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Bibliothek der Benediktinerabtei

Adresse. Benediktinerabtei Michaelbeuern, 5152 Michaelbeuern
Telefon. (06274) 81 16-0

Unterhaltsträger. Benediktinerabtei Michaelbeuern
Funktion. Stiftsbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Philosophie, Geschichte, Geographie, Literatur.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nur nach schriftlicher Voranmeldung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät im Stift.
Gedruckte Information. Abtei Michaelbeuern (Kleiner Kunstführer). St. Peter, Salzburg 1987.
Hinweise für anreisende Benützer. Westbahn bis Salzburg, ab Bahnhof Bundesbus nach Michaelbeuern (nur werktags). - A 1 bis Wallersee, dann Landesstraße bis Michaelbeuern.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Für die Anfangszeit des in der ersten Hälfte des 8. Jhs gegründeten Stiftes Michaelbeuern kann noch nicht vom Vorhandensein einer Bibliothek im eigentlichen Sinn gesprochen werden. Die Bücher wurden wohl zusammen mit den für die Liturgie benötigten Werken in der Sakristei aufbewahrt. Im 10. Jh wurde die Gegend mehrmals von Magyaren heimgesucht und verwüstet. Erst nach dem Sieg auf dem Lechfeld (955) konnten die Mönche von Michaelbeuern wieder ein geregeltes Ordensleben führen. Eine neuerliche Zäsur in der Geschichte des Klosters bedeutete das Jahr 1364, als durch eine Brandkatastrophe auch zahlreiche Hss. vernichtet wurden.

1.2 Die Dienstbücher des Abtes Georg Liebenknecht (reg. 1440-1472) geben u. a. Auskunft über Ausgaben für Bücherkäufe sowie für Schreiber- und Buchbinderlöhne. Unter ihm wirkten z. B. der Schulmeister Wenzeslaus Klokoter (Abschrift einer Erklärung der Benediktiner-Mönchsregel) und der Mönch-Diakon Leonardus, dem die prachtvollen Initialen des großen Pergament-Antiphonars von 1458 zu verdanken sind. Der Abt betätigte sich selbst als Schreiber, ebenso sein Nachfolger, Abt Benedikt (reg. 1477-1483).

1.3 Ein Zustandsbericht über die Bibliothek ist aus dem Jahr 1592 überliefert: Im Kloster hat es keine ordentliche Bibliothec oder Liberey, allein in ainer Stuben oder Chammer ...sein etlich alte Bücher, welche in beyliegenden Cataloge beschrieben sein, so der Schreiber des Hofrichters, Martin Schönlein. Besagter Katalog war 1846 nicht mehr auffindbar. Der älteste erhaltene Bücherkatalog wurde von P. Konrad Mader in den Jahren 1664/1665 angelegt. Er erfaßt jedoch sicherlich nicht alle damals vorhandenen Bücher. 1711 legte P. Joseph Fux einen neuen Bücherkatalog an, 1825 und 1846 nahm P. Michael Filz die Katalogisierungsarbeiten auf. Benediktinerabtei

1.4 Um die Bibliothek machte sich auch Abt Johannes Süß (reg. 1567-1580) verdient. Mehrere bemerkenswerte Einbände, u. a. der des Antiphonars von 1458, tragen sein Supralibros. Sein Nachfolger, Abt Wolfgang Burger (reg. 1585-1592), erwarb die Büchersammlung des Pfarrers von Schörfling, Pastor Johannes Süß, ain ganzen Kasten voll. Abt Ulrich Hofbauer (reg. 1614-1626), dessen Exlibris zahlreiche Bücher aufweisen, sorgte für eine Neuordnung des Bibliotheksbestandes. Seit dieser Zeit verwendeten die Äbte bis zu Friedrich Königsberger (reg. 1876-1905) einen Stempel als Supralibros oder ließen die Anfangsbuchstaben ihres Namens auf die Buchrücken pressen. Der auf Hofbauer folgende Abt Lampert Pichler (reg. 1626-1636) erwarb 8 Inkunabeln und mindestens 10 Frühdrucke von Georg Lupperger.

1.5 Nicht nur die Äbte, auch die Patres, die vielfach an der Salzburger Universität oder am Lyzeum tätig waren, trugen zur Erweiterung des Bibliotheksbestandes bei. Hinzu kamen im 17. Jh die Bibliotheken verstorbener Pfarrherren, so der Nachlaß von Konrad Knör (1636), Georg Kugler (1649), Georg Pfaffel, Johann Kaspar Siffert (1694) und Michael Mayr. Der Berndorfer Pfarrer Tobias Khnaffer (1656) vermachte seine mehr als 100 Bde umfassende Büchersammlung ebenfalls dem Kloster. Dr. Johannes Christoph Mezger (1594), der Mitbegründer der Salzburger Studienbibliothek, schenkte der Abtei die um 1300 verfaßte Chronica Martinis; überdies tragen bedeutende Werke zum Kirchen- und Profanrecht sowie zu Geographie und Geschichte sein Exlibris.

1.6 1738 erhielt die Bibliothek den Büchernachlaß des Pfarrers Wolfgang Carl Daniel, 470 Bde im Schätzwert von 984 Gulden. 7 Klebebände, deren Grundstock Landkarten bildeten, kamen aus dem Besitz des Pfarrers Johann Baptist Vierthaler an die Abtei. Die mittlerweile beträchtlich angewachsene Büchersammlung erforderte bald größere Räumlichkeiten, sodaß Abt Anton Moser (reg. 1765-1783), der an der Salzburger Benediktiner-Universität als Lehrender tätig war, mit dem Neubau des Konventtraktes die Errichtung eines Bibliothekssaales (1769 bis 1779) verband, für den aber erst 1796 die Schränke bereitgestellt wurden.

1.7 Die auf den Ersten Weltkrieg folgende Wirtschaftskrise ließ auch das Kloster nicht unbeeinträchtigt, und manches wertvolle Buch mußte veräußert werden. Unter Abt Josef II. Müller (reg. 1919-1923) wurde P. Augustin Jungwirth aus der Abtei St. Peter in Salzburg als Bibliothekar nach Michaelbeuern berufen. Er ordnete die Bibliothek neu und legte einen Autoren- und Sachkatalog an, die beide heute noch in Gebrauch sind. Den Zweiten Weltkrieg überstanden Stift und Bibliothek weitgehend unbeschadet. Für die stets wachsende Zahl neuerer Bücher wurden 1957 zwei Räume neben dem Refektorium eingerichtet, bis unter Abt Roman Hinterhöller (reg. 1969-1982) ein vierstöckiges Büchermagazin geschaffen wurde (1979 vollendet). In diesem sind nun die neueren Bücher sachgemäß untergebracht und harren der Katalogisierung. Ein Stockwerk dieses Baus ist den Zeitschriften vorbehalten. Die wichtigsten Lexika und Nachschlagewerke sind in einer Handbibliothek den Konventualen jederzeit zugänglich. Durch Schenkungen und Vermächtnisse, in bescheidenem Ausmaß durch Ankauf, erfährt die Bibliothek immer wieder Zuwachs an z. T. wertvollen Büchern.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von rund 40.000 Bdn sind ca. 26.300 Bde bis 1900 erschienen. Neben 510 Inkunabeln gibt es 2450 Bde aus dem 16. Jh, 5720 aus dem 17. Jh, 9880 aus dem 18. Jh und 7725 aus dem 19. Jh. Die Zahlen wurden durch Hochrechnung ermittelt, die Angaben zur Systematischen Übersicht durch Zählung an den Regalen. Es handelt sich um gerundete Zahlen.

2.2 Die Sprachen Deutsch (13.910 Bde) und Latein (11.100) dominieren. 545 Bde liegen in Französisch vor, 390 in Italienisch, 270 in Griechisch, 40 in Hebräisch, 20 in Englisch und 10 in Tschechisch.

Systematische Übersicht

2.3 Der Bestand der Stiftsbibliothek ist in Schränken z. T. systematisch angeordnet. Vier davon enthalten Biblica: Gesamt- und Teilausgaben der Heiligen Schrift (190 Bde), Kommentare zur Bibel und zu Teilen der Bibel (200 Bde), Kommentare und Quaestiones von Kirchenlehrern (200 Bde), u. a. von Ambrosius, sowie Bibelkonkordanzen (270 Bde); auch das Magnum theatrum vitae humanae (Köln 1631 und Lyon 1678) von Laurentius Beyerlinck ist hier aufgestellt. Im Anschluß daran folgen Kompendien der Theologie, Werke zur Dogmatik und Sakramentenlehre (560 Bde). 540 Bde entfallen auf theologische Vorlesungen, Kommentare zu den Schriften des Thomas von Aquin und auf die Theologia scholastica. Theologisch-philosophische Anmerkungen zur Bibel und Werke des Hugo de Sancto Charo ergeben 100 Bde.

2.4 620 Bde betreffen die Moraltheologie (u. a. Bibliotheca moralis, Augsburg, Graz 1732). Die Literatur zum Kirchenrecht umfaßt 820 Bde - neben allgemeinen Abhandlungen Dekretalien, Bullarien und Ausgaben des Corpus iuris canonici samt Kommentaren. In etwa gleich groß ist der Bestand an Predigten. Unter den 825 Bdn finden sich auch Werke des Johannes Eck in Ausgaben des 16. Jhs. Rund 400 Bde widmen sich der Kirchengeschichte, darunter zahlreiche Standardwerke, wie die Annales ecclesiastici des Caesar Baronius (1641), 750 den Bereichen Pädagogik und Katechetik. Den größten Anteil am theologischen Buchgut (1410 Bde) haben die Werke zu Meditation, Gebetsleben, Aszetik und Mariologie. Viele davon sind in Italienisch und Französisch verfaßt.

2.5 Die Schränke auf der Galerie enthalten größtenteils nicht-theologische Bücher. Die deutsche Literatur (710 Bde) ist mit Werken aller bedeutenden Dichter vertreten (Wieland, Klopstock, Lessing, Goethe, Grillparzer etc.). 1960 Bde sind Lexika, Wörterbücher, allgemeines Schrifttum und Varia (z. B. Buch der Erfindungen, 1876), wobei die lexikalischen Werke (Speziallexika, Konversationslexika) überwiegen. Der Bestand zur Philosophie zählt 520 Bde, darunter Abhandlungen zur Religionsphilosophie und zur Philosophia moralis.

2.6 Die Literatur zur Rechtswissenschaft (800 Bde) schließt auch Werke zum bayerischen bürgerlichen Recht mit ein. Mit der Geschichte Bayerns befassen sich 470 Bde - allgemeine Darstellungen, Quellenwerke, Regesten, Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften usw. Zusammen in einem Schrank angeordnet sind literarische Werke (z. B. Bibliothek historischer Classiker aller Nationen, 1817 ff.) und Titel zur allgemeinen Geschichte bzw. Weltgeschichte (insgesamt 430 Bde). Ebenfalls nicht getrennt aufgestellt sind die Bestände zu Baukunst, Malerei und Ökonomie (470 Bde) sowie Werke zu Physik, Astronomie, Naturlehre etc. (830 Bde, darunter Johann-Jacob Eberts Naturlehre, 1875). Ca. 300 Austriaca und ebensoviele Salisburgensia sind im Handschriftenzimmer untergebracht.

3.KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Autoren- und Sachkatalog

[beide in Zettelform angelegt von P. Augustin Jungwirth, z. T. hschr., z. T. mschr. fortgeführt von P. Werigand Mayr]

3.2 Historische Kataloge

Bücherkatalog von 1664/1665

[angelegt von P. Konrad Mader]

Bücherkatalog von 1711 [angelegt von P. Joseph Fux]

Catalogus librorum, qui in bibliotheca monasterii S. Michaelis in Beuern ...asservantur, prima pars, continens manuscripta et incunabula

[1825 erstellt von P. Michael Filz]

Katalog von 1846 [erstellt von P. Michael Filz]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Schäfer, P. Willibald (OSB): Geschichte des Benediktinerstiftes Michaelbeuern [2 Bde, hschr., 875 Seiten, gebunden]

Dienstbücher des Abtes Georg Liebenknecht

[Stiftsarchiv Michaelbeuern]

4.2 Darstellungen

Buberl, Paul: Die Kunstdenkmale des Benediktinerstiftes Michaelbeuern in Salzburg. Sonderdruck der Österreichischen Kunsttopographie Band X, 2. Teil. Wien 1913 [S. 67 kurze Beschreibung des Bibliothekssaals]

Hahnl, Adolf: Abtei Michaelbeuern. Salzburg 1987 [passim]

Lauterbacher, Franz: Geschichte der Bibliothek. In: Benediktinerabtei Michaelbeuern. Hrsg. von der Benediktinerabtei Michaelbeuern. Michaelbeuern 1985, S. 273-282

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Boberski, Heiner: Die Periochen- und Libretto-Sammlung im Benediktinerstift Michaelbeuern. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 86 (1975) Heft 3-4, S. 761-795

Holter, Kurt: Mittelalterliche Buchkunst in und aus dem Stift Michaelbeuern. In: Benediktinerabtei Michaelbeuern. Hrsg. von der Benediktinerabtei Michaelbeuern. Michaelbeuern 1985, S. 248-262

Stand: November 1994

Berthold Egelseder O.S.B.


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.