam. Studien zu Bedingungen und Strukturen literarischer Kultur in der Provinz]. Västerås 1987 (Västerås kulturnämnds skriftserie 15)
[32] Allgemeine Hinweise in: Betänkande och förslag ..., S. 23-24. Die Bibliothek des Gymnasiums in Härnösand als Ergebnis der auf die Schulordnung von 1724 hin einsetzenden Bemühungen beschreibt Arvid G. Elg: Härnösands gymnasiebibliotek 1790 [Die Bibliothek des Gymnasiums in Härnösand 1790]. Stockholm 1979 (Årsböcker i svensk undervisningshistoria 143)
[33] Charakteristisch für die Rezeption deutscher Literatur ist die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Uppsala herausgegebene ,,Bibliothek der deutschen Classiker``; s. hierzu Claes Skarstedt: Bibliothek der deutschen Classiker. Ett svenskt förlagsprojekt under romantikens genombrottsår [Bibliothek der deutschen Classiker. Ein schwedisches Verlagsprojekt in der Zeit des Durchbruchs der Romantik]. In: Bokvännen [Der Bücherfreund] 45 (1990) S. 125-128
[34] Ein Beispiel ist der hohe Anteil der ,,Collection of British Authors`` (1841 ff.) des Leipziger Bernhard Tauchnitz-Verlags in schwedischen Bibliotheken. Die größte schwedische Sammlung (über 1900 Bände) findet sich in der Bernadotte-Bibliothek, der heutigen königlichen Privatbibliothek; s. Merete Licht: Baron Tauchnitz - en tysk gentleman og ,,hofdameromanerne`` [Baron Tauchnitz - ein deutscher Gentleman und die ,,Hofdamenromane``]. In: Magasin fra Det kongelige Bibliotek [Magazin der Königlichen Bibliothek] 7 (1993) Heft 4, S. 29-54 [insbesondere S. 53]
[35] Vgl. den Handbucheintrag Stockholm, Königlich Technische Hochschule; ferner Henrik Björck: ,,På de tillfälliga uppfinningarnas oroliga haf``. Tekniska tidskrifter i Sverige 1800-1870 [,,Auf dem unruhigen Meer der zufälligen Erfindungen``. Technische Zeitschriften in Schweden 1800 bis 1870]. In: Polhem. Tidskrift för teknikhistoria [Polhem. Zeitschrift für Technikgeschichte] 4 (1986) S. 57-126
[36] Bo Lindberg: Humanism och vetenskap. Den klassiska filologien i Sverige från 1800-talets början till andra världskriget [Humanismus und Wissenschaft. Die Klassische Philologie in Schweden vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg]. Stockholm 1987 (Lychnos-Bibliotek 36) [insbesondere S. 306-311]
[37] Gustaf Wingren: Deutscher Einfluss (sic) auf Kirche und Theologie in Schweden 1870-1933. In: Helmut Müssener (Hrsg.): Nicht nur Strindberg: Kulturelle und literarische Beziehungen zwischen Schweden und Deutschland 1870-1933. Stockholm 1979, S. 150-159 (Acta Universitatis Stockholmensis. Stockholmer Germanistische Forschungen [25])
[38] Die Wiederentdeckung dieser Bibliothek beschreibt Ove Hagelin: Svenska läkaresällskapets bibliotek [Die Bibliothek der Schwedischen Ärztegesellschaft]. In: Bokvännen [Der Bücherfreund] 45 (1990) S. 50-60. Hagelin hat außerdem zwei illustrierte und kommentierte Auswahlkataloge herausgegeben: Rare and important medical books in the Library of the Swedish Society of Medicine. A descriptive and annotated catalogue. Stockholm 1989; The byrth of mankynde otherwyse named The womans booke. Embryology, obstetrics, gynaecology through four centuries; an illustrated and annotated catalogue of rare books in the library of the Swedish Society of Medicine. Stockholm 1990
[39] Ihre Bibliothek enthält heute einige tausend ältere ökonomische, land- und forstwirtschaftliche Titel.
[40] Bemerkenswert ist vor allem die Literatursammlung zur Geschichte der Elektrizität und des Magnetismus in dem der Hochschule angegliederten Institut für die Geschichte der Elektrizität; s. Stig Ekelöf: Catalogue of Books and Papers in Electricity and Magnetism belonging to the Institute for the History of Electricity. Göteborg 1991. Diese Bibliothek wurde in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts aufgelöst und 1998 als Depositum der Hagströmer-Bibliothek des Karolinischen Instituts übergeben.
[41] Zu den ersten Jahrzehnten ihrer Geschichte s. Göteborgs stadsbibliotek 1891-1841. Minnesskrift [Die Stadtbibliothek Göteborg 1891-1941. Festschrift]. [Göteborg] 1941 (Acta Bibliothecae [Universitatis] Gothoburgensis 1)
[42] Neben größeren Beständen einschlägiger Fachliteratur enthält sie eine Sondersammlung mit Literatur über die Kunst des Schreibens und Zeichnens, beschrieben von Thomas Lidman: John Ekström och hans boksamling [John Ekström und seine Bibliothek]. In: Bokvännen [Der Bücherfreund] 42 (1987) S. 179-187; s. auch Ove Hagelins illustrierten und kommentierten Auswahlkatalog: The art of writing and drawing. A selection of one hundred books from the Ekström Collection in the National Library for Psychology and Education, Stockholm. Stockholm 1987
[43] Sie enthält Bücher aus dem Besitz verschiedener Militärorganisationen und von Offizieren, insgesamt ca. 160.000 Bände mit den Schwerpunkten Kriegs- und Militärgeschichte, Kriegswesen, angewandte Mathematik und Naturwissenschaften. Umfangreich sind die Sammlungen von militärischen Zeitschriften seit dem Ende des 18. Jahrhunderts und von Handbüchern über Befestigungs- und Artilleriewesen (16. bis 18. Jahrhundert). Von einigen übernommenen Bibliotheken liegen ältere gedruckte Kataloge vor, z. B. über die Sammlungen der Generalstabsbibliothek und die Bibliotheken der Königlichen Artillerie- und Ingenieurhochschule sowie der Kriegswissenschaftsakademie.
[44] Sie umfaßt mit der Sjögren-Bibliothek, einer Schenkung Hjalmar Sjögrens, eine große Sammlung von Literatur zur Geschichte der Naturwissenschaften; s. Sten G. Lindberg: Från skapelsetro till naturlagar. Idéhistorisk översikt över banbrytande bokverk i Hjalmar Sjögrens bibliotek [Vom Schöpfungsglauben zu den Naturgesetzen. Ideengeschichtliche Übersicht über bahnbrechende Werke in der Bibliothek Hjalmar Sjögrens]. Stockholm 1959; Stig Ekelöf: Från Euklides till Newton. Tvåtusen års matematik och naturvetenskap speglade i Ingenjörsvetenskapsakademiens Sjögrensbibliotek [Von Euklid bis Newton. Zweitausend Jahre Mathematik und Naturwissenschaften in der Sjögren-Bibliothek der Akademie der Ingenieurwissenschaften]. Stockholm 1973 (Kungliga bibliotekets utställningskatalog 66)
[45] Sveriges offentliga bibliotek Accessions-katalog [Neuerwerbungskatalog der öffentlichen (wissenschaftlichen) Bibliotheken in Schweden]. Bd 1 (1886)-. Stockholm 1887 ff.
[46] Ein Beispiel ist die heutige Bibliothek der Rudbeck-Schule in Örebro; s. Betänkande och förslag ..., S. 218-225
[47] Åke Åberg: Från Luther till LIBRIS - folkbibliotekens historia i Sverige [Von Luther bis LIBRIS - Die Geschichte der Volksbibliotheken in Schweden]. In: Förr och Nu [Gestern und Heute] 6 (1979) Heft 4, S. 5-36
[48] Die De Geer/Ekmansche Finspong-Bibliothek, von der Stadt Norrköping 1904 käuflich erworben, bildet zusammen mit der ehemaligen Gymnasialbibliothek vom Ende des 18. Jahrhunderts den Hauptteil des umfangreichen historischen Bestandes in der heutigen Stadtbibliothek Norrköping. Ihre Geschichte schildert Bernhard Lundstedt: Katalog öfver Finspongs Bibliotek [Katalog der Finspong-Bibliothek]. Stockholm 1883, S. 3-13; s. auch Betänkande och förslag ..., S.122-130
[49] Siehe hierzu Margareta Hornwall: Det nya Ultunabiblioteket [Die neue Ultuna-Bibliothek]. In: Nordisk tidskrift för bok- och biblioteksväsen [Nordische Zeitschrift für Buch- und Bibliothekswesen] 64 (1977) S. 102-116
[50] Vgl. Tomas Lidman und Kajsa Tengnér: Ett universitetsbiblioteks födelse. Stockholms universitets boksamlingar 100 år [Die Geburt einer Universitätsbibliothek. Die Bibliotheken in der Universität Stockholm in den vergangenen 100 Jahren]. In: Bokvännen [Der Bücherfreund] 35 (1980) S. 3-12
[51] Eine inhaltliche Übersicht bietet Tönnes Kleberg: Hvitfeldtska läroverkets i Göteborg bibliotek [Die Bibliothek des Hvitfeldtschen Gymnasiums in Göteborg]. In: Nordisk tidskrift för bok- och biblioteksväsen [Nordische Zeitschrift für Buch- und Bibliothekswesen] 29 (1942) S. 43-79
[52] Gunilla Jonsson: Retrospective bibliography: the eighteenth century. The Swedish scene. In: Franz Georg Kaltwasser und John Michael Smethurst (Hrsg.): Retrospective Cataloguing in Europe: 15th to 19th Century Printed Materials. Proceedings of the International Conference, Munich 28th - 30th November 1990. München 1992, S. 87-93 (Bibliothekspraxis 31)
[53] Einar Hansens Bibliothek wird ausführlich beschrieben von S. Artur Svensson: Allhems Förlags bokhistoriska samling. Ett museum typographicum i svensk förlagsmiljö [Die buchhistorische Sammlung des Allhem Verlags. Ein Museum typographicum im schwedischen Verlagsmilieu]. In: Bogvennen [Der Bücherfreund] (1965-67) S. 137-171
[54] Die Bibliothek der Lesegesellschaft in Karlskrona (1760-1830) ist heute Teil der Bibliothek der dortigen Chapman-Schule; s. Sten G. Lindberg: Utfärden till Blekinge [Ausflug nach Blekinge]. In: Biblis (1979) S. 188-200 [insbesondere S. 193-197]


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.