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Herlufsholms Bibliotek

Bibliothek Herlufsholm


Adresse. Odense Universitetsbibliotek, Campusvej 55, 5230 Odense M
Telefon. 66 15 86 00
Telefax. 66 15 81 62
e-mail. [onb@freja.on.dk]
Bibliothekssigel. <OUB>

Unterhaltsträger. Odense Universitetsbibliotek [Universitätsbibliothek Odense]
Funktion. Öffentliche Bibliothek.
Sammelgebiete. Ältere Literatur der Gebiete Theologie, Rechtswissenschaft, Klassische Philologie, Dänische Geschichte (einschl. Personalgeschichte) und Schöne Literatur. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-19 Uhr, Freitag 8-16 Uhr; am jeweils letzten Samstag des Monats von Februar bis April sowie von September bis November 10-13 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät (für nicht-verklausuliertes Material), Mikrofiche-Lesegerät, Fotowerkstatt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Bahnhof Busverbindung (Linien 41 oder 42) bis Endstation. - Parkmöglichkeiten vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1565 gründete Reichsrat und Admiral Herluf Trolle (1516-1565) im Süden Seelands die Schule Herlufsholm und die dazugehörige Bibliothek. Als Trolle im selben Jahr starb, schenkte seine Witwe Birgitte Gjøe die gemeinsame Privatbibliothek der Schule. Es handelte sich hierbei um ca. 50 Bde, zum überwiegenden Teil theologischen Inhalts, die bis heute erhalten geblieben sind. Im 16. und 17. Jh war der Bestandszuwachs der Schulbibliothek zunächst unerheblich.

1.2 Als der Buchsammler Graf Otto Thott zu Gavnø (1703-1785) im Jahre 1763 Vorsteher der Schule wurde, war der Bestand auf ca. 300 Bde angewachsen. Thott, der selbst die umfangreichste dänische Privatbibliothek seiner und späterer Zeit besaß, schenkte der Schulbibliothek in den Jahren 1777 bis 1783 insgesamt 5542 Bde. Von Geheimrat Christian Brandt (1735-1805), der 1788 Schulvorsteher wurde, erhielt die Bibliothek im Jahre 1805 als testamentarische Schenkung 6297 Bde. Anläßlich des 300. Geburtstages von Herluf Trolle im Jahre 1816 wurden die Bestände durch zahlreiche Schenkungen bereichert, u. a. vom dänischen Königshaus. 1831 hinterließ der langjährige Inspektor der Schule, Hauptlehrer Hans Böchmann Melchior (1773-1831), der Bibliothek 1446 Bde als testamentarische Schenkung. Im Jahre 1865 umfaßte die Schulbibliothek einen Bestand von ca. 19.000 Bdn.

1.3 1882 erschien der erste gedruckte Systematische Katalog zu den inzwischen vorhandenen ca. 23.000 Bdn der Sammlung, der von der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen überarbeitet wurde. Ein gedruckter Nachtrag erschien 1897 (s. u. 3). Die Aufstellung der Bücher erfolgte nun tsprechend der Systematik des Katalogs. Der seit 1897 recht erhebliche Zuwachs wurde nach dem gleichen System katalogisiert und aufgestellt, darunter auch der Nachlaß des Kammerherrn Anton Groothoff (

†1923) mit ca. 7000 Bdn. 1915 konnte die Bibliothek in ein neues und zeitgemäßes Gebäude einziehen.

1.4 Im Jahre 1968 verkaufte die private Stiftung Herlufsholm ihre Bibliothek der 1966 gegründeten Universität in Odense. Am 1. April 1969 wurde fast die gesamte alte Sammlung der Bibliothek Herlufsholm (ca. 40.000 Bde) in die Universitätsbibliothek überführt, wo sie als Sondersammlung aufbewahrt wird. In Herlufsholm verblieben neben der neueren Sammlung als Handbibliothek für die Schüler und Lehrer aber einige Kostbarkeiten, u. a. die Bücher aus dem persönlichen Besitz von Herluf Trolle und Birgitte Gjøe sowie die Handschriftensammlung (insgesamt 10.000 Bde).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Den folgenden Bestandsangaben liegen repräsentative Auszählungen von 35 Prozent der Titel im gedruckten Katalog zugrunde. Dies bedingt, daß der erhebliche Zuwachs seit 1897 nicht berücksichtigt worden ist. Die Drucke werden nach drei Kategorien unterschieden: deutschsprachige Drucke aus dem deutschen Sprachgebiet (Deutsch I); anderssprachige Drucke aus dem deutschen Sprachgebiet (Deutsch II); übrige historische Drucke (Andere). Im dänischen Königreich gedruckte deutschsprachige Werke sind in der Kategorie Deutsch I erfaßt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der historische Bestand ausländischer Drucke (mit der unter 2.1 erwähnten Einschränkung) umfaßt 18.710 Bde. Davon sind 9 Bde Inkunabeln, 824 Bde entfallen auf das 16. Jh, 3269 auf das 17. Jh, 9213 auf das 18. Jh und 5395 auf das 19. Jh. Die Inkunabeln stammen bis auf einen Band aus der Schenkung des Grafen Otto Thott.

2.3 Unter den 9 Inkunabeln sind Johannes Trithemius, De scriptoribus ecclesiasticis (Basel 1498), Revelationes. -Vita abbreviata S. Brigittae. -Hymnus ad Beatam Birgittam (Lübeck 1492), das Decretum des Gratian (Straßburg 1492), Pius II., Epistolae familiares (Nürnberg 1496) und Hartmann Schedels Liber chronicarum (Nürnberg 1493). Von den Werken des 16. Jhs sind 325 (39,44 Prozent) aus den Kategorien Deutsch I und II. Darunter finden sich mehrere niederländische Bibeln und eine Reihe Originalausgaben der Werke Luthers, Melanchthons und anderer Reformatoren. Aus dem 17. Jh sind 1435 von insgesamt 3269 Bdn Germanica, d. h. 43,9 Prozent. Aus dem 18. Jh liegen Germanica in 6177 von insgesamt 9213 Bdn vor (67,05 Prozent), darunter mehrere Originalausgaben von deutschen Klassikern, z. B. Lessing. Im 19. Jh ist der Anteil deutscher Drucke mit 4234 Bdn (78,51 Prozent) besonders hoch.

Systematische Übersicht

2.4 Obgleich ein Großteil der Sammlung durch Schenkungen und nicht durch systematisches Sammeln in die Bibliothek kam, weist der historische Bestand doch ein universales fachliches Gepräge auf. Bestandsschwerpunkte bilden die Gruppen Theologie, Geschichte, Klassisches Altertum, Schöne Literatur und Literaturgeschichte.

2.5 In den umfangreichsten Gruppen des Katalogs von 1882 ist auch der Anteil deutscher Drucke erheblich. Das umfangreichste Fach ist Geschichte mit insgesamt 4229 Bdn und einem deutschen Anteil von 2646 Bdn (62,57 Prozent). Es folgt die Theologie mit insgesamt 2336 Bdn und einem deutschen Anteil von 1616 Bdn (69,18 Prozent). Das Klassische Altertum ist mit 1942 Bdn vertreten, davon sind 1196 deutsch (61,59 Prozent). Das Fach Neuere Literatur, Briefe und Reden umfaßt 1672 Bde, von denen 1236 Germanica sind (73,92 Prozent); die Literaturgeschichte mit insgesamt 1312 Bdn verzeichnet mit 1204 Bdn den höchsten Anteil deutschsprachiger Werke (91,77 Prozent). Zu Philosophie und Pädagogik liegen 934 Bde vor, davon sind 635 Germanica (67,99 Prozent).

2.6 Die Gruppe Theologie schließt eine Bibelsammlung ein, in der sich die erste dänische Übersetzung des Neuen Testaments, Thet Nøye testamenth. Christiern II.'s nye Testamente (Wittenberg 1524), und weitere im 16. Jh in Deutschland gedruckte Bibelausgaben finden (z. B. aus Rostock, Magdeburg und Wittenberg). Werke der Reformatoren und ihrer Gegner sind umfangreich vertreten. Titel von Luther, Melanchthon und Erasmus liegen in zahlreichen zeitgenössischen Ausgaben vor. Die komplette dänische Ausgabe von Hans Thomissøns Gesangbuch (Den danske Psalmebog, Kopenhagen 1569) ist die einzige in Dänemark erhaltene.

2.7 In der Gruppe Schöne Literatur sind erwähnenswert Reinicke Foss in der ersten dänischen Ausgabe (Lübeck 1555) sowie Originalausgaben von Lessings Emilia Galotti (Berlin 1772). Den Bestand der Bibliothek ergänzen bemerkenswerte kartographische Werke (z. B. von Braun und Merian).

3. KATALOGE

Verzeichnis der Bibliothek

[hschr.; systematisch und alphabetisch geordnet; um 1800]

Katalog over Herlufsholms Skoles Bogsamling [Katalog zur Büchersammlung der Schule Herlufsholm]. Vorwort von J. Forchhammer. København 1882; Nachtrag København 1897

Die Bestände der Sondersammlung sind überdies in den Katalogen der Universiätsbibliothek Odense verzeichnet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Nielsen, Lauritz: Danske Stifts- og Skolebiblioteker. Deres historiske Udvikling og deres nuværende og fremtidige Stilling [Dänische Stifts- und Schulbibliotheken. Ihre historische Entwicklung und ihre gegenwärtige und zukünftige Stellung]. København 1925 [zur Bibliothek Herlufsholm, S. 40-48]

Kruse Skov, Torill: Herlufsholm Skoles Bibliotek. En historisk redegørelse [Die Schulbibliothek Herlufsholm. Eine historische Darstellung]. 1975 [Ms. in der Universitätsbibliothek Odense]

Riis, John: Herlufsholm Skoles Bibliotek [Die Schulbibliothek Herlufsholm]. In: Odenses bibliotekshistorie [Die Bibliotheksgeschichte von Odense]. Torben Nielsen (Red.). Odense 1990, S. 167-175

Stand: Oktober 1998

Jakob H. Grønbæk

Birgit Stauning


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.